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Koniglich Preussen 1 polnisch Prusy Krolewskie auch Preussen Koniglichen Anteils oft kurz Polnisch Preussen oder Polnisch Preussen wurde ab 1454 ein Gebiet genannt das den Grosstteil der links der Weichsel Mundung liegenden historischen Landschaft Pommerellen und einige westliche Teile der gegenuberliegenden historischen Landschaft Preussen erfasste Karte von Koniglich Preussen Royal Prussua hellbraun Herzogtum Preussen Ducal Prussia gestreift und Teilen der umgebenden Lander Litauen Grand Duchy of Lithuania Polen Kingdom of Poland und Pommern Duchy of Pomerania mit den Wappen des Konigs von Polen zwischen den Adlern des Koniglichen und Herzoglichen PreussensFlagge von Koniglich PreussenKoniglich Preussen war ein autonomer vom Deutschordensstaat abgefallener Standestaat mit eigenem Landtag der aus dem von den Standen Stadte und Adel im Ordensstaat gebildeten Preussischen Bund hervorgegangen war und der sich freiwillig der Person des polnischen Monarchen als hochster staatlichen Instanz unterstellt hatte Das Attribut koniglich grenzte es vom ubrigen im Ordensstaat verbliebenen Preussen ab Der restliche Ordensstaat verwandelte sich 1525 in das Herzogtum Preussen das nach seiner Erhebung zum Konigreich im Jahr 1701 die namensgebende Provinz des Staates Preussen war Koniglich Preussen war ab 1454 zuerst in einer volkerrechtlich nicht klar definierten Union in der Geschichtsschreibung haufig als Personalunion bezeichnet dann ab 1569 in einer Realunion mit der polnischen Krone verbunden Bei der ersten Teilung Polens 1772 kam das Konigliche Preussen als Provinz Westpreussen zu Preussen Chronisten und Kartografen bezeichneten das Gebiet lateinisch als Prussia Occidentalis oder Prut h enia Occidentalis und Teile davon auch als Pom m erella wie Abraham Ortelius der dessen Lage ausdrucklich als uterque ripis Vistulae also an beiden Ufern der Weichsel beschrieb Inhaltsverzeichnis 1 Wichtigste Ortschaften und Verwaltungsgliederung 1 1 Woiwodschaft Kulm 1 2 Woiwodschaft Marienburg 1 3 Woiwodschaft Pommerellen 1 4 Furstentum Ermland 2 Geschichte 2 1 Allianz des Preussischen Bundes mit dem Konig von Polen 2 2 Zweiter Friede von Thorn 2 3 Preussischer Standestaat unter polnischer Krone 2 4 Reformatorische Ideen und Hochmeisterkrieg 2 5 Autonomer Teil der Adelsrepublik Polen Litauen 2 6 Provinz Preussens 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseWichtigste Ortschaften und Verwaltungsgliederung Bearbeiten nbsp Die vier Verwaltungsbezirke des Koniglichen Preussens Kulm Culmer Land Pommerellen Pommern Marienburg undFurstbistum Ermland Ermland das vom Herzogtum Preussen Herzogliches Preussen fast vollstandig umgeben istNachdem sich der Preussische Bund als Preussen Koniglichen Anteils der Schutzherrschaft des polnischen Konigs unterstellt hatte wurde das Land mit Ausnahme des Bistums Ermland das dem Bischof uberlassen blieb in drei Woiwodschaften eingeteilt so dass insgesamt vier Verwaltungsbezirke bestanden 2 Woiwodschaft Kulm Woiwodschaft Marienburg Woiwodschaft Pommerellen Furstbistum ErmlandDas Furstentum Ermland war landesrechtlich einer Woiwodschaft gleichgestellt Die vom Landadel gewahlten Landtage polnisch Sejmiki der Woiwodschaft Pommerellen der beiden anderen Woiwodschaften und des Furstbistums entsandten jeweils einen Abgeordneten in den Reichstag des Konigreichs Polen ab 1569 in den gemeinsamen polnisch litauischen Reichstag der Adelsrepublik Polen Litauen Jede der drei Woiwodschaften war in kleinere Verwaltungseinheiten Distrikte genannt