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Ernst von Bayern 17 Dezember 1554 in Munchen 17 Februar 1612 in Arnsberg Westfalen war Furstbischof von Freising Hildesheim Luttich Munster Furstabt der Reichsabtei Stablo Malmedy und von 1583 bis 1612 Kurfurst und Erzbischof von Koln Ernst von Bayern Portrat von Hans Werl um 1601 Bayerische StaatsgemaldesammlungenErnst von Bayern Portrat von Dominicus Custos um 1600 1602 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Aufstieg 3 Erzbischof von Koln 4 Positionsausbau 5 Politik 6 Charakter und Privatleben 7 Machtbegrenzung 8 Werke 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenErnst war der Sohn von Herzog Albrecht V von Bayern und dessen Frau Anna von Osterreich Letztere war eine Tochter von Kaiser Ferdinand I Der Bruder war Herzog Wilhelm V von Bayern Einer der Neffen war Ferdinand von Bayern Ernst war als nachgeborener Sohn fruh fur den geistlichen Stand vorgesehen Seine theologische und humanistische Ausbildung erhielt er von den Jesuiten in Ingolstadt und Rom Aufstieg Bearbeiten nbsp Ernst von Bayern auf einem Gemalde im Furstengang FreisingEr wurde am 18 Oktober 1566 zum Bischof von Freising gewahlt Obwohl es in seiner Jugend Skandale gab galt er im katholischen Lager als geeignet um sich dem Vordringen des Protestantismus entgegenzustellen den katholischen Einfluss in den Gremien des Heiligen Romischen Reiches zu sichern und zu starken Daneben ging es dem Haus Wittelsbach auch darum die eigene Macht auszubauen Die erste Moglichkeit ergab sich im Hochstift Hildesheim das bereits in der Folge der Reformation stark verkleinert worden war und dessen Bestand von den umliegenden protestantischen Fursten bedroht war Dem Domkapitel erschien es 1573 angeraten zur Bewahrung der eigenen Position mit Ernst einen Angehorigen aus einem machtigen katholischen Furstenhaus zum Bischof von Hildesheim zu wahlen Zentral fur die Starkung des Wittelsbacher Einflusses im Nordwesten des Reiches war die Position des Erzbischofs von Koln Bereits 1577 sollte Ernst unterstutzt von Kaiser und Papst Nachfolger des Kolner Erzbischofs Salentin von Isenburg werden doch verlor er die Wahl gegen Gebhard I von Waldburg Im selben Jahr wurde er zum Priester geweiht 1581 wurde er zum Furstbischof von Luttich gewahlt Kurz darauf wurde er auch Administrator der Reichsabtei Stablo Malmedy Erzbischof von Koln BearbeitenGebhard I von Waldburg heiratete trat zum Protestantismus uber und versuchte das Erzstift Koln in ein weltliches Furstentum umzuwandeln Ein Erfolg hatte die Balance zwischen den Konfessionen nach der Beruhigung durch den Augsburger Religionsfrieden zu Lasten des Katholizismus stark verandert Ganz Nordwestdeutschland drohte in der Folge protestantisch zu werden Gebhard wurde vom Papst und vom Kaiser abgesetzt und die Mehrheit des Domkapitels das gegen die Politik des Kurfursten Widerstand geleistet hatte wahlte am 22 Mai 1583 Ernst von Bayern zum Erzbischof von Koln Unterstutzt wurde die Wahl des Domkapitels von kaiserlicher spanischer und papstlicher Seite Ernst wurde auch unmittelbar nach der Wahl vom Papst bestatigt obwohl das Konzil von Trient eine derartige Amterhaufung strikt untersagt hatte Mit der Hilfe bayerischer und spanischer Truppen wurde in harten Kampfen wahrend des Kurkolnischen oder Truchsessischen Krieges Gebhard I von Waldburg aus dem Erzstift Koln und spater aus dem Herzogtum Westfalen vertrieben Fur das Haus Wittelsbach bedeutete der Erfolg einen erheblichen Bedeutungszuwachs wurden doch im Kurfurstentum Koln in den folgenden fast 200 Jahren nur bayerische Prinzen gewahlt Positionsausbau Bearbeiten nbsp Wappen des Erzbischofs Ernst1584 wurde er noch zum Bischof von Munster gewahlt Ernst arrondierte seinen Einflussbereich indem er dafur sorgte dass Johann Wilhelm von Julich Kleve Berg der Sohn des konfessionell schwankenden Wilhelm des Reichen mit seiner in Munchen katholisch aufgezogenen Cousine Jakobe von Baden verheiratet wurde Er war nun in Personalunion Bischof von Freising Hildesheim Luttich und Munster sowie Erzbischof von Koln Insbesondere im kurrheinischen und im niederrheinisch westfalischen Reichskreis wurden weite Teile von ihm beherrscht