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De origine actibusque Getarum kurz Getica ist das historische Hauptwerk des romisch gotischen Gelehrten und Geschichtsschreibers Jordanes nach 552 aus dem 6 Jahrhundert Jordanes beschreibt in seinem lateinischen Werk die teilweise mythisch uberformte Geschichte der Goten Inhaltsverzeichnis 1 Hintergrund 1 1 Kritische Betrachtung der Quellen 2 Textgeschichte 3 Aufbau der Getica 4 Ausgaben und Ubersetzungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseHintergrund BearbeitenJordanes der selbst gotischer Abstammung war verfasste sein Werk wohl in Konstantinopel auf der Grundlage der im Auftrag Theoderichs des Grossen um das Jahr 520 in 12 Buchern als Historia Gothorum Geschichte der Goten von dem romischen Gelehrten Cassiodor verfassten Darstellung Jordanes hatte nach eigener Aussage die Moglichkeit Cassiodors heute verlorenes Werk drei Tage lang zu studieren und schrieb anschliessend selbst sein Werk De origine actibusque Getarum Von Ursprung und Taten der Goten stutzte sich dabei aber auch auf zusatzliche Quellen wie etwa eine Schrift des Historikers Ablabius Zudem konnte er sich auf aktuelle Begebenheiten beziehen wie die Schlachten der Truppen Kaiser Justinians gegen die Ostgoten 1 Die von Jordanes angefertigten Getica gelten als wichtige Quelle fur die gotische Geschichte da die Werke Cassiodors und Ablabius vollstandig verlorengegangen sind Fragmente aus dem Werk des Ablabius sind nur bei Jordanes erhalten Allerdings muss berucksichtigt werden dass Jordanes Darstellung aus ostgotischer oder romischer Perspektive erfolgte Die ebenfalls von ihm verfasste Historia Romana bildet vermutlich eine Einheit mit den Getica oder ist als Erganzung zu betrachten Bis heute ist die Glaubwurdigkeit des Jordanes in mehreren Punkten umstritten Es ist ebenfalls umstritten wie stark Cassiodors Gotengeschichte die Basis fur die Getica bildete oder ob Jordanes eine eher selbststandige Schilderung bot in der nur Teile der jeweiligen Quellen verarbeitet wurden Kritische Betrachtung der Quellen Bearbeiten Direkte Vergleiche zwischen den Werken von Jordanes und Cassiodor sind nicht mehr moglich da Cassiodors Bucher nicht erhalten sind Dieser hatte angegeben gotische Volkslieder lateinisch carmina prisca bei seinen Aufzeichnungen als Quelle genutzt zu haben 2 Jordanes beruft sich ausserdem auf alte Erzahlungen Als Hauptmotiv seiner Aufzeichnung wird in der Forschung die Glorifizierung der damals in Italien herrschenden Ostgoten angesehen denen Cassiodor zu einer ruhmreichen Geschichte habe verhelfen wollen Die gotische Geschichte wurde als ebenso lang zuruckreichend wie die romische dargestellt In der modernen Forschung wird diese Darstellung allerdings sehr kritisch betrachtet letztendlich habe Cassiodor nimmt man Jordanes Bericht als Grundlage eine historische Vergangenheit der Goten konstruiert siehe auch invented tradition die so nicht der Realitat entsprach 3 Arne Soby Christensen stutzt sich bei seiner Untersuchung der Getica zunachst auf die griechisch romische und judisch christliche Literatur uber die Goten die bereits vor Cassiodor verfasst wurde Der Name Gothi findet sich bereits in Quellen aus dem fruhen 3 Jahrhundert auch der Geschichtsschreiber Tacitus um 58 n Chr um 120 erwahnt in seinen Schriften ein Volk namens Gotones die sudlich der Ostsee beheimatet gewesen seien Jordanes siedelte diese an der Donau an Ptolemaus um 100 vor 180 berichtet von den Sarmaten die an der Weichsel lebten Keine dieser Angaben stimmt jedoch mit der Chronologie des Jordanes uberein Jordanes erklarte dass die Geten das gleiche Volk seien wie die Goten und berief sich hierbei auf die Angaben von Orosius um 385 um 418 4 Eine umstrittene Passage ist die Gleichsetzung der Slawen des 6 Jahrhunderts mit den bereits von Tacitus und Plinius dem Alteren etwa 23 79 erwahnten Venetern oder den von Ptolemaus erwahnten Sarmaten 1 Eine wichtige Frage ist daher die historische Genauigkeit im Werk von Jordanes insbesondere was die Datierung der Ereignisse und den Ursprung der Goten angeht Kritiker sehen darin eher eine Beschreibung der Volker des 6 Jahrhunderts so wie sie zur Zeit der Niederschrift anzutreffen waren Auch das verschollene Geschichtswerk Cassiodors Jordanes Hauptquelle stutzte sich mutmasslich auf Beschreibungen von Volkern die nicht mit Bestimmtheit als Goten identifiziert werden konnen 5 Textgeschichte BearbeitenDie Textgrundlage ist heute die Edition durch den beruhmten deutschen Althistoriker Theodor Mommsen die auf dem damals 1882 besterhaltenen Heidelberger Manuskript das wahrscheinlich aus dem fruhen 8 Jahrhundert stammte basiert Dieses Manuskript wurde jedoch bei einem Feuer in Mommsens Haus am 7 Juli 1880 zerstort und nur die Bearbeitung von Mommsen selbst ist heute