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Die Furstabtei Murbach lat anfangs Vivarus peregrinorum spater Murbacense monasterium Patrozinium St Leodegar war eine bedeutende Benediktinerabtei im sudlichen Elsass 727 gegrundet deren erster Abt der heilige Pirminius wurde Bedeutend sind die baulichen Reste der Abteikirche Murbach Der Abt des Klosters war als Furstabt Reichsfurst mit Reichsstandschaft Territorium im Heiligen Romischen ReichFurstabtei MurbachWappenKarteTerritorium der Furstabtei Murbach im Sudwesten des Elsass linke untere Halfte der Karte schwach orange gerahmt Karte von Alexis Hubert Jaillot nach Nicolas Sanson d Abbeville Lage im ReichskreisKarte des Oberrheinischen Reichskreises von Gerard Valck 1700 Alternativnamen Reichskloster Reichsabtei Abtei Kloster MurbachEntstanden aus Herzogtum Elsass merowingischem und karolingischem Konigskloster hoch mittelalterlichem ReichsklosterHerrscher Regierung Abt Furstabt seit 1228Heutige Region en FR 68 FR 70 DE RP DE BW CH LUReichstag 1 Virilstimme auf der geistlichen Bank im ReichsfurstenratReichsmatrikel 1422 3 Gleven 1521 6 zu Ross 19 zu Fuss 60 Gulden 1663 so das Hauss Oesterreich vertritt 6 zu Ross 19 zu Fuss oder 148 Gulden 18 Jh 6 zu Ross 19 zu Fuss 148 Gulden und zum Cammergericht 30 Gulden Reichskreis Oberrheinischer ReichskreisKreistag Mitglied Kreismatrikel 1532 12 zu Ross und 38 zu Fuss Hauptstadte Residenzen Murbach Gebweiler Guebwiller nach 1759Konfession Religionen romisch katholischSprache n Deutsch LateinischAufgegangen in Konigreich Frankreich 1789 Wappentafel der gefursteten und gefreiten Abteien Siebmachers Wappenbuch Tafel 13 1605 Murbach obere Reihe zweite von links Inhaltsverzeichnis 1 Geographie 2 Grundung 3 Erste Blute 4 Ausstrahlung 5 Zweite Blutephase 6 Langer Niedergang 7 Wappen der Furstabtei Murbach 8 Struktur 8 1 Furstabt 8 2 Territorium der Furstabtei 8 2 1 Besitzgeschichtliche Entwicklung 8 2 2 Gliederung 8 3 Vasallen 8 4 Kirchliche Struktur 9 Siehe auch 10 Literatur 11 Weblinks 12 Anmerkungen 13 EinzelnachweiseGeographie BearbeitenDie Abtei befand sich im Elsass in einem Tal am Fuss des Grossen Belchen franzosisch Grand Ballon am Osthang der Vogesen Die baulichen Reste der Abtei liegen in dem Weiler Murbach der bei der Abtei entstand und heute im Departement Haut Rhin und der franzosischen Region Grand Est liegt Nachstgrossere Gemeinde ist Guebwiller Gebweiler wo die Abtei im 18 Jahrhundert auch ihren Sitz nahm Nach der territorialen Konsolidierung ihres Herrschaftsbereichs am Ende des Mittelalters bestand die Abtei aus zwei miteinander raumlich nicht verbundenen Gebieten Dem Bereich um die Abtei Murbach und dem Gebiet des mit ihr vereinigten Kloster Luders Der Bereich um die Abtei Murbach bestand wiederum aus den drei Amtern Gebweiler im Tal der Lauch Sankt Amarin im Tal der Thur und Wattweiler im Tal des Siehlbachs Dieses Territorium bildete zwar ein geografisch geschlossenes Gebiet allerdings waren die drei Taler in den Vogesen wegen der dazwischen liegenden Hohenzuge untereinander nur durch Strassen verbunden die ausserhalb der Furstabtei verliefen 1 Grundung Bearbeiten nbsp St Leodegar Kirche Murbach nbsp Spatgotisches Grab oder Epitaph fur den Stifter Graf Eberhard in der KircheStifter der Abtei war Graf Eberhard von Elsass Ebrohard von Egisheim Bruder des Herzogs Liutfrid aus dem Adelsgeschlecht der Etichonen Er war erblindet und sein einziger Sohn war vor ihm verstorben So gab es keinen direkten Erben den er mit einer reichen Stiftung geschadigt hatte Graf Eberhard stattete die Abtei mit etwa 40 Gemeinden aus die zwischen der Burgundischen Pforte und Hagenau lagen 2 Er betraute 727 Abtbischof Pirmin vom Kloster Reichenau mit dem Aufbau der Klostergemeinschaft Pirmin weihte das Kloster und organisierte hier nach seinem Ideal der Peregrinatio