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Friedrich Arnold Brockhaus 4 Mai 1772 in Dortmund 20 August 1823 in Leipzig war ein Verleger Grunder des Verlagshauses F A Brockhaus sowie Herausgeber des noch zu seinen Lebzeiten in mehrfachen Auflagen und zahlreichen Neudrucken erschienenen Conversations Lexicons der spateren Brockhaus Enzyklopadie Friedrich Arnold Brockhaus Gemalde eines unbekannten Malers nach einer Zeichnung von Carl Vogel von Vogelstein Neben seiner enzyklopadischen Tatigkeit trat Brockhaus vor allem als Verleger politisch zeitkritischer aber auch literaturkritischer Journale hervor und geriet dabei mehrmals in Konflikt mit der Zensur In eigenen Beitragen fungierte er sowohl als Berichterstatter etwa von der Volkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 wie auch als kritischer Kommentator der politischen Zeitumstande Auf dem Gebiet der Monografien lag sein verlegerischer Schwerpunkt auf Werken zur Zeitgeschichte Politik und Geschichte sowie auf biografischen Portrats Daruber hinaus verlegte er 1818 das Hauptwerk des zu jener Zeit noch nahezu unbekannten Philosophen Arthur Schopenhauer und ab 1821 die damals heftig umstrittenen Memoiren Histoire de ma vie des venezianischen Abenteurers Giacomo Casanova 1725 1798 Nach seinem Tod wurde der Verlag von seinen beiden Sohnen Friedrich und Heinrich weitergefuhrt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Dortmund 1 1 1 Herkunft Jugend und Ausbildung 1 1 2 Studienaufenthalt in Leipzig und Beginn der unternehmerischen Tatigkeit 1 1 3 Streit mit Hiltrop und Weggang aus Dortmund 1 2 Amsterdam 1 2 1 Neuanfang in Amsterdam Krise von 1804 1 2 2 Grundung der Buchhandlung Rohloff amp Co 1 2 3 Erste verlegerische Tatigkeit 1 2 4 Herausgabe des Conversations Lexikons 1 3 Altenburg 1 3 1 Ruckkehr nach Deutschland 1 3 2 Die Beziehung zur Hofratin Spazier 1 3 3 Verlegerische Tatigkeit in Altenburg 1 4 Leipzig 1 4 1 F A Brockhaus Leipzig 1 4 2 Zeit und literaturkritische Journalistik 1 4 3 Das ubrige Verlagsprogramm 1 4 4 Kampf gegen den Macklot schen Nachdruck 1 4 5 Letzte Jahre 2 Friedrich Arnold Brockhaus im Urteil seiner Biografen 3 Literatur 3 1 Quellen 3 2 Darstellungen 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben und Werk BearbeitenDortmund Bearbeiten Herkunft Jugend und Ausbildung Bearbeiten Friedrich Arnold Brockhaus wurde 1772 als der Sohn des Kaufmanns und Ratsherrn Johann Adolf Heinrich Brockhaus 21 Mai 1739 in Meyerich heute zu Welver 26 Marz 1811 in Dortmund geboren Sein Vater stammte aus einer westfalischen Pastorenfamilie und war darin der erste der sich nicht dem theologischen sondern dem kaufmannischen Beruf widmete Er hatte nach einer Lehre in Hamm einen Detailhandel fur Ellen und Spezereiwaren in Dortmund gegrundet wo er 1767 Katharina Elisabeth Davidis 22 Marz 1736 15 August 1789 die Witwe des Arztes Kirchhoff heiratete Ebenso wie sein alterer Bruder Gottlieb 4 September 1768 30 Mai 1828 der spater das elterliche Geschaft ubernahm sollte Friedrich Arnold den kaufmannischen Beruf ergreifen Deshalb beendete er den Besuch des Dortmunder Gymnasiums auf Wunsch seines Vaters im Alter von sechzehn Jahren vorzeitig und begann eine kaufmannische Lehre bei Friedrich Christian Hoffmann in Dusseldorf Diese Tatigkeit fullte ihn jedoch nicht aus denn seit fruhester Jugend war Brockhaus sehr lesebegeistert in einer bei Heinrich Eduard Brockhaus abgedruckten biografischen Schrift spricht er selbst von einer wahren Bucherwuth 2 und hatte schon fur Aushilfstatigkeiten im vaterlichen Unternehmen nur wenig Interesse aufgebracht Nach einem Streit mit seinem Prinzipal brach Brockhaus der zeit seines Lebens fur sein aufbrausendes Temperament bekannt war die Lehre in Dusseldorf ab und kehrte 1793 nach Dortmund zuruck Ich war ein aufgeweckter Knabe mit einem brennenden Durst nach Kenntnissen aller Art und einer wahren Bucherwuth Ich musste fur den Vater in den Bucherauktionen Folianten und Quartanten erstehen die er in seinem Laden als Maculatur gebrauchte Hier kam nun auch Voltaire s Leben von Karl XII unter den Hammer Niemand bot etwas Ich hatte das grosste Geluste nach dem Buch und wagte es zwei Groschen zu bieten und siehe da ich erhielt es und war der gluckliche Besitzer Aber der Vater ein strenger Mann vermerkte es ubel wie ihm uberhaupt mein vieles Lesen in den Tod zuwider war Friedrich Arnold Brockhaus 3 Studienaufenthalt in Leipzig und Beginn der unternehmerischen Tatigkeit Bearbeiten nbsp Leipzig Stadtansicht von SudostenNach seiner Ruckkehr in die Heimat setzte er sich schliesslich gegenuber seinem Vater durch und begann einen anderthalbjahrigen Studienaufenthalt in Leipzig Ohne Universitatsreife nahm er als Gasthorer an Vorlesungen teil und horte unter anderem bei Ernst Platner Philosophie bei Carl Friedrich Hindenburg Physik und Mathematik und bei Christian Gotthold Eschenbach 1753 1831 Chemie Daneben lernte er auch das rege buchhandlerische und literarische Leben der Messestadt Leipzig kennen Ende 1794 kehrte er nach Dortmund zuruck und grundete am 15 September 1796 zusammen mit zwei Geschaftspartnern ein eigenes auf den Handel mit englischen Manufakturwaren insbesondere groben Wollstoffen spezialisiertes Unternehmen mit dem Namen Brockhaus Mallinckrodt und Hiltrop Knapp drei Jahre spater stand das Geschaft auf so sicherer finanzieller Grundlage dass er Sophie Wilhelmine Arnoldine Beurhaus die Tochter des hochangesehenen Dortmunder Senators und Professors Johann Friedrich Beurhaus heiraten konnte Im selben Jahr trennten sich Brockhaus und Mallinckrodt von Hiltrop zahlten ihm seinen Anteil aus und benannten sich in