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Das Amt lateinisch officium Amt war vom Spatmittelalter bis zum 20 Jahrhundert eine Institution mit der Aufgabe herrschaftsgebundene Rechte des Landesherrn des Stadtherrn oder der Kloster zu verwalten Die Bezeichnung ging auch auf die entsprechenden Gebiete selbst uber teilweise auch auf den Sitz des Amtes 1 Dabei ging es nicht nur um Eigentumsrechte der Herrschaft sondern auch um die regionale Gerichtsbarkeit Daneben oder parallel dazu bestanden in einigen Gebieten des Heiligen Romischen Reiches Zente Cent deren Aufgaben sich erganzen oder uberschnitten Die Zent war aber immer mit einem Gericht verbunden Spatestens zum Anfang des 19 Jahrhunderts wurden deren Aufgaben durch Amter ubernommen Der Leiter des Amtes war ein Amtmann der in einem Amtshaus residierte Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung der Amter im Mittelalter 2 Weitere Entwicklung 3 Amter im 19 und 20 Jahrhundert 4 Auswirkungen 5 Literatur 6 EinzelnachweiseEntstehung der Amter im Mittelalter BearbeitenDas Amt war zunachst ausschliesslich fur herrschaftliche Rechte zustandig Ursprunglich bezog es sich auf das zu Burgen oder Schlossern gehorende Gebiet das in den Besitz der Landesherrschaften oder des Adels gekommen war 1 Vorganger des Amtes waren tendenziell die Vogtei und das Kammergut Teilweise wurden die Begriffe Vogt und Amtmann synonym benutzt 2 Gemeinsam war den meisten Amtern ihre Zustandigkeit sowohl fur die Verwaltung vor allem der herrschaftlichen Landereien als auch fur die Gerichtsbarkeit uber die Untertanen Zudem gehorten die Einberufung des militarischen Aufgebots die Verantwortung fur die polizeiliche Sicherheit und die Finanzverwaltung zu den Aufgaben des Amtmannes 2 Teilweise entwickelten sich die Amter im Laufe der Jahrhunderte regional unterschiedlich Weitere Entwicklung BearbeitenIn den von der Reformation betroffenen Gebieten kam es im 16 Jahrhundert zur umfangreichen Sakularisation von Klosterbesitz der in den Besitz der jeweiligen Landesherren kam Die fruheren Besitztumer eines Klosters wurden oft zu einem Amt zusammengefasst das nicht zwingend territorial zusammenhing Musterbeispiel ist das sachsische Amt Nossen das wesentlich aus dem Besitz des ehemaligen Zisterzienserklosters Altzella bei Nossen hervorging Die Amter entwickelten sich mehr und mehr zu allgemeinen Verwaltungsorganen In Sachsen waren ursprunglich ritterschaftliche Gutsbesitzer die sogenannten Schriftsassen nicht den Amtern zugeordnet sondern unterstanden direkt dem Landesherren In der Folge dehnten die Amter jedoch ihre Zustandigkeit auf die Schriftsassen aus und wurden auch fur die Gutsuntertanen zum zustandigen unteren Organ der Staatsverwaltung Vom 17 Jahrhundert an war das gesamte sachsische Staatsgebiet in Amter eingeteilt 2 Auch in Mecklenburg Schwerin wurden im 17 Jahrhundert mit Ausnahme der grosseren Stadte alle Orte vollstandig Amtern zugeordnet Die Amtseinteilung folgte mehrere Jahrhunderte lang im Wesentlichen der nach der Landesteilung zwischen der schwerinschen und der gustrowschen Linie im Jahr 1621 entstandenen Verwaltungsgliederung Dabei unterschied man grundsatzlich zwischen Domanen fruher Domainen in landesherrschaftlichen Besitz und dem ritterschaftlichen Eigentum Entsprechend sprach man von Dominialamtern und ritterschaftlichen Amtern Wenn es in einem solchen Gebiet sowohl ritterschaftlichen als auch landesherrschaftlichen Besitz gab war ein und dasselbe Amt fur beide zustandig 3 In der Mark Brandenburg wurden nur die im Besitz der Landesherrschaft befindlichen Orte Amtern zugeordnet wobei in einzelnen Orten