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Karl Friedrich von Baden 22 November 1728 in Karlsruhe 10 Juni 1811 ebenda war Markgraf von Baden Durlach 1738 1771 Markgraf von Baden 1771 1803 Kurfurst des Heiligen Romischen Reiches 1803 1806 und erster Grossherzog von Baden 1806 1811 Portrat des Kurfursten Karl Friedrich von Baden gemalt 1803 von Johann Ludwig KislingMit 73 Jahren Amtszeit ist er einer der am langsten regierenden Monarchen der Geschichte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehen und Nachkommen 3 Vorfahren 4 Die vormundschaftliche Regierung 1738 1746 5 Die Entwicklung Badens unter Karl Friedrich 5 1 Territoriale Entwicklung 5 1 1 Die Wiedervereinigung 5 2 Rechtswesen und offentliche Verwaltung 5 2 1 Burgerliches Recht 6 Karl Friedrich und die Katholiken 6 1 Der Syndikatsstreit 1777 1789 7 Karl Friedrich und die Physiokratie 8 Ehrungen 9 Titel 10 Siehe auch 11 Schriften 12 Literatur 13 Einzelnachweise 14 WeblinksLeben Bearbeiten nbsp Bildnis als Markgraf vermutlich um 1746 1750 von Philipp Heinrich Kisling gemaltKarl Friedrich war der Sohn des Erbprinzen Friedrich von Baden Durlach und dessen Ehefrau Anna Charlotte Amalie von Nassau Dietz Oranien der Tochter des Prinzen Wilhelm Friso von Nassau Dietz Oranien Nachdem sein Vater 1732 verstorben war und da die Mutter unter einer Gemutskrankheit litt ubernahm die Grossmutter Markgrafin Magdalena Wilhelmine von Wurttemberg die Erziehung Karl Friedrichs und seines Bruders Wilhelm Ludwig 1738 folgte er seinem verstorbenen Grossvater Karl III als Markgraf nach Aufgrund seines Alters regierte er zunachst nicht selbst sondern blieb unter Vormundschaft seiner Grossmutter und seines Onkels Karl August von Baden Durlach Seine hohere Ausbildung erhielt Karl Friedrich an der Academie de Lausanne 1743 1745 1745 46 fuhrten ihn Reisen nach Paris und in die Niederlande wo er bei seinem Onkel Wilhelm Carl Heinrich Friso dem spateren Erbstatthalter der Vereinigten Provinzen der Niederlande lebte Am 13 Oktober 1746 erfolgte die kaiserliche Mundigkeitserklarung und Karl Friedrich ubernahm die Regierung als Markgraf von Baden Durlach Karl Friedrich kehrte uber die Furstenhofe in Kassel und Darmstadt nach Karlsruhe zuruck und ubernahm am 22 November 1746 seinem 18 Geburtstag formal die Regentschaft wobei er sich nach Andeutungen in der Literatur bis nach seiner Heirat 1751 wenig um die Regierung kummerte Zu Beginn des Jahres 1747 kursierten Geruchte wonach Karl Friedrich sich dem Katholizismus zuwenden wolle Dies und Nachrichten uber einen losen Lebenswandel Kartenspiel und amourose Abenteuer 1 veranlassten seinen Onkel Wilhelm Carl Heinrich Friso zu Mahnungen eine geplante Italienreise zu verschieben und sich nicht die Aussichten auf eine gute Partie zu verderben 2 Im August 1747 begab er sich zu einem weiteren Besuch in die Niederlande und anschliessend nach England wo er an der Parlamentseroffnung teilnahm 1748 kehrte er uber die Niederlande in die Heimat zuruck wo er nun auch das Oberland besuchte Zu Beginn des Jahres 1749 warb er um die Hand der Karoline Luise von Hessen Darmstadt Tochter des Landgrafen Ludwig VIII von Hessen Darmstadt und im Oktober wurde der Ehepakt zwischen den Furstenhausern geschlossen Das Haus Baden Durlach war zufrieden den Regenten der im Dezember Vater eines unehelichen Kindes aus der Beziehung mit Elise Barbara Schlutter werden sollte standesgemass verheiratet zu haben Das Haus Hessen Darmstadt war ebenfalls erfreut einen standesgemassen Gemahl fur Karoline Luise gefunden zu haben nachdem sie bereits mehrfach Bewerber abgelehnt hatte Ursprunglich war es eine Konvenienzehe die aber zwei aussergewohnliche Menschen zusammenbrachte und offenbar zu