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Wilhelm V der Fromme 29 September 1548 in Landshut 7 Februar 1626 in Schleissheim war von 24 Oktober 1579 bis zu seiner Abdankung am 15 Oktober 1597 Herzog von Bayern Seine Herrschaft war ebenso bedeutsam fur die Entfaltung der Kunst des Manierismus in Bayern wie auch fur den Erfolg der Gegenreformation in Deutschland An seine prunkvolle Hochzeit 1568 erinnert noch heute das Glockenspiel am Munchner Rathaus auch die epochale Michaelskirche und das Hofbrauhaus gehen auf Wilhelm zuruck ebenso die Anfange von Schloss Schleissheim Wilhelm V Gemalde von Hans von Aachen um 1596Wilhelm V Kupferstich von Dominicus Custos Darstellung mit der Collane des Ordens vom Goldenen VliesKupferstich der Fassade von St Michael 1597 Sarkophag von Wilhelm V in der von ihm errichteten Munchener Michaelskirche Inhaltsverzeichnis 1 Vor dem Regierungsantritt 2 Regierungszeit 3 Abdankung und spate Jahre 4 Heirat und Nachkommen 5 Stammbaum 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVor dem Regierungsantritt BearbeitenWilhelm wurde als zweiter Sohn Albrechts V wahrend dessen Prinzenzeit auf Burg Trausnitz uber Landshut geboren einem alten Herrschaftsmittelpunkt der Wittelsbacher Seine Mutter war Anna von Osterreich Tochter Kaiser Ferdinands I und Nichte Karls V 1568 heiratete Wilhelm Renata von Lothringen Die Hochzeit wurde mit grossem Aufwand in der Residenz seines Vaters in Munchen gefeiert und ist in zeitgenossischen Texten und Bildern ausfuhrlich dokumentiert Anschliessend richtete das Prinzenpaar eine Hofhaltung auf der Burg Trausnitz ein wo ein bedeutender kunstlerischer Aufwand getrieben wurde Renata von Lothringen war eine Tochter Christinas von Danemark damit ebenfalls Nichte Kaiser Karls V und wuchs am lothringischen Herzogshof auf Sie brachte damit vor allem Kenntnisse der franzosischen und spanischen Hofkultur nach Landshut Wilhelm wiederum war eng mit den Habsburgern aber auch den Medici verwandt so dass auch die kunstlerischen Zentren Innsbruck Ambras Wien und Florenz Vorbildwirkungen entfalteten Wichtige Anregungen erhielt das Prinzenpaar durch Wilhelms Onkel Erzherzog Ferdinand von Tirol der ab 1567 als Landesfurst die Residenz in Innsbruck mit Garten und Lustschlossern z B Schloss Ruhelust ausbaute und sich ab 1572 eine beruhmte Kunstsammlung in Schloss Ambras einrichtete Ein enger Berater wurde auch Hans Fugger in Augsburg der ihn nicht nur mit Ideen und personellen Kontakten versorgte sondern zusammen mit anderen grosse Kreditsummen bereitstellte nbsp Nicolaus Solis Munchen 1568 Hochzeit des bay Herzogs mit Renata von LothringenIn Landshut wurde das befestigte Bergschloss Trausnitz baulich erweitert und mit umfangreichen Bildzyklen ausgemalt Im Tal entstand ein Park im Stil eines Renaissancegartens nach franzosischen Vorbildern vor den Mauern der Stadt und auf dem Berg um die Trausnitz herum ein umfangreicher Tierpark mit vielen exotischen und raren Tierarten Die Arbeiten wurden ab 1573 im kunstlerischen Sinn koordiniert durch den in Florenz ausgebildeten niederlandischen Maler Friedrich Sustris der in dem neuartigen Amt des Kunstintendanten die verschiedenen Kunstgattungen in den Dienst furstlicher Selbstinszenierung stellte und auch in Munchen diese Funktion ausuben sollte Regierungszeit BearbeitenNach dem Tod des Vaters