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Othona gehorte zur Festungskette am englischen Abschnitt der Sachsenkuste ein wichtiger Bestandteil des spatantiken Limes Britannicus Grossere Grabungskampagnen auf dem Gebiet des Kastells fanden im spaten 19 Jahrhundert und in der Mitte des 20 Jahrhunderts statt Kastell Bradwell on SeaAlternativname Othona OthonaeLimes BritannienAbschnitt Litus saxonicumDatierung Belegung 3 bis 5 Jahrhundert n Chr Typ a Limitaneikastell b Flottenstation Einheit Numerus Fortensium Classis Britannica Grosse ca 2 haBauweise SteinbauweiseErhaltungszustand quadratische Anlage mit abgerundeten Ecken oberirdisch nicht sichtbar bzw von Vegetation uberwachsen Ostseite vollkommen abgeschwemmtOrt Bradwell on SeaGeographische Lage 51 44 7 N 0 56 24 O 51 735277777778 0 94 Koordinaten 51 44 7 N 0 56 24 OhfVorhergehend Kastell Walton CastlenordlichAnschliessend Kastell RegulbiumsudlichDie Sachsenkustenkastelle um 400 n Chr Grundrissskizze und Befunde nach Oxley Parker und Barry Cunliffe 1867 1977 vergrossern und Informationen zum Bild anzeigenKapelle St Peter on the Wall Blick von Suden auf das KastellarealMauerrest des Kastells Foto von 1900 Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Funktion 2 Name 3 Forschungsgeschichte 4 Entwicklung 5 Kastell 6 Garnison 7 Strassenverbindungen 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage und Funktion BearbeitenDas ehemalige Kastell liegt im County Grafschaft Essex im Distrikt Maldon auf dem Gebiet der Gemeinde Bradwell on Sea etwa 9 km nordostlich von Southminster und 30 km ostlich von Chelmsford das romische Caesaromagus auf der Dengie Peninsula Seine Lage am Rand der Halbinsel war ideal fur die Kontrolle der Mundung des Blackwater in den Armelkanal Die Festung war somit strategisch sehr gunstig angelegt da von dort aus Einfalle von Piraten und Plunderern schon im Keim erstickt werden konnten Vielleicht diente das Kastell auch als Hafen und Versorgungsbasis der romischen Kanalflotte Name BearbeitenDie Bedeutung des Namens Othona ist unklar Manche fuhren ihn auf Kaiser Otho zuruck da die britischen Sachsenkustenkastelle aber ausnahmslos erst gegen Ende des 3 Jahrhunderts n Chr errichtet wurden ist dies ausserst unwahrscheinlich In der Notitia Dignitatum wird der Stutzpunkt als Othonae bezeichnet Unglucklicherweise sind auch keinerlei Inschriften oder andere schriftliche Quellen bekannt die Anhaltspunkte uber die Historie dieses Kastell geben konnten Nach Abzug der Romer nannten die Angelsachsen den Ort Ythancester der Name leitete sich wahrscheinlich direkt vom antiken Kastellnamen ab 1 Forschungsgeschichte BearbeitenDie Uberreste des Kastells wurden im Jahr 1864 von Oxley Parker entdeckt Parker hob auch Suchgraben im Inneren des Kastells aus konnte dort aber keine Spuren antiker Bausubstanz finden Weitere Ergebnisse seiner Grabungen wurden nie veroffentlicht Im Jahr 1947 setzte Brinson einen Suchgraben an der Westmauer an Bei einer Begehung des Kastellgelandes und seiner unmittelbaren Umgebung wurde erhoben wie weit die Zerstorung schon vorangeschritten war und welches archaologisches Potential fur kunftige Untersuchungen die Fundstelle noch aufzuweisen hatte Spatere geophysikalische Untersuchungen zeigten dass die Zerstorungen an den Fundamenten noch nicht so gravierend waren wie befurchtet Fur die Zukunft sind weitere geophysikalische Untersuchungen und Grabungen geplant Die Funde aus dem Kastell umfassten vor allem Gewandfibeln aus dem 1 Jahrhundert Armreifen romische und angelsachsische Eisengegenstande ein Fragment eines gestempelten Hohlziegels ein goldener Ring mit einer Onyx Kamee sowie Munzen die die Errichtung des Kastells unter der Herrschaft des Carausius als wahrscheinlich erscheinen lassen Steinmaterial der Kastellmauer wurde teilweise auch noch im Uferschlick gefunden zusammen mit romischer Keramik Terra Sigillata sog Nene Valley Ware und einigen Dachziegelfragmenten Insgesamt wurden uber 200 Munzen von Gallienus bis Arcadius geborgen viele stammen auch aus konstantinischer Zeit die meisten jedoch aus der Regierungszeit des