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Flavius Valerius Constantius nicht zeitgenossischer Beiname Chlorus der Grune Blasse kurz Constantius I um 250 306 in Eboracum heute York war ein Kaiser der romischen Tetrarchie Zunachst von 293 bis 305 untergeordneter Caesar war er in den Jahren 305 306 Augustus im westlichen Reichsteil Als Kaiser sorgte er vor allem fur die Beendigung des Aufstands in Britannien und die Wiedereingliederung des britannischen Sonderreiches unter Carausius und Allectus Mit seinem Sohn Konstantin begrundete er die konstantinische Dynastie Marmorbuste Constantius I Altes Museum Berlin Vervollstandigte Kopie der Buste der Antikensammlung Berlin Puschkin Museum Moskau Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Aufstieg 1 2 Caesar 1 3 Religion 1 4 Augustus 2 Familie 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenLeben BearbeitenAufstieg Bearbeiten In Illyrien geboren machte Constantius in der Armee Karriere Dass er vom Kaiser Claudius Gothicus 268 270 abstammte ist nach vorherrschender Forschungsmeinung eine Legende Sie wurde wahrscheinlich erst wahrend der Burgerkriege nach seinem Tod in die Welt gesetzt um die Legitimitat der konstantinischen Dynastie durch Hinzufugung eines kaiserlichen Vorfahren zu vergrossern 1 Tatsachlich stammte Constantius wohl aus einfachen Verhaltnissen und hatte sich wie viele illyrische Soldatenkaiser im Heer hochgedient Die erste gesicherte Tatsache im Leben des Constantius ist seine Beziehung zu Helena Sie stammte aus sehr einfachen Verhaltnissen 2 Ambrosius von Mailand behauptet sogar sie sei nur eine Stallwirtin gewesen 3 weshalb Constantius sie wahrscheinlich nicht heiratete sondern in einem langjahrigen Konkubinat mit ihr lebte 4 Sie gebar wohl in den 270er Jahren seinen ersten Sohn Konstantin Als Constantius jedoch im Jahr 289 die Moglichkeit bekam die Stieftochter des Kaisers Maximian Theodora zu heiraten verliess er Helena und zeugte mit seiner neuen Frau weitere Kinder darunter Julius Constantius den Vater des Kaisers Julian Apostata Wahrscheinlich war er um diese Zeit bereits Maximians Pratorianerprafekt Sein Beiname Chlorus taucht erstmals in byzantinischen Quellen auf wohl zur Unterscheidung von seinem Enkel Constantius II 5 Trifft der Eindruck zu den die Munzportraits und die ihm nicht mit Sicherheit zugewiesenen Kaiserbusten vermitteln so war der anfangs hagere Mann mit einer charakteristischen Hakennase gegen Ende seines Lebens fettleibig geworden Caesar Bearbeiten nbsp Goldmunze Constantius I gepragt in Trier 297 298 in der Umschrift irrtumlich Constantinus Darstellung der Befreiung von Londinium eingeschrieben als Lon und der Provinz Britannien nach dem Sieg uber Allectus 296 Umschrift Redditor lucis aeternae Wiederhersteller des ewigen Lichts nbsp Auf der Ruckseite dieses in Antiochia unter dem Caesar Constantius gepragten Argenteus werden die Tetrarchen in einer Opferszene nach dem Sieg uber die Sarmaten dargestellt Constantius wurde vom Augustus Maximian adoptiert und im Rahmen der Tetrarchie am 1 Marz 293 zum Unterkaiser Caesar ernannt Als sein Privatsekretar fungierte zu dieser Zeit der gallische Redner Eumenius Constantius wird in den spateren Quellen recht positiv dargestellt So schrieb der spatantike Historiker Eutropius uber die Politik des Constantius 6 Er war ein ausserordentlicher Mann von ungewohnlicher Gute der sich um das Wohl der Provinzen und der einfachen Burger sorgte statt ausschliesslich nur die Interessen des Staatshaushalts zu verfolgen