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Der Islam hat in der Ukraine eine lange Geschichte die vor allem durch die Krimtataren gepragt ist Auf der Halbinsel Krim machen 250 000 uberwiegend tatarische bzw turkstammige Muslime mit 12 der Bevolkerung heutzutage einen ahnlichen hohen Anteil aus wie in Russland Seit dem Beginn des russischen Kriegs in der Ukraine befindet sich der Islam in der Ukraine im Umbruch die Krimtataren sind von der russischen Kontrolle uber die Halbinsel Krim betroffen 1 Es gibt unterschiedliche Zahlen dazu Im Jahr 2019 lebten nach ukrainischen Angaben ohne die muslimische Bevolkerung auf der Krim rund 170 000 Menschen islamischen Glaubens in der Ukraine das entspricht 0 4 der Gesamtbevolkerung 2 ohne Krim Im Jahr 2010 lebten nach Angaben des Aussenministeriums der Vereinigten Staaten ungefahr 410 000 Muslime 0 9 in der gesamten Ukraine 3 Andere Zahlen aus dem Jahr 2017 sprechen von rund einer Million Menschen die dem Islam angehoren 2 der Gesamtbevolkerung 4 Inhaltsverzeichnis 1 Ethnische und geographische Struktur 2 Geschichte 2 1 Islamisierung 2 2 Krim Khanat 2 3 Gebietsverluste 2 4 Bevolkerungsverluste 2 5 Zeittafel Zusammenfassung 3 Spaltung der Muslime 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenEthnische und geographische Struktur BearbeitenDer Islam ist seit etwa siebeneinhalb Jahrhunderten im Territorium der heutigen Ukraine prasent funfhundert Jahre davon standen die gesamte Schwarzmeerkuste und zeitweise die gesamte Sudhalfte des Landes etwa sudlich des 49 Breitengrades unter muslimischer Herrschaft 11 der 24 Regionen der Ukraine Davon wiederum war dreihundert Jahre lang Bachtschyssaraj auf der Krim das Zentrum des Islam Heutige Zentren sind neben der Hauptstadt Kiew und der zweitgrossten Stadt Charkiw auch Donezk Cherson und Ismajil Die Krim ist die traditionelle Heimat muslimischer Tataren Wie die Wolgatataren in Russland so sind auch die sunnitischen Krimtataren in der Ukraine hauptsachlicher Reprasentant und Verbreiter des Islam unter den orthodoxen Ostslawen Zusammen mit ukrainischen Nogaiern und verwandten Volkern zahlen die Tataren 400 000 450 000 Glaubige Geschichte BearbeitenErste Muslime kamen mit den Sudrussland und die Ostukraine beherrschenden Chasaren schon vor Grundung und Christianisierung der Kiewer Rus nach Kiew Vor der Ankunft der Warager wurde auch Kiew von den Chasaren beherrscht die slawischen Stamme der Region mussten Tribut zahlen Die chasarischen Garnisonen in Kiew und auf der Krim bestanden zum Teil aus muslimischen Soldnern Arsija und deren Familien 5 Islamisierung Bearbeiten nbsp Stolz lehnten Repins Saporoscher Kosaken 1676 jedwede Herrschaft des Sultans ab doch 1711 wurde Hetman Pylyp Orlyk MuslimDoch nur eine Minderheit der Chasaren war muslimisch geworden im fruhen 9 Jahrhundert hatte die Fuhrungsschicht der Chasaren die Annahme des Judentums der Missionierung durch den Islam vorgezogen und nach der Zerstorung des Chasaren Reiches durch die Russen im 10 Jahrhundert zogen auch die Fursten der Kiewer Rus die Annahme des orthodoxen Christentums dem Islam vor Chroniken aus dem 11 Jahrhundert bestatigen muslimische Petschenegen im Sold der Kiewer Fursten Die den Chasaren und Petschenegen folgenden Kyptschaken von Sharukhan Charkiw unter den sich eine einflussreiche muslimische Minderheit befand eroberten 1093 zwar kurzzeitig Kiew mussten sich aber 1223 mit den Russen gegen die einfallenden Mongolen und Tataren verbunden die 1237 die Krim besetzten Nachdem der Mongolensturm und der Fall Kiews 1240 der bereits auseinandergebrochenen Rus den Todesstoss versetzt