www.wikidata.de-de.nina.az
Der Codex Iustinianus ist einer von vier Teilen des spater so bezeichneten Corpus iuris civilis Corpus iuris civilis Romani Institutiones et Digestae Gothofredus 1583Am 13 Februar 528 gab Kaiser Justinian mit der Constitutio de novo codice componendo auch Constitutio Haec den Codex als erstes der vier Werke in Auftrag Justinian liess alle noch geltenden Anordnungen Reskripte die seit Hadrian 117 bis 138 erlassen worden waren zusammenstellen Sie sollten Bestandteil einer Kompilation werden in der auch materielles romisches Recht vereinheitlicht werden sollte soweit es in der Spatantike noch Geltung beanspruchen durfte Zur Umsetzung erhielten die Gesetzesautoren grosszugige Gestaltungsspielraume die insoweit genutzt wurden als die Rechtslage aktualisiert und die Rechtsmaterialien erheblich gekurzt wiedergegeben wurden Die Vorlagen dazu bildeten verschiedene private und offentliche Rechtssammlungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Entstehung 1 2 Inhalt 2 Ausgabe 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenGeschichte BearbeitenEntstehung Bearbeiten Das Kodifikationsanliegen stiess auf Widerstande denn es bestanden erhebliche inhaltliche Widerspruche zwischen dem klassischen Recht des 2 und 3 Jahrhunderts und der spatantiken Rechtspraxis des 5 und 6 Jahrhunderts Die obrigkeitsrechtlich ausgerichtete kaiserliche Verwaltung musste sich der Widerspruche annehmen um sie zu uberwinden Dazu wurden weitere kaiserliche Anordnungen getroffen und positivrechtlich festgehalten damit sie die Gesamtgesetzgebung erganzen 1 Der Codex Iustinianus wurde durchgangig in Latein geschrieben Latein war zur Zeit seiner Entstehung namlich noch Amtssprache in der ostromischen Verwaltung und in der Rechtsprechung Der Einfluss des Griechischen nahm allerdings zu weshalb Justinian wiewohl selbst lateinischer Muttersprachler nach 535 die meisten seiner eigenen Gesetze Novellae auch auf Griechisch veroffentlichen liess um fur die Bevolkerung besser verstandlich zu sein Die textlichen Kompilationen leitete federfuhrend Justinians Spitzenbeamter quaestor sacri palatii Tribonian Unterstutzung erhielt die Aufsicht von Rechtsgelehrten der hochangesehenen Rechtsschule von Beirut Auch Gelehrte aus Konstantinopel wirkten an den Arbeiten mit Der aus den Arbeiten erwachsende Codex bestand aus 12 Buchern und umfasste neben Rechtsauskunften betagtere aber fur den Rechtsverkehr weiterhin gultige Kaiserkonstitutionen In Buch 1 bezogen sie sich auf Kirchenrecht in den Buchern 2 8 auf das Privatrecht und das dazugehorige Prozessrecht Buch 9 erorterte Straf und Strafrechtsverfahrensrecht In den Buchern 10 12 wurden verwaltungs und finanzrechtliche Rechtsmaterialien behandelt Die erste Version des Codex wurde bereits am 7 April 529 durch die Constitutio Summa in Kraft gesetzt Ab dem 16 April war die Constitutio alleinige Quelle fur kaiserliches Recht Am 16 November 534 ersetzte sie der Codex Repetitae Praelectionis gultig ab dem 29 Dezember 534 Mit nur wenigen Lucken ist das Werk erhalten geblieben Fragmente der ersten Version von 529 sind lediglich auf Papyrus uberliefert vor allem P Oxy XV 1814 was einige Ruckschlusse auf die Unterschiede zwischen den beiden Fassungen erlaubt Diese waren vor allem durch die decisiones quinquaginta Funfzig Entscheidungen bedingt neue zentrale Bestimmungen Justinians erlassen seit 529 2 Viele Passagen der ersten Version des Codex waren damit fruh schon uberholt worden Inhalt Bearbeiten Der Codex fasste alle gultigen Kaisergesetze Reskripte von der Zeit des Kaisers Hadrian 117 bis 138 bis ins Jahr 534 zusammen Zusammen mit dem etwa hundert Jahre alteren Codex Theodosianus wurde er damit zu einer zentralen Quelle des klassisch romischen Rechts und der spatantiken Rechtspraxis Alle nicht aufgenommenen Gesetze verloren ihre Gultigkeit alle aufgenommenen Gesetze hingegen unterlagen unmittelbarer Gesetzeskraft In der Forschung umstritten ist mit welcher Intensitat die Kompilatoren in die Wortlaute alterer Edikte und Reskripte eingegriffen hatten Haufig wurde jedenfalls das gestrichen was auf gesetzliche Regelungen konkret hinwies Die Auswertung der Hinterlassenschaft wird dadurch erschwert Der zeitliche Ausgangspunkt fiel auf Hadrian deshalb weil unter ihm das pratorische Edikt festgeschrieben worden war Das anderte den modus operandi der romischen Gesetzgebung erheblich Der Codex wurde in jeweils eigenen Buchern noch erganzt durch griechische Ubersetzungen der Kaiserkonstitutionen die sich auf die Umsetzung der klassisch wissenschaftlichen Juristentexte bezogen so etwa die Digesten Zentrales Werk fur das formelle und materielle Zivil und Strafrecht wurde das Rechtslehrbuch der Institutionen Justinians Die inneren Widerspruche der Werke zueinander wurden weitestgehend beseitigt 3 4 Alle Werke zusammengefasst ergaben das spater so genannte Corpus