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Anderitum war ein Limitaneikastell und Flottenstutzpunkt der Classis Britannica am Limes der britischen Sachsenkuste dessen Uberreste haben sich rund um die Burg Pevensey Castle beim heutigen Pevensey im County East Sussex England erhalten Kastell PevenseyAlternativname Anderitum Anderida Anteridos AnderelioLimes BritannienAbschnitt Litus saxonicumDatierung Belegung 3 bis 5 Jahrhundert n Chr Typ a Flottenkastell b LimitaneikastellEinheit Classis Britannica Numerus AbulcorumGrosse ca 3 65 haBauweise Steinbauweise unregelmassige ovale AnlageErhaltungszustand Kastell in die normannische Burganlage integriert Sudseite stark beschadigt bzw zur Ganze verschwunden aufgehendes Mauerwerk des Nord und Westwall teilweise noch bis zu 5 m hoch erhalten Nordwall abschnittsweise umgesturztOrt PevenseyGeographische Lage 50 49 9 N 0 19 59 O 50 819166666667 0 33305555555556 Koordinaten 50 49 9 N 0 19 59 OhfVorhergehend Kastell Lemanis Lymphne ostlichAnschliessend Portus Adurni Portchester westlichAnderitum zur Zeit der normannischen Invasion 1066 Alan Ernest Sorrell um 1960FlickrLink zum Bild Bitte Urheberrechte beachten Vorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Die Sachsenkustenkastelle um 400 n Chr Karte des Andredsweald von Robert Furley 1871 Plan des romischen Kastells und der normannischen BurgLuftaufnahme des KastellarealsTurm an der Ostmauer des Kastells an diesem Teil der Mauer sind von den Normannen vorgenommene Reparaturen zu sehenWestmauer mit Hufeisenturmen Zinnen und ZiegelbandernNordwestwall mit WesttorAnsicht WesttorAbschnitt des NW Wall an der Castle RoadHufeisenturm an der NW Mauer Castle Road Eingesturzte Mauer am NW WallBlick auf das OsttorRest des SudostwallsZiegelstempel der Classis BritannicaBlick auf das Haupttor der normannischen BurganlageAnderitum ist das flachenmassig grosste der Sachsenkustenkastelle Seine Besatzung sollte Plunderungszuge oder Einwanderungsversuche der Sachsen Juten und Angeln verhindern Nach dem Ende der Romerherrschaft uber Britannien im fruhen 5 Jahrhundert wurde es vorubergehend zu einem Zufluchtsort fur die brito romanische Zivilbevolkerung bis es 491 n Chr von den Sachsen gesturmt wurde Das Kastell war 1066 Schauplatz der Landung von Normannenherzog Wilhelm dem Eroberer der spater innerhalb der romischen Festung eine Burg erbauen liess Elizabeth I nutzte das Kastell als Waffenplatz zur Verteidigung gegen die spanische Armada Im Zweiten Weltkrieg wurden in die normannischen Ruinen Bunkeranlagen als Vorbereitung zur Abwehr einer deutschen Invasion eingebaut Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Funktion 4 Strassenverbindungen 5 Forschungsgeschichte 6 Entwicklung 7 Kastell 7 1 Umwehrung 7 2 Tore und Turme 7 3 Graben 7 4 Innenbebauung 8 Garnison 9 Inschriften 10 Literatur 11 Weblinks 12 AnmerkungenName BearbeitenDas Kastell wird in der Notitia Dignitatum als Anderidos genannt es scheint zwischen den Eintragungen fur Rutupiae Richborough Kent und Portus Adurni Portchester Hampshire auf und wird letztmals beim Geograph von Ravenna um 700 erwahnt dort unter dem Namen Anderelio 1 neben Iacio Dulma Towcester Northamptonshire und Mutuantonis einer bis heute nicht lokalisierten Station in Sud Ost England Die Angelsachsen nannten die Statte Andredes ceaster oder Andred Vermutlich ein Personenname ahnlich wie Eanred Der Wald der sich etwa 200 Kilometer von hier bis Dorset erstreckte war als Andredsweald bekannt und reichte dort bis an die Kuste Spater war