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Dieser Artikel behandelt den regierenden Landgrafen von Hessen Kassel 1654 1730 zu dem nicht regierenden Landgrafen Karl 1744 1836 siehe Karl von Hessen Kassel Karl von Hessen 3 August 1654 in Kassel 23 Marz 1730 ebenda war von 1670 bis 1677 unter Vormundschaft seiner Mutter und danach bis zu seinem Tod regierender Landgraf von Hessen Kassel 1 Er entstammte dem Haus Hessen und zahlte zu den bedeutendsten Fursten der Barockzeit In seiner langen Regierungsperiode von 1677 bis 1730 gelang es dem Herrscher der Landgrafschaft Hessen Kassel eine geachtete Stellung im Heiligen Romischen Reich zu verschaffen Landgraf Karl von Hessen KasselSeine historische Bedeutung geht auf vier Bereiche zuruck Erstens war Karl einer der ersten deutschen Fursten der seit 1685 protestantische Glaubensfluchtlinge aus dem Konigreich Frankreich sogenannte Hugenotten zur Ansiedlung einlud 2 Zweitens forderte er im Sinne des Merkantilismus Manufakturen und Gewerbe unterstutzte die Verarbeitung einheimischer Bodenschatze und beschrankte die Einfuhr von Konkurrenzprodukten 1 Drittens schuf Karl ein Stehendes Heer und beteiligte sich bei der militarischen Verteidigung des Heiligen Romischen Reiches im Spanischen Erbfolgekrieg gegen das Frankreich Ludwigs XIV und im Grossen Turkenkrieg gegen das Osmanische Reich Viertens kennzeichneten bauliche Hohepunkte in der Residenzstadt Kassel wie der Herkules sowie das Marmorbad und die Orangerie Karls Herrschaftszeit Die Massnahmen Karls trugen dazu bei dass sich die Landgrafschaft relativ schnell von den Folgen des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 erholen konnte Inhaltsverzeichnis 1 Leben bis zum Herrschaftsantritt 2 Karl als regierender Landgraf 2 1 Hugenotten 2 1 1 Vorgeschichte 2 1 2 Aufnahme 2 2 Merkantilismus 2 3 Aussenpolitik und Militaraufbau 2 4 Kultur und Wissenschaft 2 4 1 Architektur in Kassel 2 4 2 Wissenschaft und Bildung 2 4 3 Sonstiges 3 Vorfahren 4 Nachkommen 5 Nebenbeziehungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben bis zum Herrschaftsantritt BearbeitenKarl entstammte einer bedeutenden Dynastie Die landgrafliche Familie war aufgrund ihrer Heiratspolitik mit den einflussreichsten protestantischen Furstenfamilien in Nord und Mitteleuropa verwandt Besonders zu den Kurfurstentumern Brandenburg und Sachsen aber auch den Konigreichen Danemark und Schweden bestanden enge Verbindungen Hohepunkte des dynastischen Aufstiegs waren 1667 die Vermahlung von Charlotte Amalie einer Schwester Karls mit dem spateren danischen Konig Christian V und 1720 die Erlangung der schwedischen Konigswurde durch Erbprinz Friedrich einen Sohn Karls 3 Karl wurde am 3 August 1654 in Kassel geboren Von 1659 bis 1668 erhielt er seine fruhe Ausbildung durch Nicolaus Prick Als zweiter von vier Sohnen des Landgrafen Wilhelm VI von Hessen Kassel und dessen Gemahlin Hedwig Sophie von Brandenburg 1623 1683 einer Schwester des Grossen Kurfursten war Karl zunachst nicht fur die Thronfolge bestimmt Erbprinz war Karls alterer Bruder Wilhelm VII Nach dem Tod Wilhelms VI im Jahr 1663 ubernahm Hedwig Sophie von Brandenburg die Regentschaft fur den Thronfolger Wilhelm VII 1 Als dieser jedoch 1670 bereits vor seiner