eine Gruppe von Wandermonchen nach der Benediktinerregel und nannte das Kloster Vivarius Peregrinorum lateinisch fur Hort der Pilger Wandermonche 3 Weiter verschaffte er ihm umfangreiche Privilegien So erwirkte Pirmin vom Strassburger Bischof Widegern dessen Verzicht auf alle bischoflichen und eigenenkirchlichen Rechte an Murbach sowie die Gewahrung des Rechts der freien Wahl des Abtes womit die Unabhangigkeit des Klosters vom Diozesanbischof erreicht war Exemtion und unterstellte es dem Konigsschutz Der frankische Konig Theuderich IV gewahrte die Immunitat gegenuber der koniglichen Macht gestand seinerseits das Recht der freien Abtwahl zu und schenkte Murbach reiche Besitzungen darunter das Benediktinerkloster in Luzern fruher Pippin dem Kurzen zugeschrieben 4 Pirmin selbst aber blieb nicht dauerhaft im Kloster Murbach 5 Nach seinem Weggang erhielt das Kloster einen eigenen Abt der in den Quellen vir venerabilis Romanus genannt wird Die Klosterzucht sollte fortan von einem benachbarten Kloster ahnlicher Pragung und Observanz kontrolliert werden Die Weihen durfte der Abt durch einen Klosterbischof spenden lassen Die Abtei war spater unmittelbar dem Papst und dem Kaiser und nach 1680 dem franzosischen Konig unterstellt Die Privilegien wurden haufig bestatigt etwa anlasslich einer Abtwahl 6 2 Die Abtei Murbach wurde unter das Patrozinium des heiligen Leodegar von Autun franzosisch Saint Leger gestellt der im 7 Jahrhundert in Burgund die Benediktinerregel eingefuhrt hatte und dessen Haupt im Jahr 760 nach Murbach gebracht wurde Ein anderer Grund konnte ein Verwandtschaftsverhaltnis zwischen dem Heiligen und den Etichonen gewesen sein Das Patrozinium wurde von einer ganzen Reihe von Pfarrkirchen ubernommen die von der Abtei abhingen 5 Nach der Grundungslegende liessen sich die ersten schottischen Monche bei der Ortschaft Bergholtzzell nieder da sie dort aber nicht die notige Stille fanden zogen sie weiter nach oben ins Tal zum Eingang des Talchens von Murbach 7 Erste Blute Bearbeiten nbsp Grab der beim Einfall der Ungarn im Juli 936 ermordeten MoncheDas Kloster erlangte schon bald eine fuhrende Stellung und spielte unter den Karolingern eine wichtige politische Rolle Konig Pippin der Kurze bestatigte Murbachs Privilegien Karl der Grosse machte es zum Konigskloster Reichskloster und ernannte sich selbst in den Jahren 782 bis 783 zu dessen weltlichem Abt Pastor Murbacencis Um das Jahr 850 war Murbach eines der geistigen Zentren am Oberrhein Den hohen Rang der oberelsassischen Abtei preist auch Alkuin in seinen Briefen nach einem Besuch in Murbach Das Kloster verfugte uber ein Skriptorium und die Bibliothek umfasste damals rund 340 theologische grammatische und geschichtliche Werke woruber ein umfangreicher Bibliothekskatalog mit uber 300 Banden aus dem spaten 9 Jahrhundert informiert der viele klassische Autoren und Geschichtswerke verzeichnet Er ist in einer Abschrift von 1464 uberliefert und befindet sich heute in Colmar 8 Es bestand eine Gebetsgemeinschaft mit den Klostern Reichenau Remiremont St Gallen und San Salvatore in Brescia 9 Die ursprungliche Stiftung wurde standig durch Zustiftungen vermehrt Die meisten davon befanden sich ebenfalls im Elsass Hinzu kamen Liegenschaften auf dem rechten Rheinufer bis in den Schwarzwald Daruber hinaus erwarb die Abtei im 9 Jahrhundert das Gebiet von Luzern in der Schweiz ein wichtiger Punkt auf der Route von Deutschland nach Italien uber den Gotthardpass Das Kloster besass eine Reihe von Gutern in der Pfalz in der Gegend von Worms und bis hin nach Mainz Das Herrschaftsgebiet des Klosters Murbach umfasste schliesslich Rechte und Liegenschaften in etwa 350 Ortschaften 10 Murbach war im 9 Jahrhundert eines der reichsten Kloster im Elsass 5 Die Klosterschule von Murbach wies einen hohen Standard auf was Alkuin in