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Walton Castle ist der heutige Name eines romischen Kastells bei Felixstowe Grafschaft Suffolk England Es war Bestandteil der Festungskette des spatantiken litus saxonicum Sachsenkuste Wash Solent Limes und sicherte einen Abschnitt an der Sudostkuste Britanniens insbesondere die Mundung des Deben vor Piraten und feindlichen Invasoren Nach Abzug der Romer wurde am Kastellstandort ein Kloster eingerichtet Gegen Ende des 12 Jahrhunderts wurde in einer der Lagerecken von den Normannen eine Befestigung erbaut Sie wurde etwas spater von Konig Heinrich II wieder beseitigt Das Kastell wurde wegen der stetig voranschreitenden Kustenerosion spatestens am Ende des 18 Jahrhunderts vollkommen zerstort Es gibt archaologische Beweise fur einen romischen Hafen in Walton Castle sowie einer romischen Villa Walton CastleLimes BritannienAbschnitt Litus saxonicumDatierung Belegung 3 bis 5 Jahrhundert n Chr Typ Flottenkastell Einheit Classis Britannica Grosse Lange der Westmauer ca 171 MeterBauweise SteinbauweiseErhaltungszustand nicht sichtbarOrt FelixstoweGeographische Lage 51 58 18 N 1 22 45 5 O 51 971666666667 1 3793055555556 Koordinaten 51 58 18 N 1 22 45 5 OhfVorhergehend Kastell Othona sudwestlich Anschliessend Kastell Gariannonum nordlich Kuste bei Felixstowe Blick nach NOMundung des Deben in die NordseeZeichnung der Ostmauer um 1623Draufsicht 1623 Das schon vollig zerstorte Kastell um 1766 Zeichnung von Francis GroseRomische Vase aus Walton Castle mit der Darstellung einer Jagdszene verziert mit Pflanzenornamenten gefunden Ende des 19 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Lage und Name 2 Forschungsgeschichte 3 Entwicklung 3 1 3 bis 5 Jahrhundert 3 2 7 bis 13 Jahrhundert 3 3 Neuzeit 4 Kastell 5 Garnison 6 Vicus und Hafen 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 AnmerkungenLage und Name BearbeitenWalton liegt zwischen den Mundungen der Flusse Orwell und Deben und gehort zum Gemeindegebiet von Felixstowe Da der romische Name des Kastells in keiner antiken Quellen uberliefert wurde und es auch nicht im diesbezuglichen Teil der Notitia Dignitatum ND occ XXVIII angefuhrt wird ist diese archaologische Statte heute nur als Walton Castle bekannt Das romische Kastell bedeckte eine ahnlich grosse Flache wie Gariannonum Burgh Castle und stand auf einem 30 m hohen Plateau westlich des Kustenforts von Brackenbury und Bull s Cliff Forschungsgeschichte BearbeitenDie Kastellruine wurde im 17 und 18 Jahrhundert u a von Francis Grose Isaac Johnson und anderen auf Zeichnungen festgehalten Besonders im 19 Jahrhundert wurden immer wieder antike Funde Graber Keramik Glas Schmuck Munzen etc in den Klippen rund um Walton Castle gemacht Im Jahre 1853 wurden z B von einem gewissen Professor Henslow an einer Klippe zwei Skelette geborgen Als Grabbeigaben fanden sich u a vier Bronzearmreife die mitsamt den Knochen in das Museum in Ipswich gebracht wurden Einer ist heute noch dort zu sehen 1878 wurden auf dem Gelande zwischen der Kirche Saint Peter and Paul und dem Strand mehrere romische Korperbestattungen freigelegt 1885 berichtete die Society of Antiquaries dass nahe der Saint Peter and Paul Kirche auf einem Feld namens Great Long Dole the Park erneut zahlreiche romerzeitliche Funde geborgen wurden Es handelte sich dabei um eine schon gearbeitete Vase samien ware und Munzen aus der Zeit des Septimius Severus Gordianus Gallienus Victorinus Constantinus und Arcadius Weiters wurden auch einige mit Steinen verschlossene Urnen geborgen die noch die Asche und Knochenreste der Verstorbenen enthielten 1897 grub Frank Woolnough Kurator des Museums von Ipswich zusammen mit Gerald Arbuthnot ein Archaologe aus London in den Klippen von Felixstowe eine romische