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Das Vitztumamt Rheingau oder Vizedomamt Rheingau war eine Verwaltungseinheit in Kurmainz und umfasste die Region des heutigen Rheingaus zeitweise auch rheinhessische Gebiete und die Besitzungen von Kurmainz im Naheraum in der Pfalz und im heutigen Hessen bis hin in den Westerwald An der Spitze dieses Verwaltungsgebietes stand der Vizedom des Rheingaus Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Die Veroneser Schenkung 1 2 Territorialisierung 1 3 Rheingauer Weistum von 1324 1 4 Verwaltungsreform von 1770 1 5 Auflosung 1803 2 Gebiet 3 Organisation 4 Personlichkeiten 4 1 Vizedome des Rheingaus 4 2 Amtskeller 5 Literatur 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Veroneser Schenkung Bearbeiten Der Erzbischof von Mainz hatte bereits zu karolingischer Zeit Rechte im Rheingau erworben Mit der Veroneser Schenkung entstand 983 ein geschlossenes Herrschaftsgebiet vergleichbar mit anderen Grafschaften des Reiches Die Veroneser Schenkung war eine Schenkung Kaiser Ottos II an das Mainzer Erzbistum unter dem Erzbischof Willigis auf dem Reichstag in Verona am 14 Juni 983 Auf diesem wurden eine Reihe von Beschlussen gefasst die die Reichsfursten starkten Nach der Niederlage des Kaisers bei der Schlacht am Kap Colonna war dessen Position stark geschwacht Die Schenkung umfasste die konigliche Grundherrschaft uber die Landschaft Rheingau einschliesslich Bingen Die bereits fur Mainz bestehenden Rechte wurden bestatigt neue Besitzungen und Rechte zwischen Niederwalluf und Lorchhausen wurden an das Erzbistum ubertragen 1 Territorialisierung Bearbeiten Der Prozess der Territorialisierung setzte im Rheingau fruh ein Der Rheingau hatte durch die nicht erbliche Position des Erzbischofs von Anfang an nicht nur den Charakter eines Personenverbandsstaates sondern auch den Charakter eines Flachenstaates Der Beginn einer reinen Landesherrschaft kann auf das Jahr 1220 datiert werden Um die Herrschaft der Staufer uber seinen Tod hinaus zu sichern liess Friedrich II 1220 auf einer Reichsversammlung in Frankfurt seinen Sohn Heinrich VII zum Konig wahlen Dies konnte er nur erreichen indem er den geistlichen Fursten eine so grosse Anzahl an Privilegien gewahrte dass diese Confoederatio cum principibus ecclesiasticis faktisch den Beginn einer Landesherrschaft der geistlichen Fursten also auch des Kurmainzischen Staates darstellte Das Amt des Vizedoms war historisch ein Hofamt Seit der Amtszeit von Adalbert I von Saarbrucken also etwa ab 1120 war daraus ein territoriales Amt geworden Der Vicedominus Moguntinus war nun verantwortlich fur Mainz und dessen Hinterland den Rheingau und die Besitzungen von Mainz im Naheraum in der Pfalz und im heutigen Hessen bis hin in den Westerwald Die Besitztumer von Mainz ausserhalb des Rheingaus waren zersplittert und gingen ab dem 13 Jahrhundert vielfach verloren In der 2 Halfte des 15 Jahrhunderts erfolgte die Trennung des Vizedomamtes Mainz und des Rheingaus Der Titel des Vizedoms lautete nun Vizedom des Rheingaus lateinisch Vicedominus per Ringowe 2 Im Jahr 1345 und von 1350 bis 1424 musste Mainz das Vizedomamt Rheingau verpfanden Wahrend dieser Zeit erhielt der Vizedom 10 der Einnahmen des Vizedomamtes Nach 1428 wurde stattdessen in jeder Ernennung ein regelmassiges Jahresgehalt versprochen das in vier Raten ausgezahlt wurde Rheingauer Weistum von 1324 