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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Friede von Pressburg Begriffsklarung aufgefuhrt Der Friede von Pressburg wurde 1805 zwischen dem Kaisertum Osterreich unter Franz I und dem Kaiserreich Frankreich unter Napoleon Bonaparte geschlossen und beendete den 3 Koalitionskrieg Am 2 Dezember 1805 hatte Napoleon das vereinigte russisch osterreichische Heer in der Dreikaiserschlacht von Austerlitz vernichtet am 6 Dezember war ein Waffenstillstand geschlossen worden Russland war weil es so bald keine neuen Truppen aus dem Innern des Reichs heranzuziehen vermochte ohne Friedensschluss aus dem Krieg ausgeschieden Osterreich schloss mit Frankreich am 26 Dezember 1805 in Pressburg heute Bratislava Slowakei Frieden Den Vertrag unterzeichneten Johann Josef von Liechtenstein und Ignatz Graf von Gyulai fur Osterreich sowie Charles Maurice de Talleyrand fur Frankreich tags darauf ratifizierte ihn Napoleon auf Schloss Schonbrunn Nach der Niederlage von Austerlitz baten Franz I links und Johann von Liechtenstein Mitte Napoleon um Waffenstillstand und Frieden Inhaltsverzeichnis 1 Verhandlungspositionen und Forderungen 1 1 Talleyrands Ultimatum vor Austerlitz 1 2 Napoleons Vorstellungen vor Austerlitz 1 3 Osterreichs und Russlands Forderungen vor Austerlitz 1 4 Preussens Ultimatum 1 5 Osterreichs Forderungen nach Austerlitz 2 Vertragsbedingungen 3 Auswirkungen 4 Einzelnachweise 5 Siehe auch 6 WeblinksVerhandlungspositionen und Forderungen BearbeitenBezuglich der Behandlung des besiegten Osterreich waren Napoleon und sein Aussenminister Talleyrand bereits im Oktober 1805 also noch wahrend des Krieges aneinandergeraten Talleyrands Ultimatum vor Austerlitz Bearbeiten nbsp Frankreichs Aussenminister Charles Maurice de Talleyrand Unterzeichner des FriedensvertragsTalleyrand forderte seinen Kaiser ultimativ auf Osterreich zu schonen und zu erhalten Tirol und Venetien sollten zwar von Osterreich abgetrennt nicht jedoch anderen Staaten zugeschlagen werden Stattdessen sollten sie als neutrale Pufferstaaten zwischen Osterreich und der franzosischen Interessenssphare fungieren Tirol sollte einem osterreichischen Prinzen gegeben werden den Kaiser Franz auswahlen sollte und eine eigenstandige Habsburger Sekundogenitur bilden so wie auch schon Salzburg bis 1805 eine Habsburger Sekundogenitur bildete Venedig sollte wieder eine Republik werden deren Prasident zu bestimmen Napoleon vorbehalten sein sollte Als Zeichen des Vertrauens sollte Napoleon die italienische Konigskrone an einen seiner Bruder ubergeben und sich verpflichten die Kronen Frankreichs und Italiens nicht zu vereinen Nicht davon betroffen sollten die bereits an Frankreich angegliederten westitalienischen Regionen Piemont Genua und Parma sein Abgesehen von diesen Abweichungen sollte sich Frankreich hinter seine naturlichen Grenzen an Rhein Alpen und Pyrenaen zuruckziehen und die Besetzung der Schweiz Helvetische Republik und der Niederlande Batavische Republik beenden Als Entschadigung fur den Verlust Tirols und Venetiens sollten Osterreich Kompensationen auf Kosten des Osmanischen Reiches die Donaufurstentumer Moldau einschliesslich Bessarabiens und Walachei sowie das nordliche Bulgarien die Dobrudscha versprochen werden um so Russlands Vormarsch auf dem Balkan zu blockieren und Osterreich mit Russland nachhaltig zu verfeinden 1 2 Napoleons Vorstellungen vor Austerlitz