www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel befasst sich mit dem Domherrn Gottfried von Raesfeld 1522 1586 Zum Staatsmann 1706 1765 siehe Gottfried Joseph von Raesfeld Gottfried von Raesfeld 28 August 1522 1 23 Oktober 1586 bzw Goddert von Raesfeld in dieser niederdeutschen Form pflegte er zu unterschreiben war der bedeutendste Domdechant der nachreformatorischen Zeit bzw der bedeutendste Geistliche des Munsterlandes der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts Fur die Behauptung der katholischen Kirche im Hochstift Munster war sein Wirken entscheidend Als sein Vermachtnis stiftete der Domherr das Jesuitenkolleg aus dem viele Jahre spater die Universitat Munster hervorging Gottfried von Raesfeld im Jahr 1566 gemalt von Hermann tom Ring Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Geistliche Laufbahn 2 1 Pfrunde als Domherr zu Munster 3 Im Dienst des bischoflichen Bruders 4 Domdechant von Munster 5 Jesuitenkolleg in Munster 6 Amtmann zu Ludinghausen 7 Weitere Hinterlassenschaft und Tod 8 Literatur 9 EinzelnachweiseHerkunft Bearbeiten nbsp Wappen derer von RaesfeldGottfried von Raesfeld entstammte dem westfalischen Adelsgeschlecht Raesfeld Geboren wurde er 1522 auf Haus Hameren bei Billerbeck als sechster von neun Sohnen seiner seit 1506 verheirateten Eltern Arnd von Raesfeld zu Hameren 2 1479 1567 und Petronella von Merfeld zu Merfeld 1534 die gemeinsam 20 Kinder hatten von denen zwolf das Erwachsenenalter erreichten darunter auch sein altester Bruder Bernhard Furstbischof von Munster Seine Bruder Heinrich Arnd Bitter und Dietrich Franz waren Domherren in Munster Nachdem der Vater verwitwet war hatte er bereits langere Zeit mit seiner Magd Adelheid Mensing zusammengelebt ehe er sie 1555 heiratete wodurch auch die sieben aus dieser Verbindung stammenden Kinder legitimiert wurden Moglicherweise waren auch Kinder aus einer Verbindung mit einer weiteren Magd namens Christine darunter der erste Sohn nach Petronellas Tod wurde jedenfalls 1536 geboren Geistliche Laufbahn BearbeitenDa Gottfried von Raesfeld nicht als Erbe des vaterlichen Ritterguts Hameren 3 vorgesehen war schlug er wie sein altester Bruder Bernhard und wie funf weitere Bruder die geistliche Laufbahn ein Gottfrieds Verwandte waren machtige Herren sein Grossonkel Franz von Ketteler 1547 war Furstabt zu Corvey der munsterische Bischof Wilhelm Ketteler der 1553 bis 1557 Gottfrieds Bruder Bernhard von Raesfeld im Bischofsamt vorangegangen war war ein Vetter seiner Mutter genau wie Gotthard von Ketteler der 1562 als Deutschordensmeister im Baltikum Protestant wurde und sich zum Herzog von Kurland ernannte Im Alter von 17 Jahren wurde Gottfried von Raesfeld am 14 Dezember 1539 in der Artistenfakultat der Universitat zu Koln immatrikuliert Schon 1541 war er Kanoniker am Mauritzstift bei Munster geworden trat die Stelle aber 1552 seinem Bruder Bitter von Raesfeld ab um dann 1557 seinem Bruder Bernhard im Amt des Propstes zu St Mauritz zu folgen Um 1546 erwarb er Domherrenstellen zu Paderborn und Munster 1552 ubernahm er die Wohnkurie seines Onkels des Domherrn Goddert von Merfeld 1552 dem er auch seinen Vornamen verdankte am Domplatz in Munster Aber anders als viele Verwandte war Gottfried ein entschiedener Verfechter der katholischen Sache Die Erfahrung des Kriegs um das munsterische Tauferreich 1534 35 durfte ihm eine skeptische Haltung zu religiosen Neuerungen vermittelt haben Pfrunde als