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Als Heppenheimer Tagung oder Heppenheimer Versammlung wird ein Treffen von 18 fuhrenden sud und westdeutschen liberalen Politikern am 10 Oktober 1847 im Gasthof Zum halben Monde in Heppenheim an der Bergstrasse bezeichnet Ein wesentliches Diskussionsergebnis der Heppenheimer Tagung war die Forderung nach der Schaffung eines deutschen Nationalstaats und der Gewahrung von Burgerrechten Diese Forderungen konnen als Programm der gemassigten burgerlich liberalen Krafte im Vorfeld der Marzrevolution angesehen werden Gleichzeitig war das Treffen ein Wegbereiter der Frankfurter Nationalversammlung Der Tagungsort der Gasthof Zum halben Monde in einem Stahlstich von 1840 Inhaltsverzeichnis 1 Politisches Umfeld 2 Die Tagung 2 1 Organisation und Planung 2 2 Teilnehmer 2 2 1 Teilnehmer aus Baden 2 2 2 Teilnehmer aus Hessen Darmstadt 2 2 3 Teilnehmer aus Nassau 2 2 4 Teilnehmer aus Preussen 2 2 5 Teilnehmer aus Wurttemberg 2 3 Ergebnis der Versammlung 3 Heppenheimer Tagung und Offenburger Versammlung 4 Auswirkungen der Heppenheimer Tagung 5 Bezugnahme auf Heppenheim 6 21 Jahrhundert 7 Quellenangaben 8 Literatur 9 WeblinksPolitisches Umfeld BearbeitenDie nach der Franzosischen Revolution durch den napoleonischen Code civil in einigen deutschen Staaten eingefuhrten Burgerrechte sowie die anschliessend noch nach dem Wiener Kongress von 1815 meist in Anlehnung an Artikel 13 der Bundesakte in einigen Staaten des Deutschen Bundes gewahrten und oft an alte standesrechtliche Traditionen anknupfenden Verfassungen waren in den Jahren zwischen 1819 und 1830 durch die Karlsbader Beschlusse und weitere restaurative Massnahmen beschnitten worden Fur eine kurze Zeit gelang durch die 1830 aufkommenden Unruhen in Frankreich und Belgien nochmals eine Umkehr dieser Tendenz in deren Folge Staaten wie Sachsen oder das Kurfurstentum Hessen Verfassungen erhielten und in Baden die Pressefreiheit nicht mehr beeintrachtigt wurde Doch nach der Demonstration fur Burgerrechte und nationalstaatliche Einheit beim Hambacher Fest 1832 und dem erfolglosen Versuch einer bewaffneten Erhebung beim Frankfurter Wachensturm 1833 wurde der Druck auf die Vertreter konstitutioneller und demokratischer Ideen durch Zensur und Versammlungsverbote wieder erhoht Als Betatigungsfeld der parlamentarisch demokratischen Opposition und der Bewegung fur einen deutschen Nationalstaat verblieben danach im Wesentlichen nur noch die Kammerparlamente der Staaten in denen Landesverfassungen umgesetzt worden waren Dies gilt insbesondere fur die suddeutschen Staaten allen voran Baden Die Abgeordneten der unterschiedlichen Landerkammern hatten im Vormarz allerdings vergleichsweise wenig Kontakt untereinander wenngleich einzelne Politiker in ganz Deutschland uber personliche Netzwerke verfugten Hier ragt insbesondere der Hallgartenkreis um Adam von Itzstein heraus Aber auch andere bekannte Politiker wie Robert Blum David Hansemann oder Friedrich Daniel Bassermann verfugten uber ausgedehnte Kontakte in vielen Staaten des Deutschen Bundes Mitte der 1840er Jahre gab es infolge der Verstarkung des Nationalbewusstseins durch die Eskalation der Schleswig Holsteinischen Erhebung und der Errichtung der Festung Rastatt und der Bundesfestung Ulm sowie durch die Zunahme der sozialen und okonomischen Spannungen die in mehreren Staaten zu den Hungerunruhen 1847 fuhrten intensivere Versuche die Zusammenarbeit der oppositionellen liberalen und nationalstaatlichen Krafte zu vernetzen und zu vereinheitlichen so beispielsweise durch die Grundung der Deutschen Zeitung 1847 Die Tagung BearbeitenOrganisation und Planung