untergliedert Diese Distrikte waren grosser als spater die deutschen Landkreise oder die diesen flachenmassig in etwa entsprechenden polnischen Powiate Die Stadte Danzig Elbing und Thorn unterstanden zwar formal dieser Struktur besassen aber weitgehende Autonomierechte Woiwodschaft Kulm Bearbeiten Die Woiwodschaft Kulm war untergliedert in funf kleinere Verwaltungseinheiten Distrikt Thorn Distrikt Rheden Distrikt Graudenz Distrikt Strasburg Distrikt NeumarkDie beiden letzteren Distrikte bildeten zusammen das Michelauer Land In diesen funf Distrikten befanden sich folgende bedeutende Stadte 3 Thorn an der Weichsel gelegen alteste Stadt in Preussen erste der drei grossten Stadte in Preussen Koniglichen Anteils mit einem evangelischen Gymnasium illustre Kulm an der Weichsel gelegen Hauptstadt der Woiwodschaft und Sitz sowohl des Woiwoden als auch eines oberen Kastellans unter der Herrschaft des Bischofs des Bistums Kulm stehend Culmsee Sitz des Bischofs des Bistums Kulm Schonsee Sitz des Schlossgerichts des Woiwoden Veranstaltungsort des kleinen Landtags der Woiwodschaft Strasburg an der Drewenz gelegen Sitz einer Starostei Golub an der Drewenz gelegen Sitz einer Starostei Rheden Sitz eines Landgerichts Graudenz auf einer Insel in der Ossa gelegen die hier in die Weichsel fliesst im Verein mit Marienburg wechselweiser Veranstaltungsort des gemeinen preussischen Landtags Neumark an der Drewenz gelegen Lobau fruherer Wohnsitz der Kulmer BischofeWoiwodschaft Marienburg Bearbeiten Die Woiwodschaft Marienburg war untergliedert in vier kleinere Verwaltungseinheiten Distrikt Marienburg Distrikt Christburg Distrikt Stuhm Distrikt TolkemitSie erstreckte sich uber drei Werder im Weichseldelta namlich das Grosse Marienburger Werder das Kleine Marienburger Werder und das Elbinger Werder In diesen vier Distrikten befanden sich folgende bedeutende Stadte 3 Marienburg an der Nogat gelegen Sitz des Woiwoden im Verein mit Graudenz wechselweiser Veranstaltungsort des gemeinen preussischen Landtags dieser Woiwodschaft Stuhm Sitz eines Starosten und des Landgerichts auch Veranstaltungsort des preussischen Landtags dieser Woiwodschaft Christburg Sitz des Schlossgerichts fur alle vier Distrikte dieser Woiwodschaft Elbing befestigte Stadt am Elbing einem Fluss der aus dem nahegelegenen Drausensee kommt zweitgrosste Stadt in Preussen hatte ein evangelisches Gymnasium Tolkemit Sitz eines StarostenWoiwodschaft Pommerellen Bearbeiten Die Woiwodschaft Pommerellen die von Alters her ein Teil des Herzogtums Pommerellen gewesen war war in sieben kleinere Verwaltungseinheiten untergliedert Distrikt Dirschau einschliesslich des Danziger Bezirks Distrikt Neuenburg Distrikt Schwetz Distrikt Tuchel Distrikt Schlochau Distrikt Putzig Distrikt MirchauIn diesen sieben Distrikten befanden sich folgende bedeutende Ortschaften 3 Danzig an der Weichsel gelegene befestigte Handelsstadt mit einem Seehafen an das Danziger Bucht drittgrosste preussische Stadt dazugehorig das Danziger Werder das von der Weichsel und von der Mottlau umflossen ist die Frische Nehrung die Festung Weichselmunde am westlichen Mundungsarm des Ausflusses der Weichsel in die Ostsee und die Kleinstadt Hela auf der Halbinsel Hela Oliva Stadt mit einem Zisterzienserkloster Putzig Sitz eines Starosten Mirchau Sitz eines Starosten Dirschau an der Weichsel gelegen Schoneck am Fluss Ferse gelegen Sitz des Schlossgerichts dieser Woiwodschaft Stargard am Fluss Ferse gelegen Veranstaltungsort des Landtags dieser Woiwodschaft Schwetz an der Weichsel gelegen Tuchel unweit der