einem glucklichen Eheverhaltnis fuhrte auch wenn die Geschichtsschreibung durch badische Hofbeamte teilweise einen Schleier uber die Verhaltnisse legt Nach dem Ehepakt kam am 18 Dezember 1749 zunachst der uneheliche Sohn auf die Welt und das Haus Baden Durlach arrangierte im Januar 1750 eine Ehe zwischen Elise Barbara Schlutter und dem Oberjager Johannes Mono Von Mitte Januar bis Mitte September begab sich Karl Friedrich nach Italien um die lang geplante Reise zu unternehmen und fronte dort einem so verschwenderischen Lebenswandel dass sich sein Hofratsprasident Friedrich Johann Emich von Uxkull Gyllenband zu einer Ermahnung seines Fursten veranlasst sah Am 28 Januar 1751 fand dann endlich die Hochzeit statt aber im Mai brach Karl Friedrich ohne Ehefrau zu seiner zweiten Englandreise auf von der er erst im September zuruckkehrte Von da an scheint sich Karl Friedrich ernsthaft mit der Regierung seines Landes beschaftigt zu haben 1771 erbte er die seit 1515 bzw 1535 von der bernhardinischen Linie regierte Markgrafschaft Baden Baden und fuhrte die beiden Markgrafschaften zur Markgrafschaft Baden zusammen Er gilt als Musterbeispiel eines aufgeklarten absolutistischen Herrschers forderte in seiner langen Regierungszeit Schulen und Universitaten Rechtsprechung Verwaltung Wirtschaft und Landwirtschaft Kultur und Stadtebau Verdienste erwarb er sich vor allem um die Reorganisation der Ruprecht Karls Universitat Heidelberg die seither den Beinamen Karl ihm zu Ehren fuhrt 3 Er schaffte 1767 die Tortur und 1783 die Leibeigenschaft ab 1809 erliess er das fortschrittliche Badische Judenedikt Auf seine Initiative gehen die Grundungen der Schmuck und Uhrenindustrie und der ersten Zeichenschule fur Handwerker 1767 in Pforzheim zuruck Um 1780 brachte Karl Friedrich den Gutedel Wein aus dem schweizerischen Vevey ins Markgraflerland Infolge des Reichsdeputationshauptschlusses von 1803 wurde Karl Friedrich Kurfurst und ab 1806 Grossherzog des neuen und stark vergrosserten Baden Durch die Politik des Ministers Sigismund Freiherr von Reitzenstein konnten die rechtsrheinischen Teile der Kurpfalz sowie Teile der Hochstifte Konstanz Basel Strassburg und Speyer 1805 der Breisgau und die Ortenau zu Baden hinzugewonnen werden Im Jahr 1806 trat er mit Baden dem Rheinbund bei Karl Friedrich war Mitglied einer englischen Freimaurerloge und Ehrenmitglied der Loge Carl zur Eintracht in Mannheim deren Name jedoch nicht etwa auf ihn sondern auf den pfalzisch bayerischen Kurfursten Karl Theodor zuruckgeht nbsp Stiftskirche St Michael Spatromanische Vorhalle und Turm PforzheimSein Grab befindet sich in der Schloss und Stiftskirche St Michael in Pforzheim Die Kroninsignien der Grossherzoge von Baden Zepter und Schwert wurden wie die Krone zur Beisetzung des Grossherzogs im Jahr 1811 in aller Eile hergestellt 4 Ehen und Nachkommen BearbeitenAus seiner unehelichen Beziehung mit Elise Barbara Schlutter hatte Karl Friedrich einen Sohn Carl Friedrich Hermann von Freystedt 18 Dezember 1749 20 Dezember 1795 In erster Ehe heiratete Karl Friedrich am 28 Januar 1751 Karoline Luise von Hessen Darmstadt Tochter des Landgrafen Ludwig VIII von Hessen Darmstadt Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor Karl Ludwig 14 Februar 1755 16 Dezember 1801 Erbprinz von Baden 15 Juli 1774 Amalie von Hessen Darmstadt 20 Juni 1754 21 Juli 1832 Friedrich 29 August 1756 28 Mai 1817 9 Dezember 1791 Christiane Luise 16 August 1776 19 Februar 1829 Tochter des Herzogs Friedrich August von Nassau Usingen Ludwig 9 Februar 1763 30 Marz 1830 Lebensgemeinschaft mit Katharina Werner 1799 1850 ab 1826 Grafin Katharina von Langenstein und Gondelsheim drei Kinder Grossherzog vom 8 Dezember 1818 bis 30 Marz 