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Der Comes Litoris Saxonici per Britanniam wortlich Graf der Sachsenkuste in Britannien war ein hoher Offizier in der britischen Provinzialarmee des 3 bis 5 Jahrhunderts n Chr dessen Aufgabe es war die an der Ost Sudost und Sudkuste Englands errichteten Kastelle gegen Raubzuge feindlicher Stamme zu sichern Heerfuhrer der Comitatenses und Limitanei im 5 Jahrhundert n Chr Notitia Dignitatum Die Kastelle der britischen Sachsenkuste Othona Dubris Lemannis Branoduno Garriano Regulbi Rutupis Anderidos und Portum AdurniDie spatantiken Provinzen in Britannien 400 n Chr Die Kastelle und Festungsstadte der Sachsenkuste um das Jahr 380 auf beiden Seiten des Armelkanals Inhaltsverzeichnis 1 Definition 2 Kommandobereich 3 Funktion 4 Entwicklung 5 Verwaltungsstab 6 Truppen 7 Distributio Numerorum 7 1 Kavallerie 7 2 Infanterie 8 Anmerkungen 9 Literatur 10 WeblinksDefinition BearbeitenDer spatantike romische Amts und Ehrentitel Comes bezeichnete in der Regel die hochste Rangklasse des Adels vir spectabilis bzw die engsten Ratsmitglieder am kaiserlichen Hof Beim Militar wurde dieser Titel an die Kommandeure der mobilen Feldarmeen in den Provinzen oder an hohe Offiziere fur zeitlich begrenzte Sonderkommandos vergeben comes rei militaris Der Comes litoris Saxonici per Britanniam war zusammen mit dem Comes Britanniarum dem Oberbefehlshaber des mobilen Feldheeres und dem Dux Britanniarum dem Oberbefehlshaber der Nordgrenze Hadrianswall einer der drei ranghochsten Offiziere und Unterstatthalter im spatromischen Britannien Kommandobereich BearbeitenSeine in der ND abgebildeten Insignien bestehen aus einer stilisierten Karte Britanniens die neun uber die ganze Insel verstreute Garnisonsstandorte zeigt Diese sind die durch stark vereinfachte Stadte bzw Festungsdarstellungen mit ihren jeweiligen Ortsnamen gekennzeichnet Aber ihre Positionen entsprechen nicht der geografischen Realitat stattdessen folgen sie der Reihenfolge der Kastelle die in der zugehorigen Liste der Einheiten und Stutzpunkte aufgezahlt werden 1 Dieser Militarbezirk entstand vermutlich aus einer Abspaltung vom einstigen Kustenschutzkommando des Comes Maritimi Tractus Wie der Dux tractus Armoricani et Nervicani in Gallien kommandierte der Comes nicht das ganze Provinzaufgebot sondern nur die Besatzungen der Kastelle zwischen den Flussen Wash und Solent Sein Befehlsbereich comitativa umfasste damit die Kusten der Provinzen Flavia Caesariensis Maxima Caesariensis und der Britannia prima Das entspricht den grossten Teil des heutigen Kent und die Sud Ost Region der Insel Der Zusatz per Britannias bedeutete dass die Sachsenkuste ebenfalls in mehrere Abschnitte unterteilt war oder sich noch uber die Britannien hinaus erstreckte Neben dem britannischen Flottenverband den Kastellen an der Kuste von Norfolk bis zu einem Stutzpunkt in der Nahe von Portsmouth und Hampshire standen wohl auch noch einige nordlichere Militarstationen an der Nordsee unter seinem Befehl Sein Hauptquartier befand sich wahrscheinlich in Camulodunum Colchester oder in Londinium London Funktion BearbeitenDer genaue Umfang seiner Pflichten und Autoritat sind unbekannt Auch die Erklarung fur den Begriff litoris Saxonici ist nicht eindeutig Es konnte die gegen die Sachsen verteidigte Kuste bedeuten aber auch die von den Sachsen verteidigte Kuste oder die von den Sachsen besiedelte Kuste 2 Obwohl meist als reines Kustenschutzssystem erklart 3 konnte die Aufnahme in die Notitia bedeuten dass die Sachsenkuste auch als eine Art Abgabensprengel fungierte Einige der dortigen Kastelle scheinen als Marinestationen weniger nutzlich gewesen zu sein und konnten vielleicht