www.wikidata.de-de.nina.az
Sigismund Karl Johann Freiherr von Reitzenstein 3 Februar 1766 in Nemmersdorf 5 Marz 1847 in Karlsruhe war ein badischer Diplomat und Politiker Sigismund von Reitzenstein Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Ehrungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenReitzenstein stammte aus dem gleichnamigen ursprunglich frankischen Adelsgeschlecht von Reitzenstein Er war das dritte Kind von funf des Freiherrn Sigmund von Reitzenstein und dessen Frau Auguste Der Vater stand in den Diensten des Markgrafen von Bayreuth Nach dem Tod des Vaters 1770 standen die Kinder unter Vormundschaft von Verwandten und wurden von Hauslehrern erzogen Reitzenstein begann mit funfzehn Jahren ein Studium der Rechtswissenschaft in Erlangen Er wechselte 1783 an die im 18 Jahrhundert als besonders fortschrittlich geltende Universitat Gottingen Nach dem Studium begann er eine Beamtenlaufbahn Zunachst arbeitete er als Sekretar fur den Minister Friedrich Karl von Seckendorff Dieser vertrat den Markgrafen Karl Alexander von Brandenburg Ansbach in dessen Bayreuther Besitzungen Anschliessend trat er 1788 in den badischen Staatsdienst ein Karl Friedrich von Baden ernannte ihn zum Hofrat im Hofratskollegium und 1790 zum Kammerherren Danach war Reitzenstein Landvogt des Oberamts Rotteln mit Sitz in Lorrach Im Jahr 1793 heiratete er Im Jahr 1796 handelte Reitzenstein in Paris einen Separatfrieden Badens mit der franzosischen Republik aus Im August 1798 wurde er zum Gesandten Badens in Frankreich ernannt bis zum Juni 1803 ubte er das Amt in Paris aus 1 In den folgenden Jahren als es zunachst nur darum ging Baden als Staat zu erhalten pladierte Reitzenstein fur eine feste Bindung an Frankreich Den Versuch zwischen Frankreich und Osterreich zu lavieren lehnte er ab Durch die dabei geknupften Verbindungen konnte er in der Reichsdeputation 1803 die Vervielfachung des Territoriums Badens sowie die Ubertragung der Kurwurde der Pfalz auf Baden erreichen Die Hauptaufgabe der kommenden Jahre beschrieb er 1803 in den Wochen seines Abschieds als badischer Gesandter in Paris deutlich einem zwar um das Doppelte vermehrten aber aus einer Menge heterogener Bestandteile zusammengesetzten Lande eine durchaus neue Gestalt zu geben 2 Reitzenstein in gleicher Sache per Brief im Juni 1803 an Ludwig von Baden Der Plan und der Wille ist noch immer derselbe die am ganzlichen Zusammenhang des Landes fehlenden Lucken aufzufullen Die auf eine hannoverische Teilung gemacht werdenden Speculationen auf der einen Seite und die Moglichkeit eines Continentalkrieges auf der anderen bieten mannichfache Combinationen zur Realisierung jenes Planes dar 3 Dabei setzte er bereits in dieser Zeit darauf sich gegenuber den Prinzipien der Franzosischen Revolution zu offnen 1803 zwangen ihn die Folgen einer Typhuserkrankung sich vorubergehend aus der Politik zuruckzuziehen Nach seiner Ruckkehr aus Frankreich stand Reitzenstein zunachst innenpolitisch im Schatten des eher konservativen Johann Nicolaus Friedrich Brauer wirkte aber auf Bitte des Kurfursten Karl Friedrich von Baden vom Herbst 1805 bis Herbst 1806 als Kabinettsminister in der badischen Regierung 4 Wahrend dieser Zeit kehrte er 1806 nochmals nach Paris zuruck um uber die geplante Verheiratung von Napoleons Adoptivtochter Stephanie de Beauharnais mit Karl Ludwig Friedrich von Baden zu verhandeln In den folgenden Jahren ab Herbst 1806 war Reitzenstein vor allem mit der Reorganisation und Reform der Universitat Heidelberg beschaftigt Dabei widersetzte er sich dort wie auch spater bei der Universitat Freiburg im Breisgau zu direkten Staatseingriffen die die Selbstverwaltung der Universitaten ernsthaft in Frage stellte 5 Vorbild fur die Reform war die Universitat Gottingen die Reitzenstein von seinem fruheren Studium her kannte 6 Reitzenstein richtete in Heidelberg ein philologisches und ein damit verbundenes padagogisches Seminar ein Von 1809 bis 1810 war Reitzenstein erneut Staats und Kabinettsminister In diesem Amt trug er massgeblich zur Vereinheitlichung und Neugliederung des aus verschiedenen fruher selbststandigen Herrschaftsgebieten zusammengewurfelten Landes nach franzosischem Vorbild bei Insbesondere zielte er darauf ab die alten standischen