Zu Constantius Machtbereich zahlten Hispanien Gallien und Britannien wobei jedoch ganz Britannien und Teile Nordgalliens zunachst durch die Revolte des Befehlshabers der Classis Britannica Carausius seiner Herrschaft entzogen waren Schon unmittelbar nach seiner Thronbesteigung gelang ihm die Ruckeroberung der gallischen Gebiete Dies fuhrte dazu dass Carausius ermordet und durch Allectus ersetzt wurde Die Wiedereingliederung Britanniens in das Imperium konnte von Constantius dagegen erst drei Jahre spater bewerkstelligt werden da zuerst eine neue Flotte gebaut und ausgerustet werden musste In der Zwischenzeit besiegte er Franken im Mundungsgebiet des Rheins und siedelte sie als Kolonen in Gallien an 296 uberquerte er schliesslich mit zwei Flottenabteilungen den Armelkanal eine unter seiner eigenen die andere unter der Fuhrung seines Pratorianerprafekten Asclepiodotus Dem Letzteren gelang es mit seinen Schiffen durch den dichten Nebel nahe der Isle of Wight unbemerkt an der britischen Flotte vorbeizugelangen und unbehelligt in Britannien zu landen Constantius hingegen kam vom Kurs ab und konnte erst an Land gehen als Asclepiodotus bereits die gegnerische Hauptstreitmacht besiegt und Allectus getotet hatte 7 Constantius errang noch mehrere Siege gegen die Germanen Er fuhrte einen weiteren Feldzug gegen die Franken in dessen Verlauf er tief in ihr Gebiet vordrang und einige von ihnen nach Gallien umsiedelte 298 griffen ihn die Alamannen bei Langres an wobei er verwundet wurde und zunachst hinter die Stadtmauern der nahegelegenen civitas Andemattunum fliehen musste Einige Stunden spater traf jedoch ein grosses Entsatzheer ein das danach angeblich uber 60 000 Alamannen niedermachte Kurz darauf besiegte Constantius ein weiteres Germanenheer bei Vindonissa Durch neue Festungsanlagen sicherte er die Rheingrenze von Mainz bis zum Bodensee gegen die Angriffe der Germanen Religion Bearbeiten Die 303 ausbrechenden Christenverfolgungen trugen im Machtbereich des Constantius offenbar nicht den blutigen Charakter wie im ubrigen Reich Er beschrankte sich darauf diese nur aus dem Heer zu entlassen auch einige Kirchen wurden zerstort aber es kam angeblich kaum zu Gewalt gegen Menschen Moglicherweise entsteht dieser Eindruck aber auch deshalb weil die christlichen Quellen spater kein Interesse daran hatten den Vater Konstantins des Grossen zu den Christenverfolgern zu zahlen zudem scheint es in seinem Herrschaftsbereich nur wenige Christen gegeben zu haben Unter anderem in Britannien sollen aber durchaus einige Christen den Tod gefunden haben Davon dass sich Constantius als Caesar dem Verfolgungsbefehl Diokletians offen widersetzt hatte ist in jedem Fall nicht auszugehen moglich ist aber dass er ihn mit wenig Eifer ausfuhrte Eine spatere Legende ist dagegen die Behauptung dass er schon Christen an seinen Hof berufen oder gar selbst schon dem Christentum angehangen haben soll Constantius selbst war kein Christ aber vielleicht henotheistisch eingestellt So war er angeblich ein eifriger Verehrer des Sonnengottes Sol Diese Ansicht wiederum geht allerdings primar auf die in einem Panegyricus von 307 dargestellte Version der Vergottlichung des Constantius durch Sol zuruck Diese Version der Apotheose erlaubt aber keinerlei sicheren Ruckschlusse auf die tatsachliche Verehrung des Sonnengottes durch Constantius fur die es ansonsten keine Belege gibt und ist vielleicht als Ausdruck der Religionspolitik Konstantins des Grossen zu verstehen Dieser beanspruchte fur sich selbst namlich