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Das Kloster Frauenchiemsee auch Frauenworth genannt ist eine Abtei der Benediktinerinnen auf der Fraueninsel im Chiemsee in Bayern die zur Diozese Munchen und Freising gehort Blick auf das Kloster FrauenchiemseeGlockenturm der Klosterkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Bauten 3 Liste der Vorsteherinnen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas Kloster wurde der ortlichen Uberlieferung zufolge von Herzog Tassilo III von Bayern gegrundet und am 1 September 782 zusammen mit der Klosterkirche geweiht Dieses Grundungsdatum wurde in der Forschung lange als falsch und zu fruh betrachtet inzwischen gilt es nach historischen und archaologischen Untersuchungen wieder als korrekt 1 Einige Elemente der ursprunglichen Ausstattung sind noch erhalten und zeigen sowohl die reiche Ausstattung des Klosters durch seinen Grunder als auch deutliche Einflusse durch die Kunst Italiens und des Mittelmeerraums die vermutlich durch Tassilos Frau Liutberga vermittelt worden waren 2 Nach der Absetzung Tassilos im Jahr 788 wurde Frauenchiemsee in ein karolingisches Reichskloster umgewandelt Konig Ludwig der Deutsche der seit 826 auch Bayern regierte setzte um 857 seine Tochter Irmingard als Abtissin ein Im fruhen 10 Jahrhundert wurden die Klostergebaude durch einen Brand zerstort was der internen Tradition des Konvents zufolge bei einem Uberfall der Ungarn im Jahr 907 geschah 3 Im 11 Jahrhundert wurde die Klosterkirche in dreischiffiger Form neu errichtet und ist in diesem Zustand weitgehend bis heute erhalten ungefahr zur gleichen Zeit sind auch die restlichen Klostergebaude neu errichtet worden 4 Zur Finanzierung wurde wohl die Wallfahrt zum Grab der mittlerweile als Selige verehrten Abtissin Irmingard gefordert 1062 wurde Frauenchiemsee dem Erzbistum Salzburg ubertragen und verlor damit den Status als Reichskloster 1077 wurde diese Massnahme jedoch ruckgangig gemacht Im Jahr 1201 gelangte das Kloster wieder an Salzburg 5 1254 erlangten die bayerischen Herzoge die Vogtei uber Frauenworth Als Rest der alten Reichsunmittelbarkeit behielt die Abtei bis zur Sakularisation von 1803 die Bezeichnung Konigliches Stift nbsp Kloster Frauenchiemsee nach einem Kupferstich von Michael Wening von 1721 Um 1300 kam es zu einem auch archaologisch fassbaren schweren Brand der erhebliche Renovierungen notig machte weitere Brandereignisse sind in schriftlichen Quellen fur die Jahre 1491 und 1572 bezeugt 6 Die Wirren der Reformation uberstand das Kloster unter den Administratorinnen Benigna Preiss 1565 1569 und Margareta Leitgeb 1569 1575 Wahrend des Dreissigjahrigen Krieges war das Kloster unter Abtissin Maria Magdalena Haidenbucher 1609 1650 eine Zufluchtsstatte fur andere Frauenkonvente in Bayern die vom Krieg heimgesucht wurden Ein volliger Neubau der Klostergebaude erfolgte unter Abtissin Irmengard II von Scharfstedt zwischen 1721 und 1730 Lediglich die Kirche und die karolingische Torhalle blieben erhalten 7 Im Zuge der Sakularisation in Bayern wurde das Kloster 1803 aufgelost jedoch unter Fortbestand des alten Konvents Da sich fur die Klostergebaude kein Kaufer fand durften die Nonnen bleiben 1836 wurde das Kloster durch Konig Ludwig I von Bayern wiedererrichtet mit der Auflage dass die Benediktinerinnen Schulen eroffneten Seit 1837 widmeten sie sich der Madchenerziehung unter anderem im Irmengard Gymnasium mit Internat bis 1982 und ab 1983 in der Irmengard Berufsfachschule vormals Vorseminar fur soziale Frauenberufe die sie bis 1995 betrieben Das Kloster ist heute ein wichtiges Bildungszentrum in der Region Die karolingische Torhalle des Klosters diente nach der Aufhebung des Klosters einige Zeit als Schule fur die Inselbewohner in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts dann als Atelier der Chiemseemaler 8 Erst im Jahr 1961 wurde die Torhalle als ein Gebaude aus karolingischer Zeit erkannt und restauriert Bauten Bearbeiten nbsp Innenraum der KlosterkircheDie Kirche Maria Opferung ist romanischen Ursprungs 11 Jahrhundert und wurde auf den Fundamenten eines einschiffigen Vorgangerbaus der