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In der Schlacht am Frigidus im heutigen Slowenien siegte der ost romische Kaiser Theodosius I am 5 6 September des Jahres 394 uber seine west romischen Rivalen Arbogast und Eugenius Es war eine der grossten Schlachten in der Geschichte des Romischen Reiches sie bedeutete zudem den endgultigen Sieg des Christentums uber die alte romische Religion Die mit grosser Verbissenheit gefuhrte Schlacht gilt als eine der blutigsten des gesamten Altertums Darstellung der Schlacht am Frigidus in Die Ehre dess Hertzogthums Crain 1689 von Johann Weichard von Valvasor Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Verlauf der Schlacht 3 Folgen 4 Bedeutung 5 Quellen 6 Gedenken 7 Anmerkungen 8 LiteraturVorgeschichte BearbeitenArbogast einem romischen Heerfuhrer frankischer Herkunft war unter dem jungen Kaiser Valentinian II als Heermeister der Aufstieg zum eigentlichen Herrn des Westens gelungen Als der Kaiser im Mai 392 in Vienne erhangt aufgefunden wurde galt Arbogast direkt oder indirekt als fur den Tod Verantwortlicher auch deshalb weil Arbogast drei Monate spater seinen Schutzling Eugenius einen Rhetoriklehrer und Hofbeamten zum neuen westromischen Kaiser ausrufen liess nachdem der ostliche Kaiserhof keinen eigenen Kandidaten benannt hatte Arbogast selbst war Heide und der moderate Christ Eugenius stand dem Heidentum relativ tolerant gegenuber was ihm zwar die Unterstutzung einiger altglaubiger Senatoren einbrachte zugleich aber Theodosius I den Kaiser der ostlichen Reichshalfte zusatzlich provozieren musste da dieser in diesen Jahren gerade daranging in seinem Reichsteil das Christentum zur Staatsreligion aufzuwerten Eugenius bemuhte sich zunachst vergeblich um die Unterstutzung der christlichen Bischofe und um die Anerkennung durch Theodosius erst dann kam er den Altglaubigen teilweise entgegen Nunmehr hatte Theodosius der als ranghochster Kaiser senior Augustus eigentlich uber die Ernennung von Unterkaisern zu entscheiden hatte den willkommenen Anlass im Westen einzugreifen Die antiheidnische Gesetzgebung wurde Ende 392 nochmals verscharft Theodosius ignorierte die Verhandlungsangebote seiner Gegner die eine Anerkennung des Eugenius erbaten erhob vielmehr seinen jungeren Sohn Honorius 393 demonstrativ zum Mitkaiser fur den Westen verbot alle nichtchristlichen Kulte und mobilisierte eine gewaltige Streitmacht von angeblich uber 100 000 Soldaten die er teils dem Feldherrn Stilicho unterstellte der Armee gehorten auch uber 20 000 Visigoten an die vermutlich bereits von Alarich I gefuhrt wurden Einige moderne Forscher bezweifeln allerdings die hohen Zahlenangaben der antiken Quellen so geht etwa David S Potter davon aus Theodosius habe nur hochstens 40 000 Mann allerdings zuzuglich der visigotischen Foederaten aufbieten konnen In jedem Fall kampften auf beiden Seiten bis in die Fuhrungsebene hinein Heiden und Christen was ein deutliches Zeichen dafur ist dass der Konflikt nicht primar als Religionskrieg zu verstehen ist Vielmehr ging es wohl um einen politischen Konflikt zwischen Kaiser und Usurpator der erst im Nachhinein religios aufgeladen wurde Verlauf der Schlacht BearbeitenDer Feldzug des Theodosius und die Schlacht selbst sind von zahlreichen Legenden umwoben da sie im Nachhinein zum Schicksalskampf zwischen Christen und Heidentum hochstilisiert wurden so dass der genaue Ablauf umstritten ist nbsp Blick vom Schloss Zemono in Richtung Duplje und Budanje mit dem Ternowaner Wald im Hintergrund nbsp Vrhpolje bei VipavaVon strategischer Bedeutung war der Ubergang nach Italien der durch die Claustra Alpium Iuliarum gesichert wurde ein System aus Befestigungen und Sperrmauern in den Julischen Alpen Wie archaologische Hinweise 1 vermuten lassen wurde dessen Zentrum das Kastell Ad Pirum an der Strasse Via Gemina zwischen Emona Ljubljana und Aquileia auf der Passhohe Hrusica im Birnbaumer Wald von den Truppen des Theodosius gewaltsam eingenommen Die historischen Quellen sprechen dagegen eher dafur dass die Passhohe schon vor Ankunft der ostlichen Truppen vom Westheer geraumt worden war 2 Nach Angaben des Kirchenhistorikers Theodoret verbrachte der Kaiser hier die Nacht vor der Schlacht im Gebet Im Traum seien ihm Johannes der Taufer und der Apostel Philippus erschienen und