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Friedrich Karl Joseph Reichsfreiherr von Erthal 3 Januar 1719 in Mainz 25 Juli 1802 in Aschaffenburg war von 1774 bis 1802 der vorletzte Kurfurst und Erzbischof von Mainz sowie Furstbischof von Worms Friedrich Karl Joseph von Erthal Erzbischof und Kurfurst von Mainz 1786 In seine Amtszeit fallt der Beginn des Untergangs des alten Kurstaates und des Erzbistums Mainz Sein jungerer Bruder Franz Ludwig von Erthal war Furstbischof von Wurzburg und Bamberg Sein alterer Bruder Lothar Franz von Erthal 12 November 1717 in Mainz 4 Dezember 1805 in Aschaffenburg war kurmainzischer Obersthofmeister und Hofgerichtsprasident sowie Gouverneur von Aschaffenburg Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte und Bischofswahl 2 Kurfurst Erthal und sein Verhaltnis zur Aufklarung 3 Auswirkungen der Franzosischen Revolution 4 Wappen 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksVorgeschichte und Bischofswahl BearbeitenErthal wurde als Sohn von Philipp Christoph von und zu Erthal aus dem frankischen Adelsgeschlecht von Erthal und dessen Frau Maria Eva von Bettendorff in Mainz geboren 1 Sophie von Coudenhoven deren Mutter Charlotte Sophie von Hatzfeldt geborene Bettendorf seine Cousine war wurde seine Vertraute am Mainzer Hof Sein Vorganger Erzbischof Emmerich Joseph von Breidbach Burresheim hatte Ideen der Aufklarung in seine Amtszeit eingebracht und war daher im Volk ungeheuer popular gewesen Nach seinem Tod war das Mainzer Domkapitel in zwei Lager gespalten Der eine Teil reprasentierte die Reformaufgeschlossenheit der Aufklarung der weitaus grossere andere Teil stand fur die sofortige Restauration Direkt nach dem Tod des Erzbischofs Emmerich Joseph erfolgten die ersten Massnahmen in den Lehr und Klosteranstalten des Erzbistums die Aufklarung zuruckzudrangen Damit beauftragt war auch der Domkustos Friedrich Karl Joseph von Erthal Dieser wurde am 18 Juli 1774 zum neuen Erzbischof gewahlt was die Burger befurchten liess die Aufklarung falle nun wieder in sich zusammen Erthal wenig spater auch zum Bischof von Worms gewahlt hob aufklarungsfeindliche Personen auf wichtige Posten z B auf den Stuhl des Prafekten fur das Schulwesen Somit verhinderte er die Aufnahme aufklarerischer Lehrer an den Schulen Reichspolitisch hatten sich sowohl der Nuntius des Papstes als auch Kaiser Joseph II ausgerechnet dass Erthal eine Verbesserung der Beziehungen bringen wurde Doch dies trat nicht ein In seinem Bestreben als Reichserzkanzler selbst eine wichtige Rolle in der Reichspolitik zu spielen ging er bald auf Distanz zum Kaiser dessen dynastische Interessen dem Konigswahlfursten nicht gefallen konnten Am 18 Oktober 1785 schloss er sich gar dem fast ausschliesslich protestantischen preussischen Furstenbund an Doch die grossen konfessionellen Gegensatze innerhalb des Bundes und die auf eigene Interessen bedachte Politik Preussens Machtkampf mit Osterreich Dualismus machten dieses Vorgehen des Kurfursten zu einer wenig weitsichtigen Entscheidung Kurfurst Erthal und sein Verhaltnis zur Aufklarung BearbeitenAuch im Domkapitel verlor der Erzbischof zunehmend an Ruckhalt Wie sich namlich schon bald nach der Wahl herausstellte war mit Erthal keineswegs das Ende der Aufklarung gekommen Schon im Dezember 1774 setzte er eine Kommission zur Reform des Landschulwesens ein die von reformatorischen und gemassigt aufklarerischen Kraften dominiert war 1777 kehrte Erthal zur modernen Verwaltung seines Vorgangers zuruck und forderte das Armen Spital und Fursorgewesen Auch Kirchen und Universitatspolitik orientierten sich an einer gemassigten also nicht radikal rationalistischen Aufklarung Zu Gunsten der Universitat Mainz deren Rektor er von 1757 bis 1763 gewesen war loste er kaum noch bestehende Kloster auf und verwendete deren Vermogen fur den Bestand der finanziell gebeutelten Einrichtung Am 15 November 1781 wurden auch die drei reichsten Mainzer Kloster Altmunster Kartause und Reichklara und ihr gesamtes Vermogen in den neu gegrundeten und bis heute bestehenden Universitatsfonds uberfuhrt 2 Massgeblich hieran beteiligt war sein Weihbischof Johann Valentin Heimes der im Generalvikariat fur die Reform des Bildungswesens zustandig