www.wikidata.de-de.nina.az
Karl III Philipp von der Pfalz auch Carl Philipp 4 November 1661 in Neuburg an der Donau 31 Dezember 1742 in Mannheim war zunachst 1705 bis 1717 Gubernator der Habsburger in deren ober und vorderosterreichischen Landen und dann von 1716 bis 1742 regierender Pfalzgraf und Kurfurst von der Pfalz sowie Herzog von Julich und Berg sowie von Pfalz Neuburg Er verlegte die Residenz nach Mannheim Durch wechselseitige Erb und Unionsvertrage mit den anderen Regenten der Wittelsbacher gelang es Karl Philipp das Gesamthaus zu starken Mit ihm starb die Jungere Linie Pfalz Neuburg im Mannesstamm aus durch eine seiner Enkelinnen stammen jedoch die Konige von Bayern von ihm ab Karl III Philipp von der Pfalz im Harnisch J Ph van der Schlichten um 1733 Reiss Engelhorn Museen MannheimKarl Philipp im jungen Alter Gemalde vermutlich nach Pieter van der Werff Barocke Kasel gefertigt aus einem gestifteten weltlichen Prunkgewand des Kurfursten Karl Philipp Reiss Engelhorn Museen Mannheim Die zum Kreuz zusammengefugten Goldborten waren ursprunglich die gegenuberliegenden Knopf bzw Knopflochleisten am kurfurstlichen Rock Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre 1 2 Kurfurst von der Pfalz 2 Nachkommen 3 Vorfahren 4 Wurdigungen 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksLeben BearbeitenFruhe Jahre Bearbeiten Karl Philipp war das siebte von 17 Kindern seiner Eltern Philipp Wilhelm von Pfalz Neuburg und Elisabeth Amalia Magdalena von Hessen Darmstadt Karl Philipp gehorte damit einer Pfalzer Linie des Hauses Wittelsbach an Die letzten Habsburger Kaiser Joseph I und Karl VI waren als Sohne seiner Schwester Eleonore Magdalene von Pfalz Neuburg seine Neffen Zudem war er ein Schwager der Konige von Spanien und von Portugal Als jungerer Bruder war er eigentlich zum geistlichen Stand bestimmt Ohne geistliche Weihen wurde er bereits mit 14 Jahren Domherr in Koln 1677 in Salzburg 1679 in Mainz sowie im gleichen Jahr Malteserritter Er erhielt jedoch zudem eine militarische Ausbildung 1684 beendete er seine geistliche Karriere und trat in den kaiserlichen Dienst Er nahm von 1691 bis 1694 an den Turkenkriegen teil und brachte es bis zum Generalfeldmarschall 1694 wurde er als Ritter in den Orden vom Goldenen Vlies aufgenommen 1705 wurde er durch seinen Neffen Joseph I zum Gubernator der ober und vorderosterreichischen Lande in Innsbruck ernannt nachdem seit dem Tode Karls von Lothringen 1690 das Amt vakant gewesen war Karl Philipp entfaltete in der Folge in Innsbruck eine reiche organisatorische Tatigkeit zur Starkung der Landesverteidigung wahrend des Spanischen Erbfolgekrieges Nach dem Ende seiner Tatigkeit gingen die Geschafte dann auf die Landesadministration uber Kurfurst von der Pfalz Bearbeiten Nach dem Tode seines alteren Bruders Johann Wilhelm im Juni 1716 trat er dessen Nachfolge als Kurfurst der Pfalz und Herzog von Pfalz Neuburg sowie von Julich und Berg an blieb jedoch noch bis 1717 in Innsbruck Er liess sich dann 1718 in Heidelberg nieder nachdem er zuvor fur ein Jahr in Neuburg an der Donau residiert hatte Dusseldorf die Residenz seines Vorgangers verschmahte er weil die dortigen Landstande von ihm geforderte Gelder nicht bewilligen mochten 1 Da sein Erbe hoch verschuldet war leitete Karl Philipp zu Beginn seiner Regierung Sparmassnahmen des Hofes ein Bei Ubernahme der Herrschaft sah sich der neue Kurfurst mit zahlreichen politischen Konflikten konfrontiert