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51 165277777778 10 445277777778 Koordinaten 51 9 55 N 10 26 43 O Opfermoor Vogteip1Das Opfermoor bei Niederdorla mit stilisierter GottergestaltDas Opfermoor bei Niederdorla mit stilisierter GottergestaltLage Thuringen DeutschlandFundort NiederdorlaOpfermoor Vogtei Thuringen Wann etwa 6 Jh v Chr 11 Jh n Chr Wo Niederdorla Unstrut Hainich Kreisausgestellt Archaologisches Freilichtmuseum Opfermoor VogteiDas Opfermoor von Niederdorla auch als Opfermoor Oberdorla und Opfermoor Vogtei bezeichnet ist eine vorgeschichtliche Kultstatte in einem flachen See nordlich von Niederdorla im thuringischen Unstrut Hainich Kreis Es liegt in der Vogtei sudwestlich von Muhlhausen in der Gemarkung von Oberdorla etwa 200 m entfernt vom nordlichen Ortsrand von Niederdorla In der Hallstattzeit wurde das Opfermoor von einer Bevolkerung genutzt deren Nachkommen in den Rhein Weser Germanen aufgingen Die vor und fruhgeschichtlichen Kultanlagen des Opfermoors wurden zwischen 1957 und 1964 archaologisch untersucht Funde und Erkenntnisse werden durch das Opfermoormuseum in Niederdorla und das Freilichtmuseum am Opfermoor einer breiten Offentlichkeit zuganglich gemacht Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung des Opfermoors 2 Archaologische Untersuchungen 3 Interpretation der Funde 3 1 Hallstattzeit 3 2 La Tene Zeit 3 3 Germanenzeit 4 Bedeutung der Forschungsergebnisse 5 Museale Prasentation 6 Siehe auch 7 Galerie 8 Literatur 9 WeblinksEntstehung des Opfermoors BearbeitenBei der Senke handelt es sich um eine Auslaugungssenke des Mittleren Muschelkalks in der sich Grundwasser sammelte und sich ein Sumpf und offene Wasserflachen von etwa 700 m 200 m bildeten Der Flachsee verlandete und vermoorte Aus den abgelagerten Sedimenten und Torfen konnte der Beginn der Verlandung mit 100 v Chr erschlossen werden Die Torfe wurden ab 1947 abgebaut und der See so auf die heutige Grosse und Form vergrossert Im Zuge des Torfabbaus stiess man auch auf die vorgeschichtlichen Hinterlassenschaften nbsp Kartenausschnitte zur LokalisierungArchaologische Untersuchungen BearbeitenGrabungen unter Gunter Behm Blancke dem Direktor des Museums fur Ur und Fruhgeschichte Thuringens in Weimar legten kreisformige Zaunanlagen aus Haselruten frei in deren Zentren sich Altare Kultstangen und Gottergestalten sogenannte Pfahlgotzen befanden Die Grabungen forderten des Weiteren zahlreiche Knochen von Pferden Rindern Schafen Ziegen aber auch Menschen sowie Waffen ein Kultboot und verschiedene Alltagsgegenstande und werkzeuge zu Tage Es ist von Tier und Menschenopfern auszugehen Dem Seeheiligtum wird uberregionale Bedeutung zugewiesen da die Funde keinem speziellen Stamm zugeordnet werden konnten sondern aus allen Teilen des damaligen Germanien stammen Im 1 Jahrhundert v Chr erbauten die Hermunduren im Opfermoor ein Rundheiligtum das zur Volkerwanderungszeit ein grosses Zentralheiligtum war Unweit des Opfermoors im Mahllindenfeld wurde die grosste prahistorische Siedlung Thuringens ergraben Diese diente den Bauten im Museumsdorf als Vorbild Interpretation der Funde BearbeitenDie Datierung der Funde erbrachte eine kultische Nutzung des Sees von der Hallstattzeit im 6 Jahrhundert v Chr bis lange nach der Christianisierung noch vereinzelt bis ins 11 und 12 Jahrhundert n Chr Hallstattzeit Bearbeiten Ein rechteckiger Feueraltar aus Muschelkalkstein umgeben von einem halbrunden Wall aus Steinen und Erde stellt das religiose Zentrum der fruhen Periode dar Auf dem Altar wurden Speiseopfer in Gefassen dargebracht Verkohlte Knospen am Brennholz datieren die Rituale die offenbar zu Ehren einer Vegetationsgottheit stattfanden ins Fruhjahr Der Altar kann mit gleich alten und alteren Anlagen des nordwestlichen Alpenraumes und mit fruhgriechischen Brandaltaren verglichen werden Neben dem Altar lag ein umwalltes Rundheiligtum in dessen Zentrum eine Gottheit in Form einer Stele aufgestellt war der u a Ziegen geopfert wurden Im heiligen Bezirk der Spathallstattzeit fanden sich auch kleine ovale Opferstatten deren Grundrisse durch Steinlagen oder Ruten begrenzt wurden Einige waren mit kleinen Holzidolen in Klotzform ausgestattet Zu einem der Idole gehorte ein verzierter Halsreif