nur als befestigte Lagerhauser fur die sichere Aufbewahrung der Steuerabgaben gedient haben Nach Donald White waren einige der Steinkastelle gegenuber der Bedrohung durch germanische Plunderer unverhaltnismassig gross geraten und dienten in erster Linie dazu eine Zuruckeroberung Britanniens wahrend der Abspaltung unter Carausius und Allectus 289 296 durch das Imperium zu verhindern Diese Ansicht obwohl weiterhin umstritten wurde durch archaologische Grabungen in Pevensey unterstutzt die die Erbauung dieser Festung auf die fruhen 290er Jahre datieren 4 Entwicklung BearbeitenDie Notitia Dignitatum ist die einzige schriftliche Quelle fur dieses ansonsten unbekannte Militarkommando Das die darin erwahnten britischen Heerfuhrer in der Zeit der Abfassung dieses Dokuments noch existiert haben ist unwahrscheinlich Die Truppenabzuge der Jahre 383 401 und 407 hatten die Provinzstreitkrafte drammmatisch geschwacht sodass kaum noch nennenenswerte Kontingente auf der Insel gestanden haben konnen Zu Beginn des 5 Jahrhunderts sagten sich die britannischen Eliten folgerichtig auch vom Reich los 5 Das Amt des Comes wurde laut dem britischen Altphilologen John Church vermutlich im Zuge der Reichsreform unter den Kaisern Diokletian und Maximian Diokletians Mitherrscher in den Jahren 286 305 geschaffen zu dieser Zeit wurden auch in Britannien und Gallien neue Militaramter eingefuhrt Samuel Heywood glaubt hingegen dass dies erst wahrend der Reformperiode unter Konstantin dem Grossen geschah 6 An beiden Seiten des Armelkanals entstand damals schrittweise der Limes der sogenannten Sachsenkuste litoris Saxonicum An stark exponierten Abschnitten und Flussmundungen wurden Kastelle teilweise neu errichtet oder schon vorhandene umgebaut Einige von ihnen entstanden erst im spaten dritten Jahrhundert wahrscheinlich auf Anordnung des Flottenbefehlshabers und Usurpators Carausius Deren Besatzungen hatten die Aufgabe Plunderer und Invasoren abzuwehren oder ihnen den Zugang zum Landesinneren so weit wie moglich zu erschweren Die Zustandigkeit fur die Sicherung Britanniens und der gallischen Kusten des Armelkanals lag in der Mitte des 4 Jahrhunderts noch in der Hand eines Comes Maritimi Tractus Nach Ammianus Marcellinus kam es 367 zu einem konzertierten Einfall mehrerer Barbarenvolker in Britannien in dessen Verlauf die Einheiten der Provinzstreitkrafte entweder zersprengt oder fast zur Ganze aufgerieben wurden 7 Auch ihre Oberbefehlshaber fanden dabei den Tod darunter der Graf der Kustenregionen Nectaridus und der Dux Fullofaudes Der Historiker Ian Hughes weist darauf hin dass die beiden aber hochstwahrscheinlich in Gallien und nicht in Britannien getotet wurden 8 Der Tod dieser beiden Heerfuhrer schadete dem Ansehen des Reiches und veranlasste Kaiser Valentinian I 364 375 zu scharfen Gegenmassnahmen So wurde zunachst mit geringen Erfolg ein Comes mit einer Armee nach Britannien in Marsch gesetzt bald darauf folgte ihm der Magster equitum Jovinus Schliesslich wurde Flavius Theodosius ausgesandt um die Barbaren endgultig zuruckzuwerfen und die dort ausgebrochenen Unruhen zu unterdrucken sein Feldzug war wesentlich erfolgreicher Nach Befriedung der Insel durch Theodosius muss der Zustandigkeitsbereich des Comes Maritimi Tractus zwischen 368 und 395 in drei Militarbezirke geteilt worden sein Man wollte damit wohl auch verhindern dass ein Heerfuhrer nicht zu viele Einheiten unter sein Kommando bekam und ihm damit ein Aufstand wie z B unter Carausius ermoglicht werden konnte 9 Die Gebiete um den Hadrianswall waren von den barbarischen Invasoren ausgespart worden Einige der dort stationierten Aufklarungseinheiten die vermutlich mit dem Feind konspiriert