Bearbeiten nbsp Der Habsburger Ferdinand von Salzburg sollte sein eigenstandiges Kurfurstentum an Osterreich abtretenObwohl Napoleon Talleyrands Ultimatum unbeachtet liess war auch er zunachst offenbar gewillt Osterreich zu schonen Er erwog sogar Osterreich in Venetien nur die strategisch wichtigen Stadte Verona und Legnago wegzunehmen oder Osterreich fur ganz Venetien mit Salzburg zu entschadigen 2 Faktisch aber gehorte Salzburg bereits zum Machtbereich der osterreichischen Habsburger dort regierte eine habsburgische Sekundogenitur Kurfurst Ferdinand ein Bruder des osterreichischen Kaisers hatte Salzburg Berchtesgaden und Passau erst wenige Jahre zuvor als Kompensation fur sein 1801 verlorenes Grossherzogtum Toskana erhalten Nach seinem Sieg bei Ulm forderte Napoleon in einer Antwort auf ein osterreichisches Waffenstillstandsersuchen zwar bereits die Abtretung der italienischen und schwabischen vorderosterreichischen Besitzungen noch nicht jedoch Tirol und Dalmatien 2 Italien sollte tatsachlich an einen von Napoleons Bruder fallen doch sowohl Lucien als auch Joseph und Louis lehnten ab 3 4 Piemont und Genua sollten bei Frankreich bleiben der Konig von Sardinien sollte aber fur den Verlust Piemonts mit dem russisch beherrschten Korfu bzw den Ionischen Inseln und mit dem britisch besetzten Malta entschadigt werden Korfu und Malta brachten franzosische Unterhandler noch einmal 1807 ins Gesprach diesmal allerdings um den Konig von Sizilien fur Neapel zu entschadigen Russland solle dafur Kompensationen auf Kosten des Osmanischen Reiches suchen 4 Osterreichs und Russlands Forderungen vor Austerlitz Bearbeiten nbsp Der russische Furst Dolgorukow hatte Napoleon in arroganter Weise unannehmbare Bedingungen vorgelegtNachdem die osterreichische Hauptarmee bei Ulm zur Kapitulation gezwungen worden war und osterreichische Truppen danach auch Tirol Salzburg und Venetien hatten raumen mussen hatte Osterreichs Kaiser Franz I zwar schon Anfang November 1805 um Waffenstillstand gebeten Napoleons daran geknupfte Friedensbedingungen dann aber doch abgelehnt Die franzosische Niederlage in der Schlacht von Trafalgar bestarkte Osterreich und Russland wieder in einer unnachgiebigeren Haltung Zwar hatten franzosische Truppen am 13 November die osterreichische Hauptstadt Wien besetzt und den osterreichischen Kaiser Franz nach Mahren zur Armee des russischen Kaisers Alexander vertrieben doch noch am Vorabend der Schlacht von Austerlitz liessen die Alliierten Napoleon durch Furst Peter Petrowitsch Dolgorukow ihre ursprunglichen Forderungen ubermitteln die fur Napoleon und Talleyrand unannehmbar waren Hinter der Phrase die Unabhangigkeit Europas wiederherstellen zu wollen und der Hauptforderung den Konig von Sardinien in Piemont wieder einzusetzen verbarg sich das mit England abgestimmte Anliegen Frankreich nicht nur auf seine naturlichen Grenzen zu beschranken sondern auf seine ursprunglichen Grenzen von 1792 zuruckzufuhren Frankreich sollte alle seit 1793 gemachten Eroberungen aufgeben und somit lediglich Savoyen und Nizza behalten durfen Als Entschadigung fur Savoyen und Nizza sollte Sardinien Piemont allerdings nicht nur Genua sondern auch Korsika erhalten 5 die ubrigen italienischen und deutschen Kleinfursten sollten in ihre alten Rechte wiedereingesetzt werden Die Helvetische Republik sollte ebenso wie die Batavische Republik aufgelost und die Niederlande wieder dem Erbstatthalter