Wenn auch nicht ausgefuhrt plante er sogar eine engere Verbindung der einzelnen Territorien miteinander Man bezeichnete ihn daher auch als die Schutzmacht des Katholizismus im Nordwesten des Reiches Politik BearbeitenPolitisch stand er fest auf kaiserlicher und spanischer Seite Auch im Reich unterstutzte er die katholische Sache An seiner katholischen Haltung konnte kein Zweifel bestehen obwohl er personlich an religiosen Dingen wenig interessiert war In seinen Territorien bekampfte er den Protestantismus scharf Nur im Hochstift Luttich war die Religionspolitik weniger streng Er forderte die Niederlassung von Jesuiten und anderer Orden Jesuiten siedelten sich unter anderem in Emmerich Bonn Neuss Aachen Hildesheim und Munster an In Munster etwa wurde ihnen 1588 die alte Domschule ubertragen Aufgrund einer schon von seinen Vorgangern eingeleiteten Visitation des dortigen Bistums trieb er die Reformen voran mit deren Durchsetzung er u a den Offizial Everwin von Droste zu Hulshoff beauftragte Als gegen seine Landeshoheit 1606 die damals gemischt konfessionelle Stadt Munster unter Bernhard II von Droste zu Hulshoff den Reichshofrat anrief setzte er diese ebenfalls durch 1 Er holte auch die Kapuziner an den Rhein Auch die Grundung von Priesterseminaren etwa in Luttich fand seine Unterstutzung In Koln wurde 1584 eine standige papstliche Nuntiatur eingerichtet Diese war einer der Motoren der Gegenreformation im Rheinland Im Herzogtum Westfalen begann die Gegenreformation allerdings erst unter seinem Nachfolger Er hat 1604 auch aus finanziellen Interessen dazu beigetragen die Frankfurter Rabbinerversammlung von 1603 als Rabbinerverschworung zu diffamieren Innenpolitisch hat er im Sinne des Absolutismus versucht den Einfluss der Landstande zuruckzudrangen Allerdings musste er 1590 fur das Erzstift wie auch fur das Herzogtum Westfalen die Erblandesvereinigung von 1463 die die kurfurstliche Macht beschrankte bestatigen Im Jahr 1595 erliess er fur die rheinischen und westfalischen Besitzungen eine umfassende Polizeiordnung Auch eine Medizinalordnung als Folge einer Pestepidemie wurde 1606 erlassen 2 Im Jahr 1593 erfolgte eine Erneuerung der geistlichen Offizilatgerichtsordnung 3 Ernst von Bayern der als Freund des Montanwesens galt hat den Bergbau etwa im Herzogtum Westfalen gefordert 4 Charakter und Privatleben Bearbeiten nbsp Gertrud von PlettenbergErnst von Bayern war Mathematik Astronomie Astrologie und Alchemie zugetan und hat die Malerei und die Musik gefordert Er war ein Forderer der 1589 bis 1591 in Basel erschienenen Paracelsus Werkausgabe von Johann Huser der auch einer seiner Rate und Leibarzt war Seine eigene Lebensfuhrung entsprach kaum dem strengen Ideal der Gegenreformation Zeiten leidenschaftlichen Ungestums wechselten mit schlaffer Tragheit ab Er war unfahig seine privaten Vorlieben zu zugeln Zu einem ausschweifenden Lebenswandel gehorte die Neigung zu gutem Essen zur Jagd und zu Liebesaffaren Ernst lebte mit Gertrud von Plettenberg zusammen fur die er in seiner Arnsberger Neben Residenz das Palais Landsberger Hof errichten liess Im Jahr 1595 zog er ihretwegen ganz nach Arnsberg Zusammen mit ihr hatte er einen Sohn Wilhelm von Bayern der spater die kirchliche Laufbahn einschlug und Furstabt der Kloster Stablo und Malmedy wurde 5 Machtbegrenzung BearbeitenIm Jahr seiner Ubersiedlung nach Arnsberg wurde dem Kurfursten sein Neffe Ferdinand von Bayern als Koadjutor zur Seite gestellt Ernst zog sich darauf fast aus allen Regierungsgeschaften zuruck behielt sich allerdings seine Rechte als Kurfurst in Reichssachen vor und ubte diese auch weiter aus War er in den meisten Territorien wenig angesehen haben ihn die Bewohner des Hochstifts Luttich als milden Landesherren angesehen Ernst starb am 17 Februar 1612 in Arnsberg Westfalen beigesetzt wurde er vor der Dreikonigenkapelle im Inneren des Kolner Doms Werke BearbeitenReformatio Ivrisdictionis Ecclesiasticae Archiepiscopalis Cvriae Coloniensis Iussu Et Authoritate Reverendissimi amp Serenissimi Principis ac Domini D Ernesti Electi amp Confirmati Archiepiscopi Coloniensis conscripta amp aedita Rasfeldt Monasterii Westph 1594 Digitalisierte Ausgabe der Universitats und