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Portal Geschichte Portal Biografien Aktuelle Ereignisse Jahreskalender Tagesartikel 7 Jh 8 Jh 9 Jahrhundert 10 Jh 11 Jh 800er 810er 820er 830er 840er 850er 860er 870er 880er 890er Das 9 Jahrhundert begann am 1 Januar 801 und endete am 31 Dezember 900 Die Weltbevolkerung in diesem Jahrhundert wird auf 200 bis 300 Millionen Menschen geschatzt Das Europa dominierende Frankenreich teilte die Konigsdynastie der Karolinger in mehrere Teilreiche Aufgrund innerdynastischer Kampfe verloren die Karolinger an Macht und Bedeutung Parallel fuhren die Wikinger an Europas Kusten und uber seine Flusse plunderten betrieben Handel und liessen sich schliesslich in einigen Gebieten nieder Das byzantinische Reich blieb trotz zahlreicher Angriffe stabil wahrend die Kalifen von Bagdad zunehmend Macht einbussten Auf dem Gebiet des Kalifats entstanden zahlreiche unabhangige muslimische Teilreiche Auch in Ostasien erlebten die meisten grosseren Reiche ihren Niedergang Tibet das Reich der Uiguren und Nanzhao brachen auseinander und die koreanische Halbinsel wurde von Burgerkriegen erschuttert In China und Japan verlor die Zentralmacht jegliche Bedeutung 1 Globale territoriale Situation im 9 Jahrhundert Inhaltsverzeichnis 1 Europa 1 1 Die Franken 1 1 1 Politische Entwicklung 1 1 2 Gesellschaft und Wirtschaft 1 2 Wikinger und Britische Inseln 1 3 Iberische Halbinsel 1 4 Ost und Sudosteuropa 1 5 Religion Kultur und Bildung im christlichen Europa 2 Byzanz und die muslimische Welt 2 1 Byzanz 2 2 Muslimische Welt 2 2 1 Politische Entwicklung 2 2 2 Recht Wissenschaft und Kultur 3 Afrika 4 Asien 4 1 Indischer Subkontinent 4 2 China 4 3 Japan 4 4 Zentral Ost und Sudostasien 5 Amerika 6 Ereignisse 6 1 Europa 6 2 Asien 7 Personlichkeiten 7 1 Europa 7 2 Byzanz die muslimische Welt und Asien 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseEuropa BearbeitenIn Europa ist dieses Jahrhundert Teil des Fruhmittelalters ca 500 1050 Aufteilung des Frankenreiches durch den Vertrag von Verdun 843 Die Franken Bearbeiten Politische Entwicklung Bearbeiten Zu Beginn des Jahrhunderts schloss Karl der Grosse seine Eroberungen zur Erweiterung des Frankenreiches das er im vorherigen Jahrhundert zum dominierenden Reich Europas gemacht hatte ab Danach konzentrierte er sich wie auch sein ihm im Jahr 814 nachfolgender Sohn Ludwig der Fromme auf die Starkung der Einheit und Einheitlichkeit des Reiches Dem stand jedoch das frankische Prinzip entgegen das Reich nach dem Tod eines Monarchen unter den Sohnen aufzuteilen Der Versuch Ludwigs einerseits alle seine Sohne und insbesondere auch seinen Sohn aus zweiter Ehe zu berucksichtigen andererseits aber seinem Sohn Lothar eine Vorrangstellung einzuraumen fuhrte in den Jahren 829 bis 842 zu schweren Konflikten zwischen den Sohnen und ihrem Vater sowie zwischen den Sohnen untereinander 2 Obwohl er mehrfach abgesetzt wurde kam Ludwig immer wieder auf den Thron zuruck Sein Tod loste schliesslich militarische Auseinandersetzungen seiner Sohne untereinander aus die mit dem Vertrag von Verdun des Jahres 843 vorlaufig beigelegt wurden Das Reich wurde unter den Brudern in ein Westfrankenreich ein Ostfrankenreich und ein Mittelreich aufgeteilt Das Mittelreich wurde unter den Sohnen seines Herrschers Lothars wiederum geteilt Die letzte Revision der Teilung des Frankenreichs erfolgte im Vertrag von Ribemont im Jahr 880 Der Norden des Mittelreiches wurde dem Ostfrankenreich zugeschlagen Der Rest des Mittelreiches wurde in die Gebiete Konigreich Burgund und das spatere Konigreich Italien aufgeteilt Neben diesen drei Reichen blieb das Westfrankenreich bestehen Aus dem Westfrankenreich ging spater Frankreich und aus dem Ostfrankenreich und dem Konigreich Italien das Heilige Romische Reich Deutscher Nation hervor Ab dem Jahr 888 genugte das Argument von der karolingischen Dynastie abzustammen nicht mehr um zum frankischen Konig gewahlt zu werden 3 Im Westfrankenreich gelangte der erste Nichtkarolinger auf den Thron Karl der Grosse und Ludwig der Fromme starkten die im 8 Jahrhundert etablierte Grafschaftsverfassung und banden die Amtstrager die weitgehende Vollmachten insbesondere als Heerfuhrer und Richter hatten an den Konig Amtstrager die zumeist aus dem hohen Adel stammten waren Grafen Abte und Bischofe Dies spiegelte die politische Struktur wider die keine Trennung von Kirche und weltlichem Reich kannte Abte und Bischofe nahmen neben geistlichen Aufgaben auch im starken Masse weltliche Aufgaben war Andererseits interpretierte der Konig sein Handeln religios Durch schriftliche Anweisungen Kapitularien deren Befolgung von Konigsboten kontrolliert wurde versuchten sie einheitliche Praktiken im gesamten Frankenreich herzustellen Mit den Auseinandersetzungen ab dem Jahr 830 horte diese Praxis auf 2 Im Laufe des 9 Jahrhunderts wurden immer mehr Grafenamter erblich 4 Durch Amterhaufungen und Erfolge bei der Abwehr ausserer Feinde entstanden grossere Machtgebilde die Herzogtumer Diese Zwischengewalten deren genaue Entstehung und Charakter umstritten ist erlangten zum Ende des Jahrhunderts quasi konigliche Machtbefugnisse 5 Wurden diese Gebilde im Ostfrankischen Reich in die Reichsverwaltung eingegliedert so erlangten sie im Westfrankischen Reich eine gegenuber dem Konig weitgehend selbststandige Stellung Zusatzlich zu den innerdynastischen Kampfen die sich auch nach dem Jahr 843 fortsetzten waren die frankischen Teilreiche von ausseren Feinden bedroht Die Wikinger unternahmen regelmassig Beutezuge in das Frankenreich wobei sie uber die Flusse tief ins Landesinnere vorstiessen Der Widerstand der den Wikingern entgegengebracht wurde war nicht nachhaltig und wurde oft als lokale Selbsthilfe organisiert 6 Weitere Angriffe erfolgten von Slawen an der Ostgrenze und durch muslimische Nordafrikaner von den Franken auch Sarazenen genannt in Italien und Sudfrankreich 7 Fur die Abwehr ausserer Angriffe in den Grenzgebieten den Grenzmarken waren im Frankenreich die Markgrafen zustandig die weitreichende Amtsvollmachten hatten