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Gesoriacum spater Bononia war eine romische Hafenstadt am Armelkanal Sie befand sich auf dem Stadtgebiet des heutigen Boulogne sur Mer im Departement Pas de Calais Region Hauts de France in Frankreich Kastell Boulogne sur MerAlternativname Portus Itius Gesoriacum BononiaBononia oceanensisLimes Litus SaxonicumAbschnitt Gallia Belgica Belgica IIDatierung Belegung A trajanisch 110 bis 200 n Chr B severisch200 bis 280 n Chr C Ende 3 bis fruhes 5 Jahrhundert n Chr Typ A B Flottenkastell C FestungsstadtEinheit A B Classis BritannicaC Legio XXX Ulpia Victrix Grosse A C 400 300 m 12 haBauweise A Holz Erde B C SteinErhaltungszustand nicht sichtbar Fundamente der spatantiken Stadtmauer noch erhalten Ensemble antiker Mauersteine an der Porte Neuve Ort Boulogne sur MerGeographische Lage 50 43 35 N 1 36 53 O 50 726388888889 1 6147222222222 Koordinaten 50 43 35 N 1 36 53 OhfAnschliessend Portus DubriswestlichAureus des TitusMunzportrait des TrajanAbzeichnung einer Munze des Constans mit der Namensnennung Bononia oceanen sis 4 Jahrhundert Die Mundung der Liane war 55 v Chr und 43 n Chr Ausgangspunkt zweier grossangelegter romischer Landungsunternehmen auf der britischen Insel Die anschliessend dort gegrundete Flottenbasis avancierte im spaten 1 Jahrhundert n Chr zu einem Knotenpunkt des Waren und Personenverkehrs mit Britannien dem Mittelmeerraum und dem Rhein Seine strategisch gunstige Position ermoglichte es den Romern den Schiffsverkehr nach Britannien zu kontrollieren bzw auch zu unterbinden Das Kastell in der heutigen Oberstadt fungierte als Hauptquartier der grossten Provinzflotte des romischen Imperiums Nach seiner Zerstorung im 3 Jahrhundert wandelte es sich zur Festungsstadt Bononia Fur vier Jahrhunderte bundelten sich dort die wichtigsten Land und Seewege die Britannien mit den ubrigen Provinzen des Romischen Reiches verbanden Der Abzug Roms von der britischen Insel im fruhen 5 Jahrhundert und der Zerfall des Westromischen Reiches markierten auch das Ende der romisch gepragten Stadt Der Hafen behielt aber seine ursprungliche Funktion bis ins Hochmittelalter bei 1 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Lage 3 Forschungsgeschichte 4 Entwicklung 4 1 Zeitenwende bis 2 Jahrhundert 4 2 3 Jahrhundert 4 3 4 bis 5 Jahrhundert 4 4 Postromische Zeit 5 Flottenkastell 5 1 Umwehrung 5 2 Turme und Tore 5 3 Innenbebauung 6 Garnison 7 Verwaltung 8 Zivilstadt 8 1 Spatantike Stadt 8 1 1 Umwehrung 8 1 2 Innenbebauung 9 Hafen 9 1 Hafenbefestigungen 9 2 Leuchtturm 10 Schiffspassagen 11 Wirtschaft 12 Graberfelder 13 Quellen 14 Literatur 15 Weblinks 16 EinzelnachweiseName BearbeitenDer Ort konnte auch mit dem bei Caesar genannten Portus Itius Ikt ios Hafen der Morini am Kanal Mare Iktios identisch sein er scheint aber nach seinen Britannienkampagnen nicht mehr in den antiken Quellen auf Nur in der Geographica des Claudius Ptolemaus wird Itium unmittelbar vor Gesoriacum genannt Der Name Gesoriacum griech Ghsoriakon wird bei Florus Bellorum Romanorum libri duo zitiert der sich auf die Jahre 12 bis 9 v Chr bezieht Leider ist dieser fur die lokale Geschichte so wichtige Text in seiner Genauigkeit umstritten und man kann nicht beweisen dass sein Autor der ihn im zweiten Jahrhundert verfasste hierfur die Ortsbezeichnung des ersten Jahrhunderts verwendete Florus scheint auch der erste Chronist gewesen zu sein der den Namen Gesoriacum uberlieferte Der Name Bononia griech Bonwnia stand vielleicht ursprunglich fur ein keltisches Oppidum er wird erstmals in einem Brief des Tiberius erwahnt ILS 9463 der diesen 4 n Chr an den Senat und die Bevolkerung der Stadt Aizanoi in Phrygien wahrend seines Feldzuges in Germanien verfasste Es ware moglich dass die beiden Namen Gesoriacum und Bononia ab dem ersten Jahrhundert unserer Zeit gleichzeitig verwendet wurden und vielleicht zwei verschiedene Ortsteile der romischen Stadt bezeichneten Nach dieser Theorie war demnach Gesoriacum die Unter und Bononia die Oberstadt Der Ursprung beider Namen stammt mit ziemlicher Sicherheit aus dem keltischen Gesoriacum durfte aus zwei Elementen zusammengesetzt sein Das erste stammt vom gallo keltischen Gaesum die Romer bezeichneten damit einen schweren Wurfspeer das zweite ist unbekannt Die Gallier meinten damit wahrscheinlich auch einen Gelandesporn oder eine Anhohe was gut zum Kastellplateau passen wurde bzw dass die Hafenstadt nach ihren topographischen Merkmalen benannt wurde Bononia oder Bolonia leitet sich wahrscheinlich von Bona Grundung Stadt ab Der Begriff ist auch mit dem galischen bun verwandt er bedeutet vermutlich Fundament Basis oder Fuss eines Berges und hat auch ein walisisches Aquivalent Er kommt in den von Kelten besiedelten Gebieten relativ oft vor und bezeichnet auch Ebenen am Fusse von Talern oder Hohenzugen Kurz nach der Ruckeroberung der Stadt durch Constantius Chlorus verschwindet der Name Gesoriacum aus den Quellen um vielleicht aus politischen Grunden Bononia Platz zu machen Ein Panegyricus feiert den 293 in Gesoriacum errungenen Sieg uber die Truppen des Carausius und lasst so auch eine ungefahre Datierung des Namenswechsels zu 297 bezeichnete Constantius Rhetor die Stadt noch unter ihrem alten Namen Kap 6 und 14 Im Jahr 310 nannte sie der Rhetor der mit der Verkundigung der Laudatio von Constantius betraut war schon Bononia VII Kap 5 Zwischen beiden Reden lagen nur dreizehn Jahre es war wahrscheinlich zur selben Zeit als auch der Pagus Gesoriacus zur selbstverwalteten Stadt der Civitas Bononiensum aufstieg Sie wird auch in der Notitia Galliarum unter den Stadten der Provinz Belgica II angegeben Die Legende am Revers einer Munze des Constans aus dem Jahr 343 nennt die Stadt Bononia oceanen sis Auch alle nachfolgenden Texte verwenden den Begriff Bononia darunter einer der Becher von Vicarello Becher 4 2 Lage Bearbeiten nbsp Bononia auf der Tabula Peutingeriana grosses B nbsp Steinbank mit der Aufschrift BONONIA COLONIA auf dem Romeinsebaan bei Maastricht einst Teil der Via Belgica von Boulogne sur Mer nach KolnDas heutige Boulogne sur Mer liegt in der Region Picardie in Nordfrankreich Cote d Opale an der Mundung der Liane in den Armelkanal Laut Plinius dem Alteren dort wo die Reise am kurzesten ist um die Insel Albion zu erreichen Das in den Gallischen Kriegen erwahnte Portus Itius befand sich vielleicht ebenfalls an der Flussmundung die zu dieser Zeit noch viel breiter und tiefer war Sie war vor allem durch die Klippen von Chatillon und Outreau vor Sturmfluten gut geschutzt die sich damals noch weiter zum Meer erstreckten zudem waren sie durch eine nach Westen ausgerichtete Schlucht voneinander getrennt Camille Jullian vermutete den von Julius Caesar in seinem Werk Uber den Gallischen Krieg erwahnten Hafen im Bereich der heutigen Unterstadt von Boulogne sur Mer Eine andere Hypothese ist dass die Einschiffung seiner Truppen auch an einem Strand stattgefunden haben konnte der 20 km nordlich von Boulogne beim heutigen Wissant lag aber heute langst verlandet ist Die Nordseekuste Mare Frisicum hat sich uber die Jahrhunderte in diesem Sektor stark verandert Das betrifft auch die antiken Hafenstandorte Guy Licoppe wiederum stutzte sich auf die Forschungen von Albert Grisart der Portus Itius am Cap Blanc Nez vermutete Mangels archaologischer Beweise wird der tatsachliche Standort des casarischen Portus immer noch kontrovers diskutiert 3 Gesoriacum zahlte zum Territorium der romischen Provinz Gallia Belgica sein Areal erstreckte sich uber den heutigen Bezirk Capecure und die Klippe von Outreau bis auf das Oberstadtplateau Die Bucht bot zudem ausreichend Liegeplatze fur einen grosseren Flottenverband Der Geograph Claudius Ptolemaus erwahnt im zweiten Jahrhundert ein Kap Ition welches wahrscheinlich mit der Halbinsel Outreau gleichzusetzen ist In Gesoriacum endeten auch einige bedeutende Romerstrassen Eine verband die Hafenstadt mit Castellum Menapiorum Cassel der Civitas der Menapier Die Route Iter durch Gravinum bleibt hypothetisch Zwei Fernstrassen fuhrten von Rom uber Mediolanum Mailand die Civitas Remorum Reims und Samarobriva Amiens nach Gesoriacum Die Via Belgica die strategisch wichtigste Verkehrsachse Nordgalliens fuhrte von Gesoriacum nach Tarvenna Therouanne Atrebatum Arras der Provinz Raetien Aduatuca Tungrorum Tongres und der Colonia Claudia Ara Agrippinensium Koln Sie verband die Rheingrenze an der damals die kampfkraftigsten Legionen Roms stationiert waren direkt mit der Kanalkuste Weiters ist aus den Schriften des Geographen Strabon bekannt dass Marcus Vipsanius Agrippa wahrend der Regierungszeit des Kaisers Augustus 20 19 v Chr eine von Lugdunum Lyon uber Durocortorum Reims Augusta Suessionum Soissons Noviomagus Noyon und Amiens nach Gesoriacum fuhrende Strasse errichten liess Sie verband Sudgallien mit der nordfranzosischen Kuste Die Zusammenfuhrung so vieler wichtiger romischer Strassen der Provinz Gallia Belgica in Gesoriacum zeugt von der Absicht Roms den gesamten Landverkehr Nordgalliens auf diesen Hafen und damit auch den Seehandel dort zu konzentrieren 4 Forschungsgeschichte BearbeitenDie Oberstadt war zumindest ab flavianischer Zeit besiedelt Dies wird durch die jungste Entdeckung einer Reihe von Wasserbecken und durch Fundbeschreibungen aus dem 19 Jahrhundert bestatigt Einige der romischen Gebaudereste unter der Basilique Notre Dame durften zu einem reprasentativen Gebaude gehort haben Die bei den ortlich sehr begrenzten Ausgrabungen des 19 Jahrhunderts