zwei uberlieferten Briefen ausdrucklich erwahnte 5 Diese erste Blutezeit endete mit dem Einfall der Ungarn im Elsass ab 926 Im Juli 936 uberfielen und plunderten sie das Kloster sieben Monche wurden ermordet Deren Grab ist in der Abteikirche erhalten Erst 959 konnten Abtei und klosterliches Leben wiederhergestellt werden Ausstrahlung Bearbeiten1178 wurde die Stadt Luzern durch das Kloster Murbach gegrundet 11 Auch eine Reihe von Klostergrundungen gingen von Murbach aus 12 das Kloster Bergholtzzell 1006 Stift Goldbach 1135 Stift Saint Amarin deutsch Sankt Amarin Stift Sankt Marien fur vier Kanoniker innerhalb des Murbacher Klosterbezirks und Kloster St Leodegar im Hof in Luzern Aus der Abtei stammen die Bischofe Simpert von Augsburg umstritten Anm 1 und Landelous von Basel 13 Aus dem Kloster stammen wichtige literarische Zeugnisse Die Murbacher Hymnen Anm 2 Deren interlineare althochdeutsche Glossen zwischen dem lateinischen Text die in Murbach hinzugefugt wurden waren als Verstandnishilfe fur die Novizen beim Lernen der Texte gedacht und sind heute ein wichtiges Zeugnis fruher alemannischer Sprache 9 Das Wessobrunner Gebet altestes erhaltenes religioses Gedicht in deutscher Sprache soll im Kloster Murbach entstanden sein 13 DerMurbacher Velleiuscodex ist verloren und nur in der Amerbachschen Abschrift verderbt uberliefert 14 In den Werkstatten des Klosters arbeiteten Goldschmiede und Teppichwirker die Bildteppiche herstellten 13 Zweite Blutephase BearbeitenDas Kloster erholte sich von dem Ungarn Einfall Dass es sich um das Jahr 1000 der cluniazensischen Reform anschloss lasst sich kaum belegen vielmehr gewannen im 11 Jahrhundert unter Abt Samuel von Weissenburg der sowohl Murbach als auch Gregorienmunster regierte die Beziehungen zum Reform Kloster Gorze an Bedeutung 13 15 Das Kloster erreichte eine zweite Phase von herausragender Stellung Diese sicherte es durch eine grosse Nahe zum staufischen Konigshaus obgleich es zwischenzeitlich zur Partei des Gegenkonigs Rudolf von Rheinfelden wechselte 16 Abt Hugo von Rothenburg nahm am Kreuzzug Kaiser Friedrichs II teil 13 Abt Erlolf von Bergholtz war Berater Kaiser Heinrichs V und nahm an den Verhandlungen zum Wormser Konkordat teil das 1122 abgeschlossen wurde und das er mit unterzeichnete 11 17 Die Habsburger waren mit dem Kloster Murbach eng verbunden nachdem Werner II von Habsburg Vogt des Klosters geworden war und umfangreiche Lehen von der Abtei erhielt Dazu zahlten die Vogtei uber das Kloster Luzern die im Aargau gelegenen Hofe in Pratteln Augst Mohlin Schupfart Wittnau und Gipf sowie die im Breisgau gelegenen murbachischen Guter darunter die Hofe in Bellingen Bamlach Schopfheim sowie die Burg Rotteln 18 Nicht immer wurde die Vogtei von den Habsburgern direkt ausgeubt sondern auch als Lehen an die Herren von Horburg weiter verliehen 19 Im Rahmen der Vogtei kam es auch zur Aneignung von Klosterbesitz durch die Vogte 20 1259 gelang es dem Kloster den Habsburgern und Horburgern die Vogteirechte abzukaufen 13 21 Vor allem das starke militarische Engagement der Abtei im Reichsdienst fuhrte im 12 Jahrhundert zu einem Verfall der monastischen Disziplin Allerdings wurde 1123 auch die noch heute bestehende Abteikirche erbaut Die zweite Blutephase erreichte ihren Hohepunkt im 13 Jahrhundert Die Abtei Murbach zahlte zu den machtigsten geistlichen Einrichtungen im Deutschen Reich 22 In dieser Phase wurde Abt Hugo von Rothenburg 1228 von Kaiser Friedrich II in einer Urkunde als princeps also Reichs furst bezeichnet 23 ein Titel den auch alle seine Nachfolger bis zum Untergang des Heiligen Romischen Reiches innehatten 24 Beim Einzug von Walter von Geroldseck des neuen Bischofs in Strassburg am 2 Februar 1261 bot der Abt des Klosters Murbach Bertold von Steinbrunn 500 Berittene auf 25 Die Verbindung der Abtei zu