Bearbeiten Das Rheingauer Weistum von 1324 sicherte den Einwohnern des Rheingaus Privilegien die denen der Stadte nahe kamen 3 Verwaltungsreform von 1770 Bearbeiten Mit der Verwaltungsreform von 1770 wurde der Rheingau fur die Verwaltung und Strafrechtspflege in die Amtskellereien von Eltville und Rudesheim und fur die Zivilrechtspflege in die Vogteigerichte Erbach fur Eltville und Geisenheim eingeteilt Das Amt des Viztums blieb wurde aber weitgehend bedeutungslos 4 Zur Amtskellerei Eltville gehorten Budenheim Eltville Erbach Frauenstein Geroldstein links der Wisper Hallgarten Hattenheim Kiedrich Mittelheim Neudorf Martinsthal Niedergladbach Niederwalluf Obergladbach Oberwalluf Oestrich Rauenthal Schlangenbad rechts des Warmen Baches ohne Hof Armada Draiser Hof Geisgarten Grorod Hof Mappen Neuhof Reinhartshausen Scharfenstein Ruine Steinheim Wacholderhof Nicht Teil der Amtskellerei waren die Kloster Eberbach Gottesthal und Tiefenthal und Rheinauen Kleine Haderau Universitat Mainz Mariannenaue und Langwerther Au Freiherr von Langwerth von Simmern und der Lindauer Wald Die bedeutendsten Exklaven waren das Lindauer Gericht des Grafen von und zu der Leyen und die Gebiete der Abtei Eberbach Zur Amtskellerei Rudesheim gehorten Assmannshausen Aulhausen Eibingen Espenschied Geisenheim Johannisberg ohne Schloss Johannisberg Lorch Lorchhausen Presberg Ransel Rudesheim Stephanshausen Winkel Wollmerschied ohne Bartholoma Ehrenfels Ruine Kammerburg Kammerforst Kleiner Hahn Niederwald bei Rudesheim Nollig Ruine Patvester Hof Plixholz Burg Rheinberg Schafhof Vollrads ohne Schloss Vollrads Wurkershof Wustung Nicht Teil der Amtskellerei waren die Kloster Eibingen Marienhausen Marienthal und Nothgottes einige Rheinauen und Waldungen 5 Auflosung 1803 Bearbeiten Mit dem Reichsdeputationshauptschluss kam das Vitztumamt Rheingau 1803 an Nassau Usingen Dort und ab 1806 im Herzogtum Nassau wurde zunachst die Verwaltungsstruktur bestehend aus dem Vicedomamt Rheingau und den Amtskellereien Eltville und Rudesheim aufrechterhalten Die Nachfolgeorganisationen waren die nassauischen Amter Eltville und Rudesheim Eine ubergeordnete Verwaltungseinheit die den ganzen Rheingau und andere Gebiete umfasste wurde erst wieder von 1849 bis 1854 in Form des Kreisamtes Rudesheim und ab 1867 mit dem Rheingaukreis geschaffen Gebiet BearbeitenZum Gebiet der Vitztumamtes Rheingau gehorten im 14 Jahrhundert auch einige Gemeinden in Rheinhessen Darunter war bis zur Verpfandung der Stadt durch das Mainzer Domkapitel 1420 38 auch die Stadt Bingen Bis 1437 hatte der Kurmainzer Landschreiber der hochste Beamte unter dem Vizedom in Bingen seinen Sitz bevor er nach Eltville wechselte 6 Innerhalb des Gebietes befanden sich eine Vielzahl von Orten Anwesen und Flachen an denen Dritte ganz oder teilweise die Rechte hatten Darunter befanden sich die Kloster wie das Kloster Eberbach das Lindauer Gericht des Grafen von und zu der Leyen und viele kleine Herrschaften Organisation BearbeitenAn der Spitze des Vizedomamtes Rheingau stand der Vizedom Die Aufgabenstellung des Vizedoms entsprach dem der Kurmainzer Ober Amtmanner Es handelte sich also nicht um eine Mittelbehorde im modernen Sinne Die Aufgaben lagen sowohl in der Verwaltung als auch in der Rechtsprechung Eine Trennung dieser Gewalten bestand im Kurfurstentum nicht Allerdings gab es innerhalb der Verwaltungsspitze eine Aufgabenteilung