hatten ihm befohlen seine Truppen zur Schlacht zu ordnen Ein Soldat habe den gleichen Traum gehabt Beim Abstieg von der Passhohe fiel dem Heereszug des Theodosius ein starkes westromisches Truppenkontingent in den Rucken das sich in den Schluchten des Gebirges verborgen hatte und unter dem Befehl des Arbitio stand Nach der schriftlichen Zusage von Geldzahlungen lief Arbitio aber hochverraterisch mit seinen Truppen zu Theodosius uber Die Soldaten des Theodosius trafen dann vermutlich in der Nahe von Castra Ajdovscina im Wippachtal auf die von Arbogast kommandierte Hauptstreitmacht des Eugenius Der Frigidus wird ublicherweise mit dem Flusschen Hubelj identifiziert das heute durch Ajdovscina fliesst nach anderen Meinungen handelt es sich um die Vipava oder den Unterlauf des Isonzo Der genaue Ort der Schlacht ist unbekannt er wird aber gemeinhin im Bereich der heutigen Dorfer Vrhpolje Duplje und Zemono lokalisiert 3 Nach einer neueren Hypothese fand die Schlacht etwas weiter bergaufwarts bei Sanabor und Col statt 4 Angeblich hatte man auf Seiten des Eugenius eine grosse Jupiterstatue errichten lassen um die Heiden unter den Mannern zu ermutigen Mehrere antike Historiker bezeugen dass die Schlacht von einer Nacht unterbrochen wurde sich also uber zwei Tage erstreckte 5 Auf beiden Seiten wurde offenbar mit ausserster Erbitterung und Grausamkeit gekampft Besonders die gotischen Foederaten die Theodosius als erstes gegen den Feind ansturmen liess erlitten am ersten Tag der Schlacht sehr schwere Verluste Orosius spricht von uber 10 000 erschlagenen Goten was etwa jedem zweiten Mann entsprach Auch Bacurius ein magister militum des Theodosius fiel im Kampf in dem die westromischen Truppen zunachst wohl die Oberhand behielten Am zweiten Tag errang Theodosius jedoch schliesslich den Sieg nach christlicher Lesart mit Gottes Hilfe Nachdem Theodosius von einem erhohten Felsen aus wo ihn die feindlichen und die eigenen Truppen sehen konnten zu Gott gebetet hatte soll ein plotzlich auftretender starker Wind die Geschosse der Truppen des Eugenius zuruckgetrieben und den Soldaten den Staub in die Augen getrieben haben Tatsachlich gehort die in dieser Gegend noch heute gefurchtete Bora ein kalter und boiger Fallwind zu den starksten Winden der Welt Die Darstellung des plotzlich auftretenden Windes ist bereits in der fruhen Quelle des Rufinus von Aquileia bezeugt sie erinnert jedoch an ahnliche Wunder die bei anderen Schlachten eingetreten sein sollen weshalb einige Historiker den Wahrheitsgehalt anzweifeln Der heidnische Historiker Zosimos berichtet ein Jahrhundert spater dass die Truppen des Eugenius die sich nach dem ersten Tag schon als Sieger gefuhlt hatten beim Essen uberrascht worden seien Schliesslich gewann die Armee des Ostens jedenfalls die Oberhand Eugenius wurde gefangen genommen und noch am selben Tag von Soldaten getotet Arbogast floh und beging zwei Tage spater Selbstmord Nach dem Sieg ubernahm Theodosius die gefangenen Soldaten des Eugenius in sein Heer und den prominenten Heiden gewahrte er Amnestie aber keine Toleranz 6 So konnte Theodosius triumphierend in Italien Einzug halten und das Romische Reich faktisch ein letztes Mal unter einem einzigen Herrscher vereinen de iure herrschte er allerdings gemeinsam mit seinen beiden Sohnen als Mitkaisern nbsp Die Ausdehnung des Westromischen Reiches zum Zeitpunkt der Teilung im Jahre 395Folgen BearbeitenTheodosius starb bereits vier Monate spater am 17 Januar 395 in Mailand so dass das Romische Reich nun faktisch endgultig in zwei Teile zerfiel die von seinen beiden Sohnen Arcadius und Honorius regiert wurden Die beiden Burgerkriege die Theodosius gegen den Westen gefuhrt hatte durften dabei erheblich zur Entfremdung zwischen den beiden Reichsteilen beigetragen haben Die verheerendste Auswirkung der Schlacht war aber sicherlich die militarische Schwachung Westroms Seine Kerntruppen Comitatenses scheinen am Frigidus zum grossten Teil aufgerieben worden zu sein ein unersetzbarer Verlust der sich schon wenig spater bitter rachen sollte da es Westrom ganz besonders auch nach der Eroberung seiner reichen nordafrikanischen Provinzen durch die Vandalen seit 429 fortan immer schwerer fiel sich gegen seine ausseren Feinde zu behaupten was schliesslich zur Auflosung der westlichen