Brockhaus und Mallinckrodt um Da die beiden Geschaftspartner ihre Einfuhren der zu jener Zeit besonders gefragten Uniformstoffe uber die Batavische Republik abwickelten grundeten sie ein zweites Handelshaus im niederlandischen Arnheim dessen Leitung Mallinckrodt ubernahm Streit mit Hiltrop und Weggang aus Dortmund Bearbeiten Nach einem Zerwurfnis mit seinem ehemaligen Dortmunder Geschaftspartner Hiltrop ging Brockhaus im Spatherbst 1801 in die Niederlande Die Ursache fur diese Auseinandersetzung lag in dem Zusammenbruch des Londoner Bankhauses Bethmann im Oktober 1799 mit dem sowohl Brockhaus amp Mallinckrodt als auch Hiltrop Wechselgeschafte betrieben hatten Der Streit um gegenseitige Verbindlichkeiten gipfelte schliesslich in der Beschlagnahmung des Dortmunder Warenlagers von Brockhaus amp Mallinckrodt auf Veranlassung von Hiltrop der erst durch die Vermittlung von Hiltrops Frau einer Schwester von Brockhaus Frau zum Einlenken bewegt werden konnte Als der Streit im Sommer 1801 wieder aufflammte und Brockhaus auf Hiltrops Veranlassung hin kurzzeitig sogar verhaftet wurde verliess er Dortmund fluchtartig und zog nach Arnheim Amsterdam Bearbeiten Neuanfang in Amsterdam Krise von 1804 Bearbeiten In Arnheim blieb Brockhaus allerdings nicht lange Die grosse Handelsmetropole Amsterdam war neben Hamburg das Einfallstor fur englische Waren nach Europa und bot Brockhaus damit weitaus grossere unternehmerische Gestaltungsmoglichkeiten So trennte er sich von Mallinckrodt und zog im Winter 1801 1802 an die Amstelmundung Der dortige Neuanfang gestaltete sich zunachst schwierig da seine Kreditwurdigkeit durch den Prozess gegen Hiltrop stark gelitten hatte Aber mit Unterstutzung seines Bruders Gottlieb und durch das Kapital mehrerer franzosischer Emigranten gelang es Brockhaus erneut in den Engros Handel mit englischen Manufakturwaren einzusteigen nbsp Das Amsterdamer Rathaus Olgemalde von Gerrit Adriaenszoon Berckheyde 1672Doch offensichtlich hatte er sich dabei verspekuliert denn am 30 September 1804 schrieb er in einem Bittbrief an den Bruder Ich habe unglucklicherweise noch immer nicht die goldene Kunst erlernt die Segel einzuziehen wenn der Wind am vortheilhaftesten hineinweht Durch das gunstige Geschaft in diesem Jahre verfuhrt habe ich mich unglucklicherweise wieder zu tief hineingesteckt und es ist mir deshalb etwas uber dem Kopf zusammengeschlagen Die Lehre die ich jetzt erhalten war scharf meine Existenz stand auf einer Nadelspitze die habe ich erhalten aber mein Credit hat tief gelitten und das ersetzt sich schwerer ob ich gleich hier auf dem Platze keines besondern Credits bedarf Ich habe es namlich mir selbst meinem theuren Weibe meinen geliebten Kindern heilig gelobt von jetzt an nur noch ein kleines Geschaft das nur halb so gross ist als mein jetziges haben zu wollen 4 In dieser Situation entschloss er sich zur Aufgabe seiner ausgedehnten Geschafte mit englischen Waren und zur Grundung einer Buchhandlung Grundung der Buchhandlung Rohloff amp Co Bearbeiten Im Sommer 1805 nahmen seine Plane langsam Gestalt an und am 15 Oktober 1805 verschickte Brockhaus sein erstes Geschaftsrundschreiben in dem er die Grundung seiner Amsterdamer Buchhandlung anzeigte Dieses Datum gilt heute als Grundungstag des Verlagshauses F A Brockhaus bis 2009 Bibliographisches Institut amp F A Brockhaus Da Brockhaus als einem Auslander die Mitgliedschaft in der Amsterdamer Buchhandlergilde verwehrt war fuhrte er das Geschaft auf den Namen des niederlandischen Buchdruckers J G Rohloff als Rohloff und Compagnie wofur Rohloff eine kleine Entschadigung erhielt Die Firma galt so als niederlandisches Unternehmen Bereits zwei Jahre spater liess Brockhaus den Namen Rohloff ganz verschwinden und nannte sein Unternehmen in Kunst und Industrie Comtoir um laut eigener Aussage nicht den Schatten von Besorglichkeit in der Seele des guten Mannes aufkommen zu lassen die er doch haben musste da sein Name gebraucht wurde 5 Welche genaue Position Brockhaus in der Fruhphase des Unternehmens einnahm lasst sich heute nicht mehr eindeutig feststellen Auf der einen Seite schrieb er in einem Brief an den Bruder vom 26 August 1805 Wir haben einen Hauptdirector und ich bin Nebendirector auf der anderen Seite behauptet er in einem spateren Schreiben an Gottlieb vom 25 August 1807 er sei der alleinige Eigenthumer der Firma Rohloff amp Co gewesen Sicher ist dass seine Tatigkeit als Buchhandler und Verleger mit den Jahren mehr Raum einnahm als sein sonstiges kaufmannisches Geschaft Die Erschwernisse die dem europaischen Handel seit 1806 durch die napoleonische Kontinentalsperre auferlegt wurden werden hierbei einen nicht unerheblichen Anteil gehabt haben Erste verlegerische Tatigkeit Bearbeiten nbsp Im Jahr 1806 wurde die Batavische Republik in das Konigreich Holland umgewandelt Unter der Regentschaft von Napoleons Bruder Louis standen die Niederlande fortan unter einer starkeren Kontrolle der Franzosischen Republik was sich auch in einer Verscharfung der Zensur widerspiegelte Zeitgenossische Kunstler wie der Englander James Gillray verarbeiteten dieses Ereignis auf ironische Weise Die wohl bekannteste Karikatur aus dem Jahr 1806 mit dem Titel Tiddy Doll der grosse franzosische Pfefferkuchenbacker zieht einen Schub frischgebackener Konige aus dem Ofen zeigt Napoleon wie er gemeinsam mit seinem Aussenminister Talleyrand an der Herstellung weiterer Marionettenkonige arbeitet Neben seiner Arbeit als Sortimentsbuchhandler widmete Brockhaus sich von Anfang an auch dem Verlagsgeschaft Kurz nacheinander grundete er die in niederlandischer Sprache erscheinende politisch