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Karl Friedrich Wilhelm Mathy 17 Marz 1807 in Mannheim 3 Februar 1868 in Karlsruhe war ein badischer Journalist und Politiker Nachdem er in jungen Jahren aus politischen Grunden in die Schweiz emigrieren musste und auch nach seiner Ruckkehr nach Baden 1840 noch zur linken Opposition zahlte wurde er kurz vor Ausbruch der Marzrevolution zu einem der fuhrenden Vertreter des gemassigten suddeutschen Liberalismus Karl Mathy Lithografie nach einer Zeichnung von Valentin Schertle 1846 Er war unter anderem Herausgeber der Deutschen Zeitung Mitorganisator der Heppenheimer Tagung Mitglied des Funfzigerausschusses und fuhrender Vertreter der Casino Fraktion in der Frankfurter Nationalversammlung Nach der Niederschlagung der Revolution begann er eine Karriere als Bankier wechselte spater wieder in den badischen Staatsdienst und wurde schliesslich 1866 als Prasident des Staatsministeriums Regierungschef in Baden Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung 2 Oppositioneller Journalist im Vormarz 3 Wendung zum gemassigten Liberalen 3 1 Liberaler Journalismus und Marzrevolution 3 2 Frankfurter Nationalversammlung und Kleindeutsche Losung 4 Karriere als Bankier 5 Wiedereintritt in den badischen Staatsdienst 6 Ehrungen 7 Schriften 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung BearbeitenMathy war Sohn des Lyzealprofessors Johann Peter Arnold Mathy Dieser war nach Studium am Heidelberger Jesuitenkolleg ursprunglich katholischer Geistlicher ehe er nach Streitigkeiten mit der Lazaristenbewegung in den Lehrerberuf wechselte 1805 zum Protestantismus ubertrat und im fortgeschrittenen Alter mit seiner langjahrigen Haushalterin Anna Maria Joerg eine Familie grundete der acht Kinder entstammten 1 Nach dem Abschluss des Lyzeums studierte Mathy von 1824 bis 1828 Rechts und Kameralwissenschaften an der Universitat Heidelberg Dort wurde er 1824 Mitglied der Alten Heidelberger Burschenschaft Nach dem Ende des Studiums reiste er zu Studienzwecken aber auch aus politischen Grunden nach Paris Begeistert vom Philhellenismus hoffte Mathy dort vom Philhellenistischen Comitee Mittel fur eine Reise nach Griechenland zu erhalten um die dortige Freiheitsbewegung aktiv zu unterstutzen Nachdem er jedoch nicht in den Freiwilligenverband von Graf Harcourt aufgenommen worden war kehrte er nach Heidelberg zuruck und bestand die Aufnahmeprufung in den Staatsdienst mit sehr gut 1829 trat er dann als Kameralpraktikant in Mannheim in den badischen Staatsdienst ein 1832 wechselte er zur Steuerdirektion nach Karlsruhe Von seinen Vorgesetzten gut beurteilt schien Mathy eine rasche Karriere im Staatsdienst bevorzustehen zumal der neue Grossherzog Leopold einen vergleichsweise liberalen Kurs verfolgte Oppositioneller Journalist im Vormarz BearbeitenIn Karlsruhe nahm Mathy regelmassig als Zuschauer an den Debatten in der Zweiten Kammer der Standeversammlung teil und begann fur mehrere lokale Zeitungen uber die nach der Julirevolution in Frankreich kontroverser werdenden Debatten zu berichten 1831 veroffentlichte er die Schrift Vorschlage uber die Einfuhrung einer Vermogenssteuer in Baden mit der er die Aufmerksamkeit Karl von Rottecks auf sich zog Rotteck vermittelte Mathy daraufhin als Berichterstatter uber die badischen Kammerverhandlungen an die renommierte Augsburger Allgemeine Zeitung Gleichzeitig schrieb Mathy Artikel fur weitere Zeitungen 1832 grundete Mathy mit der Zeitschrift Der Zeitgeist eine eigene politische Publikation in der er fur die deutsche Einigung und politische Reformen eintrat In dieser Zeit auch materieller Sicherheit kundigte Mathy die Hochzeit mit Anna Maria Franziska Stromeyer an Die