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Die Pedogenese oder Bodenbildung bezeichnet den Prozess der Entstehung von Boden Im Zuge der Bodenentwicklung kommt es zur Ausbildung und Veranderung von Bodenhorizonten bzw deren Abfolgen den Bodenprofilen Man bezeichnet diesen Prozess auch als Profildifferenzierung da die Bodenprofile in der Regel mit ihrer Entwicklung an Komplexitat zunehmen Der Begriff der Bodenentwicklung umfasst dabei die Prozesse der Bodenbildung und stellt diese in einen allgemeinen Rahmen Typische Stadien der Bodenentwicklung werden in der Bodenkunde als Bodentypen klassifiziert Inhaltsverzeichnis 1 Faktoren der Bodenbildung 2 Bodenbildungsprozesse 2 1 Transformation 2 2 Translokation 3 Bedeutung fur die Bodenansprache 4 Bodenentwicklungsreihen 4 1 Zeitliche Entwicklungsreihen Chronosequenzen 4 2 Landschaftliche Entwicklungsreihen Reliefsequenzen 4 3 Klimatische Entwicklungreihen Klimasequenzen 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFaktoren der Bodenbildung BearbeitenAllgemein werden in der Bodenkunde funf Faktoren unterschieden aus deren Einfluss die Bodenbildung resultiert Dabei kommen trotz unterschiedlicher Gewichtung immer alle Faktoren gleichzeitig zum Tragen Dem Klima kommt eine zentrale Stellung zu denn viele Bodentypen sind in ihrer Verbreitung stark an Klimazonen gebunden Schlusselpositionen nehmen dabei der Niederschlag Wasserhaushalt und die Temperatur ein welche die Intensitat chemischer biologischer und physikalischer Prozesse im Boden beeinflussen Lebewesen Flora und Fauna nehmen durch ihre Aktivitat auf und in dem Boden einen entscheidenden Einfluss denn erst durch sie kommt es zur Ausbildung von Humus Daneben spielen sie auch bei der Torfbildung in Mooren oder der Durchmischung des Bodenmaterials Regenwurmer etc eine Rolle Bodenbakterien unterstutzen die Bildung fruchtbarer Boden nicht nur als Zersetzer pflanzlicher Biomasse Die Zellhullen abgestorbener Bakterien bleiben im Boden erhalten Sie bilden auf mineralischen Bodenbestandteilen einen organischen Film der als Kristallisationspunkt massgeblich zur Bodenbildung beitragt 1 Das Relief ist vor allem fur die Intensitat der Erosion entscheidend Wahrend sich in grossen Ebenen sehr alte tiefgrundige Boden bilden herrschen an Hangen junge und flachgrundige vor Daruber hinaus beeinflusst es den Verlauf von Flussen und Seen oder die Lage des Grundwassers Auenboden Grundwasserboden etc Das Ausgangsmaterial bestimmt uber seine Kornung und chemische Zusammensetzung viele Eigenschaften des Bodens wie den pH Wert den Nahrstoffgehalt oder die Wasserspeicherfahigkeit entscheidend mit So entsteht unter sonst gleichen Bedingungen auf Sand ein ganz anderer Boden als auf Ton Der Einfluss der Zeit kann als ubergeordneter Faktor angesehen werden denn die Weiterentwicklung eines Bodens ist nie abgeschlossen Je alter ein Boden ist desto starker unterscheiden sich seine Eigenschaften von denen des Ausgangsmaterials und desto starker ist seine Verwitterung Dies zeigt sich z B in Deutschland an den Unterschieden zwischen Alt und Jungmoranen Diese funf Faktoren werden nach den englischen Begriffen climate organics relief parent material und time auch als clorpt Konzept bezeichnet Seit einiger Zeit wird zusatzlich zu diesen funf Faktoren der Einfluss des Menschen als sechster Faktor angesehen Durch menschliche Tatigkeiten werden mittlerweile weltweit Boden durch Tiefbaumassnahmen Erosionsbeschleunigung Bodenbearbeitung oder Zufuhr technogener Materialien wie Mull beeinflusst Die folgende Tabelle zeigt typische Beispiele in denen ein Bodentyp von einem Faktor der Bodenbildung dominiert wird Entscheidender Faktor Bodentyp Typische Bedingungen OrteZonale BodenKlima Ferralsol CryosolTerra rossaSchwarzerde Immerfeuchte Tropen Tundra HochgebirgeMittelmeerklimaSteppenklimateAzonale BodenLebewesen Moorboden Hochmoore NiedermooreRelief flachgrundige Boden AuenbodenGleye Hange breite FlusstalerSenken mit hohem GrundwasserspiegelAusgangsmaterial Podsol Pelosol kalkarmes Lockermaterial wie Sand hohe TongehalteZeit Podsol Regosol alterer Standort auf Sand sehr junger Standort auf SandMenschliche Aktivitat Tiefumbruchboden PlaggenbodenReduktosol Boden nach Tiefpflugen Boden nach PlaggendungungMullhaldenBodenbildungsprozesse BearbeitenBei den