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Als galloromische Kultur wird die von der antiken romischen Zivilisation in Gallien beeinflusste Kultur bezeichnet Diese entwickelte sich im Laufe der Romanisierung Galliens in der Zeit nach Augustus Speziell galloromisch gepragt waren die sudlichen und mittleren Regionen Galliens wie Gallia Narbonensis welche sich spater zu Okzitanien entwickelte Aquitanien und die Auvergne Der Norden Galliens war im Vergleich dazu weniger stark romisch gepragt dennoch war auch hier der kulturelle Einfluss Roms bemerkbar wie etwa in Augusta Treverorum Trier das zur Gallia Belgica gehorte und im 3 4 Jahrhundert zur Kaiserresidenz aufstieg Amphitheater in NimesNoch heute sind mehrere Amphitheater und Aquadukte in Sudfrankreich zu besichtigen die den hohen Grad der Romanisierung in diesem Raum belegen Romisch gepragt waren Stadte wie Arles ab dem Beginn des 5 Jahrhunderts Sitz der gallischen Pratorianerprafektur Autun Cassinomagus Narbonne Nimes Lyon Orange und Vienne Seit der Herrschaft des Kaisers Claudius stiegen viele gallische Aristokraten in den Senat auf und wurden so von Beherrschten zu Herrschenden Die gallischen Eliten waren in dieser Zeit langst grundlich romanisiert In der Krisenzeit des Imperiums im 3 Jahrhundert war Gallien einige Jahre Teil des Imperium Galliarum welches sich von der romischen Zentralgewalt gelost hatte 260 274 bis es von Kaiser Aurelian wieder eingegliedert werden konnte Um diese Zeit kam es auch zu Unruhen in der weniger stark romanisierten Landbevolkerung siehe Bagauden Die romische Aquaduktbrucke Pont du Gard in SudfrankreichIm Laufe der Spatantike als germanische Krieger im Zuge der so genannten Volkerwanderung in das Imperium Romanum gelangten und nach dem Zusammenbruch Westroms in Gallien eigene Herrschaften errichteten kam es zu einer Transformation der galloromischen Kultur wenngleich sich vor allem im Suden die Reste der romischen Zivilisation langer halten konnten als in vielen anderen Teilen des auseinanderbrechenden Westreiches Die Oberschicht Galliens rivalisierte Mitte des 5 Jahrhunderts mit jener Italiens und versuchte 455 in Gestalt von Avitus einen der Ihren als Kaiser durchzusetzen Nach dem Scheitern des Avitus und dem Tod seines Nachfolgers Majorian verlor die galloromische Elite deren Mitglieder vor allem im 4 Jahrhundert in hochste Reichsamter aufgestiegen waren endgultig an Einfluss auf den Kaiser Die Kirche ubernahm Mitte bis Ende des 5 Jahrhunderts zunehmend die Rolle des zusammenbrechenden westromischen Staates als Autoritat Der bedeutendste Galloromer des 5 Jahrhunderts war Sidonius Apollinaris der klassisch gebildet war Seine Briefe geben einen guten Einblick in die Verhaltnisse Galliens in der Spatantike Er stand mit mehreren anderen vornehmen Galloromern in Kontakt so unter anderem mit dem Bischof Ruricius von Limoges der wiederum auch Kontakte zu Caesarius von Arles unterhielt Im Zuge des staatlichen Zusammenbruchs Westroms suchten die Galloromer nun andere Betatigungsfelder wodurch die katholische Kirche zum Sammelpunkt wurde Galloromer die zuvor eine weltliche romische Beamtenlaufbahn eingeschlagen hatten traten nun in kirchliche Dienste Dies betraf vor allem Mitglieder des gallischen Senatsadels deren Vorfahren gleich welcher Herkunft sie ursprunglich waren im 4 und 5 Jahrhundert hohere romische Staatsamter bekleidet hatten und im Reichsdienst aufgestiegen waren Sie zahlten zur vornehmsten Schicht der galloromischen Gesellschaft und waren in der Folgezeit wichtige Trager spatantiker kultureller Traditionen Ihre hervorgehobene soziale Stellung bemuhten sie sich nun durch Ausubung lokaler bzw kirchlicher Amter zu bewahren In Nordgallien etablierten sich im Zeitraum von 461 62 bis 486 87 selbststandige romische Herrschaften unter Aegidius Paulus und Syagrius wahrend der comes Arbogast der Jungere die Region um Trier noch einige Zeit hielt nachdem die Westgoten Burgunden und Franken immer grossere romische Gebiete unter ihre Kontrolle gebracht hatten Als der frankische rex Chlodwig I der von 486 87 bis 511 zum bedeutendsten Herrscher in Gallien aufstieg zum Christentum ubertrat erleichterte dies die Integration der Franken in die galloromische Gesellschaft Die Merowinger nutzten die galloromischen Eliten in erster Linie die Bischofe wie beispielsweise um 500 Caesarius von Arles oder Remigius von Reims fur ihren Verwaltungsapparat der sich noch lange am romischen Vorbild orientierte Noch bis ins 7 Jahrhundert hinein stellte die galloromische Fuhrungsschicht in Sudgallien einen bedeutenden Machtfaktor dar besonders aufgrund der relativ starken Stellung der Bischofe in den Civitates Der Ruckzug der an der Antike orientierten galloromischen Kultur kundigte sich in dieser Zeit bereits an doch die klassische Bildung war noch im ausgehenden 6 Jahrhundert ein Elitekennzeichen durch das sich Manner wie der Dichter Venantius Fortunatus oder der galloromische Bischof und bedeutende Geschichtsschreiber Gregor von Tours der selbst einer senatorischen Familie entstammte von den kriegerischen Barbaren abzuheben suchten Dies galt umso mehr als Gallien im beginnenden Fruhmittelalter von den katholischen Merowingern beherrscht wurde so dass die Konfession nun als Unterscheidungsmerkmal wegfiel Literatur BearbeitenHelga Botermann Wie aus Galliern Romer wurden Leben im Romischen Reich Klett Cotta Stuttgart 2005 ISBN 3 608 94048 0 1 Steffen Diefenbach Gernot Michael Muller Hrsg Gallien in Spatantike und Fruhmittelalter Kulturgeschichte einer Region Millennium Studien 43 de Gruyter Berlin u a 2013 ISBN 978 3 11 026005 2 John Drinkwater Hugh Elton Hrsg Fifth Century Gaul A Crisis of Identity Cambridge University Press Cambridge u a 1992 ISBN 0 521 41485 7 Marcello Ghetta Spatantikes Heidentum Trier und das Trevererland Geschichte und Kultur des Trierer Landes Bd 10 Kliomedia Trier 2008 ISBN 978 3 89890 119 2 Joachim Gruber Gallien In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 4 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1989 ISBN 3 7608 8904 2 Sp 1092 1094 Ralph W Mathisen Danuta Shanzer Hrsg Society and Culture in Late Antique Gaul Revisiting the Sources Ashgate Aldershot u a 2001 ISBN 0 7546 0624 4 Karl Friedrich Stroheker Der senatorische Adel im spatantiken Gallien Alma Mater Verlag Tubingen u a 1948 Unveranderter reprografischer Nachdruck Sonderausg Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1970 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary galloromisch Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenAnmerkungen Bearbeiten Vgl dazu die Besprechungen von Holger Muller in H Soz Kult 5 September 2005 online Bert Freyberger in Plekos 7 2005 S 79 84 online Ralph Haussler in sehepunkte 5 2005 Nr 11 15 November 2005 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Galloromische Kultur amp oldid 225163415