Bearbeiten nbsp Adam von Itzstein nbsp David Hansemann nbsp Karl MathyIn diesem Zusammenhang kam es gemass einer schriftlichen Schilderung Itzsteins an Blum 1847 zu einem zufalligen Treffen Itzsteins mit Hansemann in der Wohnung des Mitherausgebers der Deutschen Zeitung Karl Mathy Hierbei vertrat Hansemann die Idee dass sich oppositionelle Kammerabgeordnete der Landtage Badens Wurttembergs Hessens und Rheinpreussens in einem gemeinsamen Treffen uber ein koordiniertes Verhalten in den jeweiligen Kammerparlamenten abstimmen sollten um der Idee der deutschen Einheit und der Burgerrechte zu einem grosseren Einfluss zu verhelfen Die Hoffnungen der Organisatoren gingen nach einem Schreiben Bassermanns an Heinrich von Gagern so weit dass wir hoffen durfen einen Anfang eines Deutschen Parlaments in Heppenheim zu bilden 1 In der Folge suchte Hansemann nach einem geeigneten Veranstaltungsort und entschied sich schliesslich fur das hessische Heppenheim Das landliche Heppenheim hatte den Vorteil abseits der Zentren potenzieller Revolutionare wie beispielsweise Mannheim gelegen zu sein Zugleich war es uber die neueroffnete Bahnstrecke Frankfurt am Main Heidelberg auch bequem von Norden uber Frankfurt am Main und von Suden uber Mannheim zu erreichen und verfugte mit dem Halben Mond auch uber ein uberregional bekanntes Gasthaus in Bahnhofsnahe Die Einladungen an die gewunschten Teilnehmer erfolgten ab dem 20 September 1847 durch Briefe Hansemanns Bassermanns und Mathys an ausgewahlte Landtagsabgeordnete die aufgefordert wurden ihrerseits weitere vertrauenswurdige Abgeordnete einzuladen Wahrend Hansemann insbesondere Abgeordnete aus dem Rheinland und Kurhessen einlud darunter Hermann von Beckerath Ludolf Camphausen August von der Heydt Gustav Mevissen Georg von Vincke und Karl Wilhelm Wippermann schrieben Mathy und Bassermann hauptsachlich an suddeutsche Parlamentarier unter anderem an Theodor Reh und Heinrich von Gagern der in diesen Schreiben aufgrund seines Bekanntheitsgrads als Teilnehmer stets werbend herausgestellt wurde aber auch an eher radikal demokratische Politiker wie Franz Peter Buhl und Christian Kapp Zwar ist in den Schreiben der Initiatoren immer wieder die Rede von Einladungen auch an sachsische Abgeordnete doch scheinen diese Schreiben nicht abgegangen zu sein Teilnehmer Bearbeiten Die Eingeladenen stimmten sich ihrerseits bezuglich gemeinsamer Anreise untereinander ab Hierbei unterlief Mevissen das Missgeschick dass er sich im Datum irrte und daher erst einen Tag nach der Veranstaltung anreiste Absagen erhielten die Initiatoren von mehreren Eingeladenen darunter von allen angeschriebenen kurhessischen bayerischen und fast allen preussischen Abgeordneten Einige der Absagenden beispielsweise Theodor Reh und August Emmerling begrundeten ihren Entschluss auch mit der Furcht vor staatlichen Repressalien und dem Unwillen der eigenen Wahlerschaft wenn die Teilnahme an einem als radikal einzustufenden Treffen bekannt wurde Am Treffen nahmen daher schliesslich nur 18 Kammermitglieder teil die zum grossen Teil Abgeordnete der badischen Zweiten Kammer oder der wurttembergischen Zweiten Kammer waren Die meisten der Teilnehmer waren uber ihren Staat hinaus renommierte Liberale der grosste Teil der Personen war spater auch im Vorparlament und der Frankfurter Nationalversammlung vertreten Teilnehmer aus Baden Bearbeiten nbsp Friedrich Daniel Bassermann nbsp Heinrich von Gagern nbsp Carl Theodor WelckerNeun der 18 Teilnehmer an der Heppenheimer Tagung waren Abgeordnete in der badischen Zweiten Kammer Friedrich Daniel Bassermann 1811 1855 war Kaufmann aus Mannheim Seit 1841 war er einer der