folgenden Prozessen der Bodenbildung sind verschiedene Bodenbildungsfaktoren beteiligt Dabei wird zwischen Transformation stoffliche Veranderung und Translokation raumliche Veranderung unterschieden Transformation Bearbeiten Die Prozesse der stofflichen Veranderung im Boden stehen nie fur sich alleine Es handelt sich vielmehr um aufbauende und abbauende Prozesse die gegeneinander arbeiten Abbau und Aufbau von Mineralien Allgemein uberwiegt der Zerfall Verwitterung also die Zerkleinerung von Ausgangsmaterial durch physikalische Einflusse wie die Frostsprengung oder chemische Prozesse wie die Losungsverwitterung Boden verwittern daher mit der Zeit zunehmend wodurch sehr alte Boden unfruchtbarer sind als vergleichsweise jungere Folgen der Verwitterung sind unter anderem Bodenversauerung Verbraunung und Verlehmung oder Rubefizierung Daneben bilden sich im Boden aber auch in geringem Masse stets neue Mineralien Abbau und Aufbau von organischer Bodensubstanz Auf jungen wenig entwickelten Boden uberwiegt die Humusanreicherung Humifizierung so dass die Gehalte steigen Die organische Substanz im Boden wird aber auch bestandig abgebaut Mineralisierung Je alter ein Standort wird desto mehr gleichen sich beide Prozesse an Langfristig wird ein Gleichgewicht erreicht Aufbau und Abbau der Bodenstruktur Beschreibt die physikalischen und biologischen Prozesse die zur Gefugebildung Aggregierung oder auflosung Segregation fuhren Typische Prozesse hierbei sind Schrumpfen und Quellen von quellfahigen Tonmineralen Verklebung durch Polysaccharide bei der Darmpassage des Regenwurms oder die Gefugezerstorung durch Natrium Ionen Translokation Bearbeiten Bei der Translokation gehen Stoffe in Losung Mobilisierung und andern anschliessend ihre Position Verlagerung In der Regel handelt es sich um eine vertikale Verlagerung innerhalb des Bodenprofils In feuchten Regionen werden die Stoffe aus dem Oberboden vom Sickerwasser in tiefere Bereiche verlagert wo sie sich wieder absetzen Von besonderer Bedeutung sind dabei die Tonverlagerung Lessivierung und die kombinierte Verlagerung von Humus und Sesquioxiden Podsolierung Im Unterboden bilden sich anschliessend Anreicherungshorizonte aus Ton bzw Humus und Sesquioxiden Eine horizontale Verlagerung tritt ein wenn sich geloste Stoffe hangabwarts wieder ausfallen Auf diese Weise reichert sich z B ausgetragenes Eisen aus hoheren Regionen in Senken an Raseneisenstein In trockenen Regionen kann es durch die hohe Verdunstung auch zu einem Aufstieg von Grundwasser kommen Hier reichern sich Stoffe nicht im Unterboden sondern an der Oberflache an was zu Versalzungsproblemen fuhren kann Die Anreicherung von Kalk kann ebenfalls in trockenen Regionen stattfinden Carbonatisierung und zu Verhartungen im Untergrund fuhren Vor allem Eisen wird unter sehr nassen Bedingungen durch Unterschiede im Redoxpotential sehr engraumig verlagert Dieser Vorgang wird als Vergleyung Grundwasserboden bzw Pseudovergleyung Staunasseboden bezeichnet Auswaschung Dieser Begriff wird verwendet wenn Stoffe aus dem Bodenprofil ins Grundwasser gelangen und nicht wieder ausfallen also abtransportiert werden In feuchten Regionen wo die Niederschlage die Verdunstung ubersteigen ist diese Auswaschung und damit Verarmung ein wesentliches Charakteristikum der Boden Je nach Stoff werden unterschiedliche Bezeichnungen gewahlt wie Nahrstoffaustrag oder Entkalkung Vor allem die Versauerung geht oft mit dem Kalkverlust einher Die Endstufe der Auswaschung wird nur in den verwitterungsintensiven Tropen erreicht Am Ende der Bodenentwicklung werden selbst die Silikate ausgewaschen Desilifizierung so dass nur noch die widerspenstigsten Eisen und Aluminiumbestandteile zuruckbleiben Ferrallitisierung Bedeutung fur die Bodenansprache BearbeitenUberwiegend genetische Bodenklassifizierungen wie die Deutsche Bodensystematik orientieren sich bei der Einteilung der Bodentypen an den in der Vergangenheit vollzogenen Bodenbildungsprozessen Sie sind oft sehr exakt setzen aber ein hohes Basiswissen uber Boden voraus und sind fur Laien schwer verstandlich Uberwiegend diagnostische Bodenklassifizierungen wie das US amerikanische System basieren fast nur auf vorhandenen Merkmalen Sie konnen daher ohne jegliche Kenntnis der Bodengenese angewendet werden In einigen Systemen