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Das Hochstift Konstanz auch als Furstbistum Konstanz bezeichnet war der weltliche Herrschaftsbereich der Furstbischofe von Konstanz Im Gegensatz zum Bistum Konstanz war das Hochstift zersplittert und wesentlich kleiner die Besitzungen waren beidseits des Bodensees und Hochrheins verteilt Eine Landeshoheit in einem grossen und geschlossenen Territorium aufzubauen war den Furstbischofen im Lauf des Mittelalters nicht gelungen vor allem aufgrund der Lage des Bischofssitzes zwischen den Reichsabteien Reichenau und St Gallen 2 Territorium im Heiligen Romischen ReichHochstift KonstanzWappenKarteAlternativnamen Furstbistum KonstanzHerrscher Regierung FurstbischofHeutige Region en DE BW CH TGReichstag 1 Virilstimme auf der geistlichen Bank im ReichsfurstenratReichskreis Schwabischer ReichskreisKreistag 1 Virilstimme auf der geistlichen BankHauptstadte Residenzen Konstanz ab 1526 MeersburgKonfession Religionen katholischSprache n deutschFlache 400 km 1802 1 Einwohner 14 000 1802 Aufgegangen in Sakularisation 1803 Markgrafschaft BadenSiehe auch Bistum Konstanz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Mittelalter 1 2 Fruhe Neuzeit 1 3 Sakularisation 2 Reichsrechtliche Stellung 3 Wirtschaftliche Grundlage 4 Territorium 4 1 Im Heiligen Romischen Reich 4 2 In der Alten Eidgenossenschaft 4 2 1 In der Landgrafschaft Thurgau 4 2 2 In der Grafschaft Baden 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMittelalter Bearbeiten Eine Urkunde Kaiser Friedrichs I von 1155 gilt als erste Bestatigung der Besitztumer des Hochstifts Aktive Pralaten wie Bischof Eberhard von Waldburg konnten im 13 Jahrhundert den Besitz beidseits von Bodensee und Hochrhein noch einmal entscheidend vermehren unter anderem indem sie verloren gegangene Herrschaften und Lehen zuruckkauften 2 In einer Urkunde von 1294 ist der Verkauf der Burg Rotteln mit den zugehorigen Orten Tengen dem heutigen Hohentengen und Kaiserstuhl durch die Freiherrn von Regensberg an das Hochstift Konstanz dokumentiert 3 Bischof Heinrich von Klingenberg liess um 1302 ein Urbar anlegen das den konstanzischen Besitz auf seinem Hohepunkt erfasste Die Besitzschwerpunkte blieben danach im Wesentlichen bis zur Aufhebung des Furstbistums bestehen 2 Fruhe Neuzeit Bearbeiten nbsp Das Neue Schloss in Meersburg Residenz der Furstbischofe von KonstanzMit der Reformation waren zwar keine territorialen Verluste verbunden die mit den Pfarreien und Klostern verbundenen Einkunfte vor allem in Wurttemberg und in den reformierten Gebieten der Eidgenossenschaft gingen jedoch verloren Einen gewissen Ausgleich brachten die Inkorporationen des Augustinerstifts Ohningen 1534 und der Abtei Reichenau 1540 Dank ihren Besitzungen und Rechten entstand am Untersee ein fast geschlossenes Konstanzer Herrschaftsgebiet Allerdings war durch die Lage des Hochstifts zwischen der expandierenden Eidgenossenschaft dem Reich und dem Haus Habsburg der politische Spielraum ab Mitte des 15 Jahrhunderts dann aber stark eingeschrankt 2 Der Bischofssitz musste aus der Stadt Konstanz verlegt werden Residenzstadt wurde Meersburg am Nordufer des Bodensees Schwierig gestalteten sich die staatsrechtlichen Verhaltnisse nachdem der Schwaben oder Schweizerkrieg 1499 zur faktischen Unterscheidung zwischen Reichsboden und Schweizer Boden gefuhrt hatte In nur wenigen Herrschaften besass der Furstbischof von Konstanz auch das Hochgericht ein wichtiges Element der Landeshoheit auf Schweizer Boden bis 1798 einzig in den Stadten Arbon samt Horn und Bischofszell Die Militarhoheit lag dagegen bei der eidgenossischen Landvogtei Thurgau Zur Abgrenzung von den spater erworbenen Reichenauer Gutern wurden die seit dem Mittelalter bestehenden Konstanzer Herrschafts und Besitzrechte im Thurgau als altstiftisch bezeichnet Neben zahlreichen Einzelgutern und Kirchen verblieben dem Furstbischof von Konstanz zur Hauptsache grundherrschaftlichen Niedergerichtsbarkeiten Zudem war er im Thurgau der Leibherr mit den meisten Leibeigenen Im gesamten Furstbistum gebot er Ende