profiliertesten Oppositionspolitiker in der badischen Zweiten Kammer Er war Mitgrunder und Verleger der Deutschen Zeitung In der Frankfurter Nationalversammlung wurde er 1848 Vorsitzender des Verfassungsausschusses Franz Peter Buhl 1809 1862 Winzer aus Deidesheim war seit 1844 Abgeordneter fur Waldshut Tiengen in der badischen Zweiten Kammer August Dennig 1805 1883 Unternehmer aus Pforzheim war seit 1845 Abgeordneter in der badischen Zweiten Kammer Adam von Itzstein 1775 1855 war seit 1822 Abgeordneter in der Zweiten Kammer 1823 schied er aus politischen Grunden aus dem badischen Staatsdienst aus Sein Gut in Hallgarten diente der liberalen Opposition als Treffpunkt fur Diskussionsveranstaltungen Christian Kapp 1798 1874 war bis 1844 Professor an der Universitat Heidelberg und badischer Hofrat danach verzichtete er aus politischen Grunden auf seinen Lehrstuhl Er vertrat seit 1846 Offenburg in der Zweiten Kammer 1848 wurde er Abgeordneter in der Frankfurter Nationalversammlung Karl Mathy 1807 1868 arbeitete seit seiner Ruckkehr aus der Schweiz in die er 1835 aus politischen Grunden emigrieren musste als Journalist in Karlsruhe und Mannheim und war Mitherausgeber der Deutschen Zeitung Seit 1842 war er Abgeordneter fur Konstanz in der badischen Zweiten Kammer 1866 wurde Mathy badischer Staatsminister Alexander von Soiron 1806 1855 arbeitete als Rechtsanwalt in Mannheim Seit 1845 war er Abgeordneter fur Lahr in der Zweiten Kammer 1848 wurde er Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung Carl Theodor Welcker 1790 1869 war Professor an der Universitat Freiburg und wurde aus politischen Grunden mehrfach zwangssuspendiert und in den Ruhestand versetzt Welcker war zusammen mit Karl von Rotteck Herausgeber des Staatslexikons Seit 1831 war er Mitglied der Zweiten Kammer Badens Ludwig Weller 1800 1863 war wie Soiron Rechtsanwalt in Mannheim Er gehorte der Zweiten Kammer von 1835 bis 1852 an Teilnehmer aus Hessen Darmstadt Bearbeiten Zwei Teilnehmer waren Abgeordnete der Zweiten Kammer des Grossherzogtums Hessen Heinrich von Gagern 1799 1880 war bis zu seiner zwangsweisen Versetzung in den Ruhestand 1832 hessischer Beamter Gagern gehorte zu den bekanntesten Oppositionspolitikern im Deutschen Bund und war der profilierteste Verfechter einer konstitutionellen Monarchie fur Deutschland 1847 war er Abgeordneter fur Lorsch in der hessischen Zweiten Kammer 1848 wurde er Prasident der Nationalversammlung Reichsministerprasident sowie Ministerprasident des Grossherzogtums Hessen Philipp Wilhelm Wernher 1802 1887 lebte als Winzer in Nierstein Er war seit 1844 Mitglied der Zweiten Kammer Hessen Darmstadts 1848 wurde er Mitglied der Nationalversammlung Teilnehmer aus Nassau Bearbeiten August Hergenhahn 1804 1874 war der einzige Abgeordnete aus der nassauischen Zweiten Kammer in Heppenheim Er war Justizbeamter aus Wiesbaden das er seit 1846 als Abgeordneter vertrat 1848 wurde er Ministerprasident der Marzregierung des Herzogtums Teilnehmer aus Preussen Bearbeiten David Hansemann 1790 1864 war ein erfolgreicher Industrieller und Bankier aus Aachen Seit 1845 war er Abgeordneter im rheinischen Provinziallandtag 1848 wurde Hansemann in der preussischen Marzregierung Finanzminister 1851 grundete er die Disconto Gesellschaft Teilnehmer aus Wurttemberg Bearbeiten Funf Abgeordnete der wurttembergischen Zweiten Kammer nahmen an der Versammlung in Heppenheim teil Friedrich Federer 1799 1883 war Mitinhaber eines Bankhauses in Stuttgart Von 1845 bis 1849 war er Abgeordneter in der wurttembergischen Zweiten Kammer 1848 wurde er Mitglied der Nationalversammlung und war 1849 wie Gagern und Soiron