hatte trat 1252 Berke Khan als erster Mongolenherrscher zum Islam uber und gewahrte dem seldschukischen Ex Sultan Izz ad Din Asyl auf der Krim Seine tatarischen Nachfolger der Goldenen Horde an der Wolga stellten sich im Kampf gegen die ebenfalls mongolischen Ilkhane Persiens auf die Seite des Kalifats in Kairo wahrend in der Sudukraine Kara Nogai Khan kurzzeitig abfiel und gelegentlich von der Krim regierte Krim Khanat Bearbeiten Siehe Hauptartikel Khanat der KrimNach dem Zusammenbruch der Goldenen Horde ab 1430 und ihrer endgultigen Zerstorung durch die Krimtataren 1502 fiel das ostukrainisch russische Grenzgebiet Donezk Luhansk an der Belgorod Linie bzw der Isjum Linie bis 1593 unter die Herrschaft des Krim Khanats das seinerseits wiederum seit 1475 unter der Oberhoheit der osmanischen Turken stand In Otschakiw errichteten die Turken das Vilayet Ozu gegen die Kosaken ab 1599 gehorten Otschakiw und weitere einstmals muslimische Regionen der Ukraine zum bulgarisch turkischen Eyalet Silistrien das zunachst einen krimtatarischen Gouverneur hatte Gebietsverluste Bearbeiten nbsp Grune Gebiete1 standen unter Herrschaft der Turken orange unter jener der Tataren gelbe unter ihrer OberhoheitBereits 1620 1621 und 1633 1634 versuchten Turken und Tataren vergeblich die gesamte Ukraine zu erobern Im nordwestlichen Chotyn bei Kamieniec Podolski das mit dem Vasallenfurstentum Moldau bis 1812 unter turkischer Herrschaft stand siedelten die Osmanen muslimische Kaukasier Lasen an deren Spuren sich z T noch heute finden lassen Dort wurde auch der Turke Mustafa Bairaktar geboren der bis zu seinem Tode 1808 osmanischer Grosswesir war Zwei weitere zwischen 1821 und 1828 amtierende turkische Grosswesire Benderli Ali Pascha und Benderli Mehmed Selim Sirri Pascha stammten aus dem moldauischen Bendery heute russisch ukrainische Transnistrien Republik Der sudliche Teil Bessarabiens Budschak stand 1484 1812 Jedisan Odessa bis Balta und Mykolajiw westlich des Sudlichen Bug 1526 1792 sogar Podolien Winnyzja und Chmelnyzkyj 1672 1699 unter muslimisch turkischer Herrschaft1 Demgegenuber standen Saporischschja einschliesslich Kropywnyzkyj Dnipro und Donezk 1711 1739 Mykolajiw ostlich des Sudlichen Bug und Cherson nordlich des Dnepr bis 1774 Taurien Cherson sudlich des Dnepr und die Krim selbst schliesslich bis 1783 unter muslimisch tatarischer Herrschaft 1 inkl des aus chronologischen Grunden in der Karte orange dargestellten Cherson Gebietes 1774 Der turkisch tatarischen Intervention beziehungsweise ihrer Allianz mit dem Krim Khanat verdankten die Kosaken Bogdan Chmelnitzkis ab 1648 uberhaupt erst die erfolgreiche Losung der Ukraine von Polen Litauen tatarische Reiterei trug erheblich zum Sieg uber die Polen bei Als Chmelnitzki sich jedoch 1654 Russland unterstellte verbundeten sich die Krimtataren mit den Polen und retteten mit ihren Hilfstruppen den bisherigen Feind vorm Untergang im Zweiten Nordischen Krieg Gegen die Aufteilung der Ukraine zwischen Russen und Polen rief Hetman Petro Doroschenko 1667 Tataren und Turken zu Hilfe und unterstellte das Hetmanat der Oberhoheit des Sultans polnisch litauische Lipka Tataren ubergaben dem Sultan 1672 Podolien und 1711 unterstellten die Hetmane Pylyp Orlyk und Kost Hordijenko das Gebiet der Saporoger Kosaken der tatarischen Oberhoheit ehe die ganze Region nach 1734 allmahlich an Russland fiel War die Sudukraine bis dahin Grenzland Krajina zwischen Orthodoxie Katholizismus und Islam gewesen so wurde sie fortan als Neurussland von russisch orthodoxen Siedlern und auch deutschen Kolonisten besiedelt Bevolkerungsverluste Bearbeiten