1830 Sohn 29 Juli 1764 29 Juli 1764 Luise 8 Januar 1767 11 Januar 1767 In zweiter morganatischer Ehe heiratete Karl Friedrich am 24 November 1787 Luise Karoline Geyer von Geyersberg 5 Tochter des Freiherrn Ludwig Heinrich Philipp Geyer von Geyersberg die aus diesem Grund den Titel Freifrau von Hochberg erhielt 1796 dann zur Reichsgrafin von Hochberg erhoben wurde Aus der Ehe gingen folgende Kinder hervor von denen nach dem Aussterben des badischen Hauses im Mannesstamm trotz zunachst bis 1818 fehlender Erbberechtigung der alteste Sohn Leopold 1830 Grossherzog von Baden wurde Leopold 29 August 1790 24 April 1852 Grossherzog von Baden Wilhelm 8 April 1792 11 Oktober 1859 Friedrich Alexander 10 Juni 1793 18 Juni 1793 Amalie 26 Januar 1795 14 September 1869 19 April 1818 Furst Karl Egon II zu Furstenberg Maximilian Friedrich Johann Ernst 8 Dezember 1796 6 Marz 1882 Vorfahren Bearbeiten Friedrich VII Magnus Markgraf von Baden Durlach 1647 1709 Karl III Wilhelm Markgraf von Baden Durlach 1679 1738 Augusta Maria von Schleswig Holstein Gottorf 1649 1728 Friedrich Erbprinz von Baden 1703 1732 Wilhelm Ludwig Herzog von Wurttemberg 1647 1677 Magdalena Wilhelmine von Wurttemberg 1677 1742 Magdalena Sibylla von Hessen Darmstadt 1652 1712 Karl Friedrich Grossherzog von Baden Heinrich Casimir II von Nassau Dietz 1657 1696 Johann Wilhelm Friso von Nassau Dietz 1687 1711 Henriette Amalie von Anhalt Dessau 1666 1726 Anna von Nassau Dietz Oranien 1710 1777 Karl Landgraf von Hessen Kassel 1654 1730 Marie Luise von Hessen Kassel 1688 1765 Amalia von Kurland 1653 1711 nbsp 1 Ehefrau Markgrafin Karoline Luise von Baden 1723 1783 nbsp 2 Ehefrau Luise Karoline Grafin von Hochberg 1768 1820 Die vormundschaftliche Regierung 1738 1746 Bearbeiten nbsp Portrat Magdalena Wilhelmines im Schloss LudwigsburgNach dem Tod des Grossvaters Karl III Wilhelm am 12 Mai 1738 ubernahm die Grossmutter Markgrafin Magdalena Wilhelmine von Wurttemberg zusammen mit dem altesten Agnaten Karl August von Baden Durlach die vormundschaftliche Regierung bis zu ihrem Tod am 30 Oktober 1742 1742 bis 1744 wirkte Markgraf Karl Wilhelm Eugen von Baden Durlach der Bruder von Karl August an der vormundschaftlichen Regierung mit Bereits 1736 hatte Karl III Wilhelm in seinem Testament die Vormundschaft bestimmt wobei er jedoch das Geheimratskollegium beiordnete und Entscheidungen an eine Stimmenmehrheit der Geheimrate und geheimen Hofrate gebunden hatte Hofratsprasident Friedrich Johann Emich von Uxkull Gyllenband kam daher eine wichtige Stellung zu Bei wichtigen Entscheidungen waren zudem als Testaments Exekutoren der Markgraf von Baden Baden August Georg und der Landgraf von Hessen Darmstadt Ludwig VIII beizuziehen 6 1740 konnten Rechte der Kurpfalz auf Pforzheim und weitere Orte von Kurfurst Karl III abgekauft werden 1741 gelang es mit Maria Theresia einen Vergleich abzuschliessen in dem diese auf alle Hoheits und Lehensanspruche bzgl der Landgrafschaft Sausenberg sowie der Herrschaften Rotteln und Badenweiler verzichtete Hierfur und fur den osterreichischen Anteil an Grenzach bezahlte die Markgrafschaft 230 000 Gulden 7 Die Entwicklung Badens unter Karl Friedrich Bearbeiten nbsp Bildnis als KurfurstZu Beginn seiner Regentschaft 1746 hatte die Markgrafschaft Baden Durlach weniger als 90 000 Einwohner und ein Gebiet von 29 Quadratmeilen 1 631 km2 8 Bei seinem Tode 1811 umfasste das Grossherzogtum Baden 260 Quadratmeilen 14 622 km2 mit ca 930 000 Einwohnern 9 Der 18 jahrige Markgraf ubernahm eines der vielen kleinen und zersplitterten Herrschaftsgebiete die zusammen das deutsche Reich bildeten der 83 jahrige Grossherzog starb als in ganz Europa angesehener aufgeklarter Souveran eines mittelgrossen