Delegierter in der Kaiserdeputation Karl August Fetzer 1809 1885 lebte als Rechtsanwalt und Richter in Stuttgart und war Abgeordneter in der Zweiten Kammer 1848 wurde er Schriftfuhrer der Frankfurter Nationalversammlung Adolf Goppelt 1800 1875 betrieb ein Handelsgeschaft in Heilbronn Seit 1839 war er Abgeordneter fur Heilbronn in der Zweiten Kammer Wurttembergs 1848 wurde er zum Finanzminister der wurttembergischen Marzregierung berufen Friedrich Romer 1794 1864 war Rechtsanwalt in Stuttgart und der uberregional bekannte Fuhrer der liberalen Opposition in der wurttembergischen Zweiten Kammer 1848 wurde er Justizminister der wurttembergischen Marzregierung 1849 lud er die zerfallende Nationalversammlung als Rumpfparlament nach Stuttgart und sorgte kurz darauf mit Militargewalt fur die endgultige Auflosung der Nationalversammlung Wilhelm Murschel 1795 1869 arbeitete ebenfalls als Rechtsanwalt in Stuttgart Er war Abgeordneter fur Rottweil in der Zweiten Kammer und wurde 1848 Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung Ergebnis der Versammlung Bearbeiten Die Bekanntmachung der Verhandlungen und Diskussionsergebnisse der Heppenheimer Tagung erfolgte hauptsachlich durch einen Bericht Mathys in der Deutschen Zeitung vom 15 Oktober 1847 Weitere Zeitungen ubernahmen diese Informationen und sorgten so fur eine weite Verbreitung der Ergebnisse der Heppenheimer Tagung Die Schaffung dieser Offentlichkeit war eine Besonderheit da bisherige Treffen auch aus Sorge vor staatlicher Verfolgung stets privat gehalten wurden Bassermann sah gerade in dieser Veroffentlichung den grossen Unterschied zwischen dieser Zusammenkunft und den fruheren auf Hallgarten in Sachsen usw 2 Entsprechend diesem Zeitungsbericht 3 war der Zweck der Zusammenkunft neben dem Wunsche personlich miteinander bekannt zu werden der Austausch der Gedanken und Ansichten uber den zweckmassigsten Weg mehr Einheit und Gemeinsamkeit in die Leitung und Vertretung der deutschen Nationalangelegenheiten und Interessen zu bringen sodann die Antrage zu bestimmen welche in dieser Hinsicht sowohl wie in Bezug auf die gemeinsamen Rechte und fur Abhilfe der in der Gegenwart hervortretenden allgemeinen Ubelstanden an den Landtagen zu stellen sein mochten Das Treffen wies jedoch weit uber dieses Thema hinaus da es uber den Wunsch nach jahrlichen Treffen bereits den Weg bereitete fur die Heidelberger Versammlung der 51 und das Vorparlament nbsp August Hergenhahn nbsp Alexander von Soiron nbsp Friedrich RomerDie Verhandlungen und Beschlusse der Versammlung beschaftigten sich vor allem mit der Schaffung eines deutschen Nationalstaats und dessen zugehoriger Volksvertretung Insbesondere auf Vorschlag Hansemanns und Mathys und gegen anfanglichen Widerstand Bassermanns sowie Welckers wollten die Anwesenden diese Nationalanliegen durch die Ausweitung der Kompetenzen und Schaffung einer Regierung fur den seit 1834 bestehenden Deutschen Zollverein erreichen da vom Deutschen Bund nichts erspriessliches zu erwarten sei 3 Letzteres vor allem aufgrund der Tatsache dass auswartige Machte wie Danemark und Niederlande 3 Teil des Bundes seien und dieser daher niemals ein Interesse an einer Vereinigung Deutschlands haben konne Der Zollverein war fur die Anwesenden dagegen das einzige Band gemeinsam deutscher Interessen und dieses war eben nicht vom Bunde sondern ausserhalb desselben durch Vertrage zwischen den einzelnen Staaten geschaffen 3 Die Herausbildung eines einheitlichen Staatswesens sollte daher durch die Kompetenzubertragung der Handels Verkehrs Steuer und Gewerbepolitik der Staaten des Deutschen Bundes an den Zollverein geschehen Hierbei sei die