zeichnete 3 Spatestens seit 1781 war die Politik Erthals vollends von der Aufklarung gepragt Er liess die Universitaten von Mainz und Erfurt nach neuen Ideen reformieren und ein Gesangbuch in deutscher Sprache herausgeben Politisch versuchte Erthal die Stellung der Metropoliten zu starken und eine Annaherung an die Protestanten zu ermoglichen Fernziel sollte eine katholische deutsche Nationalkirche sein Solche Erwagungen waren jedoch in der damaligen Zeit nicht durchzusetzen Die meisten Bischofe furchteten den Ausbau der Metropolitangewalt Bischofe die sich hiermit anfreunden konnten waren Gegner einer Annaherung an den Protestantismus 1786 gab er dem Schriftsteller Wilhelm Heinse eine Anstellung als Vorleser und spater als erzbischoflicher Bibliothekar Als Erthal erkannte dass seine Ziele nicht durchsetzbar waren verlor er bald das Interesse an der Reichspolitik Er und der am 5 Juni 1787 zum Koadjutor mit dem Recht der Nachfolge gewahlte Karl Theodor von Dalberg starteten zwar noch einige Initiativen doch die Wucht der nun beginnenden Ereignisse drangten diese samtlich in den Hintergrund Im Angesicht der Franzosischen Revolution standen die alten Strukturen unmittelbar vor ihrem Untergang Auswirkungen der Franzosischen Revolution Bearbeiten nbsp Monogramm von Friedrich Carl von Erthal auf der Fassade von Schloss Schonbusch1792 erreichte die Revolution Mainz Im selben Jahr war Kaiser Leopold II 1790 1792 gestorben Erthal kronte dessen Nachfolger Franz II den letzten Kaiser des Heiligen Romischen Reiches in Frankfurt am Main zum Konig Anschliessend fand in der Mainzer Favorite der Sommerresidenz der Mainzer Erzbischofe der letzte Furstentag des Reiches statt Kurz zuvor hatte das Reich dem revolutionaren Frankreich den Krieg erklart Erthal schloss sich dem Bundnis trotz Warnungen an und leitete damit den Untergang des seit 782 bestehenden Erzbistums und seines Kurstaates ein Die Franzosen fielen ins Reich ein am 22 Oktober 1792 kapitulierte Mainz Residenz und Festungsstadt des ranghochsten Kurfursten des Reiches kampflos Der Erzbischof und das Domkapitel verliessen die Stadt Es brach bis zum Juli 1793 die Zeit der vom Mainzer Jakobinerklub gepragten Mainzer Republik an die als erste Demokratie auf deutschem Boden gilt Der Krieg tobte noch einige Jahre weiter doch war er fur das Reich nicht zu gewinnen Im Frieden von Campo Formio gestand Osterreich Frankreich die Abtretung der linksrheinischen Gebiete zu zu denen auch Mainz gehorte Erthal residierte da schon in seiner Zweitresidenz dem Schloss Johannisburg in Aschaffenburg Mit dem Konkordat von 1801 reformierte Napoleon mit Billigung des Papstes die linksrheinische Kirche Das Erzbistum blieb zwar formal erst einmal bestehen doch faktisch existierte nun das von Napoleon neu umschriebene Bistum Mainz mit Bischof Joseph Ludwig Colmar an der Spitze Erthal versuchte daher wenigstens seinen Kurstaat zu retten was ihm aber ebenfalls nicht gelang Die endgultige Auflosung der alten Strukturen durch Exekution des Reichsdeputationshauptschlusses erlebte er jedoch nicht mehr Am 4 Juli 1802 resignierte er von allen Amtern und ubergab sie Erzbischof Karl Theodor von Dalberg Wenig spater am 25 Juli 1802 starb Erthal in Aschaffenburg und wurde dort in der Stiftskirche St Peter und Alexander begraben Die Grund und Hauptschule Erthalschule in Leider und eine Strasse in Aschaffenburg sind nach ihm benannt ebenso die Erthalstrasse in Mainz und infolgedessen auch die nach dieser in Mainzer Aussprache benannte Schuhcreme Erdal Wappen Bearbeiten nbsp Das Erthalsche Wappen am Fruhstuckspavillon im Hofgarten von AschaffenburgDas Wappen des Kurfurst Erzbischof von Mainz und Furstbischof von Worms zeigt durch ein schmalsilbergebordetes schwarzes Kreuz mit einem goldenen Gleven gelegt Deutschordenskreuz geviert in Feld 1 und 4 in Rot ein silbernes Rad Mainzer Rad und in 2 und 3 in Schwarz ein schraggelegter silberner Schlussel dessen Bart nach rechts zeigt und von goldenen Kreuzen Schindeln begleitet wird Hochstift Bistum Worms Der Herzschild in Gold ein schwarzer silberbewehrter Adler dieser tragt als Brustschild das Familienwappen geviert von Rot mit zwei silbernen Balken und Blau Einzelnachweise Bearbeiten Werner Loibl Der