dieser Ort auch als Caer Ponsavelcoit bei Nennius oder Pefele Pefe s Insel bekannt Im 6 Jahrhundert wurde das Areal auch als Desertum Ondred die Odnis von Ondred bezeichnet Lage BearbeitenDas Kastell befindet sich auf einer kleinen Halbinsel oberhalb der Kustenmarschen von dem aus man gut die flache Landschaft rund um Pevensey uberblicken kann In der Antike war der Standort des Kastells noch an drei Seiten von Wasser oder Salzmarschen umgeben die bis Hailsham reichten Nur im Westen war er uber eine schmale Landbrucke mit dem Festland verbunden Aus den Marschen ragen bei Flut einige trockene Platze heraus die heute Rickney Horse Eye North Eye und Pevensey heissen Ortsnamen die auf eye enden bedeuteten im Altenglischen Insel Heute steht die Ruine etwa einen Kilometer landeinwarts Funktion BearbeitenDas Kastell schutzte eine grosse sich Richtung Nordosten erstreckende Ankerbucht Abgesehen von Fragmenten einiger Ziegelstempel der Classis Britannica aus dem 2 oder 3 Jahrhundert die einen vorangegangenen Betrieb als Flottenstation oder geschutzten Ankerplatz annehmen lassen begann die militarische Nutzung des Areals wohl erst ab der Zeit der Usurpation des Carausius Ziel war so die Lucke in der Festungskette zwischen Portus Adurni Portchester und Portus Lemanis Lympne zu schliessen Nach Auflosung der romischen Militar und Zivilverwaltung in Britannien wurde das Kastell als befestigte Zivilsiedlung oppidum genutzt Strassenverbindungen BearbeitenZwischen 1929 und 1949 wurde der Verlauf einer romischen Strasse untersucht die vom Kastell ausgehend nach Westen verlief Sie begann am Westtor und fuhrte von dort aus nach Sud West zu einem Friedhof vor einer Senke in der der Hafen des Kastells vermutet wurde Die Strasse fuhrte in weiterer Folge Richtung Nord West kreuzte die heutige Autostrasse Pevensey Eastbourne B2191 und folgte dann dem Verlauf der Peelings Lane bis Stone Cross von wo sie nach Westen Richtung Polegate abschwenkte 2 Forschungsgeschichte BearbeitenDie ersten Beobachtungen wurden 1710 gemacht als man beim Bau einer Wasserleitung fur Pevensey entdeckte dass die Kastellmauern auf noch perfekt erhaltenen Piloten standen 3 Die ersten wissenschaftlichen Ausgrabungen wurden zwischen 1853 und 1858 von Mark Anthony Lower und Charles Roach Smith am Westtor in Angriff genommen Bei diesen Grabungen kamen hauptsachlich Dachziegelbruch des Torbaues ein Amulett eine Munze aus der Zeit Konstantins I und zwei Saulenfragmente zum Vorschein Man entdeckte dabei auch dass der Innenbereich des Kastells zur Planierung mit Lehm aufgeschuttet worden war sodass das Bodenniveau hier deutlich hoher lag als ausserhalb der Kastellmauern Daran anschliessend wurde auch das Osttor untersucht Im NW und NO wurden zusatzlich eine Reihe von Suchgraben ausgehoben um mehr Klarheit uber die Beschaffenheit der Innenbebauung zu gewinnen Hier kamen aber wiederum hauptsachlich Keramik Munzen und Dachziegelbruch zum Vorschein Gebaudereste konnten keine entdeckt werden Abschliessend wurden die eingesturzten oder vollkommen verschwundenen Sektionen der Umwehrung im N und S untersucht Die sudlichen Abschnitte waren entweder beim Bau der normannischen Festung abgerissen oder durch Hangrutschungen zerstort worden die Grunde die zum Verlust der nordlichen Mauerteile gefuhrt hatten konnten nicht geklart werden An der Nord und Sudseite konnten jeweils die Reste von zwei kleineren Ausfallpforten festgestellt werden Das spatromische Kastell wurde erstmals von Louis F Salzmann genauer untersucht der die