Domherr zu Munster Bearbeiten Die Kumulation von Pfrunden war damals gangige Praxis und erlaubte Gottfried von Raesfeld die Anhaufung eines grossen Vermogens zumal ihm weitere Amter auch weitere Einkunfte bescherten so als Archidiakon zu Stadtlohn als dortiger Nachfolger seines Bruders Bernhard bestatigt 1555 wo er geistliche Aufsichtsrechte ausubte und ab 1557 als dortiger Nachfolger ebenfalls von Bernhard als Propst von St Mauritz und Domscholaster sowie Aufseher der Domschule zu Munster Seit 1559 zusatzlich als Archidiakon zu Hoetmar und zu Ludinghausen Im Dienst des bischoflichen Bruders BearbeitenGottfried nahm als Domherr seit 1552 in immer starkerem Masse Einfluss auf die furstbischofliche Politik Nachdem sein Bruder Bernhard am 4 Dezember 1557 als Nachfolger Wilhelm Kettelers zum Furstbischof von Munster gewahlt worden war ging Gottfried als Gesandter nach Wien um die Regalien fur seinen Bruder zu erwirken In der Regierungszeit seines Bruders vertrat Gottfried von 1559 bis 1566 und daruber hinaus bis zu seinem Tod das Hochstift Munster auf den Reichstagen zu Augsburg Auf die Anweisungen die der papstliche Kardinallegat im Jahre 1566 den katholischen Reichsstanden gab scheint er besonderen Einfluss gehabt zu haben Unter der Regierung von Bernhards zogerlichem Nachfolger Johann IV von Hoya stieg Gottfrieds Bedeutung noch mehr Gottfried gab dem Hochstift Munster nur eine politische Zukunft wenn es katholisch und bei der alten Verfassung bliebe und nicht erst evangelisch dann sakularisiert und in ein weltliches Furstentum verwandelt wurde Nur katholisch konnte das Domkapitel und damit der eingesessene stiftsfahige Adel seine fuhrende Rolle im Land behaupten Was katholisch war bedurfte neuer Definitionen So hatte das Augsburger Interim 1548 den Zolibat gemildert Auch Gottfried von Raesfeld hatte 1561 mindestens eine Tochter Katharina Trineken Die meisten Domherren vor allem die jungeren waren der evangelischen Lehre zugeneigt und lebten mit Frauen zusammen Das Konzil von Trient hatte von 1545 bis 1563 festgelegt was katholisch war auch den Zolibat eingescharft und die Durchsetzung der Reformdekrete den Bischofen aufgetragen und ihre Autoritat gestarkt Als Domscholaster leitete Gottfried die Domschule in diesem Sinne Es existiert ubrigens ein Schreiben von 1566 des Erzbischofs Friedrich von Koln an Gottfried wegen der Annahme einer eventuell auf ihn fallenden Bischofswahl Aber dieses Amt scheint Gottfried personlich sicher auch durch das Beispiel und wegen seines Bruders der gerade erst bei der Resignation war nicht in Betracht gezogen zu haben Er sorgte jedoch dafur dass auch andere Schlusselstellungen im Bistum wie die des Offizials durch Vertrauensleute wie Everwin Droste besetzt wurden Domdechant von Munster BearbeitenIm Domkapitel zu Munster vermochte Gottfried 1569 ein Reformstatut durchzusetzen das die Stellung des Domdechanten starkte der als Disziplinarvorgesetzter des Domklerus auch die Sitzungen des Domkapitels einzuberufen und zu leiten hatte Das war umso wichtiger als die aufeinanderfolgenden Furstbischofe Johann IV von Hoya und Johann Wilhelm von Julich Kleve Berg politisch zu schwach waren um eine entschieden katholische Politik durchzusetzen Als Gottfried am 19 Mai 1569 selbst zum Domdechanten gewahlt wurde kam ihm eine Schlusselstellung zu die er nutzte um einerseits im munsterischen Archidiakonat Bocholt die reformatorisch gesinnten Pfarrer Vikare und Lehrer