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Ferdinand Paul Wilhelm Freiherr von Richthofen 5 Mai 1833 in Carlsruhe Landkreis Oppeln Provinz Schlesien 6 Oktober 1905 in Charlottenburg 1 war ein bedeutender deutscher Geograph Kartograph und Forschungsreisender aus dem Adelsgeschlecht der Richthofen Er gilt als Begrunder der modernen Geomorphologie und pragte in seinen Studien uber das Kaiserreich China den Begriff Seidenstrasse Nach ihm wurde das ehemalige Richthofengebirge heute Qilian Shan benannt Ferdinand von Richthofen 1880 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenSeine Eltern waren Karl von Richthofen 1801 1874 und Ferdinande von Kulisch 1807 1885 die vor ihrer Heirat 1828 als Nanny von Kulisch Hofdame am herzoglich wurttembergischen Hof zu Carlsruhe Oberschlesien gewesen war und eine Biografie von Ferdinands Bruder dem 1873 exkommunizierten Domkapitular Carl Freiherr von Richthofen 1832 1876 2 3 verfasste Richthofen studierte Geologie in Breslau und Berlin Er promovierte 1856 und arbeitete zunachst als Geologe Er fuhrte 1856 bis 1860 geologische Untersuchungen in Sudtirol Alpen und Siebenburgen Karpaten durch Dabei war er an der von Franz von Hauer geleiteten Ubersichtsaufnahme beteiligt die eine umfassende geologische Beschreibung Siebenburgens 1863 publiziert mit einer Ubersichtskarte 1861 veroffentlicht erbrachte und lange als Standardwerk galt Schwerpunkt seiner Tatigkeit als Forschungsreisender war eine zwolfjahrige Reise von 1860 bis 1872 die ihn nach Asien und Nordamerika brachte Als Teilnehmer der von Friedrich Albrecht zu Eulenburg geleiteten preussischen Ostasienexpedition besuchte er von 1860 bis 1862 zunachst Ostasien genauer Ceylon Sri Lanka Japan Formosa Taiwan die Philippinen und Java Auf Java wo er den Mediziner und Naturforscher Franz Wilhelm Junghuhn traf durchreiste er einige bis dahin noch unbekannte Teile der Insel Als erster Arbeitsschwerpunkt bildete sich in dieser Zeit die Beschaftigung mit Vulkangestein heraus Anschliessend unternahm er eine Landreise von Bangkok nach Moulmein in Burma am Bengalischen Meerbusen Seinen Plan von Kalkutta aus quer durch Zentralasien zu reisen musste er aufgeben Er verliess zunachst Asien und arbeitete bis 1868 an vorwiegend geologischen Themen in Kalifornien und in der Sierra Nevada 1868 kehrte er finanziert von der Handelskammer von San Francisco nach Asien zuruck Von Shanghai aus widmete er sich bis 1872 der intensiven Erforschung des Kaiserreiches China Richthofen durchreiste zum Teil unter widrigen Bedingungen 13 der damaligen 18 Provinzen Durch ihn wurde ein grosser Teil Chinas fur die westliche Wissenschaft erschlossen Der Schwerpunkt seiner Untersuchungen verschob sich in China von der Geologie hin zur Geografie Insbesondere widmete er sich den Zusammenhangen von Gesteinsbau Stratigraphie Oberflachenformen Geomorphologie Klima Pflanzen und Tierwelt Besiedlung Wirtschaft und Kultur im Untersuchungsgebiet Genaue Einzelbetrachtungen fugte er zu einem aussagekraftigen Gesamtbild zusammen Die Lopingium Serie des Perm in der Erdgeschichte wurde von ihm erstmals als lithostratigraphischer Begriff eingefuhrt spater von anderen Autoren als chronostratigraphische Einheit umdefiniert In Peking brach er im Oktober 1871 zu seiner letzten Reise auf Diese Reise fuhrte ihn uber Taiyuan entlang des Flusses Fen He nach Xi an durch die Qin Ling und Daba Shan Berge nach Chengdu mit dem Ziel Kanton Hinter Chengdu wurde die Expedition jedoch uberfallen und ausgeraubt Richthofen entschloss sich zum Abbruch der Reise Uber Luzhou und Chongqing im Roten Becken und danach entlang des Flusses Jangtsekiang erreichte Richthofen uber Yichang Wuhan und Nanjing schliesslich Shanghai Hauptziel seiner Asienreise war die Erfassung der chinesischen Kohlevorkommen Mit der genauen Darstellung der einheimischen Wirtschafts und Bevolkerungsstruktur sollte die in Europa noch unbekannte