www.wikidata.de-de.nina.az
Als Geistliches Territorium bezeichnet man ein Staatsgebiet im Mittelalter und der fruhen Neuzeit dessen Landesherr Furst zugleich ein Geistlicher war und somit die geistliche mit der weltlichen Gewalt verband Er ubte in seinem kirchlichen Jurisdiktionsbereich Diozese die geistliche und in einem weltlichen Herrschaftsbereich Stift das nicht deckungsgleich sein musste die weltliche Gewalt aus Diese Herrschaftsform war vor allem im Heiligen Romischen Reich verbreitet Wappen eines Furstbischofs das Schwert kennzeichnet die weltliche GewaltNach dem Krummstab dem Herrschaftszeichen der Bischofe und Abte wurden geistliche Territorien auch Krummstablande genannt 1 Inhaltsverzeichnis 1 Im Heiligen Romischen Reich 2 Sakularisation 3 Liste der geistlichen Territorien des Heiligen Romischen Reichs 4 Ausserhalb des Reiches 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseIm Heiligen Romischen Reich BearbeitenGeistliche Territorien innerhalb des Heiligen Romischen Reiches entwickelten sich aus dem ottonisch salischen Reichskirchensystem und wurden teils schon nach der Reformation spatestens 1803 im Zuge der Sakularisation durch den Reichsdeputationshauptschluss aufgelost Reichsunmittelbare geistliche Herren wurden als Reichspralaten bezeichnet und geistliche Herrschaften Reichsstifte Im Einzelnen die drei geistlichen der sieben Kurfurstentumer im Einzelnen Mainz Koln und Trier die jeweils von einem Erzbischof regiert wurden weitere Erz und Furstbistumer Abhangig von der innerkirchlichen Hierarchie des jeweiligen Territorialherren wurden die Gebiete unterschiedlich bezeichnet Sie wurden Erzstift genannt etwa Erzstift Magdeburg wenn sie von einem Erzbischof regiert wurden und Hochstift wenn sie von einem einfachen Bischof Furstbischof regiert wurden etwa Hochstift Munster siehe auch Liste der Furstbistumer um 1800 die Reichsabteien die von einem Abt oder auch einer Abtissin geleitet wurden z B die Reichsabtei Werden die anderen Reichsstifte die von einem Propst geleitet wurden z B die Furstpropstei Berchtesgaden weitere Reichskloster wie z B Kartausen Sakularisation BearbeitenBis 1815 wurden samtliche geistlichen Territorien sakularisiert Die erste Sakularisation eines grossen geistlichen Territoriums war die Umwandlung des Deutschordensstaats in das Herzogtum Preussen durch Hochmeister Albrecht Im Zuge der Reformation wurden einige Territorien sakularisiert andere von evangelischen Furstbischofen erwahlter Bischof oder postulierter Administrator beherrscht Nach dem Westfalischen Frieden wurden die meisten evangelischen Erz und Hochstifter in weltliche Herzogtumer Magdeburg Bremen Verden bzw Furstentumer Cammin Minden Ratzeburg Schwerin umgewandelt Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 wurden auch die restlichen Erz und Hochstifter sakularisiert Liste der geistlichen Territorien des Heiligen Romischen Reichs Bearbeiten nbsp Das Heilige Romische Reich am Ende des Dreissigjahrigen Krieges 1648 Die unter geistlicher Herrschaft stehenden Gebiete sind violett gefarbt Nicht gezeigt werden die unter einem benachbarten evangelischen Fursten stehenden geistlichen Territorien Hier werden die Furstentumer der Erzbischofe Bischofe Abte und Prioren aufgezahlt die uber eine Virilstimme im Reichstag verfugten Die zahlreichen oft nur wenige Dorfer umfassenden Territorien der Reichspralaten sind unter Rheinisches Reichspralatenkollegium und Schwabische Pralatenbank angefuhrt Rang Territorium Herrscher sakularisiertErzstift Mainz Erzbischof von Mainz 1803Erzstift Koln Erzbischof von Koln 1803Erzstift Trier Erzbischof von Trier 1803Erzstift Magdeburg Erzbischof von Magdeburg 1648Erzstift Bremen Erzbischof von Bremen 1648Erzstift Erzstift Besancon Erzbischof von Besancon 1697Meistertum des Deutschen Ordens Mergentheim Deutschmeister 1803Hochstift Augsburg Bischof von Augsburg 1803Hochstift Bamberg Bischof von Bamberg 1803Hochstift Basel Bischof von Basel 1803Hochstift Brandenburg Bischof von Brandenburg 1571Furstentum Neisse Bischof von Breslau 1810Hochstift Brixen Bischof von Brixen 1803Hochstift Cammin Bischof von Cammin 1648Hochstift Chiemsee Bischof von Chiemsee 1803Hochstift Chur Bischof von Chur 