Ausgrabungen von 1906 bis 1908 leitete Salzmann nahm 1906 vor allem die Bauart der Kastellmauern genauer in Augenschein 4 Er untersuchte in weiterer Folge auch das Areal um die Kastelltore vermass dabei u a den Durchgang des Osttores und bestimmte die Konstruktionsmerkmale der nordlichen Ausfallpforte 5 Im Nordsektor des Kastells im Bereich der umgesturzten Wallsektionen legte man einige Suchgraben an Im Fundgut befanden sich insgesamt zwei Ziegel mit den Stempel der britannischen Flotte CL BR diese konnten aber auch zweitverwendet worden sein und ursprunglich aus einer romischen Villa im nahegelegenen Eastbourne stammen 6 Neben einer geringen Anzahl menschlicher Schadel kamen bei den Grabungen noch Tierknochenfunde von Ochsen Schafen Gansen Pferden Ebern Hunden Katzen einigen Vogelarten und Fischen ans Tageslicht Andere noch in diesem Jahr von Salzmann durchgefuhrte Sondierungsgrabungen erbrachten keine weiteren neuen Erkenntnisse es fanden sich nur einige Mauerreste die moglicherweise mit der Entstehung des Kastells in Verbindung standen Nur romerzeitliche Keramik und Munzen aus dem 3 und spaten 4 Jahrhundert n Chr kamen noch ofter zum Vorschein Zwischen 1936 und 1939 erforschten die Archaologen Frank Cottrill 1936 Burgess 1937 und B W Pearce 1938 1939 das Kastell Cottrill grub u a am Osttor eine romische Strasse aus dem 4 Jahrhundert n Chr aus die zweimal erneuert worden war Uber der antiken Strasse war auch noch die mittelalterliche Bepflasterung erkennbar Die Strasse war von Gebauderesten und Abfallgruben aus angelsachsisch normannischer Zeit flankiert Cottrill untersuchte auch das Areal am Westtor da dort die ersten Grabungen von Roach Smith nur sehr oberflachlich durchgefuhrt worden waren 7 Die Befunde wurden nicht veroffentlicht Malcolm Lyne wertete 1990 die Grabungsergebnisse aus und publizierte seinen Bericht erstmals in der Fachzeitschrift der Sussex Archaeological Society Library Entwicklung BearbeitenPevensey spielte aufgrund seiner Lage in der englischen Geschichte oft eine herausragende Rolle Die Geschichte dieses Ortes ist auch eng mit seiner normannischen Burg Pevensey Castle verbunden die die Befestigungen des Kastells miteinbezog In der zweiten Halfte des 3 Jahrhunderts begannen germanische Piraten vom Kontinent mit Uberfallen auf den romischen Seehandel zwischen den Kusten Nordgalliens und dem sudostlichen Britannien Ab dem Jahr 270 konnte die Classis Britannica die Piraten alleine nicht mehr in Schach halten Um sie zuruckzuschlagen wurde unter anderem die Flotte vergrossert gleichzeitig errichteten die Romer an der britischen Kuste eine Kette von massiven Steinkastellen in denen die neuen Flottenabteilungen stationiert wurden um strategisch wichtige Flussmundungen oder naturliche Hafen wie auch den von Pevensey gegen solche Uberfalle besser zu schutzen Als nach Abzug der Romer im Jahr 410 der Druck der Angelsachsen auf Britanniens Kusten wuchs und sie langsam begannen auch die fruchtbaren Lowlands zu ubernehmen fluchteten sich einige Romano Briten in die Kastelle der Sachsenkuste die wohl grosstenteils noch intakt geblieben waren Dies schutzte sie jedoch nur vorubergehend vor den Invasoren Anderitum wurde im Jahr 491 von den Angelsachsen unter dem Befehl des ersten Konigs von Sussex AElle 477 bis 514 und seines Sohnes Cissa belagert und gesturmt Es ist dies einer der seltenen uberlieferten Berichte aus der Volkerwanderungszeit uber die erfolgreiche Belagerung einer stark befestigten romischen Siedlung durch die Neueinwanderer Die