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Lothar Franz von Schonborn 4 Oktober 1655 in Steinheim am Main 30 Januar 1729 in Mainz war Furstbischof von Bamberg 1693 1729 Kurfurst und Erzbischof von Mainz 1695 1729 Lothar Franz von Schonborn Bildnis von Christian Schilbach 1715 Inhaltsverzeichnis 1 Familie 2 Leben 3 Bauten 4 Wurdigungen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseFamilie BearbeitenEr stammte aus dem Hause Schonborn Seine Eltern waren der kurmainzische Amtmann Philipp Erwein von Schonborn 1607 1668 der einzige Bruder des Mainzer Kurfursten und Erzbischofs Johann Philipp von Schonborn 1605 1673 und Maria Ursula geb Greiffenclau von Vollrads 1610 1682 eine Nichte des Mainzer Kurfursterzbischofs Georg Friedrich von Greiffenklau 1573 1629 Seine Neffen waren die Furst Bischofe Johann Philipp Franz von Schonborn 1673 1724 Friedrich Carl von Schonborn 1674 1746 Kardinal Damian Hugo Philipp von Schonborn Buchheim 1676 1743 und Franz Georg von Schonborn 1682 1756 Leben Bearbeiten nbsp Kurfurstliches Wappen an der Kurmainzischen Statthalterei in ErfurtSeine Ausbildung erhielt er am Jesuitenkolleg in Aschaffenburg 1665 wurde Lothar Franz Domizellar in Wurzburg 1667 in Bamberg Eine Domprabende in Mainz erhielt er 1674 Er machte seine Kavalierstour durch Holland Frankreich und Italien Sein Biennium absolvierte er von 1673 bis 1675 in Wien In dieser Zeit fand er auch zu einer im Grundsatz prokaiserlichen Haltung Domherr in Bamberg wurde er 1681 und in Wurzburg 1683 Fur den Bischof von Bamberg war er in verschiedenen diplomatischen Missionen unterwegs und wurde zum Prasidenten der Hofkammer ernannt Im Jahr 1689 wurde er Scholastikus und Kustos in Bamberg und Domherr zu Mainz Noch als Domherr liess er Schloss Gaibach seit 1694 kunstvoll ausgestalten spater liess er auch fur Schloss Seehof eine ansehnliche Gartenanlage hinzufugen Im Jahr 1693 wurde er zum Bamberger Bischof gewahlt Er wurde 1695 gegen die kaiserliche Empfehlung zum Kurfursten von Mainz gewahlt nachdem er 1694 Koadjutor geworden war Kurz nach der Wahl zum Bischof in Mainz erhielt er das erzbischofliche Pallium und liess sich zum Priester und Bischof weihen Er war zwar personlich durchaus fromm beschrankte seine priesterliche Tatigkeit aber vor allem auf herausgehobene Ereignisse Die von seinen Vorgangern begonnenen kirchlichen und liturgischen Reformen wurden in Schonborns Amtszeit fortgesetzt In seine Regierungszeit fiel das Verbot der Wahlkapitulationen durch Kaiser und Papst von dem er fur Mainz jedoch papstlichen Dispens erlangte Dennoch setzte sich Lothar Franz gelegentlich uber Bestimmungen der Wahlkapitulationen hinweg und leistete sich bei Pfrunden und Amterbesetzungen sowie Steuererhebungen Ubergriffe auf Rechte des Mainzer Domkapitels Als Reichserzkanzler und Kurfurst ging es ihm um den Erhalt des Reiches und dessen Verteidigung Auch verteidigte er die bestehenden Institutionen des Reiches gegen Veranderungen Als Reichserzkanzler konnte er uber seinen Neffen und Reichsvizekanzler Friedrich Karl von Schonborn Buchheim einen gewissen Einfluss auf den Wiener Hof ausuben Schonborn spielte eine bedeutende Rolle bei den Kreisassoziationen der Vorderen Reichskreise sowohl im Zusammenhang mit dem Pfalzischen Erbfolgekrieg im Frankfurter Assoziationsrezess wie auch mit dem spanischen Erbfolgekrieg in der Nordlinger Assoziation Im letzteren pladierte er anfangs fur eine bewaffnete Neutralitat der Assoziation ehe er auf Seiten des Kaisers uberging Er wirkte 1707 bei der Konversion von Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig Wolfenbuttel zum katholischen Glauben mit und traute sie mit Kaiser Karl VI Die Kronung von Kaiser Karl VI am 22 Dezember 1711 im Frankfurter Dom bildete den Hohepunkt im Wirken von Lothar Franz Fur seine Treue erhielt er 100 000 Gulden mit denen er 1711 den Bau des Schlosses Weissenstein in Pommersfelden begann Da er den Kaiser nicht nur gewahlt und gekront sondern auch