Diese Basis nutzen sie im Verlauf des 9 Jahrhunderts aus um ihre Herrschaftsgebiete innerhalb der Reichsgrenzen zu erweitern 8 Torhalle LorschGesellschaft und Wirtschaft Bearbeiten In diesem Jahrhundert setzte sich der Bevolkerungsanstieg des 8 Jahrhunderts in West und Mitteleuropa fort so dass fur die letzte Halfte des 8 und das gesamte 9 Jahrhundert eine Verdoppelung der Bevolkerung angenommen wird 9 Kriege Hungersnote und Krankheiten wirkten dem Anstieg entgegen und verlangsamten ihn zum Ende des Jahrhunderts Die Bewohner des Frankenreiches hatten nach uberstandener Kindheit eine Lebenserwartung von 44 bis 47 Jahren wobei die Kindersterblichkeit hoch war Die Gesellschaft gliederte sich in Freie und Unfreie wobei der jeweilige Status erblich war Die Unfreien waren von einem Herren abhangig der ihnen Schutz zu gewahren hatte jedoch in vielen Lebensbereichen uber sie bestimmen konnte Die Rechte und Pflichten des Unfreien und seines Herren waren jedoch im Einzelfall sehr verschieden 10 Aus den Freien hob sich der Adel heraus der durch Amter privilegiert war Im 9 Jahrhundert fand verstarkt ein Prozess der Herrschaftsintensivierung des Adels zu Lasten der ubrigen Freien statt 11 Viele Kriegsdienste und immer aufwendigere Waffen und Rustungen die sie selber stellen mussten waren fur die Freien eine zunehmende Belastung So hielten es zahlreiche Freie fur wirtschaftlich gunstiger unfreie Pachter eines Grundherrn zu werden um von den Kriegslasten befreit zu werden 12 Die Gesellschaft war stark agrarisch gepragt Der weitaus grosste Teil der Menschen wohnte in kleinen Dorfern auf dem Land Die meisten Stadte die auf romische Grundungen zuruckgingen lagen in West und Sudeuropa Reichtum begrundete sich im Wesentlichen auf Landbesitz Der Grund und Boden gehorte meistens Grossgrundbesitzern wie Konigen Adeligen Bischofen oder Klostern Die Art und Weise wie dieser Landbesitz bewirtschaftet wurde war regional unterschiedlich In den Kerngebieten des Frankenreiches setzte sich die Grundherrschaft durch Neben den wirtschaftlichen Rechten ubte der Grundherr auch die Gerichtsbarkeit und Polizeigewalt auf seinem Grundbesitz aus Eine weitverbreitete Form der Grundherrschaft war die Villikation Einen Teil des Grundbesitzes verpachteten die Grundherren an unfreie und freie Pachter die ihn eigenverantwortlich bewirtschafteten Den Herrenhof bewirtschafteten sie selbst mit Hilfe von Unfreien und durch die Frondienste der Pachter In immer mehr Gebieten setzte sich die Anbaumethode der Dreifelderwirtschaft durch und fuhrte zusammen mit der Einfuhrung des Wendepfluges zu Ertragssteigerungen Ferner fuhrte die flachendeckende Einfuhrung der Wassermuhle zu Arbeitserleichterungen 13 Die Menschen ernahrten sich uberwiegend von Getreideprodukten ferner von Milchprodukten und Gemuse 14 Das frankische Reich umfasste viele unterschiedliche Volksgruppen Weder die Sprache noch die Sitten und Gebrauche waren einheitlich Wurden im Westfrankenreich romanische Dialekte gesprochen sprachen die Menschen im Ostfrankenreich germanische Volkssprachen Die sprachliche Trennung wird in den Strassburger Eiden sichtbar ein Dokument das sowohl in einer romanischen Sprache als auch einem frankisch germanischen Dialekt geschrieben wurde Obwohl man das gesamte Jahrhundert an der Idee des einheitlichen Frankenreiches das in Teilreiche untergliedert wurde festhielt kam es zu einer zunehmenden Entfremdung des westlichen vom ostlichen Reichsteil Wikinger und Britische Inseln Bearbeiten Reiserouten und Siedlungsgebiete der Wikinger Britannien um 878In Skandinavien siedelten im 9 Jahrhundert viele kleine Bauerngemeinschaften die zu zahlreichen Furstentumern gehorten Seit den 790er Jahren unternahmen einige Gruppen aus diesen Gemeinschaften regelmassig Fahrten mit den von ihnen konstruierten Wikingerschiffen an die Kusten und uber die Flusse Europas Zweck dieser Fahrten waren zuerst Raubzuge aber dann auch Handel und schliesslich die Besiedlung neuen Landes Diese Gemeinschaften nennt man Wikinger und den Zeitraum in dem sie regelmassig Fahrten unternahmen folglich die Wikingerzeit Schiffe vom Typ der Wikingerschiffe wurden in Skandinavien konstruiert gebaut und hauptsachlich von Wikingern benutzt Mit ihnen konnten sie sowohl auf hoher See als auch in seichten Kustengewassern und auf Flussen fahren Sowohl ihr Segel als auch ihre Ruder konnten ihnen als Antrieb dienen Ihre Ziele lagen im Frankenreich in Irland und England Sie unternahmen aber auch Beutezuge auf die iberische Halbinsel Viele Uberfalle wurden durch danische Wikinger an den Kusten des Frankenreiches und Englands durchgefuhrt wobei sie ab den 830er Jahren vermehrt Flusse herauf fuhren Andere Wikingergruppen fuhren uber die Flusse Osteuropas vom Baltikum bis zum Schwarzen Meer Bei diesen Fahrten nahm der Handel unter anderem mit Byzanz eine grosse Rolle ein Ein Teil der Wikinger liess sich an den Flussen nieder und grundete kleine Herrschaften Diese Wikinger wurden von den einheimischen Slawen Rus genannt wovon sich der Name Russland ableitet Im 10 Jahrhundert stieg das in diesem Jahrhundert gegrundete Reich der Kiewer Rus zur Regionalmacht auf Auch in anderen Gebieten Europas liessen sich Wikinger ab den 860er Jahren dauerhaft nieder So siedelten sie auf den britischen Inseln und auf Island Zu Beginn des Jahrhunderts teilten sich mehrere Konigreiche unterschiedlicher Grosse die britische Insel wobei im heutigen Schottland und Wales die Kleinkonigreiche uberwogen Im Suden der Insel konnte das Konigreich Wessex in der ersten Jahrhunderthalfte die Vorherrschaft zulasten des Konigreiches Mercia erringen War England zunachst nur den Raubzugen der Wikinger ausgesetzt so eroberten sie vom heutigen Danemark aus ab dem Jahr 866 ein grosses Gebiet im Osten und der Mitte der britischen Insel das Danelag genannt wird Der ab dem Jahr 871 regierende Konig von Wessex der spater Alfred der Grosse genannt wurde einte alle verbliebenen angelsachsischen Konigreiche drangte die Wikinger zuruck und zwang ihnen einen Friedensvertrag auf Der Konig der heute als