Ein grosses Webstuhlgewicht deutete an dass die verehrte Macht femininer Natur war Bemalte Gefasse verweisen typologisch auf Beziehungen zum Rheinland La Tene Zeit Bearbeiten nbsp Rekonstruierter Altar mit RinderschadelWahrend der mittleren und spaten La Tene Zeit entstand ein kleiner See der uber Jahrhunderte zum Zentrum der Opferpraxis wurde Zahlreiche Heiligtumer verschiedener Form die durch die erhaltenen Holzteile rekonstruiert werden konnten wurden am Seeufer von der La Tene bis zur Volkerwanderungszeit angelegt Auch nach der Vertorfung des Sees in der spaten Volkerwanderungszeit wurden die kultischen Handlungen fortgesetzt Wahrend der La Tene Zeit waren die Nachfahren der hallstattzeitlichen Bevolkerung keltischen Impulsen ausgesetzt Apsisformige Anlagen wie sie u a im Trierer Tempelbezirk erkannt wurden sind nun auch am Opfermoor Niederdorla haufig Im Innern einer Einhegung erhob sich ein von Flechtwerk gestutzter kleiner Rasen oder Plaggenaltar an dem ein hoher Pfahl oder einfache Stangenidole aufgestellt wurden Die Altare waren von Kultstaben begleitet die der Priester bei der Ausubung des Rituals verwendete Das durch keltische Vorbilder gepragte Kultensemble wurde kurzzeitig von einem Platzheiligtum abgelost das mit einem Phallus und einem weiblichen Astgabelidol versehen war Es handelt sich um eine Opferstatte germanischer Einwanderer die ausweislich der Keramikfunde aus dem Oder Warthe Gebiet kamen Germanenzeit Bearbeiten 1 Jahrhundert v Chr nbsp Kultstatte 5 Jh n Chr Schiffsheiligtum nbsp Gedenkstein fur Prof Dr Gunter Behm Blancke am Opfermoor VogteiEnde des 1 Jahrhunderts v Chr erschienen in Nordthuringen die Hermunduren Sie grundeten am Kultsee ein grosses Rundheiligtum mit kleinen in sich geschlossenen Gehegen in denen ebenfalls Kultpfahle und ein Astgabelidol aufgestellt wurden Im Mittelpunkt der Anlage die zwei Bauperioden erfuhr befand sich ein grosser rechteckiger Holzaltar mit Eckpfahlen In seiner Umgebung lagen zahlreiche Knochen von Tieropfern An der Westgrenze des Heiligtums zeigten sich Schadelteile geopferter Menschen An der Nordseite des Heiligtums schlossen sich zwei besondere Opferstatten an die ein senkrecht aufgestelltes Schwert und ein menschlicher Schadel anzeigen Tacitus erwahnt etwa zu dieser Zeit eine Auseinandersetzung zwischen den Hermunduren und den Chatten an der Werra Nach der Schlacht aus der die Hermunduren als Sieger hervorgingen wurde die Opfertatigkeit am See fortgesetzt Romische Kaiserzeit Wahrend der mittleren romischen Kaiserzeit stand die Verehrung verschiedener durch ihre Idole und Attribute bezeichneter Gotter in gemeinsamen Rundheiligtumern im Mittelpunkt Der Periode der Konzentration von Opferstatten auf mehrere Gotter folgte im 3 Jahrhundert ein isoliertes Heiligtum Nahe dem Altar fand sich ein Holzidol einer Gottin das gallo romische Einflusse zeigt Die Gottin ist mit der romischen Diana vergleichbar die ebenfalls Hirsch und Eberopfer empfing Die Gottin des 3 Jahrhunderts besass in den alteren Heiligtumern des Opfermoores eine Vorlauferin In einem grossen Haufen mit Haustieropfern sind auch Knochen von Ochsen festgestellt worden Verbindungen zum Limesgebiet lassen sich durch die Entdeckung der Handwerkersiedlung bei Haarhausen erklaren Sie zeigt Einflusse der romischen Religion auf die Hermunduren womit sich die Ochsenopfer und Obolusse in den Grabern von Hassleben erklaren Das Heiligtum der germanischen Diana deren Name vielleicht durch eine Sunna Rune auf einem Gefass gekennzeichnet wird enthielt einen Sarg mit einem Skelett eines Madchens Dieses im 4 Jahrhundert zerstorte Grab charakterisiert die Bedeutung der Kultstatte Die Verheerung kann mit politisch religiosen Unruhen in Verbindung stehen die offenbar die Herausbildung der Thuringer begleiteten Volkerwanderungszeit Im 5 Jahrhundert wurde die Kultstatte durch zwei Schiffsheiligtumer gepragt Zur grossen aus Ruten gebildeten Anlage mit eingegrabenem Steuerruder gehorte eine mannliche Gottheit die durch ein hohes Pfahlidol mit Pferdekopf wiedergegeben wurde Ein kleines Schiff mit einem Rinderopfer stellt das Merkmal einer Gottin dar Es lassen sich auch in alteren Kultperioden Schiffsheiligtumer nachweisen In der spaten Volkerwanderungszeit