hatten wurden wegen ihres Verrats aufgelost Die Wallkastelle wurden grosstenteils aufgegeben stattdessen wurde entlang der Kusten eine Wach und Signalturmkette aufgebaut deren Besatzungen dem Dux von Britannien oder dem Comes litoris Saxonici per Britanniam unterstellt waren 10 Fur den gallischen Teil der Sachsenkuste wurden zwei neue Dukate geschaffen Dux Belgicae secundae und Dux tractus Armoricani et Nervicani Der Comes befehligte ab diesem Zeitpunkt wohl nur mehr die Kastelle und Wachturme an Britanniens Sudostkuste Die britische Kustenverteidigungsorganisation konnte so bis Anfang des 5 Jahrhunderts aufrechterhalten werden 11 In den Jahren 396 bis 398 fuhrte Stilicho noch einmal Flottenoperationen vor Britannien durch Offensichtlich waren Stilichos Truppen nicht nur in der Lage die Kontrolle uber die Seewege in die nordwestlichsten Provinzen aufrechtzuerhalten sondern konnten daneben auch noch einige Erfolge im Kampf gegen Sachsen und Scoten erringen Dies war die Gelegenheit auch gleich die Kustenverteidigung im Sudosten Britanniens neu zu organisieren sie erstand nun in der Form wie sie in der Endfassung der Notitia Dignitatum uberliefert wurde Es ist gut moglich dass der britische Comes erst in dieser Zeit eingesetzt wurde da er vorher nirgendwo erwahnt worden war 12 Das Amt durfte offiziell bis um 410 bestanden haben nach den archaologischen Befunden zu schliessen wurden einige seiner Kastelle aber schon vorher aufgegeben Als die Romer zu Beginn des 5 Jahrhunderts die hoheren Verwaltungsbeamten und das mobile Feldheer abzogen und Britannien damit faktisch aufgaben siehe Rheinubergang von 406 und Konstantin III verschwindet auch der Comes der Sachsenkuste aus den Quellen 13 Einige der Festungen auf beiden Seiten des Kanals blieben in den folgenden Jahrhunderten weiterhin bewohnt und besonders in Britannien wurden sie bis weit in die angelsachsische Zeit hinein genutzt Verwaltungsstab BearbeitenDas Officium Verwaltungsstab des Comes umfasste folgende Amter 14 Principem ex officiis magistrorum militum praesentalium parte peditum Kanzleileiter der Armee aus dem Stab des Heermeisters Numerarios ex utrisque officiis omni anno zwei Zahlmeister aus dem Stab des Heermeisters ernannt fur ein Jahr Adiutorem Assistent Cornicularium Sekretar Proviantmeister Subadiuuam Hilfskraft Regrendarium Verwalter Exceptores Juristen Singulares et reliquos officiales Leibwachter und sonstige Beamte In seinem Stab findet sich auch ein Cornicularis Dieser war fur gewohnlich fur die Verproviantierung der Einheiten verantwortlich Solche Amtstrager finden sich in der Notitia nur noch bei funf anderen Comes und Duces In der Spatantike fiel diese Aufgabe in die Verantwortung der Zivilverwaltung der Provinz Moglicherweise konnte der Comes in Krisenzeiten eigenmachtig uber die Versorgungsguter aus den offentlichen Speichern verfugen 15 Truppen BearbeitenLaut der ND unterstanden dem Comes neben Soldaten des Provinzheeres 7 Infanterie und 2 Kavallerieverbande bis zum Jahr 400 wahrscheinlich auch Einheiten der Kanalflotte Classis Britannica um mit ihrer Hilfe germanische Plunderer und Invasoren von der Landung an seinen Kusten abzuhalten Diese werden in der Notitia aber nicht explizit angegeben In der Truppenliste der Notitia Dignitatum 16 werden auch nur neun Kastelle an der Sachsenkuste aufgelistet obwohl nachweislich elf davon am Wash Solent Limes standen Alle Einheiten des Comes zahlen zu den Limitanei Einige waren wohl mit den vom Magister equitum kommandierten Pseudocomitatenses der gallischen Feldarmee identisch Sie werden auch nicht in der Liste des Magister Peditum angefuhrt 17 Distributio Numerorum BearbeitenLaut der ND Occ standen