erster Konig Englands gilt betrieb in seinem Reich eine Kulturforderung nach dem Vorbild des frankischen Reiches Iberische Halbinsel Bearbeiten Die iberische Halbinsel um 814Die Iberische Halbinsel teilten sich die im Norden gelegenen christlichen Reiche das Konigreich Asturien sowie die Spanische Mark des Frankenreiches und das muslimische Emirat von Cordoba das den grossten Teil der Halbinsel beherrschte Das Konigreich Asturien setzte die Ruckeroberung der muslimisch beherrschten Gebiete die sogenannte Reconquista fort Diese dauerte mehrere Jahrhunderte und wurde im Jahr 1492 abgeschlossen In diesem Jahrhundert wurde das Gebiet bis zum Fluss Duero erobert Das gesamte Jahrhundert versuchten die Emire ihre zentrale Herrschaft die von ihrer Hauptstadt Cordoba ausging durchzusetzen Hinsichtlich des Hofprotokolls und der Forderung von Wissenschaft und Kunst orientierten sie sich am Kalifat von Bagdad Neben Aufstanden zu Beginn des Jahrhunderts gab es an seinem Ende grossere Aufstande muslimisch gewordener Nachfahren der Westgoten auch Muladies genannt Die zentrale Forderung der Aufstandischen deren Zentren im Norden des Emirats lagen war die Gleichberechtigung mit den arabischen Eroberern Im Emirat wurden weitere Gruppen der Nachfahren der Westgoten muslimisch Dennoch konnten die Christen und Juden ihren Glauben behalten Wie uberall im Emirat setzten sich auch bei ihnen die arabische Sprache und Kultur durch Ost und Sudosteuropa Bearbeiten Bulgarien 803 831 Im Jahr 831 war die Bildung des Mahrerreiches dessen Kerngebiet im Osten des heutigen Tschechien und der Slowakei lag unter Konig Mojmir I abgeschlossen Sein Reich stand regelmassig im Konflikt mit dem Ost frankischen Reich um die Vormachtstellung in der Region Mit Vollendung der Reichsgrundung begann die Christianisierung des Landes die ab dem Jahr 662 massgeblich von den Missionaren Kyrill und Method durchgefuhrt wurde Die Missionare die von Byzanz geschickt wurden waren mit dem byzantinischen Ritus vertraut und sollten ein Gegengewicht zur frankischen Kirche bilden die dem papstlichen Lager anhing Spater wechselte die mahrische Kirche ins papstliche Lager Weiter sudlich auf dem Balkan erstreckte sich das Bulgarische Reich Durch stetige Kriegszuge konnten die Bulgaren die Flache ihres Reiches in diesem Jahrhundert mehr als verdoppeln wobei sie vom Zerfall des Awarenreiches profitierten Mitte des Jahrhunderts fuhrten die Bulgarischen Herrscher das Christentum ein und entschieden nach einiger Zeit den byzantinischen Ritus zu ubernehmen Der altbulgarische Adel wurde aufgrund seiner Opposition gegen die Christianisierung vom Khan dem obersten Herrscher des Reiches entmachtet Die Veranderung der Fuhrungsschicht und die Tatsache dass die Christianisierung in slawischer Sprache erfolgte fuhrte zu einem Vorrang der slawischen Kultur Der Prozess der Verschmelzung der beiden Bevolkerungsgruppen der Protobulgaren und Slawen wurde abgeschlossen Religion Kultur und Bildung im christlichen Europa Bearbeiten Im Frankenreich den britischen Inseln und Italien war das Christentum nach dem katholischen Bekenntnis die herrschende Religion Die christliche Missionstatigkeit zeigte in diesem Jahrhundert vor allem bei den Slawen und Bulgaren grosse Erfolge Trager dieser Mission waren die Missionare Kyrill und Method Beide ubersetzten einige liturgische und biblische Texte in die von ihnen entwickelte altkirchenslawische Sprache Als alteste slawische Schriftsprache ermoglichte sie allen slawischen Volkern schriftliche Aufzeichnungen in ihrer Sprache zu tatigen Uber die Missionierung der Slawen kam es zu Auseinandersetzungen zwischen den Herrschern und Klerikern die papstlich orientiert waren und denen die byzantinisch orientiert waren Wahrend sich die byzantinische Seite in Bulgarien durchsetzte gewann die papstliche Seite bei den nordlich der Bulgaren lebenden Slawen die Oberhand Neben diesen Auseinandersetzungen gab es machtpolitisch gepragte Auseinandersetzungen zwischen den byzantinischen Patriarchen und den Papsten Die im Morgenlandischen Schisma des 11 Jahrhunderts besiegelte Trennung zwischen romisch katholischer Kirche und orthodoxer Kirche begann sich abzuzeichnen In den im 8 Jahrhundert missionierten Regionen ostlich des Rheins etablierte sich eine kirchliche Struktur nach dem Vorbild des ubrigen Frankenreiches Bistumer wurden gegrundet und Pfarrbezirke abgesteckt Dies und zahlreiche Klostergrundungen trugen zu einer Vertiefung des Glaubens der Bevolkerung bei Die Kirche ubernahm in allen christlich gepragten Landern im erheblichen Masse auch weltliche Aufgaben Bischofe und Abte waren in die Herrschaftsstruktur als lokale Regenten eingebunden Deshalb wurden sie insbesondere im Frankenreich von den Konigen oder Adeligen in ihr Amt eingesetzt Zwar hatten die Papste ein hohes Ansehen und ihre Meinung war gefragt doch konnten sie nicht durchsetzen dass sie hierarchisch uber den Bischofen standen Um die Macht der Bischofe gegenuber den weltlichen Gewalten zu starken falschte eine Gruppe von Geistlichen im 9 Jahrhundert zahlreiche Dokumente die heute pseudoisidorische Dekretalen genannt werden Seitdem das Papsttum im 8 Jahrhundert eine Allianz mit den frankischen Konigen eingegangen war gewann es an Macht und Einfluss Die Kaiserkronung der frankischen Konige durch den Papst starkte die Allianz barg jedoch auch Konfliktpotential da mit Kaisertum und Papsttum ein universeller Machtanspruch verbunden war Dieser Konflikt zeigte sich zum ersten Mal im 9 Jahrhundert Um ihren Anspruch auf den Kirchenstaat und ihre Vormachtstellung uber die westliche Christenheit zu legitimieren benutzten die Papste eine Falschung die sogenannte Konstantinische Schenkung Danach habe der romische Kaiser Konstantin der Grosse schon im 4 Jahrhundert dem Papst eine auf das geistliche ausgerichtete aber auch fur das Weltliche wirksame Vorherrschaft uber Rom und das westromische Reich vermacht Auch wenn die Autoritat des Papstes im dritten Quartal des Jahrhunderts einen Hohepunkt erreichte so blieb sowohl diese als auch die Scharfe der