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Portus Adurni war ein Limitaneikastell und Flottenstutzpunkt der Classis Britannica am Limes der britischen Sachsenkuste County of Hampshire England Parish Fareham Ortsteil Portchester in England Es wurde im 3 Jahrhundert erbaut und war eine der Hauptbasen der romischen Kanalflotte Sie gilt mit Abstand als die am besten erhaltene romische Festung in Nordeuropa Im Gegensatz zu vielen anderen Sachsenkustenkastellen blieb das Kastell auch von der Erosion der Kuste verschont Im Hochmittelalter wurde in einer der Kastellecken eine normannische Burg Portchester Castle errichtet Danach wurde es bis ins fruhe 19 Jahrhundert fur verschiedene militarische Zwecke verwendet Im inneren wird es von zwei mittelalterlichen Gebaudenkomplexen gepragt die St Marys Kirche und die normannische Burg letztere dominiert von einem grossen Wohnturm Keep der im 12 Jahrhundert errichtet wurde Kastell PortchesterAlternativname Portus Adurni Portum Adurni ArdaoneonLimes BritannienAbschnitt Litus saxonicumDatierung Belegung 280 5 Jahrhundert n Chr Typ a Flottenkastell b LimitaneikastellEinheit a Classis Britannica b Numerus ExploratorumGrosse ca 3 65 haBauweise Steinbauweise rechteckige AnlageErhaltungszustand Normannische Burganlage in der NO Ecke des Kastells aufgehendes Mauerwerk 14 U Turme zwei Tore fast vollstandig und teilweise bis zu sechs Meter hoch erhaltenOrt PortchesterGeographische Lage 50 50 14 N 1 6 50 W 50 837222222222 1 1138888888889 Koordinaten 50 50 14 N 1 6 50 WhfVorhergehend Kastell Anderitum ostlichAnschliessend Clausentum westlichDie Sachsenkustenkastelle um 400 n Chr Munzportrait des Carausius auf einem aureus gepragt wahrend seiner Herrschaft uber BritannienLageskizze des Kastells und der normannischen BurgTorbogen des Watergate Inhaltsverzeichnis 1 Name und Lage 2 Entwicklung 3 Kastell 4 Tore und Turme 5 Innenbauten 6 Garnison 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenName und Lage BearbeitenDas erste Mal wird das Kastell in der Notitia Dignitatum als Portum Adurni erwahnt unmittelbar nach dem Kastell Anderitum Pevensey Zum letzten Mal taucht es beim Geograph von Ravenna um 700 auf hier wiederum als Ardaoneon 1 gelegen zwischen einer bis heute unidentifizierten Ortschaft namens Armis und Navimago Regentium das heutige Chichester Sussex Der romische Name der Festung konnte bis heute nicht zweifelsfrei geklart werden Portum Adurni ist wohl mit ziemlicher Sicherheit fur das spatantike Kastell zutreffend obgleich es moglich sein kann dass der Ortsname uber den langen Zeitraum hinweg von den Kopisten entweder beim Ubertragen verfalscht oder unvollstandig abgeschrieben wurde Der heutige Name Portchester setzt sich aus dem lateinischen portus Hafen und dem altenglischen ceaster befestigter Ort zusammen Im Gegensatz zu den meisten anderen Kastellen der Sachsenkuste hat sich hier die Kustenlinie uber die Jahrhunderte wenig bis kaum verandert das Meer reicht heute immer noch bis knapp an den Ostwall heran Entwicklung BearbeitenSeine gunstige Position liess Portchester uber einen sehr langen Zeitraum immer wieder eine wichtige Rolle in der Kriegsgeschichte Englands spielen Higden ein Monch aus Chester berichtet im Jahre 491 dass es schon vor Ankunft der Romer eine britische Festungsanlage bei Portchester gegeben haben soll Zwei Bruder Ferrex und Perrex oder auch Peris kampften hier einst um die Vorherrschaft in der Region Perrex blieb Sieger und wurde Konig Er grundete an der Stelle wo heute Portchester Castle steht eine Festung und benannte sie nach sich selbst Caer Peris Wahrend der romischen Eroberung der Insel im Jahr 43 wurde sie von der romischen Armee belagert gesturmt und niedergebrannt In seiner Chronik aus der zweiten Halfte des 4 Jahrhunderts n Chr berichtet Eutrop dass der Flottenadmiral Carausius um 285 n Chr den