dem Comes folgende Einheiten zur Verfugung 18 Kavallerie Bearbeiten Offiziere Einheiten Kastelle Bemerkung AbbildungLimitanei EquitesPraepositus equitum Dalmatarum Branodunensium Branoduno Diese im heutigen Brancaster stationierten Reiter stammen ursprunglich wohl von einer dalmatinischen Kavallerieeinheit ab Reitereinheiten aus Dalmatien wurde anscheinend zum ersten Mal unter Gallienus 260 268 im spaten 3 Jahrhundert aufgestellt Fur diese Einheit liegen bis dato keine Inschriften vor Eine weitere Einheit der Equites Dalmatarum stand nach den Angaben der Notitia in Praesedio vielleicht Bridlington in der Armee des Dux Britanniarum Beide Einheiten konnten einst aber auch aus britischen Alae hervorgegangen sein 19 nbsp Schildzeichen unbekanntPraepositus equitum stablesianorum Gariannonensium Gariannonor Diese Reiter aus Burgh Castle moglicherweise lag ein Teil von ihnen auch im benachbarten Caister on Sea waren eine Vexillation der britischen Gardereiterei Comitatenses der sog Equites stablesiani die in der Notitia Occ auch in der Feldarmee des Comes Britanniarum angegeben wird Sie hat ebenfalls keine Inschriften hinterlassen ihr Kastell wird in keiner anderen antiken Quelle erwahnt Was genau mit stablesiani gemeint ist abseits des Bezuges auf Stall wird noch kontrovers diskutiert Zwei weitere dieser Gardeeinheiten werden in der Liste des Magister equitum erwahnt die Equites stablesiani Africani und die Equites stablesiani Italiciani beide standen in der Armee des Comes Africae 20 nbsp Schildzeichen unbekanntInfanterie Bearbeiten Offiziere Einheiten Kastelle Bemerkung AbbildungLimitaneiPraepositus numeri Fortensium Othonae Die Schar der Tapferen stand im heutigen Bradwell fruher Ythanceaster und wird seit der Mitte des 19 Jahrhunderts als eine Vexillation der Legio II Traiana fortis angesehen Andere Abteilungen dieser Legion standen lt der Notitia Occ in Appollonos superioris unter dem Dux Thebaidos und in Parembole unter dem Comes limitis Aegypti beide Ostreich Guy Hassall halt die in Othonae stationierten Soldaten fur Kavalleristen da sie in einem Numerus organisiert waren 21 Ausserdem werden in der Notitia noch die Reiter des Cuneus equitum Fortensium unter dem Dux Valeriae ripensis und ein Cuneus equitum Dalmatarum Fortensium unter dem Dux Daciae ripensis Ostreich angegeben 22 Die Bezeichnung Numerus wurde jedoch nicht ausschliesslich nur fur berittene Einheiten verwendet Tatsachlich existieren zahlreiche Inschriften von Numeri die zweifellos Infanterieeinheiten waren Der Begriff Cuneus scheint in der Notitia hingegen nur fur berittene Einheiten reserviert gewesen zu sein Hoffmann erklarte erstere als eine Einheit die aus fruheren Legionsreitern gebildet worden waren Wie die Einheiten der Promoti von denen angenommen wird dass sie ebenfalls auf diese Weise entstanden sind Letztere glaubte er dass sie durch den Zusammenschluss einer Abteilung der Legionskavallerie aus Dalmatinern entstanden sein konnte Wie Hassall selbst betonte muss die Legio II Traiana auch nicht alle in der Notitia als Fortenses bezeichnete Abteilungen gestellt haben Die Gesamtzahl der bekannten Fortenses Einheiten ist jedoch relativ gross es konnten daher nicht alle von einer einzigen Legion abstammen Leider gibt es bis dato keine epigraphischen Beweise aus Bradwell oder anderswo die weitere Hinweise uber die Herkunft dieser Truppe liefern konnten Dass sie von einem Praepositus Inhaber eines Sonderkommandos und nicht von einem Praefectus kommandiert wurde spricht ebenfalls fur eine ehemalige Legionarsvexillation Die Anwesenheit der Fortensis in der britischen Provinzarmee konnte durch eine Verlegung nach Britannien unter Valentinian I 364 