Regierungsubernahme verstarb fuhrte die Landgrafin unterstutzt von Beratern bis 1677 die vormundschaftliche Regierung fur ihren zweiten Sohn Karl Karl als regierender Landgraf BearbeitenDa er bereits 1677 im Alter von 23 Jahren die Regierungsgeschafte selbst ubernahm entfiel fur ihn die obligatorische Grand Tour 4 Diese Reise diente normalerweise der Knupfung von Kontakten zu den Furstenhofen Europas zur Vermittlung hofischer Umgangsformen und diplomatischer Kenntnisse zur Erlernung von Fremdsprachen wie Franzosisch sowie dem Kennenlernen von Kunst Architektur und Kultur anderer Lander Moglicherweise hatten die Bedenken der Mutter Hedwig Sophie von Brandenburg dazu beigetragen die ihren Sohn Wilhelm VII auf einer solchen Reise verloren hatte Hugenotten Bearbeiten Vorgeschichte Bearbeiten Der katholische Konig von Frankreich Ludwig XIV Regierungszeit 1643 1715 strebte neben der politischen Einheit auch die religiose Einheit des Staates an 5 Einer allmahlichen Entrechtung der franzosischen Protestanten der sogenannten Hugenotten folgte ab 1679 offene Verfolgung Dragoner des franzosischen Konigs besetzten die Hauser der Hugenotten um sie zwangsweise zum Katholizismus zu bekehren Am 18 Oktober 1685 verkundete Ludwig XIV das Edikt von Fontainebleau In zwolf kurzen Paragraphen beschloss das Edikt die Zerstorung protestantischer Kirchen das Verbot privater Gottesdienste sowie die Galeerenstrafe fur Manner und Festungshaft fur Frauen die sich weigerten ihren Glauben zu wechseln Mit dem Verlust ihrer Burgerrechte konfrontiert versuchten viele Hugenotten zu fliehen Aufnahme Bearbeiten Mehrere deutsche Reichsfursten darunter auch Landgraf Karl boten den Religionsfluchtlingen aus religioser Solidaritat und wirtschaftspolitischen Erwagungen Aufnahme in den eigenen Landern an Immerhin hatte die Landgrafschaft Hessen Kassel wahrend des Dreissigjahrigen Krieges 1618 1648 in manchen Regionen bis zu zwei Drittel seiner Einwohner verloren Um die Ansiedlung der Fluchtlinge zu erleichtern sicherte ihnen Karl Vergunstigungen und Unterstutzungen zu 5 Schon vor dem Edikt von Fontainebleau erliess er am 18 April 1685 die Freiheits Concession Darin versprach Karl den Hugenotten nicht nur eine befristete Steuer und Zunftfreiheit sondern auch freie Religionsausubung mit Pfarrern ihrer Wahl In Kirchen und Schulen durfte franzosisch gesprochen werden nbsp Ehemalige Hugenottensiedlung Sieburg 1717 in Karlshafen umbenannt Die Landgrafschaft nahm ab 1685 mit etwa 3800 Hugenotten die nach Brandenburg Preussen zweitmeisten Fluchtlinge auf 6 Allerdings waren viele der Einwanderer mittellose Bauern oder Handwerker von denen ein Teil unterstutzt von staatlichen Hilfsmassnahmen in 17 neu angelegten Dorfern angesiedelt werden musste Erfolgreich produzierende hugenottische Spezialgewerbe besonders im Textilbereich entstanden vor allem in einigen Stadten Jedoch blieb die erhoffte Steigerung der Wirtschaftskraft des Landes weitgehend aus Das zeigt sich auch in der Entwicklung der 1699 gegrundeten Stadt Karlshafen die ihre zugedachte Funktion als Fabrik Handels und Hafenstadt nur ansatzweise erfullen konnte Fur einen zollfreien Warenverkehr plante der Landgraf einen Kanal zwischen Karlshafen und Kassel Damit wollte