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Gothiscandza zu Deutsch das Scandza der Goten oder das gotische Scandza ist die Bezeichnung fur einen Ort im Gebiet der Weichselmundung an dem die Goten aus ihrer skandinavischen Heimat kommend gemass ihrer mythischen Herkunftserzahlung unter dem Konig Berig an der Ostseekuste anlandeten Grun historische Region GotalandRosa GotlandRot vereinfachter Verlauf der Wielbark KulturDer Name ist nur in den Getica des Jordanes aus dem sechsten Jahrhundert uberliefert In der Forschung wird Gothiscandza als eine gelehrte Konstruktion des Cassiodor gesehen dessen verschollene Geschichte der Goten als Vorlage fur Jordanes diente Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lokalisierung 3 Literatur 4 AnmerkungenName BearbeitenBei Gothiscandza Nom Sg 1 handelt es sich begrifflich um eine Hybridbildung also Gothi Scandza als Gegensatz zum eigentlichen Scandza deren Schopfer wenn nicht Jordanes selbst vermutlich Cassiodor war Scandza ist die spatlateinische Lautung von Scandia einer Verkurzung von Ska n dinavia aus urnordisch Skadin aujō 2 Gothi erscheint in den Quellen seit dem dritten Jahrhundert 3 daher ist die Form Hermann Reichert zufolge verdachtig da fur eine authentische fruhe Uberlieferung ein u Stamm vorliegen musste analog zur vergleichbaren Form des Toponyms Gutthiuda Gotenvolk 4 In der alteren Forschung wurde versucht den Namen aus dem Gotischen zu deuten 5 Theodor von Grienberger konstruierte zunachst ein starkes Femininum Gutisk andi gotische Kuste spater deutete er die Bezeichnung als Dativ Lokativ Gutisk andeis aus gotisch andeis Ende mit Vergleich zu altislandisch endir Ende Rand 6 Rudolf Much stimmte Grienberger im Wesentlichen zu nahm jedoch entgegengesetzt ein schwaches Maskulinum an und konstruierte Gutisk andja ebenfalls mit Bezug zu altislandisch endi r und verglich sein Konstrukt mit den friesischen Landschaftsnamen Nord endi und dem langobardischen Beleg Ant aib mit den Bedeutungen Grenz oder Ufergau 7 Norbert Wagner wendet gegen beide Ansatze ein dass Komposita mit einem Adjektiv auf isk im Gotischen nicht belegt sind Wagner verweist ferner dahingehend auf Karl Mullenhoff der den Namen als mutmassliche gelehrte Schopfung des Cassiodor wertete Mullenhoff vermutete des Weiteren dass dieser einen bei Ptolemaios Geographike Hyphegesis vorgefundenen Namen nach romischer Denkart kombinierte und aufbereitete 8 Der Name beruht letztlich auf der unzureichenden Kenntnis der mediterranen Historiographen von der gotischen Sprache und ist gepragt durch Vorstellungen von der skandinavischen Herkunft der Goten und anderer germanischer Gentes als Vagina nationum vgl Ethnogenese 9 Lokalisierung BearbeitenJordanes schildert die Herkunft der Goten in mythischer Vorzeit wobei Berig mit drei Booten von Scandza aufbrach und bei Gothiscandza anlandete und in der Folge kriegerisch gegen die dort ansassigen Ulmerugier vorging um Siedlungsraum zu gewinnen 10 Aus dieser Angabe wurde in der Forschung versucht verschiedene Orte und Landschaften an der heutigen polnischen Ostseekuste zu fixieren Pommern bis Danziger Bucht In Verbindung mit der regionalen eisenzeitlichen Kultur Wielbark Kultur wird das Gebiet um das Weichseldelta als mogliches Gothiscandza gewertet Aus der Annahme heraus dass der Begriff einen Ortsnamen