Mullgrube aus die romisch britische Keramikscherben Austern und Tierknochen von Ochsen Schafen und Schweinen enthielt 1920 wurde bei einer Klippe nordlich von Brackenbury von H C E Hopegood ein romischer Verwahrfund entdeckt Er enthielt eine vergoldete Mantelfibel aus dem Jahr 300 Munzen des Postumus und Tetricus von 269 und Kieferknochen von diversen Tieren 1960 fuhrte die Felixstowe Archeolocial Movement FAV ein kurzlebiger Grabungsverein junger Studenten eine Grabung an der Cliff Road und St George Road durch Dabei konnten sie die Reste einer romischen Strasse freilegen Die mittelalterlichen Klosterruinen nahe dem Kastell standen noch bis ins spate 18 Jahrhundert und wurden 1970 von Stanley West genauer untersucht 1995 wurde nahe der Brackenbury Battery ein Suchgraben angelegt der u a romische Keramik aus dem 2 und 3 Jahrhundert n Chr enthielt 1 Entwicklung BearbeitenEs gibt archaologische Beweise fur Landwirtschaftstatigkeit die in der Bronzezeit in der Nahe von Walton Hall betrieben wurde Ein spatbronzezeitlicher Hort mit einer Typ 4 Widerhakenspitze und einer Axtklinge wurde im 19 Jahrhundert beim Eisenbahnbau westlich von Lilds Site entdeckt FEX 010 Keramikfunde lassen anmnehmen dass der Ort schon seit dem 2 Jahrhundert von den Romern besiedelt wurde Die Munzreihe beginnt bei Exemplaren aus 41 n Chr und reicht bis ins Jahr 402 Eine dieser Munzen stammt aus der Zeit zwischen 157 und 158 Regierungszeit des Antoninus Pius und wurde westlich von Lidls Site geborgen 3 bis 5 Jahrhundert Bearbeiten Im fruhen 3 Jahrhundert konnte es einer der Nachschubbasen fur den Feldzug des Septimius Severus und seiner Sohne in den Norden Britanniens gewesen sein In seiner Chronik aus der zweiten Halfte des 4 Jahrhunderts n Chr berichtete Eutrop dass der Flottenadmiral Carausius um 285 n Chr den Befehl erhielt den Armelkanal von Portus Itius Boulogne sur Mer aus zu befrieden der von Piraten unsicher gemacht worden sei die Eutrop als Franken und Sachsen bezeichnete Die dabei erwahnten Uberfalle auf die britannische und gallische Kuste behinderten im zunehmenden Masse den zivilen Seeverkehr und vor allem die Uberfuhrung von britannischen Handelswaren und Edelmetallen nach Gallien und Rom Aufgrund der zunehmenden Gefahrdung der Schifffahrt im Armelkanal organisierte Carausius spater der Grunder des sog Britannischen Sonderreiches um das Jahr 287 die Verteidigung der britannischen Kanalkuste neu Durch Neu oder Umbau schon bestehender Anlagen schufen er und sein Nachfolger Allectus nach und nach eine dichte Kette aus teilweise stark befestigten Kastellen in die auch das Lager von Walton miteinbezogen wurde Die romische Besatzung durfte u a auch im grossen Stil die ortlichen Austernbanke ausgebeutet haben Die Soldaten vergruben die ausgenommenen Schalen am Strand Bis heute werden manchmal noch grosse Mengen davon an Land gespult Erbaut wurde das Kastell wahrscheinlich zwischen 276 und 285 n Chr Ein weiterer Grund fur den Ausbau der Befestigungslinie am Armelkanal war sicher auch die Furcht vor der Invasion einer Armee der romischen Zentralregierung Spatestens als die romische Armee unter Flavius Stilicho 398 in Britannien militarisch noch einmal im grossen Stil aktiv wurde richtete die romische Verwaltung auf beiden Seiten des Kanals einen eigenen Militarbezirk den litus saxonicum Sachsenkuste ein Das weitverzweigte Flusssystem Britanniens ermoglichte es den germanischen Eindringlingen mit ihren kleinen flachgehenden Ruderbooten rasch ins Innere der Insel voranzukommen Ihre Besatzungen standen sicher auch mit den romischen Militarlagern am gallischen Ufer des litus saxonicum in Verbindung 7 bis 13 Jahrhundert Bearbeiten Wahrend des fruhen 7 Jahrhunderts zur Zeit als das angelsachsische Konigsgrab von Sutton Hoo angelegt