den Habsburgern war weiterhin eng 11 Die Monche kamen nun vorwiegend und ab dem Ende des 13 Jahrhunderts nur noch aus dem Adel 26 vornehmlich dem lokalen Adel Der wiederum versuchte sich Rechte und Liegenschaften des Klosters anzueignen 13 Das Territorium des Klosters erreichte in jenem Jahrhundert seine grosste Ausdehnung weswegen es durch zahlreiche Burgen abgesichert wurde Der Abt des Klosters war als Furstabt mit eigener Stimme auf dem Reichstag vertreten und entsandte bis ins 18 Jahrhundert hinein Vertreter zum Reichstag 13 Anm 3 Zudem war er in das landstandische System des Elsasses eingebunden 27 Langer Niedergang BearbeitenMit dem Ende der Stauferzeit schwand die Bedeutung der oberrheinischen Region ab dem 14 Jahrhundert zunehmend damit auch die politische Bedeutung des Klosters und dessen Ressourcen 1214 gab das Kloster die Besitzungen rund um Mainz auf 28 1291 musste das Kloster die Stadt Luzern an die Habsburger verkaufen Die unruhigen Zeiten forderten hohe Aufwendungen fur Stadtbefestigungen von Gebweiler Wattweiler und Sankt Amarin und den Burgenbau etwa die Burgen Hugstein Hohrupf Hirtzenstein und Friedbourg 29 Die Abtei verschuldete zunehmend und provinzialisierte 1299 wurde Albrecht Albert von Liebenstein durch den Propst des Domkapitels Basel zum Abt von Murbach ernannt nachdem sich wegen der katastrophalen wirtschaftlichen Lage des Klosters niemand fand der sich wahlen lassen wollte 30 Im Jahr 1335 gaben die verbliebenen 13 Monche und der Abt ihr monastisches Gemeinschaftsleben auch offiziell auf und fuhrten eine Art stiftischer Lebensweise eine wohl schon seit langerem geubte Praxis 31 Die Einkunfte wurden in Pfrunden aufgeteilt 13 Das Kloster nahm in dieser Zeit aktiv am regionalen politischen Leben des Elsasses teil war vor allem auch an Landfriedensschlussen beteiligt 32 Nach aussen setzte es weiter auf das Bundnis mit Habsburg 33 1375 und 1376 wurde die Furstabtei durch Truppen des Enguerrand VII de Coucy im Guglerkrieg uberfallen 34 am 10 September 1382 brannte die gesamte Abtei nieder 35 nbsp Klostergarten MurbachIm 15 Jahrhundert gelang dann aber eine Konsolidierung wieder in Anlehnung an die Habsburger Die Abtei Murbach zahlte sich neben Fulda Weissenburg und Kempten zu einem der vier grossen kaiserlichen Kloster im Reich Holz aus den Vogesen und der Betrieb von Bergwerken dort waren nun die Hauptquelle der Einnahmen 36 Allerdings verlor die Abtei Murbach 1456 die letzten Rechte hinsichtlich des Klosters Luzern Das Stift von St Amarin wurde nach Thann verlegt und damit auch ausserhalb des Einzugsbereichs der Abtei Murbach 37 Die Reformation konnte in der Furstabtei nicht Fuss fassen 1524 wurden in Gebweiler einige der Irrlehre Verdachtige auf dem Scheiterhaufen hingerichtet Spater wurde die Abtei Murbach einer der Ausgangsorte der Gegenreformation im Elsass 38 Im Prozess der Territorialisierung organisierte sich die Abtei zunehmend als kleines Furstentum Territorial konzentrierte sie sich nun vorrangig auf das Elsass und verkaufte den Besitz den sie im Gebiet von Luzern 1290 rechtsrheinisch 39 und im Bereich von Delle deutsch Dettenried oder Dattenried 1274 hielt als Lehen an Dietrich III von Mompelgard 40 Das ermoglichte es im Gegenzug fremde Rechte im Kernbereich des Territoriums aufzukaufen und das Gebiet im Innern zu konsolidieren Das geschah auch indem neue Dorfer gegrundet wurden Nach aussen wurde das durch einen Ring von Burgen abgesichert die das Territorium umgaben 41 Zentrale Figur dieser Modernisierung war der Abt Bartholomaus von Andlau 42 1447 1476 der eine effektive Verwaltung einsetzte und auch fur Ordnung im Archiv und der Bibliothek des Klosters sorgte 43 nbsp Abteikirche Notre Dame in Guebwiller vom Ende des 18 Jahrhunderts nbsp Schloss Neuenburg Residenz des Furstabts in GebweilerSeit 1468 gelegentlich