Mitwirkung des Volkes durch gewahlte Vertreter unerlasslich 3 Hierunter wurde in der Tagung eine konsultativ arbeitende Standeversammlung verstanden von deren Vertrauen ein funfkopfiges den Zollverein fuhrendes Kollegium abhangig sein sollte Dass die Umwandlung des Zollvereins in ein politisches Instrument nicht leicht sein wurde war den Anwesenden bewusst insbesondere da man sich den Zollverein letztendlich als grossdeutsche Losung vorstellte Die Tagungsteilnehmer gingen auch davon aus dass die Staaten nicht von alleine dem Zollverein beitreten und weitere Kompetenzen abtreten wurden hofften aber auf das Entstehen einer okonomischen Zwangssituation durch die volkswirtschaftlichen Vorteile des dann mit mehr Kompetenzen versehenen Zollvereins Hierbei legte Hansemann Wert darauf dass diese Losung nicht zu einer Hegemonie Preussens fuhren sollte wie sie im bisherigen Zollverein durch die einzelvertraglichen Gestaltungen der Mitgliedsstaaten mit Preussen bereits angelegt war Des Weiteren forderten die Parlamentarier die Entfesselung der Presse damit die Deutschen der ungehemmten Wirksamkeit dieses machtigsten Bildungsmittels teilhaftig und von der Schmach befreit werden die ihnen das Ausland so haufig ins Gesicht wirft weil sie eines der hochsten Guter freier Volker das ihnen langst verheissen ist noch nicht errungen haben offentliches und mundliches Gerichtsverfahren mit Schwurgerichten Trennung der Verwaltung von der Rechtspflege Ubertragung aller Zweige der Rechtspflege der Administrativjustiz und der Polizeistrafgewalt an die Gerichte und Abfassung zweckmassiger Polizeistrafgesetze Befreiung des Bodens und seiner Bearbeiter von mittelalterlichen Lasten Selbstandigkeit der Gemeinden in der Verwaltung ihrer Angelegenheiten Minderung des Aufwands fur das stehende Heer und Einfuhrung einer Volkswehr stellten aber hierbei klar dass dies mit verfassungsmassigen Mitteln also nicht durch Revolution erreicht werden sollte 3 Zu den drangenden sozialen Problemen der unteren Bevolkerungsschichten die durch mehrere Missernten und zerbrechende vorindustrielle Strukturen erhebliche Not litten Pauperismus nahm die Aufstellung der Tagungsergebnisse nur dahingehend Stellung dass eine Kommission die Angelegenheit untersuchen und in einem Jahr Antrage formulieren solle die die gerechte Verteilung der offentlichen Lasten zur Erleichterung des kleinen Mittelstandes und der Arbeiter 3 berucksichtigen Die Besprechungsergebnisse der Tagung wichen damit vom traditionellen liberalen Forderungskatalog der fur gewohnlich eine parlamentarische Vertretung beim Deutschen Bund vorsah ab Die auf Hansemann zuruckzufuhrende Argumentation den Zollverein dem Deutschen Bund vorzuziehen basierte dabei zum einen auf der bereits stattfindenden Harmonisierung der Gesetze innerhalb des Zollvereins die ein zentrales Gesetzgebungsorgan nach sich ziehen werde zum anderen auf der aussenpolitischen Sogwirkung die der Zollverein als gesamtdeutsche Vertragspartei der Handelspolitik bilde Daruber hinaus erwartete Hansemann von einem Bedeutungszuwachs des Zollvereins eine Starkung der politischen Position der Gewerbetreibenden gegenuber dem Adel 4 Heppenheimer Tagung und Offenburger Versammlung BearbeitenDie Forderungen zum Umgang mit den sozialen und okonomischen Problemen der Kleinbauern und Handwerker sowie die Mittel und Wege zur Durchsetzung politischer Ziele unterschieden sich von den einen Monat zuvor in Offenburg im Rahmen einer Volksversammlung proklamierten Forderungen der Offenburger Versammlung Hieraus sowie aus der Tatsache dass am linken Rand einzuordnende Politiker wie Gustav Struve Robert Blum und Friedrich