erbrachten Befunde lassen annehmen dass die Stadt durch einen Grossbrand zerstort wurde Wann genau diese Katastrophe stattfand konnte nicht eruiert werden Den Datierungshinweis lieferte jedoch eine Grabungskampagne in Brequerecque die zwischen 1823 und 1828 vorgenommen wurde Im sudlichen Teil des Grabungsareals welches nach einem Brandereignis aufgegeben wurde um spater Platz fur eine Nekropole zu machen wurde nur eine Munze aus der Zeit der Kaiser des Imperium Galliarium geborgen im Gegensatz zu einer Fulle von Munzen aus der Zeit des Postumus 260 268 und Tetricus 269 274 die in der Oberstadt gefunden wurden Gesoriacum Bononia blieb also nicht von den Einfallen der Barbaren im 3 Jahrhundert verschont und lasst vermuten dass die Unterstadt damals fast vollig verlassen war Von 1823 bis in die ersten Jahre des 20 Jahrhunderts gruben die Archaologen Haignere Hamy und Sauvage vor allem im Vorort Brequerecque und im Graberfeld von Vieil Atre Bei Forschungsarbeiten im Jahr 1967 wurden die ersten Uberreste des Flottenlagers lokalisiert Ausgrabungen unter Seillier Gosselin und dem Cercle archeologique de la Cote d Opale 1990 wurde ein kommunaler archaologischer Dienst ins Leben gerufen der seither immer wieder Ausgrabungen im Bereich des alten Hafens und der Oberstadt vornimmt Ausgrabungen an der Notre Dame Basilika lieferten u a neue Hinweise auf die Existenz des ersten Flottenlagers in der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr Zweihundert Jahre archaologischer Forschung haben es auch ermoglicht das Aussehen des romischen Hafens im 2 und 3 Jahrhundert annahernd zu rekonstruieren Die archaologischen Funde befinden sich im Stadtmuseum von Boulogne 5 Entwicklung Bearbeiten nbsp Zenturio in der Ausrustung des spaten 1 Jahrhunderts nbsp Idealrekonstruktion der Hafenstadt im 2 Jahrhundert nbsp Ansicht von Boulougne im Jahr 1634 im Hintergrund der Tour d Ordre nbsp Mittelalterliche Porte des Degres in der Oberstadt sie steht mutmasslich uber den Resten der Porta Praetoria Sudtor nbsp Mittelalterliche Porte Neuve fruher Porte Calais in der Oberstadt sie steht mutmasslich uber den Resten der Porta Decumana Nordtor nbsp Mittelalterliche Porte des Dunes in der Oberstadt sie steht mutmasslich uber den Resten der Porta Principalis Dextra Westtor nbsp Mittelalterliche Porte Gayolle in der Oberstadt sie steht mutmasslich uber den Resten der Porta Principalis Sinistra Osttor Das Land um die heutige Stadt Boulogne war seit vorgeschichtlicher Zeit vom keltischen Stamm der Moriner bewohnt Deren Siedlungsgebiet war durch vier Flusse begrenzt der Aa und Lys Norden der Clarence Osten und der Canche Suden es entsprach etwa dem heutigen Departement Pas de Calais Der Dichter Vergil nannte sie extrememi hominum Morini d h die Manner die am anderen Ende der bekannten Welt leben 6 Zeitenwende bis 2 Jahrhundert Bearbeiten Wenn es zutrifft dass sich das in den Gallischen Kriegen des Julius Casar erwahnte Portus Itius an der Mundung der Liane befand beginnt die romische Ara von Boulogne mit der Vorbereitung der Landung von Caesars Legionen in Britannien im Jahre 55 v Chr Es wird berichtet dass das Lager aber schon ab 49 v Chr angelegt wurde Der Feldherr hat mit ziemlicher Sicherheit die gunstigen Bedingungen vor Ort und die lokale Bevolkerung die die Tucken der lokalen Seewege gekannt haben mussten in seine Invasionsplane einbezogen Fur seine zweite Britannienexpedition im Jahr 54 soll er dort mehr als 80 Transportschiffe versammelt haben Diese beiden Feldzuge hatten jedoch vorerst keine weiteren Konsequenzen fur die Unabhangigkeit der britischen Inseln Laut einer Passage bei Florus soll in Gesoriacum zwischen 12 und 9 v Chr eine Flotte auf Kiel gelegt worden sein die ursprunglich die Operationen des Drusus gegen germanische Stamme unterstutzen sollte Derzeit sind jedoch keinerlei archaologische oder schriftliche Quellen fur die Existenz einer dort stehenden Flotte in dieser Zeit bekannt Fur seinen Nachfolger Augustus stand die Konsolidierung seiner Herrschaft in Hispanien den Alpenregionen und Germanien im Vordergrund Dennoch wurden die wichtigsten Fernstrassen zur Liane Mundung wahrend des Aufbaus des Strassennetzes in Nordgallien durch Agrippa gegen Ende des ersten vorchristlichen Jahrhunderts massiv ausgebaut und gesichert Dies zeigt dass dieses Projekt von Rom wohl nur aufgeschoben worden war Der Ort wurde offensichtlich schon lange vor dem Feldzug von 43 als Ausgangspunkt gewahlt das genaue Grundungsdatum der romischen Hafenstadt ist allerdings nicht bekannt Kaiser Caligula soll 39 n Chr dort ebenfalls eine Armee zusammengezogen haben um mit ihr in Britannien zu landen was aber aufgrund einer Meuterei misslang Die Invasion der Insel wurde schliesslich im Jahr 43 unter Claudius Caligulas Nachfolger in Gang gesetzt Laut den Chronisten Plinius und Pomponius Mela sollen sich hierfur vier Legionen im Hafen von Gesoriacum eingeschifft haben Bald danach begab sich auch der Kaiser nach Gesoriacum um von dort nach Britannien uberzusetzen Trotz eines enormen Aufwands an Menschen und Material blieb die Eroberung der Insel zu Lebzeiten des Kaisers unvollendet Aber uber Gesoriacum und seinem Hafen verlief ab da die militarische und wirtschaftliche Hauptschlagader der neu eroberten Provinz Bei den Grabungen am Palais de Justice wie auch an den anderen Orten in der Oberstadt wurden jedoch keine Uberreste aus neronisch claudischer Zeit gefunden Es ist moglich dass erst in den letzten Jahren des ersten Jahrhunderts oder Anfang des zweiten Jahrhunderts auf dem Oberstadtplateau ein erstes Holz Erde Kastell entstand aber sicher wohl erst nach Beginn der Okkupation Britanniens Terminus post quem ist der Fund einer stark abgegriffenen Munze des Titus in einem Fundament der Bauphase I In der Rue de Lille stiess man zudem auf eine Mullgrube die zwischen 110 und 120 befullt wurde Wie dem auch sei seit dem 1 Jahrhundert fungierte die Hafenstadt wohl schon als Hauptquartier Navalis der Classis Britannica die auch fur den Transitverkehr nach Portus Dubris Dover und Rutupiae Richborough zustandig war Es diente u a auch als Zollstation Portorium und Stutzpunkt des kaiserlichen Kurierdienstes Cursus publicus An der Wende vom 2 auf das 3 Jahrhundert wurde das Flottenkastell im britischen Dover aufgegeben gleichzeitig wurde das Lager in Gesoriacum einer umfassenden Restaurierung unterzogen 7 3 Jahrhundert Bearbeiten Auch wenn in den antiken Texten dafur keine Hinweise zu finden sind ist es doch sehr wahrscheinlich dass der britische Statthalter Clodius Albinus 193 195 mit der britischen Provinzarmee in Gesoriacum landete um sich danach in der Schlacht bei Lugdunum seinem Rivalen um den Kaiserthron Septimius Severus 193 211 zu stellen Der rasche Triumph des Severus uber seinen argsten Widersacher blieb nicht ohne Auswirkungen auf die Hafenstadt und auch fur den romischen Militarapparat im Armelkanal und der Nordsee Am Jahreswechsel von 207 auf 208 uberquerte Severus Flotte den Kanal um einen Feldzug gegen die in Nordbritannien eingefallenen Caledonii zu fuhren expeditio felicissima Britannica dieser sollte fast drei Jahre 208 211 lang andauern Eine Inschrift die heute verschollen ist berichtete dass sich seine Armee in Gesoriacum einschiffte Ein Ziel dieser ausserst verlustreichen Militaroperation war wohl auch die Disziplinierung der am Kanal und in Britannien stationierten Truppen die vorher fur Albinus gekampft hatten Dem Feldzug gingen auch umfassende Vorbereitungsarbeiten Aufbau einer Logistikinfrastruktur in Britannien und grossangelegte Reparaturarbeiten an den gallischen Strassen voraus wie beispielsweise der Text eines Meilensteins aus der Zeit des Severus belegt der 2004 in Desvres etwa zwanzig Kilometer ostlich von Boulogne entdeckt wurde Mitte des dritten Jahrhunderts setzt markiert durch die Ermordung des Alexander Severus 222 235 ein lang anhaltender Niedergang sog Reichskrise des 3 Jahrhunderts im Romischen Reich ein Die Lebensumstande der Provinzialen verschlechterten sich dramatisch gekennzeichnet auch durch den weitgehenden Zusammenbruch des Fernhandels der lange den Wohlstand der breiten Bevolkerung gesichert hatte Die politische Instabilitat befeuert durch die standigen Kriege zwischen den Usurpatoren fuhrte auch zur ersten grossen barbarischen Invasion Galliens Hortfunde von Ardres und Etaples fur die nordgallischen Provinzen bedeutete dies auch eine wirtschaftlichen Katastrophe Mangels Alternativen schloss sich die uberwiegende Mehrheit der gallischen Stadte so auch Gesoriacum dem sogenannten Imperium Galliarum an wie auch zahlreiche Munzen seiner Herrscher Postumus 260 268 und Tetricus I 271 274 zeigten die in der Oberstadt gefunden wurden Wahrend der Barbareneinfalle in den Jahren 256 bis 275 wurde der Kriegshafen anscheinend zerstort und aufgegeben Auch das Flottenkastell wurde niedergebrannt wann genau ist unsicher wahrscheinlich wahrend der Unruhen nach Postumus Ermordung im Jahr 268 oder eventuell auch im Zuge eines Uberfalls frankisch sachsischer Piraten Am Ende des 3 Jahrhunderts verlagerte sich der Siedlungsschwerpunkt auf das besser zu verteidigende Hochplateau der Oberstadt und auf dem Areal des alten Flottenlagers entstand die Festungsstadt Bononia Das Areal des ruinosen Kastells wurde gegen Ende des 3 Jahrhunderts eingeebnet was wohl mit dem Bau der neuen Stadtmauer einherging In den antiken Quellen wird auch ihr Hafen wieder als bevorzugter Einschiffungshafen fur Britannien genannt Nach diesen Ereignissen wird die