und seit der Wahl von Georg von Masmunster Anm 4 zum Abt von Murbach 1513 war die Position des Abtes des Benediktinerklosters Lure deutsch Luders oder Luders mit der des Abtes von Murbach verbunden Bei seiner Wahl zum Abt von Murbach war Georg von Masmunster bereits Abt des Klosters Lure 44 Anm 5 1560 vereinigte Papst Pius IV Lure endgultig mit Murbach 45 womit die Abtei Murbach komplett uber die Silberbergwerke von Plancher les Mines verfugte Konsequenterweise erhielt die Abtei 1544 das Munzrecht durch Kaiser Karl V Munzstatte war Gebweiler 46 Widerstand der Burger von Gebweiler des weltlichen Zentrums der Furstabtei die grossere Selbstandigkeit wollten wurde gebrochen Im Fruhjahr 1525 brach der Bauernkrieg im Oberelsass aus was auch die Stadt Gebweiler veranlasste sich wieder gegen die Abtei zu wenden Deren Mitglieder flohen in das benachbarte Kloster Lure Die Abtei Murbach abseits in einem Tal der Vogesen gelegen blieb unversehrt und Abt Georg von Masmunster erreichte innerhalb von drei Monaten einen Kompromiss und Verhandlungsfrieden mit seinen Untertanen der dazu fuhrte dass diese die murbachischen Orte Wattweiler und Uffholtz gegen den Angriff Aufstandischer aus den benachbarten Territorien verteidigten 47 Nach dem militarischen Gegenschlag fielen die Massnahmen gegen die eigenen revoltierenden Untertanen in der Furstabtei daher sehr milde aus ganz im Gegenteil etwa zu den benachbarten osterreichischen Gebieten Einschneidenste Massnahme waren Geldstrafen und das Verbot von Zunften in Gebweiler 38 48 Mitte des 16 Jahrhunderts war die Organisation der Abtei Murbach als Territorialstaat des Deutschen Reichs abgeschlossen 49 Gleichwohl gelang es nicht das Klosterleben wieder in geordnete Bahnen zu lenken was dazu fuhrte dass Kaiser Rudolf II 1587 Kardinal Andreas von Osterreich zum Abt einsetzte er besuchte seine Abtei nie Unter seiner Verwaltung konnte zwar das Klosterleben wieder hergestellt werden es haufte sich aber ein riesiger Schuldenberg an Auch seine Nachfolger Leopold von Osterreich zugleich Bischof von Passau und von Strassburg und Leopold Wilhelm von Osterreich ebenfalls Bischof von Strassburg und von Passau regierten fern der Abtei Dies begrundete eine Tradition die das Amt des Abtes Mannern aus dem Hochadel zukommen liess Geistlich und wirtschaftlich konnte das Kloster wieder Fuss fassen was aber schon bald durch den Dreissigjahrigen Krieg wieder beendet wurde Ab 1632 war das Gebiet der Furstabtei Murbach vom Krieg direkt betroffen Der Konvent fluchtete nach Lure die Mobilien wurden grosstenteils nach Basel in Sicherheit gebracht die Bibliothek auf die Burg Wildenstein Anm 6 Dort wurde sie durch einen franzosischen Offizier geplundert was deren heutige Verstreuung uber ganz Europa erklart In der Hauptstadt der Furstabtei Gebweiler lebten am Ende des Krieges nur noch 150 Menschen von den Monchen des Klosters uberlebte keiner Nach dem Westfalischen Frieden von 1648 der auch die Zugehorigkeit der Abtei zum Heiligen Romischen Reich deutschen Nation bestatigte 13 dauerte es bis 1650 bevor wieder Benediktinermonche in der Abtei lebten 50 und es langsam wieder aufwarts ging Viele Einwanderer wurden durch die frei gewordenen Flachen angezogen Auch der Monchskonvent nahm sein Leben wieder auf dominiert von habsburger freundlichem lokalem Adel 38 Die Krone Frankreichs versuchte im 17 Jahrhundert das Elsass zu annektieren Bezuglich der Furstabtei Murbach nutze sie die nach dem Tod des Abtes Leopold Wilhelm 1662 und seiner Nachfolger erforderlichen Neuwahlen Im Konvent des Klosters entstand eine habsburgische und eine franzosische Partei Dem franzosischen Konig gelang es letztendlich mit Hilfe des Papstes im Jahr 1664 seinen Kandidaten Franz Egon von Furstenberg Heiligenberg den Bischof von Strassburg durchzusetzen Wenige Jahre spater 1680 masste