Angelsachsische Chronik berichtet vom vergeblichen Versuch die Mauern gegen den Angriff der Sachsen zu verteidigen und von der Massakrierung seiner Bewohner nach deren Eindringen in die Festung Die Angelsachsen unter ihren Hauptlingen AElle und Cissa belagerten Andredes ceaster und schlachteten jeden den sie hier antrafen ab so dass keiner der Briten uberlebte Auch in stark befestigten Siedlungen waren die Romano Briten offenbar nicht mehr sicher Der entscheidende Grund fur ihren Untergang war wohl dass sie wahrend des fruhen 5 Jahrhunderts uber den ansonsten nur schwer passierbaren Wehrgraben der das Westtor vom Umland trennte einen breiten Damm aufgeschuttet hatten und ihn dann moglicherweise nicht mehr bzw noch rechtzeitig entfernen konnten Dieser erleichterte nun den Zugang zum Haupttor des Kastells und erschwerte somit noch zusatzlich die Verteidigung der Mauer dies auch deswegen da die Verteidiger wohl nicht zahlreich genug gewesen sein durften um alle gefahrdeten Punkte zu besetzen Es ist ungewiss ob die Festung nach diesem tragischen Ereignis wieder besetzt wurde Ab der Mitte des 6 Jahrhunderts durfte das Kastell von sachsischen Siedlern bewohnt gewesen sein Diese hinterliessen Topferwaren Glas und noch andere Gegenstande die bei den Ausgrabungen geborgen wurden In der spaten angelsachsischen Periode etablierte sich Pevensey als Fischereihafen und Salzproduzent 8 1042 liess der angelsachsische Konig Harold Godwinson die Kastellruine erneut befestigen unter anderem wurden hierzu innerhalb des romischen Mauerrings Graben ausgehoben 1066 wurde die Garnison wieder abgezogen und gegen die Norweger unter Konig Harald Hardraada die inzwischen im Norden eingefallen waren in Marsch gesetzt so dass Wilhelm der Eroberer im September desselben Jahres mit seiner Armee dort ungehindert anlanden konnte Nach der Normanneninvasion wurde die Festung Williams Halbbruder Robert de Mortain als Lehen ubergeben der eine kleine Siedlung ausserhalb der romischen Mauern grundete und neue Befestigungsanlagen in die Kastellruine einbauen liess Dabei wurden ein Drittel des Kastellareals durch einen Palisadenwall abgeteilt und die verfallenen romischen Walle in diesem Teil wieder instand gesetzt Gleichzeitig oder nur wenig spater wurde zusatzlich ein Wehrturm Motte errichtet 1088 wurde die normannische Burg von Wilhelm Rufus belagert erneut wahrend des Burgerkriegs um die Nachfolge Heinrichs I 1135 1154 sowie ein drittes Mal 1264 von Simon V de Montfort Konigin Elisabeth I befahl die Schleifung der Burg doch wurde die Anordnung spater widerrufen und sie weiter als Waffenplatz genutzt Unter Oliver Cromwell wurde erneut erfolglos versucht sie zu zerstoren 1942 wurden hier angesichts einer erwarteten deutschen Invasion von der englischen Heimatverteidigung Home Guard Flak und Beobachtungsstellungen sowie eine Funkstation eingerichtet Kastell BearbeitenAufgrund der aussergewohnlichen Form der Umwehrung nahm man lange an dass die Befestigung um 340 errichtet worden war Nach Munzfunden sowie Untersuchung und Datierung von Holzproben aus den Fundamenten der Mauer wurde der Bau allerdings mit ziemlicher Sicherheit schon um das Jahr 293 unter der Herrschaft des Usurpators Allectus in Auftrag gegeben Mit einer Flache von ca 3 65 ha ist es eines der grossten derartigen Bauwerke am Litus Saxonicum Die ovale Form des Grundrisses passt sich exakt an die Konturen der damaligen Halbinsel an Fast zwei Drittel des insgesamt 760 Meter langen Walles haben bis heute die Jahrhunderte relativ gut