war das Heiligtum ein grosser Opferplatz dessen feste Einhegung irgendwann durch Brand zerstort wurde Im Innern fanden sich mehrere Opferobjekte aber kein Idol Mittelalter Gefasse des 10 und 11 Jahrhunderts und Hundeknochen aus den Torfschichten weisen darauf hin dass trotz der Christianisierung weiterhin an der traditionellen sakralen Statte Opfer dargebracht wurden Mit der Grundung des Archidiakonats von Oberdorla dessen Einrichtung wahrscheinlich mit dem uberregional bedeutsamen heidnischen Kultplatz zu tun hatte erlosch der heidnische Gotterdienst Bedeutung der Forschungsergebnisse BearbeitenDie archaologischen Befunde haben mit Hilfe der vergleichenden indoeuropaischen Religionsforschung und durch Einbeziehung alterer Funde kultischen Charakters in Europa zahlreiche neue Erkenntnisse uber das Kultwesen der Hallstatt La Tene romischer Kaiser und Volkerwanderungszeit im hercynischen Raum erbracht Auf folgenden Gebieten wurden teilweise neue Gesichtspunkte gewonnen Konstruktion Gestaltung und innere Einrichtung der Heiligtumer mehrerer Kulturperioden Typen der Idole und Kultstangen Ritualgerate Tieropfer fur mannliche und weibliche Gottheiten Zerstuckelungsopfer von Menschen Attribute der Gottheiten u a Hammertypen Rasenplaggenaltar und Altartisch Die in Oberdorla erkannten Elemente des protogermanischen und germanischen Kultes gestatten auch einen Vergleich mit den lokalen Volksbrauchen die sich teilweise als Fortsetzung heidnischer Kulthandlungen beschreiben lassen Museale Prasentation Bearbeiten nbsp Museumsdorf am Opfermoor NiederdorlaDie archaologischen Funde sind zum Teil im Opfermoor Museum einem Museumsbau am Nordrand von Niederdorla der Offentlichkeit zuganglich Im benachbarten Dorf ist eine Siedlung aus dem 3 Jahrhundert n Chr bestehend aus einem Langhaus Wohnstallhaus drei Grubenhausern und einem Speicher am Westrand des Opfermoors rekonstruiert Dort finden alljahrlich im Wechsel das Germanenfest sowie der Romermarkt statt die zahlreiche Romer und Germanen Darsteller in historischer Kleidung anlocken die versuchen damaliges Alltagsleben nachzustellen Die archaologische Abteilung des in der Kreisstadt Muhlhausen befindlichen Museum am Lindenbuhl Kreisheimatmuseum informiert ebenfalls uber die Fundstelle von Niederdorla Der wissenschaftliche Nachlass Professor Behm Blanckes und ein Teil des Fundmaterials befinden sich im Museum fur Ur und Fruhgeschichte Thuringens in Weimar Nationalparkbesucher werden kunftig am Bodendenkmal Huneburg Hunenteich bei Kammerforst Thuringen eine Schauanlage zur Fruhgeschichte der Hainich Region besichtigen konnen die uberwiegend nach Befunden vom Opfermoor konzipiert wurde Siehe auch BearbeitenListe europaischer FreilichtmuseenGalerie Bearbeiten nbsp Eingangsschild vom Opfermoor Vogtei nbsp Plan vom Rundgang im Opfermoor nbsp Blick uber den heutigen See nbsp Birken saumen den Weg zu den Kultstatten nbsp Rekonstruktion vorgeschichtlicher Steg nbsp Germanenfest 2007 am OpfermoorLiteratur BearbeitenGunter Behm Blancke Kultplatze und Religion In Archaologie der DDR Band 1 Urania Verlag 1989 Gunter Behm Blancke et al Heiligtumer der Germanen und ihrer Vorganger in Thuringen die Kultstatte Oberdorla Theiss Stuttgart 2002 2003 Hansjurgen Hermann Hrsg Archaologie in der Deutschen Demokratischen Republik Denkmale und Funde Theiss Stuttgart 1989 ISBN 3 8062 0531 0 S 174 176 Christoph G Schmidt Mythen Holz und Menschenopfer Spuren heidnischen Kultes in Thuringen In Heidenopfer Christuskreuz Eichenkult Katalogband zur Bonifatius Ausstellung Erfurt 2004 S 9 37 Manfred Teichert Tierreste aus dem germanischen Opfermoor bei Oberdorla Weimar 1974 Sigrid Dusek Oberdorla In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 21 Walter de Gruyter Berlin New York 2002 ISBN 3 11 017272 0 S 466 476 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Opfermoor Museum Niederdorla Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien http www opfermoor de Zweckverband Mittelpunkt Deutschlands und Forderkreis zur Unterstutzung der Kultstatte Opfermoor Vogtei Opfermoor Niederdorla bei Urlaubsland Thueringen de Opfermoor Niederdorla Youtube Video Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Opfermoor Niederdorla amp oldid 235153121