sich der franzosische Konig Ludwig XIV im Rahmen seiner Reunionspolitik auf der Grundlage zwischen Marz und Dezember desselben Jahres einseitig gefasster Beschlusse der Reunionskammen von Breisach und Metz die franzosische Oberhoheit uber die Furstabtei Murbach und ihr zum Reich gehoriges umfangreiches Territorium einschliesslich der darin befindlichen Ortschaften an 51 38 Das hatte wenig Einfluss auf das innere Leben der Furstabtei die sich im Laufe des 18 Jahrhunderts weiter konsolidierte 1726 siedelte der Konvent nach Gebweiler uber Die Konsolidierung der Furstabtei generierte auch die erforderlichen Ressourcen fur den geplanten barocken Umbau in Murbach 1727 wurde mit dem Klostergebaude begonnen 1738 folgte die Grundsteinlegung fur den Neubau der Abteikirche 52 Dieses Projekt blieb aber stecken und wurde durch den prachtvollen Neubau der Kirche Notre Dame in Gebweiler und die Errichtung einer barocken Residenz fur den Furstabt die Neuenburg dort ersetzt 53 1759 wurde der Sitz der Abtei offiziell nach Gebweiler verlegt 53 und die Furstabtei 1764 in ein adeliges Ritterstift umgewandelt 13 1789 beendeten Franzosische Revolution und aufstandische Bauern die Geschichte der Abtei Der letzte Abt Benedikt Anton Friedrich von Andlau Homburg starb 1839 als Domherr in Eichstatt 13 Die Ausstattung der Abtei und die Klosterbibliothek gingen weitgehend verloren aber das Ostwerk der romanischen Abteikirche aus dem 12 Jahrhundert ausgestattet mit Kreuzrippengewolbe blieb als bedeutendes Zeugnis vorgotischer Baukunst bestehen Das Langhaus hingegen wurde noch im 18 Jahrhundert abgerissen Wappen der Furstabtei Murbach BearbeitenDas Wappen zeigt einen springenden schwarzen Hund auf weissem Schild und die Mitra als Helmzier Struktur BearbeitenDas Kloster Murbach war spatestens seit dem 13 Jahrhundert eine Furstabtei Die Furstabtei Murbach war ein Territorium im Deutschen Reich und gehorte dort zum Oberrheinischen Kreis 54 Furstabt Bearbeiten Der Furstabt hatte das Recht eine Mitra zu tragen was ihn auch ausserlich auf eine Stufe mit den benachbarten Bischofen stellte und von den umgebenden Herren und Grafen abhob 55 Der Furstabt wurde theoretisch durch das Kapitel gewahlt Wenn dieses aber gespalten war und eine Wahl nicht zustande kam oder in Zeiten der Krise wurden auch die Schutzmachte Papst Kaiser oder die Habsburger als sie Vogte waren aktiv und setzten Abte ein Als Oberhaupt der Furstabtei Murbach konnte der Furstabt innerhalb des rechtlich vorgegebenen Rahmens relativ frei entscheiden Interventionen des Kapitels blieben seltene Einzelfalle nachdem 1356 ein Vertrag zwischen Abt und Kapitel dessen Mitbestimmungsrecht bei der Vergabe von Lehen festgeschrieben hatte eine Massnahme um das Gesamtvermogen des Klosters zu bewahren 56 Im Verkehr mit Nachbarn und auswartigen Machten war sowieso der Abt alleiniger Ansprechpartner Hauptartikel Liste der Abte des Klosters Murbach Territorium der Furstabtei Bearbeiten Besitzgeschichtliche Entwicklung Bearbeiten Zwischen der ersten Blutephase der Abtei im Hochmittelalter und der zweiten Blutephase im Spatmittelalter gab es bereits erhebliche Verschiebungen im Besitzstand 1214 gab das Kloster die Besitzungen rund um Mainz auf 57 1274 verkaufte die Abtei ihren Besitz im Bereich von Delle deutsch Dettenried oder Dattenried als Lehen an Dietrich III von Mompelgard 58 1277 kaufte die Abtei das Dorf Uffholz von den Grafen von Pfirt 59 Es dauerte dann aber fast weitere 50 Jahre bis es der Abtei gelang auch die letzten Rechte die den Grafen dort verblieben waren abzulosen 60 1290 schloss das Kloster einen Vertrag mit Konig Albrecht I von Habsburg und dessen Bruder Rudolph II mit dem es die Stadt Luzern an die Habsburger abtrat die dem Kloster im Gegenzug die elsassischen Dorfer Herikheim Ostheim Merckesheim und Retersheim uberliessen