Landesbibliothek Dusseldorf Literatur BearbeitenErnst Bosbach Ernst Herzog von Bayern In Erwin Gatz Hrsg unter Mitarbeit von Clemens Brodkorb Die Bischofe des Heiligen Romischen Reiches 1448 bis 1648 Ein biographisches Lexikon Duncker amp Humblot Berlin 1996 ISBN 3 428 08422 5 S 163 171 Max Braubach Ernst Herzog von Bayern In Neue Deutsche Biographie NDB Band 4 Duncker amp Humblot Berlin 1959 ISBN 3 428 00185 0 S 614 f Digitalisat Leonhard Ennen Ernst Herzog von Baiern In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 6 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 250 257 Rudolf Fidler Rekatholisierung durch die Wittelsbacher Erzbischofe Ernst 1583 1612 und Ferdinand von Bayern 1615 1650 In Ders Rosenkranzaltar und Scheiterhaufen Koln 2002 S 30 33 Birgit Klein Wohltat und Hochverrat Kurfurst Ernst von Koln Juda bar Chajjim und die Juden im Alten Reich Hildesheim 2003 Harm Klueting Geschichte Westfalens Das Land zwischen Rhein und Weser vom 8 bis zum 20 Jahrhundert Paderborn 1998 Thomas Lederer Der Kolner Kurfurst Herzog Ernst von Bayern 1554 1612 und sein Rat Johann Grasse um 1560 1618 als Alchemiker der fruhen Neuzeit Ein Beitrag zur Geschichte des Paracelsismus Heidelberg 1992 Rudolf Lill Wittelsbach am Rhein In Ders Hrsg Kurfurst Clemens August Landesherr und Mazen des 18 Jahrhunderts Koln 1961 S 59 61 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ernst von Bayern Sammlung von Bildern Ernst von Bayern der Lutticher Furstbischof im modernen Europa zum 400 Todestag Tripota Trierer Portratdatenbank Ernst von Bayern im Portal Rheinische Geschichte Ernst von Bayern im Personenregister der Germania Sacra online Portrat von Frans Hogenberg von 1604 Digitalisat Epitaph Ernst von BayernsEinzelnachweise Bearbeiten Wilderich von Droste zu Hulshoff 900 Jahre Droste zu Hulshoff 2 erweiterte Auflage Verlag LPV Hortense von Gelmini Horben 2022 ISBN 978 3 936509 19 9 S 102 Harm Klueting Das kurkolnische Herzogtum Westfalen als geistliches Territorium im 16 und 18 Jahrhundert In Ders Hrsg Das Herzogtum Westfalen Bd 1 Das Herzogtum Westfalen Das kurkolnische Westfalen von den Anfangen kolnischer Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zu Sakularisation 1803 Munster 2009 ISBN 978 3 402 12827 5 S 469 Harm Klueting Das kurkolnische Herzogtum Westfalen als geistliches Territorium im 16 und 18 Jahrhundert In Ders Hrsg Das Herzogtum Westfalen Bd 1 Das Herzogtum Westfalen Das kurkolnische Westfalen von den Anfangen kolnischer Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zu Sakularisation 1803 Munster 2009 ISBN 978 3 402 12827 5 S 478 498 503 Wilfried Reininghaus Salinen Berg und Huttenwerke Gewerbe und Handel im Herzogtum Westfalen In Harm Klueting Hrsg Das Herzogtum Westfalen Bd 1 Das Herzogtum Westfalen Das kurkolnische Westfalen von den Anfangen kolnischer Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zu Sakularisation 1803 Munster 2009 ISBN 978 3 402 12827 5 S 752f Harm Klueting Das kurkolnische Herzogtum Westfalen als geistliches Territorium im 16 und 18 Jahrhundert In Ders Hrsg Das Herzogtum Westfalen Bd 1 Das Herzogtum Westfalen Das kurkolnische Westfalen von den Anfangen kolnischer Herrschaft im sudlichen Westfalen bis zu Sakularisation 1803 Munster 2009 ISBN 978 3 402 12827 5 S 498VorgangerAmtNachfolgerMoritz von SandizellFurstbischof von Freising 1566 1612Stephan von SeiboldsdorfBurchard von ObergFurstbischof von Hildesheim 1573 1612Ferdinand von BayernGerhard von GroesbeckFurstbischof von Luttich 1581 1612Ferdinand von BayernGerhard von GroesbeckFurstabt von Malmedy und Stablo 1581 1612Ferdinand von BayernGebhard I von WaldburgKurfurst und Erzbischof von Koln 1583 1612Ferdinand von BayernJohann Wilhelm von Julich KleveFurstbischof von Munster 1584 1612Ferdinand von BayernNormdaten Person GND 10211790X lobid OGND AKS LCCN no2004003816 VIAF 261268368 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ernst von BayernKURZBESCHREIBUNG Erzbischof des Erzbistums KolnGEBURTSDATUM 17 Dezember 1554GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 17 Februar 1612STERBEORT Arnsberg Westfalen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst von Bayern 1554 1612 amp oldid 232612031