Classis Britannica jedoch nirgends mehr erwahnt aber Bononia diente wohl auch weiterhin als Kriegshafen Die Reichskrise konnte erst wahrend der Regierungszeit von Diokletian und der ersten Tetrarchie 284 305 zum grossten Teil uberwunden werden In dieser Zeit wurde Gallien zunehmend durch Uberfalle sachsischer und frankischer Piraten an den Kusten verheert Um die Jahrhundertwende geriet die Stadt ins Zentrum einer neuen Krise Laut Aurelius Victor hatte der Flottenprafekt Carausius 285 den Auftrag erhalten an der Kuste der Belgica und Armorica gegen frankisch sachsische Renegaten vorzugehen und dafur eine neue Flotte auszurusten Seine Mission scheint sehr erfolgreich gewesen zu sein aber dennoch wurde Carausius bald danach der Konspiration mit dem Feind sowie der Unterschlagung der Beute beschuldigt Er verlor dadurch das Vertrauen des Augustus im Westen Maximian 286 305 und floh 286 oder 287 deswegen mit seinen Getreuen nach Britannien laut einem Panegyrikus von 297 indem er die Flotte nahm die fruher die Gallier beschutzte Die dortigen Provinzen fielen vollstandig unter seine Kontrolle spater gelangten zu seinem Machtbereich noch grosse Teile der gallischen Nordkuste hinzu da ihn die dort ansassigen Franken unterstutzten Im Zuge dessen schwor ihm wohl auch die Garnison von Gesoriacum die Treue Er residierte ab da nun abwechselnd in Londinium und Gesoriacum Bononia und baute es zum kontinentalen Bruckenkopf seines Machtbereiches aus Unter Carausius wurde auch das Flottenkommando vorubergehend in Portus Adurni Portchester untergebracht wenig spater wurde es wohl nach Rutupiae Richborough verlegt Durch die Unterstutzung der britischen und der nordgallischen Provinzen befand er sich damit vorerst in einer starken Position Nach Ernennung von Constantius Chlorus 293 zum Caesar des Westens fiel diesem zuerst die Aufgabe zu den Nordwesten Galliens wieder in den Reichsverband zuruckzufuhren und damit dem britischen Usurpator den Zugang zu dem fur ihn so wichtigen gallischen Festland abzuschneiden Er handelte sofort und ging noch 293 gegen Carausius wichtigsten Flottenstutzpunkt vor das von seinen Truppen eingeschlossen und belagert wurde Indem Constantius einen Damm aufschutten liess der die Hafeneinfahrt blockierte zwang er die Verteidiger der Stadt schon im darauffolgenden Jahr zur Aufgabe Im Panegyrikus steht hierzu Das gesamte Hafenbecken in dem sich in regelmassigen Abstanden Ebbe und Flut abwechseln haben Sie fur Schiffe unzuganglich gemacht indem sie dort Pfahle eingerammt und Felsbrocken versenkt haben Weiters heisst es dazu unmittelbar nachdem die Notwendigkeit und das Vertrauen in Ihre Grosszugigkeit die Belagerung beendet haben Gesoriacum wurde also nicht gesturmt sondern hatte sich Constantius Truppen offensichtlich weitgehend kampflos ergeben Bald hatte er auch die letzten Rebellen in Gallien ausgeschaltet Danach wurden die Franken von den Kanalinseln und der gallischen Kuste vertrieben Gleichzeitig verhinderte auch die stetig wachsende Flotte des Chlorus die vollstandige Kontrolle uber den Armelkanal Der Verlust der Hafenstadt war fur Carausius eine militarische und politische Katastrophe da sein Aktionsraum nun allein auf das weitgehend isolierte Britannien beschrankt war folgerichtig wurde er kurz danach im Zuge einer Palastrevolte ermordet 296 war es neben Rotomagus Rouen als Ausgangspunkt fur die Ruckeroberung Britanniens vorgesehen Die Invasionsflotte lief mit zwei Geschwadern von Gesoriacum in Richtung Britannien aus Dichter Nebel verzogerte die Ankunft von Chlorus Schiffen erlaubte den anderen jedoch vor ihm in Britannien zu landen und es durch eine einzige Schlacht wieder zuruckzuerobern 4 bis 5 Jahrhundert Bearbeiten Auch Constans von 340 bis 350 Kaiser im Westen nutzte die Bononia oceansensis im Jahr 343 als Ausgangspunkt fur seinen Britannienfeldzug Die Aufrechterhaltung der Etappenstation fur den Cursus publicus kann aus einer Passage bei Ammianus Marcellinus abgeleitet werden Dort ist von einem Notarius die Rede die Julian der Caesar im Westen 360 dorthin entsandt hatte um niemandem die Moglichkeit zu nehmen die Meerenge zu uberqueren Um steuern zu konnen welche Nachrichten den Kanal uberquerten war es unerlasslich dass Bononia die einzige Station blieb uber die die Postverbindung nach Britannien lief Im gleichen Jahr verschiffte der Magister militum Lupicinus von dort aus Truppen nach Rutupiae um in Britannien eingefallene Scoten und Pikten wieder zuruckzuwerfen Ab 364 mussten sich auch die Seestreitkrafte standig mit ihnen auseinandersetzen da sie nun auch begannen von dort aus romisches Territorium anzugreifen Der Historiker Zosimos berichtet dass die Hafenstadt am Ende des 4 Jahrhunderts schon stark frankisch gepragt war Bononia germanorum Die dort ansassige frankische oder sachsische Bevolkerung wurde wohl von den Romern zwischen 250 und 350 als Foederaten angesiedelt oder sie wanderte ab dem 5 Jahrhundert in die Region ein Zu Beginn des funften Jahrhunderts landete dort der Usurpator Konstantin III 407 411 der mit Hilfe der Provinzarmee die Macht in Britannien an sich gerissen hatte und nun die Soldaten aus ganz Gallien und Aquitanien gegen den westromischen Kaiser Flavius Honorius 384 423 fuhren wollte In Zusammenhang mit diesen Ereignis wird die Stadt das letzte Mal in den antiken Quellen erwahnt In der Nacht des 31 Dezember 406 wurde der Rheinlimes bei Mainz von Vandalen und Sueben uberrannt Rheinubergang von 406 Bononia steht aber nicht auf der Liste der nordgallischen Stadte die von den Germanen verwustet und ausgeplundert wurden Sie war wohl noch knapp der ersten Welle der Zerstorung entgangen aber eine Feuerschicht bezeugt dass auch sie schliesslich von den Invasoren gesturmt worden sein muss Wann dies geschah kann nicht eruiert werden da auch die Geldemissionen zu Beginn des 5 Jahrhunderts in dieser Region versiegen Diese Episode markiert das Ende der romisch gepragten Stadt aber nicht die von Bononia das zumindest teilweise wieder aufgebaut worden sein muss Mit dem endgultigen Verlust Galliens an die Franken und der Auflosung des Westromischen Reiches setzte jedoch ihr rascher Niedergang ein Mit Aufgabe der Bretagne durch Rom verlor Boulogne zugunsten anderer Hafen wie Wissant Ambleteuse oder Sangatte an Bedeutung 8 Postromische Zeit Bearbeiten Die Provinz Belgica II scheint zu dieser Zeit grosstenteils verheert gewesen zu sein wie man am Ausmass der zeitgleichen Brandschichten an vielen Orten ablesen konnte Da die frankischen Foderaten des Dux Childerich 463 Rom gegen die Barbareninvasoren unterstutzt hatten wurde ihnen die Provinz zur Besiedlung und Verwaltung uberlassen Die Bekehrung auch des landlichen Raums wurde schrittweise und durch die kulturelle Symbiose zwischen Franken und Gallo Romanen erreicht Die Taufe des Merowingerkonig Chlodwig 466 511 ebnete schliesslich den Weg zu einer vollstandigen Christianisierung Galliens Die Kloster von Saint Omer Saint Saulve und Saint Vaast sowie die ersten Bischofe von Therouanne und Arras waren hierbei bedeutende Akteure Eine Wiederbelebung Bononia s erfolgte erst wieder unter den Karolingern da ihr Hafen der Leuchtturm und die Wehrmauern funktionsfahig geblieben waren Dies ermoglichte ihr ihre ursprungliche Rolle als Waffenplatz im Zuge der normannischen Invasion Englands wiederzuerlangen und die Stadt auch als Grafenresidenz attraktiv zu machen Sie fungierte ab da bis ins Hochmittelalter hinein erneut als bevorzugter Hafen fur Schiffspassagen nach England 9 Flottenkastell Bearbeiten nbsp Befundskizze Flottenkastell nbsp Befundskizze des Intervallum an der WestmauerDas Kastell von Gesoriacum bedeckte eine Flache von 12 Hektar zusammen mit den Einrichtungen neben dem Hafen nahm das Marineareal etwa 20 bis 25 Hektar im Zentrum der heutigen Stadt ein Die Fruhzeit der Besetzung des Kastellareals hinterliess nur wenig Spuren man barg hauptsachlich Keramik aus der zweiten Halfte des ersten Jahrhunderts Seine Errichtung fiel wohl in die Herrschaftszeit des Trajan 98 117 wie Funde in der Raetentura aus den Jahren 110 120 bezeugen Von den baulichen Veranderungen die in der Folge vorgenommen wurden ist die wichtigste eine umfassende Renovierungsphase des Lagerkomplexes in den Jahren zwischen 190 und 200 wahrscheinlich auf Anordnung des Septimius Severus Die jungsten Ausgrabungen in der Krypta der Basilika Notre Dame haben den Umfang und den Umfang der Arbeiten gezeigt die nicht nur auf die Kasernen beschrankt waren Offenbar wurden dabei auch etliche der Innengebaude von Grund auf erneuert und vergrossert Die Munzfunde ermoglichten es auch das Datum seiner Zerstorung festzulegen Die diesbezugliche Brandschicht enthielt Munzen aus dem spaten 3 Jahrhundert von denen die alteste ein Antoninian aus der Zeit des Claudius II 268 270 war Weiters fanden sich reichlich Pragungen des Tetricus 270 274 und ihre Nachahmungen Die jungsten Ausgrabungen zeigten dass die Kasernen oder einige von ihnen anscheinend bis 280 instand gehalten wurden 10 Man versuchte zuerst die Position des Kastells der Classis Britannica durch Vergleich der Fundorte von deren Ziegelstempel zu bestimmen Diese Untersuchungen ergaben dass sie vor allem in der Unterstadt in der Nahe des Hafens in einem Quadranten um die Rues de l Ancien Rivage gehauft auftraten Hierbei handelte es sich aber wohl z g T um die Uberreste der Flottenbasis Das dazugehorige Kastell konnte aber schliesslich im Areal der Oberstadt innerhalb der mittelalterlichen Stadtmauer zwischen deren Nordecke und