fur 1833 geplante Hochzeit scheiterte aber zunachst an den Folgen seines politischen Engagements bevor sie dann im gleichen Jahr am 17 Juli in Schwetzingen doch noch stattfinden konnte Mathy hatte als Zuschauer am Hambacher Fest teilgenommen Bei der danach einsetzenden Verfolgung fuhrender Teilnehmer half er Bekannten und Freunden wie seinem Schwager Franz Stromeyer den Verhaftungen zu entkommen Dies und die einsetzenden Unterdruckungsmassnahmen des Deutschen Bundes nach dem Frankfurter Wachensturm fuhrten dazu dass er seines Amtes enthoben wurde 1833 wurde Mathy aus dem Staatsdienst entlassen und vier Wochen in Untersuchungshaft genommen Anschliessend verdiente er seinen Lebensunterhalt eher sparlich mit Artikeln fur das Rotteck Welckersche Staatslexikon und journalistische Gelegenheitsarbeiten 2 Als die Mainzer Zentraluntersuchungskommission aufgrund seiner vielfaltigen Kontakte zur politischen Opposition von der badischen Regierung 1835 zum dritten Mal seine Verhaftung forderte floh er mit seiner Familie uber Strassburg in die Schweiz wo er von Johann Rudolf Schneider unterstutzt wurde und als Lehrer und Journalist in Biel und Aarau arbeitete Als Mitstreiter Mazzinis verfasste er Artikel unter anderem fur die Konstanzer Seeblatter und La jeune Suisse Nachdem er in der Schweiz am 11 Juli 1836 verhaftet und wegen des Verdachts auf Zugehorigkeit zu Mazzinis Geheimbund Junges Europa in Untersuchungshaft genommen wurde konnte seine Frau die Freilassung aus der Haft erwirken Er entzog sich dem Zugriff der Berner Behorden durch Flucht und bewarb sich als Gymnasiallehrer in Aarau Er bekam die Stelle jedoch nicht und trat 1837 eine Stelle als Lehrer in Grenchen an wo die Familie Zuflucht gefunden hatte Im Oktober 1837 wurde die Berner Untersuchung gegen Mathy eingestellt und auch eine Ausweisung drohte ihm nicht mehr In den folgenden Jahren lebte Mathy als Lehrer in Grenchen Er kehrte 1840 nach Karlsruhe zuruck nachdem er dort von den politischen Vorwurfen freigesprochen worden war 3 Er verdiente seinen Lebensunterhalt als profilierter Journalist und schrieb unter anderem fur die lokale Badische Zeitung die Kolnische Zeitung und das Mannheimer Journal Ab 1842 war er Herausgeber der Landtagszeitung Neben tagespolitischen Beitragen machte er sich vor allem in finanzpolitischen Fragen einen Namen Bereits 1835 hatte Mathy eine Schrift uber den Beitritt Badens zum Deutschen Zollverein veroffentlicht 4 Im Jahr 1837 wurde eine Schrift von ihm uber die Ablosung des Zehnten im Kanton Bern mit einem Preis ausgezeichnet Wendung zum gemassigten Liberalen Bearbeiten nbsp Zeitgenossische Darstellung einer Sitzung der Zweiten Kammer der Badischen Standeversammlung im Jahr 1845 nbsp Mathy spricht vom Balkon des Mannheimer Rathauses von der Mannheimer Burgerwehr vor protestierenden Anhangern Heckers geschutzt 1842 wurde Mathy Abgeordneter in der Zweiten Kammer der Badischen Standeversammlung und 1846 auch Mitglied im Mannheimer Gemeinderat Seit 1844 nahm er an den als Hallgartenkreis bekannten Treffen auf Adam von Itzsteins Gut in Hallgarten teil Aufgrund seiner politischen Vergangenheit und seiner journalistischen Tatigkeit zahlte Mathy schnell zu den einflussreichsten Oppositionellen in der Standeversammlung Nach dem Ende der konservativen Ara Blittersdorf setzte Baden unter den Regierungen von Boeckh und insbesondere Bekk auf ein liberales Reformprogramm das zumindest ansatzweise die langjahrigen Forderungen der traditionell von Beamten und Professoren gepragten liberalen Opposition in der Standeversammlung aufgriff Nicht zuletzt aufgrund der dadurch eroffneten Moglichkeiten beispielsweise der vergleichsweise freieren Presse bildete sich in der