Auftrag bekommen habe den Armelkanal von Portus Itius Boulogne aus zu befrieden der von Piraten unsicher gemacht worden sei die Eutrop als Franken und Sachsen bezeichnet Die dabei erwahnten Uberfalle auf die britannische und gallische Kuste behinderten im zunehmenden Masse den zivilen Seeverkehr und vor allem die Uberfuhrung von britannischen Handelswaren und Edelmetallen nach Gallien und Rom Als Gegenmassnahme richtete die romische Verwaltung auf beiden Seiten des Kanals einen eigenen Militarbezirk das litus Saxonicum Sachsenkuste ein dessen Truppen in Britannien von einem Comes litoris Saxonici per Britanniam befehligt wurde Als die romische Armee unter Flavius Stilicho 398 in Britannien militarisch noch einmal aktiv wurde fand dieser moglicherweise erstmals Eingang in den romischen Amtskalender die Notitia Dignitatum Das weitverzweigte Flusssystem Britanniens ermoglichte es den germanischen Eindringlingen mit ihren kleinen flachgehenden Ruderbooten rasch ins Innere der Insel voranzukommen Die Romer legten daher an diesen exponierten Kustenbereichen und besonders an Flussmundungen Befestigungen an die auch in Verbindung mit den romischen Militarlagern im gallischen Teil des litus Saxonicum standen Die Entstehungszeit des Sachsenkustenkastells kann nach Munzfunden fur die Zeit der Usurpation des Carausius am Ende der 280er Jahre angenommen werden Es ist moglich dass er personlich den Bau angeordnet hat Wahrend seiner Regierungszeit und der seines Nachfolgers Allectus wurde das Kastell noch weiter verstarkt und vorubergehend das Hauptquartier der Kanalflotte hier eingerichtet Es scheint dass es nach dem Ende der beiden Usurpatoren vorubergehend leer stand Funde deuten jedoch darauf hin dass es nach 300 wieder besetzt wurde Zahlreiche Keramik Knochen und 605 Munzfunde sowie Frauenschmuck und 27 Kindergraber zeigten dass die romano britische Siedlungstatigkeit noch bis in das 5 Jahrhundert andauerte und vornehmlich militarische Zuge tragt Nach Abzug der Romer im fruhen 5 Jahrhundert wahrscheinlich schon vorher wandelte sich das Militarlager hochstwahrscheinlich in ein Oppidum Die angestammten Bewohner wurden aber nach und nach durch angelsachsische Einwanderer verdrangt oder assimiliert Die Festung Burh diente den Angelsachsen nach 904 zur Abwehr der Wikinger die das Konigreich Wessex standig bedrohten Edward Konig der westlichen Sachsen zog sie aus dem Besitz des Bischofs von Winchester ein und errichtete in Porceastra einen Konigshof bestehend aus einer grossen Halle sowie einen Glockenturm im SW des Areals Gleichzeitig liess er auch die Torbauten wieder instand setzen Solche Glockenturme markierten fur gewohnlich die Hauser der thegns die engsten Gefolgsmanner des Konigs Keramik und andere Funde deuten darauf hin dass Portus Adurni kontinuierlich von etwa 500 n Chr bis zur normannischen Eroberung von 1066 bewohnt war Im Jahre 1086 fiel Portchester an die Normannen William Maudit begann mit dem Bau der Burg in der NO Ecke des Kastells Portchester diente im Hundertjahrigen Krieg als Ausgangspunkt fur Feldzuge nach Frankreich Konig Richard II liess 1396 Baumaterial aus der Festung in seinen Palast einbauen und 1415 Heinrich V von hier aus seine Truppen fur die Schlacht von Agincourt nach Frankreich einschiffen In den 1490er Jahren wurden Reparaturen an den Mauern vorgenommen Ab 1563 war hier u a ein Militarhospital untergebracht Elisabeth I hielt dort im Jahre 1603 einen Hoftag ab Im englischen Burgerkrieg Oliver Cromwells gegen Karl I wurden dort wieder Truppen untergebracht Ab 1665 wurde dort bis zum Ende der napoleonischen Kriege ein Kriegsgefangenenlager eingerichtet Zwischen 1802 und 1810 wurde es als Ordnance Depot verwendet Die letzten Gefangenen wurden im Jahre 1814 entlassen 1819 wurde die Burg von der Armee als Stutzpunkt aufgegeben Die meisten der Gefangnisgebaude