375 als Folge der Krise von 367 erklart werden Die Legio II Traiana Fortis wurde vom Kaiser Victorinus 269 271 aber in den spaten 260er oder fruhen 270er Jahren mit einer Sonderpragung von Aurei geehrt Emil Ritterling 1924 1925 interpretierte dies so dass der Feldherr Aureolus von einer Vexillation der Legion begleitet worden war als er aus dem Osten anmarschierte um das gallische Sonderreich zu zerschlagen und dass die Abteilung ihm folgte als er zu den gallischen Rebellen wechselte Nach der endgultigen Niederlage des Gallischen Reiches konnte Kaiser Aurelian 270 275 als Disziplinarmassnahme die Einheit zur Verstarkung der Kustenverteidigungen in das abgelegene Britannien verlegt haben anstatt sie wieder nach Agypten zuruckkehren zu lassen 23 nbsp Schildzeichen unbekanntPraepositus militum Tungrecanorum Dubris Die tungrischen Soldaten lagen im heutigen Dover Die Einheit scheint ursprunglich aus einer Truppe der Tungri auch Tungrecani oder Tongrecani hervorgegangen zu sein Dieser Stamm siedelte in der Region um die belgische Stadt Tongres Die Notitia listet noch zwei andere Tungriereinheiten fur Britannien auf Sie konnte also eine Vexillation der Cohors primae Tungri unter dem Dux Britanniarum in Borcovicio Housesteads oder noch wahrscheinlicher der teilberittenen Cohors secundae Tungri sein Die Cohors I wird in der Notitia sonst nirgendwo anders erwahnt Epigraphische Beweise fur eine Cohors Tungrorum millaria sind sehr zahlreich vorhanden aber es existieren auch Inschriften einer Cohors II Tungrorum milliaria equitata Die meisten stammen aus Nordengland einige wurden auch im Suden gefunden Auch ein Altar aus Birrens Blatobulgium ein Vorposten des Hadrianswalls wurde von den Soldaten einer COH II MIL EQ in Auftrag gegeben In Dover konnte bislang keine entdeckt werden die die Identitat der spatantiken Garnison beweist 1976 erwahnte Hassall eine Lucke in der Liste des Dux Britanniarum die genau diese Einheit abdeckt und weithin als solche akzeptiert wurde Dies wurde bedeuten dass die Garnison von Dover in Wahrheit eine dritte eigenstandige Tungriereinheit war Dieser Umstand kann dadurch erklart werden dass die Cohors I Tungrorum millaria und der Rest der Cohors II Tungrorum milliaria equitata als Infanterietruppe in der Armee des britischen Dux aufgingen wahrend die Tungriereinheit des Comes der Sachsenkuste aus den Reitern der alten Cohors II Tungrorum milliaria equitata gebildet worden sein konnte Man schlug auch vor dass sie aus Gallien nach Britannien verlegt worden waren nachdem die strategische Strasse Koln Boulogne wahrend der Regierungszeit des Gratian 375 383 nicht mehr von regularen romischen Truppen gesichert wurde Diese Theorie ist jedoch umstritten Die Turnacenses in Dover waren zwar Limitanei aber die Tungrecani waren auch wie wir von Ammianus Marcellinus wissen ein Regiment der Comitatenses Tatsachlich sind zwei Einheiten der Tungrecani bekannt die Tungrecani Seniores und die Tungrecani Iuniores die nach der Aufteilung der Armee zwischen Valentinian I und Valens im Jahr 364 aus einer einzigen Einheit hervorgegangen waren Die in der Kirche von Laupersdorf CH gefundene Inschrift der Tungrecani seniores 24 bezeugt dass Valentinian fur den Bau der Grenzbefestigungen im Ostteil der Maxima Sequanorum auch die Tungrier eingesetzt hat Die Tungrecani in Britannien konnten dann aus der dortigen Feldarmee spater zu den Kastellen der Sudostkuste abkommandiert worden sein dessen Garnisonen infolge der Krise von 367 drastisch geschwacht waren Eine andere Moglichkeit ware dass die Tungrecani Iuniores 365 in Konstantinopel den Putsch des Usurpator Procopius unterstutzten Diese Einheit ist im Gegensatz zu den Seniores