Standeversammlung Ende 1846 ein radikalerer Flugel um Politiker wie Friedrich Hecker Lorenz Brentano und Joseph Ignatz Peter heraus der die bisherige Politik der liberalen Opposition als zu kompromissbereit und nicht entschieden genug ansah Mathy war fur lange Zeit eines der verbindenden Elemente zwischen diesen Flugeln und wurde von beiden Seiten sowohl den abwertend als Halben bezeichneten Gemassigten um Georg Gottfried Gervinus und Carl Theodor Welcker als auch den sich als Ganzen bezeichnenden radikaleren Politikern die zunehmend revolutionare Forderungen stellten als einer der Ihren anerkannt 5 Das verbindende Element war insbesondere der Kampf fur die Gewahrung weiterer Burgerrechte bei dem Mathy haufig auf die immer noch bestehende Zensur hinwies Bei aller Kritik war Mathy allerdings bereit in Sachfragen auch die Regierung zu unterstutzen Er galt insbesondere als Spezialist fur Wirtschaftsfragen und verkorperte in hohem Masse den Vorlaufer eines Realpolitikers 6 Wahrend der Wirtschaftskrise von 1847 stimmte er einem Regierungsantrag zu einige grossere Fabriken des Landes mit staatlichen Mitteln zu unterstutzen um so den Anstieg der Erwerbslosigkeit zu verhindern Durch diese gemassigte Haltung wurden die politischen Unterschiede zwischen Mathy und radikaleren Oppositionellen wie Friedrich Hecker Gustav Struve Joseph Fickler oder Lorenz Brentano starker Als sich im Fruhjahr 1848 der linke Flugel weiter radikalisierte und die Ganzen mehr und mehr zur offenen Gewalt und zum Umsturz der gesellschaftlichen Verhaltnisse aufriefen kam es zum Bruch Mathys mit den Linken nachdem es bereits Ende 1847 am Rande einer Sitzung der Standeversammlung zur Verabredung eines dann doch nicht durchgefuhrten Duells zwischen Hecker und Mathy gekommen war 7 Mathy vertrat spatestens ab 1848 ein gemassigtes liberales Programm das auf ein vereintes Deutschland in Form einer konstitutionellen Monarchie abzielte Daruber hinaus trat er im Gegensatz zu den radikalen Demokraten fur Handels und Gewerbefreiheit sowie die Aufhebung von Zollgrenzen ein Allerdings war er keineswegs der Vertreter eines unbeschrankten Wirtschaftsliberalismus etwa im Gefolge von Adam Smith Vielmehr forderte Mathy staatliches Handeln auch im wirtschaftlichen Bereich um das Missverhaltnis zwischen Kapital und Arbeit auszugleichen So pladierte er fur die Schaffung einer badischen Bank oder den Ausbau des Eisenbahnnetzes Hinzu kamen Forderungen nach einer Steuerreform die allzu grosse Besitzunterschiede ausgleichen sollte Verbesserung der Bildungsmoglichkeiten fur untere Schichten und eine aktive Sozialpolitik Dazu zahlte unter anderem die Forderung nach Verkurzung der Arbeitszeiten Versicherungseinrichtungen und die Schaffung neuer Verdienstmoglichkeiten Im Sinne von Mathy ging es nicht darum wie bisher Mussigganger mit Klostersuppe zu futtern sondern eine liberale Sozialpolitik sollte dazu dienen Arbeit zu verschaffen die beste Armenpflege die zugleich die Armen intelligent macht wahrend sie in anderer Weise verkommen wurden 8 Auf lange Sicht sollte die Sozialpolitik dazu dienen das Leitbild des suddeutschen Liberalismus eine Burgergesellschaft mittlerer Existenzen Lothar Gall umzusetzen Der angestrebte Wirtschaftsaufschwung sollte dazu dienen den Mittelstand zu stutzen und zu verbreitern Eine solche Gesellschaft sei besser geeignet eine angemessene Verteilung des Volkseinkommens zu gewahrleisten als grosse Unternehmer mit vielen Tagarbeitern 8 Liberaler Journalismus und Marzrevolution Bearbeiten nbsp Erstausgabe der Deutschen Zeitung vom 1 Juli 1847 mit Nennung von Mathy in der Herausgeberzeile nbsp Der Tagungsort der Heppenheimer Versammlung Der Halbe Mond in Heppenheim Stahlstich