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Die Nogaier nogaisch nogaj noġaj nogajlar noġajlar russisch nogajcy nogaizy sind eine turksprachige Ethnie des Kaukasusgebietes Sie sind ein westturkisches Volk der kiptschakischen Untergruppe Flagge der NogaierNogaiische Madchen zu Beginn des 20 JahrhundertsEthnolinguistische Karte der Kaukasusregion mit dem Siedlungsraum der NogaierWeltweit gibt es rund 130 000 Nogaier 1 von denen die grosse Mehrheit knapp 104 000 in Russland lebt Inhaltsverzeichnis 1 Alternative Bezeichnungen 2 Namensherkunft und Ethnogenese 3 Religion 4 Siedlungsraum 4 1 Russland und Europa 4 2 Untergruppen 5 Geschichte 6 Siehe auch 7 Einzelnachweise 8 Literatur 9 WeblinksAlternative Bezeichnungen BearbeitenFur die Volksgruppe der Nogaier ist im Deutschen auch Noghaier gebrauchlich Fruhere Bezeichnungen sind auch Karatataren bzw Schwarz Tataren 2 Nogai Tataren Berg Tataren oder einfach nur Tataren Im Turkischen ist die Bezeichnung Nogay Turkleri Nogay Turken gebrauchlich Namensherkunft und Ethnogenese BearbeitenDer Volksname Nogaier leitet sich von einem Nachfahren Dschingis Khans ab Nogai Khan spaltete sich 1260 mit verschiedenen tatarischen Regionalstammen von der Goldenen Horde ab und errichtete ab 1280 ein autonomes Khanat Nogai stammt vom mongolischen Wort nohoj nochoj Hund ab und war im mongolischen kulturellen Kontext im Gegensatz zum islamischen ein respekteinflossender Name vgl auch die Flagge der Nogaier die auf die personliche Standarte Nogai Khans zuruckgeht Unter Umstanden war es damit auch eine mogliche turksprachige Bezeichnung fur Nomade besonders als die Nogaier grossere westliche Teile der eurasischen Steppen beherrschten Religion BearbeitenDer Religion nach sind die Nogaier uberwiegend sunnitische Muslime daneben existiert mit dem Clan der Karaagatsch eine kleine schiitische Minderheit 2 Siedlungsraum BearbeitenRussland und Europa Bearbeiten nbsp Nogaische Siedlungsgebiete nach der Volkszahlung 2010 in Sudrussland und dem russischen Nordkaukasus In Nord Dagestan meist Kara Nogaier in der westlich angrenzenden Region Stawropol meist Atschikulak Nogaier im Sudwesten in Karatschai Tscherkessien und Umgebung meist Kuban oder Ak Nogaier im Nordosten noch eine Minderheit im Ausgangsgsgebiet an der unteren Wolga bei AstrachanDie Nogaier leben heute vor allem im sudlichen Russland Ihr russisches Hauptsiedlungsgebiet bildet der Nordkaukasus und dort hauptsachlich die Steppengebiete des nordlichen Kaukasus Die russische Volkszahlung von 2010 ermittelte fur ganz Russland 103 660 Nogaier 3 davon 40 407 in der russischen Teilrepublik Dagestan hier vor allem im Nogaiski rajon 22 006 in westlichen Nachbargebieten der Region Stawropol 15 654 in der Republik Karatschai Tscherkessien wo seit 2007 ebenfalls ein Nogaiski rajon besteht und 3 444 in Tschetschenien In Dagestan existiert mit dem Nogaiski rajon ein autonomer Bezirk der Nogaier Hauptort ist Terekli Mekteb Dieses Gebiet wird nach ihnen auch als Nogaier Steppe bezeichnet Die Nogaier Steppe und damit das grosste zusammenhangende nogaische Siedlungsgebiet erstreckt sich von Dagestan bis in den angrenzenden Teil der Region Stawropol Neftekumski rajon und bis in den nordlichsten Teil Tschetscheniens Schelkowski rajon Wahrend die Zahl der Nogaier in Stawropol steigt ist ihr Bevolkerungsanteil in Tschetschenien stark rucklaufig und hat sich dort zwischen 1989 und 2010 mehr als halbiert 4 5 Aber auch im nordlichen Tschetschenien gibt es noch immer mehrheitlich nogaische Ortschaften wie etwa Karschyga Aul Sary Suu und Oras Aul Seit 2007 wurde daruber hinaus in Karatschai Tscherkessien ein weiterer allerdings kleinerer Rajon der Nogaier gegrundet Dieser ist raumlich nicht mit dem restlichen nogaischen Siedlungsgebiet verbunden Hauptort ist Erken Schachar Ein weiteres isoliertes Siedlungsgebiet der Nogaier ist die untere Wolga nahe Astrachans wo heute rund 8 000 Nogaier leben Sie verfugen dort allerdings uber keine Autonomie und sind wegen