literarische Zeitung De Ster dt Der Stern die deutsche zeitgeschichtliche Monatsschrift Individualitaten aus und uber Paris fur die er mit dem aus der franzosischen Hauptstadt berichtenden Carl Friedrich Cramer seinen ersten Autor von Rang gewinnen konnte sowie die franzosische belletristische Vierteljahrsschrift Le Conservateur Allen drei Projekten war kein grosser Erfolg beschieden De Ster fiel im August 1806 nach der Errichtung des Konigreichs Holland der Zensur zum Opfer die Individualitaten mussten nach Cramers Tod im Jahr 1807 eingestellt werden und der Conservateur erschien nur anderthalb Jahre von Anfang 1807 bis 1808 Die weitere Verlagstatigkeit umfasste die Herausgabe literarischer Werke wie etwa Cramers Ubersetzungen der Schottin Joanna Baillie des Englanders John Pinkerton und des Franzosen Louis Sebastien Mercier oder die Gedichte des Danen Jens Immanuel Baggesen naturwissenschaftliche Werke wie die Historia rei herbariae und die Institutiones medicae von dem deutschen Arzt und Botaniker Kurt Sprengel oder die Entozoorum sive vermium intestinalium historia naturalis von Karl Asmund Rudolphi Daneben verlegte er 1807 noch den von Heinrich August Raabe verfassten Itineraire de l Allemagne und dehnte das Verlagsprogramm damit auch auf den Bereich der Reiseliteratur aus Mit dem Historisch militarischen Handbuch fur die Kriegsgeschichte der Jahre 1792 bis 1808 des Freiherrn Albrecht David Gabriel von Gross begrundete er 1808 die Verlagstradition der Militaria Herausgabe des Conversations Lexikons Bearbeiten Den wohl folgenreichsten Schritt in seiner verlegerischen Karriere tat er im Herbst 1808 beim Besuch der Leipziger Buchhandlermesse Er erwarb fur die nach damaligen Verhaltnissen bescheidene Summe von 1 800 Reichstalern die Rechte an dem 1796 von Renatus Gotthelf Lobel unter dem Titel Conversationslexikon mit vorzuglicher Rucksicht auf die gegenwartigen Zeiten begonnenen und zunachst von Friedrich August Leupold in Leipzig unvollendete Werk Der Begrunder des Werks uber dessen Lebensumstande heute wenig bekannt ist bezeichnete sich selbst in seiner Vorrede zum Conversations Lexicon als Nachfolger Johann Hubners unter dessen Namen das 1704 erstmals erschienene Reale Staats und Zeitungs Lexicon bekannt geworden war Lobels Ziel bestand in der Schaffung eines dem gegenwartigen Umfange der Conversation angemessenen Worterbuches das dem allgemeinen Streben nach Geistesbildung wenigstens nach dem Scheine derselben gerecht werden sollte wie er in seiner Vorrede zum ersten Band ausfuhrte Zwischen 1796 und 1800 erschienen die ersten vier Bande doch nach Lobels fruhem Tod im Jahr 1799 sah zunachst alles so aus als wurde es unvollendet bleiben Dann erschienen 1806 aber ein funfter Band bei Johann Karl Werther in Leipzig und 1808 Teile des sechsten Bandes bei Johann Friedrich Herzog in Leipzig Am 25 Oktober 1808 schliesslich kaufte Brockhaus das zunachst noch unfertige Lexikon dem Leipziger Buchdrucker und Zeitungsverleger Friedrich Richter ab der das Werk vermutlich in Herzogs Auftrag gedruckt hatte und es bei dessen Insolvenz in Zahlung genommen hatte Er vollendete das Werk Im Jahr 1809 veroffentlichte Brockhaus das fertige Werk unter dem Titel Conversations Lexikon oder kurzgefasstes Handworterbuch fur die in der gesellschaftlichen Unterhaltung aus den Wissenschaften und Kunsten vorkommenden Gegenstande mit bestandiger Rucksicht auf die Ereignisse der alteren und neueren Zeit Dieses Lexikon wurde standig erweitert und verbessert Es ist die Grundlage der spateren Brockhaus Enyklopadie nbsp Der Leipziger Marktplatz zur Messezeit Kupferstich um 1800Brockhaus war also keinesfalls der Erfinder des Konversationslexikons seine Leistung bestand vielmehr darin die Chancen des unvollendeten Lobelschen Lexikons erkannt zu haben und durch seine Arbeit daran den Grundstein dazu gelegt zu haben dass es sich spater zum Standardwerk des deutschen Bildungsburgertums 6 entwickelte Altenburg Bearbeiten Ruckkehr nach Deutschland Bearbeiten nbsp Das Seckendorffsche Palais war das Wohnhaus von Friedrich Arnold Brockhaus wahrend seiner Zeit in AltenburgKurz nachdem sie am 24 November von ihrem siebten Kind entbunden worden war starb Sophie Brockhaus am 8 Dezember 1809 an den Folgen einer Erkaltung Zu diesem Schicksalsschlag gesellte sich Anfang 1810 die Wiederaufnahme des Prozesses mit seinem fruheren Geschaftspartner Hiltrop die Brockhaus schwer zu schaffen machte Der eigentliche Ausloser fur seinen Entschluss nach Deutschland zuruckzukehren wird aber wohl eher in der Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Europa gelegen haben Die Eingliederung des Konigreichs Holland in das franzosische Kaiserreich schon allein um die letzten Lucken in der napoleonischen Kontinentalsperre zu schliessen war spatestens Ende 1809 endgultig beschlossen Mit den politischen Veranderungen ging auch eine Verscharfung der Handelsbestimmungen einher die Brockhaus zwangen fur jedes seiner in Deutschland gedruckten Bucher zunachst in Paris um eine Einfuhrerlaubnis zu bitten Doch dies war nicht allein ausschlaggebend denn ab November 1809 geriet das Unternehmen aus Mangel an Kapital an den Rand des Konkurses Brockhaus selbst stellte die Situation des Unternehmens in einem Brief an den Bankier Friedrich Christian Richter vom 21 April 1811 ruckblickend wie folgt dar Meine Handlung war seit November grosstentheils in Stockung gerathen und unterbrochen worden dagegen waren die Unkosten fortgegangen schwere Abgaben waren zu leisten gewesen druckende Einquartierungen hatten stattgehabt mein und der Handlung Credit war infolge aller Storungen zernichtet mehrere