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Konstantin III eigentlich Flavius Claudius Constantinus August oder September 411 liess sich im Jahr 407 in Britannien von seinen Truppen zum romischen Kaiser ausrufen und regierte bis 411 wobei seine Bedeutung in der romischen Reichsgeschichte deutlich geringer ist als in der britischen denn hier steht Konstantin am Wendepunkt der romischen Zeit der Insel zur Unabhangigkeit und galt mittelalterlichen Autoren sogar als Grossvater des legendaren Konigs Artus was jedoch historisch nicht belegt werden kann Portrat Konstantins III auf einer siliqua auf dem Revers eine Huldigung an den siegreichen AugustusDa Konstantin III nie reichsweit anerkannt wurde fuhrt er die Ordnungszahl III nur inoffiziell bzw aus westromischer Perspektive In den ost bzw gesamtromischen Kaiserlisten ist diese dem byzantinischen Kaiser Konstantin III 641 vorbehalten Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Quellen 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenDer gesamte Ablauf der Ereignisse im Zusammenhang mit Konstantin III ist nicht exakt datierbar da das Jahr des Rheinubergangs von 406 ebenfalls noch umstritten ist In der Nacht des 31 Dezember 406 uberschritten mehrere germanische Verbande darunter die Vandalen Burgunden Sueben sowie die iranischen Alanen den Rhein vermutlich bei Mogontiacum und uberrannten anscheinend muhelos die dortige Garnison im Anschluss daran erfolgte der zeitweilige Zusammenbruch der romischen Grenzverteidigung am Rhein und die Verwustung bzw Brandschatzung grosser Gebiete der germanischen und gallischen Provinzen Schon vor dieser Invasion die vielleicht durch innerromische Konflikte ausgelost wurde 1 waren auch die britischen Provinzen in Aufruhr In den Jahren 401 402 waren zahlreiche Einheiten aus der britischen Provinzarmee herausgezogen worden um mit ihrer Hilfe das Kernland des Westreiches Italien gegen die Goten Alarichs zu verteidigen unter den verbliebenen Truppen die vermutlich auch nicht mehr regelmassig besoldet werden konnten wuchs der Unmut daruber immer mehr an Anders als noch zur Zeit des fruhen und mittleren Kaiserreiches galt ihre Loyalitat nicht mehr der Armee und dem regierenden Kaiser sondern hauptsachlich ihrer Heimatprovinz Viele der Grenzsoldaten waren auf der Insel geboren und aufgewachsen dann durch die spatantike Armeereform zu Landbesitzern geworden und waren deswegen in erster Linie daran interessiert ihre Familien und ihren Besitz zu verteidigen Wahrscheinlich auch von der britischen Oberschicht ermutigt die im Sudosten grosse Landguter besass erhob sich die Armee in Britannien schliesslich gegen die Zentralregierung in Ravenna Nacheinander wurden daher seit dem Jahr 405 von den Soldaten mehrere Kaiser ausgerufen zwei von ihnen Marcus und Gratian uber die ansonsten nichts Naheres bekannt ist wurden schon nach wenigen Monaten wieder abgesetzt und getotet Anfang des Jahres 407 erfolgte die Usurpation Konstantins der angeblich nur als einfacher Soldat in der Armee gedient hatte Orosius zufolge wurde Konstantin dessen familiare Herkunft ebenfalls im Dunkeln liegt auch deshalb ausgewahlt weil sein Name an eine ruhmreichere Vergangenheit erinnerte Sein Vorganger Konstantin der Grosse hatte ca 100 Jahre zuvor von der nordlichen Metropole Eboracum York aus einen beispiellosen Siegeszug angetreten der ihn schliesslich bis zur Alleinherrschaft uber das Reich fuhrte 2 Nach Prokopios von Caesarea war er hingegen kein unbekannter Mann 3 moglicherweise hatte er vor seiner Erhebung schon das Amt des obersten Heerfuhrers der Provinzstreitkrafte in diesem Fall das des Comes Britanniarum innegehabt Orosius Behauptung Konstantin sei ein gesellschaftlicher Niemand gewesen gibt daher vielleicht nur die damalige Siegerpropaganda der Regierung in Ravenna nach der Beseitigung des Usurpators wieder Es ist vermutet worden dass der eigentliche Drahtzieher der Ereignisse nicht Konstantin