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Der Dreizehnjahrige Krieg auch Preussischer Stadtekrieg genannt polnisch Wojna trzynastoletnia dauerte von 1454 bis 1466 Er begann zuerst im Deutschordensstaat als interner Konflikt zwischen den preussischen Standen und dem Hochmeister des Deutschen Ordens Der Preussische Bund eine 1440 gebildete Interessenvertretung der preussischen Stadte und des Landadels kundigte 1454 dem Hochmeister den Treueeid auf und verbundete sich kurz darauf mit dem Konigreich Polen gegen die Herrschaft des Deutschen Ordens in Preussen Der Krieg fuhrte zur Teilung des Deutschordensstaates in Preussen und hatte dadurch noch politische Folgen bis ins 20 Jahrhundert Hellgrau Deutschordensstaat in Preussen als Lehen des polnischen Konigs ab 1525 Herzogliches Preussen genannt Farbig Preussen koniglichen Anteils eingeteilt in drei Wojewodschaften Kulm Marienburg und Pommerellen und das Furstbistum Ermland verbunden in einer Union mit der polnischen Krone Khaki Lande Lauenburg und Butow als Pfandbesitz der Herzoge von Pommern Politischer Stand des Jahres 1466 Polnische Soldaten 1447 1492 Darstellung des Historienmalers Jan Matejko vor 1893 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Kriegsverlauf 3 Zweiter Frieden von Thorn 4 Nachwirkungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 FussnotenVorgeschichte BearbeitenIm 14 und zu Beginn des 15 Jahrhunderts kam es wiederholt zu kriegerischen Auseinandersetzungen des Deutschen Ordens mit seinen Nachbarn Konigreich Polen und Litauen Der 1409 erneut ausgebrochene Konflikt mit der Polnisch Litauischen Union ging fur den Orden durch die Niederlage in der Schlacht bei Tannenberg 1410 verloren Im Friedensvertrag von Thorn 1411 musste sich der Orden zu Reparationen verpflichten worauf Hochmeister Heinrich der Altere von Plauen massive Steuererhohungen im Deutschordensland durchsetzte Mit dieser Wirtschaftspolitik waren viele Burger in den Hansestadten nicht einverstanden und versuchten mehr Unabhangigkeit und Autonomie zu erreichen vergleichbar mit dem Status der reichsunmittelbaren Stadte im Heiligen Romischen Reich Zu diesem Zweck wurde der Preussische Bund unter Fuhrung des Deutschritters Johann von Baysen gegrundet und bei Konig Kasimir IV Jagiello um Hilfe ersucht Heinrich von Plauen wollte sich nicht mit dem Ersten Thorner Frieden abfinden Er begann aufzurusten Dafur und fur die Zahlungsverpflichtungen aus dem Friedensvertrag benotigte er Geld Das sollten die Stadte und der Landadel zahlen Die Situation wurde fur das Land nicht besser als Heinrich von Plauen 1413 abgesetzt wurde Die Ritterdienste der Inhaber von Dienstgutern waren fur den Orden wegen des Aufkommens der Soldnerheere uninteressant geworden Deshalb versuchte er die Rechte der Besitzer von Dienstgutern mit allen auch widerrechtlichen Mitteln zu verschlechtern Er war am moglichst schnellen Heimfall der Guter interessiert die er mit Bauerndorfern aufsiedeln wollte Die Zinszahlungen der Bauern waren ihm mehr wert als die Ritterdienste der Gutsbesitzer Desgleichen begann der Orden massiv in die Verfassungen der Stadte einzugreifen um die fuhrenden Positionen der Stadtherrschaft mit ihm genehmen Leuten zu besetzen Politisch gestarkt wurden die preussischen Stande durch den polnischen Konig Er machte sie zu den Garanten der Friedensvertrage von 1422 und 1435 De jure wurde dem Adel