von Grunewald Lambert 1840 1843 grundete Mathy zusammen mit Friedrich Daniel Bassermann in Mannheim die Bassermann sche Verlagsbuchhandlung die von Anfang an auf ein politisches Verlagsprogramm im Sinne des Liberalismus setzte Zum journalistischen Flaggschiff des Verlags wurde die ab dem 1 Juli 1847 in Heidelberg erscheinende liberal intellektuelle Deutsche Zeitung Die Deutsche Zeitung wurde von Bassermann und Mathy zusammen mit Liberalen aus dem ganzen Deutschen Bund als politische Sammlungsbewegung verstanden die die politischen Handlungsstrange in den einzelnen Staaten des Deutschen Bundes zusammenfuhren und dazu beitragen sollte eine gemeinsame liberale Meinung herauszubilden und politisch zu unterstutzen Zusammen mit Gervinus Gustav Hofken Karl Mittermaier und Ludwig Hausser zahlte Mathy auch zum Herausgebergremium der Zeitung und schrieb insbesondere wirtschaftspolitische Beitrage Nach dem Verkauf der Zeitung an die Weidmannsche Buchhandlung zum 1 Oktober 1848 wurde Mathy freier Mitarbeiter der Deutschen Zeitung 9 Im Rahmen eines Besuchs David Hansemanns 1847 der der Organisation der Deutschen Zeitung diente wurde im Buro Mathys die Idee geboren dass sich die liberalen Kammerabgeordneten in den deutschen Landern untereinander abstimmen sollten um mit gleichgerichteten Antragen fur Burgerrechte und nationale Einheit den Druck auf die konservativen Regierungen des Deutschen Bundes zu erhohen Zusammen mit Bassermann und Hansemann war Mathy anschliessend Organisator der Heppenheimer Tagung vom 10 Oktober 1847 die diese Ziele umsetzen sollte Das massgeblich von Hansemann formulierte 10 dort beschlossene politische Programm das die Einigung Deutschlands durch den Ausbau des Deutschen Zollvereins zu einer politischen Institution mit Exekutive und Zollparlament vorsah wurde durch einen Bericht Mathys in der Deutschen Zeitung der Offentlichkeit zuganglich gemacht 11 und fuhrte zu einer lebhaften Diskussion im Deutschen Bund Ebenso unterstutzte Mathy im Februar 1848 in der zweiten Kammer der Standeversammlung den auf den Heppenheimer Diskussionen basierenden Antrag von Bassermann eine Volksvertretung beim Deutschen Bund einzurichten Dieser Antrag wird allgemein als einer der Meilensteine zur Marzrevolution angesehen Frankfurter Nationalversammlung und Kleindeutsche Losung Bearbeiten Die gemassigte reformerische Haltung und Ablehnung von Republikanismus und Radikalismus bestimmte Mathys Handeln wahrend der Revolution von 1848 49 Am 27 Februar 1848 war er Prasident der Mannheimer Volksversammlung und wurde Hauptmann in der Mannheimer Volkswehr Im Marz des gleichen Jahres war er Teilnehmer der Heidelberger Versammlung der 51 die einen Siebenerausschuss wahlte welcher wiederum die Einladungen zum Vorparlament dem Mathy ebenfalls angehorte aussprach Anschliessend war Mathy Abgeordneter im Funfzigerausschuss und dessen Bevollmachtigter in der Schleswig Holstein Frage In diesem Gremien pladierte er weiterhin nicht fur eine revolutionare Losung sondern fur eine Reform des deutschen Bundes Seine antiradikale Haltung zeigte sich am 8 April 1848 als er am Karlsruher Bahnhof eigenmachtig und in seiner Funktion als Kammerabgeordneter illegal die Verhaftung des leitenden Redakteurs der radikalen Seeblatter Joseph Fickler anordnete Diese Aktion war einer der unmittelbaren Ausloser fur den Heckeraufstand mit dem Hecker auch seiner befurchteten eigenen Verhaftung zuvorkommen wollte Die antiradikale Haltung fuhrte dazu dass Mathy in die badische Marzregierung eintrat und ihr von April 1848 bis Mai 1849 als wenig einflussreicher Minister ohne Geschaftsbereich angehorte Gleichzeitig wurde er Mitglied des badischen Staatsrates Ab dem 18 Mai 1848 war