er das hannoversche Zoll und Stapelrecht in Hannoversch Munden umgehen Der Kanal versandete noch zu Lebzeiten Karls und wurde nach wenigen Kilometern eingestellt Daruber hinaus fehlte es der Neugrundung an finanziellen und technischen Mitteln Nach dem Tod des Landgrafen geriet das Stadtprojekt Karlshafen endgultig ins Stocken Ab 1688 grundete der Landgraf die sudwestlich an die Stadt Kassel angrenzende Oberneustadt 7 Er warb mit weitreichenden Privilegien Alle Baustoffe wie Holz Stein Kalk und Sand sollten unentgeltlich angeliefert werden Wer ein Grundstuck bebaute sollte 10 Jahre Abgabenfreiheit geniessen Ewige Steuerfreiheit wurde denjenigen versprochen die Materialien auf eigene Kosten heranschafften und zum Bau ihrer Hauser 8 000 bis 10 000 Taler aufwandten Die Privilegien enthielten aber auch Vorschriften fur die aussere Gestaltung der Oberneustadt z B fur den Putz und Anstrich der Fassaden die Kanalisation und die saubere Pflasterung der Strassen Merkantilismus Bearbeiten Mit einer staatlich gelenkten Wirtschaftspolitik dem sogenannten Merkantilismus versuchten die Fursten des 17 und 18 Jahrhunderts die Leistungsfahigkeit ihrer Lander zu steigern Zu den Massnahmen gehorten etwa die Ausfuhr einheimischer Produkte und die Begrenzung der Einfuhr fremder Guter z B durch Zolle Nach zeitgenossischer Vorstellung verbliebe das Geld so im Wirtschaftskreis des Landes und steigere die Kaufkraft der Bevolkerung 8 Mit dem Merkantilismus ging die Entwicklung sogenannter Manufakturen einher Hier wurden anders als in den bis dahin uberwiegend in Zunften organisierten Handwerken verschiedene Berufsgruppen zusammengebracht um bestimmte Fertigprodukte an einem Ort und in grosseren Mengen herzustellen nbsp Die landgrafliche Glashutte AltmundenIn der Landgrafschaft Hessen Kassel mit ihren reichen Jaspisvorkommen und der Glashutte Altmunden boten sich vor allem Schmucksteinverarbeitung und Glasherstellung fur Manfakturgrundungen an Fur die Glasherstellung berief Karl den Schweizer Glaskristallschneider Christoph Labhart und Glasmacher Franz Gondelach an seinen Hof 9 Mit der Einrichtung einer Schleifsteinmuhle im Schlossgraben erreichte der Glasschliff in Kassel seit Beginn der 1680er Jahre eine Blutezeit Durch Karls Anwerbung von spezialisierten Handwerkern und Kunstlern verbesserten sich auch die Verarbeitungstechniken in der Glashutte Altmunden Zum Giessen und Pressen des Glases kamen eiserne Stempel und Modeln zum Einsatz wodurch das Glas serienmassig vorgeformt werden konnte und Material eingespart wurde Hochwertige Luxuswaren wie Glas und Schmuckstein zeugten dabei von der Leistungsfahigkeit des Territoriums und trugen so zum politischen Ansehen des Landesherren bei Im Jahr 1680 grundete der Landgraf die vierte deutsche Fayencemanufaktur 10 Fayence war rotliche Keramik mit meist blau weisser Glasur die chinesisches Porzellan imitieren sollte Es wurde fur den hofischen Eigenbedarf oder als Geschenk fur andere Fursten gefertigt Auf Dauer erwies sich die Manufaktur als unrentabel und blieb von der finanziellen Unterstutzung der Landgrafen abhangig Im Auftrag des Landgrafen wurde 1679 der Messinghof errichtet einer der ersten metallverarbeitenden Betriebe Hessens Zwischen 1714 und 1717 