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Dieser Artikel behandelt die Ballade in Literatur und Kunstmusik Zu weiteren Bedeutungen siehe Ballade Begriffsklarung Das Wort Ballade entstammt der okzitanischen Sprache der sudfranzosischen mittelalterlichen Trobadordichtung Es bezeichnete ursprunglich eine Gattung des Tanzliedes In der deutschsprachigen Literatur wird seit dem 18 Jahrhundert ein mehrstrophiges erzahlendes Gedicht als Ballade bezeichnet Maria Wiik Ballade 1898 Inhaltsverzeichnis 1 Okzitanisch 2 Franzosisch 3 Deutsch 3 1 Anthologien 4 Ballade in der Musik des 19 und 20 Jahrhunderts 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 AnmerkungenOkzitanisch nbsp Cerveri de Girona Balada Si voletz que m laix d amar PC 434a 65 Canconer Gil Biblioteca de Catalunya MS 146 f 34v 14 Jh Aus okzitanisch balar tanzen Reigen tanzen von lat ballare tanzen griech ballein werfen bewegen sich bewegen entstand balada seit ca 1200 als Wort fur Tanz und Gattungsbezeichnung fur ein Tanzlied neben dem auch die eng verwandte Gattung dansa existiert Es sind vier okzitanische Lieder erhalten die im Liedtext als balada oder mit der Verkleinerungsform baladeta ausgewiesen sind und zwei weitere bei denen das Wort in den Handschriften als Titulus des einzelnen Liedes erscheint was bei zwei Liedern der ersten Gruppe auch zusatzlich zur textlichen Erwahnung des Wortes der Fall ist Insgesamt handelt es sich um folgende Stucke Zahlung nach Pillet Carstens Strophenschema jeweils ohne Refrain wiedergegeben Mort m an li semblan PC 461 166 Refrain 10A 10A Strophen I III 10a 10a 10a 10a Tornada IV 10a 10a Gruppierung der Strophen coblas unisonnantz D amor m estera ben e gent PC 461 73 Refrain 8A 8A Strophen I VI 8b 8b 8a Tornada Str VI Gruppierung coblas unisonnantz Coindeta sui PC 461 69 Refrain 10A 10A Strophen I II 10b 10b 10b 10a III V 10d 10d 10d 10a Tornada Str V Gruppierung coblas doblas I II III IV coblas ternas III V Si voletz que m laix d amar PC 434a 65 Cerveri de Girona Refrain 7A 7B 7A 7B Strophen I III 7a 7b 7a 7b 7a 7b II 7b 7a 7b 7a 7b 7a Tornada IV 7b 7a 7b 7a V 7a 7b 7a 7b Gruppierung coblas retrogradadas Quant lo gilos PC 461 201 Refrain 7A 3B 5B Strophen I 6c 6c 6c 3b 5b II 6d 6d 6d 3b 5b III 6e 6e 6e 3b 5b Tornada keine vgl aber Str I Gruppierung coblas singulars Lo fi cor qu ie us ai PC 244 4 Guiraut d Espanha Verstyp 5 5 gebrochene Zehnsilbler mit unregelmassig untereinander gereimten Anversen Refrain A A Strophe I 10b 10b 10b 10a II 10b 10b 10b 10a III 10c 10c 10c 10a Tornada nur formal IV 10d 10d 10a V 10c 10a Gruppierung Die balada ist keine festgelegte metrische Form sondern variiert in den erhaltenen Liedern innerhalb bestimmter Grenzen Sie erscheint jeweils als mehrstrophiges Lied mit drei bis sechs Strophen Die Strophen sind metrisch gleichgebaut Isostrophie mit Ausnahme von Si voletz wo jede Strophe das Schema der vorhergehenden umkehrt coblas retrogradadas Die Strophen sind isometrisch ohne Wechsel der Verslange innerhalb der Strophe mit Ausnahme von Quant lo gilos wo die Reimpartner des Refrains Kurzverse sind Der Umfang der Strophen ohne Zahlung des Refrains betragt drei bis sechs Verse als Verstyp dominiert der Zehnsilbler drei Lieder neben dem Sechs Sieben oder Achtsilbler jeweils nur einmal In der Strophengruppierung gemass der Reimfullung handelt es sich in zwei Fallen um coblas unisonnantz alle Strophen klingen gleich in je einem um coblas doblas je zwei Strophen klingen gleich oder coblas singulars jede Strophe mit neuen Reimklangen wahrend im Fall von Si voletz die coblas retrogradads nur tendenziell auch als alternierende coblas doblas deutbar sind und in Lo fi cor uberhaupt keine regelhafte Gruppierung