www.wikidata.de-de.nina.az
Geiserich auch Genserich Gaiserich oder wandalisch Gaisariks bedeutet Speerfurst um 389 Plattensee Ungarn 25 Januar 477 in Karthago war Konig bzw rex der Vandalen von 428 bis 477 und Grunder des Vandalischen Reiches im romischen Africa Vandalen Konig Geiserich dargestellt von Julius Naue 1869 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Denkmaler 3 Quellen 4 Literatur 5 Weblinks 6 AnmerkungenLeben BearbeitenGeiserich wurde um 389 als unehelicher Sohn des vandalischen Anfuhrers Godigisel und einer versklavten Romerin geboren 1 Godegisel war einer der Anfuhrer rex eines vor allem aber nicht nur aus Vandalen und Alanen bestehenden Kriegerverbandes der sich seit 409 in Spanien aufhielt Ob man rex mit Konig ubersetzen kann ist im Kontext der Volkerwanderungszeit umstritten Nach dem Tod seines Halbbruders Gunderich wurde Geiserich im Jahr 428 dessen Nachfolger als rex Vandalorum et Alanorum Konig der Vandalen und Alanen Gunderichs Witwe und Sohne liess er ermorden um seine Herrschaft zu sichern 2 Geiserich hatte drei Sohne namlich Hunerich Theuderik 479 81 und Gento vor 477 sowie moglicherweise eine namentlich nicht bekannte Tochter Die Namen seiner Gemahlinnen sind nicht uberliefert 2 Der vandalische Verband hielt sich zu dieser Zeit weiterhin in Spanien auf wurde aber unter anderem von den als foederati in romischen Diensten stehenden Westgoten bedrangt Im Jahr 429 setzten die Vandalen zusammen mit den Alanen von Iulia Traducta aus nach Nordafrika uber siehe auch Volkerwanderung Der Hintergrund ist umstritten Nach dem spatantiken Historiker Prokopios von Caesarea wurde Geiserich angeblich vom westromischen Feldherrn Bonifatius zu Hilfe gerufen der sich mit Flavius Felix dem obersten Heermeister des Westreichs zerstritten hatte In der modernen Forschung ist jedoch umstritten ob die Geschichte Prokops im Kern auf Fakten basiert 3 Als wahrscheinlicher gilt vielen Forschern dass es sich um ein sorgfaltig geplantes die gegenwartige militarische Schwache Roms ausnutzendes Unternehmen handelte Bereits andere Heerfuhrer wie Alarich I und Athaulf hatten zuvor versucht das strategisch sehr wichtige Africa einzunehmen die Idee war also naheliegend Schon 425 hatten die Vandalen zudem ihre nautischen Fahigkeiten unter Beweis gestellt und waren bis zur Provinz Mauretania gesegelt Salvianus von Massilia behauptet sogar dass Geiserich die Eroberung Afrikas als eine ihm von Gott gestellte Aufgabe gesehen habe Kunstlerische Darstellung der Landung in Afrika15 000 bis 20 000 Krieger mit ihren Frauen und Kindern zusammen etwa 80 000 Menschen gingen jedenfalls in Afrika an Land vielleicht in Tingis vielleicht aber auch weiter ostlich und begannen zunachst ihren Marsch nach Osten in Richtung Karthago Neben Vandalen und Alanen gehorten dem Verband auch Soldaten anderer Herkunft an insbesondere wohl Goten Da sie die stark befestigte Stadt Karthago nicht einnehmen konnten wandten sie sich wieder nach Westen und zogen die Kuste entlang nach Hippo Regius Auf ihrem Weg dorthin kam es zum Kampf mit dem inzwischen vom Kaiser als comes Africae bestatigten Bonifatius in dem die Vandalen Sieger blieben Bonifatius der nur uber schwache Truppenkontingente verfugte musste sich mit dem Rest seiner Streitkrafte in die Stadt zuruckziehen Der Kirchenvater Augustinus war zu dieser Zeit Bischof der Stadt Im Juni 430 begannen die Vandalen die Belagerung der Stadt die erst 431 nach vierzehn Monaten fiel Bonifatius dem es gelungen war vor dem Fall aus der Stadt zu entkommen schloss sich mit dem vom ostromischen Reich entsandten Heermeister Aspar zusammen Zwei Jahre spater 432 kam es erneut zu einer Schlacht zwischen Romern und Vandalen wieder blieben Letztere aber Sieger Wahrend Aspar nun die Verteidigung Karthagos ubernahm kehrte Bonifatius an den Hof nach Ravenna zuruck um dort den Posten als oberster Heermeister des Westreiches zu ubernehmen und gegen seinen Rivalen Flavius Aetius zu kampfen In diesem Burgerkrieg fand er allerdings den Tod Vandalenreich um 455Geiserich konnte schliesslich 435 einen offiziellen Bundnisvertrag foedus mit Ravenna wo inzwischen Aetius der starke Mann war schliessen der ihm die Kontrolle wichtiger Gebiete uberliess Nachdem die Romer vier Jahre spater 439 eine schwere Niederlage gegen die Westgoten erlitten hatten nutzte Geiserich die