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Die Dwogmarsch ist ein Marschboden der vor allem in den Altmarschen vorkommt Im Profil dieses Bodens befindet sich mindestens ein sogenannter Dwog also eine ehemalige Gelandeoberflache die vom Meer mit weiteren Sedimenten bedeckt wurde In der Deutschen Bodensystematik wird der Bodentyp der Abteilung der semiterrestrischen Boden der Klasse M Marschen zugeordnet Seine Abkurzung lautet MD Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung und Verbreitung 2 Horizontierung 3 Eigenschaften 4 Nutzung 5 LiteraturEntstehung und Verbreitung BearbeitenDwogmarschen finden sich nur in den Marschen und treten vor allem in den Altmarschen auf Es sind holozane Sedimentationsgebiete der Meere Weltweit sind Marschflachen relativ selten Das mit Abstand grosste zusammenhangende Gebiet liegt an der Nordsee zwischen Belgien und Danemark Fallt ehemaliger Meeresboden dauerhaft trocken so bilden sich in gemassigtem Klima Marschboden die eine bewachsene humose Oberflache haben Wahrend der letzten Jahrtausende des Holozans kam es zu einer mehr oder weniger kontinuierlichen Erhohung des Meeresspiegels die bis heute anhalt Aber obwohl die Kustenverlaufe durch Sturmfluten und Erosion standig variieren mussen alte Marschen nicht zwangslaufig vom ansteigenden Meer uberflutet werden Im Meer und vor allem in den Gezeitenstromen werden enorme Sedimentfrachten bewegt Bei Sturmfluten bewegen sich die Wellen weiter als durchschnittlich Dort wo sie auslaufen kommt es wegen der schlagartig abnehmenden Wasserbewegung zu Ablagerungen weshalb das Gebiet unmittelbar an der Kustenlinie in der Regel leicht erhoht ist Sofern die Erosion der Sturmfluten nicht wie beim Dollart oder Jadebusen zu Meeresvorstossen gefuhrt hat sind die alten Kusten auf diese Weise parallel mit dem Meeresspiegel angestiegen Da Marschboden ausserdem mit der Zeit leicht absacken liegen alte Marschflachen heute oft deutlich unterhalb des jetzigen Meeresspiegels Sie werden auch als Sietland bezeichnet Bei besonders starken Sturmfluten uberfliessen die Wellen die hoher gelegene Kuste Mit dem Meerwasser werden grosse Sedimentmengen ins Inland transportiert die sich dort ablagern Dieser Vorgang wiederholte sich vor der Eindeichung der Kusten regelmassig Erfolgten mehrere Sturmfluten in enger zeitlicher Folge oder kam es zu einer besonders starken Sedimentation so wurden bereits entwickelte Marschen von neuen machtigen Sedimentationspaketen bedeckt Die uberlagerten Oberboden sind bis heute als dunkle humose Bander deutlich im Bodenprofil sichtbar und werden als Dwog bezeichnet Sie stellen eine sedimentationsbedingte Storung des Bodenprofils dar Durch eine Eindeichung wird die Sedimentation im Inland vollstandig unterbunden so dass sich ausser im Falle eines Deichbruchs keine neuen Dwogmarschen mehr ausbilden konnen Horizontierung BearbeitenEine Marsch ist nach KA5 eine Dwogmarsch wenn sie zwei Bedingungen erfullt Zum einen muss die Machtigkeit der Gezeitensedimente mindestens 70 cm betragen Zum anderen muss das Profil aus zwei verschiedenen Schichten bestehen Zweischichtprofil mit dem Schichtwechsel in den obersten 40 cm Die Storung ist in aller Regel der namensgebende Dwog Horizont der eine Machtigkeit von uber 5 cm haben muss Durch die beiden Bedingungen wird festgelegt dass nicht nur eine ehemalige Oberflache mit Meeressedimenten uberlagert wurde Die alte Oberflache muss ebenfalls eine Marsch gewesen sein In der internationalen Bodenklassifikation World Reference Base for Soil Resources WRB werden Marschen nicht eigens unterschieden Sie gehoren dort zu anderen wasserbeeinflussten Bodengruppen Die Dwogmarschen werden alle der Referenzbodengruppe der Gleysole zugewiesen Moglich sind die Principal Qualifier Stagnic Dystric und Eutric Wegen der Profilstorung weisen Dwogmarschen vergleichsweise viele Horizonten auf sechs Zur Vereinfachung sollte beachtet werden dass Marschen allgemein die folgende Horizontreihenfolge aufweisen Ah Go Gr also Oberboden belufteter Grundwasserbereich unbelufteter Grundwasserbereich Dies ist wenn von der Storung abgesehen wird auch bei Dwogmarschen der Fall Horizontierung Ah Sw IIfAh Sd fGo Sd Go GrDie ersten beiden Horizonte sind jungere Sedimente die auf der alten Oberflache abgelagert wurden Sie bilden die erste Schicht im Profil Ah Der Oberboden A ist humos h und daher braun bis schwarz Sw Weil der Dwog stauend wirkt ist der Bereich unmittelbar oberhalb des dritten Horizonts stauwasserbeeinflusst S Es kommt allerdings noch zur Beluftung so dass der Horizont wasserleitend w ist Er zeigt Anzeichen der Pseudovergleyung Auf