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Everwin Droste um 1540 13 Juni 1604 war ein katholischer Reformer Jurist und Priester bischoflicher Offizial und Dechant Dekan an der Kollegiatkirche St Martini in Munster Des Weiteren betatigte er sich auch als humanistisch gebildeter Schriftsteller Wappen des Everwin Droste 1594 Inhaltsverzeichnis 1 Lebensweg 2 Dechant des Kollegiatstiftes St Martini 3 Mitwirkung an der katholischen Reform im Hochstift Munster 4 Schriftstellerisches Wirken 5 Wurdigung 6 Literatur 7 Einzelnachweise und AnmerkungenLebensweg BearbeitenEverwin Droste war ein Enkel von Everwin II von Droste zu Handorf ein Neffe von Johann VII Droste zu Hulshoff und ein Onkel von Bernhard II von Droste zu Hulshoff alle drei Munsteraner Burgermeister Er gehorte der 12 Generation der Familie Deckenbrock Droste zu Hulshoff an deren Wappen er fuhrte und das er mit dem unten stehenden lateinischen Epigramm deutete Er wurde vermutlich 1540 in oder bei Munster geboren Als seine Eltern werden in der Literatur Johann Droste zu Borg Kanoniker und Bursar am Kollegiatstift St Ludgeri Munster 1 und Alheidt Droste genannt Kocks genannt 2 Seinem Vater setzte Everwin ein noch vorhandenes Epitaph in St Ludgeri 3 Sein Bruder der Bischofssekretar Johann Droste 1596 heiratete die ebenfalls illegitime Tochter Catharina des Dompropstes Bernhard von Munster Den ersten Unterricht empfing er vermutlich an der Wirkungsstatte seines Vaters der Bildungsanstalt des Kollegiatstifts St Ludgeri Munster An welcher Hochschule er das Studium der Artes liberales begann ist ungewiss Er setzte es ab 1558 als Zogling des Gymnasiums in Niederich Koln fort und wurde Baccalaureus und 1560 Lizenziat Wie viele Abkommlinge aus Erbmanner Familien wurde er Stiftsherr am Stift St Martini in Munster Erst 1587 empfing er die Priesterweihe Nach jahrzehntelangem Wirken in der Leitung des Kollegiatstifts St Martini und als bischoflicher Offizial zu Munster verstarb er am 13 Juni 1604 4 Er hatte in dem damals auch bei Kanonikern ublichen Konkubinat gelebt 5 In seinem Testament von 1598 setzt er zwei Sohne als Erben ein Franz der bereits 1605 verstarb und auch als Forderer des Jesuitenordens in Erscheinung trat und Johann 1591 1636 der 1597 ebenfalls Stiftsherr in St Martini und bei seinem Tod ebenfalls bischoflicher Offizial war erbten die umfangreiche Bibliothek 6 Dechant des Kollegiatstiftes St Martini Bearbeiten nbsp Kirche des ehemaligen Stifts St Martini in MunsterIm Jahre 1564 verlieh Bischof Bernhard von Raesfeld Everwin Droste das Amt eines Dechanten des Kollegiatstifts St Martini und die damit verbundene Pfrunde Dieses Stift ubertraf mit 20 Prabenden alle anderen Stifte im Hochstift Munster ihm gehorten zahlreiche Bauernhofe und sonstige Grundstucke rund um Munster Als die Einkunfte des Stifts um die Jahrhundertwende zum 17 Jahrhundert zuruckgingen musste ab 1589 auf die Knabenprabende verzichtet werden Everwins Wirken fiel in die Zeit der sogenannten Gegenreformation nachdem die Herrschaft der Taufer in Munster zur Zerstorung der Kirche der Stiftsschule und der Kusterei gefuhrt hatten Er stiess trotz seiner hohen Autoritat bei deren Neubau zunachst auf Widerstand und musste zunachst die Mittel dafur aufbringen Er veranlasste 1571 die Anfertigung von zwei Silberbechern 1574 umfangreiche Arbeiten zur Wiederherstellung der Kirche 1577 78 liess er die neue Stiftsschule erbauen Danach schaffte eine Orgel an beauftragte 1579 80 den bekannten Maler Hermann tom Ring mit deren Ausmalung und kaufte 1584 eine neue Glocke 7 Fur die dortige Stiftsschule verfasste Everwin 1581 eine vorbildliche Schulordnung welche vom Domkapitel von Munster fur verbindlich erklart wurde Die Kinder wurden z B 1582 verpflichtet zur Hebung des katholischen Glaubens aus einer Sammlung geistlicher Lieder zu rezitieren Nach der Niederlage des Tauferreiches von Munster 1532 1536 lebten zwei Generationen spater in Munster noch zahlreiche Taufer und andere Protestanten Die Pfarrgemeinden darunter St Martini waren jedoch verpflichtet die Dekrete des Konzils von Trient auszufuhren Der im gleichen Jahr zum