dem Nordwesttor Porte des Dunes sowie dem Nordosttor Porte Neuve lokalisiert werden Bis dato stutzen nur wenige Spuren einer fruheren Besetzung des Antoninischen Lagers und einige Keramikscherben aus der zweiten Halfte des 1 Jahrhunderts diese Hypothese Die Befestigungen des 2 und 3 Jahrhunderts hingegen sind dank der Ausgrabungen recht gut bekannt Das Steinkastell war von seinen Erbauern in klassischer Manier der fruhen und mittleren Kaiserzeit als rechteckige Anlage mit abgerundeten Ecken Spielkartenform gestaltet worden Schon im 19 Jahrhundert wurde erkannt dass die mittelalterliche Stadtmauer die Flache eines regelmassigen Rechtecks mit abgerundeten Ecken von rund 400 300 m umschliesst Die Mauerreste des mittelkaiserzeitlichen Militarlagers und des spatantiken Walls liegen sehr nahe beieinander Sie wurden nur wenige Meter voneinander entfernt errichtet an deren Perimeter verlauft heute auch die mittelalterliche Stadtmauer 1978 stiess man in den Garten des Bischofspalastes auf die Mauer der spatantiken Festungsstadt die wohl vom Ende des dritten Jahrhunderts stammt und teilweise im aufgefullten Wehrgraben des Flottenlagers stand der ihr als Fundamentgraben diente Die Grenzen und die interne Bebauung des Flottenlagers wurden durch die Freigabe des Gelandes auf dem ehemaligen Bischofspalast und den Ausgrabungen in der Strasse Saint Martin im Jahr 1989 prazisiert Umwehrung Bearbeiten Die 1 8 m breite Mauer des 2 Jahrhunderts konnte von den Archaologen uber eine Lange von 62 Metern verfolgt werden Sie war noch bis zu einer Hohe von 1 80 bis 2 m teilweise auch uber 2 90 m im nordostlichen Teil erhalten in regelmassigen Abstanden mit rechteckigen innen angesetzten Turmen verstarkt und zusatzlich noch von einem Wehrgraben umgeben Nur der Verlauf ihres sudwestlichen Abschnitts blieb hypothetisch dort konnten ihre Reste nicht von der Substanz der mittelalterlichen Stadtmauer unterschieden werden Das Fundament bestand aus Bruchstein der von einer 1 80 m breiten Kalkmortelschicht uberdeckt wurde Ihr Kern bestand ebenfalls aus in Kalkmortel gebundenen Bruchsteinen Aussen und Innenseite waren mit behauenen Steinblocken verblendet Nach einer geraumen Zeit der Vernachlassigung wurde sie zu Beginn des 3 Jahrhunderts noch einmal umfassend restauriert Turme und Tore Bearbeiten Die vier Stadttore an jeder Seite der Mauer befinden sich an den kurzen Seiten jeweils in der Mitte die an den langen Seiten im sudlichen Viertel der Mauer genau so wie es schon oft an romischen Militarlagern beobachtet werden konnte Dies konnte teilweise auch durch die archaologischen Entdeckungen bestatigt werden Jede Seite des Kastellmauer war demnach mit einem Tor durchbrochen deren Position sich wahrend der Spatantike und des Mittelalters wen uberhaupt nur geringfugig anderte Die heutige Porte des Degres steht mit ziemlicher Sicherheit uber der Porta Pretoria des mittelkaiserzeitlichen Lagers da sie auf den romischen Hafen ausgerichtet ist Uber eine steile 40 m hohe Boschung Sautoir gelangte man von dort zu den Docks die etwa 200 Meter von der heutigen Kustenlinie entfernt lagen In der Mitte des Mauerabschnitts stiess man in der Rue Saint Jean auf die Reste von einem der quadratischen Zwischenturme 4 70 3 30 m Er war in die Mauer eingebunden d h ohne Baufuge und durfte somit gleichzeitig mit ihr errichtet worden sein 11 Innenbebauung Bearbeiten Das Areal des Flottenlagers war in drei Bereiche aufgeteilt Zwischen der Porte des Degres und der Lagerhauptstrasse Achse Rue d Aumont bis Place de la Resistance war die Praetentura durch die von SW nach NO verlaufende Via Pretoria Rue du Puits d Amour in zwei gleich grosse Flachen unterteilt Dieser Abschnitt ist wegen der modernen Strassenbelage die die Uberreste bedecken ansonsten nur wenig bekannt Der Strassenraster der mittleren Kaiserzeit lasst sich in den Strassenzugen der heutigen Oberstadt aber immer noch gut verfolgen In einem Abstand von 5 50 m von der Kastellmauer entfernt wurde die 4 m breite Wallbegleitstrasse Via sagularis und ein parallel dazu verlaufender Abwasserkanal angelegt sie war mit breiten Steinplatten gepflastert Zwischen der Strasse und der Mauer wurden bei Ausgrabungen einige Holzstanderkonstruktionen beobachtet sie fanden sich auf beiden Seiten des Zwischenturms Der Raum zwischen der Mauer und der parallel dazu verlaufenden Wallbegleitstrasse war dicht mit Feuerstellen und Backofen besetzt wo die Soldaten ihre taglichen Rationen zubereiteten Das Kochgeschirr der Soldaten wie z B Tonschusseln wurden standardmassig produziert und ihre Scherben fanden sich recht zahlreich in den Mullgruben in denen sie entsorgt worden waren Haufig fand man dort auch Wurfel und Spielsteine die aus Knochen ausgesagt wurden In der Rue Saint Jean im Zentrum des Lagers wurden sorgfaltiger gebaute Gebaudereste mit Hypokaust und Mosaikboden teilweise ausgegraben damit ihre Funktion bestimmt werden konnte Das Kommandantenhaus Pratorium das am Rande der Via Principalis gegenuber der Via Praetoria errichtet worden sein muss vermutet man unter dem heutigen Rathaus Uberreste die moglicherweise von der Principia stammen wurden 1980 von Archaologen in der heutigen Oberstadt beobachtet Der Place Godefroy de Bouillon nimmt heute die Lage des grossen Innenhofes ein um den sich die Raume dieses Gebaude ordneten Aus dem Innenbereich kennt man insbesondere die nordliche Halfte der Raetentura die grosstenteils mit Kasernenbauten belegt war von denen ein Teil unter den Garten und Gebauden des Bischofspalastes nachgewiesen wurden Sie breitete sich ungefahr zwischen der Rue du Chateau und der Porte Neuve aus Auf jeder Seite der Rue de Lille wurden zehn oder zwolf Kasernenblocks mit einer Grosse von etwa 50 8 10 m errichtet deren Lehmwande auf einem Bruchsteinfundament errichtet wurden Jeder Block bestand in klassischer Machart aus einem Kopfbau Zenturionenunterkunft mit drei Raumen und zehn Doppelkammern Contubernia fur die Mannschaften die an der Stirnseite von einem Portikus gesaumt wurden Am sudlichen Ende des Lagers in der Pratentura standen wahrscheinlich noch weitere Kasernenblocks zusatzlich zu den 20 oder 24 Kasernen die fur die Raetentura vermutet werden 12 Garnison BearbeitenGesoriacum konnte eine Garnison zwischen 2 500 bis 3 000 Mann beherbergen und uberflugelte damit bei weitem die Stutzpunkte in Britannien Jedoch liegen keine Hinweise auf die Anzahl des seemannischen Personals vor die in der dort stationierten Flotte dienten Es war zweifellos wahrend des gesamten Zeitraums ihrer Existenz auch die Residenz des Flottenprafekten und seines Stabes Die Flottenbasis stellte des Weiteren eine organisatorische Ausnahme in Gallien dar Sie war nicht Teil des kontinentalen Verteidigungssystems sondern vielmehr Bestandteil der militarischen Infrastruktur Britanniens Der Kriegshafen war quasi das Gegenstuck zum Hafen von Rutupiae Richborough der im 1 Jahrhundert ebenfalls als eine wichtige Basis der Classis Britannica angesehen wurde neben Dubris Dover wo ebenfalls schon zu Beginn des 1 Jahrhunderts ein Kastell errichtet wurde Uber Bononias militarische Rolle im 4 und 5 Jahrhundert existieren keine schriftlichen Quellen Die spate Ausarbeitung der Notitia Dignitatum um 400 konnte erklaren warum die Stadt dort nicht mehr erwahnt wird Es wurde bislang kein spatromisches Gebaude fur militarische Zwecke identifiziert In einigen Grabern fand man Gurtelbeschlage die einst von Soldaten getragen worden sein konnten die in der zweiten Halfte des 4 Jahrhunderts oder zu Beginn des 5 Jahrhunderts dort gelebt haben Die Archaologen fanden im Boulogne dieser Zeitperiode jedenfalls keine epigraphischen Spuren der britannischen Flotte mehr vor In der Notitia wird ein Kastell in Marck Marcis erwahnt was darauf hindeutet dass unweit der Hafenstadt Kustenschutzkastelle existiert haben Vielleicht diente sie eine Zeitlang als Nachschubzentrum fur den gallischen Litus saxonicum ein Kustenverteidigungssystem das im spaten 4 Jahrhundert auf beiden Seiten des Armelkanals eingerichtet wurde um die romischen Kusten vor den zunehmenden Uberfallen germanischer Plunderer zu schutzen Folgende Einheiten stellten entweder die Besatzung des Kastells oder konnten sich fur eine begrenzte Zeit dort aufgehalten haben Zeitstellung Truppenname Beschreibung Abbildung2 bis 3 Jahrhundert n Chr Classis Britannica Britische Flotte Fur etwa zwei Jahrhunderte sicherte dieser Flottenverband von Gesoriacum aus die Seeverbindung zu den britischen Inseln seine Angehorigen trugen wesentlich zum Wohlstand der Zivilstadt bei die sich im Laufe der romischen Herrschaft um den Flottenstutzpunkt herum entwickelte Es ist wahrscheinlich dass die Aufstellung der Classis Britannica entweder auf die fehlgeschlagene Caligula Expedition im Jahr 39 oder auf die Vorbereitungen fur die Landung des Claudius in Britannien im Jahr 43 zuruckzufuhren ist Die Prasenz von Flottenangehorigen in Boulogne wurde vor allem durch epigraphische Zeugnisse bestatigt Der in Gesoriacum stationierte und im Alter von 65 Jahren verstorbene Thraex miles ex classe schwerer Marineinfanterist Didio diente aussergewohnlich lange uber 35 Jahre in der Flotte Mehrere im Stadtmuseum verwahrte Grabinschriften uberliefern die Namen von Trierarchen also jenen Offizieren die die Kriegsschiffe befehligten wie Publius Graecius Tertinus ein pater trierarchus Eine andere Grabstele vom Graberfeld Vieil Atre gef 1888 erwahnt den TR ierarchus Domitianus eine Reliefplatte gef 1859 uberliefert sogar den Namen einer Triere