Brahe gelegen Konitz SchlochauFurstentum Ermland Bearbeiten Das Furstentum Ermland das unter der Herrschaft der ermlandischen Bischofe stand war in zehn Amtsbezirke unterteilt Die wichtigsten Ortschaften waren 3 Frauenburg am Frischen Haff gelegen Sitz des Domkapitels des Bistums Ermland Braunsberg an der Passarge gelegen hatte eine Jesuitenschule Heilsberg an der Alle gelegen mit dem Residenzschloss des ermlandischen Bischofs Geschichte BearbeitenAllianz des Preussischen Bundes mit dem Konig von Polen Bearbeiten Aus Unzufriedenheit mit der Innen und Steuerpolitik des Deutschen Ordens grundete sich 1440 der Preussische Bund 1452 liessen sich die preussischen Stadte von Kaiser Friedrich III ihre Privilegien und Handfesten bestatigen damit der Deutsche Orden abgehalten wurde diese zu schmalern 4 Unter Fuhrung Hans von Baysens sagte sich der Bund Anfang 1454 vom Deutschen Orden los und stellte sich unter den Schutz des Konigs von Polen Kasimirs IV des Jagiellonen Das vom Bund dem Konig zum Schutz angebotene preussische Gebiet wurde zwar pro forma vom polnischen Konig in sein Reich inkorporiert wie der auf den 6 Marz 1454 ruckdatierte Krakauer Freibrief Privilegium incorporationis es beschreibt aber der Beitritt wurde erst durch die Gegenurkunde der preussischen Stande vom 14 April 1454 wirksam unter Feststellung der vereinbarten Autonomierechte Das Urkundenpaar ist wesentlicher Bestandteil der Verfassung des preussischen Standestaates unter der polnischen Krone 5 6 Preussen Koniglichen Anteils wurde also keineswegs eine polnische Provinz sondern blieb ein eigenstandiges Land mit einer eigenen Landesverfassung 2 Die gegenseitigen Vereinbarungen betrafen im Wesentlichen folgende Punkte 7 Die preussischen Standesherrn sollen bezuglich Ehre und Prarogativen den Herren in Polen gleichgestellt sein und zur Wahl des Konigs in Polen ihren Beitrag leisten Sie sollen vom Konig gegen alle ihre Feinde geschutzt werden Der Konig wolle alle ihre Rechte und Freiheiten schutzen und erhalten Der Pfundzoll und andere Auflagen zu Wasser und zu Lande sollen aufgehoben werden Schiffbruchige Fracht die zuvor der Orden fur sich beanspruchte solle dem Eigentumer zuruckgegeben werden und falls keiner vorhanden dem Konig zufallen Amter und Wurden sollen ausschliesslich eingeburgerten Landsleuten verliehen werden Wichtige Preussen betreffende Angelegenheiten sollen mit den zustandigen Landraten beratschlagt und beschlossen werden Die Landesgrenzen sollen nicht verandert werden Thorn und Danzig sollen befugt sein Munzen zu schlagen Der Handel soll uberall frei sein und es soll beim alten Zoll sein Bewenden haben Samtliche Einwohner behielten ihre Vorrechte und Privilegien und den freien Gebrauch der bisher im Land ublich gewesenen Rechte in den Stadten galt nur das Kulmer Recht und die Zahlung des Lehnsnexus horte auf 2 Nach diesen Vertragen kam es zum Dreizehnjahrigen Krieg bzw zum Preussischen Stadtekrieg von Teilen der preussischen Stande und Stadte gegen die Herrschaft des Deutschen Ordens der schnell viele der schwach besetzten Burgen verlor In der Schlacht bei Konitz 1454 schlug der Deutsche Orden dank seiner Soldner aus Schlesien und Bohmen den polnischen Konig samt den Truppen des Allgemeinen Adelsaufgebots in die Flucht doch hatte dieser Sieg auf den Ausgang des Kriegs keine Auswirkung Danach griffen polnische Truppen des Adels zwar kaum noch in den Konflikt ein aber daraus konnte der Orden keine Vorteile ziehen da ihm nach Wegfall der Steuereinnahmen die Finanzkraft fur die Anwerbung von weiteren Soldnertruppen fehlte 