Reichshalfte im spaten 5 Jahrhundert n Chr fuhren sollte Als folgenreich erwies sich auch der Umstand dass die gotischen Foederaten die auf ostromischer Seite den hochsten Blutzoll entrichtet hatten sich dafur nicht ausreichend belohnt fuhlten da sich die Romer nach Theodosius Tod nicht mehr an das von diesem geschlossene foedus gebunden fuhlten weshalb die Goten 395 gegen die Regierung in Ravenna rebellierten Wenige Jahre spater konnte ihr Anfuhrer Alarich der wiederholt auf die vermeintliche Undankbarkeit der Romer verwies seine bei der Schlacht gewonnenen Ortskenntnisse in den Julischen Alpen nutzen um die Goten sicher nach Italien zu fuhren und 410 Rom zu plundern Bedeutung BearbeitenDie Schlacht am Frigidus gilt traditionell oft als eine Auseinandersetzung zweier verschiedener Weltanschauungen Der Christ Theodosius I besiegte nach dieser Lesart den letzten Vertreter des antiken Heidentums und der Werte auf denen das tausendjahrige Romische Reich ruhte Nach der Schlacht am Frigidus wurde das Christentum der einzige erlaubte Glaube im Imperium Das Verbot des Heidentums und damit sein Untergang stellen in der Tat eine der tiefsten kulturgeschichtlichen Anderungen in der Antike dar Doch verweist die moderne Forschung wie erwahnt darauf dass auf beiden Seiten Heiden und Christen kampften und dass sowohl Theodosius als auch Eugenius Christen waren Daher wird der Burgerkrieg der in der Schlacht am Frigidus gipfelte heute in der Regel nicht mehr als religioser Konflikt betrachtet obwohl Eugenius hatte er gesiegt vermutlich eine relativ tolerante Religionspolitik betrieben hatte Es ging 394 nicht um eine Erneuerung des Heidentums sondern einzig um die Macht im Imperium Romanum Quellen BearbeitenEine fruhe Quelle zur Vorgeschichte und zum Verlauf der Schlacht am Frigidus stellt das Geschichtswerk des Christen Rufinus von Aquileia dar Aus christlicher Perspektive beschreiben auch die Historiker und Theologen Orosius Historiae adversum paganos 7 35 und Theodoret Historia ecclesiastica 5 24 4 die Schlacht Eine Schilderung aus heidnischer Perspektive bietet dagegen Zosimos Gedenken BearbeitenAnlasslich des 1600 Jahrestages der Schlacht am Frigidus gab die slowenische Post im Jahr 1994 eine Sondermarke heraus 7 Im selben Jahr wurde oberhalb von Vrhpolje ein steinernes Kreuz errichtet das durch seine T Form an Kaiser Theodosius erinnern soll 8 Anmerkungen Bearbeiten Thilo Ulbert Hrsg Ad Pirum Hrusica Spatromische Passbefestigung in den julischen Alpen Munchner Beitrage zur Vor und Fruhgeschichte Bd 31 Beck Munchen 1981 ISBN 3 406 07981 4 H Leppin Theodosius der Grosse Auf dem Weg zum christlichen Imperium S 217 O Seeck G Veith Die Schlacht am Frigidus S 459 463 Andrej Stekar Poskus lociranja bitke pri Frigidu leta 394 na obmocju med Sanaborjem in Colom Attempt to locate the place of the battle of Frigidus 394 in the area between Sanabor and Col In Annales Ser hist sociol 23 1 2013 S 1 14 PDF O Seeck G Veith Die Schlacht am Frigidus S 461 Alexander Demandt Geschichte der Spatantike das Romische Reich von Diocletian bis Justinian 284 565 n Chr Beck Munchen 2008 ISBN 3 406 57241 3 S 110 1600 obletnica bitke pri Frigidu reki Vipavi pri Ajdovscini Posta Slovenije abgerufen am 19 September 2014 Das Theodosius Kreuz uber Vrhpolje bei Vipava Slowenisches Tourismus Informationsportal abgerufen am 19 September 2014 Literatur BearbeitenAlan Cameron The Last Pagans of Rome Oxford University Press Oxford New York 2011 S 93 131 Peter Crawford The Battle of Frigidus River In The Ancient World 43 2012 S 33 52 Thomas Grunewald Der letzte Kampf des Heidentums in Rom In Historia 41 1992 S 462 487 Hartmut Leppin Theodosius der Grosse Auf dem Weg zum christlichen Imperium Gestalten der Antike Primus Verlag Darmstadt 2003 ISBN 3 89678 471 4 S 217 220 David Potter The Roman Empire at Bay AD 180 395 London 2004 S 532f Otto Seeck Georg Veith Die Schlacht am Frigidus In Klio 13 1913 S 451 467 Matthias Springer Die Schlacht am Frigidus als quellenkundliches und literaturgeschichtliches Problem In Rajko Bratoz Hrsg Westillyricum und Nordostitalien in der spatromischen Zeit Ljubljana 1996 S 45 94 Joachim Szidat Die Usurpation des Eugenius In Historia 28 1979 S 487 508 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schlacht am Frigidus amp oldid 236672489