uberdauert Die Sudostecke wurde spater durch die normannische Wehranlage uberbaut Ein Erdrutsch zerstorte einen ca 180 Meter langen Abschnitt der SO Mauer Von den umgesturzten Fragmenten des Mauerwerks wurden die meisten im Laufe der Jahre entfernt Man schatzt dass zwischen 115 und 285 Mann uber einen Zeitraum von max funf Jahren beim Bau des Kastells eingesetzt wurden Sie durften in mindestens vier Arbeitskommandos organisiert gewesen sein Jede Mannschaft musste wohl einen Mauerabschnitt von etwa 20 Metern fertigstellen Dies erkannte man an den exakt vertikalen Bruchen der einzelnen teilweise schon umgesturzten Segmente Sie unterscheiden sich auch anhand der unterschiedlichen Anzahl der Ziegel und Flintsteinreihen Dies konnte bedeuten dass wahrend der Aufbauarbeiten gewisse Sorten von Material wohl nicht immer in ausreichender Menge zur Verfugung stand Die Menge des fur das Kastell benotigte Baumaterial war sehr gross man schatzt dass etwa 31 600 Kubikmeter an Steinen und Mortel verarbeitet wurden Es ist nicht bekannt wie es zur Baustelle transportiert wurde aber mit dieser Materialmenge hatte man etwa 600 Bootslasten oder 49 000 Wagenladungen befullen konnen Das waren rund 250 Wagen gezogen von 1 500 2 000 Ochsen Angesichts solch eines immensen Aufwands fur den Landtransport erscheint es wahrscheinlicher dass es stattdessen auf dem Seeweg herangebracht wurde Aber auch fur die romische Kanalflotte war dies zweifellos eine logistische Herausforderung Man schatzt dass dafur 18 Schiffe uber einen Zeitraum von 280 Tagen eingesetzt wurden 9 Umwehrung Bearbeiten Die Befestigungsanlagen reprasentieren eine weitere Entwicklungsstufe der spatromischen Militararchitektur Besonders die 4 6 Meter tiefen Fundamente wurden sehr sorgfaltig und mit grosser Sachkenntnis angelegt Uber vertikal in den Boden des Fundamentgrabens getriebene holzerne Piloten aus Eichenholz wurde zunachst nacheinander eine Schicht Flintsteine Lehm und zerkleinerte Kalksteine aufgebracht und festgestampft Daruber legte man zwei holzerne Plankenroste deren Zwischenraume wieder mit Kalksteinblocken aufgefullt und danach zusatzlich mit Mortel ubergossen wurden um das Fundament so gegen das Einsickern von Wasser zu schutzen So entstand eine ausserst stabile aber noch genugend flexible Plattform die in der Lage war eine damals neuartige Massivmauer zu tragen eine freistehende Gussmortelkonstruktion mit Sandsteinverblendung ohne eine an der Ruckseite aufgeschuttete bis zum Wehrgang reichende Erdrampe Dennoch konnte auch in Pevensey eine allerdings nur sehr niedrige Erdrampe nachgewiesen werden Die Mauern ragen auch heute teilweise noch uber 8 Meter auf an der Basis 3 7 4 2 Meter dick verjungen sie sich stufenformig bis zur Mauerkrone auf ca 2 4 Meter Der Wehrgang war mit Ziegelplatten ausgelegt Die aussere Mauerverkleidung wird jeweils unten durch zwei horizontal verlaufende Sandsteinplatten und weiter oben durch zwei Ziegelbander unterbrochen die die Grunsandsteinverblendung besser mit den Gussmortelkern verbindet Ziegeldurchschuss Letzterer beinhaltet hauptsachlich vermortelten Flintsteinbruch Ein grosses Problem ist die teils dichte Vegetation die sich im Laufe der Jahre um die Ruine festgesetzt hat An manchen Stellen ist das Wurzelwerk schon tief in das Mauerwerk eingedrungen und konnte dadurch irreversiblen Schaden anrichten Wie bei vielen antiken Denkmalern wurden im Laufe der Jahrhunderte immer wieder Reparaturen an der Kastellmauer vorgenommen wobei einige dieser Restaurierungsversuche besonders