1464 schied das Furstbistum Ermland durch den von Bischof Paul von Legendorf in Neustadt Korczin mit dem Konigreich Polen geschlossenen Sonderfrieden aus dem Preussischen Stadtekrieg aus 8 Zweiter Friede von Thorn Bearbeiten nbsp Ruine der im 15 Jh von den Thorner Burgern zerstorten OrdensburgIm Jahre 1466 besiegelte der Zweite Friede von Thorn das entstandene Patt und teilte den Deutschordensstaat in Preussen entsprechend den Besitzverhaltnissen auf Wahrend der Ostteil dem Deutschen Orden als polnisches Lehen verblieb bildete das westliche Preussenland einen autonomen deutschen Standestaat unter polnischer Krone 9 in dem die grossen Stadte Thorn Elbing und besonders Danzig die Stellung von Stadtrepubliken einnahmen ahnlich den Freien und Reichsstadten im Heiligen Romischen Reich 10 Die Lande Lauenburg und Butow gingen zu Pfand an Herzog Erich II von Pommern Wolgast als Dank fur seine Unterstutzung gegen den Deutschen Orden Die Eigenstandigkeit des Koniglichen Preussen gegenuber der Krone Polens zeigte sich besonders in der Preussischen Staatsburgerschaft eigener Staats Verfassung Beibehalt eigener Grenzen sowie in der Garantie seiner Sonderrechte wie etwa ein eigener Landtag eigene Landesregierung mit von Baysen als Gubernator ein eigenes Gerichtswesen sowie eigene Munzrechte deren Erhalt nicht unwesentlich zum Abfall vom Deutschen Orden beigetragen hatten 11 sowie eigene diplomatische Vertretungen und eigenes Militar der grossen Stadte Es galt weiterhin das Culmer Recht bekannt als der alte Culm 12 Preussischer Standestaat unter polnischer Krone Bearbeiten Das weitgehend autonome Preussen Koniglichen Anteils war ein Standestaat und hatte eigene Landtage auch mit Deutsch als Verhandlungssprache eigene Landesregierung Preussischer Landesrat mit zwei Kammern fur Stadte und Adel 13 und eigener Munze Ausserdem bestanden die eigene Wehrhoheit der grossen Stadte und ihr Recht eigene diplomatische Verbindungen mit dem Ausland zu unterhalten Sie wurden auch Gegenstand von Konflikten zwischen den Preussischen Standen und dem polnischen Konig 14 Hans von Baysen ehemaliger Ordensritter und Anfuhrer des Preussischen Bundes wurde vereinbarungsgemass durch den Konig zum Gubernator von Preussen ernannt starb aber schon 1459 Sein Bruder Stibor von Baysen wurde als sein Nachfolger gewahlt jedoch schaffte der Konig 1467 den Posten ab Die Stande ignorierten allerdings den koniglichen Beschluss und betrachteten Stibor von Baysen weiter als ihren Gubernator des Landes Erst 1472 ernannte Konig Kasimir Andreas ihn schliesslich als Gubernator bzw nur zum Anwalt und Hauptmann des Landes 15 Im Jahr 1467 kam es zum Investiturstreit zwischen dem polnischen Konig Kasimir IV dem Jagiellonen und dem Furstbischof von Ermland dem sogenannten Pfaffenkrieg der von 1467 bis 1479 andauerte 1476 erkannte Kasimir IV das Rechtsbuch Alter Kulm als rechtlich bindenden Text im Standestaat an 16 Ungenugend geregelt war zwischen Preussen Koniglichen Anteils einerseits und Polen andererseits unter anderem die gegenseitige Beistandspflicht im Fall kriegerischer Unternehmungen ausserhalb der Landesgrenzen Als Polen 1486 von Preussen Koniglichen Anteils Geld und Hilfe fur auswartige kriegerische Massnahmen gegen das expandierende Osmanische Reich verlangte wurde ihm der Beistand zunachst mit dem Argument verwehrt die gegenseitigen Vereinbarungen betrafen nur das Landesinnere und erst 1490 lenkten die Preussen ein und bezahlten die Turkensteuer wofur Kasimir dann der Stadt Danzig besonders dankte 17 Reformatorische Ideen und Hochmeisterkrieg