bezeichnen konnte wurde versucht den Namen der Stadt Danzig davon abzuleiten beziehungsweise eine lautliche Kontraktion zu belegen 11 Literatur BearbeitenOttar Gronvik Uber die Herkunft der Krimgoten und der Goten der Volkerwanderungszeit Eine sprachlich kritische Beurteilung der Gotenfrage In John Ole Askedal Harald Bjorvand Hrsg Drei Studien zum Germanischen in alter und neuer Zeit John Benjamins Publishing Company Amsterdam Philadelphia 2012 ISBN 978 87 7838 061 6 S 69 94 hier S 87 88 Google Buchsuche Winfred P Lehmann A Gothic Etymological Dictionary Brill Leiden Boston 1986 ISBN 90 04 08176 3 S 158 163 165 Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Namen Bande I II Verlag der OAW Wien 1987 1990 S 388 I 531 II Hermann Reichert Gothiscandza In Heinrich Beck Heiko Steuer Dieter Timpe Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 12 de Gruyter Berlin New York 1998 ISBN 3 11 016227 X S 443 444 kostenpflichtig auf Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter Ludwig Rubekeil Suebica Volkernamen und Ethnos Innsbrucker Beitrage zur Sprachwissenschaft 68 Institut fur Sprachwissenschaft Innsbruck 1992 ISBN 3 85124 623 3 S 93f 138f 142 143 Corinna Scheungraber Friedrich E Grunzweig Die altgermanischen Toponyme sowie ungermanische Toponyme Germaniens Ein Handbuch zu ihrer Etymologie Philologica Germanica 34 Fassbaender Wien 2014 ISBN 978 3 902575 62 3 S 178 179 Norbert Wagner Getica Untersuchungen zum Leben des Jordanes und zur fruhen Geschichte der Goten de Gruyter Berlin 1967 S 209 210 kostenpflichtig bei de Gruyter Online Herwig Wolfram Die Goten Von den Anfangen bis zur Mitte des 6 Jahrhunderts Entwurf einer historischen Ethnographie 4 Auflage C H Beck Munchen 2001 S 47ff Anmerkungen Bearbeiten Lesarten der Handschriften der Getica Fur die Stelle Get 4 25 gothiscanza in O gothiscantia in B gothizanza in L Fur Get 17 94 6 gothiscandzam in A gothes andza in P gothiscandzae in X Y Z Ottar Gronvik Uber die Herkunft der Krimgoten und der Goten der Volkerwanderungszeit S 87 Hermann Reichert Lexikon der altgermanischen Namen Band I Wien 1987 S 363ff Friedrich E Grunzweig Gothiscandz In Corinna Scheungraber Ders Die altgermanischen Toponyme sowie ungermanische Toponyme Germaniens Wien 2014 S 179 Friedrich E Grunzweig Gothiscandz In Corinna Scheungraber Ders Die altgermanischen Toponyme sowie ungermanische Toponyme Germaniens Wien 2014 S 178 Theodor Grienberger Ermanariks Volker In ZfdA 39 1895 S 154 184 hier S 173 Anmerkung 1 ders Untersuchungen zur gotischen Wortkunde Wien 1900 S 8 Rudolf Much Gothiscandza In Johannes Hoops Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 2 Strassburg 1915 S 306 Karl Mullenhoff Deutsche Altertumskunde Band 2 Berlin 1870 1900 S 396 Ludwig Rubekeil Scandinavia in the Light of Ancient Tradition In Oskar Bandle et al Hrsg The Nordic Languages Bd 1 Handbucher zur Sprach und Kommunikationswissenschaft 22 1 de Gruyter Berlin New York 2002 ISBN 3 11 014876 5 S 594 604 hier S 600 ff Jord Getica 4 25 auf thelatinlibrary com Heinrich Tiefenbach Danzig In Heinrich Beck Herbert Jankuhn Kurt Ranke Reinhard Wenskus Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 5 de Gruyter Berlin New York 1984 ISBN 3 11 009635 8 S 253 254 kostenpflichtig auf Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gothiscandza amp oldid 238463284