fertigte der Goldschmied Johann Jacob Anthoni hier die zweiundzwanzig Kupferplatten fur die Herkulesstatue im Bergpark Wilhelmshohe 11 Aussenpolitik und Militaraufbau Bearbeiten nbsp Ruine der Festung RheinfelsKarls aussenpolitische Handlungsspielraume waren reichsrechtlich begrenzt Seit dem Westfalischen Frieden von 1648 durften Reichsfursten zwar Bundnisse zum eigenen Schutz eingehen aber diese durften nicht gegen den romisch deutschen Kaiser und das Heilige Romische Reich gerichtet sein 12 Ein weiterer Grund fur die kaisertreue Aussenpolitik Karls war dass er sich von Kaiser Joseph I eine Rangerhohung zum Kurfursten erhoffte Diese Aufwertung hatte ihm eine grossere aussenpolitische Souveranitat verschafft Da die Kurfursten den Kaiser wahlten konnten sie im Vorfeld wichtige politische Forderungen stellen Diese wertvolle Moglichkeit hatte Karl als Reichsfurst nicht Durch die militarische Unterstutzung des Kaisers glaubte der Landgraf den Kaiser dazu bewegen zu konnen ihm die Kurwurde zu verleihen 13 Ein schlagkraftigeres Heer schien aber auch geeignet das Land vor einer Besetzung wie im Dreissigjahrigen Krieg zu bewahren Aus diesen beiden Grunden baute Karl seit Beginn seiner Regierung ein Stehendes Heer auf So konnte er 1688 im Pfalzischen Erbfolgekrieg 1688 1697 rund 9000 gut ausgebildete Soldaten der Reichsarmee zur Verfugung stellen 14 Hintergrund des Konfliktes war dass der franzosische Konig Ludwig XIV unter Berufung angeblicher Erbanspruche seiner Schwagerin Liselotte von der Pfalz einen Vorstoss gegen das Heilige Romische Reich unternahm 15 Jahrelang fuhrte Karl personlich Teile seiner Armee im Kampf gegen die franzosischen Truppen an Auch am militarischen Erfolg der Verteidigung der Festung Rheinfels gegen die franzosische Belagerung 1693 war er beteiligt Dieses Ereignis liess er spater auf zahlreichen Medaillen glorifizieren Um die finanziellen Belastungen in Friedenszeiten ausgleichen zu konnen verlieh er wie auch andere Fursten seiner Zeit Soldaten gegen hohe Subsidiengelder an Krieg fuhrende Machte so zum Beispiel im Jahr 1687 an die Republik Venedig zum Einsatz gegen die Osmanen 14 Ohne diese Option hatte Karl seine Armee nur in Kriegszeiten aufstellen konnen aber selbst dann musste er die verbundeten Kriegsmachte Niederlande und England darum bitten einen Teil der Heerkosten zu ubernehmen Der Soldatenhandel verbesserte zwar die Finanzen des Landgrafen erhohte aber nicht den Wohlstand der Bevolkerung die von den Rekrutierungen im Gegenteil sogar betroffen war Im Spanischen Erbfolgekrieg sowie in den Feldzugen gegen das Osmanische Reich kampfen hessische Truppen zum Teil unter der Fuhrung von Karls Sohnen von denen drei im Krieg starben Der Landgraf selbst beteiligte sich nicht an den Feldzugen Zum Vorbild fur Karl wurde ein anderes Ereignis Im Jahr 1692 erhob der Kaiser den Herzog zu Braunschweig und Luneburg Ernst August zum Kurfursten von Hannover 1707 mitten im Spanischen Erbfolgekrieg unternahm Karl erste konkrete Schritte um die Kurwurde zu erlangen Seine Gesandten versuchten mit Bestechungsgeldern dem Kaiser das sogenannte Privilegium de non appellando abzuringen Ein solches Privileg hatte bedeutet dass Untertanen auf dem Gebiet der Landgrafschaft Hessen