Bearbeiten Reformatorische Ideen verbreiteten sich seit 1518 vor allem in den grosseren Stadten Danzig Elbing und Thorn wurden aber zunachst von Bischof Matthias Drzewicki von Kujawien und den Stadtraten unterdruckt Der Krieg Polens mit dem Deutschen Orden von 1519 bis 1521 fand auch auf polnisch preussischem Territorium statt In Danzig kam es seit 1522 zu Unruhen gegen den Rat der 1525 abgesetzt wurde Dabei wurden in funf Kirchen erstmals protestantische Prediger angestellt und die Kloster in Besitz genommen 18 1526 beendete Konig Sigismund diese Entwicklung konnte aber die reformatorische Haltung vieler Burger nicht beseitigen Das Furstbistum Ermland blieb katholisch der Furstbischof Stanislaus Hosius war einer der wirksamsten Gegner jeder reformatorischer Bewegung im Konigreich Polen und kann als Retter des Katholizismus bezeichnet werden Seit 1535 siedelten sich im Weichseldelta Mennoniten aus dem Sudwesten des deutschen Sprachraums und aus den Niederlanden 19 an und machten das Gebiet durch Entwasserungsmassnahmen urbar Sie entwickelten ihre Plautdietsch genannte niederdeutsche Mundart Ihre protestantische Religion wurde geduldet 20 Seit dem Privilegium von Konig Sigismund II August von 1557 konnten die preussischen Stadte offiziell evangelische Prediger anstellen In den folgenden Jahrzehnten wurde Polnisch Preussen uberwiegend protestantisch vgl Reformation in Polen Autonomer Teil der Adelsrepublik Polen Litauen Bearbeiten Durch die Union von Lublin 1569 verschmolzen das Konigreich Polen und das Grossfurstentum Litauen zur Realunion Polen Litauen auch als Erste Rzeczpospolita bezeichnet Mit dem bilateralen Einigungsprozess einher ging ein Versuch das autonome Preussen Koniglichen Anteils durch eine Art Staatsstreich in eine Provinz des polnischen Reichs umzuwandeln 21 Dem Lubliner Reichstag war uber Jahre das immer offener hervortretende Bestreben der Polen vorausgegangen Westpreussen seiner 1454 festgestellten Sonderstellung zu berauben und durch Verwandlung der Personalunion desselben mit Polen in eine Realunion zur polnischen Provinz herabzudrucken 22 1555 wiederholte Konig Sigismund II August vor den polnischen Grossen feierlich seine fruhere Zusage dass Preussen dem Reich als Provinz einverleibt werden solle 1562 wurden die preussischen Landesboten zu dem polnischen Reichstag beschieden jetzt schon unter Drohungen fur den Fall des Ausbleibens Die Reichstage von 1565 1566 und 1567 wurden von den Preussen nicht beschickt trotz Abwesenheit der preussischen Vertreter beschloss der polnische Reichstag in aller Form die Einverleibung Preussens in das polnische Reich 23 Unter Androhung herber Strafen bei Zuwiderhandlung erklarte Konig Sigismund II August in einem Dekret vom 16 Marz 1569 auf dem Lubliner Sejm das den preussischen Landesboten am 18 Marz ausgehandigt wurde als hochster und einziger Ausleger aller Gesetze und Privilegien dass die preussischen Landesrate auch Rate des Reiches seien und im Reichsenat ihre Stellen haben und so oft sie vom Konig von Polen gerufen werden gehalten seien in der preussischen Lande als auch des Reiches Angelegenheiten zu ratschlagen und im Reichsenat mit den Raten der Krone zu stimmen weil sie Eines unzertrennbaren Korpers Gliedmassen sind und auf gleiche Art die preussischen Sendboten bei den polnischen sitzen und ratschlagen sollen 21 Die Stadtrepubliken Danzig Thorn und Elbing waren als Quartiersstadte des Preussischen Bundes im Reichstag von Polen Litauen vertreten Auch im Rahmen dieser Koniglichen Republik behielt das Konigliche Preussen weitgehende