selbst der dafur nur als prominente Galionsfigur gedient habe sondern der Militar Gerontius gewesen sein konnte der schon bald seine eigenstandige Politik verfolgen sollte 4 Die Sicherheitslage der Provinzen die fur das Reich nicht wirtschaftlich oder als Rekrutierungsgebiet von essentieller Bedeutung waren war wegen der sinkenden Macht des westlichen Kaisertums zunehmend schlecht Besonders das stark vom Militar gepragte Britannien war schon immer anfallig fur Usurpationen gewesen Ende des 3 Jahrhunderts konnte es unter Carausius und Allectus eine Zeit lang seine Unabhangigkeit behaupten Im 4 Jahrhundert war von dort die Erhebung des Magnus Maximus ausgegangen Das westlichste Randgebiet des Romischen Imperiums fuhlte sich durch die Politik des Kaisers im fernen Rom bzw spater in Ravenna anscheinend grob vernachlassigt Aufgrund der standigen Truppenabzuge wurden seine Grenzen immer ofter von Plunderern heimgesucht Aus all diesen Grunden hatten Aufruhrer dort wohl leichtes Spiel nbsp Solidus mit dem Portrat Konstantins III Auf dem Revers ist er als siegreicher General dargestellt der eine Victoria in der einen und ein vexillum in der anderen Hand halt Sein Fuss tritt symbolisch auf einen am Boden liegenden unterworfenen Feind diese Szene imitiert die Pragungen der legitimen Kaiser Flavius Honorius und Arcadius Konstantin hatte vermutlich seine Wurde nicht erhalten um nun auch noch den Rest des Westromischen Reiches zu erobern und zu beherrschen sondern in erster Linie um die britannischen Provinzen zu regieren und mit seiner Feldarmee die standigen Einfalle der nordlichen Barbarenstamme und von der See her abzuwehren Nur Britannien sollte sein Imperium sein und die ihm zufliessenden Steuereinnahmen sollten mutmasslich ausschliesslich zum Unterhalt der Provinzarmee verwendet werden Doch Konstantin hatte andere Prioritaten Entweder folgte er einem Hilferuf der gallischen Nobilitat oder die dortige Anarchie weckte in ihm den Ehrgeiz die augenscheinliche Schwache und Handlungsunfahigkeit des Kaisers in Ravenna auszunutzen und sein kleines Reich auf dessen Kosten noch weiter auszudehnen Moglich ware auch dass er befurchtete sich auf Dauer im isolierten Britannien wie einst auch Carausius nicht halten zu konnen ohne auch das Festland zu kontrollieren Konstantin uberquerte daher den Armelkanal und landete mit seiner Armee bei Bononia Boulogne auf gallischem Boden In seinem Gefolge comitatus fuhrte er wohl nur die wahrscheinlich ohnehin auf ihn personlich eingeschworenen mobilen Einheiten comitatenses und wenn uberhaupt nur wenige Grenzsoldaten limitanei mit sich Moglicherweise zog er hierfur auch die letzten Besatzungen aus Wales ab so dass die britischen Provinzen nur noch von den Grenz und Kustenwachverbanden im Norden und im Sudosten verteidigt wurden Der Befehlshaber der Nordgrenze und des Hadrianswalles in Eboracum der Dux Britanniarum und sein Pendant im Sudosten der Comes litoris Saxonici per Britanniam am Litus saxonicum Sachsenkuste sahen wohl keinen Nutzen darin ihre Garnisonen wegen des kontinentalen Abenteuers ihres ohnehin nur nominell ubergeordneten Kollegen zu schwachen 5 nbsp Modell von Arelate im 4 JahrhundertKonstantins Generale Justinian vielleicht identisch mit einem praepositus dieses Namens der in der letzten bekannten romischen Bauinschrift aus Britannien AE 1954 15 aufscheint und Nebiogastes die die Vorhut befehligten wurden jedoch von Sarus den der Heermeister des Westens Stilicho mit der Niederschlagung des Aufstandes beauftragt hatte in einem Gefecht geschlagen Nebiogastes wurde kurz darauf in der Nahe von Valence getotet Konstantin entsandte weitere Truppen angefuhrt von Edobich und Gerontius die Sarus zwangen sich nach Italien zuruckzuziehen wobei er sich die Alpenuberquerung von rebellischen Bagauden erkaufen musste Konstantin sicherte danach erfolgreich die Rheingrenze und bemannte die Wachposten an den Strassen von Gallien nach