Kassel nicht mehr an eine rechtsprechende Instanz des Reiches hatten appellieren konnen die noch uber dem Gericht des Landgrafen stand Somit hatte sich beispielsweise der Reichshofrat in Wien nicht mehr in innere Angelegenheiten der Landgrafschaft einmischen konnen Der Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schonborn riet dem Kaiser davon ab die Reichsjustiz weiter einschranken zu lassen Damit scheiterte der Versuch Karls endgultig zum Kurfursten aufzusteigen Die Kurwurde fur die Landesherren der Landgrafschaft Hessen Kassel konnte erst Wilhelm IX im Jahr 1803 erreichen 13 Im Jahre 1685 uberliess Karl seinem jungeren Bruder Philipp als Paragium die ehemalige Vogtei Kreuzberg mit dem nach der Reformation aufgehobenen Kloster Kreuzberg Diese kleine Herrschaft wurde nach dem dann auf der Grundlage des ehemaligen Klosters von Philipp in Kreuzberg heute Philippsthal erbauten Schloss Philippsthal als Landgrafschaft Hessen Philippsthal bezeichnet Kultur und Wissenschaft Bearbeiten Architektur in Kassel Bearbeiten Als absolutistisch regierender Monarch musste Karl seinen Herrschaftsanspruch gegenuber auswartigen Fursten Gesandtschaften und seinen Untertanen durch eine prunkvolle Barockarchitektur verbildlichen 16 Er verzichtete dabei auf den Bau eines neuen Schlosses obwohl es durchaus Plane hierfur gab und das bestehende Stadtschloss Kassel teilweise neu ausgestattet wurde Vielmehr aber lagen die Neubauprojekte Karls vor den Toren der Residenzstadt Kassel nbsp HerkulesAb 1696 begann der Landgraf oberhalb des alten Jagdschlosses Weissenstein die Arbeiten an einer riesigen barocken Parkanlage die sich mit Versailles der Residenz des franzosischen Sonnenkonigs Ludwig XIV messen sollte 17 Die Parkanlage am Karlsberg der spatere Bergpark Wilhelmshohe am Habichtswald im Westen von Kassel sollte von der politischen und wirtschaftlichen Bedeutung der Landgrafschaft Hessen Kassel kunden Um Anregungen fur die von ihm am Karlsberg vorgesehenen Wasserspiele zu bekommen begann Karl eine viermonatige Reise nach Italien Da er anders als an den europaischen Furstenhofen ublich noch keine Grand Tour unternommen hatte wollte der Landgraf im Dezember 1699 mit der Italienreise endlich sein grosses Interesse an der Antike stillen Der Landgraf besichtigte Kirchen Kunstsammlungen Palaste und Garten 18 Am 1 Februar 1700 sah Karl im romischen Palazzo Farnese die lebensgrosse Skulptur Herkules Farnese Die Figur sollte 14 Jahre spater als Vorlage fur den Kasseler Herkules dienen Die mythologische Figur des Herakles verkorperte seit der Renaissance die Tugenden eines gerechten weisen und starken Herrschers Indem Karl eine Sichtachse zwischen dem Herkules und dem Jagdschloss Weissenstein anlegen liess setzte er sich symbolisch mit dem griechischen Halbgott Herkules gleich womit er seine besonderen Herrscherqualitaten hervorheben wollte Eine solche Fursteninszenierung war typisch fur die Zeit des Barock Gleichzeitig sollte das uber die Kaskaden den Berg hinunterfliessende Wasser die Herrschaft Karls uber die Natur demonstrieren Als absolutistischer Furst zwinge er selbst der wilden und unberechenbaren Natur seine monarchische Ordnung auf Im Jahr 1701 berief Karl den italienischen Architekten Giovanni