autonome Sonderrechte Es erhielt eine Reihe verfassungsrechtlicher Sonderregelungen die ein neugewahlter Konig Polens den Preussischen Landen erst genehmigen musste bevor er von den Preussen anerkannt wurde Spatere Konige und die Institutionen der Republik versuchten weiterhin die Sonderstellung der Lande Preussen einzuschranken Ein Beispiel war der Streit um die Siegel Schliesslich einigte man sich fur innerlandliche Urkunden in deutscher Sprache das preussische Siegel welches in Elbing aufbewahrt wurde zu benutzen fur Urkunden in polnischer Sprache das polnische Ein Konfliktfeld entstand in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts zwischen der Stadtrepublik Danzig und dem polnischen Konigtum Zum einen war Danzig die einzige Stadt in den Landern der polnischen Krone die sich weigerte ihre Gesetze den Erfordernissen der Union von Lublin anzupassen Zum anderen wollte der Konig eine polnische Kriegsflotte mit Standort in Danzig aufbauen was die Stadt als Verletzung ihrer Wehrautonomie ansah Die Delegation Danzigs unter Leitung Albrecht Gieses blieb sogar standhaft als der Konig sie in Beugehaft nahm Schliesslich verzichtete der Konig gegen eine Ablosesumme auf die Flottenstationierung und die Unterhandler wurden wieder in ihre Amter eingesetzt Nach diesem Tauziehen verweigerte Danzig 1577 dem neu gewahlten Konig Stephan Bathory die Huldigung bevor dieser nicht die Privilegien vom 16 Juni 1454 9 Juli 1455 und 25 Mai 1457 uber eigene Aussenpolitik Recht auf unabhangige Kriegsfuhrung eigene Verwaltung deutsche Amtssprache und Recht sowie nach 1525 1557 auch lutherisches Bekenntnis bestatigt hatte Der Konig liess Danzig im sogenannten Danziger Krieg belagern und den polnischen Warenexport sogar uber Elbing leiten bevor er schliesslich doch einlenkte und die Privilegien bestatigte Seit der Reformation schwelten standig religiose Spannungen zwischen dem nach Dominanz strebenden und der Polonisierung zuarbeitendem polnischen katholischen Klerus und den Protestanten die in der Bevolkerung die Mehrheit stellten 150 Jahre spater fielen im Thorner Blutgericht nach der Verwustung eines Klosters 1724 mehrere Burger der politischen Justiz des Konigs von Polen zum Opfer der allerdings niemand anders war als der zum Katholizismus konvertierte Kurfurst August der Starke von Sachsen Vor diesem Hintergrund wurde die Oberhoheit der polnischen Krone spatestens im 18 Jahrhundert seitens des protestantischen Lagers als Fremdherrschaft empfunden 24 Es hielt sich ein regionales Sonderbewusstsein 25 das eine gewisse Distanz sowohl zum polnischen Konig in Warschau dem man dennoch pflichtgemass diente als auch zum Herzogtum Preussen mit dem man sich historisch und kulturell eng verbunden fuhlte bedingte Preussen ist von altersher ein freier und unabhangiger der Krone Polen niemals unterworfener Staat gewesen Nach der freiwilligen Ubergabe der Lande Preussen an den Konig von Polen ist es eine besondere einzig und allein dem Konige nicht aber der Republik unterworfene Provintz geblieben 26 Im Jus Culmense oder Culmischen Recht dem Staatsrecht der gesamten Lande Preussens die stets einen eigenen von Polen ganz abgesonderten Staatskorper behielten sind alle Gesetze Rechte und Willkuren aufgeschrieben 1767 wurde eine weitere Auflage bei Friedrich Bartels in Danzig gedruckt Provinz Preussens Bearbeiten nbsp Westpreussen gebildet aus dem ehemaligen Koniglichen Preussen und im Suden und Sudwesten mit weiteren ehemaligen polnischen Gebieten erweitert und Ostpreussen ehemaliges Herzogtum Preussen 1906 Mit der