Italien neu Im Mai 408 wahlte er das sudgallische Arelate Arles zu seiner Residenz wo er Apollinaris den Grossvater des Dichters Sidonius Apollinaris als Pratorianerprafekten einsetzte Im Sommer des Jahres 408 wurden in Italien Truppen zum Gegenangriff gesammelt Konstantin musste gegen Familienmitglieder des Honorius in Hispanien vorgehen die dort einst Partei fur den ostlichen Imperator Theodosius I ergriffen hatten Er befurchtete sie wurden von dort aus eine zweite Front gegen ihn eroffnen wahrend die Truppen von Sarus und Stilicho ihn von Italien aus in die Zange nahmen Er holte hierfur seinen altesten Sohn Constans aus dem Kloster erhob ihn zum Caesar Mitkaiser und setzte ihn mit Gerontius Armee nach Spanien in Marsch Sein jungerer Sohn Julian erhielt den Titel Nobilissimus Die Verwandten des Honorius konnten schliesslich knapp geschlagen werden Zwei von ihnen Didymus und Theodosiolus gerieten in Gefangenschaft wahrend den beiden anderen Lagodius and Verianus die Flucht nach Konstantinopel gelang wo inzwischen Honorius Neffe Theodosius II den Thron des Ostreichs bestiegen hatte Constans liess seine Frau und seinen Haushalt in der Obhut von Gerontius in Caesaraugusta Saragossa zuruck um in Arles Bericht zu erstatten In der Zwischenzeit meuterten am 13 August 408 die Truppen in Ticinum einen Tag spater folgte die Hinrichtung Stilichos in Ravenna Sein Gefolgsmann Sarus verliess daraufhin die kaiserliche Armee gefolgt von seinen Mannern und liess Honorius mit unbedeutendem militarischem Schutz in Ravenna zuruck der sich nun gotischen Rebellen unter Alarich gegenubersah die in dieser Zeit ungehindert durch Etrurien marschierten Als Konstantins Abgesandte in Ravenna zu Verhandlungen eintrafen war Honorius daher gezwungen ihn vorerst als Mitkaiser anzuerkennen Im Fruhjahr und Herbst 409 scheinen entsprechende Absprachen getroffen worden zu sein 6 Konstantin stand nun im Zenit seiner Macht Im September des Jahres 409 hatten jedoch jene Germanenstamme die den Rhein vor knapp zwei Jahren uberschritten hatten und seitdem plundernd durch Gallien zogen die Pyrenaen erreicht wo sie Konstantins Stellungen durchbrachen und in Spanien einfielen Der Usurpator versuchte sie danach als Partner zu gewinnen Gleichzeitig schloss er einen Pakt mit Franken und Burgunden Dies garantierte ihnen eine privilegierte Stellung und die Versorgung durch den romischen Staat Vermutlich unterstutzte auch die gallische Elite diese Plane da sie ihre Steuergelder lieber im eigenen Land investierte anstatt sie nach Ravenna abzufuhren Honorius verlor dadurch fur einen langeren Zeitraum die militarische Kontrolle uber Gallien und Spanien Wahrend Konstantin Vorbereitungen traf seinen Sohn Constans nach Spanien zuruckzuschicken erreichte ihn die Nachricht dass Gerontius sich gegen ihn erhoben und seinen Sohn oder Untergebenen Maximus zum Kaiser gemacht hatte Im Jahr 410 ruckte Gerontius nach Gallien vor Gleichzeitig bedrohten sachsische Piraten Britannien das Konstantin offensichtlich weitestgehend sich selbst uberlassen hatte Aufgebracht daruber dass ihr Kaiser ihnen keine Unterstutzung sandte rebellierten nun die Burger von Britannien und Aremorica und verjagten seine dort noch verbliebenen Anhanger Konstantin marschierte daraufhin 410 mit den ihm noch verbliebenen Truppen gegen Italien ermutigt durch seinen Kontakt mit Allobichus der zu dieser Zeit nach einer Soldatenrevolte am Hof des Honorius in Ravenna dort als Heermeister magister militum eine wichtige Machtstellung innehatte Zwar ist die genaue Natur der Absprachen zwischen Konstantin und Allobichus unklar doch lasst sich vermuten dass Allobichus Honorius durch einen fahigeren Regenten ersetzt sehen wollte Als allerdings Allobichus am Hof als Verrater hingerichtet wurde musste Konstantin wieder den Ruckzug nach Gallien antreten 7 Damit konnte er auch die Niederlage die die Plunderung Roms durch Alarich im Sommer des Jahres fur Honorius bedeutete