Francesco Guerniero aus Rom nach Kassel 19 Guerniero entwarf Grottenanlagen und Kaskaden die bis zum heutigen Schloss Wilhelmshohe hatten reichen sollen An dessen Stelle plante der Landgraf ein Schloss im italienischen Stil Aus finanziellen Grunden konnte Karl das geplante Schloss nie verwirklichen Lediglich das obere Drittel der Wasserspiele ging 1714 in Betrieb Seit 2013 gelten die Wasserspiele mit Herkules und Oktogon als Weltkulturerbe der UNESCO nbsp Kaskaden unterhalb des Herkules im Bergpark Wilhelmshohe nbsp Das MarmorbadUnter Karls Herrschaft wurde die Moritzaue nahe der Stadt grossflachig zur heute noch bestehenden Karlsaue erweitert und die Orangerie erbaut 1718 gab Karl das Marmorbad in Auftrag Die hierfur notwendigen Skulpturen sollte der bereits 1714 aus Rom nach Kassel berufene franzosische Bildhauer Pierre Etienne Monnot anfertigen 20 Der Landgraf verschaffte sich einen Eindruck von den kunstlerischen Fahigkeiten Monnots indem er diesen dazu aufforderte ihm Wachsmodelle der geplanten Marmorreliefs vorzulegen Erst nach der Fertigstellung und seiner personlichen Begutachtung des Werkes im Jahr 1722 genehmigte Karl die kostspielige Uberfuhrung von Skulpturen des Bildhauers aus Rom nach Kassel die Karl bisher nur als Skizzen zu Gesicht bekommen hatte Der Reprasentationsraum des Marmorbades wurde nie zum Baden genutzt sondern legte vom Kunstgeschmack und dem hohen Bildungsgrad Karls uber antike Mythologie Zeugnis ab Es diente wie der Herkules und die Wasserspiele allein der Selbstdarstellung Karls 1729 fuhrte Karl den englischen Konig und Kurfurst von Braunschweig Luneburg Hannover Georg II in das Marmorbad Die heute nicht mehr vorhandenen Wohnraume des Landgrafen Karl im 1811 abgebrannten Stadtschloss Kassel bestanden aus der im Barock ublichen Raumabfolge zu der ein Vorzimmer ein Schlafzimmer eine Garderobe und das Kabinett gehorten Im Rahmen des hofischen Zeremoniells kam ihnen eine abgestufte Bedeutung zu Je weiter der Gesandte oder Furst vorgelassen wurde desto hoher war sein Rang 19 Das Vorzimmer war der offentlichste das Kabinett der exklusivste Bereich Wissenschaft und Bildung Bearbeiten Um seinen Staat zentralistisch fuhren zu konnen war der Landgraf auf ein gut qualifiziertes Beamtenwesen angewiesen Zu diesem Zweck fuhrte Karl am 1 Februar 1726 per Dekret die allgemeine Schulpflicht in der Landgrafschaft ein Lesen Schreiben Beten und Singen sollten gelehrt werden 21 Auch wenn der Staat die Schulpflicht erst rund 100 Jahre spater voll durchsetzen konnte erhielt der Unterricht bereits derart starken Zulauf dass weder Lehrer noch Schulraume dem Andrang gewachsen waren Auf Veranlassung des historisch interessierten Landgrafen begannen 1709 auf der Mader Heide erste archaologische Ausgrabungen Sonstiges Bearbeiten Als strengglaubiger Calvinist legte Karl Wert darauf dass seine Untertanen am Sonntag den Gottesdienst besuchten oder an anderen religiosen Zeremonien teilnahmen Aus diesem Grund erliess Karl am 28 Februar 1672 mit der sogenannten Sabbaths Ordnung ein generelles Verkaufsverbot an Sonntagen das fur alle Platze und Strassen in Kassel Gultigkeit hatte 22 Allerdings belegen spatere Verordnungen desselben Inhaltes dass die Einwohner sich die verordneten