sowie 2000 Mark Silber zahlten 61 Im Amt Sankt Amarin dauerte es sogar bis 1536 bevor alle Rechte Dritter abgelost waren die dort die Landeshoheit der Abtei beeintrachtigten 62 Gliederung Bearbeiten Die Furstabtei Murbach gliederte sich nach der territorialen Konsolidierung am Ausgang des Mittelalters in drei Amter Vogteien 63 in denen je eine Reihe Dorfer drei Stadte Gebweiler St Amarin und Wattweiler und eine Reihe von Burgen zusammengefasst waren An der Spitze eines solchen Amtes stand ein Vogt oder Schaffner Das Amt wurde nicht als Lehen vergeben der Vogt war ein abrufbarer Beamter 64 Die drei Amter waren 65 Gebweiler Sankt Amarin und Wattweiler Hinzu traten die Exklave Hasingen 66 und das Gebiet des Klosters Luders Vasallen Bearbeiten Es sind 11 Familien nachgewiesen die meisten seit dem 12 Jahrhundert die als Vasallen uberwiegend von der Abtei abhangig und dieser verpflichtet waren Sie stellten auch deren militarische Verteidigung und die Verwaltung sicher Ihre Bedeutung sank als ab dem 15 Jahrhundert modernere Formen der Verwaltung Fuss fassten 67 Kirchliche Struktur Bearbeiten Die Abtei besass das Patronat uber 30 Kirchen und Kapellen nicht mitgezahlt die Stellen an der Abteikirche Murbach selbst und an den abhangigen Klostern Luzern und Sankt Amarin Das waren alle Pfarrstellen innerhalb der Furstabtei ausser in deren sudlichstem Bereich In Wattweiler und Uffholz lag das Kirchenpatronat beim Bischof von Basel 68 Daruber hinaus besass die Furstabtei weitere Kirchenpatronate ausserhalb ihres Territoriums hauptsachlich in den Diozesen Basel und Strassburg 69 Die Furstabtei war in zehn Pfarrgemeinden eingeteilt 70 Amt Gebweiler die Gemeinden gehorten zur Diozese Basel Bergholz und Bergholzzell bildeten eine Kirchengemeinde zu der auch noch der Weiler Sengeren gehorte Es gab zwei Kirchengebaude Gebweiler war die grosste Gemeinde mit der romanischen Kirche St Leodgar Buhl Lautenbachzell Amt St Amarin Die Kirchengemeinde Weiler bestand aus den Dorfern Weiler Bitschweiler Goldbach und Altenbach Das Patronatsrecht ging vom Stift St Amarin erst 1357 auf das Kloster Murbach uber St Martin in Sankt Amarin Hier ging das Patronatsrecht 1254 vom Kloster St Amarin auf das Kloster Murbach uber Zur Pfarrgemeinde St Martin gehorten die Dorfer und Siedlungen Vogelbach Malmersbach Ransbach Moosch Mosbach Werschholtz Mitzach und Geishausen Mollau Odern Amt Wattweiler Wattweiler Kirchenpatronat beim Bischof von Basel Uffholz Kirchenpatronat beim Bischof von Basel Siehe auch BearbeitenGothaer Psalter Liste der Abte des Klosters Murbach Murbacher HymnenLiteratur BearbeitenMedard Barth Aus dem liturgischen Leben der Abtei Murbach Kalendare und Heiligenlitaneien 11 15 Jahrhundert In Freiburger Diozesanarchiv 73 1953 S 59 87 Georges Bischoff Recherches sur la puissance temporelle de l abbaye de Murbach 1229 1525 Publications de la Societe Savant d Alsace et des Regions de l Est Serie recherches et documents XXII Libraire Istra Strasbourg 1975 Walter Hotz Handbuch der Kunstdenkmaler im Elsass und in Lothringen Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1965 Gerhard Kobler Historisches Lexikon der deutschen Lander Die deutschen Territorien vom Mittelalter bis zur Gegenwart C H Beck Munchen 8 Aufl 2019 S 444f ISBN 978 3 406 74167 8 Philippe Legin Die Abtei Murbach Ubersetzt von Eve Gissinger Savoir Decouvrir St Ouen o J Joachim Muller Die Klosterkirche Murbach im Elsass In Gunther Binding Hrsg 44 Veroffentlichung der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universitat Koln Koln 1992 ISSN 0940 7812Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Murbach Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Romanik im Elsass ehemalige Klosterkirche Murbach Veroffentlichungen zum Kloster Murbach im Opac der Regesta Imperii Stefan Jaggi Murbach