Priester geweihte Everwin Droste untersagte deshalb 1587 zunachst das Begrabnis des Domschullehrers Bernt Cappellan welcher ausdrucklich Beichte und Kommunion verweigert hatte Unter dem Druck des Stadtrats in dem zu dieser Zeit noch zehn protestantische Ratsherren sassen musste er es nach Vermittlung durch seinen Verwandten den damaligen Ratsherrn Bernhard II von Droste zu Hulshoff dennoch zulassen 8 Unter der Fuhrung von Everwin Droste entwickelte sich das Kollegiatstift zu einer hervorragenden Bildungsstatte der katholischen Reform im Sinne des Konzils von Trient Zeugnis davon legt der in Gold geschmiedete Martinuspokal von 1597 ab 9 verziert unter anderem mit Familienwappen des Probstes Johann Torck und der Stiftsherren darunter er selbst und sein Sohn Johann Dieses Kunstwerk initiierte Everwin aus Anlass der Zwolfhundert Jahrfeier des Hl Martin von Tours und liess es mit den Medaillen von Kaiser Karl V HRR dessen Sohnes Philipp II Spanien und des Schwiegersohnes Maximilian II HRR schmucken 10 Mitwirkung an der katholischen Reform im Hochstift Munster BearbeitenEverwin Droste der als gebildet und glaubensstark sowie hochverdient bezeichnet wird 2 5 war ein Vertrauensmann von Gottfried von Raesfeld Domdechant von Munster sowie von Bischof Johann IV von Hoya der durch Petrus Canisius fur die katholischen Reformen des Konzils von Trient gewonnen worden war Er wurde in die Kommission berufen die 1571 das Hochstift Munster einer Visitation gemass den Beschlussen des o g Konzils und des kanonischen Rechts unterziehen sollte Bischof Ernst von Bayern 1554 1612 bestimmte ihn daraufhin zum Geistlichen Rat und Vertreter des Stiftsklerus von Munster 11 Er war auch Jurist wurde an das geistliche Hofgericht berufen und wirkte an der Verbesserung der Gerichtsordnung mit In dieser Funktion oblag ihm unter anderem die Durchsetzung der vernachlassigten Residenzpflicht der Domherren Er verfasste das Directorium archidiaconalis iurisdictionis Der Codex ist fur die Munstersche Diozesangeschichte und die Geschichte des Archidiakonats von besonderem Interesse Seinem Augenzeugenbericht von 1576 uber die Offnung des Grabes des Stifters der St Mauritz Kirche Munster Bischof Friedrich I Munster wird eine fur seine Zeit uberraschende Genauigkeit im Detail bescheinigt Gleichzeitig spurt man in den euphemistischen Schilderungen aber auch die besondere Ehrfurcht die dem seltenen Ereignis entgegengebracht wurde 12 Schriftstellerisches Wirken BearbeitenEverwin Droste verfasste neu lateinische Hymnen auf seine westfalische Heimat die noch im 19 Jahrhundert seiner Verwandten der Dichterin Annette von Droste Hulshoff bekannt waren von ihr als sauberes Monchslatein bezeichnet und auch schriftstellerisch verwertet wurden 13 Sie war moglicherweise im Besitz einer seiner Handschriften In ihrem Fragment Bei uns zulande auf dem Lande nach der Handschrift eines Edelmannes aus der Lausitz entnahm sie vermutlich daraus ubersetzt aus dem lateinischen Original das Zitat O lachender Erdenwinkel Ein lateinisches Lied aus der Feder von Everwin veroffentlichte noch im 19 Jahrhundert August von Haxthausen 14 Eines seiner Epigramme von 1600 bezog sich auch auf das Wappen der Droste zu Hulshoff mit dem fliegenden Barsch Drostiadum piscis cur stemma silentia signat Cur clypeus niger est sic gravitas honos Aliger ast quia se virtutum sustulit alis Pugnis militiae consilioque togae Warum im Wappen der Drosten ein Fisch Er bedeutet Schweigen Schwarz ist der Schild das heisst Ehre ist immer auch Zwang 15 Aber geflugelt der Tuchtige hebt sich empor wie auf Schwingen Waffenerprobung im Feld kluge Bewahrung im Amt Everwin von Droste zu Hulshoff 1600 16 Everwin Droste besass eine humanistische Bildung und hinterliess eine bedeutende Bibliothek 1578 veroffentlichte er auch eine niederdeutsche Liederhandschrift 17 Wurdigung BearbeitenViktor Huyskens bezeichnet Everwin Droste als eine ideal angelegte Natur von wissenschaftlichem Sinne belebt durchdrungen von der Wichtigkeit guter Schulen Er habe die einschlagige Literatur verwertet und mit der Feder in der Hand gearbeitet In die Gesinnung dieses