diese beiden Horizonte folgt die zweite Schicht der alteren uberlagerten Sedimente Die Horizonte fAh und fGo sind die Dwoge IIfAh Sd Der dritte Horizont stellt den Schichtwechsel II dar Er ist der von jungeren Sedimenten uberdeckte fossile f Oberbodenhorizont Ah Der fAh wird auch Humusdwog genannt Der in ihm vorhandene Humus farbt ihn dunkel weshalb er im Profil wie ein schwarzes Band erscheint Wegen des Schichtwechsels ist er eine Profilstorung und behindert die Versickerung des Regenwassers Er ist daher dicht d und ruft Staunasse S hervor Das weist darauf hin dass der fAh die Ursache fur den Sd ist fGo Sd Auf den fossilen Oberboden folgt der fossile Unterboden fGo Dabei steht G fur den Grundwassereinfluss und o fur oxidierend luftversorgt Der fGo wird auch Eisendwog genannt was auf erhohte Eisengehalte deutet Er ist ebenfalls dicht d und ruft Staunasse S hervor Das weist darauf hin dass der fGo die Ursache fur den Sd ist Go Unter den von Stauwasser beeinflussten Horizonten folgt der in allen Marschen vorliegende reine Grundwassereinflussbereich G Die oberen Bereiche sind dabei noch luftversorgt oxidierend o Rotbraune Rostflecken weisen auf Prozesse der Vergleyung hin Gr Bis zum pleistozanen Untergrund schliesst sich ein weiterer grundwasserbeeinflusster Horizont G an in dem reduktive Prozesse r dominieren Die dunkle nahezu schwarze Farbe entsteht durch das hier in grossen Mengen vorliegende Eisensulfid Wegen des hohen Alters der Dwogmarschen ist der unbeluftete Bereich oft erst in grossen Tiefen zu finden Hinweise Dwoge sind diagnostische Horizonte die zwingend zur Dwogmarsch fuhren Neben dem eigentlichen Dwog konnen manchmal auch verdichtete Horizonte kf lt 10 cm d zur Ansprache als Dwogmarsch fuhren Liegt kein Dwog sondern nur ein verdichteter Horizont vor sollte zuerst eine Einordnung zum Bodentyp der Knickmarsch erwogen werden In Marschen steht Grundwasser verbreitet bis nah an der Oberflache an In diesen Fallen ist die erste Schicht nicht nur von Staunasse sondern auch von Grundwasser beeinflusst Der zweite Horizont wird dann als Sw Go bzw Go Sw bezeichnet Nicht jede Dwogmarsch beinhaltet einen Humusdwog fAh und einen Eisendwog fGo denn es ist auch moglich dass fAh oder fGo alleine vorliegen Im ersten Fall entfallt der fGo Sd Im zweiten Fall entfallt der IIfAh Sd und der fGo Sd muss in IIfGo Sd umbenannt werden Eigenschaften BearbeitenDwogmarschen liegen vorherrschend im Bereich der Altmarschen Deshalb sind sie bereits stark entkalkt und ausgewaschen Ihre Nahrstoffverfugbarkeit ist daher deutlich unter der der Jungmarschen Als zusatzliche Schwierigkeit mussen die Wasserverhaltnisse genannt werden Die tiefe Lage oft unterhalb des Meeresspiegels erfordert eine bestandige Entwasserung Der Dwog sorgt dafur dass neben der Grundwasserproblematik auch noch Staunasse dazukommt Nutzung BearbeitenVor allem auf Grund der Wasserverhaltnisse werden Dwogmarschen fast ausschliesslich als Grunland genutzt Fur eine Bewirtschaftung muss immer eine funktionsfahige enge Drainage betrieben werden die mindestens den Dwog durchstosst Da sich dieser Horizont in den ersten 40 cm des Bodens befindet ergeben sich Entwasserungsgraben von eher geringer Tiefe Der Aushub der in einem Abstand von etwa 7 m liegenden Graben wird oft zwischen diese geworfen um die Entwasserung einiger Wiesenbereiche zu verbessern Dadurch wird die Oberflache wellig Diese Bewirtschaftung sorgte fur die in vielen Marschen Nordwestdeutschlands charakteristischen buckeligen Grunlandflachen Literatur BearbeitenStreif H 1990 Das ostfriesische Kustengebiet Nordsee Inseln Watten und Marschen Sammlung Geologischer Fuhrer 57 2 vollig neubearbeitete Auflage Gebruder Borntraeger Berlin Stuttgart ISBN 978 3443150518 Kuntze H 1965 Die Marschen Schwere Boden in der landwirtschaftlichen Evolution Nutzungs und Verbesserungsmoglichkeiten schwieriger Standorte Verlag Paul Parey Hamburg und Berlin Ad hoc Arbeitsgruppe Boden Bundesanstalt fur Geowissenschaften und Rohstoffe in Zusammenarbeit mit den Staatlichen Geologischen Dienstern der Bundesrepublik Deutschland Hrsg 2005 Bodenkundliche Kartieranleitung 5 uberarb u erw Auflage Hannover ISBN 3 510 95920 5 Muckenhausen E 1993 Die Bodenkunde und ihre geologischen geomorphologischen mineralogischen und petrologischen Grundlagen DLG Verlag Frankfurt am Main ISBN 978 3 7690 0511 0 W Amelung H P Blume H Fleige R Horn E Kandeler I Kogel Knabner R Kretschmar K Stahr B M Wilke Scheffer Schachtschabel Lehrbuch der Bodenkunde 17 Auflage Heidelberg 2018 ISBN 978 3 662 55870 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dwogmarsch amp oldid 210425501