der Radians deren Besatzung ein Denkmal fur Apollo oder Sol in Frencq gestiftet hatte Daneben stiess man in Bolougne auch auf zahlreiche Ziegelstempel der CL assis BR itannica Sie wurden seit dem 19 Jahrhundert vor allem an denjenigen Stellen gefunden an denen die Infrastruktur der Flotte gestanden haben muss Die Flottenbasis in Gesoriacum blieb wohl langer in Betrieb als die in Britannien Eine in Arles gefundene Inschrift erwahnt den Saturninus der um 240 als Trierarch ein Schiff der britannischen Flotte kommandierte was bestatigt dass sie zu diesem Zeitpunkt noch existierte 13 nbsp Classiari der CB spates 2 oder fruhes 3 Jahrhundert n Chr 3 Jahrhundert n Chr Legio XXX Ulpia Victrix die dreissigste Legion des Ulpius die Siegreiche Im Herbst des Jahres 286 oder im Fruhjahr 287 schloss sich die Garnison von Gesoriacum darunter auch wahrscheinlich Soldaten dieser Legion der Usurpation des Carausius an der daraufhin ihr zu Ehren Munzen pragen liess und um damit wohl auch ein Donativ auszahlen zu konnen 14 4 bis 5 Jahrhundert n Chr Laeti Germanische Verbundete Die Truppen des Litus saxonicum durfte von sachsischen Verbundeten der Romer dominiert worden sein Die dort eingewanderten Germanenvolker waren einst von Constantius Chlorus als Laeten offiziell legitimiert worden um dort Verteidigungsaufgaben fur das Reich zu ubernehmen Sie haben auch insbesondere im Hinterland von Boulogne ihre archaologischen Spuren hinterlassen Die Garnisonen Limitanei an der gallischen Nordkuste wurden am Ende des 4 Jahrhunderts laut der Notitia dignitatum von einem Dux Belgicae secundae und Dux tractus Armoricani et Nervicanikommandiert Bononia scheint in ihren Truppenlisten jedoch nicht mehr auf 15 Verwaltung BearbeitenUnter Augustus wurde das Land der Moriner zu einer Civitas mit Tarvenna Therouanne als Metropole neu organisiert Wahrend diese Stadt die nie eine bedeutende wirtschaftliche Rolle spielte und in einer Region mit weniger Bevolkerungsdichte als die der Kuste lag nur eine mittelmassige Entwicklung erlebte avancierte Gesoriacum bald zur wohlhabendsten Stadt im Gebiet der Moriner Sie scheint im 1 Jahrhundert sogar schon eine gewisse Autonomie genossen zu haben wie die Erwahnung eines Pagus Gesoriacus annehmen lasst Schon kurz nach der Usurpation des Carausius wurde Bononia um die Wende des dritten und vierten Jahrhunderts zur Hauptstadt der Civitas Bononiensium erhoben Die Stadt und ihr Umland wurde damit von der Civitas Morinorum abgetrennt Diese Trennung fuhrte wahrscheinlich auch zum Ende des spezifischen Status des Militargebiets das unter der Autoritat des Flottenprafekten gestanden hatte Die ubergeordneten Verwaltungseinheiten war zunachst die Provinz Gallia Belgica als Diokletian 297 die Provinzen aufteilte kam Bononia zum Gebiet der neugeschaffenen Belgica Secunda 16 Zivilstadt Bearbeiten nbsp Romische Bebauungsspuren in Boulogne sur Mer 2 Jahrhundert n Chr Gesoriacum war eine relativ grosse Stadt in einer Region in der die Urbanisierung zur Zeit der romischen Antike noch sehr unterentwickelt war Der Ort bestand aus drei Teilen dem Hafen der Unterstadt und der Oberstadt Das Zentrum der Unterstadt befand sich in der Nahe des Flussufers Die Ausrichtung einiger mittelalterlicher und heutiger Verkehrswege lassen einen rasterformigen Strassenplan fur die Romerstadt annehmen aber es ist nicht sicher ob er sich uber das gesamte Areal verteilte insbesondere um den alten Hafen herum In der fruhen Kaiserzeit erstreckte sich die Unterstadt entlang der Flussmundung bzw um das Flottenkastell und war ca 50 bis 60 ha gross Wenn man die Flottenbasis ausklammert durfte die Zivilstadt eine Flache von etwa 40 Hektar eingenommen haben ihr Kern ein Areal von mindestens 10 Hektar Dies verlieh ihr sicher auch eine gewisse regionale Bedeutung als Handwerks und Handelszentrum Der zivile Teil der Unterstadt etablierte sich am Nordufer der Liane Die Wohnviertel entwickelten wohl grosstenteils um die Hafenanlagen herum die Hauser der Oberschicht befanden sich wahrscheinlich auf der Anhohe im Nordosten abseits der grossen Sumpfgebiete Die von der Classis Britannica errichteten Gebaude nahmen vermutlich den grossten Teil der damals bebauten Flache ein die Unterstadt durfte deswegen auch hauptsachlich mit Werftgebauden und Lagerhausern Horreum bebaut gewesen zu sein Schliesslich scheint die mittelkaiserzeitliche Stadt auch von keiner Mauer geschutzt worden sein was sowohl der Mangel an archaologischen Beweisen als auch ihre grossflachige Zerstorung im 3 Jahrhundert nahelegen Um diesen Ballungsraum existierten auch einige Vororte einer befand sich jenseits des Vallon de Tintelleries und erstreckte sich bis zum Leuchtturm Ein zweiter befand sich an der Strasse nach Calais zwischen den Quatre Moulins et Marlborough Man vermutete einen solchen auch am Rande der Nekropole von Vieil Atre nahe der Rue Dringhen Auch auf der anderen Seite der Liane Mundung auf der Halbinsel Outreau stand eine Siedlung sie zahlte allerdings nicht mehr zum antiken Stadtgebiet Nach dem Stand der archaologischen Befunde des 19 Jahrhunderts ist auch ihr Umfang rudimentar bekannt Uber die Entdeckungen aus dieser Zeit meist im Zuge von Bauarbeiten weiss man ansonsten nur wenig aber Munzfunde der romischen Republik der Kaiser Augustus Tiberius Caligula sowie das Vorhandensein Gallo belgischer Keramik weisen darauf hin dass der Kern der Zivilstadt in Brequerecque gelegen haben muss Das Hafenviertel scheint in romischer Zeit aber als erstes besiedelt worden zu sein Fur die Quartiere auf beiden Seiten des Flottenlagers sind jedenfalls keine Funde vor der claudisch neronischen Zeit bekannt geworden was bestatigt dass die Entwicklung dieses Teils der Unterstadt eng mit der Errichtung des Flottenlagers in Zusammenhang stand Die Stadt der mittleren Kaiserzeit war in zwei Siedlungsschwerpunkte unterteilt Der im Suden lag im heutigen Quartier Brequerecque der nordliche hatte sich neben den Flottenstutzpunkt entwickelt Dort markierte das Vallon de Notre Dame die Grenze der Zivilstadt Der Ortsteil Brequerecque erstreckt sich entlang einer Nord Sud Achse die heute von der Rue de Amiens markiert wird Im Norden wird das Quartier durch den Bach im Val Saint Martin im Suden durch eine antike Nekropole auf einen schmalen Landstreifen entlang des Flusses jenseits des Place du Franc Marche und im Westen durch die Mundung der Liane begrenzt Die Zivilstadt erstreckte sich auch noch weiter nach Osten wo am Sudhang des Val de Saint Martin viele ihrer Uberreste gefunden wurden Wahrend der Ausgrabungen durch die Societe d Agriculture von 1823 bis 1828 glaubte man dort auch Werkstattenbauten erkannt zu haben Nordlich des Baches im Val Saint Martin zwingt das Plateau der Oberstadt den Flusslauf nach Westen Die Achsen der Hauptstrassen erstreckten sich deshalb von Nordwesten nach Sudosten Nur bei zwei von ihnen ist ihr Verlauf gut belegt Die erste folgte teilweise der Rue de l Ancien Rivage Sie war die Hauptstrasse durch den romischen Hafenbezirk und fuhrte direkt zum Leuchtturm im Sudosten zum alten Chemin de Waroquerie und der Rue du Chanoine Pillons Der Chemin de la Waroquerie heute Rue Boucher de Perthes und Rue Ansart Rault im nordlichen Teil geht auf eine weitere romische Strasse zuruck Diese Hypothese wird durch zahlreiche archaologische Funde gestutzt Sie markierte parallel zur Rue de l Ancien Rivage die Grenze zwischen der Marinebasis und der Nekropole Vieil Atre und endete an der Porte Gayole das Osttor des Flottenkastells Weiter ostlich auf beiden Seiten der heutigen Rue de la Porte Gayole wurden mit Mosaiken und Fresken geschmuckte Gebaude mit Hypokaustheizungen freigelegt Westlich des Hafens ist eine dichte Bebauung bis zur Grande Rue belegt Daruber hinaus ist dieser Teil der Stadt aufgrund des Vorhandenseins von Boschungen an der Tintelleries und der Entwicklung der mittelalterlichen und neuzeitlichen Siedlungen im sudlichen Teil nur wenig bekannt Ein Abbe Luto schrieb um 1740 dass der Plateauhang an der Sudwestseite die Form eines grossen Amphitheaters hatte Weiters erwahnt er dort mehrere grosse Terrassen auf denen offenbar fruher Hauser gestanden hatten Zu dieser Zeit standen am Hang des Sautoirs noch Reste von sehr alten Stutzmauern bekannt als les murs sarrazins Ausgrabungen und diverse Funde bei Bauarbeiten bestatigten spater die Beobachtungen des Priesters Das Amphitheater soferne es wirklich existierte musste demnach von der Flottenbasis bis zur Kastellmauer gereicht haben Die offentlichen Bauten Forum Tempel usw blieben von den Grabungen der Archaologen im 19 Jahrhundert unberuhrt Nur wenige der antiken Chronisten berichten uber ihre Existenz Laut Florus hatte der Feldherr Drusus in den letzten Jahren des ersten Jahrhunderts v Chr eine Brucke erbauen lassen Vermutlich uberspannte sie den Bach im Val de Saint Martin an dem Punkt wo die Strasse aus Amiens sie kreuzt Sie ging wohl der fur das Mittelalter bezeugten Brucke in Brequerecque voraus Ein Amphitheater soll nahe der Porte Neuve gestanden haben Man weiss auch dass an der Stelle an der sich Kaiser Claudius nach Britannien einschiffte ein Triumphbogen errichtet wurde der wohl an der Strasse nach Amiens stand was wahrscheinlich ist dort aber eine archaologische Grabung erfordern wurde Ein Sakralbau der am Rande der Grande Rue entdeckt wurde konnte auf das 3 Jahrhundert datiert werden Wenn die beiden dort gefundenen Statuen richtig als Dadophoren identifiziert wurden muss es sich dabei um ein Heiligtum Mithraum des bei den