Der gegen Ende des 19 Jahrhunderts parallel zum Panslawismus und Panrussismus einsetzenden Christianisierung und Russifizierung fielen auch die Krimtataren zum Opfer Nach dem Krimkrieg 1853 1856 emigrierten immer mehr Tataren in die Turkei ab 1860 1863 bzw 1874 stromten immer mehr russische und ukrainische Neusiedler ins Land Zunachst fiel der muslimische Bevolkerungsanteil in Taurien 1885 waren dort von etwa 1 Million Einwohnern nur noch gut 100 000 Tataren Auf der Krim machten die Tataren 1893 noch 35 der Bevolkerung aus 1927 zehn Jahre nach der Oktoberrevolution nur noch 23 und auch das meistens auf dem Land bzw in den Bergen Der Stalinismus erzwang Atheismus und die Schliessung der Kirchen und Moscheen Kollektivierung der Bauern in Kolchosen und Sowchosen und damit Hungersnote und Verbannung in Straflager siehe auch Gulag Am 18 Mai 1944 liess Josef Stalin fast samtliche Krimtataren wegen ihrer Kollaboration mit deutschen Truppen nach Sibirien und Mittelasien deportieren der tatarische Islam in der Ukraine fand ein vorlaufiges Ende Auch von den 1926 1927 noch 6 400 Turken lebten 1970 nur noch knapp 2 600 auf der Krim bis 1988 betrug der muslimische Bevolkerungsanteil auf der Halbinsel 0 1 Erst mit Gorbatschows Perestroika und Glasnost und dem daraus resultierenden Zerfall der Sowjetunion kehrten viele Tataren zuruck und machen auf der Krim heute wieder 12 der Bevolkerung aus Zeittafel Zusammenfassung Bearbeiten 8 Jahrhundert eine Minderheit der Chasaren nimmt zunachst den Islam an die Mehrheit dann jedoch das Judentum 10 Jahrhundert die Kiewer Rus vernichtet das Chasaren Reich lehnen den Islam ab und werden christlich orthodox 12 Jahrhundert eine Minderheit der Kyptschaken in Sharukhan Charkow wird muslimisch 13 Jahrhundert Mongolen und Tataren zerstoren die Kiewer Rus nehmen den Islam an und siedeln auf der Krim 15 Jahrhundert Zerfall der mongolischen Goldenen Horde die Krim und die Schwarzmeerkuste geraten unter turkische Herrschaft 16 Jahrhundert Khanat der Krimtataren in der Defensive Verlust der Ostukraine an Russland 17 Jahrhundert turkischer Gewinn und Verlust Podoliens 18 Jahrhundert tatarischer Verlust der Saporoschje der Sudukraine und 1783 schliesslich auch der Krim 19 Jahrhundert turkischer Verlust Jedisans bzw Bessarabiens Russifizierung der Krim aber tatarische Reformbewegung unter Ismail Gasprinski in Bachtschyssaraj 20 Jahrhundert Bevolkerungsruckgang sowie Deportation der Krimtataren 1944 zur Zwangsarbeit nach Sibirien und Mittelasien und ihr Kampf um Selbstbehauptung in der seit 1991 unabhangigen UkraineSpaltung der Muslime BearbeitenIm Kampf um ihre Gleichberechtigung auf der Krim sympathisieren die Krimtataren uberwiegend mit der ukrainischen Regierung bzw den uberwiegend orthodoxen oder katholischen Ukrainern Die Gemeinschaft der Muslime in der Ukraine ist daher organisatorisch gespalten Die Krimtataren dominieren die weitaus grossere Geistliche Verwaltung der Muslime der Krim in Simferopol Mufti Emir Ali Efendi die meisten ubrigen Muslime haben sich in Kiew unter dem libanesischen Imam Tamim Achmed Mohammed Mutakh zur kleineren Geistlichen Verwaltung der Muslime der Ukraine zusammengeschlossen Erfolgreiche politische Interessensvertretungen gibt es ausser einer nationalistischen Tatarenpartei auf der Krim nicht auch wenn die Partei der Muslime der Ukraine Ende 2004 den Wahlkampf des prorussischen Ostukrainers Wiktor Janukowytsch unterstutzt hatte Diese islamische Partei ist der machtlose politische Arm des Geistlichen Zentrums der muslimischen Gemeinden der Ukraine einer dritten Organisation in Donezk von Tataren