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Liutfrid um 700 um 743 war ein frankischer Adliger und unter der Herrschaft der Merowinger der funfte bekannte Herzog im Elsass Er gehorte dem nach seinem Vorganger benannten elsassischen Herzogsgeschlecht der Etichonen an und war der letzte elsassische Herzog aus diesem Adelshaus Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Herkunft 1 2 Herrschaft als Herzog 2 Ehe und Nachkommen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenHerkunft Bearbeiten Liutfrid wurde als altester Sohn des Elsasserherzogs Adalbert geboren Sein Grossvater Eticho war als Dux im burgundischen Pagus Attoriensis dem Gebiet zwischen Dijon und Langres begutert und einflussreich bevor er die Herzogswurde des Elsass ubertragen bekam Vaterlicherseits bestand eine direkte Verwandtschaft mit jener burgundischen Adelsfamilie die in der Spatphase der Merowingerherrschaft und unter den folgenden Karolingern als Sippe der Waltriche zu einer der einflussreichsten Familien im Frankischen Reich aufsteigen sollte Liutfrids Mutter Gerlindis war eine Tochter des Herzogs Eudo von Aquitanien Seine beiden Schwestern Attala sowie Gundlinda waren Abtissinnen einflussreicher elsassischer Kloster und werden wie auch die gemeinsame Tante Odilia wurde als Heilige verehrt Herrschaft als Herzog Bearbeiten Liutfrid folgte nach dem Tode seines Vaters Adalbert diesem als Herzog des Elsass nach in einer Schenkungsurkunde der Abtei Honau vom 11 Dezember 723 wird er bereits als Dux bezeichnet 1 Ob Liutfrid vor der Verleihung der Herzogswurde das Amt eines Comes oder Grafen bekleidete der im Gegensatz zum Dux keine militarische Aufgabe sondern ausschliesslich die Leitungsfunktion der Verwaltung innehatte lasst sich aus den wenigen erhaltenen Zeitzeugnissen nicht mehr bestimmen Als gesichert gilt dass er die Amtsgeschafte von Strassburg aus fuhrte da die Mehrzahl der von ihm erhaltenen Urkunden und Schriftstucke in der dortigen herzoglichen Kanzlei unter der Leitung des Presbyters Ansgar gefertigt wurden 2 Die von Eticho begrundete Erbwurde des Herzogtums im Elsass in der etichonischen Familie konnte bei der Ernennung Liutfrids letztmals geltend gemacht werden Das Ende der pippinidisch karolingische Sukzessionskrise sowie die Ernennung Karl Martells zum Hausmeier des frankischen Gesamtreiches im Jahr 718 beseitigten die Schwache der koniglichen Zentralgewalt in der Spatphase der Merowingerherrschaft und zwang in den Folgejahren die de facto selbstandig gewordenen Dukate unter die karolingische Herrschaft Trotz der wachsenden Macht Karl Martells gelang es Liutfrid die Herrschaft uber das Elsass und damit die etichonische Selbstandigkeit noch einige Zeit zu wahren In den Jahren von 734 bis 737 gewahrte er dem im Speyergau damit im austrasischen Machtbereich gelegenen Kloster Weissenburg einen schmalen Zugang zum Elsass und stiftete der Abtei die Einkunfte die ihm pro lege als Herzog aus den Abgaben der Orte Betschdorf Niefern Gœrsdorf und Preuschdorf zustanden Der Umstand dass es sich hierbei um Fiskaleinkunfte handelte die in der Merowinger und Karolingerzeit dem Konig vorbehalten waren legt davon Zeugnis ab dass sich Liutfrid formal als koniglicher Amtstrager verstand der sich dem Herrschaftsanspruch Karl Martells als Hausmeier oder Dux Francorum nicht beugen wollte 3 Diesen Bekundungen eigener Macht und Starke stand ab der Mitte der dreissiger Jahre des 8 Jahrhunderts ein stetig zunehmender Verlust politischer Autoritat im Herzogtum zugunsten des Hausmeiers des Frankenreiches gegenuber Bereits 734 konnte Karl Martell die Leitung des fur die Etichonen so wichtige Bistums Strassburg seinem Vertrauten Heddo sichern