Ersten Teilung Polen Litauens 1772 endete die Geschichte des Koniglich Polnischen Preussens Einerseits hatte das Land infolge der Annexion durch Konig Friedrich II seine landesrechtliche Sonderstellung sowie standische Privilegien verloren und wurde den Gesetzen der Absoluten Monarchie des Hauses Brandenburg Preussen unterworfen Mit Ausnahme der Stadte Danzig und Thorn wurde es zur neuen Provinz Westpreussen des Staates Preussen Danzig und Thorn kamen erst mit der Zweiten Teilung Polen Litauens 1793 dazu und verloren ahnlich wie Elbing zuvor ihren autonomen Status als Stadtrepubliken 27 Andererseits fuhlte sich das protestantische Lager von dem vom polnischen Klerus ausgehenden politischen Druck befreit und die Juden erhielten normale Burgerrechte zuruck So wurde beispielsweise der uber Bromberg verhangte Judenbann aufgehoben Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs kam der grosste Teil Westpreussens an Polen Literatur BearbeitenWestpreussen Lexikoneintrag In Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage 20 Band Leipzig und Wien 1909 S 567 568 Xaver Frolich Politische Poesien aus Poln Preussen den Jahren 1697 1707 angehorig In Neue Preussische Provinzial Blatter Vierte Folge Band 7 Konigsberg 1870 S 535 544 Google Books Xaver Frolich Beitrage zur Kulturgeschichte von Polnisch Preussen aus den Jahren 1473 bis 1686 In Altpreussische Monatsschrift NF Band 28 Konigsberg in Pr 1891 92 S 276 323 Google Books Karl Russ Die Orts und Familien Namen im preussischen Polen In Globus Illustrirte Zeitschrift fur Lander und Volkskunde Band 6 Hildburghausen 1864 S 152 154 Google Books Hans Prutz Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen Danzig 1872 Google Books Hermann Eckerdt Die kleinen Stadte in Polnisch Preussen und die Stadtetage des vorigen Jahrhunderts Aus handschriftlichen Quellen In Neue Preussische Provinzial Blatter Vierte Folge Band 9 Konigsberg i Pr 1872 S 50 64 Google Books Hans Jurgen Bomelburg Zwischen polnischer Standegesellschaft und preussischem Obrigkeitsstaat Vom Koniglichen Preussen zu Westpreussen 1756 1806 Munchen 1995 ISBN 3 486 56127 8 Google Books Karin Friedrich The Other Prussia Royal Prussia Poland and Liberty 1569 1772 Cambridge 2000 ISBN 0 521 58335 7 Google Books Matthias Weber Hrsg Preussen in Ostmitteleuropa Geschehensgeschichte und Verstehensgeschichte Beitrage einer internationalen Konferenz in Oldenburg Schriften des Bundesinstituts fur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa Band 21 2003 Oldenbourg Wissenschaftsverlag ISBN 3 486 56718 7 Michael G Muller Zweite Reformation und Stadtische Autonomie im Koniglichen Preussen Danzig Elbing und Thorn in der Epoche der Konfessionalisierung 1557 1660 Berlin 1998 ISBN 3 05 003215 4 Weblinks BearbeitenZur Geschichte der Region an der unteren Weichsel In westpreussische gesellschaft de Abgerufen am 8 November 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Herbert Helbig Ordensstaat Herzogtum Preussen und preussische Monarchie In Richard Dietrich Hrsg Preussen Epochen und Probleme seiner Geschichte Walter de Gruyter Berlin 1964 S 8 Nachdruck 2019 ISBN 978 3 11 081858 1 a b c Ferdinand Gottschalk Preussische Geschichte 1 Band Konigsberg 1850 S 192 a b c d Anton Friedrich Busching Auszug aus einer Erdbeschreibung Erster Theil welcher Europa und den nordlichen Theil von Asia enthalt Hamburg 1771 S 162 166 Kaiser Friedr III anerkennt 1452 Privilegien und Handfesten der Preussischen Stadte Des Syndicus der Stadt Danzig Gottfried Lengnich ius publicum civitatis genadensis In Quellen und