Dem Vizedom war ein Kameralbeamter unterstellt zu dessen Aufgaben die Finanzverwaltung gehorte Hierzu gehorten insbesondere das Eintreiben von Steuern und Abgaben aber auch die Ausgaben des Vizedomamtes Rheingau Ein Gewaltbote war als Policey und Justizbeamte fur die Justiz und das Polizeiwesen zustandig 7 Der Vizedom wurde vom Kurfursten ernannt Jedoch nahm die Landschaft Einfluss auf die Besetzung Das Amt wurde mit Vertreten des einheimischen Adels besetzt Der Amtscharakter wurde 1428 und 1455 die Residenzpflicht des Vizedoms festgeschrieben Er war Verwaltungschef und gleichzeitig Richter Ihm oblag die Hohe Gerichtsbarkeit und seit 1279 zusatzlich auch die Blutgerichtsbarkeit Der Landschreiber wurde als Kameralbeamter 1370 erstmals erwahnt Im Laufe der Jahrhunderte auch bedingt durch mehrere Verpfandungen des Rheingaus stieg seine Bedeutung an Die Landesordnung von 1579 machte ihn zum Stellvertreter des Vizedoms Teilweise hatte er auch die Stellen als Amtmann benachbarter Amter inne und war damit faktisch ahnlich einflussreich wie der Vizedom selbst 8 Dem Vizedom unterstanden die Amter und Gemeinden Die Amter wurden durch kommunale Organe verwaltet Bis ins 16 Jahrhundert bestanden Amtsschultheissereien in Eltville Oestrich Geisenheim Rudesheim und Lorch rechtsrheinisch sowie Algesheim linksrheinisch In der Folge bildeten sich daraus das Oberamt in Eltville das Mittelamt in Oestrich das Unteramt in Geisenheim und das Halbamt Lorch In der Regierungszeit des Kurfursten Daniel Brendel von Homburg 1555 1582 wurde dieser Prozess abgeschlossen 9 Personlichkeiten BearbeitenVizedome des Rheingaus Bearbeiten Vizedom Amtszeit AnmerkungAdalbertus 10 1075 0Giselbrat 11 1090 0Embricho II von Geisenheim 12 1108 1124 zu unterscheiden vom gleichzeitig belegten Rheingrafen EmbrichoErnestus 13 1125 1128 1131 0Ruthardus 1128 1132 Neffe von Ruthard Erzbischof von Mainz 1089 1109 Embricho von Geisenheim 1132 1141 Embricho III Graf im Rheingau Ruthardus 1142 1144 0Meingot 1145 1152 0Helpricius 1155 1160 0 Embricho 1162 Falschung Embricho IV Rheingraf der Altere 1158 1194 Conrad 1171 ca 1181 vor 1189 0Dietrich von Selhofen 1181 von 1189 aus Mainzer Ministerialenfamilie von Selenhofen Embricho 1189 1196 Embricho IV Rheingraf der Altere 1158 1194 Heinrich nach 1196 vor 1216 0Philipp von Bolanden 1211 vor 1222 Schwager von Eb Siegfried IIRheingraf Embricho 1219 1227 Rheingraf Embricho III vom Stein um 1241 Conrad von Rudesheim 1251 0Giselbert Fuchs von Rudesheim 1252 1268 0Heinrich Gallo von Delkenheim 1279 0Ludwig von Idstein 1280 1294 0Erembert 1294 1309 0Konrad von Rudesheim 1315 1316 1318 0Rheingraf Siegfried 1318 Rheingraf Siegfried II vom Stein vor 1327 Heinrich Schetzel von Lorch 1319 0Heinrich von Lindau vor 1328 1330 0 Konrad von Rudesheim 1332 0Philipp von Wunnenberg 1334 1341 auch Phillipus von WunnenbergKonrad von Rudesheim 1342 1344 0Wilhelm Kesselhut von Ingelheim 1345 Verpfandung um 1000 Pfund HellerJohann von Randeck 1346 1347 0Gerlach Knebel 1347 1348 0Johann Marschall von Waldeck 1350 1351 VerpfandungJohann d J Marschall von Waldeck 1354 0Ulrich von Cronberg 1354 1386 von Waldeck verpfandete das Amt fur 1000 GuldenSiegfried von Lindau 1387 1399 1400 loste am 5 Dezember 1586 das Pfand abKuno von Scharfenstein 1401 1407 1424 0Johann Bromser von Rudesheim 1415 1417 1418 0Hans von Helmstatt 1424 1428 0Johann Boos von Waldeck 1428 1435 