Furstentums das als badisches Musterlandle galt Seine Regierung entsprach seinem Wahlspruch Moderate et prudenter mit Mass und Vernunft Territoriale Entwicklung Bearbeiten Hauptartikel Territoriale Neugliederung am Oberrhein im Artikel Grossherzogtum Baden Die gewaltige territoriale Umgestaltung Badens erfolgte in mehreren Schritten 10 1771 Wiedervereinigung der beiden badischen Markgrafschaften Baden Durlach und Baden Baden zur Markgrafschaft Baden 1796 Sonderfriede der Markgrafschaft Baden mit Frankreich und Verlust der linksrheinischen Gebiete 1803 der Reichsdeputationshauptschluss gliederte Baden mediatisierte Reichsstadte sowie zahlreiche sakularisierte geistliche Gebiete ein 1805 im Pressburger Frieden wurde die Ubergabe des ehemals vorderosterreichischen Breisgau an Baden festgelegt 1806 die Rheinbundakte fugt Baden weitere Gebiete darunter den Grossteil des Furstentums Furstenberg hinzu 1803 1814 schloss Baden mit zahlreichen Nachbarn Tauschvertrage ab die das Gebiet arrondieren sollten nbsp Markgrafschaft Baden Durlach 1535 bis 1771 nbsp Markgrafschaft Baden Baden 1535 bis 1771 nbsp Kurfursten Grossherzog tum Baden 1803 1819Die Wiedervereinigung Bearbeiten 1515 hatten zunachst die Sohne von Markgraf Christoph von Baden das Land in drei Teile aufgeteilt Nach dem Tode von Philipp 1533 teilten seine Bruder Bernhard und Ernst dessen Anteil unter sich auf und begrundeten die beiden Linien Baden Baden Bernhardinisch und Baden Durlach Ernestinisch Im Zuge der oberbadischen Okkupation 1594 1622 war es unter den baden durlachischen Markgrafen Ernst Friedrich bis 1604 und Georg Friedrich zu einer zeitweiligen Wiedervereinigung gekommen Mit dem Erbvertrag der 1765 11 zwischen den Markgrafen Karl Friedrich und August Georg wurden die Voraussetzungen fur die Wiedervereinigung geschaffen die dann 1771 nach dem Tode August Georgs erfolgte Seit seinem Regierungsantritt hatte sich August Georg um eine akzeptable Nachfolgeregelung bemuht Da zu erwarten stand dass Baden Baden nach seinem Tod an Baden Durlach fallen wurde handelte er mit Karl Friedrich einen Erbvertrag aus der 1765 unterzeichnet wurde Der Erbvertrag sah vor dass die meisten Besitzungen Baden Badens an Baden Durlach fallen sollten Lediglich die bohmischen Besitzungen die Sibylla Augusta eingebracht hatte fielen an deren Verwandtschaft Die Ortenau die Ludwig Wilhelm als Reichslehen erhalten hatte fiel an den Kaiser zuruck Der Vertrag sah weiterhin vor dass die uberlebenden Mitglieder der markgraflichen Familie mit ihrem Hofstaat finanziell abgefunden wurden und dass die Besitzstande der katholischen Institutionen etwa des Klosters Lichtenthal oder des Stifts Baden Baden erhalten blieben Karl Friedrich bat Preussen England und Danemark die Durchfuhrung des Erbvertrages zu garantieren August Georg wandte sich in dieser Sache an den Papst den Erzbischof von Mainz und Erzherzogin Maria Theresia von Osterreich In Wien riet allerdings der von Kaiser Franz I eingeschaltete Reichshofrat von einer Bestatigung des Erbvertrages ab Nach August Georgs Tod am 21 Oktober 1771 ritt Karl Friedrich in Rastatt ein Er nahm sein Erbe in Besitz und verpflichtete die Beamtenschaft Baden Badens auf sich Rechtswesen und offentliche Verwaltung Bearbeiten Karl Friedrich war sich bewusst dass die wirtschaftliche Entwicklung seines Herrschaftsgebietes auch eine effektive und willkurfreie Verwaltung voraussetzte Die offentliche Verwaltung wurde durch Kontrolle besser gegen Amtsmissbrauch Korruption und Unterschlagung gesichert Die fixe Besoldung der Beamten loste sukzessive die Abhangigkeit von Sporteln ab was fur den Burger die Verwaltungsvorgange beschleunigte und verbilligte 1784 regelte eine Verordnung das Notarwesen