gunstige Gelegenheit brach das foedus und nahm am 19 Oktober 439 die Metropole Karthago ein 4 Im Jahr 441 scheiterte eine romische Gegenoffensive und im folgenden Jahr 442 wurde Geiserich durch ein neues foedus als erster rex eines germanischen Reiches auf dem Boden des Imperiums vom westromischen Kaiser Valentinian III faktisch als eigenstandiger Herrscher anerkannt auch wenn Africa offiziell Teil des Imperium Romanum blieb 5 Der Vertrag sah zudem vor dass Geiserichs Sohn Hunerich die Kaisertochter Eudocia heiraten solle sobald diese alt genug sein wurde 6 Hunerichs bisherige Gattin eine Tochter des westgotischen rex wurde verstummelt zu ihrem Vater geschickt Geiserich leistete aber spater Aetius keine Unterstutzung in seinen Kampfen gegen die Hunnen sondern scheint sich 450 vielmehr mit Attila gegen Aetius und die Westgoten verbundet zu haben In Africa etablierte Geiserich der noch im Jahr 442 eine Verschworung blutig unterdrucken musste vielleicht gehort die Verstummelung der gotischen Prinzessin auch erst in diesen Zusammenhang ein Reich welches fur fast hundert Jahre bestand und vor allem fur den westromischen Staat und Italien eine ernsthafte Bedrohung darstellte Africa war dicht besiedelt und galt als die Kornkammer Roms und Italiens es war somit von enormer strategischer und wirtschaftlicher Bedeutung und erbrachte gewaltige Steuereinnahmen die Westrom nun fehlten was fatale Folgen haben sollte Geiserich konnte nun den Kaiser erpressen griff seit 440 immer wieder in die westromische Innenpolitik ein und stoppte zu diesem Zweck wiederholt die lebenswichtigen Getreidelieferungen nach Rom Allerdings stellten die vandalischen Krieger nur eine dunne Oberschicht moderne Schatzungen gehen von circa 10 Millionen Romern beziehungsweise Romanen und kaum 100 000 Vandalen aus In der jungsten Forschung wird zudem betont dass die Vandalen fruh grundlich romanisiert wurden und die vandalische Sprache schnell ausstarb Karthago wurde zur Hauptstadt in der Geiserich die Vandalen verstarkt ansiedelte Lateinische Dichtung und Rhetorik bluhten Zwar schrumpfte die Stadt die vor 439 uber 200 000 Einwohner gezahlt hatte doch die Wirtschaft profitierte davon dass die Uberschusse nicht mehr nach Italien abgefuhrt werden mussten Der Konig schuf eine bedeutende Flotte und eroberte Stutzpunkte auf Sardinien Korsika und den Balearen sowie einen Teil von Sizilien Im Jahr 455 griff Geiserich in die nach der Ermordung Valentinians III in Italien ausgebrochenen Wirren ein Nach der Plunderung Roms brachte er die westromische Kaiserinwitwe Licinia Eudoxia der nachgesagt wurde dass sie Geiserich gegen den Usurpator Petronius Maximus zu Hilfe gerufen hatte mit ihren beiden Tochtern Eudocia und Placidia nach Africa Hunerich heiratete dort 456 Eudocia mit der er ja schon seit uber 10 Jahren verlobt war 2 Sein Sohn aus dieser Ehe sollte spater der vorletzte vandalische rex sein Immer wieder versuchte man Geiserich aus Africa zu vertreiben um die Handlungsfahigkeit der westromischen Regierung wiederherzustellen Im Jahr 460 zerstorte Geiserich grosse Teile einer westromischen Flotte in Spanien die von Kaiser Majorian gegen ihn in Marsch gesetzt worden war Schlacht bei Cartagena Eine weitere noch sehr viel grosser angelegte Landungsoperation West und Ostroms konnte Geiserich 468 mit viel Gluck und dank des Versagens des romischen Feldherrn Basiliskos zuruckschlagen 5 Im Jahr 472 gelang es ihm dann die Erhebung seines Verwandten Olybrius des Schwagers der Eudocia zum neuen Westkaiser durchzusetzen dieser starb allerdings kurz darauf Geiserich kronte sein Lebenswerk zwei Jahre spater 474 durch ein foedus mit dem ostromischen Kaiser Zeno in dem ihm und seinen legitimen Nachfolgern die Herrschaft uber Karthago garantiert wurde Geiserich starb am 25 Januar 477 sein Nachfolger wurde sein Sohn Hunerich 5 Seine Nachfolge wurde seinen Vorschriften gemass fortan als Seniorat geregelt Das Vandalenreich bestand als Vertragspartner des Romischen Reiches fort bis im Jahr 530 sein Enkel Hilderich vom Usurpator Gelimer entthront wurde In den kommenden Jahren wurde das Reich von Ostrom militarisch zerschlagen Geiserich gehorte zu den bedeutendsten Gestalten der Volkerwanderungszeit er wird in den Quellen als kriegerisch und dennoch weise beschrieben sein Organisationstalent hatte er mit der Uberfuhrung