bis 312 und daruber hinaus eine besondere Beziehung zu Sol bevor er das Christentum favorisierte und behauptete moglicherweise aus diesem Grund bereits sein Vater habe diesem Gott gedient Nach Ansicht vieler heutiger Forscher scheint Constantius namlich eher ein Hercules Verehrer gewesen zu sein Ausser mit dem eng mit der tetrarchischen Ideologie verbundenen Hercules wird Constantius zu Lebzeiten noch mit dem Kriegsgott Mars in Verbindung gebracht Sofern dies nicht einfach nur die offizielle Religionspolitik der ersten Tetrarchie widerspiegelt was denkbar ist sondern tatsachlich Ruckschlusse auf den Glauben des Caesar zulasst so war er wie viele illyrische Soldaten ein eher konservativer Anhanger der traditionellen romischen Gotter Augustus Bearbeiten Constantius wurde nach dem Rucktritt Diokletians und Maximians am 1 Mai 305 gemeinsam mit Galerius selbst Oberkaiser Augustus und nahm dabei offenbar die Stellung desjenigen Herrschers ein dem im Zweifel das letzte Wort zukam senior Augustus Im selben Jahr begann er einen Feldzug gegen die Pikten und Skoten nordlich des britannischen Hadrianswalls bei dem ihn sein Sohn Konstantin begleitete Schon im Januar 306 konnte er sich erneut Britanniensieger nennen 8 Bereits im Jahre 306 wahrscheinlich Ende Juli starb Constantius aber in Eboracum dem heutigen York 9 Er wurde etwas spater in einem Mausoleum in Trier Augusta Treverorum bei der heutigen Kirche St Maximin beigesetzt Die britannischen Truppen riefen nun seinen Sohn Konstantin zu seinem Nachfolger aus dies geschah eventuell unter Einflussnahme des Alamannenfursten Chrocus der unter Constantius gedient hatte Die Erhebung Konstantins war der Anfang vom Ende fur das von Diokletian erdachte Mehrkaisermodell das keine dynastische Thronfolge vorsah welche aber bei den Truppen Zuspruch fand Ob Constantius seinen Sohn auf dem Totenbett noch selbst mit dem Purpur bekleidet hat wie Eusebius von Caesarea spater schrieb ist unklar und in der Forschung umstritten Das romische Grenzkastell Constantia am Bodensee bestehend seit dem Anfang des 4 Jahrhunderts wurde wahrscheinlich nach Constantius benannt und sollte spater zur Keimzelle der Stadt Konstanz werden Andere Forscher gehen zwar von einer Grundung der Festung um 300 aus nehmen aber an der Name leite sich erst von Constantius gleichnamigen Enkel Constantius II ab der sich 355 am Bodensee aufhielt Familie BearbeitenConstantius I gilt als Begrunder der konstantinischen Dynastie bis 363 Seit etwa 270 lebte er mit der Gastwirtin Helena zusammen eine Heirat zwischen den beiden ist sehr unwahrscheinlich siehe oben Helena gebar Constantius einen Sohn Konstantin 289 oder fruher heiratete Constantius dann Theodora die Stieftochter des Tetrarchen Maximian ein Mittel um den Zusammenhalt innerhalb der Tetrarchie zu sichern siehe oben Theodora schenkte ihrem Mann insgesamt sechs Kinder die drei Sohne Julius Constantius Flavius Dalmatius und Flavius Hannibalianus und die Tochter Constantia Anastasia und Eutropia Diese Familiengeschichte hatte eine gewisse Spaltung zwischen dem Familienzweig Helenas bzw Konstantins und dem der Kinder Theodoras zur Folge Noch Julian der Sohn des Julius Constantius warf Constantius II dem Sohn Konstantins nicht ganz zu Unrecht vor er entstamme einer illegitimen Verbindung denn sein Vater sei unehelich geboren gewesen und hatte daher gar nicht Kaiser werden durfen Literatur BearbeitenArnold Hugh Martin Jones John Robert Martindale John Morris Fl Val Constantius 12 In The Prosopography of the