ihrer geringen Anzahl einem hohen Assimilierungsdruck von Seiten der bevolkerungsreicheren Nachbarvolker ausgesetzt nbsp Die ethnische Minderheit der Tataren in Rumanien sind faktisch alle Nachkommen nogaischer StammesfoderationenNogaische Minderheiten waren und sind auch ausserhalb Russlands anzutreffen Eines der nogaischen Siedlungsgebiete war die heutige Ukraine wo Nogaier in den Gebieten Budschak Jedisan und Taurien lebten Als die russischen Zaren im 18 Jahrhundert die gesamte Ukraine von den Osmanen eroberten leiteten sie eine Umsiedlung der Nogaier in den Kaukasus ein da sie befurchteten die Nogaier wurden als muslimisches Turkvolk weiterhin mit den Osmanen kooperieren Tausende Nogaier widersetzten sich den Umsiedlungen und flohen daraufhin ins Osmanische Reich In der Dobrudscha leben heutige noch einige tausend rumanische Nogaier die dort offiziell als Tataren summiert werden In Rumanien siedeln die Nogaier hauptsachlich in den Regionen rund um die Ortschaften Kogălniceanu Kocali Valea Dacilor und Kubadin Sehr kleine nogaische Minderheiten leben daruber hinaus in Litauen Polen und Bulgarien Eine ungewisse Anzahl von Nogaier lebt auch in Westeuropa als ethnische Minderheit Doch dort werden sie von den jeweiligen Landern nicht nach ihrer Nationalitat sondern nach der Staatsangehorigkeit erfasst So sind die meisten von ihnen dann auch amtlich als Russen summiert worden In der Turkei leiten bis zu eine Million Menschen ihre Herkunft von den Nogaiern ab Es handelt sich dabei um Nachkommen nogaischer Emigranten und Fluchtlinge aus dem Russischen Zarenreich die sich in der Turkei in den Provinzen Ceyhan Adana Eskisehir und Ankara ferner auch Tokat Konya und Istanbul niederliessen Wenngleich sich in der Turkei noch mehrere tausend Menschen als Nogaier bezeichnen sind sie dort heute fast vollstandig assimiliert und sprechen nur in den seltensten Fallen noch die nogaische Sprache Untergruppen Bearbeiten In den verschiedene Siedlungsraumen bildeten sich im Laufe der Geschichte sechs Untergruppen aus die Kuban Nogaier ostlich des Asowschen Meeres heute vor allem in Karatschai Tscherkessien auch Ak Nogaier Weiss Nogaier genannt die Kara Nogaier Schwarz Nogaier in Dagestan manchmal die Zentral oder Atschikulak Nogaier in der Region Stawropol einschliessend manchmal beide als getrennte Gruppen unterschieden die Bujak oder Bicak die ursprunglich zwischen Donau und Dnjestr beheimatet waren die heutige Region Budschak Jedsan oder Cedsan ursprunglich zwischen Dnjestr und Bug das Gebiet hiess daher auch Jedisan Jamboyluk ursprunglich zwischen Bug und Krim Jedischkul ursprunglich nordlich der KrimDie Nogaier wurden mitunter auch nur in drei Territorialgruppen eingeteilt 6 Atschikulak Nogaier Zentral Nogaier meistens in der Region Stawropol Kara Nogaier Schwarz Nogaier meistens in Nord Dagestan Ak Nogaier Weiss Nogaier meistens heute in Karatschai TscherkessienDie westlicheren Gruppen werden in dieser Zahlung wie in der Ukraine und Rumanien ublich zu den Tataren gezahlt Diese Unterteilung umfasst nur die Nogaier die in Russland als gesonderte ethnische Minderheit registriert werden und die nogaische Sprache als Schrift Schul und Literatursprache verwenden Die Regionalgruppen die in der Ukraine Rumanien und anderen Landern leben und dort meist als Tataren gezahlt werden und das Tatarische als Schriftsprache mit verwenden sind in dieser Unterteilung nicht enthalten Geschichte Bearbeiten nbsp Nomadisierungsgebiete der Nogaier Orange Nogaier Khanat Ende 13 Jahrhundert unter Nogai Khan Dunkleres orange am Uralfluss Resthorde Ende 16 Jahrhundert kurz vor der Niederlage gegen die Kalmucken Violett Kleine Horde Helles orange Grosse Horde Mitte 17 Jahrhundert Um 1260 spalteten sich die Vorfahren der heutigen Nogaier von der Goldenen Horde ab und grundeten um ca 1280 das unabhangige Khanat der Nogaier Horde Spater waren sie Vasallen des mongolischen Khanats Astrachan Die Nogaier besassen lange eine nomadische Tradition und zogen ihren