ohne dass Liutfrid dem Vernehmen nach ein Mitspracherecht bei der Besetzung des Bischofsamtes in seinem Herzogtum eingeraumt wurde Der Tod des Hausmeiers im Jahr 741 brachte fur Liutfrid keine Wendung in der politisch angespannten Situation zumal Karl Martell das Frankenreich wie ein Konig unter seinen Sohnen Karlmann und Pippin als Erbe aufteilte Mit dem Aufstand der Alemannen unter Herzog Theudebald im Jahr 742 der auch auf das Elsass und damit das frankische Reichsgebiet ubergriff endete die Unabhangigkeit des etichonischen Herzogtums Karlmann als Nachfolger seines Vaters Hausmeier und oberster Kriegsherr Austrasiens entmachtete Liutfrid und unterstellte das Herzogtum seiner Herrschaft Ob Liutfrid freiwillig oder auf moglicherweise militarischen Druck der Karolinger auf die Herzogswurde verzichtete bleibt ungewiss Jedoch deutet eine Schenkungsurkunde Liutfrids an das Kloster Weissenburg vom 15 Juni 742 in der bereits der Titel Dux entfallen ist darauf hin dass sein Ruckzug unter Zwang erfolgte so tritt in der Urkunde an exponierter Stelle ein Ruadhartus als Zeuge auf der als Beauftragter Karlmanns dessen Herrschaftsanspruch durchsetzte und spater mit dem Blutgericht zu Cannstatt auch die Selbstandigkeit des Herzogtums Alemannien gewaltsam beendete Mit der Schenkungsurkunde von 742 verliert sich die geschichtliche Spur Liutfrids ungewiss bleibt ob er sich auf die Besitzungen seiner Familie zuruckzog von Karlmann beseitigt wurde oder in den heftigen Kampfen des Alemannenaufstandes umkam Nach seiner Herrschaft wurde das Herzogtum Elsass endgultig aufgelost und das Land dauerhaft in das Frankenreich integriert Einzig sein Bruder Eberhard fand als Comes des Sundgau in den folgenden Jahren noch urkundliche Erwahnung Ehe und Nachkommen BearbeitenLiutfrid war in erster Ehe mit Hiltrudis verheiratet aus dieser Ehe entstammte der Sohn Hildifrid Zwischen 739 und 742 ging er eine zweite Ehe mit Theutila ein Literatur BearbeitenHorst Ebeling Prosopographie der Amtstrager des Merowingerreiches von Chlotar II 613 bis Karl Martell 741 in Beihefte der Francia Band 2 Munchen 1974 S 182 184 Nicole Hammer Die Klostergrundungen der Etichonen im Elsass Tectum Verlag Marburg 2003 ISBN 3 8288 8509 8 Karl Weber Die Formierung des Elsass im Regnum Francorum in Archaologie und Geschichte Band 19 Thorbecke Ostfildern 2011 ISBN 978 3 7995 7369 6 A M Burg Das elsassische Herzogtum ein Uberblick in Zeitschrift fur die Geschichte des Oberrheins Band 117 Braun Karlsruhe 1969 Eva Maria Butz Der Ruckzug der Etichonen 735 742 im Spiegel ihrer Gefolgschaft in Heinz Krieg Alfons Zettler Hrsg Festschrift fur Thomas Zotz zu seinem 60 Geburtstag Thorbecke Ostfildern 2004 ISBN 3 7995 7080 2 Hans J Hummer Politics and Power in Early Medieval Europe Alsace and the Frankish Realm 600 1000 Cambridge University Press Cambridge 2006 ISBN 978 0 521 85441 2 S 157 165 Einzelnachweise Bearbeiten Johann Daniel Schoepflin Alsatia diplomatica Volumen I Typographia academica Mannheim 1772 Dipl V Eva Maria Butz Der Ruckzug der Etichonen 735 742 im Spiegel ihrer Gefolgschaft in Heinz Krieg Alfons Zettler Hrsg Festschrift fur Thomas Zotz zu seinem 60 Geburtstag Thorbecke Ostfildern 2004 ISBN 3 7995 7080 2 S 13 Karl Weber Die Formierung des Elsass im Regnum Francorum in Archaologie und Geschichte Band 19 Thorbecke Ostfildern 2011 ISBN 978 3 7995 7369 6 S 123 124Normdaten Person GND 136742335 lobid OGND AKS VIAF 81036045 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME LiutfridALTERNATIVNAMEN Liutfridus LeodefredKURZBESCHREIBUNG Herzog im ElsassGEBURTSDATUM um 700STERBEDATUM um 743 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Liutfrid amp oldid 235998750