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Die Torhalle auch Konigshalle des ehemaligen Klosters Lorsch ist ein spatkarolingischer Bau der um 900 errichtet wurde Er wird der Epoche der karolingischen Renaissance zugerechnet seine fruhere Funktion ist Gegenstand verschiedener Hypothesen Die vielfarbige Fassade der Torhalle ist ein bedeutendes Beispiel fur antike Bauformen und Werktechnik im Fruhmittelalter Das Gebaude wurde als letzter oberirdisch sichtbarer Teil der karolingischen Klosteranlage 1991 zusammen mit den ubrigen baulichen und archaologischen Resten der mittelalterlichen Klosteranlage in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO aufgenommen Westseite der Torhalle 2009Ostseite der Torhalle 2007 Inhaltsverzeichnis 1 Architektonische Beschreibung 2 Geschichte 3 Fruhere Funktion 4 Touristische Bedeutung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseArchitektonische Beschreibung Bearbeiten nbsp KompositkapitellDie Torhalle zeichnet sich durch eine klare Stockwerksgliederung aus Im Erdgeschoss befindet sich eine offene Halle aus drei halbrund geschlossenen gleich hohen Bogenoffnungen im Obergeschoss eine Scheinarchitektur aus kannelierten Rechteckvorlagen Kapitellen im ionischen Stil wobei sie typisch korinthische Akanthusblatter aufweisen Kompositkapitell und Dreiecksgiebeln Die Flachen sind in rotem und weissem Sandstein gehalten unten in Quadraten oben in Sechs und Dreiecken Nach oben hin wird die Kannelierung der Saulen weitergefuhrt allerdings in Form von aufgemalten Pilastern bis hin zu einem gezackten Muster das an Fachwerkhauser erinnert welche in dieser Gegend haufig anzutreffen sind Geschichte BearbeitenDer Bau der Torhalle lasst sich nach Radiocarbonmessungen die 2016 veroffentlicht wurden auf die Zeit um 900 eingrenzen 1 nbsp Innenraum Links die AltarnischeWahrend die Fassade der Halle kaum verandert wurde erfuhr der Innenraum mehrere Umbauten die auf eine Umnutzung des Raumes hindeuten Ursprunglich befand sich im ersten Obergeschoss eine architektonische Bemalung mit einer Saulenreihe auf einem Sockel aus verschiedenfarbigen Quadern Aufgrund der Art der Bemalung geht man von einer weltlichen Nutzung der Halle zu dieser Zeit aus Im 11 oder 12 Jahrhundert wurde das mittlere Fenster der Ostwand vermauert um Platz fur eine Altarnische zu schaffen Die Ostwand erhielt eine figurliche Malerei was auf eine sakrale Nutzung hindeutet Um 1400 erhielt die Halle ein steileres gotisches Dach um Platz fur eine halbrunde holzerne Tonne zu schaffen welche die vermutlich flache Decke des ersten Obergeschosses ersetzte Die Wande des Obergeschosses wurden ganz mit figurlichen Darstellungen bemalt Auf Anweisung des Mainzer Kurfursten und Erzbischofs Lothar Franz von Schonborn wurde 1697 die Erdgeschossdecke entfernt die ostlichen Bogen wurden vermauert und die westlichen Bogen mit Turen versehen 1724 erhielt der Bau neben einem neuen gleich hohen Dach eine flache stuckierte Decke und einen neuen Verputz im Innenraum 1797 stand der Abriss kurz bevor da die Halle auf Abriss versteigert wurde Die Rettung erfolgte durch Grossherzog Ludwig I von Hessen Darmstadt der die Halle erwarb und vor dem Abriss bewahrte 1842 sturzte trotz der Bemuhungen um die Erhaltung der Halle der nordliche Treppenturm ein Er wurde wahrend einer ersten Restaurierung der Halle 1934 35 wiederaufgebaut Bei dieser Restaurierung versuchte man den ursprunglichen Zustand der Halle wiederherzustellen weshalb man die barocke Decke entfernte die Bogen im Erdgeschoss offnete und im Erdgeschoss wieder eine Decke einbaute Bei einer spateren Restaurierung wurden im Obergeschoss die gotische Tonne und die Bemalung rekonstruiert Im Zuge von Restaurierungsarbeiten an der Fassade zwischen 2012 und 2014 wurde die Fassade systematisch untersucht um moglicherweise unbekannte bauliche Details zu finden die Ruckschlusse auf den ursprunglichen Zweck der Halle geben konnten 2 Seit 2010 finden archaologische Grabungen zur Vor und Fruhgeschichte des Klosters statt in deren Rahmen seit 2015 insbesondere die Umgebung der Torhalle untersucht wird und bei der eine Reihe von Grabern in unmittelbarer Umgebung gefunden wurden 3 Fruhere Funktion BearbeitenDie ursprungliche Funktion der Torhalle ist in der Forschung umstritten Nach Jahrhunderten der Vergessenheit wurde das ungewohnliche Gebaude 1812 von Johann Konrad Dahl dem Stadtpfarrer von Gernsheim als Torhalle in der Klostermauer interpretiert 4 Doch Grabungen ergaben 1927 28 dass das Gebaude immer frei stand 5 In der Diskussion sind die Nutzung als Konigshalle mit einem Saal fur Empfange und Gerichtsbarkeit 6 als Ehrenbogen 7 sowie als Bibliothek 8 Den jungsten Deutungsvorschlag brachte 1999 Romano Silva in die Diskussion ein Silva verbindet