in der Notitia nicht belegt und ihre Degradierung in den Status von Grenzwachtern ware damit plausibel Es konnte aber auch sein dass sie erst im Zuge der Invasion von 367 mit der Armee des Flavius Theodosius nach Britannien entsandt worden war 25 nbsp Schildzeichen unbekanntPraepositus numeri Turnacensium Lemannis Vermutlich eine Einheit germanischer Soldner aus der Region um Turnacum im nordlichen Gallien die heutige belgische Stadt Tournai Der einzige schriftliche Beweis aus Lympne erwahnt einen Prafekten der dort stationierten Classis Britannica ca 125 n Chr aber es wurde bis dato nichts in Bezug auf die dort befindlichen Landtruppen gefunden Es konnte sein dass dieser Numerus mit dem Truncensimani in der gallischen Armee des Magister equitum in Zusammenhang steht Weiters besteht auch die Moglichkeit dass den Kopisten der Notitia wie so oft ein Abschreibfehler unterlief und diese Einheit einst aus einer der Rheinlegionen Legio XXX Ulpia Victrix herausgezogen wurde Ihre Resttruppe lag im 4 Jahrhundert im Kastell Tricensimae Xanten 26 nbsp Schildzeichen unbekanntTribunus cohortis primae Baetasiorum Regulbio Diese im heutigen Reculver Kent stationierte Einheit gehorte zu einer Kohorte die vermutlich gegen Ende des 1 Jahrhunderts aus dem Stamm der Baetasii in Germanien rekrutiert wurde Auf einem Altar aus Maryport im Norden Englands wird sie als COH ors I BAESTASIORUM C ivium R omanorum bezeichnet In Reculver wurden nur Ziegelstempel mit dem Namenskurzel dieser Kohorte geborgen In der Notitia wird die Einheit als Vetasiorum bezeichnet Diese wurde von Otto Seeck in Ba etasiorum abgeandert da er in den Schriftquellen eindeutig belegt ist 27 nbsp Schildzeichen unbekanntPraefectus legionis secundae Augustae Rutupis Die Manner zahlten zu einer der Stammlegionen Britanniens der Legio II Augusta Bis in das fruhe 3 Jahrhundert im Legionslager Isca Silurum stationiert lag sie im 4 Jahrhundert bei Richborough in Kent Andere mutmassliche Vexillationen dieser Einheit scheinen in der ND Occ als Secundani iuniores unter dem Comes Britanniarum die Legio II Britannica siue Secundani Comitatenses in der Armee des Magister Peditum und die Secundani Britones in der Gallienarmee des Magister equitum auf Letztere wurde von Hassal in Frage gestellt der die Britones als eine Hilfstruppe von Provinzialen sieht und nicht als Legionare Die archaologischen Funde weisen eindeutig darauf hin dass das spatantike Kastell in Richborough nur ein Zehntel der Grosse des Legionslagers in Caerleon Isca Silurum hat was darauf hindeutet dass die Legion in der Spatantike personell stark verkleinert wurde Die in Richborough gefundenen Munzen lassen sich bis um 400 n Chr datieren Ihre Anzahl ist bedeutend grosser als an jeder anderen archaologischen Statte in Britannien was seine fortgesetzte Bedeutung zum Zeitpunkt der Erstellung der Notitia bestatigen wurde Vielleicht war dort aber auch nur der Kommandostab der Einheit stationiert Die fur das fruhe 5 Jahrhundert bezeugte Legio II Brittannica wurde moglicherweise unter dem Usurpator Carausius wahrend des Bestehens seines britannisch gallischen Imperiums 287 296 aus der Legio II Augusta herausgezogen nbsp Schildzeichen der Legio Secunda BrittannicaPraepositus numeri Abulcorum Anderidos Die Angehorigen dieses numerus stammen ursprunglich wohl aus Abula heute Avila in der hispanischen Provinz Tarraconensis das u a in den Geographica des Claudius Ptolemaus erwahnt wird In Pevensey wurden bislang keine romischen Inschriften gefunden dort aufgefundene Ziegelstempel mit der Inschrift HON AUG ANDRIA erwiesen sich spater als plumpe Falschungen Die Abulci werden vom Chronisten Zosimus als Teilnehmer an der Schlacht