Karolingerzeit errichtet 9 Die Gewolbe der Kirche stammen aus gotischer die Altarausstattung aus barocker Zeit Das Netzrippengewolbe des Innenraums wurde 1468 bis 1476 eingezogen 1688 bis 1702 wurde die Kirche mit heute noch erhaltenen Altarretabeln ausgestattet 1954 entdeckte man romanische Fresken an den Sanktuariumshochwanden Der nordwestlich vor der Kirche frei stehende Glockenturm ein Wahrzeichen des Chiemgaus stammt im Ursprung wohl aus dem 12 Jahrhundert Die erhalten gebliebene karolingische Vorhalle war schon Bestandteil der alten Klosteranlage unter Tassilo In ihrem Obergeschoss befindet sich ein reprasentativer Raum der ursprunglich mit einem kostbaren aus dem Mittelmeerraum importierten Steinfussboden ausgekleidet war und als Reprasentationsbau des Klosterstifters diente Die Anlage konnte beispielsweise zur Rechtsprechung durch den bayerischen Herzog oder eines seiner Vertreter errichtet worden sein An diesen Raum angeschlossen war ein kleinerer Nebenraum in dem sich eine Kapelle befand Dort wurden im Jahr 1928 unter spater angebrachtem Wandputz funf unvollstandig erhaltene Wandmalereien von Erzengeln gefunden deren Anfertigung in die Grundungszeit des Klosters datiert wird und deren Kunstler Anregungen aus der byzantinischen Kunst erhalten hatte Die Malereien wurden nie vollig fertiggestellt wohl weil Tassilo wenige Jahre nach Grundung des Klosters abgesetzt wurde und sich anschliessend kein Finanzier fur die Fertigstellung fand Wohl ab dem Hochmittelalter war das Obergeschoss eine Kapelle des heiligen Michael und erfuhr bis in die Neuzeit diverse Renovierungen und Umbauten Diese wurden bei der baugeschichtlichen Erforschung des Gebaudes 1963 wieder ruckgangig gemacht und eine Dauerausstellung der Archaologischen Staatssammlung eingerichtet 10 Das Erdgeschoss der Torhalle beherbergte neben der im Zentrum gelegenen Durchfahrt ins Kloster ab dem 11 Jahrhundert im Ostraum eine Kapelle des heiligen Nikolaus von Myra 11 nbsp Karolingische Torhalle nbsp Durchgang der Torhalle nbsp Obergeschoss der Torhalle im heutigen Zustand nbsp Wandmalerei eines Erzengels aus dem Obergeschoss der TorhalleBei den Konventsgebauden sind heute ausschliesslich die Neubauten des 18 Jahrhunderts sichtbar uber die Lage und ungefahre Gestalt der alteren Anlagen liessen sich aber durch Ausgrabungen Aufschlusse gewinnen Sie befanden sich ursprunglich auf der Nordseite des Munsters an der Stelle des heutigen Friedhofs und wurden wohl im 11 Jahrhundert auf die Sudseite an ihre heutige Position verlegt 12 Liste der Vorsteherinnen Bearbeiten Hauptartikel Liste der Vorsteherinnen von FrauenchiemseeLiteratur BearbeitenSigmund Benker Peter von Bomhard Klosterkirche Frauenchiemsee Kleine Kunstfuhrer Nummer 1176 9 Auflage Schnell amp Steiner Regensburg 1997 ISBN 3 7954 4898 0 Walter Brugger Manfred Weitlauff Hrsg Kloster Frauenchiemsee 782 2003 Geschichte Kunst Wirtschaft und Kultur einer altbayerischen Benediktinerinnenabtei Weissenhorn 2003 Hermann Dannheimer Torhalle auf Frauenchiemsee Geschichte Kunst Fuhrer zu den Ausstellungen Grosse Kunstfuhrer Band 83 3 Auflage Schnell amp Steiner Munchen Zurich 1983 ISBN 3 7954 0818 0 gegenuber den vorherigen Auflagen stark erweitert Hermann Dannheimer Frauenworth Archaologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee Bayerische Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse Abhandlungen Neue Folge Heft 126 Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2005 ISBN 3 7696 0121 1 umfassende Publikation der Grabungsergebnisse im Kloster inklusive historischer Einordnung Online Version in zwei Teilen Textteil Tafelteil Hermann Dannheimer Frauenworth Herzog Tassilos Kloster im Chiemsee Abtei Kirche Torhalle Anton H Konrad Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 535 1 Hanna Fahle OSB Die Benediktinerinnenabtei Frauenworth im Chiemsee Ursprung und Wandel In Alt und Jung Metten Jahrgang 72 Heft 1 2005 2006 S 26 48 Hanna Fahle OSB Geschichte der Abtei Frauenworth ab 782 Fink Lindenberg 2009 ISBN 978 3 89870 517 2 Vladimir Milojcic Bericht uber die Ausgrabungen und Bauuntersuchungen in der Abtei Frauenworth auf der