die er im Laufe der Zeit wenn auch unter Opfern losen konnte nbsp Mannheimer Schloss um 1725Der Streit zwischen der Kurpfalz und dem neuen Kurfurstentum Hannover unter dem auf den britischen Thron gefolgten Georg I uber den Ehrentitel des Erzschatzmeisters blockierte zwischen 1717 und 1719 den Reichstag Die endgultige vertragliche Einigung erfolgte dann erst 1741 Der durch seinen katholischen Glauben gepragte Kurfurst geriet zudem in Konflikt mit dem reformierten Kirchenrat den er im Sinne des Absolutismus zu einer unter der kurpfalzischen Regierung stehenden Behorde machen wollte So versuchte er auch den Heidelberger Katechismus zu verbieten und die Heidelberger Heiliggeistkirche als katholisches Gotteshaus und Wittelsbacher Begrabniskirche einzuziehen indem er das existierende Simultaneum durch Einreissen der Trennmauer aufhob Nachdem er auf Druck protestantischer Staaten und des Kaisers nachgeben und den Protestanten das Kirchenschiff zuruckgeben musste verlegte er kurzerhand 1720 die Residenz der Kurpfalz von Heidelberg nach Mannheim Noch im gleichen Jahr wurde der Grundstein fur das Mannheimer Schloss gelegt und mit dem Bau des an das Schloss angeschlossenen Jesuitenkollegiums begonnen Im Jahr 1733 wurde der Grundstein zur Mannheimer Jesuitenkirche gelegt die als einer der bedeutendsten Kirchenbauten der Gegenreformation in Deutschland und eine der grossten Barockkirchen Suddeutschlands gilt Die Rekatholisierungspolitik seines Vorgangers setzte der ansonsten auf Toleranz bedachte Kurfurst aber nicht fort Im Jahr 1737 wurde das Opernhaus nach einem Plan von Alessandro Galli da Bibiena begonnen es wurde 1742 eingeweiht Zunachst stand Karl Philipp wie sein Bruder und Vorganger in einem erklarten Gegensatz zu den bayerischen Vettern mit Kurfurst Max Emanuel an der Spitze da im Frieden von Rastatt und Baden die Pfalzer verpflichtet worden waren an Bayern die Oberpfalz und die vierte Kurwurde mit dem Amt des Erztruchsessen zu restituieren und sich zunachst weigerten das zu tun Mit der Wittelsbacher Hausunion von 1724 konnte der innerfamiliare Streit insbesondere zwischen den in der Kurpfalz und Kurbayern regierenden Linien beigelegt werden Darin eingeschlossen waren auch die geistlichen Wittelsbacher Fursten Im Rahmen der Wittelsbachischen Hausunion endlich zu einem Vergleich in der lange umstrittenen Vikariatsfrage der vorsah dass Bayern und die Pfalz kunftig gemeinsam das rheinische Vikariat ausuben wollten 2 In einem am 24 Dezember 1733 in Mannheim geschlossenen Vergleich mit Kurfurst Karl Philipp erhielt dann die Birkenfelder Linie der Pfalzer Wittelsbacher mit Christian III das Furstentum Zweibrucken Karl Philipps Regierung stand dann seit etwa 1725 im Zeichen der julich bergischen Erbfrage bei der Karl Philipp die wittelsbachische Erbfolge mit Hilfe des Kaisers gegen Brandenburg Preussen durchsetzen konnte Als sich Kaiser Karls VI aber 1726 Konig Friedrich Wilhelm I annaherte schloss Karl Philipp ein Bundnis mit Frankreich gegen das er bisher wegen eines Streites um verschiedene alte elsassische Rechtstitel der Pfalzer gestanden hatte Ebenso wie bei der Einigung mit Bayern war Karl Philipp auch gegenuber Frankreich dafur zu Kompromissen bereit Der Vertrag bewahrte sich dann 1734 im erneuten Polnischen Thronfolgekrieg in dem Karl Philipp wohlwollend neutral gegenuber Frankreich war das dafur seine Lande deshalb bewusst schonte 1741 konnte dann durch Vertrag mit Preussen und Sachsen