und den Stadten die Macht gegeben Einfluss auf die Aussenpolitik des Ordens auszuuben De facto ignorierte der Deutsche Orden jede Einmischung in seine Belange Das alles zusammen mit der Arroganz der landfremden Ordensritter baute sich zu einer bedrohlichen Stimmung gegen den Orden auf Am 14 Marz 1440 schlossen sich die preussischen Stande also die Ritterschaft der Adel und die Stadte in Marienwerder zum Preussischen Bund zusammen Man wollte sich zunachst nicht vom Orden losen sondern sich gegen Unterdruckung und Rechtsunsicherheit wehren und mit einer Stimme sprechen Die Ubergriffe des Ordens waren nicht vergessen Es wurde ein aus 20 Mitgliedern bestehender Enger Rat gegrundet Als Sitz dieses Rates wurde Thorn bestimmt weil es an der Grenze zu Polen lag Der Hochmeister Ludwig von Erlichshausen verlangte die Auflosung des Bundes Der Bund lehnte ab Schliesslich wurde die Entscheidung uber die Rechtmassigkeit des Bundes dem Kaiser anvertraut Der Kaiser setzte den Gerichtstag auf den 24 Juni 1453 in Wien fest Am 1 Dezember 1453 wurde der Bund fur rechtswidrig erklart und seine Auflosung befohlen Kriegsverlauf BearbeitenDie Anhanger des Preussischen Bundes ersuchten mehrere europaische Herrscher ohne Erfolg um Unterstutzung nur der Konig von Polen war gewillt die Schutzherrschaft zu ubernehmen Somit kundigte der Bund am 4 Februar 1454 dem Orden den Gehorsam auf und begann einen wohlvorbereiteten Krieg In wenigen Tagen war der grossere Teil des Landes in den Handen der Aufstandischen Alle Burgen des westlichen Preussen mit Ausnahme von Marienburg und Marienwerder waren von Bundestruppen besetzt Der Bruch mit dem Orden war vollzogen worden ohne dass eine feste Vereinbarung mit dem Konig von Polen getroffen worden war Aber seit Herbst 1452 gab es zwischen der Kulmer Ritterschaft sowie den Stadten Kulm und Thorn lose Verhandlungen mit dem Konig von Polen Der Enge Rat erhielt eine Einladung nach dem 2 Februar 1454 Bevollmachtigte zum Sejm nach Krakau zu schicken Dort hielt Konig Kasimir IV Jagiello gerade seine Hochzeit mit Elisabeth von Habsburg als eine Bundesgesandtschaft unter Hans von Baysen ihm die Oberherrschaft uber Preussen antrug In einem auf den 6 Marz wahrscheinlich zuruck datierten Dokument erklarte Kasimir IV die Eingliederung des gesamten Ordensgebiets in den polnischen Staat erteilte dem Adel Rechte die denen des polnischen Adels entsprachen und bestatigte die der Stadte Am 22 Februar erklarte auch der polnische Konig dem Deutschen Orden den Krieg und schon am 6 Marz nahm er die Ergebung der preussischen Stande an und inkorporierte den gesamten Ordensstaat dem polnischen Reich Am 23 Mai nahm er die Huldigung der Stande in Thorn entgegen Das Land wurde pro forma in vier Wojewodschaften Kulm Pommerellen Elbing Konigsberg geteilt und Hans von Baysen zum Statthalter ernannt Die meisten Ordensburgen waren nur mit sehr wenigen Ordensrittern besetzt und wurden von den Aufstandischen ohne Schwierigkeiten genommen Der Orden hielt sich im Westen nur in wenigen Burgen Marienburg Stuhm und Konitz Wahrend der Herbstarbeit auf den Gutern hatte der Konig Schwierigkeiten Truppen des grosspolnischen und kujawischen Adels zu einem Allgemeinen Adelsaufgebot aufzubieten Der Konig sah sich gezwungen dem Adel grosse Zugestandnisse zu machen Erst danach konnte er mit dem Aufgebot von Grosspolen und Kujawien nach Konitz ziehen um die aus