und verlangte eine Zulassung der Notare durch die Hofgerichte 12 1809 erkannte das Judenedikt die judische Religionsgemeinschaft an und machte sie zu einer Korperschaft des offentlichen Rechts wodurch zugleich die Autonomie der Gemeinden endete die nun der Aufsicht des neugeschaffenen Oberrats der Israeliten Badens unterstellt wurden Ausserdem verlieh das Edikt aufbauend auf den Regelungen der Konstitutionsedikte von 1807 1809 zur judischen Emanzipation den Juden staatsburgerliche Rechte wenn auch mit Einschrankungen und abhangig von der Assimilationsbereitschaft und erlegte ihnen burgerliche Pflichten auf Wehr und Schulpflicht Tragen eines burgerlichen Namens So wurde der langwierige Prozess zur vollstandigen rechtlichen Gleichstellung der badischen Juden die erst 1862 nahezu erreicht wurde in Gang gebracht Burgerliches Recht Bearbeiten Das burgerliche Recht basierte zunachst noch auf romischem kanonischem und gemeinem deutschen Recht Speziell galt in Baden Durlach noch immer das badische Landrecht von 1622 Spurbare Rechtslucken wurden zur Beseitigung von Rechtsunsicherheit durch Spezialgesetze geschlossen Fur einen Kleinstaat wie die Markgrafschaft war es nicht denkbar ein eigenes Rechtssystem aufzustellen weshalb die Schaffung des Code civil in Frankreich auch als Chance zur Modernisierung des Rechtssystems gesehen wurde und der Druck Napoleons wohl lediglich die Ubernahme dieses Rechts durch deutsche Kleinstaaten beschleunigt hat Hofrat Brauer adaptierte 1807 1809 den franzosischen Code civil auf badische Verhaltnisse Dieses badische Landrecht stellte in den vielerlei historischen Gebieten die nun zum Grossherzogtum Baden vereinigt waren einen einheitlichen Rechtsrahmen her es galt bis 1899 Karl Friedrich und die Katholiken BearbeitenIn der seit Karl II 1556 protestantischen Markgrafschaft Baden Durlach stellten die Katholiken eine kleine Minderheit dar ca 5 13 nur eine Handvoll Gemeinden war katholisch Immerhin war ihnen in der Residenzstadt Karlsruhe die Abhaltung von Gottesdiensten gestattet und 1768 durften sie dort ein Bethaus einrichten Der Markgraf finanzierte jedoch zu Beginn seiner Regierungszeit noch die Bekehrung von Katholiken Nach der Vereinigung der Markgrafschaften Baden Durlach protestantisch und Baden Baden katholisch stellte die Integration der neu angefallenen katholischen Gebiete fur den protestantischen Landesfursten eine der grossen Herausforderungen dar Generell gab es unter Karl Friedrich keine Benachteiligung der Katholiken er ubernahm jedoch nur je zwei Hofrate und Hofkammerrate des Rastatter Hofes 14 Zum Ende seiner Regierungszeit hatte sich seine tolerante Grundhaltung auf die Burger ubertragen und Karl Drais berichtet Viele Amtmanner und Seelsorger beider Bekenntnisse wirkten mit Vernunft auf ihre Untergebenen so dass der blinde Eifer einzelner Zeloten in leeren Dunst verging 15 Dies wirkt sich in Baden auch heute noch auf den Umgang der Konfessionen miteinander aus Der Syndikatsstreit 1777 1789 Bearbeiten Der Furstbischof von Speyer August von Limburg Stirum hatte bereits wahrend der Vorverhandlungen zum Erbvertrag gegen diesen interveniert 16 Nach der Vereinigung der badischen Markgrafschaften konnte er die verwitwete Markgrafin von Baden Baden Maria Viktoria fur seine Sache gewinnen eine Art Protektor der katholischen Bevolkerung in Baden zu werden Maria Viktoria finanzierte eine Klage die die Stadt Baden Baden zunachst noch gemeinsam mit anderen Stadten 1777 vor dem Reichshofrat gegen Karl Friedrich einreichte Dabei wurde die Ansicht dargelegt dass durch die Aufhebung der alten Regierung der Markgrafschaft Baden Baden in Rastatt das Recht der katholischen Untertanen auf katholische Regierungsbehorden