der julich bergische Erbstreit beendet werden Dem Konig in Preussen Friedrich II waren Verbundete im Kampf um Schlesien wichtiger geworden als die alten Anspruche am Niederrhein Die 1697 an seinen Bruder Johann Wilhelm gefallene Grafschaft Megen in den Niederlanden verkaufte Karl Philipp 1728 an das Haus Schall von Bell wahrend er die Herrschaft Ravenstein behielt 1740 holte der Kurfurst das lange Jahre verpfandete Amt Boxberg zuruck Als nach dem uberraschenden Tod seines Neffen Kaiser Karls VI im Oktober 1740 die Kurfursten Karl Albrecht von Bayern und Karl Philipp am 30 Oktober 1740 die Ubernahme des Reichsvikariats bekanntgaben protestierten die evangelischen Reichsstande Der Wittelsbacher Hausvertrag von 1724 war weder vom Kaiser noch von den Reichsstanden anerkannt worden Erst als sich Karl Albrecht und Karl Philipp am 18 Januar 1741 mit dem sachsischen Kurfurst Friedrich August II der auf seine verbriefte Beteiligung am Reichsvikariat bestand als ihren Konvikar einigten konnten die Streitigkeiten beendet werden 3 Die Einigkeit der beiden Wittelsbacher Kurfursten kommt durch Vikariatsmunzen mit der Darstellung ihrer beider Brustbilder zum Ausdruck Durch wechselseitige Erb und Unionsvertrage mit den anderen Regenten der Wittelsbacher versuchte Karl Philipp die wittelsbachischen Gesamtlande weiter zu erhalten und zu starken Hohepunkt dieser Politik war am 17 Januar 1742 die Doppelhochzeit seiner Enkelin Elisabeth Auguste mit seinem designierten Nachfolger Karl Theodor von Pfalz Sulzbach und ihrer Schwester Maria Anna mit Herzog Klemens von Bayern Die Trauungen nahm der Erzbischof von Koln Clemens August von Bayern vor Anwesend waren auch der bayerische Kurfurst und kunftige Kaiser Karl VII Albrecht von Bayern sowie Johann Theodor von Bayern Furstbischof von Regensburg und Freising Kurz darauf unterstutzte Karl Philipp die Kaiserwahl Karl Albrechts durch seine Kurstimme Karl Philipp der als enger Verwandter der Habsburger zu Beginn seiner Karriere ein wichtiger Verbundeter Wiens gewesen war stand am Ende seines Lebens fest im antiosterreichischen Lager der bayerischen Wittelsbacher Seine jungste Enkelin Maria Franziska Dorothea sollte 1746 noch Friedrich Michael von Pfalz Birkenfeld heiraten aus dieser Verbindung gingen dann die Konige von Bayern bis 1918 hervor Karl Philipp starb am 31 Dezember 1742 und wurde in allen seinen Landen wie von ihm gewunscht von Karl Theodor beerbt Dieser stammte wie Karl Philipp ebenfalls von Philipp Ludwig von Pfalz Neuburg ab und war daher der Nachste in der Erbfolge Wegen seiner weitsichtigen Politik gilt Karl Philipp als der bedeutendste politische Kopf der Wittelsbacher in der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts nbsp Wappen Karl Philipps in der Mannheimer Schlosskirche nbsp Wappen Karl Philipps uber dem Eingang der Kirche St Lucia in Ravenstein Niederlande erbaut 1735 nbsp Mannheimer Schloss nbsp Mannheimer Jesuitenkirche nbsp Gruft Karl Philipps in der Mannheimer SchlosskircheNachkommen BearbeitenKarl III Philipp heiratete am 10 August 1688 in Berlin Prinzessin Luise Charlotte Radziwill 27 Februar 1667 in Konigsberg 25 Marz 1695 in Brieg Tochter von Furst Boguslaw Radziwill und Witwe des Markgrafen Ludwig von Brandenburg Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor Leopoldine Eleonore Josephine 1689 1693 Maria Anna 1690 1692 Elisabeth Auguste Sophie 1693 1728 Joseph Karl von Pfalz Sulzbach 1694 1729 Sohn 1695 In