Auseinandersetzung weit unter den Dimensionen des Hochmittelalters Die in diesem Jahrhundert in Erscheinung getretenen Falschungen spielten jedoch im Ringen der Papste des Hochmittelalters mit den weltlichen Herrschern eine entscheidende Rolle Im spaten 9 Jahrhundert sank jedoch die Autoritat des Papsttums das zum Spielball stadtromischer Innenpolitik wurde stark ab Lorscher Evangeliar KanontafelDie kulturelle Entwicklung des Frankenreiches die auch auf die anderen christlichen Reiche Europas ausstrahlte wurde gepragt von der karolingischen Renaissance Diese war eine Bildungsreform die auf Initiative Karls des Grossen im 8 Jahrhundert begann und deren Forderung sein Sohn Ludwig der Fromme fortsetzte Ziel war eine kulturelle Vereinheitlichung im Frankenreich die insbesondere auf eine kirchlich religiose Vereinheitlichung ausgerichtet war So wurde die lateinische Sprache als Verkehrssprache im Frankenreich eingefuhrt und eine einheitliche Schrift die karolingische Minuskel als verbindliche Schrift durchgesetzt Diese verbreitete sich allmahlich uber das ganze Abendland Liturgische Texte und der Bibeltext wurden zu einer einheitlichen Version redigiert Ferner wurde das Kopieren antiker Texte sowie deren Weiterverbreitung und Austausch gefordert Dies fuhrte im 9 Jahrhundert zu einer hohen Steigerung der Herstellung von Manuskripten 15 Akteure der Reform waren zum einen bedeutende Gelehrte die am Konigshof residierten zum anderen die Kloster In den Klostern wurden zahlreiche Schriften der Antike kopiert und getauscht Es wurden Dom und Klosterschulen eingerichtet wo sowohl kunftige Kleriker als auch Laien unterrichtet wurden 16 Zur Ordnung des Klosterlebens forderte Ludwig der Fromme von allen Klostern die Einhaltung der Ordensregel des Benedikt von Nursia 17 Mit Beginn der innenpolitischen Auseinandersetzungen im Frankenreich erlahmte der Eifer mit dem die Bildungsreform vom Konigshof betrieben wurde Das Ausbleiben der koniglichen Initiative wirkte sich allmahlich im ganzen Reich aus Besonders im Ostfrankenreich kam es am Ende des Jahrhunderts zu einem spurbaren Ruckgang der literarischen Produktion Dennoch wirkte sich die karolingische Renaissance auf das Kulturleben des gesamten Mittelalters aus Die Mehrzahl von Schriftstucken wurde in Latein verfasst Die von Einhard verfasste Biografie Karls des Grossen Vita Karoli Magni war ein bedeutendes literarisches Werk in lateinischer Sprache Aber es wurde auch Literatur in den Volkssprachen verfasst Unter Leitung des gelehrten Rabanus Maurus entstand um 830 mit dem althochdeutschen Tatian eine Evangelienubersetzung Als erster deutscher Dichter gilt Otfrid von Weissenburg der um 870 den Liber Evangeliorum ein althochdeutsches Bibelepos verfasste Bildung und die Kenntnis des Lesens und Schreibens war jedoch nur einer sehr kleinen Elite zuganglich Der uberwiegende Teil der Bevolkerung kommunizierte mundlich und uberlieferte auch Wissen mundlich Symbolische Handlungen Riten und uberlieferte Gebrauche spielten fur das Handeln dieser Menschen eine wichtige Rolle Ahnlich wie Karl der Grosse im Frankenreich jedoch erst in der zweiten Halfte des 9 Jahrhunderts trieb Alfred der Grosse die kulturelle Entwicklung in England voran Byzanz und die muslimische Welt BearbeitenByzanz Bearbeiten Byzantinisches Reich im Jahr 867 Hauptartikel Das 8 und 9 Jahrhundert Abwehrkampfe und Bilderstreit im Artikel Byzantinisches Reich Das Byzantinische Reich erlitt in der ersten Halfte des Jahrhunderts einige militarische Niederlagen Nach mehreren Niederlagen gegen die Bulgaren verlor es Gebiete auf der Balkanhalbinsel Ferner wurden die Inseln Kreta und Sizilien durch muslimische Truppen erobert Wenn auch nur kurzfristig gingen auch Gebiete in Suditalien und Kleinasien an diese verloren Ab den 840er Jahren profitierten die Byzantiner von den inneren Auseinandersetzungen im Kalifat Die Flotte gewann wieder an Bedeutung und in Ostanatolien und Syrien eroberten die Byzantiner wieder Gebiete zuruck Die erfolgte Christianisierung der Bulgaren nach byzantinischem Ritus brachte jedoch nur kurzfristig Erleichterung Innenpolitisch wechselten sich insbesondere in der ersten Jahrhunderthalfte starke und schwache Kaiser ab Sie kampften und besiegten Usurpatoren wie Thomas den Slawen 823 und als haretisch angesehene religiose Bewegungen wie die Paulikianer Besondere Aufmerksamkeit erlangte der Streit um die Verehrung religioser Bilder des 8 Jahrhunderts der vor dem Hintergrund der ausseren Bedrohungen und Niederlagen in der ersten Jahrhunderthalfte wiederauflebte Im Jahr 843 wurde die Bilderverehrung wieder zugelassen und der Streit beendet Die Finanzreformen des Kaisers Nikephoros I im ersten Jahrzehnt schafften Byzanz eine finanzpolitische Grundlage fur seine militarischen Unternehmungen in den folgenden Jahren Im Jahr 867 setzte sich die Makedonische Dynastie die Byzanz fast zwei Jahrhunderte lang regierte durch In der zweiten Jahrhunderthalfte hatte sich die aussenpolitische Bedrohung so entspannt dass ein von den Kaisern geforderter kultureller Aufschwung die Makedonische Renaissance stattfand Dabei kam es zu einer verstarkten Ruckbesinnung auf die Kultur der Antike wobei jedoch die Pflege der antiken Tradition von Byzanz auch zuvor niemals ganz aufgegeben worden war Das byzantinische Reich war in Bezirke die Themen genannt wurden aufgegliedert Diese wurden von militarischen Befehlshabern regiert die auch Machtbefugnisse uber die zivile Verwaltung hatten Vielen Soldaten gehorte Landbesitz der ihnen als wirtschaftliche Grundlage zur Ausubung ihres Kriegsdienstes diente 18 Im Ubrigen weitete der die Themen beherrschende Adel seinen Grundbesitz zu Lasten der kleinen Bauern aus die von ihm abhangig wurden In der zweiten Jahrhunderthalfte nahm der Patriarch Photios I eine bedeutende Rolle in der Vertretung der byzantinischen Kirche ein Mit mehreren Papsten hatte er Auseinandersetzungen uber religiose und kirchenpolitische Themen Im selben Zeitraum sandte Byzanz Missionare aus um die Chasaren die Bulgaren und Slawen zum christlichen Glauben zu