vorliegt Wichtigstes Formmerkmal der balada ist ein mehrzeiliger Refrain respos refranh Dieser ist meist zweizeilig aber in zwei Fallen auch drei bzw vierzeilig Seine genaue Verwendungsweise ist aufgrund der in den Handschriften meist nur abkurzenden Notation wiederkehrender Refrainverse nicht ganz sicher zu erschliessen und wurde darum in der Forschung unterschiedlich gedeutet Der Refrain steht jeweils am Anfang und in der Regel zweifelhaft Si voletz erneut am Ende der Strophe und wird auch innerhalb der Strophe wiederholt hat die Strophe ohne den Refrain drei Verse so wird der Refrain nach dem ersten Vers wiederholt hat sie mehr als drei Verse so wird er nach dem ersten und nach dem zweiten Vers wiederholt Nicht ganz sicher ist ob dabei innerhalb der Strophe jeweils der vollstandige Refrain Karl Bartsch oder nur der erste Refrainvers Alfred Jeanroy zu wiederholen ist Letzteres wird heute meist angenommen so dass sich bei einer dreiversigen Strophe das Schema AAbAbbAA bei einer vierversigen das Schema AAbAbAbbAA ergibt Beispielstrophe Coindeta sui si cum n ai greu cossire Ich bin hubsch und doch habe ich grossen Kummer Per mon marit qar ne l voil ne l desire wegen meines Ehemannes denn ich will ihn nicht und begehre ihn nicht Q eu be us dirai per qe son aisi drusa Und ich will euch gern sagen warum ich so sehnsuchtsvoll bin Coindeta sui si cum n ai greu cossire Ich bin hubsch und doch habe ich grossen Kummer Quar pauca son iuvenete e tosa Weil ich klein bin ein junges Ding und Madchen Coindeta sui si cum n ai greu cossire Ich bin hubsch und doch habe ich grossen Kummer E degr aver marit dunt fos ioiosa und hatte eigentlich einen Ehemann verdient der mich erfreutAb cui totz temps poguez iogar e rire Und mit dem ich allezeit scherzen und lachen kann Coindeta sui si cum n ai greu cossire Ich bin hubsch und doch habe ich grossen Kummer Per mon marit qar ne l voil ne l desire wegen meines Ehemannes denn ich will ihn nicht und begehre ihn nicht Eine Ausnahme von dieser Regel bietet erneut Si voletz wo dem Prinzip der coblas retrogradadas auch der Refrain durch Umkehrung seines Reimgeschlechts untergeordnet ist indem dort nicht regelmassig der erste Refrainvers sondern in der ersten Strophe einmal der erste und dann der zweite in der zweiten Strophe zuerst der vierte und dann der dritte Refrainvers wiederholt wird wahrend die dritte Strophe sich wieder dem Prinzip der ersten anschliesst 17A 27B 37A 47B 7a 17A 7b 27B 7a 7b 7a 7b 17A 27B 37A 47B I III 17A 27B 37A 47B 7b 47B 7a 37A 7b 7a 7b 7a 17A 27B 37A 47B II In zwei Fallen sind den Liedern jeweils eine bzw zwei Kurzstrophen als Geleitstrophe tornada nachgestellt in den ubrigen mit Ausnahme von Quant lo gilos erfullen jeweils eine oder zwei normale Strophen am Schluss die inhaltliche Funktion einer Geleitstrophe indem sie sich thematisch auf das Lied selbst beziehen wahrend in Quant lo gilos bereits die der Uberlieferung zufolge erste von drei Strophen mit einer Ansprache an das Lied beginnt Inhaltlich und stilistisch reicht die Bandbreite vom vorherrschend Volkstumlichen bis zum mindestens tendenziell Hofischen wie es sich auch in der Verwendung der eher fur das hofische Repertoire charakteristischen Geleitstrophen andeutet FranzosischIn der nordfranzosischen Dichtung der Trouveres erscheint bal l ade seit dem 12 Jh seit ca 1127 zunachst als Bezeichnung fur Tanzlieder die der Form nach anderen Gattungen wie dem Virelai angehoren Erst seit dem fruhen 14 Jahrhundert bildet sich unter Ablosung vom ursprunglichen Tanzliedcharakter aber zunachst noch unter Beibehaltung des musikalischen vertonten Liedtyps eine spezifische neue Form der Ballade heraus die dann auch die Kanzone als Hauptgattung