ubernahm Wilhelm V 1579 die Regierung im Herzogtum Bayern und siedelte mit seiner Gemahlin in die Residenz in Munchen uber Nach seinem Regierungsantritt setzte Wilhelm V die gegenreformatorische Politik seines Vaters fort 1583 besiegelte er in Munchen ein Konkordat das die erweiterten Kompetenzen des Landesherrn in kirchlichen Fragen regelte 1 Im selben Jahr schaltete er sich in den Kurkolnischen Krieg ein nachdem der Kolner Erzbischof Gebhard Truchsess von Waldburg zum Protestantismus ubergetreten war Die Eroberung des Erzbistums durch seinen Bruder Ernst unterstutzte er finanziell und mit eigenen Truppen was den bayerischen Schuldenberg um weitere 700 000 Gulden anwachsen liess 2 Als Ergebnis stellten die Wittelsbacher bis 1761 den Kolner Kurfursten und Erzbischof Den ursprunglich uberkonfessionellen Landsberger Bund wollte Wilhelm nach dem Konflikt um Koln durch ein rein katholisches Bundnis ersetzen dies scheiterte damals aber noch an Osterreich und Tirol Generos wie sein Vater forderte er die Kunste und die katholische Kirche Er errichtete das Jesuitenkloster in Munchen und ab 1583 mit der Michaelskirche die grosste Renaissancekirche nordlich der Alpen Unter Wilhelm V kamen die Jesuiten auch nach Altotting Biburg Munchsmunster Ebersberg und nach Regensburg wo 1587 im verwaisten Kloster Mittelmunster als Gegenpol zum stadtischen protestantischen Gymnasium poeticum das Jesuiten Gymnasium St Paul gegrundet wurde 3 In dieser Zeit lebte er fur ein Jahr im Kartauserkloster Prull in der stillen Abgeschiedenheit einer Kartause an der Sudostecke die ihm zu Ehren in eine kleine Kapelle umgewandelt und mit einem Turmchen geschmuckt wurde 4 Munchen wurde zu einem Zentrum der Bildhauerkunst das von Hubert Gerhard und Hans Krumpper gepragt wurde Als Maler waren an seinem Hof unter anderen Hans von Aachen und Peter Candid tatig An der Munchener Hofkapelle wirkte Orlando di Lasso Wilhelm liess 1593 den Grundstein fur eine neue Stadtresidenz legen die nach ihm zunachst Wilhelminische Veste und spater Maxburg genannt wurde Wie schon beim Jesuitenkolleg mussten fur das Grundstuck zuvor zahlreiche Burgerhauser erworben werden 1588 verglich sich Wilhelm mit seinem Bruder Ferdinand der eine morganatische Ehe eingegangen war und trat ihm die Grafschaft Haag ab was im Folgejahr Kaiser Rudolf II bestatigte Um 1590 ernannte Wilhelm V den engagierten Speyerer Domherrn Adolph Wolff von Metternich 1553 1619 zum Hofmeister seiner fur den geistlichen Stand bestimmten Sohne Philipp und Ferdinand 1592 und 1593 hielt sich dieser mit ihnen in Rom auf wo sie studierten 1591 vertrieb Wilhelm die Salzburger nach einem Einverleibungsversuch mit Waffengewalt aus der Furstpropstei Berchtesgaden dem zukunftigen Besitz seines Sohnes Ferdinand Schon ab 1577 wurden die Stande die fur die Bewilligung der Steuern fur den Herzog zustandig waren nicht mehr regelmassig einberufen Wilhelm litt zunehmend unter den Anforderungen sein finanziell marodes Herzogtum zu regieren und fluchtete in die Askese Als Sparmassnahme liess er 1589 die erste Hofbrauerei einrichten da das Bier fur den Munchner Hof erhebliche Kosten verursachte vor allem wenn es importiert wurde z B aus dem fernen Einbeck 1591 liess Wilhelm V den italienischen Goldmacher Marco Bragadino in Munchen wegen Betrug und Zauberei hinrichten Dieser hatte dem nun in