romischen Soldaten sehr beliebten Lichtgottes Mithras gehandelt haben Er belegt somit die Einfuhrung dieses orientalischen Kults in Gesoriacum entweder durch Soldaten der Garnison oder Kaufleute aus dem Osten die den Hafen sicher haufig frequentierten 17 Spatantike Stadt Bearbeiten Im letzten Viertel des krisengeplagten 3 Jahrhunderts suchten die meisten der Stadtbewohner Galliens Schutz hinter neuen und vor allem viel massiveren Wallanlagen Auch die Burger von Gesoriacum folgten dieser Notwendigkeit indem sie das Oberstadtplateau mit einer neuen Mauer befestigten Das bebaute Stadtareal war nach den Katastrophen des dritten Jahrhunderts aber stark eingeschrankt worden wobei die Verluste an Bausubstanz am starksten im Norden und Osten zu beobachten waren Der umwehrte Kern der neuen Festungsstadt Bononia Castrum Bononia befand sich exakt uber dem ehemaligen Flottenlager Sie behielt den klassischen rechteckigen Grundriss mit seinen vier Toren bei und bedeckte eine Flache von ca 13 ha 450 300 m Umwehrung Bearbeiten Die Stadtmauer von Bononia war etwa drei Meter breit Der zwischen 1227 und 1231 entstandene mittelalterliche Wall ruht im Nordwesten und Nordosten auf den spatromischen Fundamenten wie punktuelle Ausgrabungen belegten im Sudwesten und Sudosten befand er sich offenbar einige Meter hinter der Flucht der spatromischen Mauer deren dortiger Verlauf jedoch nur unvollstandig bekannt ist Die Positionen ihrer Turme und Tore konnten ebenfalls nicht alle genau bestimmt werden gehen aber wohl mit denen aus dem Mittelalter konform auch die Fundamente der vier Altstadttore stammen noch aus romischer Zeit Die spatantike Mauer durfte durch halbrunde aussen angesetzte Turme verstarkt gewesen sein nach Sondierungen auf dem Boulevard Eurvin ahnlich denen die bis heute erhalten geblieben sind Die antiken Fundamente konnten uber zwei Abschnitte von etwa zehn bis zwanzig Metern Lange in den Kellern der Stadtburg Chateau Comtal an der ostlichen abgerundeten Ecke der heutigen Stadtmauer beobachtet werden Sie bestanden aus drei Schichten monumentaler Steinblocke von denen viele offenbar aus mittelkaiserzeitlichen Grabdenkmalern und Gebauden stammten und als Spolien wiederverwendet wurden Daruber waren noch mehrere Reihen von Bruchsteinen aufgeschichtet worden Die spatantike Mauer wurde oft als das Werk des Carausius angesehen und mit der Gesoriacenses muri die im dem Constantius Chlorus gewidmeten Panegyrikus erwahnt wird hinter der die Bande von Rebellen Zuflucht gesucht hatte gleichgesetzt Nach dem letzten Kenntnisstand der Archaologie Ausgrabungen in der Rue Saint Jean und im Keller der Stadtburg durfte sie aber schon zwischen 273 und 274 entstanden sein Diese Ansicht stutzt sich primar auf Munzfunde die aber moglicherweise noch lange nach ihrer Emission im Umlauf waren Einige Spolien und Steine aus dem spatantiken Wall wurden neben der Porte Neuve aufgeschichtet und mit einer Informationstafel versehen 18 Innenbebauung Bearbeiten Uber die Innenbebauung des 4 Jahrhunderts weiss man so gut wie nichts von den Gebauden dieser Zeitperiode wurden nur wenige Uberreste genauer untersucht Im Zentrum der Raetentura waren auf den Steinfundamenten der fruheren Kasernen einfachere Holz Lehmgebaude errichtet worden es sind die einzigen bekannten Konstruktionen aus dieser Zeitperiode Im spatantiken Wehrgraben fanden sich Munzen des gallischen Kaiser Tetricus 271 274 darunter auch Falschungen die nach seinem Sturz noch im Umlauf waren Es ist daher wahrscheinlich dass sie dort von den ersten Bewohnern der spatantiken Stadt verloren wurden Die Unterstadt bedeckte eine Flache von etwas mehr als 30 Hektar das war ungefahr die Halfte der Flache die sie wahrend ihrer grossten Ausdehnung zur mittleren Kaiserzeit einnahm Die Ausdehnung ihrer Vorstadte kann man nur anhand der sie umgebenden Nekropolen erahnen Uber ihre Grenzen hinaus scheint sich die Bebauung zwischen dem Vallon de Tintelleries und dem Tour d Odre wo 1839 auch ein antikes Grab gefunden wurde konzentriert zu haben wobei deren Bewohner ein eigenes Graberfeld an den Hangen des Mont a Cardons angelegt hatten An der Strasse nach Calais wurden zudem weitere Uberreste aus der Romerzeit und eine merowingische Nekropole beobachtet letztere spricht fur die Siedlungskontinuitat bis zum Mittelalter Sudlich des Val Saint Martin hatte sich in Brequerecque noch ein kleiner Rest der alten Zivilstadt erhalten 19 nbsp Rekonstruktion des Baus eines antiken Frachtschiffs diese basiert auf dem Laurons Wrackfund Anse de Fos dem bislang einzigen bekannten romerzeitlichen Schiff bei dem auch das Heck erhalten geblieben ist zwischen 160 und 180 n Chr davor mehrere Amphoren Ausstellung im Musee d histoire de Marseille du centre BourseHafen Bearbeiten nbsp Hafenszene Gesoriacum nbsp Modell eines romischen Frachtseglers basierend auf dem Oceanus Mosaik aus Bad Kreuznach Museum fur Antike Schiffahrt Mainz Casars Portus Itius befand sich vermutlich relativ isoliert auf der Halbinsel Outreau die nur durch eine schmale Landverbindung im Suden mit dem Hinterland verbunden war Die damalige Kustenlinie mit einer grossen Bucht die vor den Seewinden geschutzt war untermauert diese Hypothese Um in die Mundung der Liane zu gelangen durchfuhren die Schiffe eine Meerenge die sich zwischen den Klippen von Odre und Chatillon offnet Der romische Hafen etablierte sich am rechten Ufer der damals noch 800 m breiten Flussmundung mutmasslich in der Bucht von Brequerecque Das Terrain war dort weniger hoch und weniger steil als auf der Outreau Zudem bot dieser Standort bessere Anlegemoglichkeiten da sie wesentlich leichter zuganglich waren Historiker vermuten den romischen Kriegshafen entweder im Tintelleries Tal in dem sich spater auch der mittelalterliche Hafen befand oder ebenfalls in der Bucht von Brequerecque die sich sudlich der heutigen Rue Nationale offnete aber wahrend des Mittelalters verlandete und im 17 Jahrhundert entwassert wurde Die Verteilung der Fundorte der Ziegelstempel lassen annehmen dass der etwa 25 ha grosse Flottenstutzpunkt das Areal zwischen der Rue de l Ancien Rivage und der Rue de Boucher de Perthes einnahm Beide folgten auch den antiken Strassenverlaufen Das Val Saint Martin begrenzte ihn im Suden die Ausdehnung nach Norden konnten noch nicht festgestellt werden Dieser Standort wird auch durch die Entdeckung von Gebauderesten in der Nahe der Rue de la Port Gayole und der Rue Saint Marc bestatigt Auch die Existenz eines Handelshafens im Vallon de Tintelleries kann nicht ausgeschlossen werden Nach Ansicht der Archaologen des 19 Jahrhunderts befanden sich die antiken Schiffsanleger an der Nordseite der heutigen Rue National Ein Lagerhaus Horreum das unmittelbar vor dem sudlichen Hafenwall stand wurde ebenfalls 1992 teilweise ergraben ebenso die Mauerecke eines anderen antiken Gebaudes das vielleicht ein Bootshaus gewesen sein konnte Wahrscheinlich stand dort eine Werft die auch uber Trockendocks verfugte 20 Hafenbefestigungen Bearbeiten Von der Sudwest bzw Sudostecke der Oberstadtbefestigung gingen Flugelmauern aus die bis zum Hafen reichten Der wohl ebenfalls spatromische Hafenwall von Bononia schloss wahrscheinlich den grossten Teil des fruheren Flottenstutzpunkts mit ein und umwehrte eine Flache von etwa sechs Hektar Der Verlauf dieser Befestigung die im 19 Jahrhundert entdeckt wurde konnte bislang nicht exakt bestimmt werden Etwas besser bekannt ist der westliche Mauerabschnitt der ca zwei Meter breit war Ihr Anschluss an die Stadtmauer wurde parallel zur heutigen Grande Rue beobachtet Welche von den beiden Mauern Stadt oder Hafen als Gesoriacences muri bezeichnet wurde die im schon erwahnten Panegyrikus aufscheint ist unklar Sie konnte erst zwischen 286 und 293 von Carausius in Auftrag gegeben worden sein oder von Constantius bald nach der Einnahme der Stadt Die Existenz der Hafenbefestigung konnte 1992 durch die Entdeckung eines Mauerabschnitts mit viereckigem innen angesetzten Zwischenturm parallel zum ehemaligen Flottenlager bestatigt werden 21 Leuchtturm Bearbeiten nbsp Tour d Odre Rekonstruktionsversuch nach Duviert 1611 und de Montfaucon Zustand im 4 Jahrhundert nbsp Ausschnitt aus einer Karte von Boulogne gezeichnet vom franzosischen Kartographen Pierre Haultin Mitte des 16 Jahrhunderts mehrere Festungen sind darauf zu sehen darunter der romische Leuchtturm am nordlichen Eingang des Hafens Collection d Anville nbsp Turmruine um 1905Der Leuchtturm von Gesioracum war auch als sog Tour d Ordre bekannt der etwas ausserhalb der Stadt im Nordwesten auf der Outreau Klippe stand dort an der Stelle an der sich heute das Calvaire des Marins befindet Sein alter Name soll Ordrans gelautet haben wie es in der Vita des Folenin dem Bischof von Terrouenne uberliefert wurde Ordrans leitet sich von Ordans ab dies fuhrt in weiterer Folge zu Turris Ordans Turris Ordensis oder Turris Ardens Turris Ardensis der brennende Turm oder auch Feuerturm Der heutige Ortsname Odre konnte sich entweder vom benachbarten Hosdre oder ursprunglich vom keltischen Wort aod was Ufer Kuste bedeutet herleiten Ob er schon im Jahr 39 entstand ist umstritten Kaiser Caligula 37 41 soll in diesem Jahr einen sehr hohen Turm der an seinen Sieg erinnert in dem jede Nacht Feuer leuchten sollten wie der des Pharos von Alexandria errichtet haben der auch aus anderen antiken Beschreibungen bekannt ist Die Identifikation als Pharos des Caligula gilt als hochproblematisch da seine Steinverblendung sich mit Ziegelreihen abwechselte eine