Vater der furstbischoflichen Erthals Philipp Christoph von und zu Erthal 1689 1748 Veroffentlichungen des Geschichts und Kunstvereins Aschaffenburg e V herausgegeben von Heinrich Fussbahn Band 64 Aschaffenburg 2016 ISBN 978 3 87965 126 9 u a S 93 225 Jahre Stiftung Mainzer Universitatsfonds Festschrift zur 225 Jahrfeier der Stiftung Mainzer Universitatsfonds 1781 2006 Eine Personlichkeit der aufgeklarten Reformbewegung in Mainz Festakt zum 200 Todestag des Mainzer Weihbischofs Johann Valentin Heimes durch Werner GuballaLiteratur BearbeitenEmanuel Leser Friedrich Karl Joseph Freiherr von Erthal In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 7 Duncker amp Humblot Leipzig 1877 S 552 557 Heribert Raab Friedrich Karl Frhr v Erthal In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 517 f Digitalisat Bernd Blisch Friedrich Carl Joseph von Erthal 1774 1802 Erzbischof Kurfurst Erzkanzler Studien zur Kurmainzer Politik am Ausgang des Alten Reiches Peter Lang Frankfurt am Main 2005 Mainzer Studien zur Neueren Geschichte Band 16 ISBN 978 3 631 53913 2 Hans Bernd Spies Friedrich Carl Joseph Freiherr von Erthal 1719 1802 Kleine kultur und sozialgeschichtliche Studien zu seiner Zeit Verlagsdruckerei Schmidt Neustadt a d Aisch 2002 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich Karl Joseph von Erthal Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Friedrich Karl Joseph von Erthal im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Friedrich Karl Joseph von Erthal in der Deutschen Digitalen Bibliothek Josef Schweigard Die Moral der Vernunft In Die Zeit 2007 29 82 vom 12 Juli 2007 Umgang mit der aufgeklarten Theologie von Felix Anton Blau 1754 1798 225 Jahre Stiftung Mainzer Universitatsfonds Festschrift zur 225 Jahrfeier der Stiftung Mainzer Universitatsfonds 1781 2006 Erthal Obelisk in Erfurt Denkmale in Erfurt 2011 VorgangerAmtNachfolgerEmmerich Joseph von Breidbach zu BurresheimKurfurst Erzbischof von Mainz 1774 1802Karl Theodor von Dalberg nur rechtsrheinisch Emmerich Joseph von Breidbach zu BurresheimFurstbischof von Worms 1774 1802Karl Theodor von DalbergErzbischofe und Bischofe von Mainz seit 1647 Vorganger Anselm Casimir Wambolt von Umstadt Erzbischofe 1647 bis 1802 Johann Philipp von Schonborn Lothar Friedrich von Metternich Burscheid Damian Hartard von der Leyen Karl Heinrich von Metternich Winneburg Anselm Franz von Ingelheim Lothar Franz von Schonborn Franz Ludwig von Pfalz Neuburg Philipp Karl von Eltz Kempenich Johann Friedrich Karl von Ostein Emmerich Joseph von Breidbach zu Burresheim Friedrich Karl Joseph von Erthal Karl Theodor von DalbergBischofe ab 1802 Joseph Ludwig Colmar Joseph Vitus Burg Johann Jakob Humann Peter Leopold Kaiser Wilhelm Emmanuel von Ketteler Sedisvakanz Christoph Moufang Diozesanadministrator Paul Leopold Haffner Heinrich Bruck Georg Heinrich Maria Kirstein Ludwig Maria Hugo Albert Stohr Hermann Volk Karl Lehmann Peter KohlgrafBischofe von Worms 1604 1803 Vorganger Philipp II Kratz von Scharfenstein Wilhelm von Efferen Georg Friedrich von Greiffenclau Georg Anton von Rodenstein Sedisvakanz 1652 1654 Hugo Everhard Cratz von Scharfenstein Johann Philipp I Graf von Schonborn Lothar Friedrich von Metternich Burscheid Damian Hartard von der Leyen Karl Heinrich von Metternich Winneburg Franz Emmerich Kaspar Waldbott von Bassenheim Johann Karl Reichsfreiherr von und zu Franckenstein Ludwig Anton Pfalzgraf von Pfalz Neuburg Franz Ludwig Pfalzgraf von Pfalz Neuburg Franz Georg Graf von Schonborn Johann Friedrich Karl Graf von Ostein Johann Philipp II Freiherr von Walderdorff Emmerich Joseph Freiherr von Breidbach zu Burresheim Friedrich Karl Joseph Reichsfreiherr von Erthal Karl Theodor von Dalberg letzter Bischof Normdaten Person GND 118703234 lobid OGND AKS LCCN n90693863 VIAF 19788898 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Erthal Friedrich Karl Joseph vonALTERNATIVNAMEN Erthal Friedrich Karl Joseph Reichsfreiherr von vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG Kurfurst und Erzbischof von MainzGEBURTSDATUM 3 Januar 1719GEBURTSORT MainzSTERBEDATUM 25 Juli 1802STERBEORT Aschaffenburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Karl Joseph von Erthal amp oldid 237993901