dem Reich heranziehende Verstarkung des Ordens abzufangen Es kam am 18 September 1454 zur Schlacht bei Konitz der einzigen grossen Feldschlacht des Krieges Sie endete trotz zahlenmassiger Uberlegenheit der Polen mit ihrer schweren Niederlage gegen die Soldnertruppen des Ordens aus Schlesien und Bohmen unter Herzog Rudolf von Sagan Daraufhin kehrten zahlreiche Stadte insbesondere auch Konigsberg zum Orden zuruck Im weiteren Verlauf gab es keine grossen offenen Schlachten mehr der weitere Krieg wurde grosstenteils ohne Truppen des polnischen Adels gefuhrt Es war nur noch ein Verwustungskrieg mit Soldnern um feste Platze Es waren besonders die Stadte des Bundes voran Danzig die das Geld fur die Soldner aufbrachten Zur See fuhrte Danzig einen erfolgreichen Kaperkrieg gegen Lubeck und die anderen Stadte des Wendischen Quartiers um deren Handel mit den Hafen des Ordens Konigsberg und Memel zu unterbinden und den Orden dadurch zu schwachen Durch den Verlust weiter Landesteile verlor der Orden wichtige Einnahmequellen Aus Geldmangel musste er schon 1454 die Neumark an das Kurfurstentum Brandenburg verkaufen Unterstutzung aus Livland oder von den deutschen Balleien erhielt er nicht Mit Vertrag vom 9 Oktober 1454 musste er eine Reihe von Burgen an seine Soldner verpfanden Als er die vereinbarten Zahlungstermine nicht einhalten konnte verkauften Soldnerhauptleute nach langen Verhandlungen am 16 August 1456 die Marienburg und funf andere Burgen an den Konig und den Bund Der Bund zahlte den bohmischen Soldnern 304 000 Mark wovon Danzig allein 144 400 ubernahm Der Verkauf der Burgen an den Feind wurde von einigen Soldnerfuhrern als ehrenruhrig angesehen Der Hochmeister raumte die Ordensburg Marienburg 1457 kampflos und begab sich nach Konigsberg Am 7 Juni 1457 zog Konig Kasimir IV in die Festung ein Die Stadt Marienburg hingegen verteidigte sich unter ihrem Burgermeister Bartholomaus Blume weitere drei Jahre Erst 1460 ergab sich die Stadt Marienburg Danzig Burgermeister Blume wurde hingerichtet 1 Entscheidende militarische Erfolge verbuchten die Gegner des Ordens in den 1460er Jahren Am 15 September 1463 kam es zu einem Seegefecht auf dem Frischen Haff als der Orden versuchte uber die Weichsel die Stadt Mewe zu entsetzen Es war der entscheidende Sieg des Bundes und seines Verbundeten Polen Mewe und andere Stadte an der Weichsel die sich noch in der Hand des Ordens befanden wurden erobert Nun kontrollierten der Bund und Polen die Weichsel Vermittlungsversuche von Burgermeister Hinrich Castorp aus Lubeck in den Jahren 1463 64 scheiterten Schliesslich waren am Ende die Finanzkrafte des Deutschen Ordens erschopft Kampfhandlungen erlahmten Zweiter Frieden von Thorn Bearbeiten Hauptartikel Zweiter Frieden von Thorn Intensive Verhandlungen des papstlichen Legaten Rudolf von Rudesheim fuhrten im Jahre 1466 zum Friedensschluss dem Zweiten Frieden von Thorn 1466 Der Vertrag wurde von Papst Paul II ausdrucklich zuruckgewiesen Er war aus der Sicht des Papsttums formal nicht rechtskraftig dies zog jedoch aufgrund der machtpolitischen Schwache des Papsttums keine Konsequenzen nach sich Das ostliche Preussen des Deutschordenslandes blieb unter direkter Kontrolle des Ordens unter polnischer Suzeranitat Die Hochmeister hatten der polnischen Krone personliche Treueide zu leisten 2 Der Westteil Preussens also das Gebiet des Preussischen Bundes wurde