Bautechnik die in der ersten Halfte des 1 Jahrhunderts n Chr noch nicht angewendet wurde und sich erst im 2 Jahrhundert in Gallien verbreitete Neueren Forschungen zufolge soll das Bauwerk sich tatsachlich in Lugdunum Batavorum befunden haben als Denkmal fur die Herrlichkeit Roms und des Kaisers gegenuber der noch ungezahmten Britannia Sueton berichtet dass der Imperator dort im Jahr 40 n Chr nach der fehlgeschlagenen Invasion Britanniens seinen Bau in Auftrag gab Boulogne scheidet somit als Standort hochstwahrscheinlich aus da es dort keinerlei Belege fur grossere romische Aktivitaten in der fraglichen Zeitperiode gibt Moglicherweise entstand er erst in der Regierungszeit der Kaiser Trajan 98 117 oder Hadrian 117 138 und war bis zur Auflosung des Westromischen Reiches Mitte des 5 Jahrhunderts in Verwendung In der Folgezeit zunachst aufgegeben wurde er laut dem frankischen Chronisten Einhard auf Anordnung Kaiser Karls des Grossen 800 814 zwischen 810 und 811 wieder in Betrieb genommen Karl reiste damals nach Boulogne um dort eine Flotte zu inspizieren die er gegen die Normannen aufstellte Er besichtigte dabei auch den romischen Leuchtturm da seine Spitze eingesturzt war und er seine grosse Bedeutung fur die Schifffahrt im Kanal erkannte liess er ihn wiederherstellen Gleichzeitig ordnete er an dort wahrend der Nachtstunden fur einlaufende Schiffe standig ein Feuer zu unterhalten Als Vorbereitung auf einen Angriff englischer Truppen befahl der Gouverneur von Boulogne La Fayette zwischen 1533 und 1534 den Leuchtturm mit einer Mauer zu befestigen die mit vier Bastionen verstarkt und aus Ziegeln erbaut waren Zusatzlich hob man einen umlaufenden Graben aus der die Annaherung erschweren sollte Auch die oberen Stockwerke des Leuchtturms waren im Laufe der Zeit verandert worden so dass er von weitem gesehen etwas gekrummt erschien Die Englander nannten ihn deshalb auch Old Man of Bullen Zu dieser Zeit wurde er nur mehr als Wach und Beobachtungsturm genutzt 1544 wurde er von den Englandern besetzt die seine Befestigungen modifizierten Nachdem er wieder an die Stadt ubergeben worden war begann er rapide zu verfallen Zudem wurde am Fuss der Klippe ein Steinbruch betrieben von wo aus Baumaterial nach Holland und benachbarte Stadte geliefert wurde Die dadurch erheblich beschleunigte Erosion im Jahre 1545 war er nur mehr 200 Faden vom Rand der Klippe entfernt fuhrte schliesslich gegen Mittag des 29 Juli 1644 zum Abbruch eines Teilstucks der Klippe wodurch auch fast der gesamte Turm ins Meer sturzte Seine letzten Uberreste wurden erst 1932 beseitigt Im heutigen Boulogne sur Mer nahe dem heutigen Boulevard Sainte Beuve erinnert noch die Rue de la Tour d Odre an ihn Laut den Beschreibungen in den literarischen Quellen und der Ikonographie hatte er einen achteckigen Grundriss und war bis zu zwolf Stockwerke hoch Deren Umfang verringerte sich nach oben hin und gab ihm damit ein teleskopartiges bzw kegelformiges Aussehen womit er dem Pharos in Dover ahnelte Das Fundament war nur 1 82 m tief das erste Stockwerk hatte einen Durchmesser von 68 3 m und jede seiner Seiten war 8 53 m lang Der Umfang des letzten betrug 12 2 m und die Seiten 1 5 m Jedes Stockwerk hatte eine Art Balkon und in jedem Winkel des Achtecks befand sich eine Zugangstur insgesamt 96 ausschliesslich derjenigen die zur Laterne an der Spitze fuhrte Er durfte ursprunglich mit Laterne eine Hohe zwischen 40 und 60 m erreicht haben Sein Mauerwerk war in Gussmauertechnik opus caementitium mit vorgeblendeten Quadern hochgezogen worden Die Aussenverblendung war laut dem Bericht eines Dominikanermonchs aus dem 17 Jahrhundert Abbe de Montfaucon dreifarbig gestaltet um so wohl einen polychromen Effekt zu erzeugen Zuerst drei graue Steinreihen dann zwei Schichten gelblichen Steinmaterials und uber diesen ein Ziegelband Die Anordnung dieser Materialien erfolgte uber die gesamte Fassade des Gebaudes Er stand auf einer 30 m hohen Klippe damit war sein Leuchtfeuer bei gutem Wetter aus 50 Kilometern Entfernung sichtbar Es wurde weiters eine Beschreibung von Bucherius und eine Zeichnung von Joachim Duviert aus dem Jahr 1611 uberliefert Man nimmt an dass die Schiffe wie in Dover ebenfalls von zwei Leuchtturmen in den Hafen geleitet worden waren Der zweite Turm stand wahrscheinlich an der Nordspitze der Halbinsel Outreau 22 Schiffspassagen BearbeitenSeereisen waren zur Zeit der romischen Antike noch ein relativ gefahrliches Abenteuer und die Westkuste Galliens galt lange als das Ende der bekannten Welt Die Legionare von Kaiser Claudius weigerten sich am Vorabend seiner Invasion Britanniens im Jahr 43 n Chr ihre Schiffe zu besteigen Obwohl Julius Casar schon 55 v Chr bewiesen hatte dass die Uberquerung des Armelkanals auch fur eine grosse Armee kein Ding der Unmoglichkeit war Trotzdem befurchteten viele von Claudius Soldaten wohl immer noch dass jeder der nach Britannien wollte Gefahr lief dabei vom Rand der Welt zu fallen Auch fur diejenigen Reisenden die schon ofters das Mittelmeer befahren hatten waren die unwirtlichen Wetterbedingungen im Armelkanal eine ganzlich neue Erfahrung Der Oceanus Britannicus war fur seine tuckischen Gewasser mit massiv auftretenden Gezeiten und Stromungen oft gepaart mit heftigen Sturmen beruchtigt Der Kanal und die Nordsee sind zudem im Winter viel anfalliger fur Starkwinde als die sturmischste Region des Mittelmeers Obwohl sich dieses Risiko wahrend der Sommermonate erheblich reduziert deuten die heute dort noch vorherrschenden Wetterbedienungen darauf hin dass Segelschiffe die im Juli in den Gewassern zwischen England und Frankreich kreuzen immer wieder von plotzlich auftretenden oft orkanartigen Winden uberrascht werden und dabei auch kentern konnen Im Mittelmeer sind die Gezeiten kaum wahrnehmbar im Gegensatz zur Kanalkuste wo sie zweimal taglich zwischen 1 5 und 14 Meter steigen und fallen konnen Die Romer mussten wegen dieser wesentlich raueren Bedingungen spezielle Schiffe auf Kiel legen die ihnen besser standhalten konnten Sie wurden mit einem hohen Bug und Heck konstruiert um sie so besser vor schweren Hochseebrechern zu schutzen Sie verfugten aber auch uber flache Boden die es ihnen ermoglichte in die seichten tief eingeschnittenen Flussmundungen einzufahren und auch bei Ebbe auszulaufen 23 Im Hafenviertel von Gesoriacum fand sich ein Reisender inmitten eines geschaftigen Treibens wieder dort legten jeden Tag zahlreiche Handels und Kriegsschiffe an den Kais an in den Werften Docks Kontoren und Lagerhausern wurde oft bis in die tiefen Nachtstunden gearbeitet Die Uberquerung des Oceanus erforderte zudem eine gewisse Flexibilitat Es gab noch keinen fahrplanmassig organisierten Fahrbetrieb wie wir ihn heute kennen Fur die Uberfahrt musste man selbst ein dafur geeignetes Schiff finden Ungunstiges Wetter konnte die Abfahrt fur langere Zeit hinauszogern Noch dazu wurde an den dies nefasti Ungluckstagen wie der 24 August 5 Oktober und 8 November grundsatzlich nicht in See gestochen Sobald dies alles geklart war wurden die modalitas mit dem Kapitan des Schiffes dem Magister Navis ausgehandelt Die damaligen Schiffe dienten aber in erster Linie dem Warentransport und waren nicht fur die Mitnahme von Passagieren ausgelegt Es gab keine Kajuten viele verfugten wenn uberhaupt uber einen kleinen huttenartigen Aufbau oder gar nur mit einer Zeltplane notdurftig abgedeckten Unterstand am Achterdeck die aber meist dem Kapitan vorbehalten waren Die Mannschaft suchte sich zwischen Ausrustung und Frachtgut am Oberdeck einen Schlaf oder Ruheplatz wenn Zeit dafur war ebenso die Mitfahrer Vor dem Auslaufen wurde fur gewohnlich im Hafentempel ein Brandopfer fur die fur die Seefahrt zustandigen Schutzgotter dargebracht Grossere Schiffe hatten moglicherweise dafur auch einen eigenen kleinen Altar Bord Wenn die Vorzeichen nicht gunstig waren verzogerte sich auch schon mal das Auslaufen Der besonders um seinen personlichen Schutz besorgte Reisende konnte sich in diesem Fall noch zusatzlich an Mercurius den Gott der Handler und Reisenden gewandt haben Julius Caesar schrieb Mercurius sei damals der popularste Gott in Gallien und Britannien gewesen Weiteren Schutz bot nach dem damaligen Glauben das Tragen einer Brosche auf der ein Hahn dargestellt war denn dieses Tier begrusste jeden neuen Tag als erstes und wurde mit diesem Gott assoziiert 24 Die Entfernung von Gesoriacum nach Rutupiae Richborough Kent wird im Itinerarium Antonini mit 450 Stadien d s 56 25 romischen Meilen angegeben Dies war die kurzeste Schiffsroute nach Britannien Es wird angenommen dass sie tatsachlich nur 350 Stadien betrug aber die Notwendigkeit durch Gefahrenstellen im Kanal zu navigieren konnte der Grund fur die zusatzlich angegebenen Stadien gewesen sein Je nach Wetter konnte die Fahrt nach Britannien sechs bis acht Stunden dauern 25 Wirtschaft BearbeitenDie wirtschaftliche Expansion von Gesoriacum wahrend der ersten beiden Jahrhunderte unserer Zeitrechnung strahlte auch weit in ihr Umland aus Die romischen Befunde in Sangatte Wissant Wimereux Etaples zeugen von einem gewissen Wohlstand in diesen kleinen Hafen die sicher ebenfalls am Handelsverkehr mit Britannien ihren Anteil hatten In den Kustenstadten Ambleteuse Calais Wimereux Sangatte und Etaples wurden Munzhorte entdeckt Die Entdeckung weitlaufiger Vici zwischen Dourges Henin Beaumont und Noyelles Godault und Landvillen verdeutlicht die Dynamik landwirtschaftlicher und handwerklicher Aktivitaten wie die der Topferwerkstatten in Labuissiere