ambitioniert waren Das Office of Works fuhrte in den 1920er Jahren eine Reihe von Stabilisierungsmassnahmen an der Mauerkrone durch wofur stark zementhaltiger Mortel verwendet wurde was zu dieser Zeit als die beste Losung angesehen wurde Dieser Mortel war jedoch fur den verstarkten Abbau des angrenzenden Materials verantwortlich das durch weicheren Kalkmortel gebunden ist In jungster Zeit wurden Heisskalkmortelmischungen getestet um zu sehen wie sie auf die salzhaltige Meeresluft reagieren 10 Tore und Turme Bearbeiten Insgesamt konnten drei Tore bestimmt werden das stark befestigte Westtor das Osttor und ein kleiner Durchlass an der Nordmauer Die Existenz einer weiteren Pforte im nur noch sehr schlecht erhaltenen Sudwall ist wahrscheinlich Das Westtor ist eine weiterentwickelte Form des Watergate im benachbarten Kastell Portus Adurni Portchester Es bestand aus einem zentralen zweistockigen Torhaus mit uberwolbter Kammer von der nur noch die Fundamente erhalten geblieben sind der halbrund uberwolbte Durchgang selbst misst ca 2 75 m Der hinter der Wallinie platzierte Torweg wird zusatzlich noch durch zwei auf massiven Gussmauersockeln stehende doppelstockige und ziegelgedeckte U Turme flankiert die etwa acht Meter voneinander entfernt standen Diese Konstruktionsart erlaubte es den Verteidigern das Feuer auf bis zum Tor vorgedrungenen Angreifer gleichzeitig von drei Positionen aus zu eroffnen Wie auch die ubrige Mauerkonstruktionen war das Tor aus Sandsteinblocken aufgebaut die mit vertikal verlaufenden Ziegel und Sandsteinplatten verstarkt waren Der Kern bestand auch hier hauptsachlich aus Flintstein Das Tor an der ostlichen Seite der Festung war nur sehr einfach gestaltet Ursprunglich uberspannte ein ca 3 Meter breiter Torbogen den Eingang Von hier aus gelangte man zum romischen Hafen der heute durch das moderne Pevensey uberlagert wird Der erhaltene Torbogen stammt aus normannischer Zeit Vor dem Tor konnten bei den Ausgrabungen noch Spuren einer holzernen Brucke gefunden werden Die 2 Meter breite Schlupfpforte an der nordwestlichen Aussenmauer ist nicht mehr erhalten Der Wall wurde ursprunglich durch funfzehn vorkragende halbrunde Turme Durchmesser etwa 5 Meter mit massiven Gussmauersockeln und einen quadratischen Turm verstarkt die in unregelmassigen Abstanden angebaut und auf die Enden des westlichen und ostlichen Wallabschnittes konzentriert waren Zehn dieser Turme sind bis heute erhalten geblieben Graben Bearbeiten Vor dem Westtor beobachtete Cottrill die Spuren romischer und mittelalterlicher V formiger Wehrgraben die von Nord nach Sud verliefen Die romischen ca 5 5 Meter breiten Exemplare umgaben das Kastell an drei Seiten im Suden schutzte das Meer das Lager In normannischer Zeit waren nur die Torbereiche von Graben umgeben Da sie vor den Toren nicht unterbrochen waren nimmt man an dass sie einst von Holzbrucken uberspannt wurden 11 Innenbebauung Bearbeiten Von der Innenbebauung konnten nur geringe Spuren beobachtet werden Nach Ansicht der Ausgraber bestand sie wohl nur aus leicht verganglichem Material 1906 konnte Louis Salzmann durch seine Grabungen bestatigen dass die Innenbebauung wahrend der Romano Britischen Periode hauptsachlich aus sehr einfachen Holzgebauden mit Wanden aus Flechtwerk mit Lehmbewurf bestand In den Bauten konnte eine Besatzung von bis zu 1 000 Mann zusammen mit ihrem Vieh und Vorraten untergebracht werden Einige wurden mit Ziegelherden beheizt Von den Ziegeln waren einige mit Stempeln der Classis Britannica versehen Garnison