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Mit einer Anzahl von etwa 30 000 1 2 Muslimen in Polen ist das stark katholisch gepragte Land einer der EU Staaten mit dem geringsten muslimischen Bevolkerungsanteil weniger als 0 1 Seit 600 Jahren lebt in Polen eine kleine Minderheit einheimischer Muslime die Lipka Tataren deren Zahl sich auf rund 5 000 belauft Kleine Gruppen dieser Ethnie leben auch noch in Litauen und in Belarus Moschee in DanzigKonigreich Halytsch als Vasall der Goldenen Horde Inhaltsverzeichnis 1 Tataren in Polen und im Grossfurstentum Litauen 2 Lipka Rebellion 3 Polnische Konvertiten im Exil 4 Muslimische Immigranten 5 Islam in Litauen und Belarus 6 Zusammenfassung Zeittafel 7 Sonstiges 8 Siehe auch 9 Fussnoten 10 WeblinksTataren in Polen und im Grossfurstentum Litauen BearbeitenWaren die Mongolen bei ihrem ersten verheerenden Einfall in Polen 1240 41 noch schamanistisch so standen sie bei den spateren Einfallen von 1259 und 1279 85 unter der Fuhrung muslimischer Khane wie Nogai Khan Die damals zum russischen Furstentum Galizien Wolhynien gehorenden ostpolnischen Stadte Chelm und Lublin die trotz einer versuchten Kirchenunion unter Daniel Romanowitsch von Galizien zunachst christlich orthodox blieben waren wie Halytsch unter die Botmassigkeit der von den Mongolen gegrundeten Goldenen Horde gefallen 1245 1323 die nach 1252 allmahlich muslimisch wurde Fernab Polens an der Wolga wurde ab 1380 die Herrschaft der Goldenen Horde durch eine Teilniederlage gegen die Moskowiter Russen und einen Vernichtungsfeldzug Timurs schwer erschuttert In die darauf folgenden innertatarischen Machtkampfe mischte sich besonders ab 1397 auch das Grossfurstentum Litauen ein Nachdem Timur die mit Litauen verbundeten Tatarenkhane vertrieben hatte stellte sein General Edigu die Goldene Horde wieder her Mit Hilfe der Litauer versuchte Ex Khan Toktamisch zuruckzukehren doch das vereinte litauisch tatarische Heer unter Grossfurst Vytautas wurde 1399 von Edigu in der Schlacht an der Worskla entscheidend geschlagen Toktamischs Tataren fanden Aufnahme im Grossfurstentum Litauen das erst 1387 katholisch geworden war sein Sohn Dschalal ad Din verhalf mit seiner leichten Reiterei den Polen 1410 in der Schlacht bei Tannenberg zum Sieg uber die schwer gepanzerten deutschen Ordensritter Nach weiteren vergeblichen Versuchen Dschalal ad Din oder seine Bruder als Khane an der Wolga zu inthronisieren schloss Polen Litauen 1418 Frieden mit Edigu Mit seinen Nachfolgern schloss Polen um 1500 sogar ein Bundnis gegen das inzwischen den Osmanen horige Khanat der Krim und gegen das russische Grossfurstentum Moskau konnte jedoch die Zerstorung der Goldenen Horde in Sarai durch die Krimtataren 1502 nicht verhindern In der Folgezeit drangen Osmanen und Krimtataren mehrmals bis ins polnische Kernland und nach Litauen vor Nach der russischen Eroberung der Tataren Khanate an der Wolga und der Zuruckdrangung auch der Krimtataren kamen im 16 Jahrhundert weitere Tataren und Nogaier ins Land im 17 Jahrhundert soll ihre Zahl bereits 200 000 betragen haben Als polnische Hilfstruppen kampften 15 000 von ihnen im Zweiten Nordischen Krieg verzweifelt gegen Russen Schweden und ukrainische Kosaken doch erst das Bundnis mit dem Khanat der Krimtataren 1654 rettete Polen Litauen vor der Aufteilung Die eingewanderten Tataren nahmen sich polnische belarussische und litauische Frauen ohne jedoch den sunnitischen Islam aufzugeben Abgeleitet von dem alten krimtatarischen Wort Lipka fur Litauen wurden sie