standigen Geldschwierigkeiten steckenden Herzog versprochen aus Blei Gold machen zu konnen Gleichzeitig kam es zu einer Zunahme der Hexenverfolgungen mit grausamen Hinrichtungen Seit 1594 bestand ein herzogliches Salzmonopol 1596 grundete der Herzog zwischen Moosach und Feldmoching im Gebiet der heutigen Fasanerie Nord eine Fasanenzucht Trotz aller Massnahmen gelang es jedoch nicht die Staatsfinanzen zu sanieren Abdankung und spate Jahre BearbeitenAb 1594 beteiligte Wilhelm schrittweise seinen altesten Sohn Maximilian an den Regierungsgeschaften am 15 Oktober 1597 dankte er ab und am 4 Februar 1598 entband er seine Beamten und Untertanen vom Treueeid Er selbst behielt eine Jahresapanage von 60 000 Gulden und zog sich mit seiner Frau in die neuerbaute Wilhelminische Veste zuruck Ab 1598 liess er sich ausserhalb Munchens ein schlichtes Herrenhaus errichten aus dem sich die Schlossanlage Schleissheim entwickelte 1602 starb seine Frau Renata Trotz der hohen Apanage lebte Wilhelm sehr bescheiden und zuruckgezogen in religioser Einkehr und stiftete unter anderen ein Waisen und ein Siechenhaus Auch ein St Karl Borromaus geweihtes Kloster wurde 1623 durch den abgedankten Herzog gegrundet und beherbergte zunachst Basilianer Erst 1626 starb Wilhelm in Schleissheim Heirat und Nachkommen BearbeitenHerzog Wilhelm V heiratete am 22 Februar 1568 in Munchen Renata von Lothringen 1544 1602 die Tochter des Herzogs Franz I von Lothringen und seiner Gattin Prinzessin Christina von Danemark Die Hochzeit wurde mit einem ungewohnlich grossen Aufwand 18 Tage lang gefeiert die Festmusik wurde eigens von Orlando di Lasso komponiert Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor Christoph 1570 Christine 1571 1580 Maximilian I 1573 1651 1595 Prinzessin Elisabeth Renata von Lothringen 1574 1635 1635 Prinzessin Maria Anna von Osterreich 1610 1665 Maria Anna 1574 1616 1600 Erzherzog Ferdinand II von Osterreich spater Kaiser Philipp Wilhelm 1576 1598 Kardinaldiakon und Furstbischof von Regensburg Ferdinand 1577 1650 Kurfurst von Koln Furstbischof von Luttich Munster Hildesheim und Paderborn Eleonore Magdalena 1578 1579 Karl 1580 1587 Albrecht VI der Leuchtenberger 1584 1666 1612 Prinzessin Mechthild von Leuchtenberg 1588 1634 Magdalene 1587 1628 1613 Herzog Wolfgang Wilhelm von NeuburgStammbaum BearbeitenAlbrecht III der Fromme Anna von Braunschweig Grubenhagen Friedrich III Romisch deutscher Kaiser Eleonore Helena von Portugal Markgraf Christoph I von Baden Ottilie von Katzenelnbogen Philipp von der Pfalz Margarete von Bayern Erzherzog Maximilian von Osterreich Maria von Burgund Ferdinand der Katholische Isabella die Katholische Kasimir IV AndreasKonig von Polen Elisabeth von Habsburg Gaston II de Foix Candale Catharine Albrecht der WeiseHerzog von Bayern Kunigunde von Osterreich Philipp I Markgraf von Baden Elisabeth von der Pfalz Philipp der SchoneKonig von Kastilien und Leon Johanna die Wahnsinnige Vladislav II Konig von Bohmen und Ungarn Anne de Foix Candale Wilhelm IV Herzog von Bayern Maria Jakobaa von Baden Ferdinand I Romisch deutscher Kaiser Anna von Bohmen und Ungarn Albrecht V Herzog von Bayern Anna von Osterreich Wilhelm der Fromme Literatur BearbeitenBerndt Ph Baader Der bayerische Renaissancehof Herzog Wilhelms V 1568 1579 Ein Beitrag zur bayerischen und deutschen Kulturgeschichte des 