des 18 Jahrhunderts uber rund 12 000 meist bauerlichen Untertanen 2 Sakularisation Bearbeiten nbsp Bischofliches Rundschreiben zum Ubergang des Hochstifts Konstanz an Baden vom 30 November 1802Im Zuge der von Napoleon eingeleiteten Sakularisation fiel das Furstbistum Konstanz gemass 5 des Reichsdeputationshauptschluss von 1803 als Ganzes an die Markgrafschaft Baden bereits durch Patent vom 16 September 1802 hatte der Markgraf von Baden das Hochstift provisorisch in Besitz genommen Verhandlungen in Schaffhausen fuhrten zum badisch schweizerischen Staatsvertrag von 1804 der den konstanzischen Besitz links des Rheins per 1 Januar 1805 auf die Kantone Zurich Schaffhausen St Gallen Aargau und Thurgau ubertrug Diese entschadigten Baden mit 440 000 Gulden und errichteten einen Diozesanfonds von 300 000 Gulden aus dem zunachst der schweizerischen Anteil an den Pensionen des letzten Furstbischof Karl Theodor von Dalberg und der Konstanzer Domkapitulare bestritten wurde 2 Reichsrechtliche Stellung BearbeitenDas Hochstift Konstanz hatte Sitz und Stimme im Reichsfurstenrat Es hatte dort eine Virilstimme und nahm einen Sitz auf der geistlichen Furstenbank ein Als katholischer Reichsstand gehorte das Hochstift auch dem Corpus Catholicorum an Im Kreistag des schwabischen Reichskreises hatte das Hochstift ebenfalls eine Virilstimme und den Vorsitz auf der geistlichen Furstenbank Gemeinschaftlich mit dem Herzog von Wurttemberg nahm der Furstbischof von Konstanz das Kreisausschreibamt wahr das wichtigste Amt im Reichskreis Das Hochstift gehorte zudem dem Ausschuss der Kreisversammlung Ordinari Deputation an Wirtschaftliche Grundlage BearbeitenDie dem Bischof zugehorigen Bauern von der Bischofshori einem Gebiet im Dreieck Konstanz Munsterlingen Ottenberg TG dem Hausberg von Weinfelden Gottlieben hatten dem Bischof und seinen Klerikern Naturalien und Zinsabgaben zu leisten 4 Territorium BearbeitenIm Heiligen Romischen Reich Bearbeiten Im Schwabischen Reichskreis des Heiligen Romischen Reiches lagen die folgenden Gebiete der weltlichen Herrschaft des Hochstifts in der Grafschaft Heiligenberg Linzgau 5 Obervogteiamt Meersburg Obervogteiamt Markdorf Obervogteiamt Ittendorf Ahausen in der Landgrafschaft Nellenburg Hegau Homburg mit Stahringen Herrschaft Rosenegg Obervogteiamt Bohlingen Obervogteiamt Bohlingen Gaienhofen Hori Obervogteiamt Ohningen Hori Obervogteiamt ReichenauBedeutende verlorene Besitzungen waren die Herrschaft Kussaburg und die Stadt Tiengen In der Alten Eidgenossenschaft Bearbeiten nbsp Landvogtei Thurgau nbsp Gerichtsherrschaften der Landgrafschaft Thurgau um 1750 nbsp Amter in der Grafschaft BadenDer grosste Teil der weltlichen Herrschaft des Hochstifts Konstanz lag auf dem Gebiet der Alten Eidgenossenschaft wobei hier das Hochstift nirgendwo die vollstandige Landeshoheit ausuben konnte In den Obervogteien Arbon und Bischofszell erlangte es immerhin die Landeshoheit exklusive der Militarhoheit 6 1798 in der Helvetischen Republik erloschen hier alle Hoheitsrechte des Hochstifts In der Landgrafschaft Thurgau Bearbeiten hochstiftisch konstanzische Herrschaften Gerichte und Lehen in der Landgrafschaft Thurgau 7 altstiftisch konstanzische Herrschaften Obervogtei Arbon Obervogtei Bischofszell Obervogtei Guttingen Obervogtei Gottlieben mit dem Schloss Gottlieben hochstiftische Lehen Hauptwil Herrschaft Zihlschlacht Ottlishausen Schloss und Herrschaft Oberaach Lehen des Domstifts Konstanz Langrickenbach Herrschaft Liebburg Andwil Wigoltingen Lehen der Dompropstei Konstanz Herrschaft Pfyn reichenauische oder neustiftische Gerichte unter dem Obervogt der Reichenau Triboltingen Ermatingen Mannenbach Fruthwilen Berlingen Steckborn unter dem furstlich konstanzischen Amtmann in Frauenfeld Mullheim Eschikofen Langenerchingen Mettendorf und LustdorfBezuglich der altstiftisch konstanzische Herrschaften war die Landesherrschaft zwischen dem Hochstift und der Alten Eidgenossenschaft umstritten Domkapitel und Dompropstei Konstanz gehorten zum Gerichtsherrenstand im Thurgau In der Grafschaft Baden Bearbeiten In