wurden in den 1920er Jahren von arbeitslosen Bergleuten abgerissen und das Areal in einen Park umgewandelt Das Kastell steht heute unter der Obhut des English Heritage 2 Kastell BearbeitenDas Kastell ist eine der am besten erhaltenen romischen Festungsanlagen der Sachsenkuste in Britannien bzw Westeuropas und wurde uber 16 Jahrhunderte lang auch als solche genutzt Obwohl die Festung hauptsachlich durch ihre normannische Burg und Kirche bekannt geworden ist sind ihre ausseren Walle uberwiegend noch romische Originale Auffallig ist der klassische rechteckige Grundriss mit abgerundete Ecken Spielkartenform und die fur spatantike Lager ungewohnliche Ausfuhrung der westlichen und ostlichen Toranlagen Das Kastellareal selbst bedeckt eine Flache von ca 3 43 ha Die Wehrmauern entsprechen in ihren Konstruktionsmerkmalen der Festungsbauschule des spaten 3 Jahrhunderts Ahnlich wie in Pevensey ist der bis zu 200 m lange Mauerring sehr massiv und widerstandsfahig aufgebaut Er erreicht noch eine Hohe von rund sechs Meter an der Basis eine Breite von 3 8 m und verjungt sich stufenformig nach oben Verschalung und Gussmortelkern bestehen aus Sandstein bzw Flintbruch die zur Festigung der Verblendung dienenden horizontalen Bander aus flachen Sandsteinen oder Ziegelsteinen reichen sehr tief in die Mauer hinein Die ursprungliche romische Mauertechnik ist noch klar zu erkennen besonders an der Sudmauer 3 Die Wehranlage war noch zusatzlich von zwei Spitzgraben umgeben Tore und Turme BearbeitenVier Tore durchbrechen die Mauer Das West Landgate und Osttor Watergate sind nahezu baugleich und verfugen je uber zwei Wachstuben wahrend die Durchlasse am Nord und Sudwall nur einfache Pforten ohne zusatzliche Schutzbauten sind Das ehemalige Osttor porta principalis dextra von Portus Adurni hatte einen etwa drei Meter breiten Durchgang uberdacht von einer mehrstockigen Wachstube und war von der Mauerflucht etwas zuruckgesetzt So entstand ein kleiner Vorhof Zwinger 13 75 m breit 11 m lang der es den Verteidigern ermoglichte die Angreifer von drei Seiten aus unter Feuer zu nehmen Die beiden Stockwerke des Wachhauses wurde von jeweils drei Rundbogenfenstern an der Ost und Westseite beluftet Dieser eigentlich veraltete Tortyp war bei Kastellen der Spatantike nicht mehr sehr oft anzutreffen Er erinnert stark an die Holz Erde Toranlagen aus augusteischer Zeit die an ihrem Zugang ebenfalls einen Vorhof aufwiesen Seine Bauweise steht damit im krassen Gegensatz zu den vorkragenden U Turmen an der Seeseite Die beiden Haupttore wurde im 14 Jahrhundert wieder aufgebaut 4 Ursprunglich war die Mauer und deren Ecken noch durch 20 vorkragende halbrunde Turme U oder Hufeisenturm verstarkt 14 von ihnen blieben bis heute erhalten Heute hohl waren sie in der Spatantike noch fast bis zur Turmkrone vollstandig mit Gussmauerwerk verfullt Innenbauten BearbeitenDie romischen Uberreste im inneren der Festung wurden durch die jahrhundertelange landwirtschaftliche Tatigkeit und die spatere Besiedlung weitestgehend zerstort nur mehrere Gebaude aus angelsachsischer Zeit konnten ausgegraben werden Die St Mary Kirche in der sudostlichen Ecke ist das einzige noch erhaltene Gebaude eines kurzlebigen Augustinerklosters das dort um 1128 gegrundet wurde Ausgrabungen im Jahre 1965 deckten eine mit Kies bestreute Hauptstrasse auf ausserdem fand man einige wenige Uberreste holzerner Gebaude des spaten 3 Jahrhunderts alle aus der Zeit des Carausius wie man anhand von Munzen feststellen konnte Abwasserkanale und allgemeine Ausfuhrung der Anlagen lassen auf insgesamt vier kleinere Holzgebaude schliessen Weiters fanden sich Uberreste einer regelmassigen Bebauung mit Holzgebauden die ab der Mitte des 4 Jahrhunderts einsetzte Spatere Fussboden wurden auf kunstlich angelegten Planierschichten aufgelegt Nach 365 wurde die Bebauung aber unregelmassiger und