erhalten Dieser Umstand tragt dazu bei mitunter die heute verfugbare Version des Jordanes als verlassliche historische Quelle anzuzweifeln obwohl Mommsen allgemein als sorgfaltiger und kompetenter Editor gilt Das Manuskript mit dem nachstgrossten historischen Wert ist der Vaticanus Palatinus aus dem 10 Jahrhundert sowie das Valenciennes Manuskript aus dem 9 Jahrhundert Die Handschrift des Staatsarchivs Palermo die nur unwesentlich junger als das Heidelberger Manuskript ist war Mommsen nicht bekannt Sie wurde fur die Edition von 1991 herangezogen In Hinblick auf Textkritik und Uberlieferungsgeschichte sind die Getica ein Werk mangelnder Sicherheit was die Authentizitat des uns heute Uberlieferten betrifft So mussen wir uns bescheiden nicht mit Sicherheit sagen zu konnen was Jordanis wirklich geschrieben hat schrieb der Ubersetzer der Getica W Martens bereits 1913 Aufbau der Getica BearbeitenDie Getica sind in Abschnitte unterteilt Die geographische EinfuhrungJordanes berichtet von der Weltvorstellung der Goten die sie sich als Kreis der ganzen bekannten Welt vorstellten die von einer Art Gurtel aus Ozeanen von drei Seiten umschlossen wurde Die drei Erdteile wurden als Asien Europa und Afrika bezeichnet Daruber hinaus gibt es einige Inselgruppen wie die Kykladen oder Sporaden 1 Die vereinigten GotenJordanes beginnt seine Geschichte mit der Auswanderung der Goten unter ihrem Anfuhrer Berig als sie mit drei Schiffen von der Insel Scandza nach Gothiscandza Kuste der Goten aufbrachen Dies wird mit der Willenberg Kultur im heutigen Polen oder mit Danzig an der Weichselmundung gleichgesetzt Die moderne Forschung spricht sich jedoch dagegen aus dass die Goten aus Skandinavien eingewandert seien der Bericht des Jordanes wird vielmehr als topische Herkunftssage angesehen Origo gentis 6 In der Erzahlung wird Herodots gotischer Halbgott Zalmoxis der Konig der Goten Es folgen ruhmreiche Erzahlungen bis zur ersten Begegnung der Goten mit den Romern 1 Die Westgoten Die OstgotenDas Werk endet mit der Unterwerfung der Goten durch den ostromischen General Belisar 1 Ausgaben und Ubersetzungen BearbeitenJordanes De origine actibusque Getarum In Francesco Giunta Antonino Grillone Hrsg Iordanis de origine actibusque Getarum Fonti per la Storia d Italia Band 117 Istituto Storico Italiano per il Medio Evo Rom 1991 Theodor Mommsen Hrsg Auctores antiquissimi 5 1 Iordanis Romana et Getica Berlin 1882 Monumenta Germaniae Historica Digitalisat Alexander Heine Hrsg Jordanis Gotengeschichte nebst Auszugen aus seiner Romischen Geschichte Dunker Leipzig 1884 Phaidon Essen Stuttgart 1985 1986 ISBN 3 88851 076 7 Jordanes Die Gotengeschichte Ubersetzt eingeleitet und erlautert von Lenelotte Moller Marix Wiesbaden 2012 ISBN 978 3 86539 288 6 Hans Jurgen Hube Hrsg Ostgoten Saga Marix Verlag Wiesbaden 2010 ISBN 978 3 86539 248 0 Literatur BearbeitenBrian Croke Cassiodorus and the Getica of Jordanes In Classical Philology Nr 82 1987 ISSN 0009 837X Brian Croke Jordanes and the immediate Past In Historia Nr 54 2005 ISSN 0018 2311 Walter Goffart The Narrators of Barbarian History A D 550 800 Jordanes Gregory of Tours Bede and Paul the Deacon Princeton University Press Princeton NJ 1988 ISBN 0 19 820535 X Peter J Heather Goths and Romans AD 332 489 Oxford University Press Oxford 1991 ISBN 0 19 820234 2 Arne Soby Christensen Cassiodorus Jordanes and the History of the Goths Studies in a Migration Myth Museum Tusculanum Press Kopenhagen 2002 ISBN 87 7289 710 4 Michael Kulikowski Die Goten vor Rom Theiss Stuttgart 2009 ISBN 978 3 8062 2198 5 John H W G Liebeschuetz Making a Gothic History Does the Getica of Jordanes preserve genuinely Gothic Traditions In Journal of Late Antiquity 4 2011 ISSN 1939 6716 S 185 216 Weblinks BearbeitenIORDANIS DE ORIGINE ACTIBUSQUE GETARUM auf thelatinlibrary com lateinisch Getica in deutscher Ubersetzung Bibliothek der Kirchenvater im Internet Charles C Mierow The Origin and Deeds of the Goths auf people ucalgary ca englisch Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Charles C Mierow The Origin and Deeds of the Goths auf people ucalgary ca abgerufen am 25 Marz 2013 Vgl Arne Soby Christensen Cassiodorus Jordanes and the History of the Goths Kopenhagen 2002 S 248f Arne Soby Christensen Cassiodorus Jordanes and the History of the Goths Kopenhagen 2002 zusammenfassend S 343ff Vgl Arne Soby Christensen Cassiodorus Jordanes and the History of the Goths Kopenhagen 2002 S 240ff Patric J Geary The Myth of Nations the Medieval Origins of Europe Princeton University Press 2002 ISBN 0 691 11481 1 S 60f Herwig Wolfram Gotische Studien Volk und Herrschaft im fruhen Mittelalter auf books google de abgerufen am 25 Marz 2013 Normdaten Werk GND 4263417 9 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Getica amp oldid 235102115