Lipka Tataren also litauische Tataren genannt und erhielten Land bei Brest und Hrodna Allmahlich wurden die Tataren nahezu vollstandig assimiliert polonisiert und verwestlicht Noch im 20 Jahrhundert kampften sie auf polnischer Seite gegen Sowjetrussland und Nazideutschland heute zahlen sie etwa 5 000 Nachfahren vor allem in der Woiwodschaft Podlachien Einige Tausend weitere polnische Tataren leben in Litauen und Belarus stets in friedlicher Nachbarschaft mit polnischen Katholiken und unter volliger Gleichberechtigung der religios und politisch aktiven Frauen die sogar Gemeindefunktionare sind Ein Grossteil der polnischen Tataren ist jedoch auf der Suche nach Arbeit vom Land in die Grossstadte Warschau Danzig Breslau Lublin Posen und Bialystok abgewandert wo sie sich zunehmend mit muslimischen Immigranten vermischen Nur 500 von ihnen betrachten sich noch heute als reine Tataren statt als Polen und sprechen einen belarussischen Dialekt nbsp Litauische Tataren in der Schlacht bei Tannenberg 1410 nbsp Kampf zwischen Schweden und Tataren bei Warschau 1656 nbsp Polnische Lipka Tataren kampften auch in Napoleons ArmeenLipka Rebellion Bearbeiten nbsp Auswirkungen auf die Ukraine Durch die Lipka Revolte fielen neben Jedisan grun weitere Gebiete im Suden gelb an das Khanat der Krimtataren orange nbsp Tatarische Moschee in Bohoniki PolenNachdem Polen Litauen seinen um 1400 erworbenen ukrainischen Zugang zum Schwarzen Meer Jedisan 1526 an die osmanischen Turken verloren hatte versuchten die Turken 1620 1621 und 1633 1634 vergeblich die Ukraine zu erobern Unter dem Druck der seit 1596 anhaltenden Katholisierung lief bei Ausbruch des Krieges zwischen Polen und dem Osmanischen Reich 1672 ein Teil des 3 000 Mann starken tatarischen Lipka Regiments zu den Turken uber und ubergab ihnen die ukrainischen Stadte Bar und Kamieniec Podolski Ein anderer Teil aber hielt an der Waffenbruderschaft mit den Polen fest wofur ihnen Konig Jan Sobieski 1679 zwei ostpolnische Dorfer Bohoniki und Kruszyniany spater auch Sokolka nahe Bialystok als Siedlungsgebiet schenkte und eine Generalamnestie fur alle Tataren erliess Polen hatte so den Rucken wieder frei fur die Schlacht um Wien 1683 und den Krieg um Ungarn 1699 schliesslich gewann es Podolien zuruck Die Lipka Rebellion bildete den Hintergrund fur den historischen Roman Pan Wolodyjowski des polnischen Nationaldichters Henryk Sienkiewicz Wahrend der Turkenkriege unterstutzte 1768 1772 das Osmanische Reich einen Aufstand polnischer Patrioten die sich in der Konfoderation von Bar gegen Russland und ihren eigenen prorussischen Konig Stanislaus II zusammengeschlossen hatten Da Osterreich den Sieg Russlands uber die Turkei schmalern wollte vermittelte Preussen das 1762 und 1791 ein Bundnis mit den Turken geschlossen hatte zum Ausgleich die Teilungen Polens 1807 und 1939 kam auch Bialystok an Russland 1945 fiel ein Teil des tatarischen Siedlungsgebietes in Polen an die Sowjetunion Westverschiebung Polens Polen erhielt Bialystok zuruck Polnische Konvertiten im Exil BearbeitenSchon vor der Christianisierung Polens hatten zum Islam konvertierte Slawen an andalusischen Hofen Karriere gemacht Seitdem hatten immer wieder einzelne Polen den Islam und Posten vor allem im Osmanischen Reich angenommen so zum Beispiel Albert Wojciech Bobowski alias Ali Ufki 1610 1675 ein polnischer Kirchenmusiker und Barockkomponist der zum Schatzmeister Finanzminister des Sultans wurde Nach der Niederlage in der ungarischen Revolution von 1848 49 und an der ungarischen