der Liebesdichtung ablost aber nicht auf das Thema der Liebe inhaltlich festgelegt bleibt sondern ein weites Spektrum von Themen abdecken kann Diese spatmittelalterliche Ballade besteht aus mehreren meist drei oder seltener vier gleichgebauten und auch in den Reimklangen gleichbleibenden durchgereimten Strophen die anfangs noch heterometrisch mit Versen ungleicher Silbenzahl und dann regelmassig isometrisch mit Versen gleicher Silbenzahl gebaut werden Seit dem 15 Jahrhundert handelt es sich hierbei regelmassig entweder um Acht oder um Zehnsilbler und die Anzahl der Verse einschliesslich Refrain pro Strophe entspricht jeweils der Anzahl der Silben pro Vers Auch fur die nordfranzosische Ballade ist der Refrain obligatorisch der jedoch nur einzeilig ist und nur im Schlussvers der Strophe und nicht zu Beginn der Strophe oder im Stropheninnern wiederholt wird Das ubliche Reimschema fur die achtzeilige Strophe ist ababbcbC und fur die zehnzeilige Strophe ababbccdcD Abgeschlossen wird die Ballade ublicherweise seit dem ausgehenden 14 Jh nahezu regelmassig durch eine Geleitstrophe Envoi Dabei handelt es sich um eine Kurzstrophe die das Reimschema der zweiten Strophenhalfte einschliesslich des Refrains wiederholt also bcbC bzw ccdcD und die mit der Anrede Prince beginnt gerichtet an den Vorsitzenden des puy von lat podium Sangerzunft oder einen hochgestellten Empfanger des Liedes oder auch abgewandelt als Anrede an die Geliebte Dame oder so bei Francois Villon an die Jungfrau Maria Die Bindung an die musikalische Komposition geht im Verlauf des 15 Jahrhunderts verloren aber auch die Balladen dieser Zeit bleiben zum gesprochenen Vortrag und nicht zur stummen Lekture bestimmt DeutschIn der deutschen Literatur ab dem spaten 18 Jahrhundert versteht man unter Ballade ein mehrstrophiges erzahlendes Gedicht mit Versen Strophen Reimen und Metrum das haufig mittelalterlich marchenhafte antike oder zeitgenossische Stoffe aufgreift und deren Handlung mit einer Pointe endet Es gibt keine Thematik die spezifisch balladisch ist Balladen konnen den dargestellten Gegenstand ernsthaft humoristisch oder ironisch behandeln Lange pragend fur den Gattungsbegriff war das Werk Geschichte der deutschen Ballade von Wolfgang Kayser das erstmals 1936 erschienen ist Seine ideologisch gefarbte Definition wird heute in Frage gestellt Literaturwissenschaftlich betrachtet vereint die Ballade Merkmale der Gattungen Dramatik Epik und Lyrik Man unterscheidet Kunstballade und Volksballade Bekannte Balladen sind unter anderem Goethes Zauberlehrling Erlkonig und Der Totentanz Schillers Burgschaft und Der Handschuh ausserdem Clemens Brentano Lore Lay Ludwig Uhland Des Sangers Fluch Schwabische Kunde Annette von Droste Hulshoff Der Knabe im Moor Der Schlosself Conrad Ferdinand Meyer Die Fusse im Feuer Theodor Fontane Die Bruck am Tay John Maynard Johann Gabriel Seidl Die Uhr 1 Eine der bekanntesten Sammlungen von Balladen ist der Romanzero von Heinrich Heine zu seiner Zeit war Romanze gleichbedeutend mit Ballade Balladen erzahlen in knapper und konzentrierter Form eine Geschichte die szenisch dargeboten wird Haufig treten in einer Ballade mehrere Sprecher auf Teile der Handlung werden dialogisch in wortlicher Rede wiedergegeben Historisch wird zwischen den vor allem im 15 16 Jahrhundert verbreiteten Volksballaden und den spateren Kunstballaden unterschieden Die Verfasser der einfachen Balladen waren in der Regel unbekannt Ab dem 18 Jahrhundert widmeten sich dann namhafte Schriftsteller der Balladendichtung Man kann nach dem thematischen Schwerpunkt naturmagische Balladen historische Balladen Heldenballaden und sozialkritische Balladen unterscheiden Die naturmagische Ballade