Glaubiger auch dort hatten alle disponiblen Krafte durch ihren Druck ausgesogen 7 In dieser Situation verliess Brockhaus Amsterdam im Mai 1810 und siedelte nach einem kurzen Aufenthalt in Leipzig im September 1810 ins thuringische Altenburg uber Seine Kinder hatte er zuvor in Dortmund untergebracht Die Beziehung zur Hofratin Spazier Bearbeiten Wahrend seines viermonatigen Aufenthaltes in Leipzig hatte sich zwischen Brockhaus und Johanna Karoline Wilhelmine Spazier der Witwe des 1805 verstorbenen Leipziger Hofrats und Herausgebers der Zeitung fur die elegante Welt Karl Spazier Schwagerin des Dichters Jean Paul und Herausgeberin des von Brockhaus verlegten Jahreskalenders Urania ein engeres Verhaltnis entwickelt Spatestens seit Anfang August trug Brockhaus sich offensichtlich mit konkreten Heiratsplanen Nach seiner Ankunft in Altenburg im Monat darauf reifte der Plan heran sein Amsterdamer Unternehmen an seine zukunftige Braut zu verkaufen um seine Schulden in den Niederlanden bezahlen zu konnen Wahrend es ihm namlich bei einem Teil seiner Glaubiger gelungen war einen Zahlungsaufschub zu erreichen verzichteten die Ubrigen nur gegen eine Teilzahlung in bar auf den Rest ihrer Forderungen So war Brockhaus schliesslich gezwungen sein Sortimentsgeschaft in einem fingierten Geschaft zu verkaufen um es nach einer Aufhebung des Vertrags zehn Tage spater unter dem Namen Typographisch litterarisches Institut in Amsterdam und Leipzig weiterzufuhren Doch sein Verlobnis war nur von kurzer Dauer denn Ende 1810 erkrankte Wilhelmine Spazier schwer Aus einer zunachst fur harmlos erachteten fiebrigen Erkrankung geriet sie in einen Zustand der geistigen Verwirrung der sich in wiederholten Anfallen ausserte Als sie Brockhaus im Glauben ihres nahenden Todes alle ihre bisherigen Verhaltnisse beichtete loste dieser die Verlobung auf In einem Brief an Friedrich Borntrager zu jener Zeit sein Angestellter und Vertrauter vom 21 November 1810 schrieb er Diese Aufschlusse machen es mir unmoglich ihr je meine Hand zu geben O Gott aus welchem Himmel bin ich gesturzt und weiter Diese Aufschlusse kann ich Ihnen vielleicht und nur Ihnen einst mittheilen wenn wie ich wunschen muss Minna sterben sollte 8 Bis Ende Dezember 1810 hatte sich der Gesundheitszustand der Hofratin soweit gebessert dass Brockhaus am 29 an Borntrager schrieb Krank ist sie nicht mehr aber ihr ganzes Wesen ist zerbrochen 9 Anfang 1811 brachte Brockhaus sie schliesslich in das Haus ihrer Eltern nach Berlin zuruck Die nach diesem Zeitpunkt zwischen Wilhelmine Spazier und Friedrich Arnold Brockhaus gewechselte Korrespondenz ist nicht uberliefert Schon bald nach der Trennung von der Hofratin heiratete Brockhaus 1812 Jeanette von Zschock mit der er weitere vier Kinder zeugte Aufgrund von Spannungen zwischen Jeanette und Brockhaus Kindern aus erster Ehe gestaltete sich die Beziehung aber von Anfang an schwierig und so wurde die Ehe schon 1821 wieder geschieden Verlegerische Tatigkeit in Altenburg Bearbeiten nbsp Publikationsanordnung fur Brockhaus auf Befehl des Fursten Schwarzenberg in der ersten Ausgabe der Deutschen Blatter aus dem Jahr 1813Nach der Trennung von der Hofratin Spazier ubernahm Brockhaus selber die Herausgabe der Urania die in seiner Altenburger Zeit einen der drei Schwerpunkte seines Verlagsprogramms bildete und schon allein aufgrund ihres hochwertigen Drucks und der sorgfaltigen Bebilderung mit Kupferstichen namhafter Kunstler glanzte Dabei handelte es sich um eines zu jener Zeit ausserst beliebten Taschenbucher fur Damen die aus einer Sammlung zeitgenossischer Prosastucke und Gedichte bestanden und fur die Brockhaus Autoren wie Jean Paul Theodor Korner Friedrich de la Motte Fouque E T A Hoffmann Gustav Schwab Willibald Alexis Ludwig Tieck und Eichendorff gewinnen konnte Der 1812 unternommene Versuch Goethe fur das Projekt zu begeistern scheiterte allerdings Brockhaus selbst trat im Jahrgang 1822 unter dem Pseudonym Guntram mit der Erzahlung Die Nebenbuhlerin ihrer selbst als Schriftsteller auf war damit aber wenig erfolgreich Die Urania wurde im Zuge der Marzrevolution von 1848 und damit erst funfundzwanzig Jahre nach seinem Tod eingestellt Neben der Publikation zeitgenossischer deutscher Literatur engagierte Brockhaus sich stark auf politischem Gebiet Mit den Deutschen Blattern verlegte er zwischen 1813 und 1816 das offizielle Nachrichtenorgan der Alliierten in den Befreiungskriegen In eigenen Beitragen fungierte er sowohl als Berichterstatter etwa von der Volkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813 wie auch als kritischer Kommentator der politischen Zeitumstande Mit seinen Ausserungen geriet er jedoch zunehmend in das Blickfeld der Zensur und gab das Unternehmen aufgrund nachlassender Verkaufszahlen schliesslich 1816 wieder auf Aber auch andere Verlagspublikationen der Altenburger Jahre griffen die turbulenten politischen Ereignisse der Zeit kritisch auf Zwischen 1812 und 1817 erschien eine Reihe von kriegsgeschichtlichen haufig gegen Napoleon gerichteten Broschuren wobei sich hinter den darin anonym veroffentlichten Ausserungen nicht selten namhafte Verfasser wie Carl von Clausewitz oder Karl von Muffling verbargen Aufsehen erregte auch eine anonyme Arbeit des Osterreichers Josef von Hormayr uber den Tiroler Volkshelden Andreas Hofer die 1811 erstmals in Altenburg erschien Aus finanzieller Sicht am erfolgreichsten gestaltete sich die Publikation des zweibandigen Handbuchs der Deutschen Literatur seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis auf die heutige Zeit von Johann Samuel Ersch Die Initiative zum Verfassen dieses Werkes