Mathy Abgeordneter fur Calw in der Frankfurter Nationalversammlung wo er von Beginn an zu den fuhrenden Mitgliedern der Casino Fraktion zahlte Obwohl Mathy die Einrichtung einer provisorischen Zentralgewalt ohne Zustimmung der einzelstaatlichen Regierungen durch Heinrich von Gagern eigentlich ablehnte trat er dennoch in die neue Zentralregierung als Unterstaatssekretar im Reichsfinanzministerium ein Diesen Posten hatte er von August 1848 bis Mai 1849 inne Bei den internen Beratungen der Zentralgewalt aber auch als Mitglied der Nationalversammlung spielte Mathy eine wichtige Rolle Am 21 Mai 1849 legte er zusammen mit weiteren Mitgliedern der Casino Fraktion sein Mandat aufgrund der Radikalisierung der Nationalversammlung nieder Wahrend der dann folgenden Reichsverfassungskampagne die in Baden zur Vertreibung des Grossherzogs im Rahmen der badischen Revolution fuhrte blieb Mathy bei seiner regierungstreuen Linie und ubernahm von Mai bis Juni 1849 in der Exilregierung Grossherzog Leopolds fur wenige Wochen als Prasident das Finanzministerium Anschliessend lebte Mathy kurzfristig als Journalist in Frankfurt Er versuchte weiterhin die Einigung Deutschlands im Sinne einer kleindeutschen Losung zu realisieren und unterstutzte dabei die von Joseph von Radowitz konzipierte Unionspolitik Preussens als fuhrender Protagonist der Gothaer Partei Neben der Teilnahme am Gothaer Nachparlament gehorte er zu den Liberalen die die Deutsche Zeitung von der Weidmannschen Buchhandlung zuruckerwarben um sie in ein Parteiorgan der kleindeutschen Liberalen umzuwandeln 12 1850 war Mathy Abgeordneter im Erfurter Unionsparlament Nach dem finanziellen Scheitern der Deutschen Zeitung und dem absehbaren Ende der Unionspolitik verlor Mathy noch seinen Sitz im Mannheimer Gemeinderat Als Folge zog sich Mathy vorlaufig aus der Politik zuruck und arbeitete wieder als Journalist in Mannheim unter anderem fur die Weserzeitung den Leipziger Grenzboten und das Mannheimer Journal Karriere als Bankier BearbeitenIm August 1854 trat Mathy auch aus der Bassermann schen Verlagsbuchhandlung aus und ging auf Vermittlung Gustav Mevissens als leitender Mitarbeiter zum Schaaffhausen schen Bankverein nach Koln 1855 wurde er Direktor von David Hansemanns Direction der Disconto Gesellschaft in Berlin wo er an der Umwandlung der Genossenschaftsbank in ein aktienbasiertes Kreditinstitut beteiligt war Ursprunglich von der Disconto Gesellschaft als langfristige Beteiligung gedacht hatte Mathy in Gotha uber die Grundung einer Bank fur Coburg Gotha verhandelt Aus diesem Grund wurde er auch 1857 beziehungsweise 1858 erster Direktor der Gothaer Privatbank in Gotha Diese Berufung kam gegen den Widerstand Hansemanns zu Stande da beide zu dieser Zeit zerstritten waren und sich erst spater wieder aussohnten Eine nachhaltige Rolle konnte Mathy bei der Entwicklung der Bank nicht spielen da er bald das Institut verliess und stattdessen 1859 erster Direktor der Allgemeinen Deutschen Credit Anstalt in Leipzig wurde 13 14 Wiedereintritt in den badischen Staatsdienst BearbeitenMit dem Auslaufen der Reaktionszeit begann Mathy bereits in Gotha sich wieder in politischen Flugschriften zu Wort zu melden 15 Im Jahr 1862 wurde Mathy als Anhanger der kleindeutschen Losung in die badische Regierung von Anton von Stabel berufen Er ubernahm dabei die Position des Vorsitzenden Rates im Finanzministerium und die Leitung der Hofdomanenkammer 1864 wurde er erster Prasident des neu geschaffenen Handelsministeriums Ausserdem war er seit 1863 Bevollmachtigter des Landes beim Deutschen Zollverein Vor allem als Handelsminister spielte Mathy eine wichtige Rolle beim Ausbau des Eisenbahn und Verkehrswesens unter anderem