abzusetzen und durch katholische zu ersetzen und andererseits den Bischof Johann von Hoya zu einer Generalvisitation des Bistums zu drangen die dann 1571 1573 erfolgte Im Ubrigen kamen auch Gottfried einige Male Gedanken an Resignation Bereits im Sommer 1572 bittet er um Entlassung aus seinem Dekanat nicht aus Leichtfertigkeit aber die Arbeit falle viel zu beschwerlich aus er habe nichts davon als Arbeit Genau zwei Jahre spater wiederholte er seine Klagen und kundigte an resignieren zu wollen Eine Resignation kam aber nicht zustande er blieb Domdechant bis zu seinem Tod am 23 Oktober 1586 Vor allem suchte Gottfried die Wahl evangelisch gesinnter Bischofe zu verhindern Die Resignation des Johann Wilhelm von Julich Kleve Berg dem 1575 nach dem Tod seines alteren Bruders die Nachfolge im Herzogtum Julich Kleve Berg zugefallen war konnte Gottfried hinauszogern bis der bei einer neu anstehenden Bischofswahl aussichtsreichste Kandidat der lutherisch gesinnte Bischof von Osnabruck und Bremen Heinrich von Sachsen Lauenburg 1585 einem Reitunfall erlag Umgehend resignierte Bischof Johann Wilhelm und der katholische Kurfurst von Koln Ernst von Bayern wurde zusatzlich zum Furstbischof von Munster gewahlt Jesuitenkolleg in Munster BearbeitenAls zweites Hauptziel hatte Gottfried die Etablierung der Jesuiten in Munster betrachtet Seine Versuche ihnen die Domschule zu ubertragen waren vergeblich geblieben doch vererbte er ihnen ein Kapital von 12 000 Talern um damit ein Jesuitenkolleg in Munster zu begrunden das dann 1588 zwei Jahre nach seinem Tod auch entstand Bald hatte die Schule uber 1 000 Schuler konnte eine Kirche und das Kolleggebaude errichten und es gelang innerhalb einer Generation nicht zuletzt durch landesherrliche Forderung und Druck Munster zu einer katholischen Stadt zu machen Bei Ausbruch des Dreissigjahrigen Krieges war das Munsterland wieder so weit katholisch dass auch im Westfalischen Frieden 1648 dieser Bekenntnisstand festgeschrieben wurde Amtmann zu Ludinghausen Bearbeiten nbsp Buste des Gottfried von Raesfeld Die Skulptur befindet sich in der Nahe der Burg LudinghausenSeit 1568 war Gottfried von Raesfeld nicht nur Archidiakon von Ludinghausen sondern auch Amtmann Amtsherr zu Ludinghausen des stets von einem munsterischen Domherren verwalteten Amtes In Ludinghausen hatte Gottfried um 1573 74 fur 6 000 Taler das dortige Amtshaus heute Burg Ludinghausen neu gebaut das er spater dem Domkapitel von Munster vererbte Kurz vor seinem Tod grundete er 1586 in Ludinghausen ein Armenhaus dem er ein Kapital von 4 000 Talern vermachte Auch gilt er als Grunder der Volksschule in Ludinghausen Zur Erinnerung steht heute in Ludinghausen eine Buste die Gottfried von Raesfeld darstellt Weitere Hinterlassenschaft und Tod BearbeitenSeine von ihm der Westfront des Domes zu Munster gegenuber neu gebaute Domkurie schenkte Gottfried von Raesfeld seinen Nachfolgern als Domdechanten Die 1732 1736 barock modernisierte Domdechanei ist seit 1823 Bischofliches Palais und Amtssitz des Bischofs Dass Gottfried von Raesfelds Buchersammlung rund 1 500 Bucher zum Grundstock der Dombibliothek wurde wo sich auch sein Bildnis von 1566 von Hermann tom Ring uberlieferte sicherte ebenso wie weitere Stiftungen sein Andenken Der Bucherschatz des 1811 aufgehobenen Domkapitels kam 1823 zur Bibliothek im Gymnasium Paulinum in Munster Das Hermann tom Ring Gemalde befindet sich im LWL Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte in Munster Gottfried von Raesfeld bat in seinem Testament um die Beisetzung im Dom zu Munster neben seinem Bruder Bischof Bernhard von Raesfeld was auch einen Tag nachdem er am 23 Oktober 1586 verstorben war so umgesetzt wurde Literatur BearbeitenAloys Bomer Gottfried von Raesfeld In Westfalische Lebensbilder Bd 2 Munster 1931 S 232 248 Hermann Degering Gottfried von Raesfeld Sein Geschlecht sein Leben und sein Testament In Aus dem geistigen Leben und Schaffen in Westfalen Festschrift zur Eroffnung des Neubaus der Koniglichen Universitats Bibliothek in Munster Westfalen am 3 November 1906 Munster 1906 S 137 250 Digitalisat allerdings abweichende Seitenzahlung da diese Ausgabe nicht identisch mit der Originalfestschrift ist s auch Hinweis auf S 114 Gerd Dethlefs Das Stammbuch des Bernhard Schenckinck 1561 1582 LWL Landesmuseum fur Kunst und Kulturgeschichte Westfalisches Landesmuseum Manuskript 439 Bd 1 Die Wappenminiaturen Texttranskriptionen Ubersetzungen Kommentare Emmendingen 2007 S 43 45 Max Geisberg Die Maler tom Ring In Westfalische Lebensbilder Bd 2 Munster 1931 S 30 50 Carl Gollmann Gottfried von Raesfeld und seine Zeit Beitrage zur Landes und Volkskunde des Kreises Coesfeld Bd 22 Coesfeld 1987 Hans Crusemann Die Fruhgeschichte des Geschlechts Ketteler Kettler 12 16 Jahrhundert Hrsg und bearb von Karl Josef Freiherr von Ketteler Munster 2004 S 323 327 Andreas Holzem Der Konfessionsstaat 1555 1802 Geschichte des Bistums Munster Bd 3 Munster 1998 S 90 91 Ludwig Keller Die Gegenreformation in Westfalen und am Niederrhein Aktenstucke und Erlauterungen Leipzig 1881 S 269 342 Wilhelm Kohl Das Domstift St Paulus zu Munster Germania Sacra NF 17 1 3 3 Bande Berlin New York 1987 1982 1989 hier Bd 1 1987 S 155 163 Bd 2 1982 S 136 140 Wilhelm Kohl Die Diozese Munster Germania Sacra NF 37 2 3 Bd 2 3 Berlin New York 1999 2003 hier Bd 2 S 225 246 Bd 3 S 574 604 Maximilian Lanzinner Dietmar Heil Bearb Deutsche Reichstagsakten Reichsversammlungen 1556 1562 Der Reichstag zu Augsburg 1566 2 Bande Munchen 2002 S 95 154 1567 Gunter Lasalle Hrsg 1200 Jahre Gymnasium Paulinum in Munster 997 1997 Munster 1997 S 560 561 Angelika Lorenz Die Maler tom Ring Ausstellungskatalog Bd 2 Munster 1996 S 460 461 565 Einzelnachweise Bearbeiten LA Westfalen Abteilung Munster Mscr VI S 87 Hier werden alle 20 Kinder des Arnd von Raesfeld mit genauem Geburtstag aufgefuhrt Goddert wird als 12 Kind genannt Item Gordt von Raesfeldt Anno 1522 vigesima octava Augusti de mane hora prima Gottfried wurde also am 28 August 1522 um ein Uhr nachts geboren jokuhl deArnd von Raesfeld zu Hameren 1479 1567 war wie sein alterer Bruder Johann II von Raesfeld zu Ostendorf ein Sohn des Goswin von Raesfeld zu Ostendorf und Hameren 1428 1503 der seinerseits ein Nachkomme Kaiser Karls des Grossen in 22 Generation war Arnds Sohn Gottfried von Raesfeld war somit ein Nachkomme Karls des Grossen in 24 Generation Homepage von Joachim Kuhl Abgerufen 6 April 2010 GenWiki Webseite mit Stammreihen der Besitzer von Haus Hameren bei Billerbeck Abgerufen 6 April 2010 Normdaten Person GND 119334461 lobid OGND AKS LCCN no2011189431 VIAF 27879273 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Raesfeld Gottfried vonALTERNATIVNAMEN Raesfeld Goddert vonKURZBESCHREIBUNG DomdechantGEBURTSDATUM 28 August 1522STERBEDATUM 23 Oktober 1586 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gottfried von Raesfeld amp oldid 232652689