Carausius Die Keramik stammt in der Mehrzahl ebenfalls aus dieser Periode einige wenige durften noch im 2 Jahrhundert n Chr angefertigt worden sein darunter auch eine Gewandspange die im Kastellbereich gefunden wurde Die meisten der Funde aus dem Kastell werden im Colchester Museum aufbewahrt Entwicklung BearbeitenIn seiner Chronik aus der zweiten Halfte des 4 Jahrhunderts n Chr berichtet Eutrop dass der Flottenadmiral Carausius um 285 n Chr den Auftrag bekommen habe den Armelkanal von Portus Itius Boulogne aus zu befrieden der von Piraten unsicher gemacht worden sei die Eutrop als Franken und Sachsen bezeichnet 2 Die dabei erwahnten Uberfalle auf die britannische und gallische Kuste behinderten im zunehmenden Masse den zivilen Seeverkehr und vor allem die Uberfuhrung von britannischen Handelswaren und Edelmetallen nach Gallien und Rom Aufgrund der stetig ansteigenden Uberfalle organisierte Carausius spater der Grunder und Herrscher Usurpator des sog Britannischen Sonderreiches um das Jahr 287 die Verteidigung der britannischen Kanalkuste neu Durch Neu oder Umbau schon bestehender Anlagen schuf er gemeinsam mit seinem Nachfolger Allectus nach und nach eine dichte Kette aus teils sehr stark befestigten Kastellen in die auch Othona miteinbezogen wurde Ein weiterer Grund fur den Ausbau der Befestigungslinie am Armelkanal war sicher auch die Furcht vor einer Invasion der romischen Zentralregierung Als die romische Armee unter Flavius Stilicho 398 in Britannien militarisch noch einmal im grosseren Umfang aktiv wurde richtete die romische Verwaltung auf beiden Seiten des Kanals einen eigenen Militarbezirk das litus Saxonicum Sachsenkuste ein dessen Truppen in Britannien von einem Comes litoris Saxonici per Britanniam befehligt wurden Um diese Zeit fand dieser moglicherweise auch erstmals Aufnahme in die Truppenlisten der Notitia Dignitatum Das weitverzweigte Flusssystem Britanniens ermoglichte es den germanischen Eindringlingen mit ihren kleinen flachgehenden Ruderbooten rasch ins Innere der Insel voranzukommen Die Befestigungen standen sicher auch mit den romischen Militarlagern im gallischen Teil des litus Saxonicum in enger Verbindung Nach dem Abzug der Romer grundete Cedd Missionar und Bischof der ostlichen Sachsen im Jahr 653 auf dem ehemaligen Kastellareal ein Kloster von dem heute noch die Kapelle von St Peter on the Wall zu sehen ist Grosse Mengen an Ziegeln und Kalksteinen stammen noch aus dem Kastell und sind uberall in ihrem Quadermauerwerk zu finden Von diesem Kloster aus wurde Essex christianisiert Es gibt einige Hinweise darauf dass eine Sturmflut im November 1099 einen Grossteil des Kastellareals zerstort haben konnte Die Walle an der Westseite standen noch bis zum 17 Jahrhundert und wurden von Philemon Holland in der Ausgabe von William Camdens Britannien als huge ruin beschrieben 3 Kastell BearbeitenVom Kastell sind heute nur mehr wenige Reste auszumachen nur die fruhmittelalterliche St Peter Kapelle die auf den Fundamenten des Westtores steht markiert die archaologische Statte Etwa zwei Meter des Sudwalles haben sich noch unter einer kleinen Baumgruppe und Brombeergestrupp erhalten Da das meiste Land um die Kapelle landwirtschaftlich intensiv genutzt wird schreitet die Zerstorung der letzten Uberreste des Kastells weiter voran Das Lager ist von seiner Bauweise her typisch fur das spate 3 Jahrhundert n Chr wahrscheinlich wurde es wahrend oder kurz vor der Usurpation des Carausius erbaut Die vor Ort aufgefundenen Munz und Keramikfunde datieren in den Zeitraum von 280 bis 468 n Chr Das Munzspektrum erstreckt sich von der Herrschaft des Gallienus bis der des Honorius die meisten von ihnen tragen jedoch das Portrat des Carausius In diesem Zeitraum wurden auch die Kastelle in Dover Lymphe und Burgh Castle errichtet 4 Robin George Collingwood beschrieb das Kastell in den 1930er Jahren folgendermassen Die Uferbefestigungen sind komplett verschwunden der Westwall ist 522 Fuss lang der nordliche und sudliche wahrscheinlich 290 bzw 150 Fuss beide enden abrupt am Flussufer Das Kastellareal ursprunglich etwas grosser