Region unter den Einfluss der deutschen Wirtschaft gebracht werden nbsp Gedenktafel fur Ferdinand von Richthofen an dessen ehemaligem Wohnort in Berlin SchonebergNach seiner Ruckkehr 1872 aus China war Richthofen von 1873 bis 1878 Prasident der Berliner Gesellschaft fur Erdkunde Er setzte sich fur eine Ausweitung des deutschen Kolonialreiches nach China ein unter anderem mit einer an Otto von Bismarck gerichteten Denkschrift 1875 wurde von Richthofen Professor fur Geografie in Bonn dann ab 1883 in Leipzig Nachfolger von Otto Delitsch und ab 1886 in Berlin Schuler waren unter anderem Sven Hedin Alfred Philippson Arthur Berson Fritz Frech und Wilhelm Sievers Auch Alfred Hettner der sich bei ihm und seinem Nachfolger Friedrich Ratzel 1887 in Leipzig habilitierte zahlt zum Kreis von Ferdinand von Richthofen 1862 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt 4 Die Bayerische Akademie der Wissenschaften ernannte ihn 1881 zum korrespondierenden Mitglied 1883 wurde er in die National Academy of Sciences gewahlt Seit 1884 war er ordentliches Mitglied der Koniglich Sachsischen Gesellschaft der Wissenschaften Am 31 Dezember 1894 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Academie des sciences aufgenommen 5 1901 wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewahlt Der Richthofen Pass ein Gebirgspass im westantarktischen Grahamland ist nach ihm benannt Er war Ehrenmitglied des Thuringisch Sachsischen Vereins fur Erdkunde 6 Seine wichtigsten Arbeiten sind die Untersuchungen zum geologischen Bau und zur Geografie von China zum Beispiel seine Arbeiten uber die dortigen Steinkohlevorkommen und den asiatischen Loss nbsp Grabstatte auf dem Sudwestkirchhof StahnsdorfFerdinand von Richthofen starb 1905 im Alter von 72 Jahren in Charlottenburg und wurde auf dem Alten St Matthaus Kirchhof in Schoneberg beigesetzt Im Zuge der von den Nationalsozialisten 1938 1939 durchgefuhrten Einebnungen auf dem Friedhof wurden Richthofens sterbliche Uberreste auf den Sudwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin umgebettet 7 Das dortige Grabmal wurde im Jahr 2007 restauriert Es befindet sich im Block Alte Umbettung Abteilung C Erbbegrabnis 127 n Ein Splitternachlass von Richthofens befindet sich im Archiv fur Geographie des Leibniz Instituts fur Landerkunde in Leipzig 8 Ehrungen BearbeitenNach ihm ist die Pflanzengattung Richthofenia Hosseus aus der Familie der Rafflesiaceae benannt 9 Werke BearbeitenChina Ergebnisse eigener Reisen und darauf gegrundeter Studien 5 Bande mit Atlas Band 1 Einleitender Theil Dietrich Reimer Berlin 1877 Digitalisat 1 Band 2 Das nordliche China Dietrich Reimer Berlin 1882 Digitalisat 2 Band 3 Das sudliche China Hrsg v Ernst Thiessen Dietrich Reimer Berlin 1912 Digitalisat 3 Band 4 Palaontologischer Theil Dietrich Reimer Berlin 1883 Digitalisat 4 Band 5 Abschliessende palaeontologische Bearbeitung Hrsg v Fritz Frech Dietrich Reimer Berlin 1911 Digitalisat 5 Atlas 1 Abteilung Das nordliche China Dietrich Reimer Berlin 1885 Digitalisat 6 Atlas 1 Abteilung Das sudliche China Dietrich Reimer Berlin 1885 Digitalisat 7 Fuhrer fur Forschungsreisende 1886 Neudruck 1901 Digitalisat 8 Geomorphologische Studien aus Ostasien 4 Hefte 1901 1903 Schantung und seine Eingangspforte Kiautschou Dietrich Reimer Berlin 1898 Digitalisat 9 Tagebucher aus China Hrsg v Ernst Thiessen Dietrich Reimer Berlin 1907 Digitalisate Band 1 Band 2 Vorlesungen uber allgemeine Siedlungs und Verkehrsgeographie Hrsg v Otto Schluter Dietrich Reimer Berlin 1908 Digitalisat 10 Literatur BearbeitenConstantin von Wurzbach Richthoffen Ferdinand Paul Wilhelm Freiherr von In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 26 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1874 S 67 69 Digitalisat Hanno Beck Ferdinand Freiherr v Richthofen vorbildlicher China Forscher und anerkanntester Geograph seiner Zeit 1833 1905 In Hanno Beck Grosse