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Der Begriff der Oberbadischen Okkupation wird in der historischen Literatur fur die Besetzung der oberen Markgrafschaft Baden Baden durch Truppen des Markgrafen Ernst Friedrich von Baden Durlach unter Wolf Dietrich von Gemmingen 1550 1601 verwendet die am 21 November 1594 erfolgte 1 Der Begriff umfasst auch die bis 1622 andauernde Besetzung und Verwaltung Inhaltsverzeichnis 1 Besetzte Gebiete 2 Rechtsgrundlage 3 Moralische Rechtfertigung 4 Politische Absicherung 5 Der Preis 6 Geschichte 7 Literatur 7 1 Abkurzungen 8 Weblinks 9 Einzelnachweise AnmerkungenBesetzte Gebiete Bearbeiten nbsp Karte der Markgrafschaft Baden BadenUnmittelbar wurden die Hauptorte Ettlingen Baden Baden Kuppenheim Stollhofen und Rastatt besetzt 2 Die Herrschaft Grafenstein sowie die Vordere und Hintere Grafschaft Sponheim wurden nicht besetzt die Herrschaften Rodemachern Useldingen und Hesperingen bildeten zu dieser Zeit die gesonderte Markgrafschaft Baden Rodemachern und wurden von Philipp III einem Bruder Eduard Fortunats regiert Ein Versuch Ernst Friedrichs die Herrschaft Grafenstein einzunehmen wurde abgewehrt 3 Den badischen Anteil an der Grafschaft Eberstein 4 hatte Eduard Fortunat im Fruhjahr 1595 an Philipp III von Eberstein verpfandet wofur er uber 20 000 Gulden zur Finanzierung seiner Soldner erhalten sollte 5 Da die Verpfandung nach den Gesetzen des Gesamthauses Baden der Zustimmung durch die Bruder und Agnaten Eduard Fortunats bedurfte forderte Ernst Friedrich den Ebersteiner zunachst auf den ungultigen Vertrag in Gute zu beenden Nachdem dieser dem nicht nachkam sandte Ernst Friedrich seine Truppen auch in die Grafschaft Eberstein und Philipp III hielt seine Zahlung an Eduard Fortunat zuruck 6 Auch die Herrschaften Lahr und Mahlberg 7 wurden alsbald von Ernst Friedrich besetzt 8 Rechtsgrundlage BearbeitenErnst Friedrich stutzte seine Intervention rechtlich auf die Pragmatische Sanktion des Markgrafen Christoph I von Baden und den Schadloshaltungsvertrag von 1537 9 Nach dem Hausgesetz von Markgraf Christoph bildete das gesamtbadische Gebiet trotz aller Teilungen weiterhin eine Einheit Nach dem Tod Bernhards III von Baden Baden wurde zwischen den Vormunden seiner Kinder und seinem Bruder Ernst eine erweiterte vertragliche Bindung vereinbart Sofern eine Linie des Hauses Baden bei der Abtragung gemeinsamer Schulden saumig war und die andere Linie dafur von Glaubigern in Anspruch genommen wurde erhielt die geschadigte Linie das Recht sich durch Besetzung des Landes der anderen Linie schadlos zu halten Dieser Fall trat ein nachdem ein Glaubiger des Markgrafen Eduard Fortunat von Baden Baden ausgebliebene Zinszahlungen auch bei den baden durlachischen Stadten Durlach und Pforzheim einzutreiben versuchte 10 Eduard Fortunat anderte trotz aller Anmahnungen seines durlachischen Vetters sein Verhalten nicht und lebte weiter uber seine Verhaltnisse Moralische Rechtfertigung BearbeitenDie Bevolkerung der Markgrafschaft litt unter der druckenden Schuldenlast des Landes die zu erhohter Abgabenlast fuhrte Daruber hinaus bestand unter Eduard Fortunat eine erhebliche Rechtsunsicherheit die in Justizmord und furstlich organisiertem Strassenraub gipfelte 11 Es ist wohl davon auszugehen dass vor dem Hintergrund der religiosen Konflikte die protestantische Seite die Verfehlungen Eduard Fortunats uberbetonte aber auch die eigenen katholischen Berater 12 bezeugen solche Verfehlungen und die Versuche Eduard Fortunats sich als Opfer einer protestantischen Intrige darzustellen zielten nur darauf ab Beistand durch katholische Stande zu gewinnen Seine religiose Einstellung und sein Charakter wurden von allen Seiten stark kritisiert Politische Absicherung Bearbeiten nbsp Denkschrift Ernst Friedrichs