Viehherden zu den Weidegrunden nach Daneben betrieben sie aber auch vereinzelt den Anbau von Getreide Allerdings hatten die Nogaier der russischen Expansion in Richtung Schwarzes Meer und Kaukasus wenig entgegenzusetzen und wurden Anfang des 17 Jahrhunderts von den Kalmucken bzw dem Kalmuckischen Khanat unterworfen und ihre Stammesverbande wanderten kurz danach nach Westen ab Dort grundeten sie zwei neue Nomadenhorden die Grosse Horde der Nogaier im nordlichen Steppenvorland des Kaukasus und die Kleine Horde der Nogaier nordlich des Krimkhanats die zeitweilig bis Jedisan und Budschak im Westen und bis zum Kuban im Osten reichte Nachdem dieses 1556 von Russland unterworfen wurde schloss sich die Kleine Horde dem Krim Khanat an fur das sie den nordlichen Grenzschutz ubernahmen Damit waren sie zeitweise die Herrscher des pontischen Steppengebietes bis zur Dobrudscha Nogaier trugen zur Ausbreitung des Islam in der Ukraine bei Die Nogaier der Grossen Horde wichen dagegen Mitte 17 Jahrhundert nach der Invasion der Kalmucken ins nordliche Vorland des Kaukasus aus Hatten die standigen Raubzuge der Nogaier zunachst ein Vordringen slawischer Siedler verhindert wurden die Muslime nach dem Sieg Russlands uber das Krim Khanat und die Annexion der entsprechenden Gebiete im Jahre 1783 nach Suden verdrangt Ihre Zeltsiedlungen wurden nun oft von Russen in Brand gesteckt ihr Besitz konfisziert sodass die meisten Nogaier im Gebiet der Tscherkessen am Fuss des Kaukasus Zuflucht suchten oder in das Osmanische Reich emigrierten So siedelten vor allem Angehorige der Bujak und der Jedsan insgesamt rund 7 000 Menschen im Gebiet der Dobrudscha von denen aber spater viele weitere nach Anatolien zogen Der grosste Exodus fand allerdings um das Jahr 1859 statt als etwa 50 000 der insgesamt 70 000 um Stawropol und am Kuban lebenden Nogaier das Zarenreich Richtung Osmanisches Reich verliessen Ihnen schlossen sich auch Nogaier an die auf der Krim und in der Ukraine lebten 1860 zogen auch rund 300 000 Krimtataren mit denen die Nogaier traditionell verbundet waren ins Osmanische Reich Andere Nogaier zogen gemeinsam mit Tscherkessen direkt aus dem Kaukasus in die Turkei Fast alle Nogaier ausserhalb Russlands sind heute assimiliert 1928 wurde in der Sowjetunion mit dem Karanogaiski rajon der erste autonome Kreis der Nogaier gegrundet Dieser wurde 1966 umbenannt und heisst heute Nogaiski rajon 2007 wurde daruber hinaus in Karatschai Tscherkessien ein weiterer allerdings kleinerer Rajon der Nogaier gegrundet Daneben existieren bis heute einzelne Dorfer in den Steppen der Kustengebieten der Ukraine und Rumaniens deren Bewohner auf die Nogaier der Kleinen Horde zuruckgehen Im Gegensatz zu Russland werden diese aber haufig als Tataren bezeichnet und damit ethnisch nicht von den Tataren unterschieden Siehe auch BearbeitenNagaibaken Islam in der Ukraine Islam in Russland Islam in RumanienEinzelnachweise Bearbeiten James Minahan One Europe Many Nations Greenwood Publishing Group 2000 ISBN 978 0 313 30984 7 S 493 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche a b Der Neue Brockhaus 3 Band L R Leipzig 1938 S 388 Excel Tabelle 5 Zeile 128 Memento des Originals vom 5 Juni 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gks ru Ergebnisse der Volkszahlung Russlands 2010 Memento des Originals vom 5 Juni 2016 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www gks ru Excel Tabelle 7 Zeilen in der Reihenfolge im Text Zeile 454 Zeile 535 Zeile 493 Zeile 519 andere Auflistung der Volkszahlungen fur Tschetschenien Tabelle 1989 drittletzte Spalte oben Heinz Gerhard Zimpel Lexikon der Weltbevolkerung S 386 Literatur BearbeitenHeinz Gerhard Zimpel Lexikon der Weltbevolkerung Geografie Kultur Gesellschaft Nikol Verlagsgesellschaft mbh amp Co KG Hamburg 2000 ISBN 3 933203 84 8Weblinks BearbeitenTatar Net Die Lesginen Laken und Nogaier Reportage des Radiosenders Stimme Russlands Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nogaier amp oldid 237925725