Einflusse eines bigotten ohnwissenden herrschsuchtigen und eigennutzigen Klerus und einen ohnkultivierten den Mangel an Aufklarung durch Stolz ersetzenden 7 Adel sowie den stadtischen Aristokratismus zu bekampfen Er war davon uberzeugt dass der Wandel nur durch ein wenn notig auch hartes Vorgehen des Staates moglich sei Dies ging so weit dass die Presse monopolisiert wurde und oppositionelle Zeitungen verboten wurden Reitzenstein wurde zum eigentlichen Grunder des modernen badischen Staates Trotz seiner grundsatzlich positiven Haltung gegenuber Frankreich intrigierte der franzosische Botschafter gegen Reitzenstein Dies fuhrte 1810 zum Ende seiner Regierung 1813 trug Reitzenstein dazu bei Baden in die Allianz gegen Napoleon zu fuhren 1817 war er unter Grossherzog Karl erneut Regierungschef und massgeblich daran beteiligt eine relativ freiheitliche und moderne Verfassung zu verabschieden Diese trat am 22 August 1818 in Kraft Von 1832 bis 1842 war Reitzenstein nochmals Staatsminister In diesem Amt bekampfte er die liberalen demokratischen und nationalen Bestrebungen dieser Zeit Nach seinem Tod wurde er zwar mit einem Staatsbegrabnis geehrt geriet aber spater weitgehend in Vergessenheit Sein Grabstein steht in der Gruftenhalle des Alten Friedhofs in Karlsruhe nbsp Grabplatte in der Gruftenhalle in KarlsruheEhrungen Bearbeiten1802 Grosskreuz des badischen Hausordens der Treue 8 1815 Grosskreuz des Zahringer Lowen Ordens 9 Literatur BearbeitenFriedrich von Weech Reitzenstein Sigmund Karl Johann Freiherr von In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 30 Duncker amp Humblot Leipzig 1890 S 69 f Hansmartin Schwarzmeier Sigismund von Reitzenstein In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 404 f Digitalisat Hans Merkle Der Plus Forderer Der badische Staatsmann Sigismund von Reitzenstein und seine Zeit G Braun Buchverlag Karlsruhe 2007 ISBN 978 3 7650 8352 5 Paul Nolte Staatsbildung und Gesellschaftsreform Politische Reformen in Preussen und den suddeutschen Staaten 1800 1820 Frankfurt New York Campus Verlag 1990 ISBN 3 593 34292 8 Manfred Vasold Sigismund Karl Johann von Reitzenstein Badischer Staatsmann und Modernisierer 1766 1847 In Lebensbilder aus Baden Wurttemberg Bd 22 2007 S 78 107 Friedrich von Weech Sigmund Karl Johann Freiherr von Reitzenstein in Friedrich von Weech Hrsg Badische Biographien 2 Theil Heidelberg 1875 S 179 181 Digitalisat Einzelnachweise Bearbeiten Hans Merkle Der Plus Forderer Der badische Staatsmann Sigismund von Reitzenstein und seine Zeit Karlsruhe Leinfelden Echterdingen 2006 S 82 S 114 zit nach Nolte S 118 Politische Correspondenz Karl Friedrichs von Baden 1783 1806 Sechster Band Heidelberg 1915 S 193 Brief Nr 228 im Internet Archive Merkle Plus Forderer S 132 S 165f Merkle S 124 S 166 S 172 S 259f Merkle S 20 zit nach Nolte S 119 Hof und Staatshandbuch des Grossherzogtums Baden 1834 Seite 33 Digitalisat der Badischen Landesbibliothek Hof und Staatshandbuch des Grossherzogtums Baden 1834 Seite 51 Digitalisat der Badischen LandesbibliothekVorgangerAmtNachfolgerLudwig Karl von BerckheimLandvogt von Rotteln 1792 1797August von KalmPrasidenten des Staatsministeriums im Grossherzogtum Baden Sigismund von Reitzenstein Conrad Karl Friedrich von Andlau Birseck Christian Heinrich Gayling von Altheim Karl Christian von Berckheim Sigismund von Reitzenstein Wilhelm Ludwig von Berstett Sigismund von Reitzenstein Ludwig Georg Winter Karl Friedrich Nebenius Friedrich von Blittersdorf Christian Friedrich von Boeckh Karl Friedrich Nebenius Johann Baptist Bekk Karl Georg Hoffmann Friedrich Adolf Kluber Ludwig Rudt von Collenberg Bodigheim Franz von Stengel Jurist Anton von Stabel Karl Mathy Julius Jolly Ludwig Turban der Altere Wilhelm Nokk Arthur von Brauer Alexander von Dusch Heinrich von und zu Bodman Normdaten Person GND 119059630 lobid OGND AKS LCCN n2007044180 VIAF 67267528 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reitzenstein Sigismund vonALTERNATIVNAMEN Reitzenstein Sigismund Karl Johann Freiherr vonKURZBESCHREIBUNG badischer Diplomat und PolitikerGEBURTSDATUM 3 Februar 1766GEBURTSORT NemmersdorfSTERBEDATUM 5 Marz 1847STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Sigismund von Reitzenstein amp oldid 232982677