1367Hochstift Eichstatt Bischof von Eichstatt 1803Hochstift Freising Bischof von Freising 1803Hochstift Halberstadt Bischof von Halberstadt 1648Hochstift Havelberg Bischof von Havelberg 1571Hochstift Hildesheim Bischof von Hildesheim 1803Hochstift Konstanz Bischof von Konstanz 1803Hochstift Lubeck Bischof von Lubeck 1803Hochstift Luttich Bischof von Luttich 1801Hochstift Metz Bischof von Metz 1648Hochstift Meissen Bischof von Meissen 1581Hochstift Merseburg Bischof spater Administrator von Merseburg 1815Hochstift Minden Bischof von Minden 1648Hochstift Munster Bischof von Munster 1803Hochstift Naumburg Bischof spater Administrator von Naumburg 1815Hochstift Osnabruck Bischof von Osnabruck 1803Hochstift Paderborn Bischof von Paderborn 1803Hochstift Passau Bischof von Passau 1803Hochstift Ratzeburg Bischof von Ratzeburg 1648Hochstift Regensburg Bischof von Regensburg 1803Hochstift Schwerin Bischof von Schwerin 1648Hochstift Speyer Bischof von Speyer 1803Hochstift Sitten Bischof von Sitten 1634Hochstift Strassburg Bischof von Strassburg 1803Hochstift Trient Bischof von Trient 1803Hochstift Toul Bischof von Toul 1648Hochstift Utrecht Bischof von Utrecht 1525Hochstift Verden Bischof von Verden 1648Hochstift Verdun Bischof von Verdun 1648Hochstift Worms Bischof von Worms 1803Hochstift Wurzburg Bischof von Wurzburg 1803Herrschaft Heitersheim Grossprior von Deutschland des Malteserordens 1803Ballei des Deutschen Ordens Thuringen Landkomtur von Thuringen 1809Ballei des Deutschen Ordens Westfalen Landkomtur von Westfalen 1809Ballei des Deutschen Ordens Hessen Landkomtur von Hessen 1805Ballei des Deutschen Ordens Sachsen Landkomtur von Sachsen 1809Ballei des Deutschen Ordens Franken Landkomtur von Franken 1806Ballei des Deutschen Ordens Koblenz Landkomture von Koblenz 1809Ballei des Deutschen Ordens Schwaben Elsass Burgund Liste der Landkomture der Ballei Elsass Burgund 1806Ballei des Deutschen Ordens An der Etsch und im Gebirge Landkomtur an der Etsch und im Gebirge 1811Ballei des Deutschen Ordens Lothringen Landkomtur von Lothringen 1803Ballei des Deutschen Ordens Osterreich Landkomtur von Osterreich 1809Ballei des Deutschen Ordens Biesen Landkomtur von Biesen 1809Stift ab 1792 Hochstift Corvey Abt spater Bischof von Corvey 1803Stift ab 1752 Hochstift Fulda Abt spater Bischof von Fulda 1803Stift Berchtesgaden Propst von Berchtesgaden 1803Stift Ellwangen Propst von Ellwangen 1803Stift St Gallen Abt von St Gallen 1803Stift Hersfeld Abt von Hersfeld 1648Stift Kempten Abt von Kempten 1803Stift Murbach Abt von Murbach 1789Stift Stablo und Malmedy Abt von Stablo und Malmedy 1794Ausserhalb des Reiches BearbeitenAuch ausserhalb des Reiches gab es geistliche Territorien wie etwa die papstlichen Herrschaftsgebiete Grafschaft Avignon und Comtat Venaissin der Kirchenstaat mit umstrittenem Status ob reichszugehorig oder nicht das Furstbistum Ermland bis 1466 im Ordensstaat Preussen dann in Preussen Koniglichen Anteils Weitere baltische Bischofe Kurland Osel Wiek Riga erlangten fur Teile ihrer Diozesangebiete als Furstbischofe Landeshoheit In England hatten die Bischofe von Durham in fruheren Zeiten auch territoriale Macht Siehe auch BearbeitenGermania Sacra ImmunitatsbezirkLiteratur BearbeitenBettina Braun Princeps et Episcopus Studien zur Funktion und zum Selbstverstandnis der nordwestdeutschen Furstbischofe nach dem Westfalischen Frieden Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2013 ISBN 978 3 525 10121 6 Einleitung Teil 1 Die Wiederentdeckung der geistlichen Staaten S 12 16 Vorschau bei Google Bucher fur einen Forschungsuberblick mit vielen Literaturnachweisen Weblinks BearbeitenMeinrad Schaab Hans Martin Maurer Anneliese Muller Hans Pfeifer Entwicklung ausgewahlter geistlicher Territorien in Sudwestdeutschland Landesarchiv Baden Wurttemberg abgerufen am 19 Januar 2016 Dieter J Weiss Bamberg Hochstift Territorium und Struktur in Historisches Lexikon Bayerns abgerufen am 19 Januar 2016Einzelnachweise Bearbeiten Manfred Heim Von Ablass bis Zolibat Kleines Lexikon der Kirchengeschichte Verlag C H Beck Munchen 2008 ISBN 978 3 406 57356 9 S 255 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geistliches Territorium amp oldid 235345459