www.wikidata.de-de.nina.az
Dieser Artikel befasst sich mit der reichsunmittelbaren Grafschaft Hals bei Passau Siehe anderweitig Hals Begriffsklarung Die Burg Hals nahe dem damaligen Bistum Passau war Sitz der reichsunmittelbaren Grafschaft Hals Heute ist sie namensgebend fur den Stadtteil Hals von Passau Die Grafschaft Hals lag zu diesem Zeitpunkt zum einen im so genannten Nordwald einem noch unerschlossenen Gebiet nordlich der Donau das sich etwa von Niederalteich bis zum Waldviertel an der noch unscharfen Grenze zu Bohmen erstreckte zum anderen in der Grafschaft Windberg welche einer Nebenlinie der Grafen von Formbach unterstand Die Feste selbst liegt an einer engen Schleife der Ilz nahe der Flussmundung in die Donau bei Passau Wappen der Grafschaft Hals Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte der Grafschaft 1 1 Die Herren von Polsenz 1 2 Die Herren von Kamm 1 3 Ende der Grafschaft 2 Literatur 3 WeblinksGeschichte der Grafschaft BearbeitenDie Herren von Polsenz Bearbeiten Polsenz ist heute ein Ortsteil von St Marienkirchen an der Polsenz Erstmals wird Hals 1112 in einer Traditionsnotiz des Passauer Domkapitels mit dem Edlen nobilis Rotbert erwahnt der sich auch nach Polsenz genannt hat Eine Urkunde des Klosters Niedernburg in Passau in der Rotbert mit seinem Bruder Hugo und seinen Sohnen Baldmar und Diether genannt wird ist nicht datiert sie fallt in die Sedenzzeit Bischof Ulrichs I von Passau 1092 1121 Als Zeuge fur den Grafen Ulrich von Passau wird Rotbert 1096 noch ohne Herkunftsnamen genannt Ihm wird die Erbauung der Burg Hals zuzuschreiben sein die daher in die Zeit 1096 bis 1112 zu setzen ist Wie sich die Edlen von Polsenz im Gebiet der Formbacher Grafen festsetzen konnten ist bis heute nicht endgultig geklart Nach Michael Hintermayer Wellenberg gibt es folgende Erklarung fur das plotzliche und nahezu zeitgleichen Auftreten mehrerer Adelsgeschlechter in Niederbayern wie beispielsweise der Edlen von Kamm der Grafen von Ortenburg der Edlen von Griesbach und eben der Edlen von Polsenz Die Griesbacher waren genauso wie die Polsenz Halser Seitenverwandte der Herren von Perg Sie wurden im Zuge des Investiturstreits zwischen Kaiser Heinrich IV und Papst Gregor VII als Gegengewicht sowie Speerspitze gegen den papsttreuen Bischof von Passau und die Grafen von Formbach nach Niederbayern versetzt und mit umfangreichen auch graflichen Rechten ausgestattet Diese These wird dadurch erhartet dass vor allem Griesbacher und Halser zuerst nur in Urkunden kaisertreuer Institutionen so des Klosters Niedernburg oder des Domkapitels in Passau erscheinen jedoch nicht in Urkunden des Bischofs oder des ebenfalls papsttreuen Klosters Formbach Die Besitzungen der Polsenz Halser erstreckten sich hauptsachlich beiderseits der Ilz dazu kamen mehrere Lehen des Klosters Niedernburg sowie des Passauer Domkapitels das zu jener Zeit eigenstandig uber seine Besitzungen verfugen konnte Die Herren von Kamm Bearbeiten Als erster nachweisbarer wahrscheinlicher Vertreter dieses Geschlechts erscheint um 1073 ein Mazili jedoch ohne Namenszusatz als Unter Vogt des Stifts Osterhofen uber welches zu dieser Zeit noch der ominose Ulrich von Passau die Hauptvogtei innehatte Nach dessen Ableben 1099 erscheint abermals ein Mazili de