zweiter Ehe heiratete er am 15 Dezember 1701 in Krakau Prinzessin Theresa Katharina Lubomirska Tochter des Fursten Joseph Karl Lubomirski von Ostrog Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor Theophile Elisabeth Franziska 1703 1705 Anna Elisabeth Theophile 1709 1712 Zuletzt war er ab 1729 morganatisch mit Grafin Violante Maria Theresa von Thurn und Taxis 1 April 1683 2 November 1734 in Mannheim Tochter von Graf Sebastian Franz von Thurn und Taxis zu Rohrenfels verheiratet Beide liegen in der Krypta der Schlosskirche begraben Mit ihm endete die Linie Pfalz Neuburg der Wittelsbacher Vorfahren Bearbeiten Philipp Ludwig Pfalz Neuburg 1547 1614 Wolfgang Wilhelm Pfalz Neuburg 1578 1653 Anna von Julich Kleve Berg 1552 1632 Philipp Wilhelm Pfalz 1615 1690 Wilhelm V Bayern 1548 1626 Magdalene von Bayern 1587 1628 Renata von Lothringen 1544 1602 Karl III Philipp Kurfurst von der Pfalz Ludwig V Hessen Darmstadt 1577 1626 Georg II Hessen Darmstadt 1605 1661 Magdalena von Brandenburg 1582 1616 Elisabeth Amalia von Hessen Darmstadt 1635 1709 Johann Georg I Sachsen 1585 1656 Sophie Eleonore von Sachsen 1609 1671 Magdalena Sibylle von Preussen 1586 1659 Wurdigungen BearbeitenNach Karl III Philipp ist die 1729 von ihm errichtete Saline Karlshalle in Bad Kreuznach benannt Einzelnachweise Bearbeiten J F Wilhelmi Panorama von Dusseldorf und Umgebungen J H C Schreiner sche Buchhandlung Dusseldorf 1828 S 34 Der Vikariatsvergleich Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 5 August 2017 abgerufen am 4 August 2017 Fritz Rudolf Kunker Bayern und das Haus Wittelsbach eine bedeutende Spezialsammlung Osnabruck 2006 S 66 Literatur BearbeitenArthur Kleinschmidt Karl Philipp In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 15 Duncker amp Humblot Leipzig 1882 S 331 336 Hans Schmidt Kurfurst Karl Philipp von der Pfalz In Mannheimer Hefte Heft 2 1960 S 26 37 Hans Schmidt Kurfurst Karl Philipp von der Pfalz als Reichsfurst Mannheim 1964 DNB 482402679 Hans Schmidt Karl Philipp In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 250 252 Digitalisat Hansjorg Probst In Lebenslust und Frommigkeit Kurfurst Carl Theodor zwischen Barock und Aufklarung ISBN 3 7917 1679 4 Karl Weich Mannheim das neue Jerusalem Die Jesuiten in Mannheim 1720 1773 Mannheim 1997 ISBN 3 920671 17 1 Ronny Baier Pfalz Neuburg Karl Philipp von In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 21 Bautz Nordhausen 2003 ISBN 3 88309 110 3 Sp 1154 1160 Artikel Artikelanfang im Internet Archive Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl III Philipp von der Pfalz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Stammtafel der Pfalzer WittelsbacherVorgangerAmtNachfolgerJohann WilhelmKurfurst von der Pfalz 1716 1742Karl IV Johann WilhelmHerzog von Julich und Berg 1716 1742Karl IV Johann WilhelmHerzog von Pfalz Neuburg 1716 1742Karl IV Johann WilhelmGraf zu Megen 1716 1728Maximilian DamianJohann WilhelmHerr von Ravenstein 1716 1742Karl Theodor IV Normdaten Person GND 118720953 lobid OGND AKS VIAF 52484402 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Karl III PhilippALTERNATIVNAMEN Pfalz Karl III Philipp von der vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Kurfurst von der Pfalz Herzog von Julich und BergGEBURTSDATUM 4 November 1661GEBURTSORT Neuburg an der DonauSTERBEDATUM 31 Dezember 1742STERBEORT Mannheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl III Philipp Pfalz amp oldid 235832322