wurde war Walton ein wichtiger Bestandteil der angelsachsischen Konigsguter Es durfte auch einer von zwei moglichen Standorten sein der andere ist Dunwich an denen das von zahlreichen Legenden umwobene fruhmittelalterliche Kloster von Dommoc vermutet wird Dommoc soll laut Beda Venerabilis die Residenz des Felix von Burgund dem ersten bekannten Bischof der Ostangeln gewesen sein Er missionierte hier ab 630 wahrend der Herrschaft von Konig Sigebert 630 635 Dommoc war moglicherweise bis ins 9 Jahrhundert Bischofsresidenz Zur Zeit der normannischen Machtubernahme wurde die Besitzungen des Gut Walton mit denen von Falkenham vereint Das Kastell wurde nun als Burch bezeichnet abgeleitet vom angelsachsischen Burgh Wehrdorf Bald danach beauftragte Roger Bigod 1077 der erste Earl of Norfolk die Monche von Rochester zur Erinnerung an den heiligen Felix im romischen Kastell ein Kloster zu grunden Ein Teil des Kastells wurde um 1170 von Hugh Bigod Rogers zweitem Sohn wieder neu befestigt spater aber von Konig Heinrich II 1154 1189 wieder eingezogen und besetzt Zwischen 1175 und 1176 wurde die Festung im Auftrag von Heinrich abgetragen da er Baumaterial fur eine neue Burg in Orford benotigte Dennoch scheint es dass ein Grossteil der romischen Mauern auch diese Zerstorungen uberstanden hatten Um 1317 drohte durch die rasch fortschreitende Bodenerosion der Einsturz der Klostergebaude und die Monchsgemeinschaft von Walton musste in die Abtei von Meadow Kirche St Mary ubersiedeln Wahrend des 13 Jahrhunderts taucht erstmals der Name Felixstowe auf der Burch bald ersetzte und eine grossere Siedlung bezeichnete die auch Walton miteinbezog Neuzeit Bearbeiten Die Mauern standen vermutlich noch bis ins Jahr 1623 zum grossten Teil aufrecht Bis 1722 war zumindest einer der Walle auf der Langseite aufgrund der stetigen Unterspulung der Klippe durch die Brandung auf den Strand hinabgesturzt In Kirbys Suffolk Reisen 2 Auflage 1754 heisst es dass um 1740 nur noch die Westmauer der Festung stand Als Francis Grose im Jahr 1786 sein Werk The Antiquities of England and Wales veroffentlichte zeigt ein 1766 angefertigtes Bild darin nur noch einige verstreute Bruchstucke der Kastellmauer am Strand unterhalb der Steilkuste Bei Einsetzen der Ebbe kann man heute immer noch einige Reste der romischen Mauern erkennen 2 Kastell BearbeitenDie Abbildungen aus dem 17 Jahrhundert lassen annehmen dass die langrechteckige Befestigung der von Gariannonum sehr ahnlich wenn auch etwas kleiner war Zudem verfugte sie offenbar uber keine Zwischenturme Nur die vier Kastellecken waren durch vorkragende Rundturme verstarkt Einziger Zugang war ein Tor porta praetoria in der Ostmauer Auf den Zeichnungen sind auch die fur die Spatantike typischen Ziegelbander zu erkennen Spuren der Innenbebauung waren noch an der NO Ecke sichtbar Die Ziegelbander werden auch in der Beschreibung eines gewissen Dr Knight erwahnt der angab dass sich die Mauer aus vielen verschiedenen Steinmaterialien darunter vor allem Ziegeln zusammensetzte Die ursprunglich abgerundeten Ecken lassen den Schluss zu dass das Kastell gleichzeitig mit der Anlagen von Garrianonum Burgh Castle und Othona Bradwell on Sea errichtet und vielleicht ebenfalls erst etwas spater mit den aussen angesetzten Rundturmen versehen wurde Seine Reste wurden von Knight 1722 wie folgt beschrieben Die Westmauer ist etwa 100 Yards 91 4 Meter lang und ragt noch funf Fuss 1 5 Meter uber dem Boden auf sie ist 12 Fuss 3 6 Meter breit und biegt an beiden Enden winkelformig ab Sie besteht aus Bruchsteinen und dreifachen Ziegelbandern Im Umkreis sind uberall noch Spuren von anderen Gebauden zu erkennen Mehrere grosse Bruckstucke der Mauer und Ziegelhaufen liegen auf dem Strand unterhalb der Klippe Bei niedrigem