Hecker nicht eingeladen wurden wurde in der Forschung insbesondere der DDR Forschung oft der Schluss gezogen dass die Heppenheimer Tagung zum einen eine Antwort der gemassigten Liberalen auf die demokratische Offenburger Veranstaltung gewesen ware und zum anderen dass bereits hier der spatere Bruch zwischen radikal demokratischer und konstitutionell liberaler Opposition sichtbar wurde Dieser Schluss erweist sich jedoch als vorschnell Der Kreis der Eingeladenen war zum einen von Anfang an auf Abgeordnete beschrankt was Blum und Struve ausschloss auch Hecker hatte sein Mandat in der badischen Zweiten Kammer bereits im Marz 1847 niedergelegt Dagegen war beispielsweise Kapp einer der Hauptredner in Offenburg und daher von Hochverratsermittlungen Betroffener in Heppenheim anwesend was gegen die Konkurrenz der Veranstaltungen spricht Auch hatte das Offenburger Treffen den Charakter einer regionalen Volksversammlung so dass notwendigerweise die Forderungen einfacher und radikaler waren und vor allem soziale Themen sowie Burgerrechtsfragen dominierten wahrend beim Heppenheimer Treffen als Versammlung von Abgeordneten mehrerer Staaten die deutsche Einigung im Vordergrund stand Daruber hinaus sind sich die Programme noch recht ahnlich Aus diesen Grunden und aus spateren freundschaftlichen Kontakten der beiden angeblichen Lager kann geschlossen werden dass der Bruch in der Opposition erst 1848 erfolgte und mit der Heppenheimer Tagung nicht in Zusammenhang steht Der einzige bereits zu diesem Zeitpunkt auftauchende Konfliktpunkt war ein okonomischer und betraf die Sicherung der Lebensverhaltnisse der von den zerfallenden vorindustriellen Strukturen betroffenen Kleinbauern und Handwerker Hier vertraten Hecker und Struve ein aus Sicht der Liberalen ruckwartsgewandtes Industrie und Handelsprogramm das gegen die Abschaffung von Zollen und grenzuberschreitendem Handel gerichtet war wahrend die Liberalen die Freigabe von Handel und Gewerbe im Deutschen Bund gerade als Schrittmacher der Schaffung eines Nationalstaats und der Hebung des allgemeinen Wohlstands betrachteten Auswirkungen der Heppenheimer Tagung BearbeitenDer Bericht uber die Tagung in der Deutschen Zeitung loste bei den Regierungen im Deutschen Bund neben Konsultationen auch geheimdienstliche Aktivitaten gegen die teilnehmenden Abgeordneten aus Der preussische Konig Friedrich Wilhelm IV schmahte die Teilnehmer der Tagung in einem Brief an seinen Londoner Gesandten Christian Karl Josias von Bunsen als Sekte und Heppenheimer Demagogen 5 Der badische Minister Alexander von Dusch ausserte sich 6 gegenuber dem wurttembergischen Gesandten dahingehend dass die Tagung ihn in hochstem Grad uberrascht habe er halte dasselbe fur das bedeutendste Ereignis das in unserer Zeit in Deutschland vorgekommen es sei als Versuch mehr als der Anfang eines sich uber die Bundesversammlung und die einzelnen Regierungen stellenden Volksparlaments zu betrachten Die Versammlung sei vergleichbar den zur Zeit der Revolution in Paris bestandenen Clubs nur mit dem Unterschied dass erstere von einem deutschen Ort zum andern wandern werde Es lage daher den Regierungen die allerdringendste Pflicht hier in ihrem Interesse die geeigneten Massregeln zu treffen und er sei damit einverstanden dass dieselben vom Bund ausgehen sollen Aufgrund der sich zu Beginn des Jahres 1848 uberschlagenden politischen Ereignisse im Vorfeld der nahenden Marzrevolution erfolgten jedoch kaum Aktionen der Regierungen Die Heppenheimer Programmpunkte tauchten zusammen mit den Offenburger Forderungen an unterschiedlichen Stellen und in mehreren Volksversammlungen immer wieder auf so beispielsweise