Seite kampfender Polnischen Legionen gingen diese ins Exil in die Turkei wo es zu einer Konversion etlicher polnischer Offiziere und Soldaten kam Die von Russen und Osterreichern geschlagenen Reste der Revolutionsarmee waren unter General Josef Bem 1794 1850 auf osmanisches Gebiet und zum Islam ubergetreten Zusammen mit Bem konvertierten 72 Offiziere und Generale sowie 6 000 ungarische und polnische Soldaten einige von ihnen stiegen im Osmanischen Reich zu Armeefuhrern oder Gouverneuren usw auf so zum Beispiel Abdulkerim Pascha 1807 1885 polnisch osmanischer General Seweryn Bielinski alias Nihad Pascha 1815 1895 polnisch osmanischer General Konstanty Borzecki 1826 1876 alias Mustafa Celaleddin Celalettin Pascha polnisch osmanischer General Turkologe und Grossvater Nazim Hikmets Feliks Klemens Breanski alias Schahyn Pascha 1794 1884 polnisch osmanischer General Michail Czajkowski alias Mehmet Sadik Pascha 1804 1886 polnisch osmanischer General Antoni Aleksander Ilinski alias Iskender Pascha 1814 1861 polnisch osmanischer GeneralNach Angaben der Polnischen Muslimischen Union sind vom Ende des Kommunismus im Land bis 2004 bis zu 1 000 Polen zum Islam konvertiert 2 Muslimische Immigranten Bearbeiten nbsp Muslimischer Friedhof in Warschau nbsp Tatarische Kapelle in Nemezis Litauen nbsp Flagge der muslimischen Tataren in BelarusDen Grossteil der Muslime in Polen machen jedoch nicht Tataren oder Konvertiten sondern vor allem Einwanderer aus Etwa 25 000 1 auslandische Muslime leben heute in Polen die meisten von ihnen stammen aus Asien und Nordafrika Einzigartig fur Europa ist ein 1997 gebildeter Katholisch Islamischer Rat der fur einen interreligiosen Dialog eintritt und sowohl von polnischen Bischofen als auch vom saudischen Konigshaus gefordert wird Dennoch schlug sich dieser Einfluss nicht auf die Politik durch Polen war z B neben Danemark das einzige Land in der USA gefuhrten Koalition der Willigen das dem Irak 2003 auch formal den Krieg erklarte Nach US Amerikanern und Briten war Polen bis zuletzt die drittwichtigste Besatzungsmacht im Irak und in Polen selbst wurden des Terrorismus verdachtigte muslimische Gefangene in CIA Geheimgefangnissen gefoltert 3 4 5 In der polnischen Hauptstadt Warschau wo mit 13 000 Glaubigen fast die Halfte aller Muslime lebt wird vor allem mit saudischen Geldern eine zweite Moschee errichtet Sie soll ein 18 Meter hohes Minarett und ein Islamisches Kulturzentrum erhalten 6 Islam in Litauen und Belarus BearbeitenIn Litauen leben bis zu 3 000 Tataren Raiziai im sudlitauischen Bezirk Alytus ist seit 600 Jahren ihr traditionelles Siedlungsgebiet Viele von ihnen leben heute auch in der bzw um die Hauptstadt Vilnius In Vilnius selbst sind spatestens seit der Sowjetzeit alle Moscheen und Spuren der Lipka Tataren und des Islam in Litauen verschwunden bis auf das 1929 gegrundete Tataren Museum Die Stadtregierung weigert sich bis heute einen Moscheeneubau zuzulassen Stattdessen entstand ebenfalls in der Zwischenkriegszeit anlasslich des Geburtstages des tatarenfreundlichen Grossfursten Vytautas eine Moschee in Kaunas der litauischen Hauptstadt der Zwischenkriegszeit Statt Polnisch oder Litauisch sprechen auch die litauischen Tataren einen belarussischen Dialekt weshalb sie gelegentlich auch in Polen falschlich zur belarussischen Minderheit gerechnet werden 46 000 Belarussen aber bis zu 63 000 Belarussisch Sprechende in Litauen Lipka Tataren machen einen grossen Teil der Differenz von 17 000 aus Zusammen mit muslimischen Immigranten