entstammt der Goethezeit sie wurde wesentlich durch Goethe selbst und seine Balladen Der Fischer 1778 und Erlkonig 1782 begrundet Auch in der Deutschen Romantik entstanden zahlreiche Balladen die Naturgewalten und Ubersinnliches thematisieren Naturmagische Balladen handeln von Menschen in einem Konflikt mit Naturgewalten und ubernaturlichen Machten Dabei verkorpern die Natur und Fabelwesen in den Gedichten zugleich Faszination und Bedrohung Der Mensch wird von ihren Kraften angezogen und herausgefordert Die Welt der Fantasie und Fabelwesen erscheint in den Gedichten des Sturm und Drang und der Romantik nicht als positive Gegenwelt zur Realitat Es geht in den Gedichten nicht um eine Flucht in eine Fantasiewelt vielmehr wird die Verfuhrung des Menschen durch die Marchen und Fabelwesen als eine gefahrliche Verlockung dargestellt bei der Kontrollverlust Wahnsinn Untergang oder Tod drohen Die Begegnung zwischen Mensch und Fabelwesen hat in einigen Balladen erotische Konnotationen Die Fabelwesen sind meist schone und verfuhrerische Frauen die einen Mann ins Verderben sturzen im Erlkonig ist es ein Mann der einem Knaben nachstellt Anthologien Hartmut Laufhutte Hrsg Deutsche Balladen Philipp Reclam jun Stuttgart 1991 ISBN 3 15 008501 2 Deutsche Balladen Volks und Kunstballaden Bankelsang Moritaten herausgegeben und mit einem Nachwort von Peter Treichler Manesse Verlag Zurich 1993 ISBN 3 7175 1840 2 Ballade in der Musik des 19 und 20 JahrhundertsIn der Musik findet sich die Ballade zunachst im ganz oben dargestellten hochmittelalterlichen Tanzlied 2 Im 19 Jahrhundert wurden viele Balladen der Literatur vertont die Ballade nimmt dabei opernhafte Effekte wie Rezitative oder Marsche auf die Klavierbegleitung ist tonmalerisch und verwendet teilweise Leitmotive Bekanntester Komponist war Carl Loewe aber auch Schubert der unter anderem auch die Ballade Erlkonig komponiert hatte Schumann Brahms und Hugo Wolf komponierten Balladen Auch in der Oper finden sich Balladen so in Wagners Fliegendem Hollander Ballade der Senta oder als Chorwerke Schumann Mendelssohn u v w In der nichtvokalen Musik wurde der Titel zunachst vornehmlich fur Klavierwerke in Anlehnung an literarische Vorbilder verwendet so z B in den vier Balladen von Chopin vermutlich nach Gedichten von Mickiewicz und Johannes Brahms Vier Balladen op 10 spater aber frei im Sinne eines Charakterstucks von Liszt Brahms spate Klavierstucke ab op 76 oder Grieg Siehe hierzu auch Ballade Klaviermusik Die bekannteste Orchesterballade ist L apprenti sorcier nach Goethe Der Zauberlehrling von Paul Dukas Zur Ballade in der Unterhaltungsmusik ab dem 20 Jahrhundert siehe Ballade Unterhaltungsmusik Siehe auchListe deutscher Balladen Balladenjahr Francis Child The English and Scottish Popular Ballads ErzahlgedichtLiteraturWolfgang Kayser Geschichte der deutschen Ballade Berlin 1936 Deutsches Balladenbuch Nach der Ausgabe von 1861 Mit Holzschnitten von Ludwig Richter und anderen Harenberg Dortmund Die bibliophilen Taschenbucher Band 25 WeblinksEnglish Ballad Archive 1500 1800 Samuel Pepys collection des Magdalene College Cambridge University of California Santa Barbara Gerlinde Haid Ballade In Oesterreichisches Musiklexikon Online Ausgabe Wien 2002 ff ISBN 3 7001 3077 5 Druckausgabe Band 1 Verlag der Osterreichischen Akademie der Wissenschaften Wien 2002 ISBN 3 7001 3043 0 Was ist eine Ballade auf handmann phantasus deAnmerkungen vertont von Carl Loewe und Bertolt Brecht Die Legende der Dirne Evlyn Roe Gerlinde Haid Tanzlied In Oesterreichisches Musiklexikon online abgerufen am 22 Februar 2019 Normdaten Sachbegriff GND 4004343 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ballade amp oldid 237593522