durch Errichtung der Schwarzwaldbahn und der Badischen Odenwaldbahn Nach dem Rucktritt des Aussenministers Franz von Roggenbach trat er weiterhin letztlich vergeblich fur die kleindeutsche Losung ein Nachdem er den Kriegseintritt Badens auf Seiten Osterreichs im Krieg von 1866 nicht verhindern konnte legte Mathy seine Regierungsamter nieder Nach dem preussischen Sieg und dem darauf folgenden Rucktritt der Regierung Anton von Stabels berief Grossherzog Friedrich I Mathy am 27 Juli 1866 zum Prasidenten des Staatsministeriums Daneben ubernahm er erneut das Finanz und Handelsministerium wo er sich weiter um die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur bemuhte beispielsweise durch die Vorbereitungen zum Abschluss der Mannheimer Akte zur Rheinschifffahrt Sein wichtigstes politisches Ziel als Regierungschef war der Anschluss Badens an den Norddeutschen Bund Dazu gehorte nicht zuletzt die Verhinderung eines Sudbundes wie ihn der Prager Friede vorsah Ausserdem bemuhte er sich darum die militarischen Strukturen Badens an die des Norddeutschen Bundes anzugleichen und nahm Einfluss auf die Neuorganisation des Deutschen Zollvereins der jetzt auch eine parlamentarische Vertretung erhielt Innenpolitisch bedeutete die Regierung Mathys eine Abkuhlung der Beziehungen zur Zweiten Kammer Im Gegensatz zur vorhergehenden Regierung Stabel regierten Mathy und sein Innenminister Julius Jolly ohne Rucksicht auf parlamentarische Mehrheiten Zwar wahrte die Regierung rechtsstaatliche Prinzipien sie beteiligte die Kammer jedoch nur sparlich am Regierungsprozess Entsprechend forderte die Zweite Kammer vehement und schliesslich mit Erfolg die Kodifizierung all jener Rechte die sie unter Stabel de facto besessen hatte insbesondere Gesetze zur Pressefreiheit und zur Ministerverantwortlichkeit Die Verfassungsanderungen der Regierung Mathy von 1867 sowie 1868 brachten der Standeversammlung das gewunschte Gesetzesinitiativrecht und das Recht der Ministeranklage Die Zweite Kammer erhielt zudem das Recht ihren Prasidenten selbst zu wahlen 16 Mathy starb in der Nacht vom 2 zum 3 Februar 1868 an einem Herzleiden Ehrungen BearbeitenIn Karlsruhe wurde 1912 die Mathystrasse nach Karl Mathy benannt Die Mannheimer Karl Mathy Strasse befindet sich im Stadtteil Wohlgelegen und ist 1919 erstmals im Stadtplan nachweisbar Auch die Karl Mathy Strasse in Grenchen ist nach Mathy benannt Schriften BearbeitenVorschlage uber die Einfuhrung einer Vermogenssteuer in Baden 1831 Betrachtungen uber den Beitritt Badens zu dem deutschen Zollverein Selbstverlag des Autors Karlsruhe 1834 4 Literatur BearbeitenErich Angermann Karl Mathy als Sozial und Wirtschaftspolitiker 1842 48 In ZGO 1955 S 499 622 Friedrich Daniel Bassermann Denkwurdigkeiten Herausgegeben von Ernst von Bassermann Jordan und Friedrich von Bassermann Jordan Frankfurter Verlags Anstalt Frankfurt 1926 Heinrich Best Wilhelm Weege Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848 49 Droste Dusseldorf 1998 ISBN 3 7700 0919 3 S 230 231 Alden Frank Briscoe The liberalism of Karl Mathy Diss Harvard 1963 Helge Dvorak Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft Band I Politiker Teilband 4 M Q Winter Heidelberg 2000 ISBN 3 8253 1118 X S 48 51 Gustav Freytag Karl Mathy 1870 Lothar Gall Burgertum in Deutschland Siedler Munchen 1989 ISBN 3 88680 259 0 Wolfgang von Hippel Revolution im deutschen Sudwesten Schriften zur politischen Landeskunde Baden Wurttembergs Band 26 Verlag W Kohlhammer Stuttgart 1998 Ulrike von Hirschhausen Liberalismus und Nation Die Deutsche Zeitung 1847 1850 Beitrage zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Bd 115 Droste Dusseldorf 1998 ISBN 3 7700 5215 3 Roland Hoede Die