BearbeitenZeitstellung Truppenname Bemerkung4 5 Jahrhundert n Chr Numeri Abulcorum In der Notitia Dignitatum wird fur das spatantike Anderidos ein Praepositus als Befehlshaber einer Abulcieinheit angegeben Ein Praepositus war in fruheren Zeiten noch der Kommandant einer Vexillation Die Abulci selbst stammten ursprunglich wohl aus Abula in der Provinz Tarraconensis die u a in der Geographica des Claudius Ptolemaus erwahnt wird Heute ist diese Stadt unter dem Namen Avila im zentralen Hochland Spaniens bekannt Es konnte sich bei dieser Einheit aber auch um Angehorige eines Germanenstammes gehandelt haben Abulci werden auch als eine Einheit der Feldarmee comitatenses in Gallien und in einem Feldzug zur Unterdruckung der Rebellion des Magnentius in der Provinz Pannonia Secunda im Jahr 351 erwahnt Eventuell waren es Foederaten Krieger die von verbundeten Barbarenstammen angeworben wurden und im Idealfall unter den Befehl eines romischen Offiziers gestellt wurden Es konnte sich aber auch um eine weitgehend autonome Truppe gehandelt haben Verbande dieser Art waren lt der Notitia auch in anderen Kastellen der Sachsenkuste stationiert worden Die Besatzung vom Anderitum zahlte zu den Grenztruppen Limitanei des Comes litoris Saxonici per Britanniam Man nimmt an dass die militarische Aktivitat dort bis ins 5 Jahrhundert ungebrochen anhielt Der Numerus bestand in seiner Endphase wohl schon zum grossten Teil aus germanischen Einwanderern Da dieser Aussenposten zu dieser Zeit wahrscheinlich nicht mehr aus staatlichen Magazinen versorgt wurde bewirtschafteten sie mit ihren Familien meist kleine steuerbefreite Hofe und stellten alles was sie zum Leben benotigten vor Ort her 12 4 Jahrhundert n Chr Classis Britannica die britannische Flotte Ob im Hafen des Kastells auch Einheiten der Kanalflotte lagen ist von zeitgenossischen Quellen nicht uberliefert worden aber aufgrund der Lage des Kastells doch sehr wahrscheinlich 13 Inschriften BearbeitenRomische Inschriften sind aus Pevensey keine bekannt geworden allerdings wurden einige Ziegelstempel im Kastell gefunden Es handelt sich dabei um Ziegelfragmente mit der Aufschrift CL BR Classis Britannica aus dem 2 oder 3 Jahrhundert 14 1902 entdeckte der Amateurarchaologe Charles Dawson in Pevensey Castle Ziegel mit dem Stempel HON orius AVG ustus ANDRIA Honorius Augustus aus Andria und sah diese als Anzeichen fur Renovierungsmassnahmen in der Regierungszeit des Honorius 395 423 15 Spatere naturwissenschaftliche Untersuchungen bewiesen jedoch dass diese Ziegel allesamt neuzeitliche Falschungen sind 16 Literatur BearbeitenArthur Hussey An Inquiry after the Site of Anderida or Andredesceaster Sussex Archaeological Collections 6 1853 doi 10 5284 1085142 Mark Anthony Lower On Pevensey Castle and the Recent Excavations there Sussex Archaeological Collections 6 1853 doi 10 5284 1085151 Charles Roach Smith Excavations Made Upon the Site of the Roman Castrum at Pevensey Privately Printed 1858 Mark Anthony Lower Chronicles of Pevensey J Richards 1873 Louis F Salzmann Documents Relating to Pevensey Castle Sussex Archaeological Collections 49 1906 doi 10 5284 1085366 Louis F Salzmann Excavations on the site of the Roman Fortress at Pevensey 1907 1908 Arch J 65 2 1908b doi 10 1080 00665983 1908 10853081 Louis F Salzmann Excavations at Pevensey 1907 1908 Sussex Archaeological Collections 52 1909 doi 10 5284 1085961 Louis F Salzmann Victoria County History of Sussex Volume III University of London 1935 Louis F Salzman Excavations at Pevensey 