darunter 5 000 Tataren aus Russland und litauischen Konvertiten machen 8 000 Muslime in Litauen 7 einen Bevolkerungsanteil von 0 23 aus anderen Angaben zufolge 21 000 bzw 0 6 Auch in der belarussischen Hauptstadt Minsk leben litauische Tataren seit 1428 im Stadtteil Tatarskaja Slabada sowie im an Bialystok angrenzenden Gebiet Hrodna Hrodsenskaja Woblasz in den Stadten Lida 70 km westlich von Minsk und Nawahrudak In ganz Belarus sind es weniger als 10 000 Tataren nach turkischen Angaben 12 500 plus einige Tausend Aserbaidschaner und Muslime aus anderen GUS Staaten Laut eigenen Angaben leben in dem Land nur 30 000 Muslime 8 und machen somit etwa 0 5 Prozent der Gesamtbevolkerung von Belarus aus Sie verwendeten das Weissrussische arabische Alphabet Es existieren Moscheen in den Stadten Iuje Klezk Nawahrudak Slonim Smilawitschy und Widsy 9 Im November 2016 wurde mit finanzieller Hilfe aus der Turkei in Minsk eine weitere Moschee eroffnet 8 Zusammenfassung Zeittafel Bearbeiten10 Jahrhundert erste Kontakte Polens mit dem Kalifat von Cordoba Aufstieg muslimischer Slawen in Andalusien und Nordafrika Saqaliba 15 Jahrhundert Ansiedlung verbundeter Wolgatataren 16 Jahrhundert Einwanderung von Krimtataren und Nogaiern 17 Jahrhundert Tataren kampfen fur Polen gegen Schweden Deutsche Russen aber Lipka Rebellion 18 Jahrhundert polnische Patrioten verbunden sich mit dem Osmanischen Reich 19 Jahrhundert einige polnische Soldaten und Offiziere im Exil konvertieren zum Islam 20 Jahrhundert Teilung des Siedlungsgebiets der Lipka Tataren zwischen Polen Litauen und BelarusSonstiges BearbeitenDie Vorfahren des Schauspielers Charles Bronson waren in die USA emigrierte Lipka Tataren aus Litauen Auch der polnische Schriftsteller Henryk Sienkiewicz hat tatarische Vorfahren Eine wichtige Person des Islam und erster Grossmufti im Polen der 1920er und 1930er Jahre war Jakub Szynkiewicz Siehe auch BearbeitenIslam in der Ukraine Islam in Russland Geschichte Polens Geschichte Litauens Konfessionen in Polen TatarensturmFussnoten Bearbeiten a b Meyers Grosses Taschenlexikon in 24 Banden Band 17 Seite 5931 Mannheim 2006 so auch Brockhaus Memento vom 23 Juni 2006 im Internet Archive a b Stella Brozek Religious Freedom Islam in Poland Report von Human Rights Without Frontiers 2004 Zeit online vom 10 Dezember 2014 US Folterbericht CIA soll Polen mit Millionen flexibel gemacht haben Spiegel online vom 10 Dezember 2014 Debatte um CIA Report Polens Ex Prasident raumt Zustimmung zu Gefangnissen ein Spiegel online vom 24 Januar 2014 Terror Bekampfung CIA zahlte Polen 15 Millionen Dollar fur Geheimgefangnis W Warszawie buduje sie nowoczesny meczet z restauracja Meyers Lexikon online im Marz 2009 eingestellt a b Autokraten unter sich Erdogan bei Lukaschenko Article Moslems in Belarus Prepare to Celebrate Muhammad s Birthday Memento vom 5 Juni 2014 im Internet Archive auf belarus misc org abgerufen am 4 August 2016Weblinks BearbeitenPolens Katholiken beteten fur Frieden am Tag des Islams Islam Muslims Mosques and Koran in Poland englisch polnisch Kitabs the unique highlight of the Belarusian languageIslam in Europa Albanien Andorra Belarus Belgien Bosnien und Herzegowina Bulgarien Danemark Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Irland Island Italien Kasachstan Kosovo Kroatien Lettland Liechtenstein Litauen Luxemburg Malta Moldau Monaco Montenegro Niederlande Nordmazedonien Norwegen Osterreich Polen Portugal Rumanien Russland San Marino 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