Eingriffe des Landgrafen in ihr Alltagsleben nicht gefallen liessen Bereits am 21 Mai 1683 erliess Karl die Ordnung gegen die Entheiligung der Bet Fest Feier Sabbath und Sonntage Vorfahren Bearbeiten Moritz Landgraf von Hessen Kassel 1572 1632 Wilhelm V Landgraf von Hessen Kassel 1602 1637 Agnes zu Solms Laubach 1578 1602 Wilhelm VI Landgraf von Hessen Kassel 1629 1663 Philipp Ludwig II von Hanau Munzenberg 1576 1612 Amalie Elisabeth von Hanau Munzenberg 1602 1651 Katharina Belgica von Oranien Nassau 1578 1648 Karl Landgraf von Hessen Kassel Johann Sigismund Kurfurst von Brandenburg 1572 1620 Georg Wilhelm Kurfurst von Brandenburg 1595 1640 Anna von Preussen 1576 1625 Hedwig Sophie von Brandenburg 1623 1683 Friedrich IV Kurfurst von der Pfalz 1574 1610 Elisabeth Charlotte von der Pfalz 1597 1660 Luise Juliana von Oranien Nassau 1576 1644 Nachkommen BearbeitenKarl war verheiratet mit seiner Kusine Amalia von Kurland 1653 1711 Tochter des Herzogs Jakob Kettler von Kurland und Schwester seiner Mutter Luise Charlotte von Brandenburg und hatte mit ihr folgende Kinder Wilhelm 1674 1676 Karl 1675 1677 Friedrich 1676 1751 Landgraf von Hessen Kassel Konig von Schweden 1 1700 Luise von Brandenburg 1680 1705 2 1715 Konigin Ulrike Eleonore von Schweden 1688 1741 Christian 1677 Sophie Charlotte 1678 1749 1704 Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklenburg Schwerin 1675 1713 Karl 1680 1702 Wilhelm VIII 1682 1760 Landgraf von Hessen Kassel 1717 Dorothea Wilhelmine von Sachsen Zeitz 1691 1743 Leopold 1684 1704 Ludwig 1686 1706 Marie Luise 1688 1765 1709 Furst Johann Wilhelm Friso von Nassau Dietz 1687 1711 Maximilian 1689 1753 1720 Friederike Charlotte von Hessen Darmstadt 1698 1777 Georg 1691 1755 Eleonore 1694 Wilhelmine Charlotte 1695 1722 Nebenbeziehungen BearbeitenEine Nebenbeziehung unterhielt er nach dem Tod seiner Frau von 1713 an mit Jeanne Marguerite de Frere Marquise de Langallerie aus ihr ging ein Sohn hervor Charles Frederic Philippe de Gentil Marquis de Langallerie der fruh verstarb Karl sicherte im selben Zusammenhang die finanzielle Existenz der Kinder die die Matresse mitbrachte Matresse und Vertraute nach der Marquise de Langallerie war Barbara Christine von Bernhold 1690 1756 die unter Karls Sohn Wilhelm VIII zur Grosshofmeisterin aufstieg und 1742 von Kaiser Karl VII zur Reichsgrafin erhoben wurde Literatur BearbeitenIlgen Karl In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 15 Duncker amp Humblot Leipzig 1882 S 292 296 Hans Philippi Landgraf Karl von Hessen Kassel Ein deutscher Furst der Barockzeit Veroffentlichungen der Historischen Kommission fur Hessen 34 Marburg 1976 Hans Philippi Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 11 Duncker amp Humblot Berlin 1977 ISBN 3 428 00192 3 S 227 229 Digitalisat Pauline Puppel Die Regentin Vormundschaftliche Herrschaft in Hessen 1500 1700 Frankfurt Main 2004 S 236 277 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl von Hessen Kassel Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hessen Kassel Karl Landgraf von Hessische Biografie Stand 4 Februar 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Stammbaum Wiki Text der Freiheits Concession Ein Beitrag fur den freien Glauben Vor 325 Jahren