Darstellungen zur Geschichte Westpreussens Abgerufen am 8 November 2022 Gottfried Stolterfoth Kurzgefasste Geschichte und Staats Verfassung von Polnisch Preussen in alten und neueren Zeiten Danzig 1764 Digitalisat Standetum und Staatsbildung in Brandenburg Preussen internat Konferenz in Berlin 1980 online Gottfried Stolterfoth Kurzgefasste Geschichte und Staats Verfassung von Polnisch Preussen in alten und neueren Zeiten Danzig 1764 S 55 56 Andreas Kossert Ostpreussen Geschichte und Mythos Siedler Munchen 2005 ISBN 3 88680 808 4 S 67 Paulgerhard Lohmann Umkehr Drei Generationen einer Familie in der Hitlerzeit 2003 S 123 Digitalisat Hans Jurgen Schuch Westpreussen Geschichte und Landschaft Memento vom 21 September 2007 im Internet Archive Nicolaus Copernicus Gesamtausgabe Die okonomischen Schriften Digitalisat Burchardi Davidson Die seit dem 16 Jahrhundert in Preussen geltenden Todesstrafen Ein rechtshistorischer Versuch In Annalen der deutschen und auslandischen Criminal Rechts Pflege Band 58 Hermann Theodor Schletter Hrsg Leipzig 1852 S 217 230 insbesondere S 219 Karin Friedrich The Other Prussia Royal Prussia Poland and Liberty 1569 1772 Cambridge 2000 ISBN 0 521 58335 7 online Heinz Neumeyer Die staatsrechtliche Stellung Westpreussens zur Zeit der polnischen Oberhoheit 1454 1772 Verlag Holzner Kitzingen Main 1953 S 12 sowie Uwe Ziegler Kreuz und Schwert Die Geschichte des Deutschen Ordens Verlag Bohlau Koln Wien 2003 ISBN 3 412 13402 3 S 182 Peter Baumgart Jurgen Schmadeke Hrsg Standetum und Staatsbildung in Brandenburg Preussen Ergebnisse einer internationalen Fachtagung Historische Kommission zu Berlin Verlag de Gruyter Berlin 1983 ISBN 3 11 009517 3 S 136 Vorschau in der Google Buchsuche Maciej Mikula Municipal Magdeburg Law Ius municipale Magdeburgense in Late Medieval Poland A Study on the Evolution and Adaptation of Law BRILL 2021 ISBN 978 90 04 45619 8 S 243 Gottfried Stolterfoth Kurzgefasste Geschichte und Staats Verfassung von Polnisch Preussen in alten und neueren Zeiten Danzig 1764 S 64 65 Vgl mit ungenauen Details Luise Schorn Schutte Gottes Wort und Menschenherrschaft Politisch theologische Sprachen im Europa der Fruhen Neuzeit C H Beck Munchen 2015 ISBN 978 3 406 68235 3 S 177 ff Unterkapitel Reformation und stadtische Autonomie im koniglichen Preussen siehe https www g gruppen net mennot htm a5 Ende des 18 und Anfang des 19 Jahrhunderts nach der Annexion des Koniglichen Preussens durch Brandenburg Preussen 1772 1793 wanderte ein grosser Teil auf Einladung von Katharina II bzw Paul I in die heutige Ukraine aus und von dort zogen viele nach Amerika a b Hans Prutz Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen Danzig 1872 S 104 Hans Prutz Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen Danzig 1872 S 102 Hans Prutz Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen Danzig 1872 S 103 Hans Prutz Geschichte des Kreises Neustadt in Westpreussen Danzig 1872 S 104 ff Albert Reusch Westpreussen unter polnischem Scepter Festrede gehalten im Elbinger Gymnasium am 13 Spt 1872 In Altpreussische Monatsschrift Band 10 Konigsberg 1873 S 140 154 Hans Jurgen Bomelburg Zwischen polnischer Standegesellschaft und preussischem Obrigkeitsstaat Vom Koniglichen Preussen zu Westpreussen 1756 1806 Munchen 1995 ISBN 3 486 56127 8 online Hans Jurgen Bomelburg Zwischen polnischer Standegesellschaft und preussischem Obrigkeitsstaat Vom Koniglichen Preussen zu Westpreussen 1756 1806 Munchen 1995 S 236 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Koniglich Preussen amp oldid 235835201