bekehren Muslimische Welt Bearbeiten Politische Entwicklung Bearbeiten Das abbasidische Kalifenreich um das Jahr 850Anfang des Jahrhunderts beherrschten die Kalifen die der Abbasiden Dynastie angehorten ein Gebiet das von Nordafrika bis nach Zentralasien reichte Die Kalifen deren Amt erblich war hatten die oberste weltliche und religiose Autoritat inne und regierten ihr Kalifat zentralistisch von Bagdad aus Diese Stadt war mit fast einer Million Einwohnern zu Beginn des Jahrhunderts eine der bevolkerungsreichsten Stadte der Welt 19 Uber die Nachfolge des Kalifen Harun ar Raschid brach unter seinen Sohnen im Jahr 811 ein zweijahriger Erbfolgekrieg aus in dessen Folge insbesondere die Umgebung von Bagdad stark zerstort wurde Auch unter dem Sieger al Ma mun kam es zu verschiedenen Aufstanden und Revolten die dieser jedoch niederschlagen konnte Dessen Nachfolger Al Mu tasim bi llah reagierte auf die politisch instabile Situation und baute sich eine Privatarmee aus Militarsklaven die Mamluken genannt wurden auf 20 Als Angehorige der Turkvolker Zentralasiens die im Kalifat keine Wurzeln hatten waren die Militarsklaven stark an den Kalifen gebunden Nachdem sie eine gewisse Zeit gedient hatten wurden sie freigelassen Einige der Freigelassenen stiegen rasch in hohe militarische und zivile Posten im Kalifat auf 21 Da sich diese Sklaventruppe nicht in das Grossstadtleben Bagdads integrieren liess zog der Kalif mit ihnen in das rund 125 km entfernte Samarra das bis zum Jahr 892 die Residenz der Kalifen blieb Die Mamluken Truppe vergrosserte sich schnell und erlangte in der zweiten Jahrhunderthalfte die Macht zu bestimmen welches Mitglied der Abbasiden Familie Kalif wurde Die Herrschaft mehrerer Kalifen beendeten sie durch Mord Neben Truppen von freien Soldnern war der Typ der Mamluken Armee der vorherrschende Armeetyp des Kalifats Das Militar verbrauchte in der zweiten Halfte des Jahrhunderts mehr als die Halfte der Staatseinnahmen Aufgrund der finanziellen Lage vergaben die Kalifen zunehmend Grundstucke als Lehen sogenannte iqta an hohe Militars Diese starkten die Macht der Lehnsinhaber Auch in den folgenden Jahrhunderten konnten Angehorige der Mamluken immer wieder hochste Amter in der islamischen Welt erringen 21 Die in der Landwirtschaft um Basra tatigen afrikanischen Sklaven die Zandsch konnten im Zuge ihres Aufstandes der Jahre 869 einen eigenen Staat etablieren Dieser wurde im Jahr 892 vom abbasidischen Militar zerstort 22 Zur Ausubung ihrer Herrschaft bedienten sich die Kalifen einer Hierarchie von Amtstragern Die obersten Amtstrager standen in personlicher Bindung zum Herrscher Trotz dieser Bindung wurden gegenuber der vorabbasidischen Zeit hohe Anforderungen an die Kompetenz der Amtstrager gestellt In den Provinzen waren die Gouverneure die obersten Amtstrager die die lokale Verteilung der Macht mit den lokalen Eliten individuell aushandelten Zur Kommunikation hatten die Abbasiden ein ausgefeiltes Post und Nachrichtenwesen etabliert Ein weiteres zentrales Element der Verwaltung war die schriftliche Kommunikation auf Papier Die Kunst der Papierherstellung hatten die Abbasiden von den Chinesen im 8 Jahrhundert ubernommen Zum Ende des 8 Jahrhunderts besass Bagdad eine Papierfabrik 23 Zur Verwaltung der Provinzen des Kalifats setzen die Kalifen Gouverneure ein Im Laufe des Jahrhunderts erlangten immer mehr Gouverneure ihre politische Eigenstandigkeit von den Kalifen wobei sie ihre weltliche und religiose Oberherrschaft formell anerkannten Anfang des Jahrhunderts setzten die Kalifen die turkischstammige Dynastie der Aghlabiden als Gouverneure der nordafrikanischen Provinz Ifriqiya ein 24 Diese machten sich kurz nach ihrer Einsetzung vom Kalifat politisch unabhangig Die Aghlabiden herrschten uber eine weitgehend muslimische und arabisierte Bevolkerung die aber sehr unruhig war 24 Dies war ein Motiv den grossten Teil Siziliens und Gebiete in Suditalien von Byzanz erobern zu lassen Wahrend sie ihre Gebietserwerbungen in Sizilien halten konnten konnten die Byzantiner die Gebiete in Suditalien zum Ende des Jahrhunderts zuruckerobern Dennoch erlangten sie durch die Eroberungen eine bedeutende Stellung im westlichen Mittelmeer was der Provinz Ifriqiya zugutekam Investitionen in die Landwirtschaft und die Forderung von Handel und Gewerbe trugen zur wirtschaftlichen Blute bei Die Stadt Kairouan die eine Drehscheibe der Transsaharahandels war bluhte kulturell auf Auf der griechischen Insel Kreta grundeten muslimische Eroberer ein politisch selbstandiges Emirat Dieses nutzten sie als Basis fur zahlreiche Piratenuberfalle im gesamten Mittelmeer Auch in Agypten erlangte der lokale Statthalter der Kalifen einen hohen Grad an Selbstandigkeit und grundete die Tuluniden Dynastie 25 Anders als im Westen der Kalifenreiches errangen in Zentralasien und Ostpersien sowie dem Suden der arabischen Halbinsel lokale Familien aus eigener Kraft die eigenstandige Herrschaft uber die Gebiete 26 Die Kalifen erkannten im Nachhinein ihre Oberherrschaft an und die Dynastien erkannten im Gegenzug die Kalifen formal an Die zentralasiatischen Gebiete Chorasan und Transoxanien wurden von lokalen Dynastien den Tahiriden und den Samaniden beherrscht die in den 820er Jahren die Eigenstandigkeit vom Kalifen erlangten Am Ende des Jahrhunderts eroberten die Samaniden Chorasan das inzwischen von den Saffariden beherrscht wurde Die Gebiete der Samaniden profitierten vom Fernhandel uber die Seidenstrasse aber auch vom Sklavenhandel vor allem mit turkischstammigen Sklaven 27 Ferner war eine intensive Land und Weidewirtschaft sowie Handel und Gewerbe Teil der samanidischen Wirtschaft 26 Die Kultur die stark von den Abbasiden in Bagdad beeinflusst war aber auch eigenstandige Elemente enthielt bluhte Recht Wissenschaft und Kultur Bearbeiten Das Spiralminarett von Samarra eines der wichtigsten Architekturdenkmaler der AbbasidenzeitQuelle des Rechts in der islamischen Welt des 9 Jahrhunderts war die Scharia Wichtigste Wurzeln der Scharia waren der Koran und die Sunna die Summe aller uberlieferten