iuris civilis Zum Abschluss des Gesamtwerks wurden ab 535 noch die qualitativ als schwach 1 wahrgenommenen Novellae hinzugefugt Diese enthielten Justinians neueste Kaisererlasse welche auch auf Griechisch abgefasst wurden sofern sie nicht primar lateinischsprachige Reichsteile betrafen Viele der Novellen sind lediglich in der griechischen Version erhalten geblieben doch spricht vieles dafur dass es zumindest bei den im gesamten Reich gultigen Gesetzen Justinians stets auch offizielle lateinische Fassungen gab Dem Codex Iustinianus gingen altere private Sammlungen von kaiserlichen Konstitutionen voraus etwa jene Diokletians Etwa Ende des 2 Jahrhunderts hatte dieser die Codices Gregorianus und Hermogenianus auf den Weg gebracht Von Bedeutung ist auch die amtliche Sammlung des Kaisers Theodosius Sein Codex entstand bereits 438 Das justinianische Gesamtwerk bildete den letzten Hohepunkt des Schaffens im antiken romischen Recht Zum Ende der Spatantike und im Fruhmittelalter konnte der Codex lediglich wenig Bedeutung erlangen eine verhaltnismassig noch grossere im Westen des Reiches wo der theodosianische Codex allerdings ungleich einflussreicher war Seine volle Wirkung fur die gegenwartige Forschung entfaltete das Werk erst mit seiner ersten Rezeption im Hochmittelalter an der Hochschule von Bologna Bis heute hat der Codex Einfluss auf europaische Rechtssysteme Aber nicht nur der Codex auch die anderen Teile des Corpus Iuris erlebten in Westeuropa ihre Renaissance Ausgabe BearbeitenPaul Kruger Hrsg Corpus Iuris Civilis Bd 2 Codex Iustinianus Berlin 1906 Digitalisat Literatur BearbeitenBela Adamik Zur Geschichte des offiziellen Gebrauchs der lateinischen Sprache Justinians Reform In Acta Antiqua Academiae Scientiarum Hungaricae Bd 43 Nr 1 2 November 2003 ISSN 0044 5975 S 229 241 doi 10 1556 AAnt 43 2003 1 2 16 behandelt die Sprache des Codex und der Novellae Iole Fargnoli Hrsg ACTI Auxilium in Codices Theodosianum Iustinianumque investigandos LED Edizioni Universitaire Mailand 2009 ISBN 978 88 7916 403 0 Paul Jors Codex Iustinianus In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 1 Stuttgart 1900 Sp 167 170 Wolfgang Kaiser Die Zweisprachigkeit reichsweiter Novellen unter Justinian Studien zu den Novellen Justinians In Zeitschrift der Savigny Stiftung fur Rechtsgeschichte Romanistische Abteilung Bd 129 Heft 1 2012 S 392 474 doi 10 7767 zrgra 2012 129 1 392 Kaiser widerspricht in mehreren Punkten Adamik und vertritt die Position Justinian habe die Sprache der Gesetzgebung nach Vollendung des Codex keineswegs vollstandig auf Griechisch umgestellt dass die meisten Novellen nur auf Griechisch erhalten sind verdanke sich nur dem Umstand dass man in Byzanz ab dem 7 Jahrhundert kein Latein mehr sprach Hartmut Leppin Die Gesetzgebung Iustinians der Kaiser und sein Recht In Karl Joachim Holkeskamp Elke Stein Holkeskamp Hrsg Erinnerungsorte der Antike Die romische Welt Beck Munchen 2006 ISBN 3 406 54682 X S 457 466 knappe Einfuhrung auf dem neuesten Forschungsstand und mit weiterfuhrenden Literaturangaben Bastian Zahn Einfuhrung in die Quellen des romischen Rechts In JURA Juristische Ausbildung 2015 S 452 f Weblinks BearbeitenCodex Iustinianus lateinischer Text ohne griechischen Text fr Website Englische Ubersetzung Annotated Justinian Code Fred H Blume edited by Timothy Kearley englische Ubersetzung The Roman Law Library an der Universitat Pierre Mendes France Grenoble II Deutsche Ubersetzung der Bucher 1 12 Handschriftenbeschreibungen zum Codex Iustinianus in der Bibliotheca legum regni Francorum manuscripta Handschriftendatenbank zum weltlichen Recht im Frankenreich Karl Ubl Universitat zu Koln Anmerkungen Bearbeiten a b Okko Behrends Wolfgang Sellert Hrsg Der Kodifikationsgedanke und das Modell des Burgerlichen Gesetzbuches BGB 9 Symposium der Kommission Die Funktion des Gesetzes in Geschichte und Gegenwart In Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften in Gottingen Philologisch Historische Klasse Dritte Folge Nr 236 Vandenhoeck amp Ruprecht 2000 ISBN 3 525 82508 0 im Buch falsch mit Prufziffer 8 S 11 Fn 7 Paul Jors Decisiones quinquaginta In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band IV 2 Stuttgart 1901 Sp 2275 2277 Problematisch war insbesondere das Verhaltnis der Digesten zum Codex welcher Prajudizienverbote enthielt Vergleiche insoweit Digesta 1 3 38 und Codex 7 45 13 Spannungsverhaltnisse der beiden Bucher wurden zumeist aufgelost indem entweder die selbstandige Bedeutung der Digestenstellen betont oder umgekehrt heruntergespielt wurde Mehrdad Payandeh Judikative Rechtserzeugung Theorie Dogmatik und Methodik der Wirkungen von Prajudizien Mohr Siebeck Tubingen 2017 ISBN 978 3 16 155034 8 S 71 73 Normdaten Werk GND 4127108 7 lobid OGND AKS LCCN n85194972 VIAF 198934415 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Codex Iustinianus amp oldid 235044553