von Mursa 351 erwahnt Ob es sich dabei um die besagte Einheit handelte ist unbekannt In der Notitia tragen noch zwei andere Einheiten diesen Namen dies deutet darauf hin dass sie ursprunglich in Pevensey stationiert waren Soldaten unter dem Praefectus militum Anderetianorum in der Armee des Dux Mogontiacensis in Vicus Iulius und Marineinfanteristen unter dem Praefectus classis Anderetianorum stationiert in Parisius 28 Diese beiden Einheiten waren Teil der Gallienarmee des Magister peditum presentalis Die Abulcier in Pevensey hingegen gehorte hochstwahrscheinlich zu den Abulci in der gallischen Armee des Magister equitum sie wurden im fruhen 5 Jahrhundert aus Britannien abgezogen Der Numerus bestand zu dieser Zeit wohl hauptsachlich aus Germanen Da Anderitum in der Endphase des romischen Britannien wahrscheinlich nicht mehr aus staatlichen Magazinen versorgt wurde bewirtschafteten sie mit ihren Familien meist kleine steuerbefreite Hofe und stellten alles was sie zum Leben benotigten vor Ort her 29 nbsp Schildzeichen unbekanntPraepositus numeri exploratorum Portum Adurni Eine Einheit deren Soldaten als Aufklarer und Spaher eingesetzt wurden und im heutigen Portchester lagen Ausgrabungen haben gezeigt dass im 4 Jahrhundert die Garnison des Kastells wohl hauptsachlich aus Germanen bestand die dort zusammen mit ihren Familien lebten Man nimmt an dass die Einheit ursprunglich nordlich des Hadrianswalls stationiert war und vorwiegend aus Reitern bestand Im Zuge der Reorganisation der Grenzverteidigung unter Valentinian I 364 bis 375 wurden sie um 367 an den Litus saxonicum verlegt Die Einheit hat dort keine Inschriften hinterlassen Aber noch andere Exploratores werden in der Notitia fur Britannien angefuhrt die Soldaten unter dem Praefectus numeri exploratorum in Lavatres Bowes Durham in der Armee des Dux Britanniarum Fruhere Inschriften belegen zwei weitere Einheiten den N umeri EXPLOR atorum BREMEN iensium bekannt von einem Altar der in Bremenium High Rochester gefunden wurde und die EXPL oratores Habitacenses erwahnt auf einer Altarinschrift von 209 n Chr aus Habitancum heute Risingham Aus welcher dieser beiden Einheiten die in der Notitia aufgelistete hervorgegangen ist ist unklar Da auch die Gallienarmee des Magister equitum eine Einheit von Exploratores in ihren Reihen hatte die noch dazu unmittelbar nach den Abulci aufgelistet wird scheinen diese beiden Einheiten im Feld zusammen eingesetzt worden zu sein genau wie der Numerus Abulcorum und der Numerus exploratores an der Sachsenkuste Die Einheit in Portchester konnte spater der gallischen Feldarmee zugeteilt worden sein obwohl es auch denkbar ware dass die Truppe in Bowes hierfur herangezogen wurde In der Notitia sind ansonsten noch vier weitere Einheiten der Exploratores angefuhrt drei unter einem Praefectus militum exploratorum in der Armee des Dux Moesiae primae Ostreich und die Soldaten des Praefectus militum exploratorum in der Armee des Dux Daciae ripensis Ostreich 30 nbsp Schildzeichen unbekanntAnmerkungen Bearbeiten Johnston 1977 S 7 Ralf Scharf 2005 S 69 71 und 301 Eutropius Breviarium IX 21 Aurelius Victor De Caesaribus XXXIX 20 21 Fields Rome s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250 500 Osprey 2006 Michael Zerjadtke Das Amt Dux in Spatantike und fruhem Mittelalter Der ducatus im Spannungsfeld zwischen romischem Einfluss und eigener Entwicklung Verlag Walter de Gruyter Berlin 2018 S 287 Samuel Heywood A Dissertation Upon the Distinctions in Society and Ranks of the People Under the Anglo Saxon Governments W Clarke and Sons 1818 S 435 Ammianus Marcellinus Historia Romana XXVII 8 6 7 Ian Hughes Imperial Brothers Valentinian Valens and