fortgesetzt politisch unterstutzt hatte erhielt er 1726 als Dank zudem die Burg Palanok mit dem Gebiet um Mukatschewo und Tschynadijowo im Konigreich Ungarn einen der grossten Besitze in Osteuropa der aus 4 Stadten und 200 Dorfern mit einer Gesamtflache von 2 400 Quadratkilometern bestand ein Jahr spater nach Lothar Franz Tod fiel dieses ungarische Erbe an seinen Neffen Friedrich Karl von Schonborn Buchheim und blieb bis ins 20 Jahrhundert im Besitz der Familie Schonborn nbsp Neubrunnen in Mainz errichtet 1726 unter Erzbischof Lothar FranzIm Jahr 1710 kam es anlasslich der Koadjutorwahl zu einem grosseren Konflikt mit dem Domkapitel Aufgrund hauspolitischer Interessen wollte Lothar Franz einen Verwandten zum Koadjutor einsetzen lassen um seinem Regierungssystem Stabilitat zu verleihen Das Domkapitel dagegen stellte seinen Domherren Franz Ludwig von Pfalz Neuburg als Kandidaten auf und setzte dessen Wahl unter anderem mit papstlicher Hilfe durch Ansonsten richtete sich die Politik des Lothar Franz auf den Wiederaufbau des Kurstaates der durch die Eroberungskriege Ludwigs XIV gegen die Pfalz 1688 1697 und den Spanischen Erbfolgekrieg stark in Mitleidenschaft gezogen worden war So wurde z B unter seiner Herrschaft 1726 der Mainzer Neubrunnen errichtet mit welchem er den Burgern des Bleichenviertels ein besseres Trinkwasser garantieren wollte 1 Er beseitigte die Missstande in Verwaltung Justiz und Finanzwesen durch Reformen die zu einer strafferen Zentralisierung des Staates fuhrten Inwieweit Lothar Franz als absolutistischer Herrscher speziell gegenuber dem Domkapitel zu bezeichnen ist ist umstritten Man sagt ihm nach dass er aus hauspolitischen Grunden nicht absolutistisch regiert hatte andere sehen ihn als machtvolle dominante Personlichkeit Ihm folgten zwei fur Mainz weniger bedeutungsvolle Kurfursten Bauten BearbeitenLothar Franz von Schonborn war wie auch spater seine Neffen ein bedeutender Bauherr Schon sein Onkel Kurfurst Erzbischof Johann Philipp 1605 1673 hatte nach dem Ende des Dreissigjahrigen Krieges zwischen 1655 und 1675 die Festung Mainz mit 16 Bastionen die einen sternformigen Gurtel um die Stadt bildeten und der Zitadelle Mainz als Kommandantur ausbauen lassen Lothar Franz liess wahrend des Spanischen Erbfolgekrieges den Festungsbaumeister Johann Maximilian von Welsch einen zweiten Festungsring mit funf weit vorgeschobenen Forts um die Stadt Mainz errichten 1710 1730 Welsch wurde auch mit dem Bau des Lustschlosses Favorite bei Mainz beauftragt 1700 1722 und erweiterte die Kurmainzische Statthalterei in Erfurt zu einer Vierflugelanlage 1713 1720 Johann Baptist Ferolski errichtete 1721 bis 1729 das Mainzer Rochusspital 1721 bis 1728 wurde nach Planen von Anselm Franz von Ritter zu Groenesteyn die Jagersburg Eggolsheim als Jagdschloss errichtet Vor allem aber wurden die Bruder Dientzenhofer zu Lothar Franz Hofarchitekten Leonhard Dientzenhofer entwarf 1697 bis 1703 die Neue Residenz Bamberg sowie mehrere Kloster Johann Dientzenhofer 1711 bis 1718 Schloss Weissenstein in Pommersfelden letzteres als privaten Landsitz der bis heute den Grafen Schonborn aus Wiesentheid gehort Dort kann auch Lothar Franz Bibliothek besichtigt werden sowie die grosste private Barockgemaldesammlung Deutschlands mit uber 600 Exponaten darunter Gemalde von van Dyck Rubens Brueghel Giordano Tizian Artemisia Gentileschi und Durer Ab 1700 trieb Lothar Franz von Schonborn die Barockisierung Bambergs durch gezielte Steuervergunstigungen voran nbsp Neue Residenz Bamberg erbaut 1697 1703 nbsp Lustschloss Favorite Mainz erbaut 1700 1722 nbsp Schloss Weissenstein Pommersfelden erbaut 1711 1718 nbsp Kurmainzische Statthalterei in Erfurt erweitert 1713 1720 nbsp Mainzer Rochusspital erbaut 1721 1729 nbsp Jagersburg Eggolsheim erbaut 1721 1728Wurdigungen BearbeitenIn Mainz Altstadt wurde die Schonbornstrasse nach ihm benannt In Hanau Ortsteil Steinheim wurde die Schonbornstrasse nach der Familie Schonborn benannt Literatur