zur oberbadischen OkkupationDirekt nach der Besetzung sandte Ernst Friedrich eine Denkschrift an Kaiser Rudolf II und eine Reihe evangelischer und katholischer Fursten in der er die juristische und moralische Begrundung fur seine Massnahme darlegte und keinerlei religionspolitische Motive andeutete 13 Der Preis BearbeitenDer Preis den Ernst Friedrich fur die Okkupation bezahlen musste war recht hoch Zur Besetzung und zur Abwehr der drohenden Ruckeroberung durch Eduard Fortunat musste er Truppen anwerben Deren Kosten und die Schuldenlast des Landes zwangen ihn dazu die Amter Besigheim und Mundelsheim 1595 an Herzog Friedrich I von Wurttemberg zu verkaufen und 1603 auch noch die Amter Altensteig und Liebenzell gegen Malsch und Langensteinbach einzutauschen Durch diese Verkaufe verlor Baden Durlach reichen Waldbesitz und Schifffahrtsrechte 14 Das Herzogtum Wurttemberg nahm damit immer mehr Positionen im ehemaligen badischen Nordosten ein Geschichte BearbeitenMarkgraf Ernst Friedrich 1577 1604 besetzte im Jahr 1594 die obere Markgrafschaft Baden Baden und vertrieb den dort regierenden Fursten Eduard Fortunat Dieser Akt verscharfte die konfessionellen Gegensatze am Oberrhein und fuhrte Baden Durlach politisch noch naher an die calvinistisch gepragte Kurpfalz heran Nach dem Tod Eduard Fortunats 1600 wollten die katholischen Reichsfursten dessen Kindern zum Erbe verhelfen damit die katholische Markgrafschaft Baden Baden nicht an die lutherische Markgrafschaft Baden Durlach fiele Die Rechtsposition von Baden Durlach war jedoch dass zwischen Eduard Fortunat und Maria von Eicken nie eine rechtsgultige Ehe geschlossen wurde und damit die Kinder nicht sukzessionsfahig seinen Fur den Fall dass doch eine Ehe nachweisbar ware so ware es eine morganatische Ehe und die Kinder nicht ebenburtig d h sie konnten die Markgrafschaft Baden Baden nicht als Reichslehen empfangen Auch Ernst Friedrichs Nachfolger sein Bruder Georg Friedrich hielt das baden badische Territorium weiterhin besetzt Am 14 April 1605 wurde er von Kaiser Rudolf II mit der gesamten Markgrafschaft Baden belehnt wofur er sich u a verpflichten musste keine Religionsveranderung in baden badischen Territorium vorzunehmen die Schulden der Markgrafschaft Baden Baden zu bezahlen und den Kindern Eduard Fortunats das Amt Kastellaun und die badischen Besitzungen in Luxemburg zu uberlassen Zudem sollte er ein allfalliges Verfahren vor dem Reichshofrat akzeptieren und der Witwe und den Kindern Eduard Fortunats einen Zuschuss zu Unterhalt und Prozesskosten zahlen Der Prozess vor dem Reichshofrat wurde im Februar 1606 durch eine Klageschrift im Namen der Kinder Eduard Fortunats eingeleitet wobei die Klager vom bayerischen Herzog Maximilian I massgeblich unterstutzt wurden Wahrend Georg Friedrich seinen Rechtsanspruch mit Hilfe der evangelischen Reichsfursten durchzusetzen versuchte setzten der Vormund der Kinder Eduard Fortunats Albrecht VII von Habsburg sowie Herzog Maximilian von Bayern auf eine Entscheidung des Kaisers zugunsten der Kinder und waren nicht an einem Vergleich mit dem Markgrafen interessiert waren Kaiser Matthias und sein Kanzler Melchior Khlesl forderten wiederholt Versuche zu Vergleichsverhandlungen da sie in der hochbrisanten religionspolitischen Situation im Reich den Konflikt mit den evangelischen Fursten nicht noch anheizen wollten 15 So zog sich der Rechtsstreit von 1605 bis 1622 unter drei Kaisern hin Nach der Niederlage Georg Friedrichs in der Schlacht bei Wimpfen 6 Mai 1622 sprach Kaiser Ferdinand II am 25 August 1622 die Markgrafschaft Baden Baden dem altesten Sohn Eduard Fortunats Wilhelm zu Im weiteren Verlauf des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 wurde die Markgrafschaft Baden Baden nochmals und fur kurze Zeit 1634 