wie der internationalen Bodenansprache WRB werden sowohl genetische als auch diagnostische Merkmale genutzt Bodenentwicklungsreihen BearbeitenWenn die bodenbildenden Faktoren und Prozesse bekannt sind kann nach genauer Betrachtung eines Standorts auch ohne nahere Untersuchung entschieden werden welche Bodentypen in Frage kommen und hochstwahrscheinlich vorliegen Da die Faktoren Klima Relief Ausgangsmaterial und Zeit in Kombination nur bestimmte Entwicklungen zulassen wird von Bodenentwicklungsreihen Sequenzen gesprochen In bestimmten Regionen kommen immer die gleichen Boden vor Bodenvergesellschaftung Zeitliche Entwicklungsreihen Chronosequenzen Bearbeiten Unter bestimmten Klimaverhaltnissen machen Boden auf verschiedenen Ausgangsmaterialien immer eine vergleichbare Entwicklung durch an deren Ende die Klimaxboden stehen In ihnen laufen nach wie vor bodenbildende Prozesse ab diese fuhren aber nur noch zu einer Vertiefung der Merkmale und nicht mehr zur Umwandlung in andere Bodentypen Im Folgenden sollen einige Chronosequenzen schematisch aufgefuhrt werden die typisch fur Mitteleuropa sind Sandstein Gestein Syrosem Ranker Braunerde Parabraunerde PodsolSand Sand Lockersyrosem Regosol Braunerde Parabraunerde PodsolKalkstein tonhaltig Gestein Syrosem Rendzina Terra fuscaTonstein kalkarm Gestein Syrosem Ranker Pelosol PseudogleyLoss mergelig Loss Lockersyrosem Pararendzina Braunerde feuchter oder Schwarzerde trockener Parabraunerde Podsol PseudogleyMeeressedimente Watt Rohmarsch Kalkmarsch Kleimarsch Altmarschboden wie Knickmarsch Dwogmarsch oder Organomarsch Landschaftliche Entwicklungsreihen Reliefsequenzen Bearbeiten In Mitteleuropa finden sich je nach Landschaft typische Boden Altmoranen Landschaft Siedlungsnahe Plaggenesch fast ausschliesslich in Nordwestdeutschland Sander Podsol Geschiebesand Braunerde nahrstoffarm Senken GleyFlusslandschaften der Auen Oberlauf Rambla Mittellauf Paternia und Kalkpaterina Unterlauf Tschernitza und VegaIn zunehmender Entfernung zum Fluss Gley und NiedermoorSchichtstufenlandschaft der Mittelgebirge Bergrucken altere entwickeltere Boden wie Pelosol Tonstein Braunerde Sandstein Mergelstein oder Terra fusca Kalkstein Hange junge geringmachtige Boden wie Ranker Sandstein Tonstein Pararendzina Mergelstein oder Rendzina Kalkstein Hangfuss Kolluvium Ablagerungen durch Erosion Meeressedimente Marschland Deichvorland Watt und Rohmarsch Jungmarschen Kalkmarsch und Kleimarsch Altmarschen Knickmarsch und Dwogmarsch Geestrand OrganomarschKlimatische Entwicklungreihen Klimasequenzen Bearbeiten Obwohl das Klima in Mitteleuropa insgesamt recht ahnlich ist sind Einflusse auf die Bodenentwicklung auch kleinraumig nachweisbar Ein Beispiel ist die Bodenentwicklung in den deutschen Bordenlandschaften Die dortigen Boden entstanden auf Loss der wahrend der letzten Eiszeit vor den Mittelgebirgen angeweht wurde Sie sind noch so jung dass sie nicht ihr Klimaxstadium Pseudogley erreicht haben Je feuchter es nach Westen hin wird desto weiter haben sie sich entwickelt Kolner Becken 720 mm Parabraunerde Hildesheimer Borde 660 mm Schwarzerde Parabraunerde Magdeburger Borde 600 mm Parabraunerde Schwarzerde Regenschattengebiet des Harzes 450 mm SchwarzerdeAls weiteres Beispiel kann die Entstehung von Podsolen Klimaxstadium auf Sand genannt werden Im regenreichen Nordwesten Deutschlands ist die Podsolierung bereits weit fortgeschritten Ganz im Osten ist es deutlich trockener Dort liegen auf gleich alten Sanden noch verstarkt Braunerden vor Siehe auch BearbeitenDie Bildung der Ackererde durch die Tatigkeit der WurmerLiteratur BearbeitenAd Hoc AG Boden Bodenkundliche Kartieranleitung KA5 5 Auflage E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Hannover 2005 ISBN 3 510 95920 5 E Muckenhausen Bodenkunde 4 Auflage DLG Verlag Frankfurt a M 1993 ISBN 3 7690 0511 2 Hans Peter Blume Lehrbuch der Bodenkunde Scheffer Schachtschabel 15 Auflage Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg Berlin 2002 ISBN 3 8274 1324 9 Weblinks BearbeitenBodenentwicklung bei www ahabc de erklartEinzelnachweise Bearbeiten Tote Bakterien machen Boden fruchtbar www pflanzenforschung de Abgerufen am 31 Januar 2013 Normdaten Sachbegriff GND 4146131 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pedogenese amp oldid 238019147