Ausserungen und Handlungen des Religionsstifters Mohammed Die Scharia als solche war jedoch nicht schriftlich kodifiziert 28 Vielmehr legten islamische Rechtsgelehrte die im sunnitischen Islam vier Rechtsschulen angehorten fest was Scharia war Bei den politischen und sozialen Auseinandersetzungen der stadtischen Gesellschaft des 9 Jahrhunderts waren die Rechtsschulen die im 8 und 9 Jahrhundert entstanden von grosser Bedeutung 28 Im 9 Jahrhundert wurden die fur die islamische Rechtslehre bedeutenden Ausspruche des Religionsstifters Mohammed die zuvor mundlich uberliefert wurden zusammengetragen nach Echtsheitskriterien gefiltert und schriftlich festgehalten 29 Fur die Rechtsprechung setzten die Kalifen und Gouverneure Richter ein in deren Verfahren schriftliche Urkunden zunehmend wichtiger wurden Mit der im 8 Jahrhundert erlangten die Kenntnis der Papierherstellung war im Kalifat ein relativ preisgunstiger Schrifttrager verfugbar Dies fuhrte in diesem Jahrhundert zu einem starken Anstieg schriftlicher Aufzeichnungen Die dominierende Schrift und Verwaltungssprache war das Arabische das sich immer mehr im Kalifenreich durchsetzte Der Entstehungsprozess der arabischen Hochsprache die eine eindeutige Grammatik hat hatte im 8 Jahrhundert begonnen und setzte sich im 9 Jahrhundert fort 29 Sehr oft behandelten die Schriftstucke religiose Inhalte und die mit ihnen verwandten juristischen und geschichtlichen Themen Andere Schriftstucke widmeten sich naturwissenschaftlichen und philosophischen Themen Schliesslich wurden auch zahlreiche Werke fiktionaler Literatur in Poesie und Prosa geschaffen Die von den Kalifen und hohen Amtstragern des Kalifenreiches geforderte mannigfaltige Beschaftigung mit Religion Wissenschaft und Kultur wird oft als Blutezeit des Islam Goldenes Zeitalter des Islam oder Blutezeit der islamischen Kultur 22 bezeichnet Ein sehr wichtiger Ausgangspunkt fur die Kenntnisse in den nicht mit der Religion verwobenen Wissenschaften wie Mathematik Geographie Astronomie und Medizin dieser Zeit war das Wissen der griechischen Antike Griechische Schriften wurden systematisch gesammelt und ubersetzt wobei christliche Ubersetzer eine grosse Rolle spielten Ferner wurde Wissen aus anderen Kulturen uber das muslimische Handelsnetz erworben Die Ubernahme des dezimalen Zahlensystems aus Indien heute auch arabisches Ziffernsystem genannt war die Basis fur grosse Fortschritte in der Mathematik und anderen Naturwissenschaften Eine wichtige Institution dieser wissenschaftlichen Entfaltung war das im Jahre 830 gegrundete Haus der Weisheit ein Bibliothekssaal in dem sehr viele Handschriften zentral gesammelt wurden Nach der islamischen Expansion im 7 und 8 Jahrhundert wurde die Bevolkerung der eroberten Gebiete zu grossen Teilen nicht gezwungen zum Islam zu konvertieren Dennoch konvertierten zahlreiche Angehorige anderer Religionen zum Islam Im 9 Jahrhundert nahm die Zahl der Christen oder Zoroastrier in weiten Teilen des Kalifenreichs stark ab 22 Im Gegensatz zu den meisten anderen Provinzen blieb jedoch in Agypten der uberwiegende Teil der Bevolkerung christlich 30 Afrika BearbeitenIn Westafrika sudlich der Wuste Sahara lag das Reich von Ghana Dieses Konigreich kam durch die Forderung von Gold was es uber den Karawanenhandel durch die Sahara in die muslimischen Staaten Nordafrikas verkaufte zu grossem Reichtum 31 Im Gegenzug brachten die muslimischen Handler uber den Transsaharahandel den Islam nach Westafrika Der Entstehungsprozess des Reiches Kanem Bornu das ostlich des Tschadsees lag wurde im 9 Jahrhundert abgeschlossen Das Reich wurde von Konigen der Duguwa Dynastie regiert Wie im 8 Jahrhundert so war auch im 9 Jahrhundert die ostafrikanische Kuste Ziel arabischer Einwanderer die bis an die Kuste des heutigen Mosambik kamen An der Kuste entstanden die Swahili Handelsstadte Die Stadte wurden neben den eingewanderten Arabern hauptsachlich von Afrikanern der Bantu Volkergruppe bewohnt Einerseits wurde mehrheitlich Swahili eine afrikanische Bantu Sprache gesprochen andererseits pragte der Islam die gesellschaftliche Ordnung und das Rechtswesen 32 Die Handelskontakte dieser Stadte reichten uber den gesamten indischen Ozean aber auch ins afrikanische Hinterland 33 Asien Bearbeiten Indischer Subkontinent im 8 9 JahrhundertIndischer Subkontinent Bearbeiten Den indischen Subkontinent teilten sich mehrere Regionalreiche Insbesondere die Dynastien der Pala im nordostlichen Bengalen der Pratihara im Nordwesten und die der Rashtrakuta auf dem Dekkan Plateau im Westen des Subkontinents regierten grossere konkurrierende Reiche Diese fuhrten untereinander Kriege um die Vorherrschaft im Norden Indiens Wahrend die Pala in der ersten Halfte des Jahrhunderts die Oberhand gewannen wurden sie in der zweiten Halfte von den Pratiharas als machtigste Dynastie abgelost 34 Am Ende des Jahrhunderts begrundeten die Chola in Sudindien mit dem Sieg uber die Pallava Dynastie ein grosses Reich In weiten Teilen Indiens bis auf Bengalen wurde der in den vorherigen Jahrhunderten begonnene Prozess der Verdrangung des Buddhismus durch den Hinduismus abgeschlossen Insbesondere die Vedanta Philosophie und die Bhakti Bewegung unterstutzten die Verbreitung des Hinduismus Die meisten Herrscher nutzten den Hinduismus zur Legitimierung ihrer Herrschaft Die Gesellschaft war in Gruppen die Kasten gegliedert wobei Einwanderer flexibel in das Kastensystem eingeordnet wurden Die Zugehorigkeit zu einer Kaste die durch Geburt erworben wurde bestimmte religiose und gesellschaftlichen Pflichten und Rechte Die Bevolkerung lebte vorwiegend in Dorfern auf dem Land Die im 8 Jahrhundert begonnene Erschliessung grosserer Gebiete ausserhalb der Flusstaler durch Bewasserungsfeldbau fur die intensive landwirtschaftliche Nutzung wurde fortgesetzt 35 China Bearbeiten An der Spitze des chinesischen Reiches standen die Kaiser der Tang Dynastie doch hatten sie seit der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts einen Teil ihrer Macht an regionale Militargouverneure die Jiedushi verloren Abhangig