Later Roman Empire PLRE Band 1 Cambridge University Press Cambridge 1971 ISBN 0 521 07233 6 S 227 228 Dietmar Kienast Romische Kaisertabelle Grundzuge einer romischen Kaiserchronologie 2 Auflage Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1996 ISBN 3 534 07532 3 S 280 282 Ingemar Konig Die Berufung des Constantius Chlorus und des Galerius zu Caesaren In Chiron Band 4 1976 S 567 576 Klaus Rosen Zum Sonnenkult in der constantinischen Dynastie In Herbert Heftner Kurt Tomaschitz Hrsg Ad fontes Festschrift fur Gerhard Dobesch zum 65 Geburtstag am 15 September 2004 dargebracht von Kollegen Schulern und Freunden Phoibos Wien 2004 S 809 810 Jacques Moreau Constantius I In Reallexikon fur Antike und Christentum Supplementband 2 Lieferung 11 Hiersemann Stuttgart 2004 ISBN 3 7772 0421 8 Sp 462 469 Otto Seeck Constantius 1 In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 1 Stuttgart 1900 Sp 1040 1043 veraltet Mark D Smith The religion of Constantius I In Greek Roman and Byzantine Studies Band 38 1997 S 187 208 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Constantius I Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Michael DiMaio Jr Kurzbiografie englisch bei De Imperatoribus Romanis mit Literaturangaben Anmerkungen Bearbeiten Auf diese Falschung hat zuerst Hermann Dessau Uber Zeit und Personlichkeit der Scriptores Historiae Augustae in Hermes 24 1889 S 337 392 hier S 342f hingewiesen Adolf Lippold Constantius Caesar Sieger uber die Germanen Nachfahre des Claudius Gothicus Der Panegyricus von 297 und die Vita Claudii der HA in Chiron 11 1981 S 347 369 versuchte die Erfindung der Sage noch in die Regierungszeit des Constantius zu rucken ohne sich damit aber in der Fachwelt durchsetzen zu konnen Anonymus Valesianus 2 2 2 Ambrosius von Mailand De obitu Theodosii 42 Dass Konstantin keiner ehelichen Verbindung entstammte stellt zum Beispiel Zonaras 13 1 4 fest Akzeptiert wird diese Aussage zum Beispiel von Manfred Clauss Konstantin der Grosse und seine Zeit Munchen 1996 S 19 und Richard Klein Helena II Kaiserin in Reallexikon fur Antike und Christentum Band 14 1988 Sp 355 375 hier Sp 356 Bruno Bleckmann Konstantin der Grosse Reinbek 1996 S 16 spricht von einer langjahrige n Lebensgemeinschaft die unter Soldaten durchaus als eheahnliches Verhaltnis galt Anders Timothy D Barnes The new empire of Diocletian and Constantine London 1982 S 36 der eine Heirat annimmt Michael Grant Die romischen Kaiser Von Augustus bis zum Ende des Imperiums 1985 S 271 Eutropius Breviarium ab urbe condita 10 1 Vgl Anthony R Birley The Roman Government of Britain Oxford 2005 hier S 385ff mit Quellenausschnitten und weiterer Literatur Vgl ein Militardiplom vom 7 Januar 306 in dem Constantius als Britannicus maximus II bezeichnet wird AE 1961 240 Origo Constantini 2 4 Dazu Wolfgang Kuhoff Diokletian und die Epoche der Tetrarchie Das romische Reich zwischen Krisenbewaltigung und Neuaufbau 284 313 n Chr Frankfurt am Main 2001 S 794 Anthony R Birley The Roman Government of Britain Oxford 2005 hier S 406 VorgangerAmtNachfolgerMaximianRomischer Kaiser 293 305 306Severus und Konstantin I Normdaten Person GND 119159589 lobid OGND AKS LCCN n85121423 VIAF 37720468 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Constantius I ALTERNATIVNAMEN Constantius Flavius Valerius Chlorus nicht zeitgenossischer Beiname KURZBESCHREIBUNG romischer KaiserGEBURTSDATUM um 250STERBEDATUM 306STERBEORT Eboracum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Constantius I amp oldid 237390090