Geographen Pioniere Aussenseiter Gelehrte Dietrich Reimer Verlag Berlin 1982 ISBN 3 496 00507 6 S 149 163 Uta Lindgren Richthofen Ferdinand Paul Wilhelm Dieprand Freiherr von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 543 f Digitalisat Hans Dietrich Schultz Ferdinand von Richthofen The True Founder of Modern Geography In Die Erde Zeitschrift der Gesellschaft fur Erdkunde zu Berlin Band 138 Heft 4 2007 Special Issue Ferdinand von Richtofen S 333 352 online Ute Wardenga Ferdinand von Richthofen Then and Now An Introduction In Die Erde Zeitschrift der Gesellschaft fur Erdkunde zu Berlin Band 138 Heft 4 2007 Special Issue Ferdinand von Richtofen S 301 311 online Ute Wardenga Ferdinand von Richthofen and the Development of German Geography In Die Erde Zeitschrift der Gesellschaft fur Erdkunde zu Berlin Band 138 Heft 4 2007 Special Issue Ferdinand von Richthofen S 313 332 online Marcus Hernig Ferdinand von Richthofen Der Erfinder der Seidenstrasse Berlin AB Die Andere Bibliothek 2023 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ferdinand von Richthofen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Ferdinand von Richthofen Quellen und Volltexte Literatur von und uber Ferdinand von Richthofen im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Ferdinand von Richthofen im Katalog der Geographischen Zentralbibliothek Lebensdaten von Ferdinand von Richthofen Biografie von Ferdinand von Richthofen PDF 503 KiB Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Ferdinand von Richthofen an der Universitat Leipzig Sommersemester 1883 bis Sommersemester 1886 Ferdinand von Richthofen im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Wolfgang Burgmer 06 10 1905 Todestag von Ferdinand von Richthofen WDR ZeitZeichen vom 6 Oktober 2015 mit Ute Wardenga Podcast Einzelnachweise Bearbeiten Sterberegister Nr 490 1905 StA Charlottenburg I Ferdinande Freifrau von Richthofen mit Wilhelm Friedrich Besser Carl Freiherr von Richthofen fruher Domherr in Breslau Ein Lebensbild aus den kirchlichen Kampfen der Gegenwart Nach handschriftlichem Nachlass und mutterlicher Erinnerung Justus Naumann Leipzig 1877 Michael Sachs Furstbischof und Vagabund Geschichte einer Freundschaft zwischen dem Furstbischof von Breslau Heinrich Forster 1799 1881 und dem Schriftsteller und Schauspieler Karl von Holtei 1798 1880 Nach dem Originalmanuskript Holteis textkritisch herausgegeben In Medizinhistorische Mitteilungen Zeitschrift fur Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung Band 35 2016 2018 S 223 291 hier S 290 mit Anm 224 Mitgliedseintrag von Ferdinand Frhr von Richthofen bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 28 Juni 2017 Verzeichnis der Mitglieder seit 1666 Buchstabe R Academie des sciences abgerufen am 21 Februar 2020 franzosisch Verzeichnis der Mitglieder des Thuringisch Sachsischen Vereins fur Erdkunde am 31 Marz 1885 Memento vom 1 Dezember 2017 im Internet Archive Hans Jurgen Mende Lexikon Berliner Grabstatten Haude amp Spener Berlin 2006 S 307 476 Splitternachlass von Richthofens im Archiv fur Geographie des IfL In leibniz ifl de April 2006 abgerufen am 5 August 2022 Lotte Burkhardt Verzeichnis eponymischer Pflanzennamen Erweiterte Edition Teil I und II Botanic Garden and Botanical Museum Berlin Freie Universitat Berlin Berlin 2018 ISBN 978 3 946292 26 5 doi 10 3372 epolist2018 Normdaten Person GND 118745085 lobid OGND AKS LCCN n84155048 NDL 00454171 VIAF 88633665 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Richthofen Ferdinand vonALTERNATIVNAMEN Richthofen Ferdinand Freiherr von Richthofen Ferdinand Paul Wilhelm Freiherr von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Geograph und ForschungsreisenderGEBURTSDATUM 5 Mai 1833GEBURTSORT Carlsruhe Landkreis OppelnSTERBEDATUM 6 Oktober 1905STERBEORT Charlottenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ferdinand von Richthofen amp oldid 233336594