umfasst heute ungefahr 4 acres wie gross es ursprunglich war ist nicht mehr festzustellen Die Mauern waren an der Basis 12 Fuss dick und sind noch uber 4 Fuss hoch erhalten An der Aussenseite laufen dreifache Ziegelbander entlang Die Kastellecken sind offensichtlich abgerundet die ovalen Zwischenturme durften jedoch zeitgleich mit der Mauer errichtet worden sein An der Westseite befand sich ein Tor auch die Uberreste eines Wehrgrabens sind noch sichtbar 5 Die spateren Ausgrabungen bestatigten den trapezoiden Grundriss der Verteidigungsanlage der im Norden Suden und Westen noch gut zu erkennen ist Vermutlich hatte das Kastell tatsachlich wie in Garrianonum noch die klassischen abgerundeten Ecken Spielkartenform Die Ostseite wurde von den Gezeiten komplett abgetragen nur einige wenige Uberreste von Mauerwerk sind noch sichtbar Die bis heute erhaltenen Grundmauern umfassen ein Areal von annahernd zwei Hektar das Kastell muss aber noch um einiges grosser gewesen sein Die Wehrmauer war grosstenteils aus vor Ort gewonnenem Steinmaterial hochgezogen und mit dreigliedrigen Ziegelbandern versehen Die Mauern waren durch eine innere Erdrampe abgestutzt Ein Suchschnitt im Sudwall ergab eine Dicke von ungefahr 4 2 m Die etwas breiteren Fundamente waren sehr massiv gemauert und bestanden aus dicht gepackten vermortelten Bruch und Feldsteinen In weiterer Folge konnten auch noch die Uberreste von einigen hufeisenformig aus der Mauer vorkragenden Turmen beobachtet werden einer in der Nordwestecke der zweite zwischen ersterem und der St Peter Kapelle und ein drittes Exemplar in der Sudwestecke Weiters wurden die Reste einer inneren Erdrampe und Spuren eines umlaufenden Spitzgrabens in dessen Verfullung u a Keramik aus angelsachsischer Zeit entdeckt wurde festgestellt Am besten ist der Graben noch im Westen zu erkennen Die Mannschaftskasernen werden im nordwestlichen Sektor des Lagerareals vermutet Garnison BearbeitenLaut der Notitia Dignitatum stand in Othonae eine Einheit der Limitanei der Numeri Fortensium die Tapferen unter dem Oberkommando des Comes litoris Saxonici per Britanniam ubersetzt Graf der Sachsenkuste in Britannien als Garnisonstruppe 6 Festungskommandant war ein Offizier im Rang eines Praepositus Ob im Hafen des Kastells auch Einheiten der Kanalflotte Classis Britannica dauerhaft stationiert waren ist nicht uberliefert aber aufgrund der Lage des Kastells doch sehr wahrscheinlich Strassenverbindungen BearbeitenDer Zugang zum Kastell vom Festland erfolgte uber eine Strasse an der Ostseite des Kastells die heute aber komplett im Meer verschwunden ist Es gibt auch Hinweise dass eine romische Strasse von Othona zum Ufer des Crouch nahe Battlesbridge angelegt war sich dort mit einer anderen Strasse vereinigte die dann zu einer grosseren romischen Siedlung auf Foulness Island fuhrte Sie folgte dann weiter dem Lauf des Crouch und traf bei Brentwood auf eine von Norden nach Suden verlaufende Fernstrasse Literatur BearbeitenRobin George Collingwood The Archaeology of Roman Britain Verlag Methuen London 1930 Nic Fields Rome s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250 500 Osprey Books Oxford 2006 ISBN 978 1 84603 094 9 Fortress 56 Stephen Johnson The Roman forts of the Saxon Shore London 1976 ISBN 0 236 40024 X David E Johnston The Saxon Shore The Council for British Archaeology London 1977 Research Report Nr 18 pdfWeblinks BearbeitenKastell Othona bei roman britain org Luftaufnahme des Kastellareals Bradwell juxta Mare auf BRITISH HISTORY ONLINE englisch Othona auf der Website Roman Era NamesEinzelnachweise Bearbeiten CBA Report 18 S 8 Matthias Springer Die Sachsen Kohlhammer Stuttgart 2004 ISBN 978 3 17 016588 5 S 33 1637 S 443 Nick Fields 2006 S 24 Collingwood 1930 S 49 ND Pars Occ XXVIII 13 Kastelle der Sachsenkuste Britannien Kastell Branodunum Kastell Caister on Sea Kastell Gariannonum Kastell Walton Castle Kastell Othona Kastell Regulbium Kastell Rutupiae Portus Dubris Portus Lemanis Kastell Anderitum Portus Adurni Clausentum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kastell Othona amp oldid 239514800