ging auf Brockhaus selbst zuruck Ersch begrundete damit die deutsche wissenschaftliche Bibliografie Fur den Verlag stellte das verkaufsstarke Handbuch neben dem Conversations Lexikon das zweite wirtschaftliche Standbein in der Altenburger Zeit dar Die zweite Auflage des Conversations Lexikons hatte Brockhaus 1812 begonnen Bis dahin hatte das Lexikon bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich Renatus Gotthelf Lobel hatte das Werk begrundet und zu seiner Herausgabe gemeinsam mit dem Rechtsanwalt Christian Wilhelm Franke im Februar 1796 eigens einen Verlag in Leipzig gegrundet Nach Lobels fruhem Tod und der Ubernahme des Lexikons durch Brockhaus hatte Franke sich diesem gegenuber noch zur Vollendung des nur in Teilen erschienenen sechsten Bandes verpflichtet Brockhaus veroffentlichte das Gesamtwerk 1809 in Amsterdam und liess in den folgenden Jahren zwei Bande mit Nachtragen folgen da das Lexikon infolge seiner langen Entstehungszeit zahlreiche Lucken aufwies Die Redaktion der 1811 in Altenburg begonnenen zweiten Auflage des Lexikons nahm Friedrich Arnold Brockhaus alleine in die Hand seit Beginn 1812 durch eine wachsende Zahl ausgewahlter Mitarbeiter unterstutzt Die erste Umarbeitung des Lexikons war 1818 abgeschlossen und bis zum Ende desselben Jahres waren alle zehn Bande dieser zweiten Auflage erschienen der zehnte und letzte Band erschien Ende 1818 mit der Jahreszahl 1819 Parallel zu dieser zweiten Auflage hatte Brockhaus auch die dritte und vierte vorbereitet so dass zum Zeitpunkt des offiziellen Umzugs nach Leipzig auch schon Teile dieser Auflagen mit neuen und uberarbeiteten Texten vorlagen Leipzig Bearbeiten F A Brockhaus Leipzig Bearbeiten Bereits seit der Ostermesse 1817 hielt sich Brockhaus dauerhaft in Leipzig auf Er hatte seit geraumer Zeit mit dem Gedanken gespielt neben seinem bereits 1814 in F A Brockhaus umbenannten Verlag eine eigene Druckerei zur Herstellung seines Conversations Lexikons aufzubauen und hatte eigens zu diesem Zweck seinen altesten Sohn Friedrich in eine Buchdruckerlehre nach Braunschweig geschickt Neben dem Umstand dass es in Altenburg bereits eine von seinem Freund Johann Friedrich Pierer gefuhrte Druckerei gab waren es zum einen die Enge seines dortigen Bekanntenkreises vor allem aber die Tatsache dass Leipzig das Zentrum des damaligen Buchhandels war die Brockhaus zum Umzug dorthin bewogen Am 21 Januar 1818 erhielt er in Leipzig das Burgerrecht und im April bezog er gemeinsam mit seiner Familie eine Wohnung am Leipziger Markt Schon funf Tage spater eroffnete er seine Druckerei und ab 1819 erschienen alle Bucher seines Hauses ausschliesslich unter dem neuen Verlagsort Leipzig Das Conversations Lexikon stellte auch weiterhin den Mittelpunkt seiner verlegerischen Tatigkeit dar daneben widmete er sich jedoch erneut unterschiedlichen politisch literarischen Zeitschriftenprojekten Zeit und literaturkritische Journalistik Bearbeiten nbsp Titelblatt der Isis aus dem Jahr 1819 Ausschnitt nbsp Titelblatt des Werks Leben und Schicksale Manuel August Dieudonne s Grafen von Las Casas von Karl Murhard aus der Reihe Zeitgenossen Leipzig 1818 Ausschnitt Die von dem Naturforscher Lorenz Oken herausgegebene Isis oder Encyclopadische Zeitung von Oken war eine direkte Fortfuhrung der Deutschen Blatter und sollte im Gegensatz zu diesen keine politischen Themen behandeln sondern sich allein auf Abhandlungen aus dem Gebiet der Naturwissenschaften Kunst Geschichte und Literatur beschranken Da Oken sich jedoch nicht an seine eigene Ankundigung hielt und auch politische Beitrage aufnahm geriet die Isis mehrfach an den Rand eines Verbots durch die Zensur Oken selbst stand 1819 vor der Entscheidung entweder die Herausgabe der Isis einzustellen oder seine Professur niederzulegen Er entschied sich schliesslich fur Letzteres und setzte seine Arbeit an der Zeitschrift unverandert fort Erst 1824 ein Jahr nach Brockhaus Tod beschrankte er die aufzunehmenden Artikel allein auf wissenschaftliche Themen Genau wie die Isis war auch die Reihe Zeitgenossen Biographien und Charakteristiken bereits im Jahr 1816 gegrundet worden Seit 1818 wurde die Reihe von Brockhaus selbst herausgegeben und bildete den Hauptteil seiner journalistischen Verlagstatigkeit in Leipzig Das Werk stellte die Biografien von damals noch lebenden oder bereits verstorbenen Personen der Zeitgeschichte vor und ubernahm damit ein Konzept das sich zuvor bereits in England bewahrt hatte Die in den Zeitgenossen veroffentlichten Beitrage wurden unter anderem von Autoren wie Karl August Varnhagen von Ense Karl Friedrich Reinhard und August Wilhelm von Schlegel verfasst wobei die Urheber von Biografien noch lebender Personen nicht namhaft kenntlich gemacht wurden Nach Brockhaus Tod wurden die Zeitgenossen noch bis ins Jahr 1841 fortgesetzt und erschienen damit insgesamt 25 Jahre lang ohne Unterbrechung Neben dem schon fruh wieder eingestellten Leipziger Kunstblatt fur gebildete Kunstfreunde erweiterten die beiden literarisch kritischen Journale Hermes oder kritisches Jahrbuch der Literatur und Literarisches Wochenblatt das Verlagsprogramm Die Entstehung des Hermes ging auf die Aufhebung der Kontinentalsperre nach dem Sturz Napoleons zuruck durch die nicht nur englische Manufakturwaren und aussereuropaische Guter aus den englischen Kolonien sondern auch englische Literatur wieder in grosserer Menge auf dem Kontinent verfugbar wurde So war der Hermes ursprunglich von Brockhaus als ein Journal konzipiert worden welches das binnen sieben Jahren in der Kenntniss der englischen Angelegenheiten Versaumte nachholen sollte 10 In den Jahren zwischen