Wilhelm V von Oranien Nassau unterstellt werden vergrossert um die 1797 bzw 1801 an Frankreich abgetretenen Osterreichischen Niederlande heute Belgien 4 Preussens Ultimatum Bearbeiten Siehe auch Vertrag von Schonbrunn nbsp Der preussische Graf von Haugwitz schloss wahrend der Verhandlungen in Pressburg mit Napoleon den Vertrag von SchonbrunnPreussen das schon 1795 mit Frankreich den Frieden von Basel geschlossen hatte bildete zwar 1805 eine Koalition mit Osterreich und Russland hatte aber Frankreich nicht den Krieg erklart Preussens Aussenminister Karl August von Hardenberg bot sich stattdessen als Vermittler zwischen Frankreich Osterreich und Russland an Als franzosische Truppen bei der Verfolgung der Osterreicher jedoch die Neutralitat preussischen Gebiets verletzten Zwischenfall von Ansbach wurde der preussische Vermittlungsvorschlag als Ultimatum formuliert das der profranzosisch gesinnte Ex Aussenminister Christian von Haugwitz uberbrachte 6 Das preussische Ultimatum orientierte sich bzgl der franzosischen Grenzen eher am Vorkriegsstand bzw den 1795 1797 1801 und 1802 geschlossenen Friedensvertragen obwohl Preussen von England halb Belgien und das linke Rheinufer versprochen worden war Daruber hinaus aber sollte Frankreich die Unabhangigkeit Neapels der Niederlande und der Schweiz anerkennen sowie den Konig von Sardinien eher mit Ligurien Genua und Parma entschadigen statt mit Korsika wenn er nicht Piemont zuruckerhalten wurde Osterreichs Grenze in Italien sollte nur leicht von der Etsch an den Mincio vorverlegt werden hatte dann aber auch die strategisch wichtigen Festungen Mantua und Peschiera del Garda eingeschlossen 6 Indem er Haugwitz das Kurfurstentum Hannover versprochen hatte gelang es Napoleon Preussen zur Beibehaltung seiner Neutralitat zu bewegen und gleichzeitig mit England zu entfremden Zudem nahrte er Preussens Misstrauen gegen durch Preussisch Polen laufende russische Verstarkungen fur Osterreich Osterreichs Forderungen nach Austerlitz Bearbeiten nbsp Furst Johann I von Liechtenstein handelte fur Osterreich den Waffenstillstand und den Frieden ausHannover spielte nach Austerlitz auch fur die osterreichischen Unterhandler eine wichtige Rolle Mit dem Verlust der schwabischen und italienischen Besitzungen waren sie inzwischen doch bereit sich abzufinden um jedoch Tirol und Dalmatien zu behalten boten sie Napoleon 100 Millionen Francs an Kriegskontributionen Als dieser Versuch scheiterte forderten sie als Kompensation Hannover fur einen osterreichischen Prinzen Sekundogenitur Obwohl sich sogar Talleyrand dafur verwendete weil er darin die Moglichkeit sah Osterreich mit England zu verfeinden blieb auch dieser Versuch erfolglos da Napoleon Hannover im Vertrag von Schonbrunn gerade Preussen versprochen hatte 2 Der nach wie vor an Osterreichs Schonung interessierte Talleyrand setzte die von Napoleon geforderte Kontributionssumme auf 90 Millionen Francs 40 Millionen Gulden herab forderte dafur aber von den Osterreichern einen Anteil an der Differenz den er nach intensiven Verhandlungen schliesslich auch erhielt Osterreichs Kaiser Franz I zeigte sich gegenuber Talleyrand fur die Erleichterungen erkenntlich indem er dem franzosischen Aussenminister ausserdem eine kostbare Schnupftabakdose mit seinem Abbild und zwei Diamantringe zum Geschenk machte 1 Vertragsbedingungen Bearbeiten nbsp Im Primatialpalais heute Sitz des Burgermeisters wurde der Friedensvertrag