wurde die Freiheits Concession fur franzosische Glaubensfluchtlinge erlassen Kalenderblatt Deutschlandradio Kultur 18 April 2010 von Klaus KuhnelEinzelnachweise Bearbeiten a b c Wolfgang Eichelmann Hessische Munzen und Medaillen Gedanken und Betrachtungen zu Munzen und Medaillen des Hauses Brabant 2010 ISBN 978 3 86991 060 4 S 134 Barbara Dolemeyer Die Hugenotten 2006 ISBN 978 3 17 018841 9 S 101 Hessische Munzen und Medaillen Gedanken und Betrachtungen zu Munzen und Medaillen des Hauses Brabant 2010 ISBN 978 3 86991 060 4 S 150 Franziska Franke welterbe bergpark Wilhelmshohe der Herkules Hrsg mhk S 25 a b Ulrich Niggemann Hugenotten 2011 ISBN 978 3 8252 3437 9 S 29 Hugenotten und deutsche Territorialstaaten Immigrationspolitik und 2005 ISBN 3 486 58181 3 S 71 Carsten Vorwig Bauern Herren Fertighauser Hausforschung als Sozialgeschichte 2014 ISBN 978 3 8309 3157 7 S 95 Volker Press Stadtewesen und Merkantilismus in Mitteleuropa Bohlau Verlag GmbH 1983 ISBN 3 412 00382 4 S 161 Hans Philippi Landgraf Karl von Hessen Kassel 1654 1730 1980 ISBN 3 87822 079 0 S 16 Wolfgang Adam Handbuch kultureller Zentren der Fruhen Neuzeit Stadte und Residenzen im alten deutschen Sprachraum 2013 ISBN 978 3 11 029559 7 S 1053 Dietmar Hoos 111 Orte in Kassel die man gesehen haben muss Reisefuhrer Emons Verlag 2016 ISBN 978 3 95451 854 8 Daniel Fischer 1618 1648 Schicksalsjahre Europas Dreissigjahriger Krieg und Westfalischer Frieden S 33 a b Ludolf Pelizaeus Der lange und steinige Weg Hessen Kassels zur Hochsten Reichsdignitat PDF VHG Verein fur hessische Geschichte und Landeskunde e V Kassel 25 Mai 2017 abgerufen am 25 Mai 2017 a b Hans Philippi Landgraf Karl von Hessen Kassel 1654 1730 1980 ISBN 978 3 87822 079 4 S 12 Jurgen Hotz Der Brockhaus Atlas zur Geschichte Epochen Territorien Ereignisse Brockhaus 2005 S 195 Hans Philippi Landgraf Karl von Hessen Kassel 1654 1730 S 30 Helmut Sander Das Herkules Bauwerk in Kassel Wilhelmshohe ein Beitrag zur Geschichte der Denkmalpflege und zum Wandel ihrer Methoden und Ziele Verlag Thiele amp Schwarz 1 Januar 1981 S 169 Franziska Franke welterbe bergpark Wilhelmshohe der Herkules S 26 a b Martin Grassnick Die Architektur der Neuzeit 1982 ISBN 3 528 08683 1 S 70 Karlheinz Kopanski Das Marmorbad in der Kasseler Karlsaue ein spatbarockes Gesamtkunstwerk mit bedeutenden Skulpturen und Reliefs von Pierre Etienne Monnot 2003 ISBN 3 7954 1582 9 S 6 Wolf von Both Landgraf Wilhelm VIII von Hessen Kassel ein Furst der Rokokozeit 1964 S 86 Manfred Lasch Untersuchungen uber Bevolkerung und Wirtschaft der Landgrafschaft Hessen Kassel und der Stadt Kassel vom 30 jahrigen Krieg bis zum Tode Landgraf Karls 1730 ein Beitrag zur Geschichte des deutschen Merkantilismus S 202 VorgangerAmtNachfolgerWilhelm VII Landgraf von Hessen Kassel 1670 1730Friedrich I Normdaten Person GND 118560050 lobid OGND AKS LCCN no2002039002 VIAF 218520399 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME KarlALTERNATIVNAMEN Hessen Kassel Karl von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Landgraf von Hessen KasselGEBURTSDATUM 3 August 1654GEBURTSORT KasselSTERBEDATUM 23 Marz 1730STERBEORT Kassel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Hessen Kassel amp oldid 234283785