ist kaum noch zu erfassen Auch Spuren kleinerer Werkstatten in denen Metalle und Geweihreste verarbeitet wurden und einer Fleischerei konnten beobachtet werden 5 Garnison BearbeitenUnter der Herrschaft des Usurpators Carausius diente das Kastell vorubergehend als Hauptquartier der Classis Britannica Die hier stationierte Limitanei Einheit ist bislang nur aus der Notitia Dignitatum bekannt Truppenliste des Comes litoris Saxonici per Britanniam in der ein Praepositus numeri exploratorum Portum Adurni d h Der Kommandant einer Kompanie von Aufklarern in Portus Adurni angegeben wird Man nimmt an dass die Einheit ursprunglich nordlich des Hadrianswalls stationiert war und aus Reitern bestand Im Zuge der Reorganisation der Grenzverteidigung unter Valentinian I wurden 367 sie an die Sachsenkuste verlegt 6 Romische Inschriften die Auskunft uber noch andere hier stationierte Einheiten geben konnten wurden bislang nicht gefunden Ausgrabungen haben gezeigt dass im 4 Jahrhundert die Garnison hauptsachlich aus Germanen bestand die zusammen mit ihren Familien im Kastell lebten Ob im Hafen des Kastells Einheiten der Kanalflotte Classis Britannica nach der Verlegung des Flottenhauptquartiers unter Allectus auch nach dem Ende seiner Herrschaft dort dauerhaft stationiert waren ist nicht uberliefert aber aufgrund der Lage des Kastells doch sehr wahrscheinlich Galerie Portus Adurni nbsp Vogelschauperpektive nbsp Westmauer nbsp Westtor Landgate nbsp Osttor Watergate nbsp nbsp Ansicht der Ostmauer nbsp Bach nahe dem Assheton s Tower nbsp Turm der Sud West Ecke nbsp nbsp U Turm an der Nordmauer nbsp Sudmauer nbsp Ansicht des Sudwalles nbsp Sudmauer nbsp U Turm in der Westmauer nbsp Normannische Burg nbsp Die St Mary s Kirche hinter dem KastellwallLiteratur BearbeitenNic Fields Rome s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250 500 Fortress 56 Osprey Books Oxford 2006 ISBN 978 1 84603 094 9 R G Collingwood The Archaeology of Roman Britain Verlag Methuen London 1930 Barry Cunliffe Excavations at Portchester Castle Volume I Roman Society of Antiquaries Research Report Nr 32 London 1975 Barry Cunliffe Excavations at Portchester Castle Volume III Medieval the Outer Bailey and its Defences Society of Antiquaries Research Report Nr 34 London 1977 Barry Cunliffe Excavations at Portchester Castle Volume IV Medieval the Inner Bailey Society of Antiquaries Research Report Nr 43 London 1985 S 183 204 Barry Cunliffe Excavations at Portchester Castle Volume V Post Medieval 1609 1819 Society of Antiquaries Research Report Nr 52 London 1994 R Liddiard Anglo Norman Castles Darin A Williams A bell house and a burh geat lordly residences in England before the Conquest Woodbridge 2003 S 23 28 Michael DuBois Auxillae LuLu Com 2015 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Portus Adurni Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kastell Portus Adurni bei Roman Britain org Portus Adurni auf PASTCAPE Rekonstruktionszeichnungen der Festung English Heritage Rekonstruktionszeichnung Portchester im 10 Jahrhundert Portchester auf English HeritageAnmerkungen Bearbeiten Geograph von Ravenna 43 Matthias Springer Die Sachsen Kohlhammer Stuttgart 2004 ISBN 978 3 17 016588 5 S 33 Collingwood S 53 N Fields 2006 S 27 Jurgen Oldenstein Kastell Alzey Archaologische Untersuchungen im spatromischen Lager und Studien zur Grenzverteidigung im Mainzer Dukat Habilitationsschrift Universitat Mainz 1992 Online Ausgabe Mainz 2009 S 261 262 online Notitia Dignitatum XXVIII 21 DuBois 2015 S 275 Kastelle der Sachsenkuste Britannien Kastell Branodunum Kastell Caister on Sea Kastell Gariannonum Kastell Walton Castle Kastell Othona Kastell Regulbium Kastell Rutupiae Portus Dubris Portus Lemanis Kastell Anderitum Portus Adurni Clausentum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Portus Adurni amp oldid 231492500