the Disaster at Adrianople Pen and Sword 2013 S 367 Anm Carausius hatte noch das Kommando auf beiden Seiten des Armelkanals als auch an der Westkuste Britanniens innegehabt Joan Alcock A Brief History of Roman Britain Hachette UK 2011 S 102 103 barbarica conspiratio Ammianus Marcellinus 27 8 1 6 Peter Salway 2001 S 281 A H M Jones 1986 S 1424 Nic Fields Rome s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250 500 Osprey Publishing 2006 S 16 AHM Jones 1986 S 1424 Officium autem habet idem vir spectabilis dux hoc modo Konrad Stauner 2010 S 133 und 153 Occ XXVIII Sub dispositione viri spectabilis comitis litoris Saxonici per Britanniam zur Verfugung des hochst ehrenwerten Grafs der Sachsenkuste in Britannien sub dispositione ND occ 154 3 ND occ 102 5 254 102 5 23 und 102 5 41 ND or 56 7 13 52 7 Hassall 1976 S 113f ND occ 143 6 und ND or 80 2 Johnson 1977 S 8 CIL 13 5190 Amm XXVI 6 12 ND occ 132 3 154 24 Altar Birrens RIB 2100 Johnson 1977 S 8 ND occ 132 4 RIB 66 ND Occ XXIII 18 RIB 838 RIB 2468 RIB 830 COH I BAETASIORVM C R RIB 843 COH I BAETASIOR C R und CIL 16 48 I BAETASIORVM ND occ 52 23 ND occ 132 9 ND occ 28 21 DuBois 2015 S 275 RIB 1235 RIB 1270 Literatur BearbeitenAmmianus Marcellinus Ammianus Res gestae a fine Corneli Taciti Otto Seeck Notitia Dignitatum accedunt Notitia urbis Constantinopolitanae et Latercula prouinciarum Weidman Berlin 1876 Dietrich Hoffmann Das Spatromische Bewegungsheer und die Notitia Dignitatum Rheinland Verlag 1969 1970 Dusseldorf 1969 Thomas S Burns Barbarians within the gates of Rome Indiana University Press Bloomington 1994 ISBN 0 253 31288 4 Alexander Demandt Geschichte der Spatantike Das Romische Reich von Diocletian bis Justinian 284 565 n Chr Munchen 1998 ISBN 3 406 57241 3 Beck Historische Bibliothek Nic Fields Rome s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250 500 Osprey Books 2006 ISBN 978 1 84603 094 9 Fortress 56 Adrian Goldsworthy Die Legionen Roms Verlag Zweitausendeins Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 86150 515 0 Arnold Hugh Martin Jones The Later Roman Empire 284 602 A Social Economic and Administrative Survey 2 Bde Johns Hopkins University Press Baltimore 1986 ISBN 0 8018 3285 3 David E Johnston The Saxon Shore The 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Hassall Aspects of the Notitia Dignitatum Oxford 1976 Samuel Heywood A Dissertation Upon the Distinctions in Society and Ranks of the People Under the Anglo Saxon Governments W Clarke and Sons 1818 Ian Hughes Imperial Brothers Valentinian Valens and the Disaster at Adrianople Pen and Sword 2013 Joan Alcock A Brief History of Roman Britain Hachette UK 2011 Ian Hughes Imperial Brothers Valentinian Valens and the Disaster at Adrianople Pen and Sword 2013 Donald A White Litus Saxonicum the British Saxon Shore in Scholarship and History University of Wisconsin Press Madison 1961 Weblinks BearbeitenComes litoris Saxonici per Britanniam in der Notitia dignitatum Notitia DignitatumComites rei militaris und Duces Limites der spatromischen Armee Westen Comes Britanniarum Comes litoris Saxonici per Britanniam Dux Britanniarum Dux Belgicae secundae Dux tractus Armoricani et Nervicani Comes tractus Argentoratensis Dux Mogontiacensis Dux Germaniae primae Dux provinciae Sequanicae Comes Italiae Comes Illyrici Dux Raetiae primae et secundae Dux Pannoniae Primae et Norici Ripensis Dux Valeriae ripensis Dux Pannoniae secundae ripariensis et Saviae Dux provinciae Tripolitanae Comes Africae Dux et praeses provinciae Mauritaniae et Caesariensis Comes Tingitaniae Comes Hispaniarum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Comes litoris Saxonici per Britanniam amp oldid 236909251