ihrem ersten Erscheinen 1819 und ihrer Einstellung 1831 entwickelte sich die Zeitschrift zu einem Rezensionsorgan literarischer Neuerscheinungen zu dessen Mitarbeitern eine Reihe renommierter deutscher Professoren unter anderem Wilhelm Grimm Johann Friedrich Herbart und Friedrich von Raumer gehorten Im Gegensatz zum Hermes war das Literarische Wochenblatt auf Unterhaltung ausgelegt und sprach damit ein breiteres Publikum an Die Zeitschrift war ursprunglich 1818 von August von Kotzebue gegrundet worden und wurde nach dessen Ermordung 1819 von Brockhaus gekauft und ein Jahr spater unter eigener Regie herausgegeben Mit seiner Konzeption war das Blatt so erfolgreich dass es unter wechselnden Titeln bis 1898 im Verlagsprogramm blieb Das ubrige Verlagsprogramm Bearbeiten Auf dem Gebiet der Monografien lag der Schwerpunkt des Verlags auf Werken der Geschichte Politik und auf den nicht selten als Nebenprodukt des Conversations Lexikons oder Reihen wie den Zeitgenossen entstandenen Biografien Eine heftige Reaktion rief das im Jahr 1821 veroffentlichte Werk Aus den Memoiren des Venetianers Jacob Casanova de Seingalt oder sein Leben wie er es zu Dux in Bohmen niederschrieb in der Bearbeitung von Wilhelm von Schutz hervor das nach seinem Erscheinen hart angegriffen wurde Im Bereich der Geschichtswissenschaft sind Raumers Vorlesungen uber die alte Geschichte 1821 sowie dessen sechsbandige Geschichte der Hohen Staufen und ihrer Zeit 1823 1825 hervorzuheben Auf dem Gebiet der Philosophie verlegte Brockhaus 1818 mit Die Welt als Wille und Vorstellung das Hauptwerk des damals noch nahezu unbekannten Arthur Schopenhauer Kampf gegen den Macklot schen Nachdruck Bearbeiten Nach dem Ende des Heiligen Romischen Reiches Deutscher Nation im Jahr 1806 wurde das Urheberrecht in den verschiedenen deutschen Territorien unterschiedlich gehandhabt Diesen Umstand nutzte Karl Erhard Inhaber der Buchdruckerei Macklot in Stuttgart zum Nachdruck des Brockhaus schen Conversations Lexikons In Wurttemberg waren Nachdrucke fur nicht im Lande erscheinende Druckwerke erlaubt und so kundigte der Verlag Macklot 1816 eine preiswertere Ausgabe des Lexikons fur den suddeutschen Raum an die mit Konigl wurttembergischer allergnadigster Genehmigung gedruckt wurde und die auch unbemittelten Lesern den Erwerb des Werkes erleichtern sollte Brockhaus reiste nach Stuttgart und erlangte seinerseits ein konigliches Privileg fur die zwischen 1817 und 1819 veranstaltete vierte Auflage seines Lexikons den gegen Macklot gefuhrten Prozess verlor er aber in allen drei Instanzen Neben dem Streit vor Gericht fuhrte Brockhaus den Kampf zum Schutz seiner Interessen auch auf anderer Ebene mit grosser Vehemenz Anfang Juli 1818 veroffentlichte er ein Flugblatt an das Publikum in dem er den Nachdruck durch Macklot als Diebstahl anprangerte und legte diese Streitschrift nicht nur in alle Zeitschriften seines Verlags und alle Bande des Conversations Lexikons ein sondern verschickte sie daruber hinaus an alle Abgeordneten des Bundestages und an die Presse Wahrend sein Vorstoss beim Bundestag spater im Sande verlief fuhrte der gross angelegte Feldzug gegen Macklot letztendlich aber doch zum Erfolg Die offentliche Meinung stellte sich hinter Brockhaus und der Absatz seines Lexikons stieg beachtlich an Gleichzeitig musste die zweite Auflage des Macklot schen Nachdrucks zum grossten Teil makuliert werden woraufhin Erhard sich enttauscht aus dem Buchhandel zuruckzog Letzte Jahre Bearbeiten nbsp Zum 200 jahrigen Verlagsjubilaum erschien im Herbst 2005 die 21 Auflage des von Friedrich Arnold Brockhaus verlegten Konversationslexikons hier die 14 neue revidierte Jubilaums Ausgabe von 1908 10Im April 1820 war die funfte Auflage des Conversations Lexikons vollendet worden Das Werk verkaufte sich so gut dass Brockhaus schon im September desselben Jahres den zweiten Neudruck beendete Da er durch die von ihm geleiteten Journale sehr in Anspruch genommen wurde und einige Kaufer des Lexikons sich bereits uber das schnelle Veralten ihrer Ausgabe beschwert hatten hatte er in einem seiner Geschaftsrundschreiben aus dem Marz des Jahres 1819 angekundigt vorerst keine weitere Uberarbeitung in Form einer sechsten Auflage folgen zu lassen Im Sommer 1821 erschien ein dritter weitgehend unveranderter Neudruck der funften Auflage dessen Aktualitat durch einen fur die nachsten Jahre geplanten Supplementband hergestellt werden sollte Diese Erweiterung wurde auch ab 1822 unter dem Titel Conversations Lexikon uber die neueste Zeit und Literatur ausgeliefert doch nachdem der dritte Neudruck der funften Auflage des Conversations Lexikons bereits im Sommer 1822 vergriffen war entschloss Brockhaus sich schliesslich doch zu einer neuen Uberarbeitung Diese sechste Auflage wurde zwischen dem Sommer 1822 und dem Sommer 1823 hergestellt und war damit gleichzeitig die letzte Ausgabe die unter der Leitung des Verlagsgrunders selbst entstand deren Erscheinen im Jahr 1824 Brockhaus aber nicht mehr erlebte Zwei Jahre vor seinem Tod hatte Brockhaus noch einen lange gehegten Plan umgesetzt und im Mai 1821 ein grosses Grundstuck am Ostrand Leipzigs gekauft das ihm zugleich als neuer Wohnsitz wie auch als Standort fur sein expandierendes Unternehmen diente Spater siedelten sich in der Nahe weitere Buchhandler und verwandte Geschaftszweige an so dass nach Brockhaus Tod ein neues Buchhandlerviertel entstand nbsp Grabsteine der Familie Brockhaus auf dem Alten Johannisfriedhof in LeipzigSeine Sohne hatten ihn schon seit Ostern 1819 im Unternehmen unterstutzt Friedrich hatte nach einem einjahrigen Auslandsaufenthalt in Paris und