Muleheim als Inhaber jener Vogtei zeitnah taucht er in verschiedenen Urkunden noch als de Pergheim und de Chambe auf Letztere Benennung deutet auf ihre Stammburg Kamm im Wolfachtal hin Woher dieser Mazili stammt ist unklar allerdings finden sich Urkunden aus dem heutigen Oberosterreich in denen in der Zeugenreihe mehrmals Adelram Mazili de Ascha ch et filius eius Adelram finden Da A de lram zusammen mit A da lbert die Leitnamen der Herren von Kamm und spateren Grafen von Hals sind ist hier zumindest eine plausible Erklarung gefunden Im weiteren Verlauf erlangten die Herren von Kamm die Vogtei uber nahezu alle Besitzungen des Hochstifts Bamberg in Niederbayern und im Mattiggau wobei letztere Vogtei von einem Seitenzweig den Edlen von Uttendorf verwaltet wurde Weitere Linien sind Muhlheim Donau Baumgarten Rotawe und auch eine Verbindung zu den Edlen von Horbach Haarbach konnte bestanden haben Um das Jahr 1160 vermahlte sich Albert von Kamm mit Liukarde von Hals Sie war mit einiger Sicherheit die zweite Gemahlin Baldmars des letzten Polsenz Halsers der um 1160 starb und nicht seine Schwester diese hiess Helena Der angeblich im 3 Kreuzzug 1189 gefallene miles de Halse ist nicht auf den Edlen Baldmar oder seinen Bruder Diether der schon im 2 Kreuzzug fiel zu beziehen sondern auf einen Halser Dienstmann wenn er nicht uberhaupt Fiktion ist Daher erbte Albert von Kamm bereits bald nach 1160 die Herrschaft Hals samt allen vom Reich herruhrenden Lehen Zu jener Zeit begannen die Bischofe von Passau ihre Machtbasis aufzubauen Nachdem sie bereits die Herren von Griesbach unter ihre Botmassigkeit gebracht hatten versuchten sie dies nun mit Hilfe des bayrischen Herzogs und der Grafen von Bogen bei den ubrigen Edelfreien im Passauer Raum Anlass war hier der Ankauf der Grafschaft Windberg durch den Passauer Bischof im Jahre 1207 welche sich angeblich von der Donau unweit Hilgartsberg in einem breiten Streifen bis zur bohmischen Grenze hinzog Bereits im Vorfeld kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Passau Bogen und Bayern einerseits und Ortenburg und Hals andererseits aus denen Passau als Sieger hervorging Allerdings nutzte Albrecht von Bogen die Situation aus sich den Nordteil der ehemaligen Grafschaft Windberg zu sichern wobei Passau hier ubergangen wurde Infolgedessen sah sich der Passauer Bischofsstuhl genotigt die Herren von Hals nun Albrecht II und Alram mit weiten Teilen der ubrigen Grafschaft zu belehnen um mit Hilfe deren Ministerialen und Vasallen einen Puffer zu Bogen und letztendlich zu Bayern zu schaffen Gleichzeitig galt es neben der Erschliessung neuer Siedlungsflachen ein Bollwerk gegen das expandierende Konigreich Bohmen zu schaffen Im Jahre 1280 wurde Albert von Hals durch den romisch deutschen Konig Rudolf I von Habsburg mit der Reichsgrafenwurde belehnt Die Grafen trieben nun rasch die Erweiterung ihres Herrschaftsraumes voran welcher sich bald von Osterhofen und Aidenbach bis an die bohmische Grenze zog Des Weiteren sicherten sich die Grafen den bedeutenden Handelsweg Goldener Steig nach Bohmen welcher eine wichtige Einnahmequelle fur die Grafschaft darstellte Mit dem Aussterben der Grafen von Leonbergam Inn in der heutigen Gemeinde Marktl ging deren Grafschaft an Alram von Hals Hierzu gehorten