Fraueninsel im Chiemsee 1961 1964 Abhandlungen der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch Historische Klasse Neue Folge Heft 65 3 Teile Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 1966 Digitalisat Textteil Tafelteil Plane Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kloster Frauenchiemsee Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Homepage des Klosters Eintrag zum Kloster Frauenchiemsee im Portal Kloster in Bayern des Hauses der Bayerischen Geschichte Literatur von und uber Kloster Frauenchiemsee im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Heinz Dopsch Die Geschichte der Abtei Frauenchiemsee im Spiegel der schriftlichen Quellen In Hermann Dannheimer Frauenworth Archaologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2005 ISBN 3 7696 0121 1 S 171 212 hier S 171 179 Hermann Dannheimer Frauenworth Herzog Tassilos Kloster im Chiemsee Abtei Kirche Torhalle Anton H Konrad Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 535 1 S 59 61 Heinz Dopsch Die Geschichte der Abtei Frauenchiemsee im Spiegel der schriftlichen Quellen In Hermann Dannheimer Frauenworth Archaologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2005 ISBN 3 7696 0121 1 S 171 212 hier S 196 200 Hermann Dannheimer Frauenworth Herzog Tassilos Kloster im Chiemsee Abtei Kirche Torhalle Anton H Konrad Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 535 1 S 35 38 Heinz Dopsch Die Geschichte der Abtei Frauenchiemsee im Spiegel der schriftlichen Quellen In Hermann Dannheimer Frauenworth Archaologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2005 ISBN 3 7696 0121 1 S 171 212 hier S 201 207 Hermann Dannheimer Frauenworth Herzog Tassilos Kloster im Chiemsee Abtei Kirche Torhalle Anton H Konrad Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 535 1 S 38 f Heinz Dopsch Die Geschichte der Abtei Frauenchiemsee im Spiegel der schriftlichen Quellen In Hermann Dannheimer Frauenworth Archaologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2005 ISBN 3 7696 0121 1 S 171 212 hier S 211 Zur Nutzung der Torhalle Hermann Dannheimer Frauenworth Herzog Tassilos Kloster im Chiemsee Abtei Kirche Torhalle Anton H Konrad Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 535 1 S 64 Zu der karolingerzeitlichen Vorgangerkirche siehe Hermann Dannheimer Frauenworth Herzog Tassilos Kloster im Chiemsee Abtei Kirche Torhalle Anton H Konrad Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 535 1 S 15 35 Hermann Dannheimer Frauenworth Archaologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2005 ISBN 3 7696 0121 1 S 10 41 Hermann Dannheimer Frauenworth Herzog Tassilos Kloster im Chiemsee Abtei Kirche Torhalle Anton H Konrad Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 535 1 S 46 65 Hermann Dannheimer Frauenworth Archaologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2005 ISBN 3 7696 0121 1 S 70 104 Hermann Dannheimer Frauenworth Herzog Tassilos Kloster im Chiemsee Abtei Kirche Torhalle Anton H Konrad Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 535 1 S 44 zu den dortigen Baubefunden Hermann Dannheimer Frauenworth Archaologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2005 ISBN 3 7696 0121 1 S 63 70 Hermann Dannheimer Frauenworth Herzog Tassilos Kloster im Chiemsee Abtei Kirche Torhalle Anton H Konrad Weissenhorn 2008 ISBN 978 3 87437 535 1 S 10 15 und S 38 43 Hermann Dannheimer Frauenworth Archaologische Bausteine zur Geschichte des Klosters auf der Fraueninsel im Chiemsee Verlag der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Munchen 2005 ISBN 3 7696 0121 1 S 42 62 und S 105 153 Kloster der Foderation der Bayerischen Benediktinerinnenabteien St Walburg Eichstatt Unsere Liebe Frau in Jerusalem Frauenchiemsee Frauenworth St Emma Greensburg Pennsylvania Maria Frieden Kirchschletten Maria Himmelfahrt Salzburg Nonnberg St Gertrud Tettenweis St Walburga Virginia Dale Colorado 47 871666666667 12 425 Koordinaten 47 52 18 N 12 25 30 O Normdaten Korperschaft GND 4197753 1 lobid OGND AKS LCCN n83222530 VIAF 147245385 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kloster Frauenchiemsee amp oldid 233075560