London im Oktober 1820 die Leitung der Buchdruckerei ubernommen und war auch nachdem der immer noch nicht abgeschlossene Prozess gegen seinen ehemaligen Geschaftspartner Hiltrop im August 1819 in seine letzte Phase eingegangen war als Besitzer des neuen Grundstucks eingetragen worden Sein zweiter Sohn Heinrich war bereits als Funfzehnjahriger in das Unternehmen eingetreten und sollte wie sein alterer Bruder ein Jahr ins Ausland gehen als Friedrich Arnold Brockhaus Ende 1822 schwer erkrankte und die Reise auf unbestimmte Zeit verschoben wurde Hermann der dritte Sohn ging allerdings 1821 nur kurze Zeit im Leipziger Verlagsgeschaft des Vaters in die Lehre und setzte danach seine Gymnasialstudien fort Schon im Herbst 1822 hatte Brockhaus sich krank und angegriffen gefuhlt Auf Anraten seines Arztes wollte er eine Erholungsreise nach Paris unternehmen doch dazu kam es nicht Von der letzten Novemberwoche an verschlechterte sich sein Zustand rapide und am 3 Dezember setzte er sein Testament auf Nachdem sein Tod schon falschlicherweise in den Zeitungen gemeldet wurde erholte er sich wieder Die Falschmeldung hatte in der Zwischenzeit unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen Wahrend die meisten Stimmen tiefes Bedauern uber den vermeintlichen Verlust ausserten musste Brockhaus auch von vereinzelten Freudenbekundungen erfahren Auf die Nachricht von seiner Genesung hin drangten viele seiner Freunde ihn zur Einschrankung seiner bisherigen Tatigkeit was Brockhaus sich auch fest vornahm Doch die Vorhersage der Dichterin Helmina von Chezy die ihm geschrieben hatte Hier in Berlin sind Sie allgemein und bestimmt todtgesagt worden welches ein langes Leben bedeutet 11 sollte sich nicht erfullen Im Mai 1823 besuchte Brockhaus ein letztes Mal die Leipziger Ostermesse und schon Ende Juli verschlechterte sich sein Gesundheitszustand erneut Wenige Wochen spater am 20 August 1823 starb er im Alter von 51 Jahren Gleichsam als Vorgriff auf die Zukunft schrieb sein Sohn Heinrich kurz nach dem Tode des Vaters in sein Tagebuch Was er geschaffen hat soll fortleben 12 Friedrich Arnold Brockhaus im Urteil seiner Biografen Bearbeiten nbsp Brockhaus Buste am ehemaligen Verlagssitz in LeipzigSchon zu Lebzeiten lagen die Einschatzungen Friedrich Arnold Brockhaus zum Teil weit auseinander Diese Kontroverse in der Beurteilung seiner Person und seiner Leistung setzte sich nach seinem Tod unvermindert fort Sein enger Freund und langjahriger Mitarbeiter am Conversations Lexikon der Dresdner Professor Friedrich Christian August Hasse beschrieb ihn mit den Worten Als Mensch brav und gutmutig gleichwohl oft verkannt und bitter angefeindet als Geschaftsmann geistvoll und freisinnig gleichwohl im Missgeschick falsch beurteilt und nach spat errungenen gunstigen Erfolge viel beneidet teilte Brockhaus das Schicksal der meisten Manner von Talent denen die Mittelmassigkeit kleine Fehler nie verzeihen kann 13 Sein Enkel Heinrich Eduard Brockhaus fallte ein weitaus ausgewogeneres Urteil Brockhaus sanguinisch cholerisches Temperament der lebhafte Widerwille den er gegen jede Ungerechtigkeit oder Unbilligkeit empfand endlich auch das Selbstbewusstsein das sich immer starker bei ihm ausbildete seit er in harten Kampfen und wesentlich durch eigene Kraft Geltung Namen und Erfolge errungen hatte diese verschiedenartigen Momente wirkten zusammen um ihn wie mit Collegen und Behorden auch mit Schriftstellern leicht in Streitigkeiten geraten zu lassen 14 Dabei war Heinrich Eduard Brockhaus ein Autodidakt der die dreibandige Biografie uber seinen Grossvater in seiner Freizeit schrieb und dazu hunderte Geschafts und Privatbriefe auswertete Seine Arbeit stellt allein deshalb bis heute die Grundlage fur jede weitere Untersuchung zu Brockhaus dar weil viele der in seiner zwischen 1872 und 1881 erschienenen Biografie im Wortlaut abgedruckten Dokumente infolge von Kriegsverlusten nicht mehr im Original zur Verfugung stehen Die im Oktober 1905 zur Hundertjahrfeier des Verlages erschienene Festschrift aus seiner Hand enthielt lediglich ein uberarbeitetes Konzentrat dieser drei Bande und forderte keine neuen Erkenntnisse zu Tage Unter den jungeren Darstellungen ist der Lebensabriss von Gertrud Milkereit aus dem Jahr 1983 hervorzuheben Milkereit stellt Brockhaus als liberalen Demokraten vor dessen Krafte am Ende seines Lebens durch sein politisches Engagement aufgezehrt wurden Die Darstellung seiner Person ist ausgewogen gestaltet und verheimlicht weder Brockhaus cholerische Neigung noch spielt sie seine ausgesprochene Prozessfreudigkeit herunter Verlegerische Fehlurteile werden als solche benannt ohne dabei jedoch insgesamt die Leistung Brockhaus fur das deutsche Verlagswesen aus dem Auge zu verlieren Eine Auswahl der zwischen 1805 und 1823 von Brockhaus verlegten Werke rundet den Beitrag ab Im Gegensatz dazu beleuchtet die dreizehnseitige biografische Skizze von Anja zum Hingst die Person Friedrich Arnold Brockhaus nur wenig kritisch Das mehrmalige unternehmerische Scheitern wird als alleinige Folge ungunstiger Zeitumstande dargestellt denen Brockhaus immer wieder mit Gespur fur den Zeitgeist kaufmannischer Erfahrung strenger Geschaftsfuhrung und Genialitat entgegentrat Mit der allein in der Auswahl der prasentierten ereignisgeschichtlichen Fakten durchschimmernden wohlwollenden Sichtweise fallt die Lebensskizze hinter fruhere Darstellungen zuruck Literatur BearbeitenQuellen Bearbeiten Friedrich Arnold Brockhaus uber den Nachdruck des Conversations Lexikons durch Macklot 1818 als Digitalisat und elektronischer Volltext im Projekt Wikisource Heinrich Brockhaus Vollstandiges