1635 von Baden Durlach besetzt 1627 und 1629 wurden zwischen Wilhelm und Friedrich Vereinbarungen uber die Entschadigung fur die Okkupation getroffen die Friedrich jedoch spater anfocht da sie unter militarischem Druck der kaiserlichen Truppen erzwungen wurden So beschaftigte der badische Sukzessionsstreit auch noch 1648 die Diplomaten die den Westfalischen Frieden aushandelten nbsp Vertrag von Osnabruck 1648Friedrich wurde zwar wieder amnestiert und in seine 1618 bestehenden Rechte restituiert die Markgrafschaft Baden Baden blieb jedoch verloren da die katholischen Stande und Frankreich sich sperrten und Schweden dieser Streitpunkt nicht wichtig genug war weshalb Friedrich gedrangt wurde die Festlegungen so zu akzeptieren 16 Erst Erbvertrag von 1765 und Erbvereinigung von 1771 fuhrten die beiden badischen Territorien unter Markgraf Karl Friedrich wieder zusammen Literatur BearbeitenWerner Baumann Ernst Friedrich von Baden Durlach Die Bedeutung der Religion fur Leben und Politik eines suddeutschen Fursten im Zeitalter der Gegenreformation VKGLBW B 20 Stuttgart 1962 S 64ff Hugo Altmann Die Rolle Maximilians I von Bayern im Oberbadischen Okkupationsstreit besonders 1614 1618 In Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 121 1973 S 327 360 Michael Buhlmann Badische Geschichte Mittelalter Neuzeit VA 29 St Georgen 2007 S 27ff Hansmartin Schwarzmaier Baden Dynastie Land Staat Urban Tb 607 Stuttgart 2005 S 128ff Markgraf Ernst Friedrich Grundtlicher Warhaffter und Bestendiger Bericht Was sich vor und nach Unlangst durch den Herrn Ernest Friderichen Maggraven zu Baden furgenommen Occupation dess Obertheils dess Furstenthumbs der Marggraffeschafft Baden mit einzihung etlicher Marggraff Eduardi Fortunati Dienern verloffen u s w 1595 Johann David Kohler Ein Haupt rarer Thaler des so beruchtigten Marggrafens zu Baaden in Baaden EDUARD FORTUNATS von A 1590 in Der Wochentlichen Historischen Munz Belustigung 16 Theil 16 Stuck 15 April 1744 S 117 124 Ferdinand III Kristina von Schweden Westfalischer Friede Vertrag von Osnabruck Instrumentum Pacis Osnabrugensis Frankfurt am Main Philipp Jacob Fischer 1649 digitale Volltextausgabe des Vertrages von Osnabruck in Wikisource Artikel IV 26Abkurzungen Bearbeiten VA Vertex Alemanniae VKGLBW B Veroffentlichungen der Kommission fur geschichtliche Landeskunde Baden Wurttemberg Reihe B ForschungenWeblinks BearbeitenLandesarchiv Baden Wurttemberg Bestand 47 Haus und Staatsarchiv II Haus und Hofsachen Oberbadische OkkupationGrundtlicher Warhaffter und Bestendiger Bericht Was sich vor und nach Unlangst durch den Herrn Ernest Friderichen Maggraven zu Baden furgenommen Occupation dess Obertheils dess Furstenthumbs der Marggraffeschafft Baden mit einzihung etlicher Marggraff Eduardi Fortunati Dienern verloffen u s w 1595Einzelnachweise Anmerkungen Bearbeiten s Baumann S 78 80 s Baumann S 79 s Baumann S 89 die Grafschaft Eberstein war ein Kondominium in dem die Grafen von Eberstein und die Markgrafen von Baden Baden die Herrschaft gemeinsam ausubten s Baumann S 123 s G H Krieg von Hochfelden Geschichte der Grafen von Eberstein in Schwaben Karlsruhe 1836 S 192 die Herrschaften Lahr und Mahlberg waren Kondominien in denen die Grafen von Nassau Saarbrucken und die Markgrafen von Baden Baden die Herrschaft gemeinsam ausubten s Ferd Stein Geschichte und Beschreibung der Stadt Lahr und ihrer Umgebungen Lahr 1827 S 55 s Baumann S 64 65 s Baumann S 64 65 s Baumann S 76 77 spricht von einem rechtsbrecherischen Regiment Franziskus Bornius a Madrigal und Johannes Pistorius der Jungere s Baumann S 80 81 s Josef Bader Badische Landesgeschichte Freiburg 1836 S 478 479 siehe Altmann s Kohler S 123 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oberbadische Okkupation amp oldid 230794791