der Vandalen und der Ansiedlung in Africa bewiesen wenn es auch im Land zu starken Spannungen zwischen den arianischen Vandalen und den katholischen Romanen kam Sein Ziel war es seinem Verband den dauerhaften Besitz des reichen Africa zu sichern aus diesem Grund griff er immer wieder in die Burgerkriege ein die die letzten Jahrzehnte Westroms pragten und trug so entscheidend zur Destabilisierung des Reiches bei Denkmaler Bearbeiten Erinnerung an Geiserich in der WalhallaEine Gedenktafel fur ihn fand Aufnahme in die Walhalla bei Regensburg da Geiserich als Germane im 19 Jahrhundert als Vorfahr der Deutschen galt Quellen BearbeitenEs existiert kein Geschichtswerk das ausfuhrlich das Leben Geiserichs beschreibt vielmehr finden sich in mehreren spatantiken Quellen verstreute Angaben 7 Zu nennen sind Priskos Fragmente 9 4 20 1 2 30 1 31 1 36 1 2 38 1 2 39 1 41 2 52 53 1 5 Blockley 8 Malchus von Philadelphia Fragmente 5 17 Blockley 8 Prokopios von Caesarea Bellum Vandalicum 1 3 8 Victor von Vita Historia persecutionis Africanae provinciae Sidonius Apollinaris Gedichte Jordanes Getica 167 170 184 235 244 453 Jordanes Romana 334 Hydatius von Aquae Flaviae Chronicon 89 90 115 120 167 200 209 216 Prosper Tiro von Aquitanien Epitoma chronicorum Jahre 427 435 437 439 442 Theophanes Chronographia Jahre 5931 5941 5947 5961 6026 Anno Mundi Euagrios Scholastikos Historia Ecclesiastica II 7Literatur BearbeitenFrank Martin Ausbuttel Germanische Herrscher Darmstadt 2007 ISBN 978 3 89678 603 6 S 88 107 Henning Borm Westrom Von Honorius bis Justinian Kohlhammer Stuttgart 2018 Helmut Castritius Die Vandalen Etappen einer Spurensuche Urban Taschenbucher 605 Kohlhammer Stuttgart 2007 ISBN 978 3 17 018870 9 Dietrich Claude Hermann Reichert Geiserich In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 10 Walter de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 015102 2 S 576 584 einfuhrender Fachartikel Frank M Clover The late Roman West and the Vandals Variorum Aldershot u a 2007 ISBN 0 86078 354 5 Christian Courtois Les Vandales et l Afrique Arts et Metiers Graphiques Paris 1955 Hans Joachim Diesner Das Vandalenreich Koehler amp Amelang Leipzig 1966 Anette Hettinger Migration und Integration Zu den Beziehungen von Vandalen und Romanen im Norden Afrikas In Fruhmittelalterliche Studien 35 2001 S 121 143 John Robert Martindale Prosopography of the Later Roman Empire PLRE Band 1 4 Auflage Cambridge University Press Cambridge 2006 S 496 ff eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Roland Steinacher Neue Forschungsperspektiven zur Volkerwanderungszeit in Nordafrika In J H van Oort W Wischmeyer Hrsg Die spatantike Kirche Nordafrikas im Umbruch Leuven 2011 S 29 58 Roland Steinacher Die Vandalen Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs Klett Cotta Stuttgart 2016 ISBN 978 3 608 94851 6 S 91ff Uwe Walter Geiserich und das afrikanische Vandalenreich Lernprozesse eines Grunderkonigs In Mischa Meier Hrsg Sie schufen Europa Beck Munchen 2007 S 63 77 Weblinks Bearbeiten Commons Genseric Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienAnmerkungen Bearbeiten Mischa Meier Geschichte der Volkerwanderung Europa Asien und Afrika vom 3 bis zum 8 Jahrhundert n Chr C H Beck Munchen ISBN 978 3 406 73959 0 S 655 a b c Martina Hartmann Die Konigin im fruhen Mittelalter Kohlhammer Stuttgart 2009 ISBN 978 3 17 018473 2 S 5 7 Vgl Castritius Vandalen S 83 Dafur dass doch Bonifatius Geiserichs Kriegern die Uberfahrt ermoglichte pladiert hingegen mit logistischen Argumenten Roland Steinacher Die Vandalen Aufstieg und Fall eines Barbarenreichs Stuttgart 2016 S 92f Timo Stickler Aetius Munchen 2002 S 235 a b c PLRE Bd 1 496ff Allgemein dazu siehe auch Timo Stickler Aetius Munchen 2002 S 232ff Vgl auch PLRE a b Roger C Blockley The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire Eunapius Olympiodorus Priscus and Malchus Liverpool 1981 1983VorgangerAmtNachfolgerGunderichKonig der Vandalen 428 477HunerichNormdaten Person GND 118690167 lobid OGND AKS LCCN n89624336 VIAF 10640208 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME GeiserichALTERNATIVNAMEN Genserich Gaiserich GansrichKURZBESCHREIBUNG Konig der VandalenGEBURTSDATUM um 389STERBEDATUM 25 Januar 477STERBEORT Karthago Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geiserich amp oldid 234958064