verletzt wurde und die Gefahr einer Religionsunterdruckung bestunde Als Rechtsvertreter der katholischen Opposition wurde ein Syndikus eingesetzt der ein Bediensteter des Bistums Strassburg war und keine Zulassung in Baden hatte Nachdem er zusammen mit den Klagern auch Gemeindeversammlungen einberief untersagte ihm die markgrafliche Regierung die Tatigkeit und forderte die Klager auf sich einen anderen Rechtsvertreter zu suchen Diese fuhrten nun wegen dieser Behinderung eine weitere Klage beim Reichshofrat und dieser verfugte am 30 Marz 1779 dass die Behinderung des Syndikus unzulassig sei Am 6 April 1780 wurde sogar die Durchsetzung der Verfugung durch kaiserliche Zwangsmassnahmen angedroht Damit gewann die Angelegenheit eine grundsatzliche Bedeutung da in die Souveranitat eines Reichsstandes eingegriffen wurde Der in der Sache der Mitwirkung der katholischen Minderheit grundsatzlich kompromissbereite Markgraf wollte einen solchen Eingriff nicht hinnehmen Er bestritt die Zustandigkeit des Reichshofrats in dieser Angelegenheit und rief den Reichstag an Die Reichsstande bereiteten einen Beschluss zur Unterstutzung des Markgrafen vor und die Garantiemachte des Erbvertrages insbesondere Friedrich II von Preussen aber auch die Konige von England Schweden und Danemark intervenierten ebenfalls zu seinen Gunsten womit der Konflikt eine europaische Dimension erreichte Der Reichshofrat hielt sich nun zuruck und die Angelegenheit wurde durch Beschluss vom 7 April 1789 praktisch beendet da nun auch die Legitimation der Klager in Zweifel gezogen wurde Nachdem sich 1790 Karl Friedrich auch mit dem Furstbischof von Speyer uber die Rechte der Diozese einigte war der Konflikt definitiv beigelegt und das Verhaltnis der Katholiken zum Markgrafen verbesserte sich deutlich 17 Karl Friedrich und die Physiokratie Bearbeiten nbsp Statue vor dem Schloss KarlsruheDer Markgraf wurde aufgrund des Studiums der franzosischen Physiokraten insbesondere Mirabeau und Du Pont ein Anhanger dieser Ideen 1769 begann Karl Friedrich einen Briefwechsel mit Mirabeau Im Sommer 1771 reiste der Markgraf nach Paris wobei er Mirabeau und Dupont auch personlich kennenlernte 18 Mit Dupont befand sich der Markgraf weiter in regem Austausch und 1773 besuchte Dupont den Karlsruher Hof Karl Friedrich schrieb selbst eine Zusammenfassung der physiokratischen Ideen mit dem Titel Abrege des principes de l economie politique die Mirabeau 1772 in Paris bekannt machte 19 Das rege Interesse des Markgrafen an der Nationalokonomie ist auch durch Johann Wolfgang von Goethe bezeugt der 1775 auf seiner Reise in die Schweiz kurz am Karlsruher Hof verweilte Der regierende Herr Markgraf als einer der furstlichen Senioren besonders aber wegen seiner vortrefflichen Regierungszwecke unter den deutschen Regenten hoch verehrt unterhielt sich gern von staatswirthlichen Angelegenheiten 20 1763 berief Karl Friedrich den fuhrenden deutschen Vertreter der Physiokratie Johann August Schlettwein als Kammer und Polizeirat an den Hof nach Karlsruhe Beide Karl Friedrich und Schlettwein waren bestrebt auf Basis dieser Ideen praktische Verbesserungen in der Landwirtschaft zu erzielen So wurde der weltweit einzig bekannte Versuch der Einfuhrung des physiokratischen Systems in den drei badischen Dorfern Dietlingen Bahlingen und Teningen lanciert und dort die Einsteuer franzosisch impot unique eingefuhrt In Dietlingen begann der Versuch 1770 und wurde nach einer Modifikation 1795 im Jahre 1801 definitiv abgebrochen In Bahlingen und Teningen begann der Versuch 1771 und wurde bereits 1776 wieder beendet Schlettwein verliess den Hof bereits 1773 da er nach Differenzen mit Dupont glaubte nicht mehr das Vertrauen des Markgrafen