nicht zu seinem Vorteil nutzen Seine Truppen wurden vielmehr 410 oder 411 die Chronologie ist unsicher von Gerontius bei Vienne geschlagen wo sein Sohn Constans in Gefangenschaft geriet und hingerichtet wurde Konstantins Pratorianerprafekt Decimius Rusticus der Apollinaris ersetzt hatte wandte sich daraufhin von Konstantin ab und wurde spater im Rheinland im Zuge der Rebellion des Jovinus ergriffen Gerontius schloss Konstantin in Arles ein und belagerte die Stadt nbsp Illustriertes Fragment der Annales Ravennatenses in der Domstiftbibliothek Merseburg oben links ist illustriert wie der Kopf Konstantins III auf einem Pfahl aufgespiesst und offentlich ausgestellt wirdZur gleichen Zeit trat ein neuer fahiger General in Honorius Dienste Flavius Constantius der spatere Constantius III erschien bald darauf mit seinem Heer vor Arles schlug Gerontius in die Flucht und setzte die Belagerung fort Konstantin hielt in der Hoffnung auf Entsatz durch seinen General Edobich weiter stand der in Nordgallien Truppen gegen die Franken aushob aber nach seiner Ankunft von Constantius durch eine Kriegslist in die Flucht geschlagen wurde Konstantins letzte Hoffnung schwand als auch die Rheinarmee zum Usurpator Jovinus uberlief so dass er schliesslich gezwungen war sich zu ergeben Trotz einer Zusage sicheren Geleits und Konstantins Bereitschaft in den geistlichen Stand einzutreten kerkerte Constantius ihn ein und liess ihn im August oder September des Jahres 411 enthaupten Gerontius beging daraufhin in Spanien Selbstmord auch Jovinus Usurpation wurde von Constantius beendet der schliesslich im Jahr 421 zum Schwager und Mitkaiser des Honorius aufstieg aber Rom gelang es nach Konstantins Tod nie wieder in Britannien Fuss zu fassen Wie der Historiker Prokopios von Caesarea spater erlauterte blieb Britannien ab dieser Zeit unter der Herrschaft von Tyrannen d h wohl Usurpatoren Quellen BearbeitenZosimos Historia Nova Buch 5 amp 6 Historia Nova Orosius Historiae adversum Paganos 7 40 Literatur BearbeitenBruno Bleckmann Constantinus III In Reallexikon fur Antike und Christentum Supplementband 2 Lieferung 11 Hiersemann Stuttgart 2004 ISBN 3 7772 0421 8 Sp 454 462 Emilienne Demougeot Constantin III l empereur d Arles In Dies Hrsg L Empire romain et les barbares d Occident IVe VIIe siecle Paris 1988 S 171 214 John F Drinkwater The Usurpers Constantine III 407 411 and Jovinus 411 413 In Britannia Band 29 1998 S 269 298 Kay Ehling Zur Geschichte Constantins III In Francia Band 23 1996 S 1 11 online Michael Kulikowski Barbarians in Gaul Usurpers in Britain In Britannia Band 31 2000 S 325 345 Courtenay Edward Stevens Marcus Gratian Constantine In Athenaeum Band 35 1957 S 316 347 Edward A Thompson Britain A D 406 410 In Britannia Band 8 1977 S 303 318 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Konstantin III Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Hugh Elton Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Anmerkungen Bearbeiten Vgl Henning Borm Westrom Stuttgart 2013 S 48 Orosius Historiae adversus paganos 7 40 4 Prokopios Historiae 3 2 31 Vgl Stuart Laycock Warlords The Struggle for Power in Post Roman Britain Stroud 2009 S 27 Vgl Peter Salway A History of Roman Britain Oxford 2001 S 325f So Kay Ehling Zur Geschichte Constantins III In Francia Band 23 1996 S 1 11 hier S 7 Digitalisat Olympiodoros von Theben Fragment 14 f Sozomenos 9 12 Dazu Kay Ehling Zur Geschichte Constantins III In Francia Band 23 1996 S 1 11 hier S 9 Digitalisat Normdaten Person VIAF 263146634506741932467 Wikipedia Personensuche Kein GND Personendatensatz Letzte Uberprufung 6 Marz 2023 PersonendatenNAME Konstantin III ALTERNATIVNAMEN Flavius Claudius ConstantinusKURZBESCHREIBUNG Gegenkaiser im Westen des romischen Reiches 407 411 GEBURTSDATUM 4 JahrhundertSTERBEDATUM August 411 oder September 411 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Konstantin III Gegenkaiser amp oldid 238979587