bei der Stuttgarter Volksversammlung am 17 Januar 1848 und der Mannheimer Volksversammlung am 27 Februar 1848 Bassermann stellte schliesslich nach eigenen Worten Der in Heppenheim getroffenen Verabredung gemass 7 am 12 Februar 1848 in der badischen Zweiten Kammer in Anlehnung auf die von ihm schon 1844 gestellte Motion Bassermann den Antrag auf eine allerdings vom Zollverein unabhangige deutsche Nationalversammlung Hiermit erzielte er im Zuge der politischen Entwicklung der Februarrevolution in Frankreich und der sich anschliessenden Marzrevolution in den Staaten des deutschen Bundes eine breite Aufmerksamkeit Die sich verselbstandigende offentliche Bewegung fuhrte uber die Heidelberger Versammlung der 51 zur Einberufung des Vorparlaments das die Wahlen zur Frankfurter Nationalversammlung vorbereitete und in dessen Abschlussdokument vom 4 April 1848 auf die zu Heppenheim und Heidelberg zusammengetretenen Manner 8 ausdrucklich Bezug genommen wird Am 18 Mai 1848 trat schliesslich in der Paulskirche in Frankfurt die Nationalversammlung erstmals zusammen Bezugnahme auf Heppenheim BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg hielt die FDP am 10 Dezember 1948 ihren Grundungsparteitag in Heppenheim ab Auf diesem Parteitag schlossen sich die liberalen Parteien der drei westlichen Besatzungszonen zu einer Partei zusammen Mit dieser Ortswahl wollten sich die Grundungsmitglieder in das liberale Erbe der historischen Heppenheimer Tagung stellen 21 Jahrhundert BearbeitenIm Jahre 2011 wurde an der Stelle des Tagungsortes in Heppenheim das leerstehende Gebaude des Halber Mond in ein Tagungshotel umgewandelt das den Namenszusatz Haus der Demokratie tragt 9 Quellenangaben Bearbeiten Schreiben Bassermanns an Gagern vom 21 September 1847 zitiert nach Hoede S 50 Bassermann Denkwurdigkeiten S 16 a b c d e f g Mathy in Deutsche Zeitung Nr 107 vom 15 Oktober 1847 Text des Artikels auf germanhistorydocs Bassermann Denkwurdigkeiten S 13 ff Schreiben Friedrich Wilhelm IV an Christian Carl von Bunsen datiert Charlottenburg 8 Dezember 1847 zit nach Hoede S 113 Schreiben des Freiherrn von Wachter an Graf von Beroldingen vom 29 Oktober 1847 zitiert nach Hoede S 180 ff Bassermann Denkwurdigkeiten S 31 Zitiert nach Wolfgang von Hippel Revolution im deutschen Sudwesten Das Grossherzogtum Baden 1848 49 Schriften zur politischen Landeskunde Baden Wurttembergs Bd 26 W Kohlhammer Stuttgart 1998 ISBN 3 17 014039 6 S 89 Keimzelle der deutschen Demokratie In Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 2 September 2012 S 58 Literatur BearbeitenFriedrich Daniel Bassermann Denkwurdigkeiten 1811 1855 Herausgegeben von Ernst von Bassermann Jordan und Friedrich von Bassermann Jordan Frankfurter Verlags Anstalt Frankfurt 1926 Lothar Gall Burgertum in Deutschland Siedler Berlin 1989 ISBN 3 88680 259 0 Roland Hoede Die Heppenheimer Versammlung vom 10 Oktober 1847 W Kramer Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 7829 0471 0 Karl Mathy Versammlung von Kammermitgliedern aus verschiedenen deutschen Staaten In Deutsche Zeitung Heidelberg 1847 17 15 Oktober S 1 Online Version auch bei germanhistorydocs Weblinks BearbeitenRezension zu Hoede 1997Schritte zum 1 deutschen Parlament 1848 1849 Heppenheimer Tagung Heidelberger Versammlung der 51 Siebenerausschuss Vorparlament Funfzigerausschuss Siebzehnerausschuss Frankfurter Nationalversammlung Rumpfparlament Gothaer Nachparlament nbsp Dieser Artikel wurde am 18 Dezember 2005 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Normdaten Sachbegriff GND 4491743 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heppenheimer Tagung amp oldid 237144472