16 Jhdts Heitz Leipzig Strassburg 1943 DNB 578787288 Jacob Stockbauer Die Kunstbestrebungen am bayerischen Hofe unter Herzog Albert V und seinem Nachfolger Wilhelm V Nach den im Kaiserlichen Reichsarchiv vorhandenen Correspondenzacten In Quellenschriften fur Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Renaissance Wien 1874 Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg Vorpommern Friedrich Anton Wilhelm Schreiber Geschichte des bayerischen Herzogs Wilhelm V des Frommen nach Quellen und Urkunden dargestellt Ein Beitrag zur vaterlandischen Geschichte Munchen 1860 Online Digitalisat der BSB Hilda Lietzmann Valentin Drausch und Herzog Wilhelm V von Bayern Ein Edelsteinschneider der Spatrenaissance und sein Auftraggeber Kunstwissenschaftliche Studien 75 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1998 ISBN 3 422 06223 8 Hilda Lietzmann Der Landshuter Renaissancegarten Herzog Wilhelms V von Bayern Ein Beitrag zur Garten und Kulturgeschichte der Fruhen Neuzeit Kunstwissenschaftliche Studien 93 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2001 ISBN 3 422 06318 8 Sigmund von Riezler Wilhelm V der Fromme Herzog von Baiern In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 43 Duncker amp Humblot Leipzig 1898 S 88 90 Susan Maxwell The court art of Friedrich Sustris Patronage in late Renaissance Bavaria Ashgate Farnham Surrey Burlington 2011 ISBN 978 0 7546 6887 9 Thea Vignau Wilberg Hrsg In Europa zu Hause Niederlander in Munchen um 1600 Katalog zur Ausstellung der Staatlichen Graphischen Sammlung Munchen Munchen Neue Pinakothek 12 Oktober 2005 8 Januar 2006 Hirmer Munchen 2005 ISBN 3 7774 2825 6 Hier wird auch die Malerei der Zeit ab etwa 1570 am bayerischen Hof behandelt Wolf Weigand Wilhelm V der Fromme In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon BBKL Band 13 Bautz Herzberg 1998 ISBN 3 88309 072 7 Sp 1221 1224 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons William V Duke of Bavaria Sammlung von Bildern Werke von und uber Wilhelm V in der Deutschen Digitalen Bibliothek Eintrag zu Wilhelm V in Kalliope Eintrag uber Wilhelm V in Digitaler PortraitindexEinzelnachweise Bearbeiten Klaus Unterburger Das Bayerische Konkordat von 1583 Die Neuorientierung der papstlichen Deutschlandpolitik nach dem Konzil von Trient und deren Konsequenzen fur das Verhaltnis von weltlicher und geistlicher Gewalt W Kohlhammer Verlag Stuttgart 2006 ISBN 978 3 17 018532 6 S 481 f Marianne Sammer Wilhelm V Katholische Reform und Gegenreformation In Alois Schmid Katharina Weigand Hrsg Die Herrscher Bayerns 25 historische Portraits von Tassilo III bis Ludwig III Beck Munchen 2001 ISBN 3 406 48230 9 S 193 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 168 f Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 6 Auflage MZ Buchverlag in H Gietl Verlag amp Publikationsservice GmbH Regenstauf 2014 ISBN 978 3 86646 300 4 S 671 VorgangerAmtNachfolgerAlbrecht V Herzog von Bayern 1579 1597Maximilian I Normdaten Person GND 118771841 lobid OGND AKS LCCN n88674050 VIAF 266916562 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Wilhelm V KURZBESCHREIBUNG Herzog von Bayern 1579 1597 GEBURTSDATUM 29 September 1548GEBURTSORT LandshutSTERBEDATUM 7 Februar 1626STERBEORT Schleissheim Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm V Bayern amp oldid 238309879