Wasserstand ist in einiger Entfernung im Meer noch viel mehr davon zu sehen darunter zwei komplette Saulen Die Klippe ist 100 Fuss 35 Meter hoch 3 In einem 1754 abgefassten Bericht wird die Lange der Westmauer etwas genauer mit 187 Yards 171 Meter angegeben ihre Breite soll laut diesem aber nur neun Fuss 2 7 Meter betragen haben Garnison BearbeitenDa das Kastell in der Notitia Dignitatum nicht erwahnt wird ist seine Besatzungseinheit mangels anderer Quellen bislang unbekannt geblieben Die Truppen des Kustenschutzes im sudostlichen Britannien wurden laut der Notitia im 4 und 5 Jahrhundert von einem Comes litoris Saxonici per Britanniam befehligt Ob im Hafen des Kastells auch Einheiten der Kanalflotte Classis Britannica dauerhaft stationiert waren ist ebenfalls nicht uberliefert aber aufgrund der Lage des Kastells doch sehr wahrscheinlich Vicus und Hafen BearbeitenZahlreiche romische Funde in der Nahe des Kastells deuten auf die Existenz einer grosseren romischen Zivilsiedlung die uber einen langen Zeitraum Bestand hatte Vermutlich der vicus des Kastells Er erstreckte sich vermutlich bis zur heutigen Cliff Road und Golf Road sudwestlich des Kastells Funde von Dach und Hohlziegeln Der Hafen konnte sich entweder in einer geschutzten Bucht The Dip sudwestlich des Kastells oder an der Mundung des Deben nordlich davon befunden haben 4 Siehe auch BearbeitenWalton Castle Somerset befestigtes Schloss aus dem 17 Jahrhundert in Clevedon Somerset Literatur BearbeitenWilliam Page The Victoria history of the county of Suffolk by Page 1861 1934 University of London Institute of Historical Research Vol 1 1907 Nick Fields Rome s Saxon Shore Coastal Defences of Roman Britain AD 250 500 In Fortress Design technology and history of key fortresses strategic positions and defensive systems Nr 56 Osprey Dezember 2006 John Fairclough S J Plunkett 2000 Drawings of Walton Castle and other monuments in Walton and Felixstowe Proc Suffolk Institute of Archaeology and History 39 Part 4 S 419 459 John Fairclough Felixstowe Roman Port Proc Suffolk Inst Archaeol Volume XLII Part 3 2014 S E West The Excavation of Walton Priory Proc Suffolk Institute of Archaeology and History 33 1974 S 131 152 A Rivet C Smith The Place names of Roman Britain Batsford Ltd London 1979 S 442 S E Rigold The Supposed See of Dunwich J Brit Archaeol Ass XXIV 1961 S 55 59 S E Rigold Further Evidence About the Site of Dommoc J Brit Archaeol Ass XXXVII 1974 S 97 102 Stephen Johnson The Roman forts of the Saxon Shore London 1976 David J Cathcart King Castellarium anglicanum an index and bibliography of the castles in England Wales and the Islands Volume II Norfolk Yorkshire and the islands 1983 S 460 Matthias Springer Die Sachsen Kohlhammer Stuttgart 2004 ISBN 978 3 17 016588 5 Weblinks BearbeitenThe Gatehouse Walton Castle Memento vom 31 Januar 2008 im Internet Archive englisch Walton Castle Felixstowe possible site of St Felix s Minster of Dommoc englisch Walton Eintrag auf The Gatehouse Memento vom 31 Januar 2008 im Internet Archive KastellplaneAnmerkungen Bearbeiten Proceedings of the Society of Antiquaries XI 12 14 ser 2 London 1885 John Fairclough 2014 S 256 260 John Fairclough 2014 S 262 270 Matthias Springer 2004 S 33 William Page 1911 S 305 306 S Rigold 1961 S 55 59 Stephen Johnson 1976 S 19 40 42 67 70 98 104 121 126 154 157 Society of Antiquaries Minutebooks i e Brief vom 28 November 1722 John Fairclough 2014 S 257 268 Kastelle der Sachsenkuste Britannien Kastell Branodunum Kastell Caister on Sea Kastell Gariannonum Kastell Walton Castle Kastell Othona Kastell Regulbium Kastell Rutupiae Portus Dubris Portus Lemanis Kastell Anderitum Portus Adurni Clausentum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Walton Castle Suffolk amp oldid 232584591