von der jeweiligen Provinz regierten diese mit einem unterschiedlichen Grad an Autonomie In einigen Provinzen hatten sie die Kontrolle uber fast alle Ressourcen Kaiser Tang Xianzong unternahm in den ersten Jahrzehnten Reformen die das staatliche Einnahmesystem starken und die Macht der Militargouverneure zuruckdrangen sollten Nach seinem Tod im Jahr 820 verspielten seine Nachfolger selbst seine Teilerfolge Sie verloren ihre Macht zunehmend an die Hofbeamten meistens Eunuchen Mit dem Machtverlust der Kaiser in der zweiten Halfte des 8 Jahrhunderts hatte China auch seine Vormachtstellung im ostasiatischen Raum verloren Darauf reagierten zahlreiche Intellektuelle mit einer neuen Definition der chinesischen Kultur wobei sie auf das chinesische Altertum zuruckgriffen Es kam zur Ablehnung aller kulturellen Elemente die ihren Ursprung im Ausland hatten und zu Fremdenfeindlichkeit 36 Insbesondere der Buddhismus der seit seiner Einfuhrung in China im ersten Jahrhundert zu grosser Bedeutung gelangt war wurde von einflussreichen Intellektuellen als nicht mit der chinesischen Kultur vereinbar gebrandmarkt Dieses gesellschaftliche Klima fuhre in den Jahren 842 bis 845 zu einer grossen staatlichen Verfolgung von Buddhisten bei der eine grosse Zahl von Klostern geschlossen und sehr viele Monche und Nonnen laisiert oder ermordet wurden Kam es auch in den Folgejahren zu einer Restauration des Buddhismus so erlangte er in der Folgezeit bei weitem nicht mehr die Bedeutung die er vor der Verfolgung hatte 37 Der Kaiserhof finanzierte sich durch Steuern auf Vermogen und bebautes Land die in Geld erhoben wurden Zusatzlich wurden Amter verkauft 38 Wesentlicher Teil der staatlichen Einnahmen war jedoch das Monopol auf Salz Aufgrund des am Ende des 8 Jahrhunderts etablierten Einnahmesystems war die chinesische Wirtschaft des 9 Jahrhunderts eine Geldwirtschaft 38 Besonders einzelne Handler kamen zu grossem Reichtum und Macht Kleine Eliten hauften grosse Flachen an privatem Grundbesitz an wahrend zahlreiche Kleinbauern ihr Land verloren und in Schuldknechtschaft gerieten 38 In der Jahrhundertmitte kam es zu einem Anstieg der Kriminalitat Grosse Gruppen von Salzschmugglern und Piraten schmuggelten und plunderten Dem konnte die Zentralmacht nur wenig entgegensetzen Zudem fuhrten Hungersnote zu Aufstanden Als die Versorgung des Nordens uber den Kaiserkanal durch eine Meuterei von Soldaten unterbrochen wurde verscharften sich die Hungersnote dramatisch Die daraufhin folgenden Aufstande von denen der Grosste der Aufstand des Huang Chao der Jahre 875 bis 884 war fuhrten zum endgultigen Zusammenbruch der Zentralmacht Die folgenden Tang Kaiser hatten keine faktische Macht mehr 39 Wahrend der Aufstande wurde die bedeutendste Hafenstadt Chinas Guangzhous von den Rebellen zerstort und 120 000 Moslems Christen und Juden getotet 39 Mit der Zerstorung von Chinas Tor zur Welt verschwanden die arabischen Dhaus aus dem sudchinesischen Meer 40 Japan Bearbeiten In Japan wird das 9 Jahrhundert der Heian Zeit 794 1185 zugeordnet Diese wurde durch den Umzug des Kaisers von der bisherigen Hauptstadt Nara nach Heian kyō dem heutigen Kyōto im 8 Jahrhundert eingeleitet In der ersten Jahrhunderthalfte regierten die Kaiser Japan zentralistisch und mit grosser Machtfulle Es bestanden enge Verbindungen nach China und die Herrschafts und Gesellschaftsordnung orientierte sich nach den Mustern die zum Hohepunkt der Tang Zeit in China entwickelt wurden Anders als in China wurden die Amter jedoch ausschliesslich nach der Zugehorigkeit zu einer Adelsfamilie und deren Rang vergeben Durch die intensive Kunstforderung wird diese Zeit auch das goldene Zeitalter der japanischen Kunste genannt 41 Mitte des Jahrhunderts erlangte die Familie Fujiwara die faktische Herrschaft uber Japan Sie fuhrte die Amtsgeschafte im Namen der Kaiser die keine politische Macht mehr hatten Wahrend der Hofadel abgeschirmt vom Rest des Landes lebte bauten einige Provinzbeamte ihre Macht aus Zur Bekampfung von Revolten die aus Hungersnoten der Bevolkerung resultierten loste der Kaiser die Wehrpflichtenarmee auf und errichtete eine Armee aus Adeligen Aufgrund der militarischen Macht gewann die Kriegerelite des Landadels die Herrschaft uber Landguter und Militareinheiten Zusatzlich zu der Eroberung des Nordens der japanischen Hauptinsel nutzten diese Adeligen ihre Armeen um in einem gegenseitigen Verdrangungskampf immer grossere Territorien zu kontrollieren 42 Zentral Ost und Sudostasien Bearbeiten Das Konigreich Tibet war zu Beginn des Jahrhunderts eine bedeutende Regionalmacht Den Angriffen der Uiguren und des Reiches Nanzhao konnten sich die tibetischen Truppen in den ersten Jahrzehnten erwehren bis mit diesen Friedensvertrage abgeschlossen wurden Die tibetischen Konige forderten massiv die Stellung des Buddhismus Buddhistische Monche ubernahmen zunehmend Amter im Staat Einige Gruppen standen dieser Forderung des Buddhismus ablehnend gegenuber und versuchten ab dem Jahr 838 den Buddhismus wieder zuruckzudrangen Nach der Ermordung des amtierenden Konigs im Jahr 842 wurde das Reich von starken innenpolitischen Auseinandersetzungen erschuttert und die zentrale Macht und damit das Konigreich Tibet brachen auseinander Auf der koreanischen Halbinsel verlor das Konigtum des Reiches Silla an Macht zugunsten lokaler Militarmachthaber Schliesslich begann mit der Abspaltung eines Teilreiches im Jahr 892 das Ende des Konigreiches Silla 43 In Sudostasien errichteten und vergrosserten die Khmer ihr Konigreich auch Konigreich von Angkor genannt Die Khmer entwickelten eine effektive Landwirtschaft mit Hilfe von Bewasserungskanalen und Wasserspeichern Die Nahrungsuberschusse ermoglichten es Konig Indravarman I am Ende des Jahrhunderts ein umfangreiches Bauprogramm in Angkor zu beginnen das von seinen Nachfolgern fortgefuhrt wurde Amerika BearbeitenIn Amerika begann der Niedergang des Maya Reiches Im Tiefland wurden einzelne Maya Zentren aufgegeben und ein rapider Bevolkerungsruckgang setzte ein Neben anderen Erklarungen werden Klimaveranderungen