eine der grossten dieser Art in der Region Auch Ardres oder Conchil le Tempel genossen erwirtschafteten sich einen grossen Wohlstand indem sie sich auf die Gewinnung von Meersalz spezialisierten Zudem waren die Taler der Aa Canche Ternoise und Authie ebenfalls schon dicht besiedelt Lumbres Watten Brimeux Auxi le Chateau Herlin le sec Gouy Saint Andre Die Entwicklung der Stadt forderte auch das lokale Handwerk und das Baugewerbe Die Archaologie liefert hiefur zwei Beispiele Ziegel und Platten mit CL BR Stempel wurden in Sainte Gertrude in der Nahe von Desvres unweit der Therouanne Strasse geborgen Es ist sehr wahrscheinlich dass die Flotte dort eine grosse Ziegelei betrieb die Gesoriacum auch mit Keramikprodukten aller Art versorgte Die Marquise Steinbruche wurden vor Ende des 1 Jahrhunderts in Betrieb genommen um das Steinmaterial fur die Infrastruktur der Stadt bereitzustellen Viele der antiken Statuen Statuetten Reliefs Stelen die man z B in Marquise Boulogne und Frencq fand wurden aus Marquise Oolith gehauen Ein grosser Teil des Handels wurde auch spater noch uber den Hafen von Bononia und den benachbarten Kustenhafen abgewickelt Die aus Britannien importierte Keramik ahnelte der regionalen Produktion ab dem dritten Jahrhundert Oxford Sigillata wurde noch in einigen Bestattungen des 4 Jahrhunderts gefunden Auch das Vorhandensein zahlreicher Zinnschalen in den Nekropolen und Bleisargen an der gallischen Kuste insbesondere in Boulogne bestatigt die engen Handelsbeziehungen zur britischen Insel einer Region die diese Metalle forderte und ins ganze Reich exportierte Auch die Handelsrouten aus dem Landesinneren endeten nach wie vor in Bononia wo die spatromischen Graber Argonnensigillata Keramik rheinischen Ursprungs und insbesondere Glaswaren enthielten von denen das bekannteste Stuck ein Kelch ist der das Opfer Abrahams darstellt Sie zeugen von einem gewissen Wohlstand der Hafenstadt bis in die Spatantike Im krisenhaften 3 Jahrhundert wurde der Handelsverkehr mit Britannien stark reduziert was viele der gallischen Hafenorte ruinierte Unter all den Ubeln die damals den Norden Galliens trafen waren die Uberfalle der Sachsen und Franken ab 250 besonders verheerend da sie ab da regelmassig die Kanalkuste plunderten Munzhortfunde und das Vorhandensein einer grossen Menge an Argonne Keramik zeugen aber von wirtschaftlichen Beziehungen zu Ostgallien in dieser Zeit Nach dem gegenwartigen Stand der Forschung ist es schwierig zu sagen ob das Umland der Stadt nach dem katastrophalen dritten Jahrhundert vollig entvolkert war Einige Landvillen wie die in Hamblain les Pres wurden schwer beschadigt andere hingegen mit neuer Funktion wieder aufgebaut Die Region um Bononia scheint aber erst unter der Herrschaft von Konstantin I um die Jahre 320 330 wieder auf Dauer befriedet worden zu sein Viele der zerstorten galloromanischen Landvillen wurden damals wieder renoviert und auch der Munzumlauf kam wieder in Gang da besonders unter Julian Apostata der Handel mit der Insel einen neuen Aufschwung nahm Einige bei Tardinghen gefundene Munzen aus der Zeit Konstantins I wurden in Londinium London gepragt und sind ebenfalls ein starkes Indiz fur die Wiederaufnahme des Britannienhandels zur damaligen Zeit Eine kurzlich von Jean Marc Doyen und Jean Patrick Duchemin durchgefuhrte Studie uber ein Kompendium von 342 Munzen die an acht Grabungsstellen in Boulogne sur Mer geborgen wurden zeigte einmal mehr dass die Hafenstadt auch in spatromischer Zeit Schauplatz anhaltender wirtschaftlicher Aktivitaten war Sowohl in der Tetrarchie in den Jahren 280 290 wahrend der Usurpation des Carausius Mitte des vierten Jahrhunderts und noch einmal unter der Valentinianischen Dynastie 26 Graberfelder BearbeitenDie am Rande der Zivilstadt angelegten Bestattungsplatze befanden sich in Brequerecque und Vieil Atre Letzteres lag am Nordhang des Val Saint Martin und erstreckte sich von Chemin de la Waroquerie bis nordlich der Rue Dringhen An einigen Stellen wurden dort drei Schichten sich uberlagerter Brandbestattungen gefunden was von einer sehr langen Nutzung des Graberfeldes zeugt Die Praxis der Einascherung von Verstorbenen lasst sich von den Anfangen der Stadt bis etwa 275 verfolgen Der Ubergang von Brand zu Korperbestattungen ermoglichte es die Entwicklung der beiden Nekropolen Brequerecque und Vieil Atre uber die Zeit der romischen Herrschaft nachzuverfolgen Deren Ausbreitung unterschied sich am Ende des 4 Jahrhunderts deutlich von der im mittleren Kaiserreich In Brequerecque hatte sich das Graberfeld nach Westen zur Liane und nach Norden nach Franc Marche vergrossert Es bedeckte die Ruinen der im 3 Jahrhundert niedergebrannten nordlichen Zivilstadt Beim Graberfeld von Vieil Atre lag die Sachlage etwas anders In westlicher Richtung reichten die Bestattungen uber den Chemin de la Waroquerie die Ruinen des ehemaligen Flottenstutzpunkts bis zur heutigen Rue de la Porte Gayole Im Norden beruhrten sie schon die Mauer der Oberstadt von Porte Gayole bis zum Stadtrand am Porte de Calais Die sudlichen und ostlichen Grenzen der Nekropole sind hingegen weniger klar Eine dritte Nekropole deren Ausdehnung jedoch nicht bekannt sind wurde an den Hangen des Mont a Cardons rund um den heutigen Place de Picardie beobachtet Es markierte wahrscheinlich die nordliche Grenze des spatromischen Siedlungsgebiets Unfalle oder Krankheiten beendeten manchmal das Leben der Seeleute oder ihren Familienangehorigen lange vor Erreichen eines mittleren oder hohen Alters wie die Texte der Grabsteine berichten Am bewegendsten ist ein Epitaph den der Trierarch Domitianus fur das Grab seiner beiden Kinder gestiftet hat Die alteste dieser Stelen stammte vom Grab eines Freigelassenen Libertus Tiberius Claudius Seleucus der von Claudius oder Nero in die Freiheit entlassen wurde hochstwahrscheinlich stammte er aus dem griechischen Osten des Reiches 27 Quellen BearbeitenFlorus Kompendium der romischen Geschichte IV 12 26 Gaius Iulius Caesar Gallische Kriege Buch IV Pomponius Mela Chorographie III 3 23 Plinius der Altere Naturgeschichte IV 102 Claudius Ptolemaus Geographia II 9 1 Sueton Vies des Douze Cesars Claudius XVII 4 Caligula XLVI Traduit par Henri Ailloud Belles Lettres 1961 Livre de Poche Nr 718 719 Literatur BearbeitenAurelius Victor Epitome de Caesaribus 39 trad N A Dubois Paris Panckoucke Collection Bibliotheque latine francaise 1846 Panegyriques latins IV 6 ed et trad E Galletier Vol 3 Paris Les Belles Lettres Collection des Universites de France 1949 1955 Einhard Vita Karoli Magni Das Leben Karls des Grossen ubersetzt von 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Bretagne 8 S 51 61 PDF Roland Delmaire Civitas Morinorum pagus Gesioracus civitas Bononensium Latomus Nr 33 2 1974 Weblinks BearbeitenGesoriacum auf Vici org La Gaule Belgique et le Boulonnais sous l ere gallo romaine franzosisch Galerie Uberreste des romischen Leuchtturms in Bolougne ARCHEOLOGIE EN NORD PAS DE CALAISBOULOGNE PORT ROMAIN Histoire de la Haute Ville de Boulogne de l antiquite romaine a nos jours auf YouTube franzosisch Historique de la Tour d Odre l ancien phare de Caligula a Boulogne sur Mer auf YouTube franzosisch Karte mit allen Koordinaten OSM WikiMapEinzelnachweise Bearbeiten Lottin 2014 Florus epitome 2 30 Bourdelles 1988 S 77 82 Lebegue Chaurand 1994 S 53 Plinius der Altere Naturalis historia 4 30 Florus 2 30 26 Bellum Gallicum 5 5 Lottin 2014 S 17 44 Licoppe 2009 S 61 vgl Strabon Geographika 4 6 11 S 208 dazu Franz Schon Samarobriva In Der Neue Pauly DNP Band 11 Metzler Stuttgart 2001 ISBN 3 476 01481 9 Sp 5 Lottin 2014 S 17 44 Aeneis VIII 727 De bello gallico Buch IV 20 a 38 und Buch V 1 u 23 Florus II 30 36 Sueton Caligula 46 Sueton Claudius 17 4 Panegyrici latini 8 12 1 Zosimus Historia nova VI 5 S 2 3 Leman Seillier 1982 S 138 148 Lottin 2014 S 17 44 Fournet 2012 S 21 36 Blamangin Demon 2019 S 51 61 Ammianus Marcellinus 20 9 9 Florus II 30 36 Sueton Caligula 46 Panegyrici latini Eutrop Breviarum 9 21 8 12 1 Zosimus Migratio Germanorum Ex Academia Bononiensi Scriptum causas continens cur natio Germanica Bononia secesserit Historia nova VI 5 S 2 3 Stephen Williams 1996 S 47 und 71 72 Leman Seillier 1982 S 138 148 Lottin 2014 S 17 44 Fournet 2012 S 21 36 Blamangin Demon 2019 S 53 Blamangin Demon 2019 S 51 61 Blamangin Demon 2019 S 51 61 Leman Seillier 1982 S 138 148 Lottin 2014 S 17 44 CIL 13 3540 CIL 13 3542 CIL 13 3544 CIL 13 03545 CIL 13 03546 CIL 13 3547 Lottin 2014 Williams 1996 S 47 und 71 72 ND Occ I 45 und XXXVII Delmaire 1974 S 266 279 Blamangin Demon 2019 S 51 61 Florus 2 30 Lottin 2014 S 17 44 Blamangin Demon 2019 S 51 61 Pan latins V 6 1 Lottin 2014 S 17 44 Lottin 2014 S 17 44 Lottin 2014 S 17 44 Sueton Leben des Caligula Kap XLVI La revue ancienne Le Magasin pittoresque edition de 18475 rapporte les propos de l abbe de Montfaucon Antiquite expliquee suppl IV p 133 au sujet du phare de Boulogne sur Mer ecroule le 29 juillet 1644 Fichou Le Henaff Mevel 1999 S 15 17 Lottin 2014 S 17 44 Trethewey 2018 S 54 60 Laura McCormack Gaul To Britannia The Crossing of Oceanus Britannicus Historic UK abgerufen am 3 Mai 2023 Laura McCormack Gaul To Britannia The Crossing of Oceanus Britannicus Historic UK abgerufen am 3 Mai 2023 Laura McCormack Gaul To Britannia The Crossing of Oceanus Britannicus Historic UK abgerufen am 3 Mai 2023 Lottin 2014 S 17 44 Blamangin Demon 2019 S 51 61 Lottin 2014 S 17 44 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gesoriacum amp oldid 239206537