geschlossenOsterreich musste die Grafschaft Tirol und Vorarlberg von Vorderosterreich an das neugeschaffene Konigreich Bayern den Breisgau an das Kurfurstentum Baden abtreten Der Rest von Vorderosterreich wurde unter Baden und dem ebenfalls ab 1 Januar 1806 zum Konigreich erhobenen Wurttemberg aufgeteilt Die Gebiete Venetien Istrien Dalmatien und Cattaro die erst 1797 beim Frieden von Campo Formio zu Osterreich gekommen waren fielen an das napoleonische Konigreich Italien Das ehemalige Hochstift Augsburg Hinterland der Freien Reichsstadt Augsburg und der nordostliche Teil des ehemaligen Hochstifts Passau fielen an Bayern Das vormalige Erzstift Salzburg das erst 1803 sakularisiert und zu einem Kurfurstentum aufgestiegen war sowie die Furstpropstei Berchtesgaden kamen im Ausgleich an Osterreich Der bisherige Kurfurst von Salzburg wurde von Bayern mit dem neu geschaffenen Grossherzogtum Wurzburg entschadigt das Bayern selbst erst 1803 hinzugewonnen hatte Der osterreichische Kaiser Franz I musste Napoleon als Kaiser die Rangerhohung der bisherigen Kurfursten von Bayern und Wurttemberg zu Konigen und die volle Souveranitat der neuen Konige und des Kurfursten von Baden anerkennen Ferner musste er im Voraus seine Zustimmung zu einem engen Bund Napoleons mit deutschen Fursten geben dem spateren Rheinbund Der Deutsche Orden und der Malteserorden wurden sakularisiert bzw aufgelost beim Reichsdeputationshauptschluss von 1803 waren diese beiden Orden noch ausgespart worden um aus ihren Einkunften Apanagen fur jene Habsburger Prinzen zu bilden die bisher aus den abgetretenen Gebieten versorgt worden waren 2 Auswirkungen Bearbeiten nbsp Gedenktafel zum Frieden von Pressburg im Innenhof des PrimatialpalaisOsterreich verlor durch den Friedensschluss ein Sechstel 4 von 24 Millionen seiner Untertanen sowie ein Siebtel seiner Staatseinnahmen Der Friede von Pressburg besiegelte eine der bittersten Niederlagen Osterreichs und fuhrte im Jahr darauf zur Grundung des Rheinbundes und zur Auflosung des Heiligen Romischen Reiches durch Franz II Die Abtretung Tirols an Bayern fuhrte spater zu Aufstanden der Bauern unter Andreas Hofer die vom osterreichischen Kaiser relativ weitgehende Autonomie insbesondere aber Wehrfreiheit freie Entscheidung zum Wehrdienst zugesagt bekommen hatten Sie wollten auf dieses Recht nicht mehr verzichten doch der nachmalige Konig von Bayern Maximilian I erkannte das nicht an Die meisten Vertragsklauseln wurden 1815 im Rahmen des Wiener Kongresses storniert insbesondere in Bezug auf Tirol und die venetisch adriatischen Gebiete Salzburg kam aber 1816 mit dem Vertrag von Munchen nochmals an Osterreich um den Verlust der ehemals habsburgischen Gebiete Vorderosterreichs an Wurttemberg und Baden zu kompensieren Einzelnachweise Bearbeiten a b Emile Dard Napoleon und Talleyrand Seiten 160 174 Emil Roth Berlin 1938 a b c d e John Holland Rose Napoleon I Band 2 Seiten 45 49 Greiner amp Pfeiffer Stuttgart 1906 Dard Seite 118 a b c John Holland Rose Napoleon I Band 2 Seiten 9f und 35f Greiner amp Pfeiffer Stuttgart 1906 Dard Seite 148 a b John Holland Rose Napoleon I Band 2 Seiten 19f und 30f Greiner amp Pfeiffer Stuttgart 1906Siehe auch BearbeitenListe bedeutender FriedensschlusseWeblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Friede von Pressburg Quellen und Volltexte Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friede von Pressburg amp oldid 233254392