in Kombination mit Umweltzerstorung als Ursachen fur den Niedergang diskutiert Ereignisse BearbeitenEuropa Bearbeiten 814 Nach dem Tod Karls des Grossen folgte ihm Ludwig der Fromme als Herrscher des gesamten Frankenreiches nach 843 Im Vertrag von Verdun teilten die Sohne Ludwigs des Frommen das Frankenreich in drei Teilreiche auf und beenden damit einen Erbfolgekrieg der nach dem Tod ihres Vaters ausbrach 875 Der Schwede Gardar Svavarsson entdeckte Island das darauf erforscht und besiedelt wurde 880 Im Vertrag von Ribemont findet die Teilung des Frankenreiches ihren Abschluss Asien Bearbeiten 802 Beginn des historischen Khmer Reiches in Angkor Kambodscha durch Vereinigung zuvor eigenstandiger Konigreiche 842 Beginn der Buddhistenverfolgungen in China die die Bedeutung des Buddhismus in China deutlich verringerten 858 In Japan begann die Herrschaft der Familie Fujiwara die das Kaiserhaus kontrollierte und somit zur tatsachlichen Regierung wird 875 Beginn des Aufstandes des Huang Chao in dessen Folge die chinesischen Tang Kaiser jegliche Macht verloren und der zum Untergang der Tang Dynastie beitrug Personlichkeiten BearbeitenEuropa Bearbeiten Karl der Grosse um 748 814 setzte mit der von ihm geforderten Karolingischen Renaissance die kulturellen Grundlagen die fur das Abendland im Mittelalter pragend wurden Papst Nikolaus I 820 867 forderte die Mission der Slawen und betonte den Vorranganspruch der Papste Alfred der Grosse 848 oder 849 899 einigte die nicht von Wikingern besetzten Teile Englands gilt als erster englischer Konig und forderte Bildung und Kultur in seinem Reich Byzanz die muslimische Welt und Asien Bearbeiten Photios der Grosse um 820 891 byzantinischer Patriarch der die Mission der Slawen initiierte Al Chwarizmi um 780 zwischen 835 und 850 Mathematiker der massgeblich zur Ubernahme des dezimalen Zahlensystems aus Indien beitrug Auf der Grundlage dieses Zahlensystems entwickelte er die Mathematik massgeblich weiter Fujiwara no Yoshifusa 804 872 etablierte den Einfluss der Familie Fujiwara auf den japanischen Kaiserthron indem er seinen Enkel als Kaiser etablierte Siehe auch BearbeitenListe deutscher Stadtgrundungen 9 Jahrhundert Chronologie der TechnikLiteratur BearbeitenHans Werner Goetz Europa im fruhen Mittelalter 500 1050 Handbuch der Geschichte Europas Band 2 Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2003 ISBN 3 8252 2427 9 Martin Krieger Geschichte Asiens Eine Einfuhrung Bohlau Verlag Wien 2003 ISBN 3 8252 2382 5 Gudrun Kramer Geschichte des Islam Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 53516 X Heinz Halm Die Araber 3 Auflage Verlag C H Beck Munchen 2010 ISBN 978 3 406 50843 1 Sabine Buttinger Das Mittelalter Theiss Wissen kompakt 3 Auflage Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2012 ISBN 978 3 8062 2611 9 Christine Liew Geschichte Japans Konrad Theiss Verlag Stuttgart 2012 ISBN 978 3 8062 2542 6 Kai Vogelsang Geschichte Chinas 3 Auflage Reclam Verlag Stuttgart 2013 ISBN 978 3 15 010933 5 Bernhard Jussen Die Franken Beck Wissen Verlag C H Beck Munchen 2014 ISBN 978 3 406 66181 5 Weblinks Bearbeiten Commons 9 Jahrhundert Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Ingrid Heidrich Einfuhrung in die Geschichte des Mittelalters 9 Jahrhundert Memento vom 27 Juni 2013 im Internet Archive uberarbeitete elektronische Fassung von Einfuhrung in die Geschichte des europaischen Mittelalters H C I Bad Munstereifel 2003 ISBN 3 00 010998 6 Einzelnachweise Bearbeiten Vogelsang Geschichte Chinas 2013 S 289 a b Goetz Europa im fruhen Mittelalter 500 1050 2003 S 66 f Jussen Die Franken 2014 S 72 f Goetz Europa im fruhen Mittelalter 500 1050 2003 S 145 Goetz Europa im fruhen Mittelalter 500 1050 2003 S 148 Jussen Die Franken 2014 S 71 Goetz Europa im fruhen Mittelalter 500 1050 2003 S 71 f Gerhard Lubich Das Mittelalter Orientierung Geschichte Verlag Ferdinand Schoningh Paderborn 2010 ISBN 978 3 506 76582 6 S 74 f Andreas Weigl Bevolkerungsgeschichte Europas Bohlau Verlag Wien 2012 ISBN 978 3 8252 3756 1 S 36 Buttinger Das Mittelalter 2012 S 72 74 Goetz Europa im fruhen Mittelalter 500 1050 2003 S 170 Buttinger Das Mittelalter 2012 S 99 Jussen Die Franken 2014 S 122 Goetz Europa im fruhen Mittelalter 500 1050 2003 S 161 165 Jussen Die Franken 2014 S 113 Goetz Europa im fruhen Mittelalter 500 1050 2003 S 250 255 Buttinger Das Mittelalter 2012 S 104 f Ralph Johannes Lilie Byzanz Geschichte des ostromischen Reiches 4 Auflage Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 41885 6 S 56 57 Halm Die Araber 2010 S 36 Kramer Geschichte des Islam 2005 S 86 a b Halm Die Araber 2010 S 57 f a b c Kramer Geschichte des Islam 2005 S 89 Kramer Geschichte des Islam 2005 S 79 a b Kramer Geschichte des Islam 2005 S 110 Webseite des Museums The David Collection englisch a b Kramer Geschichte des Islam 2005 S 105 107 Webseite des Museums The David Collection Abschnitt The Samanids englisch a b Kramer Geschichte des Islam 2005 S 95 97 a b Halm Die Araber 2010 S 40 42 Halm Die Araber 2010 S 54 Denise Badini Andrea Reikat Ein Kontinent im Umbruch Afrika vom 7 bis zum 16 Jahrhundert Bundeszentrale fur politische Bildung Bonn 2005 S 3 Website BpB Walter Schicho Geschichte Afrikas Theiss Verlag Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2240 1 S 36 Franz Ansprenger Geschichte Afrikas 3 Auflage Verlag C H Beck Munchen 2007 ISBN 978 3 406 47989 2 S 40 41 Dietmar Rothermund Geschichte Indiens Vom Mittelalter bis zur Gegenwart 2 Auflage Verlag C H Beck Munchen 2006 ISBN 978 3 406 47994 6 S 18 Krieger Geschichte Asiens Eine Einfuhrung 2003 S 43 Vogelsang Geschichte Chinas 2013 S 288 Vogelsang Geschichte Chinas 2013 S 289 f a b c Vogelsang Geschichte Chinas 2013 S 283 f a b Vogelsang Geschichte Chinas 2013 S 293 Vogelsang Geschichte Chinas 2013 S 300 Liew Geschichte Japans 2012 S 31 Liew Geschichte Japans 2012 S 32 35 Marion Eggert Jorg Plassen Kleine Geschichte Koreas Verlag C H Beck Munchen 2005 ISBN 3 406 52841 4 S 37 38 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 9 Jahrhundert amp oldid 210436137