zu besitzen nbsp Gabriel de Riqueti Graf von Mirabeau nbsp Pierre Samuel du Pont de Nemours nbsp Johann August SchlettweinEhrungen Bearbeiten1805 wurde die im Auftrag Karl Friedrichs als staatlich finanzierte Lehranstalt reorganisierte Universitat Heidelberg zu Ehren ihres Neugrunders und Rektors Ruperto Carola heute Ruprecht Karls Universitat Heidelberg genannt 1844 wurde die zentrale Facherstrasse in Karlsruhe in Karl Friedrich Strasse umbenannt 1907 anlasslich des 300 Mannheimer Stadtjubilaums und des 100 jahrigen Bestehens als aus drei konfessionellen Vorgangerschulen Vereinigtes Lyceum erhielt das Grossherzogliche Lyceum in Mannheim zu Ehren seines Grunders Karl Friedrich von Baden den Namen Karl Friedrich Gymnasium 1911 wurde in Lorrach die Grunflache Karl Friedrich Anlage dem Grossherzog zu Ehren benannt 1844 liess Grossherzog Leopold von Baden auf dem Karlsruher Schlossplatz das von Ludwig Schwanthaler geschaffene Grossherzog Karl Friedrich Denkmal errichten 21 Titel Bearbeiten1738 1803 Markgraf zu Baden und Hochberg Landgraf zu Sausenberg Graf zu Spontheim und Eberstein Herr zu Rotteln Badenweiler Lahr und Mahlberg etc 1803 1806 Markgraf zu Baden und Hochberg Herzog zu Zahringen des hl Romischen Reichs souveraner Kurfurst Pfalzgraf bei Rhein Landgraf im Breisgau zu Sausenberg und in der Ortenau usw 22 Ab 1806 Grossherzog von Baden Herzog von Zahringen 23 Er war Grossmeister des Ordre de la Fidelite Ritter des Schwarzen und des Roten Adlerordens und Trager des Grand Aigle der Ehrenlegion Siehe auch BearbeitenStammliste des Hauses Baden Liste der badischen GrossherzogeSchriften BearbeitenConstitutions Edict Karlsruhe 1807 Digitalisat Hof Ordnung Karlsruhe 1750 Digitalisat der UB Freiburg Des Markgrafen von Baden Karl Friedrichs kurzgefasste Grundsatze der Staatshaushaltung Leipzig 1783 Meine Antwort auf die Danksagung des Landes nach Aufhebung der Leibeigenschaft und einiger Abgaben Macklot Carlsruhe 1783 in der Google Buchsuche Neujahrsgeschenk an meine Mitburger Helvetien 1785 Abrege des principes de l economie politique Karlsruhe 1786 franzosische Ausgabe der Grundsatze der Straatshaushaltung Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek Politische Correspondenz Karl Friedrichs von Baden 1783 1806 herausgegeben von der Badischen Historischen Commission bearbeitet von Bernhard Erdmannsdorffer und Karl Obser 6 Bande Heidelberg 1888 1915 Links auf Digitalisate auf wikisource Bernhard ErdmannsdorfferLiteratur BearbeitenWilly Andreas Geschichte der Badischen Verwaltungsorganisation und Verfassung in den Jahren 1802 1818 Bd 1 Der Aufbau des Staates im Zusammenhang der allgemeinen Politik Quelle amp Meyer Leipzig 1913 mehr nicht erschienen Annette Borchardt Wenzel Karl Friedrich von Baden Mensch und Legende Casimir Katz Verlag Gernsbach 2006 ISBN 3 938047 14 3 Klaus Gerteis Karl Friedrich von Baden In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 221 223 Digitalisat Arthur Kleinschmidt Karl Friedrich von Baden Zum 150 Geburtstage Heidelberg 1878 im Internet Archive Alfred Krebs J A Schlettwein der Deutsche Hauptphysiokrat Ein Beitrag zur Geschichte der Physiokratie in Deutschland Inaugural Dissertation der Universitat Bern Verlag Wilhelm Fugmann Leipzig 1909 Digitalisat online Gerald Maria Landgraf Moderate et prudenter Studien zur aufgeklarten Reformpolitik Karl Friedrichs von Baden 1728 1811 Inaugural Dissertation der Universitat Regensburg Landsberg a L 2008 online PDF 7 MB Hansmartin Schwarzmaier Die Markgrafen von Baden in Die Zahringer Eine Tradition und ihre Erforschung Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Karl Stiefel Baden 1648 1952 2 Bande Karlsruhe 1978 David Friedrich Strauss Klopstock s