der Grafschaft Baden spater zum Kanton Aargau lagen folgende Vogteien des Hochstifts Obervogteiamt Kaiserstuhl Obervogteiamt Klingnau Obervogteiamt ZurzachSiehe auch BearbeitenListe der Bischofe von Konstanz Konstanzer Munster Staatsweingut MeersburgLiteratur BearbeitenHansmartin Schwarzmaier Hochstift Konstanz In Meinrad Schaab Hansmartin Schwarzmaier Hrsg u a Handbuch der baden wurttembergischen Geschichte Band 2 Die Territorien im alten Reich Hrsg im Auftrag der Kommission fur geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 1995 ISBN 3 608 91466 8 S 466 480 Franz Xaver Bischof Das Ende des Bistums Konstanz Hochstift und Bistum Konstanz im Spannungsfeld von Sakularisation und Suppression 1802 03 1821 27 Stuttgart Berlin Koln 1989 ISBN 3 17 010575 2 Marlene Fleischhauer Das geistliche Furstentum Konstanz beim Ubergang an Baden Heidelberg 1934 Ludger Beckmann Konstanzer Bischofe vom 13 zum 14 Jahrhundert Freiburg im Breisgau 1995 Konstantin Maier Das Domkapitel von Konstanz und seine Wahlkapitulationen Ein Beitrag zur Geschichte von Hochstift und Diozese in der Neuzeit Stuttgart 1990 ISBN 3 515 04362 4 Rudolf Reinhardt Die Beziehungen von Hochstift und Diozese Konstanz zu Habsburg Osterreich in der Neuzeit Wiesbaden 1966 Andreas Bihrer Handbuch Hofe und Residenzen im spatmittelalterlichen Reich Band 15 I S 368 370 pdf Eberhard Achtermann Der Besitzstand des Hochstifts Konstanz zu Anfang des 18 Jahrhunderts In Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 103 Jg 1985 S 93 106 Digitalisat Franz Ludwig Baumann Die Territorien des Seekreises 1800 Karlsruhe Braun 1894 Badische Neujahrsblatter 4 im Internet Archive Hugo Hungerbuhler Staat und Kirche im Thurgau wahrend Helvetik und Mediation 1798 1814 I Teil Digitalisat Konrad Beyerle Grundherrschaft und Hoheitsrechte des Bischofs von Konstanz in Arbon Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Stadtverfassung in Schriften des Vereins fur Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 32 Jg 1903 S 31 116 bodenseebibliotheken eu 34 Jg 1905 S 25 146 bodenseebibliotheken eu Helene Hasenfratz Die Landgrafschaft Thurgau vor der Revolution von 1798 Frauenfeld 1908 Inaugural Dissertation der Universitat Zurich im Internet Archive Anneliese Muller Hochstift Konstanz In Historischer Atlas von Baden Wurttemberg Erlauterungen Beiwort zu Karte 6 8 Entwicklung ausgewahlter geistlicher Territorien in Sudwestdeutschland von Meinrad Schaab H M Maurer Anneliese Muller Hans Pfeifer S 12 16 Landeskundliches Informationssystem Baden Wurttemberg LeoBW Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Bistum Konstanz Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Publikationen zum Hochstift Konstanz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Franz Xaver Bischof Konstanz Furstbistum In Historisches Lexikon der Schweiz Geschichte des Hochstifts bei Landeskunde entdecken online LEO BW Bernhard Peter Wappen der Konstanzer Furstbischofe auf www welt der wappen deEinzelnachweise Bearbeiten ohne die im Bereich der Eidgenossenschaft gelegenen Besitzungen die bereits 1798 der Helvetischen Republik zugeschlagen wurden s Schwarzmaier S 479 a b c d e f Franz Xaver Bischof Konstanz Furstbistum In Historisches Lexikon der Schweiz Diese Abschnitte basieren weitgehend auf dem Eintrag im Historischen Lexikon der Schweiz HLS der gemass den Nutzungshinweisen des HLS unter der Lizenz Creative Commons Namensnennung Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4 0 International CC BY SA 4 0 steht W H Mayer Heimatbuch fur den Amtsbezirk Waldshut Verlag A Philipp Waldshut Baden 1926 S 211 f Ralf Seuffert Konstanz 2000 Jahre Geschichte 2 Auflage UVK Verlagsgesellschaft Konstanz 2013 S 16 siehe Baumann S 13 siehe Muller S 15 nach Helene Hasenfratz Die Landgrafschaft Thurgau vor der Revolution von 1798 Frauenfeld 1908 Inaugural Dissertation der Universitat Zurich S 68 84 im Internet ArchiveNormdaten Geografikum GND 4110360 9 lobid OGND AKS VIAF 236395136 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochstift Konstanz amp oldid 231895919