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Pointe v franzos pointe Spitze aus spatlat puncta Stich ist eine Bezeichnung fur einen uberraschenden Schlusseffekt als Stilfigur in einem rhetorischen Ablauf z B eines Witzes Der komische auch geistreiche Effekt der Pointe beruht auf der plotzlichen Erkenntnis von sinnstiftenden Zusammenhangen zwischen nicht zusammenpassenden Konzepten Gero von Wilpert beschreibt die Pointe als eigentlichen unerwarteten Sinn In der Regel ist das Auftreten der Pointe durch die rhetorische Konstruktion formal genau programmiert mitunter vorhersehbar Als Pointe wird auch eine uberraschende Wendung in einer dramatischen Handlung bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Verwendung 3 Siehe auch 4 Literatur 5 WeblinksGeschichte BearbeitenDer Effekt wurde in der Geschichte der Rhetorik und der Poetik mit unterschiedlichen Bezeichnungen belegt So wurde auch der Begriff Pointe erst Ende des 18 Jahrhunderts aus der franzosischen Poetik in die deutsche Sprache ubernommen wo er Begriffsnamen wie Spitzfindigkeit und acumen poetischer Scharfsinn Witz im alten Sinne von geistreicher Bemerkung ersetzte Muller 2003 Obwohl ausformulierte rhetorische und poetologische Pointentheorien erst ab dem Ende des 16 Jahrhunderts entstehen konnen sich diese sehr wohl auf antike Quellen stutzen Die wichtigsten Autoritaten sind dabei Aristoteles und Marcus Tullius Cicero So kann man sich zum einen auf Aristoteles Uberlegungen zum Esprit asteia und zur Metapher Rhetorik III 10f berufen Zum anderen bietet Ciceros Buch De Oratore nebst einem Katalog moglicher Scherzformen auch grundsatzliche Uberlegungen zum Talent Scherze zu machen De Oratore I 216 290 Im Laufe des 16 Jahrhunderts steigt das Interesse an der Pointe da es zum Ideal hofischer Konversation gehort geistreich sprechen zu konnen Dieses Ideal gilt gleichermassen fur die Literatur sodass die ursprunglich rhetorischen Uberlegungen zur Pointe auch in die Poetik eingefuhrt werden Dieser Uberfuhrung widmen sich verschiedene Traktate Der Begriff Pointe erscheint in diesen Traktaten nicht Die wichtigsten Begriffe in lateinischen Traktaten sind argutia und acumen etwa bei Mathias Casimir Sarbiewski De acuto et arguto liber unicus 1619 26 und Jacob Masen Ars Nova Argutiarum 1660 Als Ableitungen davon findet sich im Italienischen argutezza bei Emanuele Tesauro Cannocchiale aristotelico 1654 und acutezza bei Matteo Peregrini Delle Acutezze 1639 Der Spanier Baltasar Gracian verwendet unter anderem das Wort agudeza Arte de Ingenion tratado de la Agudeza 1642 Das theoretische und praktische Interesse fur die Pointe im 17 Jahrhundert wird manchmal mit dem Begriff Argutia Bewegung bezeichnet Fur die italienischen und spanischen Pointentheorien sind aber die Begriffe concepto und concetto gleichermassen wichtig Alle Theoretiker der Pointe messen ihrem Gegenstand eine geradezu ubersteigerte Bedeutung zu Diese Bedeutung ist heutzutage nur dadurch zu verstehen dass sie gerade in Anlehnung an Aristoteles als Produkt des Wahrnehmens von Ahnlichkeiten zwischen verschiedenen Gegenstanden verstanden wurden Hecken 2005 Dies brachte der Pointe einen quasi erkenntnistheoretischen Status ein Sie ist somit eine wesentliche Grundlage fur die literarische und rhetorische Erfindung inventio Insbesondere wurde sie in Verbindung mit den geistigen Fahigkeiten des Scharfsinns und des Witzes ingenium gesehen aber auch mit dem Esprit und nicht zuletzt mit der Metapher Diese Theorie ist jedoch unbelegt In deutscher Sprache werden diese Theorien vor allem im Zusammenhang mit der Poetik des Epigramms aufgenommen So verwendet noch Gotthold Ephraim Lessing der 1771 in Zerstreute Anmerkungen uber das Epigramm als einer der Ersten das Wort Pointe im deutschen Sprachraum schriftlich verwendet hat Pointe und acumen gleichberechtigt nebeneinander Verwendung BearbeitenDie meisten Kurzgeschichten enden mit einer Pointe Anekdoten enden immer mit einer Pointe In einem Limerick steht die Pointe immer in der letzten Zeile Viele Epigramme werden traditionell mit einer Pointe verfasst Der Aphorismus ist tendenziell pointiert Siehe auch BearbeitenKlimax Sprache Hohepunkt einer Erzahlung Literatur BearbeitenHauke Stroszeck Pointe und poetische Dominante Deutsche Kurzprosa im 16 Jahrhundert Germanistik 1 Thesen Verlag Vowinckel Co Frankfurt am Main 1970 ISBN 3 7677 0001 8 Peter Wenzel Von der Struktur des Witzes zum Witz der Struktur Untersuchungen zur Pointierung in Witz und Kurzgeschichte Winter Heidelberg 1989 ISBN 3 8253 4050 3 Ralph Muller Theorie der Pointe Mentis Paderborn 2003 ISBN 3 89785 112 1 Thomas Hecken Witz als Metapher Der Witz Begriff in der Poetik und Literaturkritik des 18 Jahrhunderts Francke Tubingen 2005 ISBN 3 7720 8116 9 Markus M Ronner Zitate Lexikon des 20 Jahrhunderts Zeitgenossische Aphorismen Pointen und Geistesblitze nach Stichwortern und Autoren alphabetisch geordnet Orell Fussli Zurich 2003 ISBN 978 3 280 05050 7 Weblinks Bearbeiten Wiktionary Pointe Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Normdaten Sachbegriff GND 4129878 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pointe amp oldid 234553209