0Adam von Allendorf 1435 1455 0Johann Graf von Nassau 1455 1460 0Gernand von Schwalbach 1460 0Emmerich von Rheinberg 1461 1463 1467 0Philipp Graf von Nassau 1462 0Johann von Greiffenklau 1467 1480 0Wigand von Dienheim 1480 1481 0Johann von Breitbach 1481 1494 0Friedrich Bromser von Rudesheim 1494 1505 0Friedrich von Stockheim der Altere 1505 1521 0Heinrich Bromser von Rudesheim 1521 1532 0Friedrich Schluchter von Erfenstein 1532 1538 0Hans Heinrich von Morsheim 1538 1544 Sohn des Dichters Johann von MorschheimFriedrich von Stockheim der Jungere 1544 1556 0Johann von Stockheim 1556 vor 1560 0Philipp von Grorod vor 1560 1566 0Johann Oger Brendel von Homburg 1566 1571 0Damian Kammerer von Worms 1671 1575 0Hans Georg von Bicken 1575 1608 0Johann Reichard Bromser von Rudesheim 1608 1618 0Wolf Heinrich von Breitbach 1618 1631 0Johann Nikolaus von Stockheim 1631 1635 von den Schweden eingesetztHeinrich von Greiffenklau 1632 1638 vom Erzbischof eingesetztFriedrich von Greiffenclau zu Vollrads 1638 1682 0Adolf Franz Dietrich Freiherr von Ingelheim 1682 1698 0Johann Erwein von Greiffenclau Vollrads 1698 1727 0Johann Philipp Graf von Ingelheim 1727 1751 0Anselm Franz von Ritter zu Groenesteyn 1751 1765 0Franz Karl Philipp Graf von Ingelheim 1765 1774 0Anselm Casimir Franz Graf von Edeler zu Elz 1774 1778 SinekurePhilipp Anton Freiherr von Bibra 1778 nach 1797 Sinekure 14 Amtskeller Bearbeiten Eltville Andreas Bender 1770 1795 Andreas Kretzinger 1787 1801 Johann Georg Herber 1801 1802 Rudesheim Theobald Reuter 1770 1795 Peter Heinrich Schmidt 1795 1802 Literatur BearbeitenBarthold C Witte Herrschaft und Land im Rheingau Diss 1959 Wolf Heino Struck Ein Urbar des Erzstifts Mainz fur das Vitztumamt Rheingau vom Jahre 1390 in Nassauische Annalen Bd 76 1965 S 29 62 Einzelnachweise Bearbeiten Rolf Gottert Die Rheingauer Huldigung auf der Lutzelaue 2004 in Notizen aus dem Stadt Archiv online PDF 259 kB Gunter Christ und Georg May Erzstift und Erzbistum Mainz territoriale und kirchliche Strukturen Band 6 2 des Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte 1997 ISBN 3 429 01877 3 S 46 49 K H Spiess Das Rheingauer Weistum in Nassauische Annalen 96 1985 S 29 42 Wolf Heino Struck Die Bildung des Rheingau Taunus Kreises aus historischer Sicht In Nassauische Annalen Bd 90 1979 S 130 Walter Wagner Das Rhein Main Gebiet 1787 Unverand Nachdr d Ausg Darmstadt 1938 S 28 29 Wolf Heino Struck Die Bildung des Rheingau Taunus Kreises aus historischer Sicht In Nassauische Annalen Bd 90 1979 S 138 139 Karl Harter Policey und Strafjustiz in Kurmainz 1 Teilband 2005 ISBN 3 465 03428 7 S 88 89 Gunter Christ und Georg May Erzstift und Erzbistum Mainz territoriale und kirchliche Strukturen Band 6 2 des Handbuch der Mainzer Kirchengeschichte 1997 ISBN 3 429 01877 3 S 55 Erich Becker Verfassung und Verwaltung der Gemeinden des Rheingaus vom 16 bis zum 18 Jahrhundert 1930 S 2 3 Heinrich Beyer Hrsg Mittelrheinisches Urkundenbuch Band I Nr 375 1860 Gudenus Valentin Ferdinand von Hrsg Codex diplomaticus exhibens anecdota ab anno DCCCLXXXI ad MCCC Moguntiaca ius Germanicum et S R I historiam illustrantia Band I Regia Officina Librar Academ Gottingen 1743 S 32 dto S 65 Mainzer Urkundenbuch 1 Nr 545 Barthold C Witte Herrschaft und Land im Rheingau Dissertation 1959 S 228 230 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vizedomamt Rheingau amp oldid 211737490