die Besitzverhaltnisse kompliziert waren Ein bekanntes Beispiel fur ein brandenburgisches Amt war das Amt Muhlenhof mit Sitz in Berlin das ursprunglich fur die Verwaltung der Muhlen und der zugehorigen Flachen vorgesehen war Die Muhlen mussten allesamt als Resultat des Berliner Unwillens im Jahr 1448 fur den Schlossbau an den Landesherren abgetreten werden Spater gehorten zum Amt Muhlenhof eine Reihe von Dorfern und Gutsbezirken im Berliner Raum die der Landesherr erworben hatte Anstelle des Begriffes Amt gab es vor allem in oberdeutschen Gebieten eine Reihe von anderen Begriffen fur derartige Institutionen wie Pflege Vogtei Kellerei teilweise auch Ort 1 Amter im 19 und 20 Jahrhundert BearbeitenIn Mecklenburg Schwerin behielten die Domanial und ritterschaftlichen Amter bis ins 20 Jahrhundert ihre uneingeschrankte Bedeutung Amter bestanden in den meisten Regionen bis ins 19 oder 20 Jahrhundert wobei die Entwicklung sehr unterschiedlich verlief Im Westen Deutschlands der ehemals preussischen Rheinprovinz verschwanden die letzten Amter Anfang der 1970er Jahre wahrend sie im Nordosten bis heute fortbestehen siehe Amt Kommunalrecht In Preussen wurden nach den Freiheitskriegen im Zuge der Stein Hardenbergschen Reformen ab 1815 Landkreise als einheitliche Verwaltungsgliederungen eingefuhrt Sie unterstanden nicht mehr adligen Amtmannern sondern ernannten Kreisdirektoren Die Amter verloren an Bedeutung bestanden jedoch weiterhin Dabei gab es eine Reihe von Umstrukturierungen einzelne Amter wurden aufgelost und in andere eingegliedert In Sachsen endete die Amterverfassung im Jahr 1856 Die Justiz teilte das Land in Gerichtsamter ein die nicht mehr nach historischen sondern nach rationalen Kriterien eingeteilt wurden und die Grundlage fur die 1879 dort eingefuhrten Amtsgerichte bildeten 2 In der Provinz Hannover bestanden die Amter aus der koniglich bzw kurhannoverschen Zeit bis 1885 fort als die preussische Kreisverfassung eingefuhrt wurde Auswirkungen BearbeitenAus dem Amtsbegriff haben sich weitere Bedeutungen fur das Wort Amt abgeleitet beispielsweise im Sinne einer Behorde oder im Beamtenrecht In beiden Teilen Deutschlands kam es in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg zu interkommunalen Kooperationen Fur solche Gemeindeverbande gab und gibt es verschiedene Bezeichnungen In Schleswig Holstein wird fur solche Zusammenschlusse seit 1948 weiterhin der Begriff Amt benutzt Auch in den Landern Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern tragen diese nach 1990 eingerichteten Verbande die Bezeichnung Amt Literatur BearbeitenUwe Schirmer Das Amt Grimma 1485 bis 1548 Demographische wirtschaftliche und soziale Verhaltnisse in einem kursachsischen Amt am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit Schriften der Rudolf Kotzschke Gesellschaft Band 2 Sax Verlag Beucha 1996 ISBN 3 930076 22 5 Andre Thieme Die Amter Freiberg und Wolkenstein In Yves Hoffmann Uwe Richter Hrsg Herzog Heinrich der Fromme 1473 1541 Sax Verlag Beucha 2007 ISBN 978 3 86729 005 0 S 43 74 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Stichwort Amt 2 In Johann Christoph Adelung Grammatisch kritisches Worterbuch der Hochdeutschen Mundart Johann Gottlob Immanuel Breitkopf und Compagnie Leipzig 1793 S 252 zeno org Digitalisat a b c d Altere Kreis und Amtshauptmannschaften Amter auf den Seiten des Staatsarchiv Chemnitz abgerufen am 13 Juni 2015 Grossherzoglich Mecklenburg Schwerinscher Staatskalender 1837 Verlag der Hofbuchdruckerei Schwerin S 60 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Amt historisches Verwaltungsgebiet amp oldid 207154369