Verzeichnis der von der Firma F A Brockhaus in Leipzig seit ihrer Grundung durch Friedrich Arnold Brockhaus im Jahre 1805 bis zu dessen hundertjahrigem Geburtstage im Jahre 1872 verlegten Werke Band 1 Leipzig 1872 Heinrich Ludeke von Mollendorff Aus Tiecks Novellenzeit Briefwechsel zwischen Ludwig Tieck und F A Brockhaus Leipzig 1928 Ludger Lutkehaus Hrsg Das Buch als Wille und Vorstellung Arthur Schopenhauers Briefwechsel mit Friedrich Arnold Brockhaus Munchen 1996 ISBN 3 406 40956 3 Darstellungen Bearbeiten Heinrich Eduard Brockhaus Von der Begrundung bis zum hundertjahrigen Jubilaum 1805 1905 Faksimile der Ausgabe Leipzig 1905 mit einer Einfuhrung von Thomas Keiderling Mannheim 2005 ISBN 3 7653 0184 1 Ders Friedrich Arnold Brockhaus Sein Leben und Wirken nach Briefen und anderen Aufzeichnungen geschildert 3 Bande Leipzig 1872 1881 Friedrich Christian August Hasse Friedrich Arnold Brockhaus Lebensabriss in Friedrich Arnold Brockhaus Gedenkblatter zum hundertjahrigen Todestag am 20 August 1923 Leipzig 1923 John Hennig Ein unveroffentlichter Brief von K A Varnhagen von Ense an F A Brockhaus in Archiv fur Kulturgeschichte 47 3 1965 S 355 360 ISSN 0003 9233 Anja zum Hingst Die Geschichte des Grossen Brockhaus vom Conversationslexikon zur Enzyklopadie Wiesbaden 1995 S 78 91 ISBN 3 447 03740 7 Arthur Hubscher Hundertfunfzig Jahre F A Brockhaus 1805 1955 Wiesbaden 1955 Annemarie Meiner Friedrich Arnold Brockhaus In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 623 f Digitalisat Gertrud Milkereit Friedrich Arnold Brockhaus 1772 1823 in Rheinisch Westfalische Wirtschaftsbiographien Band 11 Munster 1983 S 5 41 ISBN 3 402 05586 4 Otto Muhlbrecht Brockhaus In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 3 Duncker amp Humblot Leipzig 1876 S 337 340 Jurgen Weiss B G Teubner zum 225 Geburtstag Adam Ries Volkerschlacht F A Brockhaus Augustusplatz Leipziger Zeitung Borsenblatt Leipzig 2009 ISBN 978 3 937219 35 6 Siehe auch BearbeitenDie Datenbank der Buchhandlerischen Geschaftsrundschreiben des Deutschen Buch und Schriftmuseums mit Daten aus Geschaftsrundschreiben rund um den Buchhandel ab der Mitte des 18 Jahrhunderts 15 Das Online Findbuch zum Archivgut des Verlages F A Brockhaus im Sachsischen Staatsarchiv Staatsarchiv LeipzigWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich Arnold Brockhaus Album mit Bildern Videos und Audiodateien europeana Friedrich Arnold Brockhaus Literatur von und uber Friedrich Arnold Brockhaus im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Leipziger Kunstblatt fur gebildete Kunstfreunde insbesondere fur Theater und Musik Band 1 Leipzig 1817 18 Digitalisierung der Bayerischen Staatsbibliothek Munchen Leipziger F A Brockhaus Gymnasium WDR 5 Westdeutscher Rundfunk ZeitZeichen vom 4 Mai 2022 4 Mai 1772 Der Verleger Friedrich Arnold Brockhaus wird geboren von Kerstin HiltAnmerkungen Bearbeiten Eugen Wendler Lists Beschwerden uber den Artikel Eisenbahnen im Brockhausischen Bilder Konversationslexikon von 1837 In Hrsg Eugen Wendler Friedrich List im Zeitalter der Globalisierung Eine Wiederentdeckung Springer Fachmedien Wiesbaden 2014 S 57 64 abgerufen am 21 Juni 2023 Friedrich leitete von 1823 bis 1850 gemeinsam mit seinem Bruder Heinrich die Verlagsgeschafte Da er keine mannlichen Nachkommen besass zog er sich 1850 zu Gunsten seines Bruders Heinrich gegen eine Abfindung aus dem Unternehmen zuruck Vier Jahre spater ruckte dessen Sohn Eduard in die Verlagsleitung auf die sich beide bis zu Heinrichs Tod 1874 teilten ISBN 978 3 658 05258 4 E Book Heinrich Brockhaus Vollstandiges Verzeichnis der von der Firma F A Brockhaus in Leipzig seit ihrer Grundung durch Friedrich Arnold Brockhaus im Jahre 1805 bis zu dessen hundertjahrigem Geburtstage im Jahre 1872 verlegten Werke Leipzig 1872 Band 1 S 34 Katrin Hillgruber Vor 250 Jahren geboren Friedrich Arnold Brockhaus vom Tuch zum Buchhandler In Kalenderblatt Rundfunksendung auf DLF 4 Mai 2022 abgerufen am 4 Mai 2022 Heinrich Eduard Brockhaus Friedrich Arnold Brockhaus Band 1 S 45f Heinrich Eduard Brockhaus Friedrich Arnold Brockhaus Band 1 S 50 Gertrud Milkereit Friedrich Arnold Brockhaus 1772 1812 in Rheinisch Westfalische Wirtschaftsbiographien Band 11 Munster 1983 S 5 41 ISBN 3 402 05586 4 S 10 Heinrich Eduard Brockhaus Friedrich Arnold Brockhaus Band 1 S 243 Heinrich Eduard Brockhaus Friedrich Arnold Brockhaus Band 1 S 201 Heinrich Eduard Brockhaus Friedrich Arnold Brockhaus Band 1 S 207 Heinrich Eduard Brockhaus Friedrich Arnold Brockhaus Band 2 S 229f Heinrich Eduard Brockhaus Friedrich Arnold Brockhaus Band 3 S 474 Heinrich Eduard Brockhaus Friedrich Arnold Brockhaus Band 3 S 498 Friedrich Christian August Hasse Friedrich Arnold Brockhaus Lebensabriss in Friedrich Arnold Brockhaus Gedenkblatter zum hundertjahrigen Todestag am 20 August 1923 Leipzig 1923 S 7 f Heinrich Eduard Brockhaus Friedrich Arnold Brockhaus Band 3 S 104 Kristina Barth Hannelore Effelsberg Buchhandlerische Geschaftsrundschreiben Einfuhrung Memento vom 16 Dezember 2013 im Internet Archive vom 9 Marz 2004 in der Version vom 16 Dezember 2013 dauerhaft abgespeichert im Internet Archive nbsp Dieser Artikel wurde am 22 Oktober 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 119501201 lobid OGND AKS LCCN no90000295 VIAF 5006664 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brockhaus Friedrich ArnoldKURZBESCHREIBUNG deutscher Verleger Grunder des Verlagshauses F A Brockhaus GEBURTSDATUM 4 Mai 1772GEBURTSORT DortmundSTERBEDATUM 20 August 1823STERBEORT Leipzig Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Arnold Brockhaus amp oldid 237173256