Jugendgeschichte und Klopstock und der Markgraf Karl Friedrich von Baden Bruchstucke einer Klopstockbiographie Verlag Emil Strauss Bonn 1878 Friedrich von Weech Karl Friedrich Grossherzog von Baden In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 15 Duncker amp Humblot Leipzig 1882 S 241 248 Hermann Wiegand Ulrich Niess Hrsg Karl Friedrich von Baden Markgraf Kurfurst Grossherzog Schriftenreihe des Karl Friedrich Gymnasiums Mannheim in Kooperation mit dem Stadtarchiv Mannheim Institut fur Stadtgeschichte 1 Wellhofer Mannheim 2012 ISBN 978 3 939540 97 7Darstellungen der Zeitgenossen Karl Wilhelm Ludwig Friedrich Drais von Sauerbronn und Karl Friedrich Nebenius C W F L Freiherr von Drais Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Carl Friedrich vor der Revolutionszeit Erster Band im Verlag der C F Muller schen Hofbuchhandlung Carlsruhe 1816 in der Google Buchsuche C W F L Freiherr von Drais Geschichte der Regierung und Bildung von Baden unter Carl Friedrich vor der Revolution Zweiter und letzter Band im Verlag der C F Muller schen Hofbuchhandlung Carlsruhe 1818 in der Google Buchsuche C F Nebenius aus dessen Nachlass herausgegeben durch Fr von Weech Karl Friedrich von Baden Chr Fr Muller sche Hofbuchhandlung Karlsruhe 1868 in der Google BuchsucheEinzelnachweise Bearbeiten s Landgraf S 21 s Landgraf S 21 Nebenius S 43 http www ub uni heidelberg de ausstellungen 625jahre2011 sektion1 html 1 Webseite Landeskunde online Zu Hintergrunden und Folgen vgl Heinrich Hauss Luise Caroline Reichsgrafin von Hochberg 26 5 1768 23 6 1820 Ein alternder Furst eine junge Hof dame niederen Adels und unabseh bare Folgen Vor 225 Jahren am 24 November 1787 heiratete Karl Friedrich Luise Karoline Geyer von Geyersberg zur linken Hand In Badische Heimat 92 2012 Heft 4 S 778f mit der Denkschrift Karl Friedrichs zur Eingehung einer morganatischen Ehe 2 Drais 1 Band S 11 Drais 1 Band S 24 25 Nebenius S 32 44 45 Friedrich von Weech Karl Friedrich Grossherzog von Baden In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 15 Duncker amp Humblot Leipzig 1882 S 241 248 S 246 Stiefel S 172 208 im Landesarchiv Zusammenfassung des Vertrages Nebenius S 129 131 Stiefel S 647 Nebenius S 129 Drais Bd II S 101 Stiefel S 631 Drais Bd II S 68 102 Krebs S 17 Nebenius S 207 Goethes nachgelassene Werke Achter Band 16 Buch in der J G Cottaschen Buchhandlung Stuttgart und Tubingen 1833 S 98 Vgl Artikel Grossherzog Karl Friedrich Denkmal In Stadtwiki Karlsruhe Schwarzmaier S 206 Schwarzmaier S 206 207Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl Friedrich Grossherzog von Baden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Karl Friedrich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek deutschemonarchie de Karl Friedrich von Baden Klopstock und Karl Friedrich von Baden PDF 14 MB VorgangerAmtNachfolgerKarl III Markgraf von Baden Durlach 1738 1771 bis 1746 unter Regentschaft von Karl August von Baden Durlach mit Markgrafschaft Baden Baden vereint zur Markgrafschaft BadenAugust Georg Simpert Markgraf von Baden Baden er selbst Markgraf von Baden Durlach Markgraf von Badenab 1803 Kurfurst von Badenab 1806 Grossherzog von Baden 1771 1811Karl Ludwig FriedrichNormdaten Person GND 118560166 lobid OGND AKS LCCN n81091819 VIAF 77107872 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Karl FriedrichALTERNATIVNAMEN Karl Friedrich von BadenKURZBESCHREIBUNG Markgraf von Baden Kurfurst von Baden Grossherzog von BadenGEBURTSDATUM 22 November 1728GEBURTSORT Karlsruhe Markgrafschaft Baden Durlach Heiliges Romisches ReichSTERBEDATUM 10 Juni 1811STERBEORT Karlsruhe Grossherzogtum Baden Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Friedrich Baden amp oldid 236148226