als weitgehend autonomes Preussen Koniglichen Anteils in einer nicht klar definierten Union mit der Krone Polens verbunden Die polnisch gewordenen Lande Lauenburg und Butow gingen als Pfandbesitz an die Herzoge von Pommern als Dank fur deren Unterstutzung gegen den Deutschen Orden Nachwirkungen BearbeitenIm Jahre 1525 nach dem verlorenen Reiterkrieg hatte der Deutsche Orden auch in Ostpreussen vollstandig seinen Einfluss eingebusst Die weltliche Herrschaft dort wandelte sich zum ersten protestantischen Staatswesen in Europa dem Herzogtum Preussen Nebenbei wurde der Deutsche Orden in seiner Eigenschaft als eine Ordensgemeinschaft auf dem Gebiet Preussens sakularisiert Preussen Koniglichen Anteils ging als Teil der Union von Lublin 1569 mit einer Reihe von besonderen Rechten ausgestattet in der Realunion der I Rzeczpospolita auf Die Autonomie bzw die besonderen Rechte des Koniglichen Preussen gegenuber der polnischen Krone eigene Landtage mit Deutsch als Verhandlungssprache eigene Munze eigene Wehrhoheit der grossen drei Stadtrepubliken Danzig Elbing und Thorn sowie das Recht der grossen Stadte eigene diplomatische Verbindungen mit dem Ausland zu unterhalten usw wurden in der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts Gegenstand von Konflikten zwischen dem polnischen Konigtum und den Preussischen Standen Das Konigliche Preussen ging im Zuge der Ersten Teilung Polens 1772 im hohenzollernschen Konigreich Preussen auf Der Koniglich Polnisch Preussische Standestaat verlor durch die Annexion des Hauses Brandenburg Preussen seine landesrechtliche Sonderstellung und standische Privilegien 3 Literatur BearbeitenMarian Biskup Wojna trzynastoletnia z Zakonem Krzyzackim 1454 1466 Warschau 1969 mit deutscher Zusammenfassung Der Dreizehnjahrige Krieg mit dem Deutschen Orden Marian Biskup Der preussische Bund 1440 1454 Geschichte Struktur Tatigkeit und Bedeutung in der Geschichte Preussens und Polens In Konrad Fritze Eckhard Muller Mertens Johannes Schildhauer Hrsg Hansische Studien III Burgertum Handelskapital Stadtebunde Abhandlungen zur Handels und Sozialgeschichte XV Weimar 1975 S 210 229 Marian Biskup Wojna trzynastoletnia i powrot Polski na Baltyk w XV wieku Dzieje narodu i panstwa polskiego tom I i II Krakau 1990 Der Dreizehnjahrige Krieg und die Ruckkehr Polens an die Ostsee im 15 Jahrhundert Karin Friedrich The Other Prussia Royal Prussia Poland and Liberty 1569 1772 online in der Google Buchsuche Lothar Dralle Der Staat des Deutschen Ordens in Preussen nach dem 2 Thorner Frieden Untersuchungen zur okonomischen und standepolitischen Geschichte Altpreussens zwischen 1466 und 1497 Wiesbaden 1975 Weblinks BearbeitenBeistandsersuchen des Preussischen Bundes an das Konigreich Polen mit zahlreichen Stadt Siegeln Memento vom 28 September 2011 im Internet Archive Der Deutsche Orden im Kampf mit der Polnisch Litauischen Union und den preussischen Standen 1409 1466 Memento vom 30 Juli 2010 im Internet Archive Fussnoten Bearbeiten Bruno Schumacher Geschichte Ost und Westpreussens 7 Auflage Verlag Weidlich Wurzburg 1987 S 137 Seite 43 44 Keine Lehnshoheit Treueide in Person Hans Jurgen Bomelburg Zwischen polnischer Standegesellschaft und preussischem Obrigkeitsstaat Vom Koniglichen Preussen zu Westpreussen 1756 1806 Munchen 1995 S 236 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Dreizehnjahriger Krieg amp oldid 217452070