die Lorscher Torhalle mit der alttestamentlichen Beschreibung einer Gerichtslaube im Hof des Palastes von Konig Salomo 1 Kon 7 8 VUL Et domuncula in qua sedebatur ad iudicandum erat in media porticu domuncula kleines Haus 9 In diesem Sinne deutet auch Matthias Untermann die Architektur der Torhalle mit ihren zwei Treppenturmen und der gemalten Architektur einer offenen Laube im ersten Obergeschoss als Ort eines offenen Gerichts 10 Die Lorscher Torhalle ware nach dieser Lesart ein reprasentativer Bau im Eingangsbereich der Klosterkirche in dem die Abte der Reichsabtei oder ihre Stellvertreter die Gerichtsbarkeit ausubten Touristische Bedeutung BearbeitenEnde 2012 begannen umfassende Massnahmen zur Neugestaltung des Welterbeareals Ziel dieser Umbaumassnahmen ist die Erlebbarkeit des ehemaligen Klosters Lorsch zu verbessern Zu diesen Massnahmen zahlt die landschaftliche Freistellung der klosterzeitlichen Gebaude der Torhalle der Klostermauer und des Kirchenrestes und der Umbau der Zehntscheune zu einem auch virtuell erklarenden Museum 11 Literatur BearbeitenWerner Jacobsen Die Lorscher Torhalle Zum Problem ihrer Datierung und Deutung Mit einem Katalog der bauplastischen Fragmente als Anhang In Jahrbuch des Zentralinstituts fur Kunstgeschichte Bd 1 1985 S 9 75 Katarina Papajanni Lorsch Torhalle Mauertechnik In Katarina Papajanni Judith Ley Hrsg Karolingerzeitliche Mauertechnik in Deutschland und in der Schweiz Schnell und Steiner Regensburg 2016 S 177 186 Kerstin Merkel Die Antikenrezeption der sogenannten Lorscher Torhalle In Kunst in Hessen und am Mittelrhein Bd 32 33 1992 93 S 23 42 Matthias Untermann Die Torhalle In Kloster Lorsch Vom Reichskloster Karls des Grossen zum Weltkulturerbe der Menschheit Ausstellung Museumszentrum Lorsch 28 5 2011 29 1 2012 Imhof Petersberg 2011 S 194 214 Thomas Ludwig Die Lorscher Tor oder Konigshalle Ein aussen und innen reich geschmucktes karolingisches Bauwerk Kleine Kunstfuhrer Band 2575 Schnell amp Steiner Regensburg 2006 ISBN 978 3 7954 6565 0 Hans Michael Hangleiter Stefan Schopf Untersuchungen historischer Oberflachen und Farbigkeiten in der Lorscher Torhalle in Matthias Exner Hrsg Wandmalerei des fruhen Mittelalters Munchen 1998 ISBN 978 3 87490 663 0 S 17 34 online Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Torhalle Lorsch Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Internetprasenz des Klosters Lorsch mit Text von Hermann Schefers zur Tor oder Konigshalle Lorsch ehem Benediktinerkloster In Badische Heimat Landeskunde online 2013 Werner Nolte Informationen und Bilder zur Torhalle Lorsch private Website Einzelnachweise Bearbeiten Katarina Papajanni Lorsch Torhalle Mauertechnik In Katarina Papajanni Judith Ley Hrsg Karolingerzeitliche Mauertechnik in Deutschland und in der Schweiz Schnell und Steiner Regensburg 2016 S 177 186 hier S 177 Torhalle Lorsch Hessen In Lehrstuhl fur Baugeschichte der TU Munchen Website Dieter Lammers Archaologische Forschungen im Kloster Lorsch In Institut fur Europaische Kunstgeschichte Universitat Heidelberg 25 Februar 2016 Johann Konrad Dahl Historisch topographisch statistische Beschreibung des Furstenthums Lorsch Stahl Darmstadt 1812 S 223f Friedrich Behn Die Ausgrabungen im Kloster Lorsch In Zeitschrift fur Denkmalpflege Bd 3 1928 S 20 35 hier S 23f Vgl Marion Bayer Eine Geschichte Deutschlands in 100 Bauwerken Koln 2015 S 29 Alois Fuchs Die Konigshalle des Klosters Lorsch In Ders Die karolingischen Westwerke und andere Fragen der karolingischen Baukunst Paderborn 1929 S 73 90 hier S 83 90 Werner Jacobsen Die Lorscher Torhalle Zum Problem ihrer Datierung und Deutung Mit einem Katalog der bauplastischen Fragmente als Anhang In Jahrbuch des Zentralinstituts fur Kunstgeschichte Bd 1 1985 S 9 75 hier S 35f Kerstin Merkel Die Antikenrezeption der sogenannten Lorscher Torhalle In Kunst in Hessen und am Mittelrhein Bd 32 33 1992 93 S 23 42 hier S 33 42 Romano Silva Et domuncula in qua sedebatur ad iudicandum erat in media porticu alcune considerazioni sulla Konigshalle di Lorsch In Antonio Cadei Hrsg Arte d Occidente Studi in onore di Angiola Maria Romanini Bd 1 Rom 1999 S 41 47 Matthias Untermann Die Torhalle In Kloster Lorsch Vom Reichskloster Karls des Grossen zum Weltkulturerbe der Menschheit Ausstellung Museumszentrum Lorsch 28 5 2011 29 1 2012 Imhof Petersberg 2011 S 194 214 hier S 208 sowie Matthias Untermann Handbuch der mittelalterlichen Architektur Darmstadt 2009 S 137 Eva Bambach Die karolingische Torhalle in Lorsch sichtbar erlebbar konsumierbar In Spektrum de SciLogs 22 November 2013 49 653888888889 8 5688888888889 Koordinaten 49 39 14 N 8 34 8 O Normdaten Geografikum GND 1045058017 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Torhalle Lorsch amp oldid 234337380