1906 7 In Sussex Archaeological Collections 51 1908 S 99 114 doi 10 5284 1086055 Louis F Salzman Excavations at Pevensey 1907 8 In Sussex Archaeological Collections 52 1909 S 83 95 doi 10 5284 1085961 Ivan Donald Margary Roman Roads from Pevensey In Sussex Archaeological Collections 80 1929 doi 10 5284 1085610 Joscelyn Plunket Bushe Fox Some Notes on Roman Coastal Defences In The Journal of Roman Studies 22 1932 S 60 72 Robin George Collingwood The Archaeology of Roman Britain Methuen London 1930 Ivan Donald Margary Roman Ways in the Weald Phoenix House 1949 Stephen Johnson The Roman Forts of the Saxon Shore Elek 1976 ISBN 0 236 40024 X Peter Salway Roman Britain Oxford University Press Oxford 1981 Charles Peers Pevensey Castle English Heritage London 1985 Stephen Johnson Pevensey In Valerie A Maxfield The Saxon Shore A Handbook University of Exeter 1989 ISBN 0 85989 330 8 Michael G Fulford Excavations at Pevensey Castle Interim Report 1993 Simon Mc Dowall Gerry Embleton Late Roman Infantryman 236 565 AD Weapons Armour Tactics Osprey Military Oxford 1994 ISBN 1 85532 419 9 Warrior Series 9 Andrew Pearson Building Anderita Late Roman coastal defences and the construction of the Saxon shore fort at Pevensey In Oxford Journal of Archaeology 18 1999 S 95 117 Andrew Pearson The Roman Shore Forts Coastal Defences of Southern Britain Tempus Stroud 2002 Roger J A Wilson A Guide to the Roman Remains in Britain 4 Auflage Constable London 2002 David J P Mason Roman Britain and the Roman Navy Tempus Stroud 2003 Nic Fields Rome s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250 500 Osprey Books Oxford 2006 Fortress 56 Malcolm Lyne Excavations at Pevensey Castle 1936 to 1964 British Archaeological Reports British series 503 Archeopress Oxford 2009 ISBN 978 1 4073 0629 2 John Goodall Pevensey Castle English Heritage 2013 ISBN 978 1 85074 722 2 Weblinks BearbeitenPevensey Castle bei Sussex Archaeology Pevensey Castle the Roman Fort of Anderita Pevensey Castle bei Historic England Luftaufnahme des Kastellareals English Heritage Anderitum auf Castles Forts BattlesAnmerkungen Bearbeiten Geograph von Ravenna 68 Margary 1929 S 29 1949 S 186 Lower 1853 S 267 Louis Salzmann 1908a S 102 Louis Salzmann 1908a S 106 Malcolm Lyne 1990 S 26 Malcolm Lyne 1990 S 43 Malcolm Lyne 2009 S 1 A Pearson 2003 S 94 95 Nic Fields 2006 S 23 R J Collingwood 1930 S 53 J Goodall 2013 S 16 Johnson 1976 S 144 145 Malcolm Lyne 1990 S 43 ND Occ XXVIII 11 Praepositus numeri Abulcorum Anderidos Notitia Dignitatum XXVII 20 McDowall Embleton 1994 S 64 Stephen Johnson 1976 S 70 und 1989 S 157 160 Gerald Brodribb Stamped tiles of the Classis Britannica In Sussex Archaeological Collection 107 1969 S 102 127 Charles Dawson Note on some inscribed bricks and tiles from the Roman Castra at Pevensey Anderida Sussex In Proceedings of the Society of Antiquaries 21 1907 S 410 413 Volltext David Peacock Forged Brick Stamps from Pevensey In Antiquity 47 1973 S 138 140 Volltext Mark Jones Hrsg Fake The Art of Deception British Museum Publications London 1990 ISBN 0 7141 1703 X S 96 Nr 91 Google Books Datenbank des British Museum Kastelle der Sachsenkuste Britannien Kastell Branodunum Kastell Caister on Sea Kastell Gariannonum Kastell Walton Castle Kastell Othona Kastell Regulbium Kastell Rutupiae Portus Dubris Portus Lemanis Kastell Anderitum Portus Adurni Clausentum Normdaten Geografikum GND 7690428 3 lobid OGND AKS VIAF 234841953 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Anderitum amp oldid 237344957