dominierte Abspaltung der Kiewer Verwaltung unter Scheikh Rashid Bragin Die Krimtataren hatten dem prowestlichen Kandidaten Wiktor Juschtschenko zur Prasidentschaft verholfen Mit ihrer tatarischsprachigen Zeitung sind sie in 12 der 24 Regionen die ubrigen Muslime mit einer russischsprachigen Zeitung und in 10 Regionen organisiert Der von Prasident Juschtschenko vollzogene Abzug der ukrainischen Besatzungstruppen aus dem Irak ist als Zugestandnis an die den Irak Krieg kritisierenden Krimtataren gedeutet worden da diese Muslime bei seiner Machtubernahme mitgeholfen hatten Die Krimtataren sind zwar konservativ traditionell aber prowestlich orientiert sehr enge Beziehungen bestehen zur heutigen Turkei wo eine grosse Anzahl der Turken tatarische Stammbaume hat Im Gegenzug leben zahlreiche Turken besonders auf der Krim turkische Unternehmen investieren in der Ukraine und die Moschee in Simferopol steht unter dem Einfluss turkischer Ulama Die eher geringe Anzahl tschetschenischer Fluchtlinge in der Ukraine lehnt sich mehr an ihre Exilregierung und Saudi Arabien an Die eher liberalen russischsprechenden Muslime orientieren sich nach Osten auf Russland bzw die muslimischen GUS Republiken Mittelasiens wo ein Grossteil von ihnen seine Wurzeln hat sowie auf arabische Staaten und z T auch auf den Iran Einige russische wolgatatarische und GUS Muslime folgen den rivalisierenden geistlichen Verwaltungen und Muftis in Russland Moskau und Ufa Said Ismagilov war von 2009 bis 2022 6 Vorsitzender der Geistlichen Verwaltung der Muslime der Ukraine Umma DUMU Umma Siehe auch BearbeitenGeschichte der Ukraine Islam in Russland Islam in Polen Litauen und Belarus Friede von Buczacz Islam in Rumanien und Islam in der Republik Moldau Prasidentschaftswahlen in der Ukraine 2004 Nogaier HordeLiteratur BearbeitenMykola Kyjusko Islam auf ukrainischen Territorium In Geschichte der Religionen in der Ukraine Kiew 1999 Mykola Kyrjusko Moslems in der unabhangigen Ukraine In Der Mensch und die Welt 5 6 Kiew 2000 Mykola Kyrjusko Ko Autor Islam in der Ukraine In Religion und Politik in der Ukraine Kiew 2000 Ion Gumenai Istoria ținutului Hotin de la origini pană la 1806 Chișinău 2002Weblinks Bearbeitenhttp www islamyat org Die religiose Verwaltung der ukrainischen Muslime ukrainisch russisch englisch Islam in der Ukraine Memento vom 10 April 2014 im Internet Archive ukrainisch Islam and Muslims in Ukraine englisch Fussnoten Bearbeiten Die Krimtataren haben Angst n tv de abgerufen am 27 September 2014 Konfesijna struktura naselennya Ukrayini i stvorennya Pravoslavnoyi Cerkvi Ukrayini traven 2019 Religiose Demographie in der Ukraine U S State Department Muslime in der Ukraine Nachbarn oder Bruder islam in ua Andreas Roth Chasaren Das vergessene Grossreich der Juden Seiten 39 und 59f Melzer Verlag Neu Isenburg 2006 Wie am 7 Juni 2022 bekannt geworden ist soll er sein Mufti Amt bereits am 24 Februar 2022 niedergelegt haben vgl islam in ua 7 Juni 2022 Said Ismail resigned as Mufti Islam in Europa Albanien Andorra Belarus Belgien Bosnien und Herzegowina Bulgarien Danemark Deutschland Estland Finnland Frankreich Griechenland Irland Island Italien Kasachstan Kosovo Kroatien Lettland Liechtenstein Litauen Luxemburg Malta Moldau Monaco Montenegro Niederlande Nordmazedonien Norwegen Osterreich Polen Portugal Rumanien Russland San Marino Schweden Schweiz Serbien Slowakei Slowenien Spanien Tschechien Turkei Ukraine Ungarn Vereinigtes Konigreich ZypernIslam in Afrika Amerika Asien Australien und Ozeanien Europa Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Islam in der Ukraine amp oldid 238381773