In Historisches Lexikon der Schweiz Anmerkungen Bearbeiten Ob er mit dem Abt Sintpert 786 792 identisch ist ist umstritten So Legin Die Abtei Murbach S 4 Hotz Handbuch der Kunstdenkmaler im Elsass und in Lothringen S 141 Zweifelnd Lothar Bily Simpert auch Simbert Sintpert Bischof von Augsburg In Biographisch Bibliographisches Kirchenlexikon Band 10 Bautz Herzberg 1995 ISBN 3 88309 062 X Sp 478 480 Junius Manuskript 25 in der Bodleian Library in Oxford Legin Die Abtei Murbach S 4 Ausschliesslich Kobler S 445 behauptet dass die Abtei 1536 ihre Reichsstandschaft verloren habe Heute Masevaux Ein Wappen Glasgemalde von ihm nach einem Riss von Hans Holbein dem Jungeren befindet sich im Historischen Museum Basel Historisches Museum Basel Wappenscheibe des Georg von Massmunster In Wappenscheibe des Georg von Massmunster Historisches Museum Basel archiviert vom Original am 13 Februar 2019 abgerufen am 9 Februar 2018 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www hmb ch Vgl fr Chateau de Wildenstein France Einzelnachweise Bearbeiten Bischoff S 23 159 a b Legin Die Abtei Murbach S 3 6 Legin Die Abtei Murbach S 2 u a Muller Die Klosterkirche S 3 a b c d Legin Die Abtei Murbach S 3 Bischoff S 44 Philippe Legin Die Abteikirche von Murbach im Oberelsass Colmar Editions S A E P Ingersheim 1980 S 7 Wolfgang Milde Der Bibliothekskatalog des Klosters Murbach aus dem 9 Jahrhundert Ausgabe und Beziehungen zu Cassidors Institutiones In Werner Gruenter Arthur Henkel Hrsg Beihefte zum Euphorion Zeitschrift fur Literaturgeschichte 4 Heft 1968 a b Legin Die Abtei Murbach S 4 Legin Die Abtei Murbach S 5 a b c Legin Die Abtei Murbach S 6 Muller Die Klosterkirche S 5 a b c d e f g h i j k l Hotz Handbuch der Kunstdenkmaler im Elsass und in Lothringen S 141 Wolfgang Will Zu Velleius II 105 1 In Rheinisches Museum fur Philologie Band 126 1983 S 189 f Digitalisat PDF Muller Die Klosterkirche S 3 Muller Die Klosterkirche S 4f Muller Die Klosterkirche S 5 Aloys Schulte Geschichte der Habsburger in den ersten drei Jahrhunderten Innsbruck 1887 S 89 Digitalisat abgerufen am 24 August 2022 Bischoff S 15 Bischoff S 15 f Bischoff S 18 Bischoff S 11 Bischoff S 39 Muller Die Klosterkirche S 5 Bischoff S 15 Muller Die Klosterkirche S 5 Bischoff S 48 Kobler S 444 Bischoff S 15 Bischoff S 32 Muller Die Klosterkirche S 6 Bischoff S 48f Bischoff S 49f Bischoff S 51 Muller Die Klosterkirche S 65 Legin Die Abtei Murbach S 7 Kobler S 444 a b c d Legin Die Abtei Murbach S 10 Bischoff S 17 Bischoff S 17f Bischoff S 18 Siehe zu diesem Richard Newald Bartholomaus von Andlau In Neue Deutsche Biographie NDB Band 1 Duncker amp Humblot Berlin 1953 ISBN 3 428 00182 6 S 610 Digitalisat Legin Die Abtei Murbach S 9 Bischoff S 34 Muller Die Klosterkirche S 6 Arthur Engel Ernest Lehr Numismatique de l Alsace Paris Leroux 1887 S 130 138 Bischoff S 62 Bischoff S 62 Bischoff S 12 Muller Die Klosterkirche S 6 Maximilian du Prel Die Deutsche Verwaltung in Elsass Lothringen 1870 1879 Denkschrift mit Benutzung amtlicher Quellen Karl J Trubner Strassburg 1879 S 6 7 Google Books Muller Die Klosterkirche S 7 a b Legin Die Abtei Murbach S 13 Winfried Dotzauer Die deutschen Reichskreise 1383 1806 Franz Steiner Verlag Stuttgart 1998 ISBN 3 515 07146 6 S 213 Bischoff S 135 Bischoff S 134 Kobler S 444 Bischoff S 17f Bischoff S 19 Bischoff S 46f Bischoff S 18 Bischoff S 47f Bischoff S 23ff Bischoff S 130 Bischoff S 81 129 159 Philippe Legin Die Abteikirche von Murbach S A E P Colmar Ingersheim 1979 Karte im Ruckumschlag Bischoff S 73ff Bischoff S 103 Bischoff S 105f Bischoff S 103 105 47 923333333333 7 1580555555556 Koordinaten 47 55 24 N 7 9 29 O Normdaten Korperschaft GND 4331902 6 lobid OGND AKS LCCN n93018693 VIAF 138522977 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Furstabtei Murbach amp oldid 237380869