die Liegenschaften Marktl Stammham Zeilarn Tann sowie Gangkofen 1338 erbten sie zusatzlich Baumgarten in der heutigen Gemeinde Dietersburg nbsp Das Wappen der Grafschaft Hals in Scheiblersches WappenbuchEnde der Grafschaft Bearbeiten 1375 starb das Geschlecht der Kammer aus Um die Grafschaft entbrannte daraufhin ein Erbstreit zwischen Landgraf Johann von Leuchtenberg und dem Grafen Heinrich IV von Ortenburg Obwohl Heinrich IV aufgrund seiner Ehe mit der Tochter des letzten Halser Grafen ein naheres Verwandtschaftsverhaltnis hatte erwirkte Johann aufgrund seiner Beziehungen zu den bayerischen Herzogen und zu Kaiser Karl IV die Belehnung fur sich 1376 wurde Hals zur Stadt erhoben ein Jahr spater erhielt diese das Munzrecht Jedoch kam es nie zur wirklichen Ausubung des Stadtrechtes Nach dem Tod Karls IV unterstutzte Johann von Leuchtenberg dessen Sohn Konig Wenzel von Bohmen Durch Wenzels kriegerische Auseinandersetzungen verschuldete sich Johann jedoch so sehr dass er gezwungen war grosse Teile der Grafschaft zu verpfanden Der Rest der Grafschaft fiel 1485 an die Edlen von Aichperg Nach deren Aussterben im Jahre 1511 kam es erneut zu einem Erbstreit um die Grafschaft zwischen Johann von Degenberg und Ulrich II von Ortenburg Der Streit zog sich uber mehrere Jahre Der Grossteil der Besitzungen im Herzogtum Bayern wurde unter den Erben aufgeteilt Da man sich einerseits nicht einigen konnte wer die Reichsgrafschaft erhalten sollte und andererseits das Geschlecht der Aichperger den Erben auch grosse Schulden vermachte beschlossen beide Streitparteien im Jahre 1517 nach Vermittlung des Herzoges die Grafschaft an die Wittelsbacher zu verkaufen Literatur BearbeitenRichard Loibl Der Herrschaftsraum der Grafen von Vornbach und ihrer Nachfolger Studien zur Herrschaftsgeschichte Ostbayerns im hohen Mittelalter Historischer Atlas von Bayern Altbayern Reihe II Heft 5 Lassleben Kallmunz 1997 ISBN 3 7696 9695 6 Zugleich Munchen Universitat Dissertation 1994 Michael Hintermayer Wellenberg Die Anfange der Vogte von Kamm In Passauer Jahrbuch 48 2006 S 29 36 Michael Hintermayer Wellenberg Die Edlen von Polsenz zu Hals und Griesbach zur Zeit des Investiturstreits In Ostbairische Grenzmarken 43 2001 S 13 25 Ludwig Veit Passau Das Hochstift Historischer Atlas von Bayern Altbayern Reihe I Heft 35 Lassleben Kallmunz 1978 ISBN 3 7696 9896 7 Gertrud Diepolder Oberbayerische und Niederbayerische Adelsherrschaften im wittelsbachischen Territorialstaat des 13 15 Jahrhunderts Ansatze zum Vergleich der historischen Struktur von Ober und Niederbayern In Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte Bd 25 1962 ISSN 0044 2364 S 33 70 Eberhard Graf zu Ortenburg Tambach Geschichte des reichsstandischen herzoglichen und graflichen Gesamthauses Ortenburg Band 2 Das grafliche Haus in Bayern Ruckert Vilshofen 1932 Luitpold Brunner Die Grafen von Hals Ein Beitrag zur Geschichte Bayerns Gelegenheitsschrift zum feierlichen Schlusse des Schuljahres an der katholischen Studienanstalt St Stephan in Augsburg Kremer Augsburg 1857 Digitalisat Flash 85 kB Weblinks BearbeitenHals in der Datenbank des Bayerischen Amtes fur Denkmalpflege Homepage der Burgruine Hals Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grafschaft Hals amp oldid 226953399