Bearbeitennach Autoren Herausgebern alphabetisch geordnet Karl Georg Bockenheimer Lothar Franz von Schonborn In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 32 Duncker amp Humblot Leipzig 1891 S 276 Juliette Guilbaud Rom oder Reich Die Reaktion des Lothar Franz von Schonborn auf die Constitutio Unigenitus In Archiv fur mittelrheinische Kirchengeschichte 70 2018 S 273 288 Uta Hasekamp Die Schlosser und Garten des Lothar Franz von Schonborn Das Stichwerk nach Salomon Kleiner Grune Reihe Band 24 Wernersche Verlagsgesellschaft Worms 2005 ISBN 3 88462 192 0 Friedhelm Jurgensmeier Lothar Franz von Schonborn In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 227 f Digitalisat Kurfurst Lothar Franz von Schonborn 1655 1729 Gedachtnisausstellung zur 300 Jahr Feier seines Geburtstages St Otto Verlag Bamberg 1955 Alfred Schrocker Der Nepotismus des Lothar Franz von Schonborn In Zeitschrift fur bayerische Landesgeschichte 43 1980 S 93 157 Digitalisat Constantin von Wurzbach Schonborn Lothar Franz Graf In Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich 31 Theil Kaiserlich konigliche Hof und Staatsdruckerei Wien 1876 S 138 f Digitalisat Werner Marzi Lothar Franz von Schonborn in 2000 Jahre Mainz Geschichte der Stadt digital Erstellt am 9 Juni 2009 online bei regionalgeschichte net Pius Bieri Lothar Franz von Schonborn in Suddeutscher Barock 2011 onlineWeblinks BearbeitenLiteratur von und uber Lothar Franz von Schonborn im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek nbsp Commons Lothar Franz von Schonborn Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Historisches Mainz Der Neue Brunnen Website der Stadt Mainz abgerufen am 10 September 2009 VorgangerAmtNachfolgerAnselm Franz von IngelheimKurfurst Erzbischof von Mainz 1695 1729Franz Ludwig von Pfalz NeuburgMarquard Sebastian Schenk von StauffenbergBischof von Bamberg 1693 1729Friedrich Karl von Schonborn BuchheimFurstbischofe von Bamberg 1398 1818 Vorganger Lamprecht von Brunn Albrecht von Wertheim Friedrich III von Aufsess Anton von Rotenhan Georg I von Schaumberg Philipp von Henneberg Heinrich III Gross von Trockau Veit I Truchsess von Pommersfelden Georg II Marschall von Ebnet Georg III Schenk von Limpurg Weigand von Redwitz Georg IV Fuchs von Rugheim Veit II von Wurtzburg Johann Georg I Zobel von Giebelstadt Martin von Eyb Ernst von Mengersdorf Neidhardt von Thungen Johann Philipp von Gebsattel Johann Gottfried I von Aschhausen Johann Georg II Fuchs von Dornheim Franz von Hatzfeld Melchior Otto Voit von Salzburg Philipp Valentin Voit von Rieneck Peter Philipp von Dernbach Marquard Sebastian Schenk von Stauffenberg Lothar Franz von Schonborn Nachfolger Friedrich Karl von Schonborn Buchheim Erzbischofe und Bischofe von Mainz seit 1647 Vorganger Anselm Casimir Wambolt von Umstadt Erzbischofe 1647 bis 1802 Johann Philipp von Schonborn Lothar Friedrich von Metternich Burscheid Damian Hartard von der Leyen Karl Heinrich von Metternich Winneburg Anselm Franz von Ingelheim Lothar Franz von Schonborn Franz Ludwig von Pfalz Neuburg Philipp Karl von Eltz Kempenich Johann Friedrich Karl von Ostein Emmerich Joseph von Breidbach zu Burresheim Friedrich Karl Joseph von Erthal Karl Theodor von DalbergBischofe ab 1802 Joseph Ludwig Colmar Joseph Vitus Burg Johann Jakob Humann Peter Leopold Kaiser Wilhelm Emmanuel von Ketteler Sedisvakanz Christoph Moufang Diozesanadministrator Paul Leopold Haffner Heinrich Bruck Georg Heinrich Maria Kirstein Ludwig Maria Hugo Albert Stohr Hermann Volk Karl Lehmann Peter Kohlgraf Normdaten Person GND 118729187 lobid OGND AKS LCCN n81099205 VIAF 15056893 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schonborn Lothar Franz vonKURZBESCHREIBUNG Bischof von Bamberg 1693 1729 und Erzbischof von Mainz 1694 1729 GEBURTSDATUM 4 Oktober 1655GEBURTSORT AschaffenburgSTERBEDATUM 30 Januar 1729STERBEORT Mainz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Lothar Franz von Schonborn amp oldid 236712615