Mannes lasst uns ein Wort an seine Lehrer einen Einblick tun Si Christum discis satis est si cetera nescis si Christum nescis nihil est si cetera discisWenn Du Christus lehrst genugt das auch wenn Du das Ubrige nicht kennst wenn Du Christus nicht kennst genugt es nicht wenn Du das Ubrige lehrst Julius Krick 18 Damit wollte er der ein begeisterter Buchersammler war gewiss nicht das profane Wissen verachten wohl aber wollte er betonen dass alles Menschenwissen ohne den Grund und Eckstein Christus Halbheit bleibt Everwin Droste kann als der Overberg seiner Zeit bezeichnet werden auch war er Lehrer der Lehrer Literatur BearbeitenWilderich von Droste zu Hulshoff 900 Jahre Droste zu Hulshoff 2 erweiterte Auflage Verlag LPV Hortense von Gelmini Horben 2022 ISBN 978 3 936509 19 9 Viktor Huyskens Everwin von Droste und die Stiftsschule seiner Zeit Beilage zum Jahresberichte des Stadtischen Gymnasiums und Realgymnasiums zu Munster in Westfalen 1907 Wilhelm Kohl Das Bistum Munster 4 Das Domstift St Paulus zu Munster Bd 1 Germania Sacra Neue Folge Bd 37 1 de Gruyter Berlin 1999 ISBN 3 11 011030 X S 297 und 304 Winfried Woesler Hrsg Annette von Droste Hulshoff Historisch Kritische Ausgabe V 2 Prosa Dokumentation Tubingen 1984Einzelnachweise und Anmerkungen Bearbeiten Annette von Droste Hulshoff zum 125 Todestag am 24 4 1973 S 18 a b Alois Schroer Die Kirche in Westfalen im Zeichen der Erneuerung 1555 1648 Bd 1 Die katholische Reform in den geistlichen Landesherrschaften 1555 1585 Aschendorff Munster 1986 ISBN 3 402 03983 4 S 220 Die Inschrift des Epitaphs ist abgedruckt in Wilhelm Kohl Das Bistum Munster 7 Die Diozese Bd 1 Germania Sacra Neue Folge Bd 37 1 de Gruyter Berlin 1987 ISBN 978 3 11 016470 1 S 545 Everwin bezeichnet dort seinen Vater als frommen und aufrichtigen Mann der 1558 wohlverdient Oberkanoniker dieser Stiftskirche St Ludgeri geworden sei Viktor Huyskens Everwin von Droste und die Stiftsschule seiner Zeit Beilage zum Jahresberichte des Stadtischen Gymnasiums und Realgymnasiums zu Munster in Westfalen 1907 a b Wilhelm Kohl Das Bistum Munster 7 Die Diozese Bd 1 Germania Sacra Neue Folge Bd 37 1 de Gruyter Berlin 1987 ISBN S 545 Helga Osterreich Hans Muhl Bertram Haller Bibliothek in vier Jahrhunderten Jesuitenbibliothek 1988 Werner Hulsbusch Hrsg 800 Jahre St Martini Munster Regensberg Munster 1980 Franz Jacobi Hrsg Geschichte der Stadt Munster 3 Aufl 1994 S 238 Er ist im LWL Museum fur Kunst und Kultur in Munster ausgestellt Geza Jaszai Der Martinus Pokal Gestalt und Bildprogramm Landschaftsverband Westfalen Lippe Bildheft Nr 13 Rolf Decot Confessio Augustana und Reichsverfassung Die Religionsfrage in den Reichstagsverhandlungen des 16 Jahrhunderts In Herbert Immenkotter Gunther Wenz Hrsg Im Schatten der Confessio Augustana Die Religionsverhandlungen des Augsburger Reichstages 1530 im historischen Kontext Reformationsgeschichtliche Studien und Texte Bd 136 Aschendorff Munster 1997 ISBN 3 402 03798 X S 19 49 S 32 Elisabeth Hemfort Ulrich Reinke Die Mauritzkirche in Munster Aschendorff Munster 2020 ISBN 978 3 402 24707 5 S 22 Winfried Woesler Drostes Kenntnis der lateinischen und italienischen Kultur In Droste Jahrbuch Jg 10 2013 2014 Winfried Woesler Hrsg Annette von Droste Hulshoff Historisch Kritische Ausgabe Band 5 Prosa Teilband 2 Dokumentation Niemeyer Tubingen 1984 Siehe das Leitwort der Kaufmannschaft zu Munster Ehr is Dwang gnog Lateinisches Epigramm von Everwin Droste abgedruckt mit deutscher Ubersetzung in Clemens Heselhaus Annette von Droste Hulshoff Werk und Leben Dusseldorf 1971 S 344 Anm 18 Niederdeutsches Wort Bd 18 20 1979 S 12 Das Schulwesen in St Martini In Werner Hulsbusch Hrsg 800 Jahre St Martini Munster Regensberg Munster 1980 Normdaten Person GND 1038880629 lobid OGND AKS VIAF 305158541 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Droste zu Hulshoff Everwin vonALTERNATIVNAMEN Droste EverwinKURZBESCHREIBUNG katholischer Reformator Priester und Dechant zu MunsterGEBURTSDATUM um 1540STERBEDATUM 13 Juni 1604 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Everwin von Droste zu Hulshoff amp oldid 234974198