Heppenheimer Versammlung vom 10 Oktober 1847 W Kramer Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 7829 0471 0 Dieter Langewiesche Liberalismus in Deutschland Suhrkamp Frankfurt am Main 1988 ISBN 3 518 11286 4 Hildegard Muller Liberale Presse im badischen Vormarz Die Presse der Kammerliberalen und ihre Zentralfigur Karl Mathy 1840 1848 Heidelberg 1986 ISBN 3 533 03839 4 Friedrich von Weech Mathy Karl In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 20 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 595 600 Wurzeln in Thuringen Die Privatbank zu Gotha In Bank und Geschichte Nr 12 Dezember 2006 Gustav Tobler Karl Mathys Briefe an Johann Rudolf Schneider In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 6 1907 S 1 95 Digitalisat Gustav Tobler Briefe von Johann Rudolf Schneider an Karl Mathy In Basler Zeitschrift fur Geschichte und Altertumskunde Bd 15 1916 S 215 230 Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Karl Mathy Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Karl Mathy im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Loyd E Lee Karl Mathy englisch Erich Angermann Mathy Karl In Neue Deutsche Biographie NDB Band 16 Duncker amp Humblot Berlin 1990 ISBN 3 428 00197 4 S 380 f Digitalisat Nachlass BArch N 2184Einzelnachweise Bearbeiten Gall Burgertum S 261 Gall Burgertum S 263 f von Hippel Revolution S 54 a b Scan von Betrachtungen uber den Beitritt Badens zu dem deutschen Zollverein bei Google Books von Hippel Revolution S 47 ff sowie S 54 Hirschhausen S 38 Bassermann Denkwurdigkeiten S 26 a b Langewiesche Liberalismus S 30 Hirschhausen S 45 Bassermann Denkwurdigkeiten S 13 siehe Karl Mathy Versammlung von Kammermitgliedern aus verschiedenen deutschen Staaten In Deutsche Zeitung Heidelberg 1847 Nr 17 15 Oktober S 1 Online Version auch bei germanhistorydocs Hirschhausen S 85 f Wurzeln in Thuringen Die Privatbank zu Gotha S 2 Gustav Freytag Karl Mathy Geschichte seines Lebens Zweite Auflage Leipzig 1872 S 396 400 Gustav Freytag Aus meinem Leben Memento vom 4 September 2007 im Internet Archive Kapitel 11 Unter Konig Wilhelm Hans Fenske Der liberale Sudwesten Freiheitliche und demokratische Traditionen in Baden Wurttemberg Schriften zur politischen Landeskunde Baden Wurttembergs Band 5 Verlag W Kohlhammer Stuttgart 1981 S 128 130 Prasidenten des Staatsministeriums im Grossherzogtum Baden Sigismund von Reitzenstein Conrad Karl Friedrich von Andlau Birseck Christian Heinrich Gayling von Altheim Karl Christian von Berckheim Sigismund von Reitzenstein Wilhelm Ludwig von Berstett Sigismund von Reitzenstein Ludwig Georg Winter Karl Friedrich Nebenius Friedrich von Blittersdorf Christian Friedrich von Boeckh Karl Friedrich Nebenius Johann Baptist Bekk Karl Georg Hoffmann Friedrich Adolf Kluber Ludwig Rudt von Collenberg Bodigheim Franz von Stengel Jurist Anton von Stabel Karl Mathy Julius Jolly Ludwig Turban der Altere Wilhelm Nokk Arthur von Brauer Alexander von Dusch Heinrich von und zu Bodman Badische Finanzminister 1803 1945 Gayling Markgraf Ludwig Seckendorff Gemmingen Dalberg Turckheim Gayling Seckendorff Sensburg Dawans Fischer Boeckh Regenauer Hoffmann Regenauer Vogelmann Mathy Ellstatter Buchenberger Becker Honsell Rheinboldt Wirth H Kohler Schmitt Mattes W Kohler Normdaten Person GND 118812637 lobid OGND AKS LCCN n85287696 VIAF 50021955 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Mathy KarlALTERNATIVNAMEN Mathy Karl Friedrich Wilhelm vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Staatsminister in BadenGEBURTSDATUM 17 Marz 1807GEBURTSORT MannheimSTERBEDATUM 3 Februar 1868STERBEORT Karlsruhe Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Mathy amp oldid 239265279